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KurzfilmeTranskript
00:00Untertitelung des ZDF für funk, 2017
00:30Die Kanzlei, heute spurlos.
00:36Die Turmuhr am Hamburger Bahnhof zeigt kurz nach acht.
00:39Im Hotelzimmer liegt Gellert zur Seite gedreht im Doppelbett.
00:42Er wacht auf, hebt irritiert den Kopf und blickt zur anderen Betthälfte.
00:47Dort liegt Geldermann, streckt im Schlaf ihre Hand zur Seite und streicht tastend über Gellerts Arm.
00:52Er berührt ihre Finger. Geldermann starrt ihn erschrocken an und setzt sich ruckartig auf.
01:00Sie zieht eine Haarnadel unter sich hervor und steckt ihr langes Haar im Nacken zusammen.
01:05Mir wäre sehr lieb, wenn wir das hier vergessen könnten.
01:08Ich befürchte, das wird mir schwerfallen.
01:11Sie wissen genau, was ich meine.
01:13Naja, ich weiß. Sie sind Staatsanwältin und ich der böse Strafverteidiger,
01:17der verhindert, dass die Übeltäter ihrer gerechten Strafe zugeführt werden.
01:21Also das personifizierte Böse.
01:23Zwischen uns kann es nur Feindschaft und Verachtung geben.
01:26Hat Ihnen schon mal jemand gesagt, dass Sie albern sind?
01:30Es wurde das ein oder andere Mal erwähnt.
01:34Gleichzeitig nehmen Sie Ihre Handys von den Nachttischen.
01:38Was Dringendes?
01:39Ein Mordfall. Ich hoffe nur, dass Ihr Anruf damit nichts zu tun hat.
01:44Nein, das ist nur eine unrechtmäßige Kündigung.
01:47Nicht eilig.
01:49In Ihre Decke gehüllt.
01:50Das heißt, Sie können zuerst ins Bad.
01:52Geht Geldermann zum Bad.
01:54Überaus großzügig.
01:55Gellert schmunzelt.
01:58Die zwei kommen aus dem Hotel.
02:00Ohne ihn anzusehen, stolziert sie nach links über das regennasse Pflaster davon.
02:04Er schaut ihr amusiert nach und geht in die andere Richtung.
02:08Geldermann dreht sich noch einmal nach ihm um.
02:10Gellert ins Handy.
02:11Gellert, ich hätte gerne mit Herrn Arnold gesprochen.
02:13Wer ich bin? Wer sind Sie bitte?
02:17Ich bin der Anwalt von Herrn Arnold.
02:20Nein, ich komme persönlich vorbei.
02:21Sagen Sie bitte nur, dass ich auf dem Weg bin.
02:23In der Kanzlei schenkt Charlie sich an der Schmühle Kaffee aus einer Thermoskanne ein.
02:28Charlie?
02:29Ist Ihr Vater noch nicht da?
02:31Ja, mit mir redet er ja nicht.
02:33Also er redet schon mit mir.
02:34Er sagt guten Tag, er sagt auf Wiedersehen, er sagt ich brauche diesen Schriftsatz, aber das...
02:38Was dann auch?
02:38Vielleicht sollten Sie ihm ja ein bisschen entgegenkommen.
02:41Marion sitzt mit einer Tasse am Tisch.
02:43Ja, ich weiß.
02:44Aber das liegt mir nicht so.
02:45Und wenn er mit dem Kopf immer ganz woanders ist, dann fällt mir das erst recht schwer.
02:48Und jetzt ist er nicht nur mit dem Kopf ganz woanders, jetzt ist er überhaupt ganz woanders.
02:51Ja, das stimmt.
02:53Fragt sich nur wo.
02:55Vielleicht ist es ja bei ihm auch ein bisschen später geworden.
02:58Woher willst du denn wissen, dass es bei mir später geworden ist?
03:00Na, eigentlich würde man bei dir ja vermuten, dass du über irgendwelchen Akten gebrütet hast.
03:05Aber du strahlst ja förmlich.
03:07Lass mich raten.
03:08Ein Date mit deinem Fitness-Guru.
03:10Mama, es war kein Date. Das war ein Mandant, der sich für meine gute Arbeit bedankt hat.
03:15Klar.
03:16Und hat er sich bedankt?
03:17Ich meine, nach dem Essen.
03:19Oh, Mama.
03:20Sei doch nicht so prüde. Ich denke, du bist ein Kind der 68er.
03:24Charlie?
03:24Freie Liebe. Immer während der Partys und so.
03:27Verdrückt sich.
03:27Also, war es gut.
03:29Ich weiß noch nicht, wie es sich entwickelt. Ich lasse es langsam angehen. Und mehr sage ich jetzt auch dazu nicht.
03:35Sie kommt wieder.
03:36Entschuldigung.
03:36Ähm, Dr. Hochstetten hat angerufen. Er sagt, er braucht dringend Hilfe. Er wollte eigentlich meinen Vater sprechen, aber der hatte diesen Arbeitsrechtsfall.
03:42Und jetzt wollte ich fragen, ob ich ihn weiter versuchen soll zu erreichen, oder?
03:45Schon gut.
03:46Ich fahre da hin.
03:47Wer ist Dr. Hochstetten?
03:48Der Psychiater, der uns bei unserem letzten Fall geholfen hat.
03:51Lass es, Mama.
03:52Ich habe nichts gesagt.
03:53Auf dem Parkplatz vor dem Polizeirevier treffen Gellert und Geldermann aufeinander.
03:58Unrechtmäßige Kündigung, ja?
04:00Äh, äh, ja. Keine Ahnung, warum mein Mandant plötzlich verhaftet worden ist.
04:05Ich kenne ihn nicht persönlich. Wir waren heute Morgen verabredet, um über seinen Fall zu sprechen.
04:10Und Ihr Mandant heißt nicht zufällig Henning Arnold?
04:13Äh, doch. Können Sie mir sagen, warum der verhaftet worden ist?
04:17Wir haben doch vorhin was von einem Mordfall gesagt.
04:19Unser Treffen gestern. Unsere gemeinsame Nacht. Hat das was damit zu tun?
04:25Haben Sie das gemacht, weil Sie dachten, dass Sie so leicht an Informationen für Ihren Fall rankommen?
04:29Nein, für mich war das bis eben ein Fall unrechtmäßiger Kündigung.
04:33Selbst wenn ich gewusst hätte, dass daraus mehr wird, woher hätte ich denn wissen sollen,
04:36dass Sie die zuständige Staatsanwältin sind.
04:38Also, äh, worum geht das?
04:40Also, ich weiß bisher nur, dass Ihr Mandant verdächtigt wird, seinen Chef umgebracht zu haben.
04:46Also, den Mann, von dem er glaubt, dass er ihn unrechtmäßig gekündigt hätte.
04:51Und glauben Sie bloß nicht, dass ich diesen Fall abgeben würde, nur weil wir miteinander...
04:56Streng sieht Gellert sie an. Der schluckt.
04:58Was auch immer.
04:59Sie lässt ihn stehen. Er folgt.
05:01Ich fand dieses, äh, was auch immer, sehr schön.
05:04Aber das hält mich nicht davon ab, meinen Mandanten zu verteidigen.
05:07Und Sie sicher nicht davon, ihn anzuklagen.
05:09Worauf Sie sich verlassen können.
05:11Da ist doch alles klar.
05:12Was wirft die Polizei vor?
05:15Yannick Purotsch, Chef der...
05:17Purotsch.
05:17Geldermann wischt sich über die Wange.
05:20Chef der Firma Stiegomet wird seit drei Tagen vermisst.
05:23Als er zu einem wichtigen Meeting nicht erschienen ist, hat seine Sekretärin die Polizei alarmiert.
05:27Und die Beamten haben bei ihm zu Hause genug Blut und Kampfsprung gefunden,
05:30dass sie von einem Verbrechen ausgehen.
05:32Was hat mein Mandant damit zu tun?
05:34Es gibt Zeugen, dass er sich mit dem Verschwundenen vor seinem Verschwinden
05:37auf dem Firmenparkplatz handgreiflich gestritten hat.
05:41Und nach dem, was ich bis jetzt weiß, hatte er gute Gründe dafür.
05:46Danke.
05:47Sie weicht Gellerts ausgestreckte Hand aus und blickt ihm nach.
05:50Am Eingang des Reviers zieht er noch einmal zu ihr.
05:53Geldermann lächelt versungen.
05:56Dieser beim Psychiater Dr. Hochstecken.
05:57Der Patient kam zu mir, weil er Probleme mit seinem Aggressionsverhalten hat.
06:02Er führte das hauptsächlich auf seine Ehefrau zurück, die ihn ständig kränkt und der er nichts recht machen kann.
06:08Ich habe dann versucht, mit ihm gemeinsam Strategien zu entwickeln, wie er damit umgehen kann.
06:13Ich habe ihm zum Beispiel vorgeschlagen, dass er doch mit seiner Frau zusammenherkommen soll.
