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Dokus über digitales künstliche Intelligenz Social Media, die besten Comedy-Serien

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Transkript
00:00Russischer Angriff auf die Ukraine. Zu Land, zu Wasser und in der Luft.
00:10Krieg auch im Cyberraum. Am ersten Tag fallen europaweit zehntausende Modems des Satellitenbetreibers Vireset aus.
00:18Es ist eine russische Cyberattacke.
00:22Russland startete Cyberangriffe, um die ukrainische Befehlstruktur während der Invasion zu unterbrechen.
00:27Doch es geht um weit mehr als nur um die Ukraine.
00:35Im Cyberkrieg ist die Ukraine für Russland ein Testfeld.
00:40In Deutschland kappen russische Hacker am ersten Kriegstag die Datenverbindung von fast 6000 Windrädern.
00:48Unsere Kundschafter sind nie zurückgewichen und haben jeden Befehl ausgeführt.
00:53Der Kreml hat immer bestritten, hinter Cyberattacken zu stehen.
00:57Doch jetzt belegt ein Datenlead erstmals, dass Hacker im Auftrag Russlands tatsächlich Angriffe planen.
01:04Mehr als 5000 Seiten mit technischen Anleitungen, hunderte E-Mails, sogar Überweisungsdaten von einer geheim operierenden russischen Firma.
01:13Ihr Name? NTC Vulkan.
01:15Nein, ich will nichts sagen zu Vulkan. Kein Kommentar.
01:22Vulkan arbeitet auch für den russischen Militärgeheimdienst GRU, mit seinen Hackern in Moskau-Chimki.
01:29Vulkan ist eine Säule des russischen Polizeistaats. Vulkan entwickelt Software, die gegen das eigene Volk und gegen andere Länder eingesetzt werden kann.
01:37Am 24. Februar 2022 greifen Putins Truppen die Ukrainer an.
01:52Von Norden, Osten und Süden aus rücken russische Truppen vor.
01:59Viele Ukrainer flüchten in Bunker und U-Bahn-Schächte.
02:05Allein in den ersten Tagen sterben hunderte Zivilisten.
02:12München, fast zur selben Zeit.
02:16Hannes Munzinger, damals bei der Süddeutschen Zeitung, kommt in den ersten Kriegstagen mit einem Whistleblower in Kontakt.
02:23Es meldete sich eine Person über ein digitales Postfach, über das man anonym Hinweise geben kann.
02:33Und diese Person sagte, ich möchte Daten teilen, ich möchte geheime Dokumente teilen über eine Firma und hinter dieser Firma verbergen sich Geheimdienste.
02:44Die Person will anonym bleiben. Ob Mann oder Frau, bleibt unklar. Ein verschlüsselter Chat beginnt.
02:53Es sind tausende Seiten. Sie zeigen Pläne für den russischen Cyberkrieg.
03:06Die Dokumente erweisen sich als interne und geheime Papiere der Firma Vulkan.
03:13Wir haben über Wochen Nachrichten hin und her geschickt und nach und nach habe ich immer mehr Material bekommen.
03:23Wir mussten zunächst einmal diese Dokumente übersetzen, denn sie waren alle auf Russisch und haben einen ersten Eindruck gewonnen.
03:35Und haben festgestellt, was die Quelle über diese Dokumente sagt und über diese Firma, das trifft zu.
03:43Es geht hier um Geheimdienste und es geht um im Prinzip digitale Kriegsführung.
03:50Moskau, Firmensitz von Vulkan.
03:56Im Nordosten der Metropole, in der Straße Ibrahimovar 31.
04:01Ein internationales Team von mehr als 50 Journalisten von elf Medienhäusern, darunter das ZDF und der Spiegel,
04:08beginnt, die Dokumente aus dem Inneren der IT-Firma zu analysieren.
04:12Im Netz präsentiert sich Vulkan als eine friedliche, moderne Softwarefirma.
04:25Das Allerwichtigste ist der Wunsch, die Welt zu etwas Besserem zu machen.
04:30Doch die Vulkan-Files zeichnen ein anderes Bild.
04:39Demnach entwickelt Vulkan von April 2018 bis zum 25. Oktober 2020 eine Software mit folgendem Ziel.