06:17Das hat er aber abgelehnt, weil er meinte, wenn sie wüsste, dass er zum Psychiater geht,
06:21dann würde sie das nur ausnutzen, um noch mehr runterzumachen.
06:22Isa starrt auf den Teppich.
06:25Und jetzt verklagt er Sie ja? Wegen was?
06:28Kommt gleich, kommt gleich.
06:31Also bei unserer letzten Sitzung, da war er plötzlich total befreit.
06:36Ist alles in Ordnung?
06:37Ja, aber da liegt ein Füller.
06:40Ach so.
06:41Sie hebt ihn auf.
06:42Danke.
06:44Mit spitzen Fingern legt Isa den Füller ab, zieht ein Feuchttuch hervor
06:47und wischt verbissen über ihre tintenbekleckste Hand.
06:50Also nehmen Sie mir das jetzt nicht übel, bitte, aber das wirkt ein wenig manisch.
06:55Waren Sie deswegen schon mal in Behandlung?
06:57Ich bin hier, um Ihnen zu helfen, nicht umgekehrt. Erzählen Sie doch bitte weiter.
07:01Im Polizeirevier. Ein Jüngerer mit Brille.
07:03Das ist doch völlig absurd. Warum sollte ich Yannick umbringen?
07:05Da fallen wir gleich mehrere Gründe ein. Und das wird die Staatsanwaltschaft auch so sehen.
07:11Sie haben die Firma Stigome zusammen mit Yannick Kurotz gegründet und zum Erfolg geführt.
07:16Er hat es geschafft, sie auszuboten, sodass sie plötzlich nur noch Angestellter in ihrer eigenen Firma waren.
07:21Und jetzt wollte er sie auch noch kündigen.
07:24Deswegen bringt man doch keinen um.
07:25Morde sind schon wegen sehr viel weniger passiert.
07:29Und es gibt offenbar Zeugen, die gesehen haben, dass sie sich mit Yannick Kurotz gestritten haben.
07:35Er wollte mich nicht in mein Büro lassen, um meine privaten Sachen rauszuholen.
07:38Ich hatte Ihnen doch bei unserem Telefonat geraten, sich von ihm fernzuhalten,
07:42um ihm keine weiteren Argumente für eine Kündigung zu geben und mich alles regeln zu lassen.
07:47Ich weiß. Aber ich brauchte meinen Rechner.
07:50Der gehört nämlich mir und was da drauf ist auch.
07:52Ich wollte nicht, dass Yannick sich das auch noch krallt.
07:54Aber ich habe ihn nicht umgebracht. Sie müssen mir das glauben.
07:57Wie ist es denn überhaupt dazu gekommen?
08:00Wir waren eine gute Paarung.
08:03Ich war der begabte Softwareentwickler und Yannick der Typ, der die Leute belabern konnte, uns Kapital zu bieten.
08:08Aber der hat sich total überschätzt, hat sich mehr und mehr übernommen.
08:12Und als ich versucht habe, ihn davon abzuhalten, kam es zum Streit.
08:15Er hat dann die Kapitalgeber gegen mich aufgebracht,
08:17es geschafft, mich aus der Geschäftsleistung zu drängen und mich abzufinden.
08:20Sie sind angestellte Entwickler geblieben, haben aber seiner Meinung nach versucht,
08:26seinen Ruf in der Firma zu schädigen.
08:28Ich habe nur laut gesagt, was alle gemerkt haben, dass er die Firma gegen die Wand fährt,
08:33weil er andere Firmen aufkauft, bevor wir selber ausreichend Gewinn machen konnten.
08:37Er hat versucht, Sie endgültig loszuwerden.
08:40Also erzählen Sie mir nicht, dass es bei dem Streit nur um den Rechner ging.
08:43Natürlich nicht. Aber ich habe ihn nicht umgebracht.
08:47Bei Dr. Hochstetten?
08:48Als ich Herrn Strecke fragte, warum es ihm denn scheinbar so viel besser ginge,
08:53da hat er mir gesagt, er habe beschlossen, seine Frau umzubringen.
08:57Und dann hat er mir im Detail erläutert, was er bereits alles unternommen hat,
09:02Moment.
09:03Isa wischt den Füllherr ab.
09:04Unternommen hat, welches Gift er im Internet bestellt hat und so weiter und so fort.
09:08Danke.
09:09Sie gibt ihn ihm.
09:10Ja, aber das haben Sie doch sicher versucht, ihm auszureden, oder nicht?
09:13Ja, natürlich. Aber er war total euphorisiert.
09:16Er hat sich gefreut, weil er meinte, ihm jemanden zu haben, dem er alles erzählen kann,
09:20weil ich durch die Schweigepflicht gebunden sei und niemandem etwas verraten dürfe.
09:24Isa hebt die Hand.
09:25Das ist ja so nicht richtig.
09:27Also wenn Sie Informationen von einem Patienten haben, dass er jemand anderen an Leib und Leben bedroht,
09:32dann können Sie das natürlich der Polizei mitteilen.
09:34Und das haben Sie ja sicher auch getan, oder?
09:36Ja, natürlich. Und genau das ist ja das Problem.
09:39Ich habe gegen die Schweigepflicht verstoßen.
09:42Und ich tue das im Grunde genommen genau jetzt schon wieder,
09:45indem ich Ihnen von den Sitzungen mit diesem Mann erzähle.
09:47Nein, selbst wenn das vor Gericht käme, was ich stark bezweifle,
09:50dann würde Sie keinen Richter deswegen verurteilen.
09:52Das Problem ist aber folgendes.
09:54Der Mann hat gar keine Frau.
09:57Er hat auch keine Lebensgefährtin. Er lebt allein.
10:00Und er behauptet jetzt, er hätte mir nur von seinen Träumen erzählt, von Gewaltfantasien.
10:06Und ich hätte diese seine intimsten Geheimnisse und Gedanken öffentlich gemacht.
10:12Und jetzt verklagt er mich nicht nur.
10:14Er hat auch Bewertungen auf allen Ärztebewertungsportalen gepostet.
10:17Wenn die Patienten da lesen, dass ich ihre Geheimnisse verrate,
10:20was glauben Sie, wie lange ich noch Patienten habe?
10:22In der Kanzlei.
10:24Ein Kurier hinterlässt Charlie einen großen Karton,
10:27nimmt sein Quittiergerät und geht.
10:30Charlie trägt den Karton zu Marion am Empfangstisch.
10:32Die steht auf und mustert die Lieferung.
10:35Gehört es nicht zu deinen Aufgaben, die Post zu öffnen?
10:39Ja, Post für die Kanzlei.
10:41Aber das sieht mir nach was Privatem aus.
10:43Wie willst du das wissen, wenn du es nicht aufmachst?
10:45Naja, es ist persönlich an Frau von Brede adressiert.
10:47Ja, ich bin Frau von Brede.
10:48Sie schlitzt das Packband auf und öffnet den Karton.
10:51Beklommen sieht Charlie zu.
10:53Vielleicht habe ich mich doch geirrt.
10:54Im Karton ist Fitness-Zubehör.
10:56Tag Charlie, Tag Frau von Brede.
10:58Charlie, ich habe einen dringenden Auftrag für dich.
11:00Sagt dir der Name?
11:01Janik Korotz was?
11:03Nein.
11:04Doch, das ist der Chef von Stigomid.
11:06Das ist ein Start-up, das Software für Telemedizin entwickelt.
11:10Hat sehr gute Bewertungen.
11:11Woher kennen Sie Stigomid?
11:13Ich lese Zeitung.
11:14Außerdem war ich ja mal die Frau eines Geschäftsmanns.
11:16Da bleibt man auf dem Laufenden.
11:18Was ist mit Janik Korotz?
11:19Ist das unser Mandant?
11:21Nein, die Polizei geht davon aus, dass Herr Korotz tot ist
11:23und dass unser Mandant ihn umgebracht hat.
11:25Wir müssen so viel wie möglich über Herrn Korotz rausfinden.
11:28Vor allem, ob er sich Feinde gemacht hat.
11:30Was ist das denn?
11:31Das haben wir auch noch nicht rausgefunden.
11:33Gellert greift nach einer Faszienrolle.
11:35Das sind Sportsachen.
11:37Hey, das sind meine Sachen.
11:40Die gehen euch gar nichts an.
11:42Wie kommst du dazu, mein Paket aufzumachen?
11:44Das war er nicht.
11:45Das war ich.
11:46Ich dachte, ist für mich Stand von Brede drauf.
11:49Mama, du wohnst hier nicht.
11:51Also kriegst du hierher auch keine Post.
11:52Isa schnappt sich den Karton und trägt ihn in ihr Büro.
11:56Gellert folgt ihr.
11:57Dr. Hofstetten hat angerufen.
11:59Der brauchte deine Hilfe.
12:02Ich hab das mal übernommen.
12:04Warum kommst du denn jetzt erst ins Büro?
12:06Mein Mandant ist völlig überraschend wegen Mordverdacht festgenommen worden.
12:10Ich war gerade bei der Polizei.
12:13Das mit deinem Trainer scheint ja doch was Ernstes zu sein,
12:16mit dem dich motiviert, Sport zu machen.
12:18Ich hab immer schon Sport gemacht.
12:19Na ja?
12:20Ja, du weißt ja auch nicht alles über mich.
12:23Und was den mir betrifft, der...
12:24Gellert schaut anzüglich.
12:26Das ist ein Mandant.
12:28Ein ehemaliger Mandant.
12:29Sonst nichts.
12:30Sie rauscht in den Empfangsraum.
12:32Er grinst verkniffen.
12:34Charlie, ich möchte, dass Sie was über den Mann rausfinden, der unser Mandant Dr. Hochstetten verklagt.
12:40Er war Patient bei ihm und er beschuldigt ihn, die Schweigepflicht gebrochen zu haben.
12:45Ich weiß nur, dass er hier in Strecke heißt und dass er bei der Müller vorarbeitet.
12:49Ein Kerl, der mal der Müller vorarbeitet, geht zum Psychiater.
12:52Die Welt wird immer verrückter.
12:53Mama ist ja nun auch ein dummes Vorurteil.
12:55Gucken Sie mal in den sozialen Medien.
12:58Und ansonsten finden Sie raus, wo der arbeitet.
13:00Fahren Sie dahin, reden Sie mit ihm und fühlen ihn auf den Zahn.
13:03Wir müssen wissen, warum er diese Lügengeschichten über seine angebliche Ehefrau erzählt.
13:07Wenn Sie sagen, auf den Zahn fühlen, meinen Sie damit persönlich?
13:11Ja, so macht man das normalerweise.
13:14Also ich versuche, das eher zu vermeiden.
13:16Außerdem soll Charlie was für mich über die Firma des Mordopfers rausfinden.
13:21Das kann ich doch machen.
13:23Moment, also selbst wenn ich das irgendwie schaffe, mit ihm in Kontakt zu treten,
13:26wird er mir nicht einfach irgendwas erzählen.
13:27Ich meine, die Leute erzählen mir überhaupt nichts,
13:29weil die merken, dass mich das gar nicht interessiert.
13:31Und damit haben Sie auch recht.
13:32Ich meine, die erzählen mir nichts, ich erzähle denen nichts.
13:33Ja, aber der muss ihnen ja auch nichts erzählen.
13:36Ich will ja nur einen ersten Eindruck, was das so für einer ist.
13:40Der hat ja unserem Mandanten, seinem Psychiater, erzählt,
13:42dass er seine Ehefrau umbringen will.
13:44Ja, nun stellt sich aber raus, er hat gar nichts.
13:47Also ich meine, wer sowas zusammenfantasiert, der hat ja wohl eine ernsthafte Störung.
13:51Und sowas merkt man eben, wenn man mit jemandem redet.
13:54Also wenn er mit mir redet, dann merkt er zuerst, dass ich eine Störung habe.
13:57Einige Störungen.
13:59Demir tritt ein.
14:00Gellert schaut verblüfft.
14:01Isa dreht sich zur Tür um.
14:03Ich hoffe, ich störe nicht.
14:04Fasziniert statt Marion auf Demir.
14:06Ich wollte dich fragen, ob du Lust hast, mit mir zum Mittag zu essen.
14:08Isa lächelt und dreht sich kurz zu den anderen dreien um.
14:12Ihrer Mutter steht der Mund offen.
14:14Ja, gerne.
14:16Prima.
14:17Ich warte dann draußen.
14:19Demir lächelt Isa zu.
14:22Marion springt auf und schaut durch die Türscheibe auf den Fitnesstrainer.
14:25Na, das ist ja mal eine Zuckerschnitte.
14:28Also Mama, das ist aber Sexist.
14:31Ich weiß, aber das macht ja solchen Spaß.
14:33Ist ja nur ein Mandant, sogar ein ehemaliger Mandant.
14:37Isa geht und wirft den dreien einen genervten Blick durch die Türscheibe zu.
14:40Ich muss auch noch mal los.
14:44Schauen Sie sich diese Firma von diesem Kuroz genau an.
14:48Gellert geht ebenfalls.
14:49Ein Blick auf den Turm des Michels und die tanzenden Türme, zwei schiefe Hochhäuser.
14:54An der Essensausgabe eines Restaurants bekommt Isa einen Teller mit einem kleinen Salat,
14:58dem ihr einen üppiger gefällt.
15:02Guten Appetit.
15:03Danke.
15:04Ist das alles, was du zum Mittag isst?
15:06Ja, ich muss im Moment ein bisschen aufpassen.
15:08Also ich als Experte finde ja nichts.
15:12Weißt du, ich will wieder mit dem Laufen anfangen.
15:16Und wenn ich zu schwer bin, dann geht es ja auf die Sprunggelenke.
15:19Ja, das stimmt.
15:21Trotzdem brauchst du Energie.
15:22Also, wenn du willst, nur wenn du willst, stelle ich den Ernährungsplan zusammen.
15:26Hier geht ihr voran.
15:28Isa verdreht die Augen.
15:29Ja, gerne.
15:30Und lächelt verkrampft.
15:32In Geldermanns Stammrestaurant.
15:34Sie sitzt mit einem Kaffee am Tisch.
15:35Gellert nimmt ihr gegenüber Platz.
15:38Echt jetzt?
15:41Unsere Abmachung bei unserem letzten Fall war, wenn ich verliere, komme ich nie wieder.
15:46Da ich gewonnen habe, könnte man im Umkehrschluss argumentieren, dass ich jetzt jederzeit herkommen kann.
15:53Dann werde ich mir wohl ein neues Restaurant suchen.
15:56Hören Sie.
15:57Versuchen Sie es erst gar nicht.
15:59Ich werde mit Ihnen nicht über den neuen Fall reden.
16:01Was die letzte Nacht...
16:03Darüber werde ich erst recht nicht reden.
16:05Das war ein Fehler.
16:07Er schluckt.
16:09Mein ganzes Leben ist eine Aneinanderreihung von Fehlern.
16:13Aber das ist ausnahmsweise mal einer, den ich nicht bedauche.
16:19Forschend erwidert Geldermann Gellerts Blick und senkt den Kopf.
16:22Sie sollten mit Ihrem Mandanten sprechen und ihm raten, mit der Polizei zu kooperieren und Ihnen zu sagen, wo Sie die Leiche von Janik Kurotz finden können.
16:31Ja, wenn es keine Leiche gibt, wenn Kurotz sich nur eine Auszeit genommen hat, nach allem, was ich gehört habe, ist er öfter mal verschwunden.
16:39Die Beamten haben nicht nur Blut im Kurotz Haus gefunden, sondern auch am Wagen ihres Mandanten.
16:45Hinten an der Stoßstange und am Kofferraumdeckel.
16:48Es wird zwar noch untersucht, aber ich bin mir sicher, dass es auch vom Opfer stand.
16:52Wissen Sie eigentlich, wie schlimm das für die Angehörigen ist?
16:55Diese Ungewissheit?
16:56Wenn er uns sagt, wo die Leiche ist, dann baue ich ihm eine goldene Brücke.
17:04Ich werde mit ihm reden.
17:07Wenn Sie wissen wollen, was dabei herausgekommen ist, ich bin heute spätabends wieder in der Bar.
17:14Schön für Sie. Ich garantiert nicht.
17:18Zwei Jungs spielen auf einem Weg Fußball.
17:20Charlie geht an ihm vorbei und überquert eine Straße.
17:23Auf der anderen Straßenseite öffnet ein junger Müllmann ein Containerhaus.
17:29Er zieht einen Müllcontainer heraus und schiebt ihn zum Gd-Brad.
17:33Charlie bleibt mit Abstand von ihm stehen und beobachtet den Mann.
17:39Mit dem Fuß drückt der Müllmann auf einen Bremsriegel an einer Rolle des Containers und entfernt sich.
17:45Konzentriert blickt Charlie zu einem schwarzen gepackten Auto und einem Haufen Sperrmüll dahinter.
17:49Der Fußball der Jungs rollt auf sie zu. Sie nimmt ihn, atmet durch und kickt ihn auf den Sperrmüll.
17:56Ein Brett fällt um, ragt auf den Bremsriegel des Containers.
18:00Der rollt auf der schwarze Auto.
18:01Der Müllmann beim nächsten Haus spurtet bloß, Charlie ebenfalls.
18:05Knapp vor dem schwarzen Auto stoppen sie den Container.
18:08Hey, das war cool, danke, danke.
18:15Mann, wenn der ins Auto geknallt wäre, ich hätte so tierisch Ärger gekriegt.
18:19Hey, wart ihr das? Wenn ich euch erwische!
18:21Die zwei Jungs laufen davon. Der Müllmann wendet sich Charlie zu.
18:25Nicht eine reife Leistung.
18:26Ich meine, für so ein zartes Fräulein wie Sie.
18:29Äh, ich meine zarte Frau wie Sie natürlich.
18:33Er hat mich den Arsch gerettet, verzeihen Sie die Ausdrucksweise.
18:35Macht nichts. Ich bin mit der Bezeichnung menschlicher Körperteile durchaus vertraut.