04:47Lahrmlegen von Kontrollsystemen von Eisenbahn, Luft- und Schiffstransport.
04:54Störung von Energieunternehmen und kritischer Infrastruktur.
04:58Und Identifizieren von Schwachstellen kritischer Infrastruktur, um sie anzugreifen.
05:04Berlin. Konstantin von Notz ist Vorsitzender des Parlamentarischen Kontrollgremiums für die Geheimdienste.
05:15Russische Cyberangriffe beschäftigen ihn schon lange.
05:18Mit den Vulkan-Files liegen nun erstmals eindeutige Belege vor.
05:23An diesen Beispielen und auch an vielen Vorfällen der letzten Jahre wird deutlich,
05:28dass es eine reale Gefahr aus dem Cyberraum gibt für die kritische Infrastruktur in Deutschland.
05:36Die Vulkan-Files. Ein seltener Einblick.
05:41Ich gehe fest davon aus, dass es Hunderte von solchen Cyberwaffen gibt,
05:49die überall sozusagen entwickelt werden,
05:53weil diejenigen, die in solchen Szenarien denken, sich längst darauf vorbereiten,
06:01dass eben ein Großteil der Auseinandersetzung der Zukunft digital und über den Cyberraum erfolgen wird.
06:08Wie groß ist die Gefahr?
06:10Die ukrainischstämmige Cybersicherheitsexpertin Marina Krutofil hat die Vulkan-Files monatelang analysiert und warnt.
06:17Es verstößt natürlich gegen die Genfer Konventionen, weil es um zivile Infrastrukturen geht.
06:26Das sind Dinge wie Wasserversorgung, Stromerzeugung und auch petrochemische Anlagen.
06:32Das ist natürlich eine sehr besorgniserregende Operation.
06:38Wir müssen berücksichtigen, dass all diese Fähigkeiten für das Verteidigungsministerium entwickelt wurden.
06:43Die Firma Vulkan entwickelte unter anderem eine Software,
06:49mit der weltweit Schwachstellen in Computernetzen gesucht und gesammelt werden sollen.
06:54Sobald jemand den Befehl gibt, können diese Netze angegriffen werden.
07:02Vulkan nennt die Software zur Schwachstellensuche in fremden Netzen Scan-W
07:06und die dazugehörige Datenbank Scan-AS.
07:13Wir sehen hier klare Hinweise, dass solche Operationen auch außerhalb Russlands durchgeführt werden sollen.
07:22Speziell im Nahen Osten oder in ehemaligen Sowjetrepubliken.
07:26Sobald solche Aktionen außerhalb Russlands durchgeführt werden, sind sie offensiv.
07:37Das internationale Rechercheteam hat mit mehreren westlichen Geheimdiensten über die Vulkan-Pfalz gesprochen.
07:43Vor der Kamera will niemand reden.
07:45Doch sie bestätigen, Zitat,
07:47Firmen wie Vulkan befähigen den Militärgeheimdienst GRU,
07:52seine Cyber-Operationen durchzuführen.
07:55Programme wie Scan-W sind definitiv für offensive Zwecke vorgesehen
07:59und passen zur Organisationsstruktur und der Strategie des GRU.
08:05Die Vulkan-Dokumente sind ein seltener Fund und helfen zu verstehen,
08:08was der GRU vorhat.
08:17Kiew, ein Jahr nach Kriegsbeginn.
08:23Zerstörte russische Panzer als Trophäen der Ukraine im Stadtzentrum.
08:29Den Angriffen mit Panzern und Raketen ging ein jahrelanger Krieg im Cyberraum voraus.
08:36Und er war mittendrin.
08:38Roman Boyatschuk, von 2016 bis 2019 Chef der ukrainischen Cyberabwehr.
08:47Die Ukraine ist für Russland im Bereich des Cyberspace schon lange ein Testgelände
08:58für die Erprobung verschiedener Arten von Angriffen und Cyberwaffen.
09:03Und deshalb ist es sehr wichtig, dass wir das Geschehen weiter ganz genau verfolgen,
09:07alle Vorfälle untersuchen und uns schützen.
09:11Denn all diese Mittel und Methoden können die Russen in der ganzen Welt anwenden.
09:17Kommen im Angriffskrieg gegen die Ukraine auch Cyberwaffen zum Einsatz,
09:32wie in den Vulkanfalls beschrieben?