18:39Der war gut.
18:41Ähm, ich weiß, das ist jetzt ein bisschen plötzlich, ja, aber meine Kollegen sind gleich hier
18:45und dann kriege ich Ärger, wenn der Container nicht richtig steht.
18:48Also frage ich gerade gleich raus, ähm, hätten Sie mal Lust mit mir auszugehen?
18:52Nein. Also das ist keine gute Idee, weil ich, also ich komme gerade aus einer schweren Beziehung.
19:00Ach, es tut mir leid.
19:01Ja, ich weiß auch nicht, woran es immer liegt. Also wahrscheinlich an mir.
19:04Ich habe schon überlegt, ob ich mir mal einen Therapeuten suche.
19:07Tun Sie das nicht, ja, die stellen alles nur auf den Kopf und ruinieren in ihr Leben, ja.
19:10Aber da haben Sie auch einen wunden Punkt bei mir erwischt.
19:13Schlechte Erfahrung.
19:14Allerdings, ja. Aber ich, ähm, ich würde Sie wirklich gerne näher kennenlernen.
19:17Ich habe das Gefühl, Sie sind was Besonderes.
19:19Hey!
19:20Der Kollege.
19:21Mach mal hin!
19:21Ja, ist das schon gut?
19:24Gehen Sie nicht weg.
19:25Der Müllmann schiebt den Container davon.
19:27Charlie Hauder. Im Polizeiprevier. Arnold, der mit Brille.
19:31Ich habe keine Ahnung, wie da Blut hinkommt.
19:33Ja, ich habe Janik bei unserem Streit was auf die Nase gegeben, ja.
19:37Aber das war in der Lobby von der Firma und nicht draußen an meinem Wagen.
19:39Gellert setzt ihm gegenüber.
19:41Ich erkläre Ihnen jetzt mal was.
19:42Wenn Sie glauben, dass Sie nicht angeklagt und verurteilt werden können, nur weil es keine Leiche gibt, da liegen Sie falsch.
19:49Sie können auch aufgrund von ausreichenden Indizien verurteilt werden.
19:53Und was wollen Sie mir damit sagen?
19:55Dass ich was gestehen soll, was ich nicht gemacht habe?
19:57Ich dachte, Sie sind auf meiner Seite.
19:59Das bin ich auch.
20:00Deswegen muss ich Sie so gut wie möglich beraten.
20:03Und das kann ich nur, wenn Sie mir die Wahrheit sagen.
20:06Ja, aber das tue ich doch!
20:07Arnold springt auf, setzt sich wieder und legt eine Hand vor den Mund.
20:11Noch ist nicht ganz klar, wann das Opfer das letzte Mal gesehen wurde, also welche Tatzeit von den Behörden angenommen wird.
20:17Und deswegen müssen wir genau rekapitulieren, wo Sie nach dem Streit mit Kuroz überall waren und wer Sie da gesehen hat.
20:26Da kann mich keiner gesehen haben.
20:27Ich war zu Hause in meiner Wohnung, hat mich betrunken.
20:31Rausgegangen bin ich da nicht mehr.
20:32Und gefahren sind Sie dann doch sicher auch nicht mehr.
20:34Also hat der Wagen vor der Tür gestanden und kann von Nachbarn gesehen worden sein.
20:39Das könnte helfen.
20:40Nein.
20:41Verzweifelt zieht Arnold zur Decke.
20:43In der Kanzlei.
20:44Der hat eindeutig eine Macke.
20:45Der hat mich einfach angemacht.
20:47Ist der aggressiv geworden?
20:49Nein.
20:49Der hat versucht, sich mit mir zu verabreden.
20:51Das ist doch nett.
20:52Nein, das ist seltsam.
20:54Vielleicht bist du ein bisschen zu jung, um dich daran zu erinnern.
20:56Aber es gab mal eine Zeit.
20:57Da gab es keine Apps für die Partnersuche.
21:00Da musste man aktiv werden, wenn man jemanden kennengelernt hatte, der einem gefiel.
21:04Sonst musste man eine von diesen Annoncen aufgeben.
21:06In der U-Bahn.
21:08Du hast mich angelächelt.
21:09Es war zu schüchternd, dich anzusprechen.
21:11Ich habe ihn nicht angelächelt.
21:12Können wir jetzt mal zum Thema zurück?
21:14Wie war Ihr Eindruck?
21:16Hatten Sie das Gefühl, der ist irgendwie verrückt?
21:18Nein.
21:19Vielleicht ein bisschen einfach gestrickt.
21:21Aber ansonsten völlig normal.
21:22Ich meine, so gut man das so zwischen Tür und Angel überhaupt sagen kann.
21:25Na, vielleicht solltest du dich doch mit ihm verabreden, um da mehr Zeit zu haben.
21:29Nein, nein.
21:30Ich werde mich mit ihm verabreden.
21:32Können Sie mal rausfinden, wann er seine Tour beendet hat?
21:34Kein Problem.
21:35Marion sitzt vor dem Computer.
21:36Also, dieses soziale Medienzoll ist ja der Wahnsinn.
21:39Am Anfangstisch.
21:40Früher hatten alle einen Horror davor, auf dem Dorf zu leben.
21:42Hallo.
21:43Hallo.
21:43Gellert kommt.
21:44Na, weil da jeder alles mitkriegt, was sie tun.
21:46Aber jetzt posaunen die Leute das alles raus.
21:49Sodass das nicht nur der Nachbar weiß, sondern alle anderen auch.
21:53Und ich meine Leute, die das echt nichts angeht.
21:55Aber wenn man schnell was rauskriegen will, das ist echt toll.
21:59Oh Mann.
21:59Was ist?
22:01Die Nachricht vom Mord an Janne Kurotz ist raus.
22:03Was?
22:04Also sicher nicht in den offiziellen Nachrichten.
22:06So schnell gibt die Polizei sowas nicht raus.
22:08Nein, aber in den sozialen Medien mit jeder Menge Details.
22:11Mit Blick auf den Bildschirm.
22:12Das sind ja mehr Details, als die Staatsanwaltschaft mir gegeben hat.
22:14Wo zum Teufel haben die das her?
22:16Seit wann versorgt uns denn die Staatsanwaltschaft mit Details?
22:19Die Staatsanwaltschaft wollte wohl klar machen, dass meine Mandanten nur mit einem Geständnis zu helfen ist.
22:27Oh, Mist. An der Börse ist die Nachricht bereits angekommen. Die Aktie Stigomit ist im freien Fall.
22:33Mama, seit wann verstehst du was von Aktien?
22:36Ach, ich verstehe nichts davon, aber ich kann lesen.
22:38Du interessierst dich doch gar nicht dafür.
22:40Sie hat ihrer Freundin Waltraud geraten, da zu investieren.
22:42Obwohl sie nichts davon versteht?
22:44Ich habe mal was drüber gelesen. Und Waltraud wird jetzt eine Menge Geld verlieren. Und nicht nur sie.
22:48Das betrifft sicher noch eine Menge anderer Anleger.
22:51Also, Herr Strecke hat seine Route für heute beendet und hat morgen eine spätere Schicht.
22:54Der fängt erst um zehn an.
22:56Naja, ich schicke Ihnen die Adresse trotzdem auf Ihr Telefon.
22:58Wollen Sie seine private auch haben?
22:59Ja, nein. Ich werde versuchen, ihn morgen im Betrieb irgendwie zu erreichen.
23:04Vielleicht kannst du ja seine Privatadresse noch für was anderes gebrauchen.
23:09Ganz sicher nicht.
23:10Na, sei vorsichtig. Je älter man wird, desto mehr erinnert man sich nicht nur an das Schöne, was man erlebt hat.
23:15Sondern auch an verpasste Gelegenheiten.
23:18Gellert und Isa sehen sich ernst an.
23:19Und die ergeben sich nicht immer da, wo man sie erwartet.
23:22Portalkräne ragen um den rücklichen Abendhimmel auf.
23:25Die Lichter der Stadt leuchten in der Dunkelheit.
23:28In Isas Büro. Gellert sitzt auf der Bank am Fenster.
23:31Willst du echt joggen?
23:33Ja, warum denn nicht?
23:34Ich meine, man muss ja auch mal was für sich tun.
23:36Ja, wenn man das für sich tut und nicht für jemand anderen.
23:40Scheint dir ja sehr ernst zu sein mit deinem Fitnesstrainer.
23:44Ja, könnte was Ernstes werden.
23:46Er senkt den Blick.
23:47Stört dich das?
23:50Nein.
23:51Deine Mutter, die hat da was sehr Kluges gesagt.
23:54Es gibt zu wenige Gelegenheiten, als dass man die einfach ignorieren kann.
24:00Ich meine, es steht uns ja zu, jemanden zu haben.
24:03Es gibt ja nicht nur Arbeit.
24:05Ja.
24:06Teddy schaut zwischen den beiden hin und her.
24:08Willst du mir damit was sagen?
24:10Ja, dass du das mit dem Laufen lieber lassen solltest.
24:13Was, wenn du da zusammenklappst, dann macht das sicher keinen guten Eindruck.
24:16Ich klappe nicht zusammen im Gegensatz zu dir.
24:19Denn ich ernähre mich gesund.
24:21Ich würde dich mit links abhängen.
24:23Das möchte ich sehen.
24:24Ja, das kannst du, wenn es wieder warm wird.
24:26Ach, darauf brauchen wir doch gar nicht zu warten.
24:27Doch beim Laufen, da wird uns warm.
24:29Also mir, du sitzt nach 100 Metern auf der nächsten Parkbank.
24:32Okay, dann morgen.
24:36Na, erstmal müssen wir uns um unsere Fälle kümmern.
24:38Ja, gut. Aber dann gibt es keine Ausreden mehr.
24:41Ich muss.
24:42Hast du noch eine Verabredung?
24:44Also so würde ich das jetzt nicht nennen.
24:47Gute Nacht.
24:48Gute Nacht.
24:50Im Empfangsraum.
24:51Ein Fitnessband ist oben an einer Tür eingehängt.
24:54Dieser hält es an zwei Griffen umklammert und rutscht in ihren Socken hilflos weg.
24:59Sie schwingt einen Huller-Hub-Reifen um die Taille.
25:01Ja, ja, ja, ja.
25:02Er plumpst zu holen.
25:04Nein.
25:05Erneut zieht sie an den Bändern.
25:09Und er schlaft.
25:10Ich glaube, das wird nichts mehr.
25:12Wir lassen das für heute, oder?
25:14Wir gehen Gassi, wir zwei, das können wir.
25:17In St. Pauli rollt der Verkehr an Hafenkneipen vorbei.
25:21Gellert sitzt an der Hotelbar.
25:23Guten Abend.
25:24Scotch, bitte.
25:24Ja.
25:25Geldermann kommt dazu.
25:26Für mich dasselbe, bitte.
25:27Gerne.
25:28Verblüfft lächelt Gellert sie an.
25:30Bilden Sie sich bloß nichts ein.
25:32Ich bin hier, weil ich Fragen habe.
25:33Ich auch.
25:34Hier meine Erste.
25:36Finden Sie es nicht albern, dass wir uns weiter sitzen?
25:39Bitte.
25:40Der Barmann serviert den Scotch.
25:42Ich will von Ihnen wissen, ob Sie all die Details zur Mordfallkurz im Netz ausposaunt haben.
25:48Ich denke, wir sollen nicht über unsere Fälle reden.
25:50Na, um unsere Jugendsünden gegenseitig zu erzählen, käme jetzt noch nicht gut genug, oder?
25:56Also.
25:58Das waren ja sehr viel mehr Details, als Sie mir erzählt haben.
26:00Woher hätte ich das alles wissen sollen?
26:02Von Ihrem Mandanten.
26:04Und habe nichts Besseres zu tun, als das öffentlich zu machen.
26:06Wie soll das meinem Mandanten helfen?
26:07Für mich ist das kein Mordfall, sondern eine Vermissten-Sache.
26:10Zumindest bis Sie mir und dem Gericht das Gegenteil beweisen.
26:14Das Informationsflex sollten Sie lieber bei der Polizei suchen.
26:17Er greift zu seinem Glas.
26:19Ist das ein Trick?
26:21Das Ganze hier?
26:23Um einen direkten Draht zur Staatsanwaltschaft zu haben?
26:26Nein.
26:28Um einen besseren Draht zu Ihnen zu haben.
26:32Warum so misstrauisch?
26:33Sie wissen, woran man merkt, dass ein Anwalt lügt?
26:36Ja, ja.
26:37Seine Lippen bewegen sich.
26:38Aber Sie sind auch Anwältin, auch wenn Sie für den Staat arbeiten.
26:41Und Ihre Lippen bewegen sich auch.
26:44Und was für Lippen.
26:45Gellert steht auf, legt einen Arm um Geld am Mann und küsst sie leidenschaftlich.
26:55Hinter den Hafenanlagen geht rötlich die Sonne auf.
26:58Die Turmuhr am Hamburger Bahnhof zeigt Viertel nach Acht.
27:01Im Hotelzimmer drehen sich Gellert und Geldermann schlaftrunken zueinander.
27:06Sie streckt ihren Arm nach ihm aus.
27:09Er streicht sanft darüber und lächelt.
27:11Verliebt sieht sie ihn an.
27:15Geldermann nimmt ihr Handy vom Nachttisch.
27:19Geldermann?
27:21Sie setzt sich halb auf.
27:23Wie geht es ihm? Hat er schon was ausgesagt?
27:26Nein, ich fahre selbst ins Krankenhaus und rede mit ihm.
27:28Aber danke, dass Sie gleich angerufen haben.
27:31Was?
27:33Ein Förster hat Kurutz in einem Moor in der Nähe von Buxtehude gefunden.
27:38Sie zieht ihr unterhin dann.
27:39Er ist schwer verletzt und halb erfroren.
27:42Wunderbar. Fall erledigt.
27:44Nein.
27:45Er hat dem Beamten erzählt, dass dein Mandant ihn niedergeschlagen und entführt hat.
27:51Er hat ihn wohl für tot gehalten, als er ihn da draußen abgelegt hat.
27:53Ich fahre jetzt ins Krankenhaus und sehe, ob er vernehmungsfähig ist.
27:58Da muss ich wohl dringend mit meinem Mandanten reden.
28:00Geldermann nickt.
28:02Rauch steigt aus dem Schornstein einer Verbrennungsanlage.
28:06In einem Umkleideraum bleibt Isa vor einem offenen Spind mit dem Namensschild Jens Strecker stehen.
28:11Sie blickt auf ein Foto an der Innenseite.
28:14Es zeigt den jungen Müllmann mit einer Aschblonden.
28:17Daneben steht, mit meinem süßen Hanne von Elisa.
28:19Der Strecker tritt durch einen Durchgang.
28:22Äh, kann ich was für Sie tun?
28:25Sind Sie Herr Strecker?
28:26Der macht die Spindtür zu.
28:28Ja?
28:30Ich bin hier wegen Ihrer Klage gegen Dr. Hochstetten.
28:33Ja, na endlich tut sich da was.
28:34Dem muss das Handwerk gelegt werden, bevor der noch mehr Schaden anrichtet.
28:37Ich glaube, Sie verstehen da was falsch.
28:39Ich bin Anwältin und vertrete Dr. Hochstetten.
28:41Ja, dann viel Spaß.
28:44Der wird Sie lange beohlen.
28:44Ich habe nämlich vor, dafür zu sorgen, dass sie nicht nur Schadenersatz zahlt,
28:47sondern auch seine Zulassung als Arzt verliert.
28:50Stellt sich nur die Frage, ob er Sie dann am Ende noch bezahlen kann.
28:53Strecker geht.
28:54Sein Kollege kommt.
28:55Hey.
28:56Er bleibt vor Isar stehen.
28:58Mit was haben Sie denn unseren Junior so auf die Pire gebracht?
29:00Ach, der hat was mit einer meiner Angestellten angefangen.
29:05Ja, der baggert alles an, was nicht gleich bei drei auf dem Baum ist.
29:07In seinem Spindt sind ja viele Fotos.
29:09Ist das seine Freundin oder seine Frau?
29:11Sie meine Lisa, seine Ex-Freundin.
29:14Dass er die Bilder immer noch von hier drin hat.
29:16Reine Selbstquälerei.
29:17Boah, ich muss.
29:18Kennen Sie diese Elisa?
29:20Ja klar.
29:21Elisa Wolters, die hat ja hier früher in der Verwaltung gearbeitet.
29:24Aber jetzt studiert die wieder.
29:26Danke.
29:27Der Kollege verschwindet durch den Durchgang.
29:29Isar geht.
29:31Im Polizeirevier.
29:32Arnold?
29:33Ich verstehe das nicht.
29:35Warum erzählt er solche Lügen?
29:36Das ist ein Komplott.
29:38Ja, das ist die einzige Erklärung.
29:39Was für ein Komplott?
29:40Der versucht nicht loszuwerden.
29:42Der hat sich selbst verletzt.
29:43Versucht mir das jetzt anzuhängen.
29:44Wegen einer Klage vor dem Arbeitsgericht?
29:47Herr Arnold, der Mann hat schwere Verletzungen.
29:49Der ist fast erfroren.
29:50Ich glaube nicht, dass er sich das selbst angetan hat,
29:52nur um Sie aus seiner Firma rauszukriegen.
29:55Sie verstehen das nicht.
29:56So ein Gerichtsverfahren wäre doch öffentlich, oder?
29:59Ja, und da wäre doch mit Sicherheit viel Presse am Start.
30:03Ja, da würden dann alle erfahren,
30:04wie wenig er tatsächlich geleistet hat.
30:06Und er müsste beweisen, dass meine Vorwürfe,
30:08was sein Management angeht, falsch sind.
30:09Und das kann er nicht.
30:11Ich glaube trotzdem nicht,
30:12dass er dafür zu solchen Mitteln greifen würde,
30:14wenn es überhaupt möglich ist,
30:15sich so was glaubhaft selber zuzuführen.