09:35Die ukrainische Regierung hat jüngst die Lage analysiert.
09:38Russlands Cybertaktik, gewonnene Erkenntnisse 2022.
09:41In der zweiten Jahreshälfte 2022 stellten wir eine Veränderung des Schwerpunktes russischer Hacker fest.
09:51Weg von Medien und Telekommunikation als Hauptangriffsziel zu Kriegsbeginn,
09:56hin zur Energieversorgung, die seit Oktober auch ein wichtiges Angriffsziel russischer Raketen war.
10:02Die Cyberangriffe unterstützen also die Raketenangriffe.
10:16Das haben wir genauso erwartet und Maßnahmen ergriffen, um darauf so weit wie möglich vorbereitet zu sein.
10:24Interessant ist, bis zum Beginn des Krieges haben die Russen ihre Cyberattacken im Verborgenen gestartet.
10:30Jetzt, mit Beginn der Aggression, agieren sie im Cyberraum ganz offen.
10:36Zurück nach Moskau, zum Firmensitz von Vulkan.
10:49Hier werden die Programme für den Cyberkrieg entwickelt.
10:52Vertragspartner von Vulkan sind auch die russischen Geheimdienste.
10:56Unter anderem der berüchtigte Militärgeheimdienst GRU.
10:59Eine E-Mail der Firma Vulkan legt das nahe. Vom 27. Mai 2020.
11:08IT-Entwickler von Vulkan sollen eine Software installieren und vorführen.
11:11Im Moskauer Vorort Chimki.
11:13Der Kunde ist in Chimki. Das Gelände ist geschlossen. Die Kontrollen sind streng.
11:17Offiziell verbirgt sich hinter diesem Eingang in Chimki eine Baufirma des Militärs.
11:27Tatsächlich sitzt hier auch eine Hacker-Einheit des Militärgeheimdienstes GRU.
11:31Ihre Büroräume sind im Glasbau dahinter.
11:34Der GRU präsentiert sich stolz bei einer Feier zum 100-jährigen Bestehen.
11:43Präsident Putin lobt seine Truppe.
11:46Unsere Kundschafter sind, wie es die russische Militärtradition vorsieht,
11:51nie zurückgewichen und haben jeden Befehl klar ausgeführt.
11:55Auch Befehle zum Töten.
11:57Westliche Staaten machen den GRU und den FSB für zahlreiche Auftragsmorde verantwortlich.
12:03Russische Geheimdienste sollen hinter dem Tiergartenmord an dem Georgier Selimchan-Chankoschwili 2019 in Berlin stecken.
12:13Sergej Skripal war Oberstes GRU und lief nach Großbritannien über.
12:172018 überlebte er einen Giftmordanschlag des GRU nur knapp.
12:24Der ins britische Exil geflohene Oligarch Boris Berezovsky wurde 2013 stranguliert.
12:30Mutmaßlich vom GRU.
12:33Die Vulkan-Files zeigen eine direkte Verbindung von Vulkan zum GRU.
12:42Zur Einheit 74455.
12:45Das sind die Hacker des Militärgeheimdienstes.
12:49Vertragspartner von Vulkan.
12:50Dieses Dokument protokolliert den Datenaustausch zwischen Vulkan und der Einheit 74455.
13:03Wir sehen, dass sie in einer Datenbank Schwachstellen und Informationen sammeln.
13:13Von physischen Objekten oder Organisationen, die potenzielle Ziele werden könnten.
13:17Die GRU-Einheit 74455 ist unter dem Namen Sandworm bekannt.
13:27Die Staatshacker sind verantwortlich für zahlreiche Cyberangriffe auf die Ukraine.
13:31London.
13:40Der Journalist Andrei Soldatov veröffentlicht seit Jahren zu Sandworm und russischen Geheimdiensten.
13:47Er musste deshalb aus Russland fliehen.
13:50Für das Rechercheteam analysierte er die Vulkan-Files und die Verbindungen zu Sandworm.
13:54Wir wissen, dass diese Gruppe seit über 10 Jahren operiert.
14:03Sie haben viele Cyberangriffe durchgeführt, in den USA und in Europa und haben viele Organisationen im Westen angegriffen.
14:13Diese Gruppe ist weiterhin fähig und kompetent.