30:18Ja, was für eine Chance habe ich,
30:19wenn mir nicht mal mein eigener Anwalt glaubt.
30:21Vielleicht sollten Sie eine glaubhaftere Geschichte erzählen.
30:24Arnold setzt sich.
30:25Ich kann nur die Wahrheit sagen.
30:27Und die Wahrheit ist, ich habe, Yannick, nichts getan.
30:30Beschwörend faltet er die Hände.
30:32In einem Café mit hohen Backsteinmauern.
30:34Isa zu Elisa, der Aschblonden.
30:36Danke, dass Sie sich so spontan die Zeit genommen haben,
30:39mich zu treffen.
30:41Ja, ich musste immer wieder raus.
30:42Hier?
30:43Das ständige Lernen macht einen rammdösig.
30:46Ja.
30:46Sie setzen sich.
30:47Also, was ist mit Hanne?
30:49Was hat er wieder angestellt?
30:52Wieso nennen Sie ihn Hanne?
30:53Das ist sein Spitzname.
30:55Immer schon.
30:56Jens ist die dänische Form von Johannes, Johannes, Hanne.
30:59Verstehen Sie?
31:00Ja, verstehe ich.
31:03Sie werden meine Frage jetzt vielleicht ein bisschen komisch finden.
31:07Ist Ihnen vielleicht bei Ihrem Ex-Freund mal irgendwann etwas aufgefallen,
31:13das bei Ihnen den Eindruck vermittelt hat,
31:16dass er vielleicht geistig nicht so ganz gesund ist?
31:20Mann, drücken Sie sich kompliziert aus.
31:21Reden alle Anwälte so?
31:23Sie wollen wissen, ob Hanne eine Macke hat?
31:26Ja.
31:27Nee, der ist geistig so gesund wie Sie und ich.
31:30Also, ich meine, ich kenne Sie jetzt nicht so gut.
31:32Ich kann das ja nicht beurteilen.
31:34Ein Kellner kommt.
31:36Wollen Sie einen Kaffee?
31:36Ja.
31:37Zwei Kaffee, bitte.
31:38Gerne.
31:38Trotzdem hat er sich ja einen Therapeuten gesucht.
31:42Hanne?
31:43Nein, hat er nicht.
31:44Nie im Leben.
31:46Hanne hasst Seelenklempner.
31:48Na, so hat das ja alles angefangen.
31:49Oder, um genauer zu sein, aufgehört.
31:52Wie meinen Sie das?
31:53Also, ich wollte schon immer was aus mir machen.
31:56Aber ich hatte überhaupt kein Selbstbewusstsein.
31:58Also habe ich mir einen Therapeuten genommen.
32:00Da gab es zwischen Hanne und mir nur noch Zoff.
32:02Er war davon überzeugt, dass der Klapsdoktor mir irgendwelchen Kram in den Kopf setzt.
32:07Und dass er mir einredet, dass Hanne ein Klotz an meinem Bein wäre und ich ihn loswerden müsste, um weiterzukommen.
32:13Das hat mich total genervt und wir haben uns halt nur noch gestritten.
32:17Und irgendwann hatte ich dann die Nase voll und habe halt Schluss gemacht.
32:21Ja, aber Hanne ist davon überzeugt, dass es nichts mit seinem doofen Verhalten zu tun hatte,
32:26sondern dass Dr. Hochstetten uns auseinandergebracht hat.
32:28Moment mal.
32:30Dr. Hochstetten war Ihr Therapeut?
32:33Ja.
32:34Kennt Dr. Hochstetten den Namen Ihres Ex-Freundes?
32:37Ja, also ich habe schon ziemlich viel über Hanne geredet.
32:40Über Hanne?
32:41Aber nicht über Jens.
32:42Nein, habe ich doch schon gesagt. Niemand nennt ihn Jens.
32:47Isa nickt nachdenklich.
32:49Der Turm des Michel spiegelt sich in Fenstern.
32:51Vor einem Wohnblock aus Backstein schiebt Strecker einen Müllcontainer an den Rand des Gehwegs.
32:57Isa steuert auf ihn zu.
32:59Guten Morgen.
33:00Sie dann schon wieder.
33:02Sie folgt ihm zum nächsten Container.
33:04Ich wollte Sie darauf vorbereiten, dass Ihnen eine Klage droht.
33:08Er stellt sich vor Sie.
33:09Mir?
33:10Ja, ich habe mit Elisa Wolters gesprochen.
33:13Und ich weiß jetzt, was Sie abgezogen haben, um sich an den Therapeuten Ihrer Ex-Freundin zu rächen.
33:18Der Mistkerl hat es verdient. Er hat mein Leben ruiniert.
33:20Ja, das können Sie sich gerne einreden.
33:22Aber wenn man Ihrer Ex-Freundin Glauben schenkt, und das tue ich, dann waren Sie das wohl selber.
33:29Ihre Freundin hat versucht, sich weiterzuentwickeln.
33:33Und das haben Sie als Bedrohung empfunden.
33:35Sie begreifen überhaupt nichts.
33:36Ja, ich denke, Sie begreifen da was nicht.
33:38Ich meine, statt sich mit Ihrer Freundin zu freuen, haben Sie sie versucht, auszubremsen.
33:43Und als sie sich das nicht hat gefallen lassen, da hätten Sie ja was kapieren müssen.
33:48Aber was machen Sie?
33:49Sie versuchen, einen Sündenbock zu finden und dem Therapeuten was anzuhängen.
33:54Ich sage Ihnen was.
33:55Wenn Sie nicht ganz schnell die Notbremse ziehen, dann wird das für Sie sehr teuer.
33:59Soll das heißen?
34:00Das soll heißen, dass Sie Ihre Klage zurückziehen und die schlechten Bewertungen löschen.
34:04Und dann kann ich versuchen, meinen Mandanten davon zu überzeugen, dass er Sie nicht anzeigt, wegen der falschen Verdächtigung und Verleumdung.
34:12Strecker schaut kleinlaut.
34:14Ja.
34:14Na gut.
34:17Okay.
34:18Ise lächelt knapp und will gehen.
34:20Einen Moment.
34:21Hm?
34:22Hat Elise irgendwas gesagt?
34:25Glauben Sie, dass wir noch eine Chance hätten?
34:26Wenn Sie endlich mal versuchen, die Schuld bei sich selber zu suchen?
34:31Vielleicht.
34:32Gellert betritt die Kanzlei.
34:33Hallo.
34:35Hallo.
34:36Haben Sie schon gehört, Janik Kurz ist offenbar wieder aufgetaucht.
34:39Ja, ist das auch schon wieder in den Medien.
34:41Ich dachte, das würde Sie freuen.
34:42Es ist verrückt. Ich habe die ganze Zeit das Gefühl, dass mein Mandant die Wahrheit sagt.
34:46Aber was er erzählt, das macht einfach keinen Sinn.
34:49Hallo. Na?
34:50Du scheinst ja bester Laune zu sein.
34:52Ja, ich habe auch einen Grund dazu.
34:53Es hat sich herausgestellt, dass der Mann, der Dr. Hochstetten verklagt hat, ein Betrüger ist.
35:00Der wollte sich nur an ihm rächen.
35:02Er hat nur erzählt, dass er seine Frau umbringen wollte, damit der Hochstetten-Dame zur Polizei geht und er ihn dann wie einen Idioten dastehen lassen kann, um ihn dann zu verklagen.
35:13Das ist aber ganz schön aufwendig, nur um sich an jemandem zu rächen.
35:15Ja gut, aber wenn die Verletzung groß genug ist?
35:19Sehr gut.
35:20Was?
35:20Die Stigomet-Aktie geht wieder nach oben und war zügig.
35:23Darf ich mal sehen?
35:25Gellert blickt über Marion Schulter auf den Aktienchart auf dem Bildschirm.
35:28Das heißt, die Aktie ist abgestürzt, als die Nachricht von Janik Kurz tot rauskam.
35:33Ja.
35:34Und wie?
35:34Und jetzt, wo er wieder aufgetaucht ist, geht der Aktienkurs wieder rauf.
35:38Ja.
35:38Auch Isa schaut darauf.
35:40Könnte man damit Profit machen?
35:42Nur wenn man das vorher wüsste.
35:44Worauf willst du hinaus?
35:45Was ist, wenn es genau so war wie bei deinem Psychiaterfall?
35:50Mein Mandant hat Kurotz bloßgestellt, hat öffentlich gemacht, dass er dabei ist, pleite zu gehen.
35:55Also hat Kurotz seinen Tod vorgetäuscht und es so aussehen lassen, als sei mein Mandant der Mörder.
36:01Mein Mandant hat das von Anfang an behauptet, aber ich habe ihm nicht geglaubt,
36:05weil es viel zu viel Aufwand wäre, um einen lässigen Mitarbeiter loszuwerden.
36:07Aber wenn damit auch noch Geld zu verdienen wäre, sodass Kurotz auch noch seine Firma damit sanieren kann.
36:13Das ist eine schöne Theorie, aber leider nur eine Theorie.
36:19Kurotz ist vor dem Förster im Moor nahe Box der Hude gefunden worden.
36:22Wenn er sich da drei Tage und Nächte aufgehalten hat, dann muss er ja irgendwo einen Unterschlupf gehabt haben.
36:27Durchsucht das Gelände, um zu sehen, wo es da sowas in der Art gibt.
36:31Hütten oder irgendwelche Unterstände.
36:33Ich soll da hinfahren?
36:34Nein, ich meinte mit Satellitenprogrammen.
36:37Ach so, ja, das kann ich, das mache ich.
36:39Isa blickt auf ihr Handy.
36:40Noch eine gute Nachricht.
36:42Ja.
36:42Einladung zum Essen.
36:44Darüber dachte ich auch gerade nach.
36:46Gellert zieht sein Handy hervor.
36:48Die Außenarzt da in der Abenddämmerung.
36:50In ihrem Stammrestaurant lebt Geldermann an einem Espresso.
36:53Zu Gellert.
36:54Ich weiß, dass du dich für deine Mandanten einsetzt, aber das ist absurd.
36:59Und wieso ist Kurotz da draußen hier froh?
37:03Kurotz war Krankenpfleger, bevor er mit Arnold die Firma gegründet hat.
37:06Und er hat Outdoor-Erfahrung.
37:08Der weiß, wie man sich warm hält.
37:09Der hat sich eingegraben, um sich vor der Kälte zu schützen.
37:12Wenn der dafür Kraft genug hatte, warum hat er da nicht nach Hilfe gesucht?
37:17Weil er in einem Riesenmoorgebiet war.
37:20Und bei dem Versuch, die nächste Straße zu erreichen, da ist er wohl schon mehrere Male eingesunken.
37:25Eigentlich sollte ich dir das alles gar nicht erzählen.
37:28Und für dich hört sich das nicht völlig absurd an.
37:31Nein.
37:31Weil ich den Mann im Krankenhaus gesehen habe.
37:35Geldermann holt Fotoausdrucke aus einer Akte, atmet durch und reicht sie Gellert.
37:40Sie zeigen einen Patienten mit Wunden an Oberkörper, Stirn und Schläfe.
37:44Gellert gibt ihr die Fotos zurück.
37:46Ich beschreibe da jetzt mal ein anderes Szenario.
37:50Kurotz will meine Mandanten rauswerfen.
37:53Weil der behauptet, dass Kurotz dabei ist, die ehemals gemeinsame Firma zu ruinieren.
37:58Aber mein Mandant will dagegen klagen.
38:01Für Kurotz ein Problem.
38:03Denn dann müsste er vor Gericht nachweisen, dass die Behauptungen meines Mandanten falsch sind.
38:08Geldermann schmälert die Augen.
38:09Und wenn sie das nicht sind?
38:11Wenn Kurotz tatsächlich dabei war, die Firma finanziell gegen die Wand zu fahren?
38:17Hoffentlich hast du nicht vor, mit sowas vor Gericht anzutreten.
38:21Wieso?
38:21Da gehst du sowas von unter.
38:23Vielleicht ist Kurotz erst durch den Streit mit meinem Mandanten auf die Idee gekommen.
38:27Er täuscht seine Ermordung vor.
38:29Sorgt dafür, dass die Details, die er ja am besten kennt, in den sozialen Medien landen.
38:34Wartet, bis die Aktie auf dem Tiefpunkt ist.
38:38Dann lässt er sie über einen Strohmann kaufen und macht einen satten Gewinn, als die Aktie nach seinem Wiederauftauchen wieder an Wert gewinnt.
38:46Und dadurch, dass er meinen Mandanten beschuldigt, schafft er ihn sich vom Hals.
38:50Und vermeidet so den Prozess vor dem Arbeitsgericht.
38:53Gellert lächelt selbst gewiss.
38:55Das ist eine gute Geschichte.
38:57Du solltest die Filmrechte verkaufen.
38:59Im veganen Restaurant.
39:00Du bist zufrieden aus.
39:02Bin ich auch.
39:04Ich habe gerade einen Fall gelöst.
39:05Mmh, Glückwunsch.
39:07Danke.
39:08Isa löffelt Suppe.
39:09Ich habe da was für dich.
39:10Den mir schiebt ihr ein Papier hin.
39:11Was ist das?
39:13Der Ernährungsplan, den ich ihr versprochen habe.
39:15Sie greift danach.
39:17Ihre Hände berühren sich.
39:18Lächelnd sehen sich die beiden in die Augen.
39:20Hey, du musst dich nicht einhalten.
39:23Ist doch einfach, worauf du Lust hast.
39:24Nein, das ist mir doch wichtig.
39:26Sie nimmt den Plan.
39:27Wirklich?
39:27Er entzieht ihn ihr.
39:28Ja.
39:29Sie holt ihn sich wieder.
39:30Gut.
39:31Im Grunde genommen musst du nur den beiden Bösewichten aus dem Weg gehen.
39:34Welchen Bösewicht dann?
39:35Zucker und gesättigte Fette.
39:38Die verderben einem alles.
39:39Aufmerksam sieht Isa dem hier an.
39:41Hör zu.
39:43Ich mag dich.
39:44Sehr.
39:45Sie zuckt mit einer Braue.
39:47Ich will nicht, dass du dich für mich irgendwie veränderst.
39:50Das weiß ich doch.
39:52Aber ich möchte gerne was für mich tun.
39:54Demir lächelt.
39:56Gut.
39:57Dann bekommst du jede Unterstützung, die du brauchst.
39:59Isa strahlt ihn an.
40:00Was ist so gewollt?
40:01Und isst einen Löffel Suppe.
40:03In Geldermanns Stammrestaurant.
40:06Das Problem ist, es ist reine Theorie.
40:08Du kannst nichts, nichts davon beweisen.
40:10Ich nicht, aber du.
40:12Überprüf die Finanzen von Kurats.
40:14Hallo.
40:15Hallo.
40:16Hallo.
40:16Hallo.
40:16Dafür bräuchte ich einen richterlichen Beschluss und den werde ich ganz bestimmt nicht kriegen.
40:21Kurats ist das Opfer.
40:22Dann lass das Moor durchsuchen, ausgehend von der Stelle, wo er gefunden wurde.
40:26Wenn ich recht habe, muss er da ja irgendwo einen Unterschlupf haben.
40:29Ich schicke doch keine Hundertschaft ins Moor und mache mich lächerlich.
40:35Tja, dann muss ich das alles wohl selber machen.
40:39Sie zuckt mit der Achsel.
40:41Ja, ja, ja, ja.
40:42Eine Moorlandschaft.
40:44Mittendrin gellert mit einem Tablet, darauf ein Luftbild des Moors.
40:47Irgendwo hier muss ein Hochstand sein.
40:51Er stapft Hand in Hand mit Geldermann durch das Gelände.
40:55Wir haben jetzt schon zehn mögliche Verstecke untersucht und nichts gefunden.
41:00Sie tragen Gummistiefel.
41:01Und wie es aussieht, finden wir auch das.
41:04Sie stolpert.
41:06Er hält sie.
41:06Letzte nicht.
41:07Und wenn wir von der Karte abweichen, dann haben wir gute Chancen zu versinken und als Moorleichen zu enden.
41:13Das wird doch nicht passieren.
41:15Es ist doch sehr romantisch hier.
41:17Es ist vor allen Dingen kalt.
41:20Und das ist das Einzige, was mich stützig macht.
41:23Wie hat Kurats hier draußen die Nächte überliebt?
41:26Selbst eingegraben.
41:28Gellert sieht sie an.
41:30Ich könnte dich wärmen.
41:31Hier ist mit Sicherheit niemand, der uns beobachtet.
41:36Er küsst sie verliebt.
41:38Du senkst ein.
41:39Gellert steht tief in braunem Matsch.
41:41Können wir uns das für später aufbewahren?
41:44Ich möchte so gerne schnell wieder zurück ins Warme.
41:47Das hört sich für mich wie eine Einladung an.
41:49Ist das eine Einladung?
41:51Ich meine, wir haben beide Wohnungen.
41:52Es ist so ein bisschen albern, sich in Hotelzimmern zu verstecken.
41:55Er will sie küssen.
41:56Sie stutzt und schaut nach vorn.
41:58Da.
41:59Was?
42:00Da ist was.
42:00Ein Lager auf dem Boden Einwegspitzen.
42:03Sie sieht aus, als hätte ich ein Junkie.
42:06Zumindest würde das jeder vermuten, der sowas findet und den ganzen Graben entsorgen.
42:11Wir müssen das doch erst sagen.
42:12Junkie, du bist so guter Moor, nicht weit von der Stelle, wo Kurats gefunden wurde.
42:16Sie entdecken eine Schachtel.
42:19Das ist ein Mittel, um die Blutgerinnung zu hemmen.
42:21Ich fasse nichts an.
42:23Ich informiere die Gripe und fordere die Spurensicherung an.
42:26Sie greift in ihre Wetterjacke.
42:27Ich weiß nur nicht, wie ich denen erklären soll, dass ich das alles gefunden habe.
42:30Ich wusste, als ich dich das erste Mal gesehen habe, dass du mich irgendwann in eine unmögliche Situation bringen würdest.
42:37Aber auf sehr charmante Art und Weise.
42:40Und Sie sind nie auf die Idee gekommen, dass es sich bei Jens Strecker um den Ex-Freund ihrer ehemaligen Patientin handeln könnte?
42:53Nein, sie hat ja immer nur von Hanne gesprochen.
42:56Und er kam wegen Problemen seiner angeblichen Ehefrau zu mir.
42:59Was mache ich denn jetzt?
43:00Ja, müssen Sie natürlich selber entscheiden.
43:03Sie können ihn natürlich wegen Schadensersatzansprüchen verklagen, aber ich glaube nicht, dass bei dem Mann was zu holen ist.
43:08Nein, das ergibt doch alles gar keinen Sinn.
43:10Ich würde es am liebsten, würde ich es alles auf sich beruhen lassen.
43:14Danke.
43:16Vielen Dank.
43:17Gerne.
43:18Ich weiß jetzt, ich erwarte keinen Patienten, aber vielleicht einen Notfall.
43:24Hochstetten öffnet die Tür.
43:26Davor steht Strecker.
43:27Was wollen Sie denn hier?
43:28Isa kommt dazu.
43:29Hallo.
43:30Sie schaut befremdet.
43:31Ich wollte mich entschuldigen.
43:33Ja, ich war so sauer auf Sie.
43:36Und habe mir eingeredet, dass Sie daran schuld sind, dass ich das mit Elisa in den Sand gesetzt habe.
43:39Aber es ist Quatsch.
43:40Da habe ich selber versaut.
43:42Hochstetten tauscht einen Blick mit Isa.
43:44Deren Mine ist nachsichtig.
43:46Entschuldigung angenommen.
43:47Aber nur, wenn Sie die Klage zurückziehen und alle negativen Posts löschen.
43:51Habe ich schon gemacht.
43:54Hast noch was?
43:55Sie haben gesagt, wenn ich an mir arbeite, dann hätte ich vielleicht noch eine Chance bei Elisa.
43:59Der Psychiater runzelt, wir halten die Stirn.
44:02Aber da brauche ich Hilfe.
44:04Strecker sieht ihn offen an.
44:09Na gut, kommen Sie rein.
44:10Isa tritt aus der Tür und wirft Hochstetten einen achtungsvollen Blick zu.
44:14Ich helfe Menschen, ist mein Beruf.
44:18Ihre doch auch.
44:19Stimmt.
44:20Danke nochmal.
44:22Gerne.
44:23Im Polizeirevier.
44:24Geller zu Arnold.
44:25Die Spurensicherung, die hat an einem Baum in Kopfhöhe Spuren von Blut und Haaren gefunden.
44:31Der muss mit Schwung den Kopf dagegen geschlagen haben.
44:36Und was ist mit dem Blut an meinem Kofferraum und in seiner Wohnung?
44:40Das muss er sich selber abgezapft und da platziert haben.
44:44Als ehemaliger Krankenpfleger wusste er, wie das geht.
44:47Die Gerichtsmedizin ist jetzt dabei, ihn nach Einstiegsstellen zu untersuchen.
44:51Und die Börsenaufsicht wird sich die Aktienkäufe genau ansehen,
44:54während die Finanzaufsicht sich seine Firma vornehmen wird.
44:58Ich denke, die werden herausfinden, dass ihm das Wasser bis zum Hals stand.
45:02Aber das wird dauern.
45:03Sie sitzen in einem Besprechungszimmer.
45:05Aufgewühlt erhebt sich Arnold.
45:07Und was passiert jetzt mit mir?
45:10Normalerweise würden wir jetzt einen Haftprüfungstermin beantragen,
45:14aber die Staatsanwaltschaft ist von sich aus bereit, den Haftbefehl aufzuheben.
45:19Sie sind frei.
45:21Arnold schaut ungläubig.
45:23Ich weiß gar nicht, wie ich Ihnen danken soll.
45:24Das brauchen Sie nicht.
45:26Ich mache nur meine Arbeit.
45:28Aber ich gebe Ihnen einen Tipp.
45:29Gellert steht auf und stellt sich vor ihn.
45:31Ihre Kündigung ist ja noch nicht wirksam.
45:35Gehen Sie sofort zurück in die Firma und versuchen Sie, sich da unersetzlich zu machen.
45:40Mit etwas Glück können Sie die Kapitalgeber dann überzeugen,
45:43die Firma zu übernehmen und vielleicht so zu retten.
45:47Ja.
45:48Ja, das werde ich machen, ja.
45:51Arnold schüttelt ihm die Hand.
45:52Ich danke Ihnen.
45:54Tja.
45:55Kommen Sie.
45:56Es ist Abend.
45:57In der Kanzlei sitzt Isa auf dem Sofa.
45:59Gellert bringt zwei Bonbon-rote Getränke.
46:02Na, herzlichen Glückwunsch.
46:04Es wundert mich nur, dass du die Staatsanwaltschaft dazu gebracht hast, deinem Verdacht nachzugehen.
46:08Er blinzelt befangen und setzt sich.
46:11Die wissen, dass wir oft richtig liegen und wollten sich wohl nicht schon wieder blamieren lassen.
46:16Wie auch immer.
46:18Prost.
46:19Prost.
46:20Beide Nippen an dem Getränk in Weingläsern.
46:25Was ist das?
46:26Ein Mineraldrink.
46:28Warum trinken wir das?
46:30Das ist, das ist keine Belohnung.
46:33Das ist eine Bestrafung.
46:34Ich weiß, aber wir haben unsere beiden Fälle gelöst und das heißt, morgen wird gelaufen.
46:38Oh Gott, das habe ich vergessen.
46:40Ja, dann.
46:42Isa hält sich die Nase zu und kippt ihren Drink.
46:45Es ist Tag.
46:47Die Elfphilharmonie unter grau-blauem Himmel.
46:50In der Kanzlei machen Isa und Gellert in Joggingsachen, Dehnübungen und Kniewolken.
46:56Herausfordernd sehen sie sich dabei an.
46:58Marion steht mit Charlie am Empfangstisch.
47:01Die zwei stecken etwas in ein Briefkuvert und überreichen es Isa.
47:04Was ist das?
47:05Geld für ein Taxi, falls ihr es nicht zurückschafft.
47:07Ist ja sehr motivierend.
47:09Ja, und eine Visitenkarte.
47:10Damit man euch identifizieren kann, wenn ihr am Straßendran kollabiert.
47:13Wir wollen ja nicht gleich wieder einen Vermisstenfall haben.
47:16Ich würde ja gern drüber lachen, aber ich muss mich leider darauf konzentrieren, was jetzt kommt.
47:21Nämlich Markus zu zeigen, wie ich aus sehr weiter Entfernung, danke, von hinten aus sehe.
47:29Träum weiter, Baby.
47:30Isa ist losgerannt.
47:32Gellert spurtet ihr nach.
47:33Auf einem Parkweg.
47:35Andere Jogger überholen die beiden.
47:36Kann das sein, dass wir zu langsam sind?
47:38Halt!
47:40Wir sind einfach mehr in Übung.
47:42Das ist ja kein Wunder, einer von denen war mindestens zehn Jahre älter als ich.
47:47Sie stoppen.
47:48Was machen wir denn jetzt?
47:50Wir können nicht so schnell zurück in die Kanzlei.
47:52Die machen sich über uns lustig.
47:54Ja, stimmt.
47:55Ich weiß auch nicht.
47:58Aber hier jetzt rumstehen?
47:59In der Kälte?
48:00In einem kleinen Café.
48:02Das Geld aus dem Couverte liegt auf dem Tisch.
48:04Sie sitzen am Fenster.
48:05Mh.
48:06Und essen Törtchen.
48:08Ich würde sagen, das haben wir uns verdient.
48:09Ja, unbedingt haben wir uns das verdient.
48:11Lecker.
48:12Oh.
48:13Mh.
48:13Das ist so gut.
48:15Demir juckt vorbei.
48:16Isa trinkt aus einer geblümten Tasse.
48:19Demir kommt zurück.
48:20Und starrt ungläubig auf Isa.
48:22Die hat ein Sahneschnurrbärtchen auf der Oberlippe,
48:25schluckt erschrocken runter und zuckt verlegen lächelnd mit den Schultern.
48:28Das war die Kanzlei.
48:31Spurlos.
48:33Eine Produktion von Letterboxd Filmproduktion.
48:35Eine Gemeinschaftsproduktion der ARD NDR 2022.
48:40Buch Thorsten Heter.
48:42Regie de Pienta.
48:44Die Hörfinfassung wurde im Auftrag des Norddeutschen Rundfunks erstellt.
48:48Text Petra Kelfmann.
48:49Redaktionelle Mitarbeit Stefanie Schuhl.
48:52Gesprochen von Konstantin Graudus.
48:58Untertitelung des ZDF, 2020
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