14:17Am 27. Juni 2017 erlebte die Ukraine eine besonders massive Attacke der russischen Hacker.
14:26Roman Boyatschuk war damals Chef der ukrainischen Cyberabwehr.
14:33Der 27. Juni begann als ganz normaler Tag.
14:37Am Morgen war ich bei Regierungssitzungen in der Innenstadt.
14:41Und nach den Meetings kamen die Anrufe.
14:43Während ich in mein Büro fuhr, es waren vielleicht 40 Minuten, haben mich 10 verschiedene Leute aus meiner Behörde kontaktiert.
14:52Darüber, dass völlig unverständliche Dinge passieren.
14:56In Ivano-Frankivsk wurde ein Energieversorger angegriffen.
15:12Firmen in der ganzen Ukraine wurden attackiert.
15:15Der Cyberangriff nutzte Erpresser-Software.
15:17Aber in diesem Fall sollte es nur so aussehen wie eine Erpressung.
15:20Es war kein klassischer Angriff mit Erpresser-Software.
15:26Der besteht normalerweise darin, in Informationsverschlüsselungssysteme einzudringen, um Geld zu erpressen.
15:32In diesem Fall hätte eine Geldüberweisung jedoch nicht dazu geführt, die Systeme zu entschlüsseln.
15:38Im Gegenteil, jeder Neustart der Rechner hätte sie unbrauchbar gemacht.
15:42Der Angriff der russischen Hacker-Truppe 74455 geriet außer Kontrolle.
15:52Durch die internationale Vernetzung von ukrainischen Firmen breitete sich das Virus weltweit aus und infizierte tausende Computer.
15:59Auch in den USA.
16:01Zum Beispiel die Rechner eines Gesundheitskonzerns in Pennsylvania.
16:08Pittsburgh, Pennsylvania.
16:09Die US-Justiz greift ein.
16:13Vor dem örtlichen Bezirksgericht werden am 15. Oktober 2020 sechs russische Hacker angeklagt.
16:23Juri Andrienko,
16:27Sergej Detistov,
16:29Pavel Frolov,
16:30Anatoly Kowaljov,
16:33Artyom Otchenchenko
16:34und Piotr Pliskin.
16:36Sie sollen zu Sandworm gehören.
16:38Zur Hacker-Einheit 74455.
16:42Der Vorwurf,
16:43Verschwörung,
16:44Betrug durch Cyberattacken,
16:46Beschädigung von Computern,
16:48schwerer Identitätsliebstahl
16:50und
16:50Beihilfe und Anstiftung.
16:52Amerikanische Firmen,
17:00die durch die russische Cyberattacke getroffen wurden,
17:02verloren viel Geld.
17:07FedEx.
17:08400 Millionen Dollar.
17:10Ein US-Pharmakonzern sogar mehr als 500 Millionen.
17:13Die Anklageschrift beschreibt detailliert,
17:19wie die russischen Hacker den Angriff vorbereitet und ausgeführt haben sollen.
17:25Ziel waren auch die Olympischen Winterspiele 2018,
17:29im südkoreanischen Pyeongchang.
17:31Zwei Monate vor Beginn der Wettkämpfe
17:37hatte das IOC Sanktionen gegen Russland erlassen,
17:40wegen systematischen Dopings.
17:42Russische Sportfunktionäre wurden ausgeschlossen.
17:45Und russische Sportler durften nicht unter ihrer eigenen,
17:48sondern nur unter der olympischen Fahne erscheinen.
17:50Als Reaktion startete die Gruppe 74455 laut den US-Behörden
18:00einen breiten Hackerangriff,
18:02um die Winterspiele zu stören.
18:04Mit sogenannten Phishing-E-Mails.
18:06Ein Beispiel.
18:09Laut den US-Ermittlern versendeten die russischen Hacker
18:12eine gefälschte E-Mail an eine Firma des IOC.
18:15Die Bewerbung eines Franzosen.
18:17Ein Anhang war beim Öffnen unscharf.
18:19Ein Pop-Up-Fenster forderte dazu auf,
18:22zum Anzeigen des Dokuments
18:23eine Word-Makro-Funktion zu aktivieren.
18:26Dadurch wurde das Dokument zwar scharf,
18:28doch gleichzeitig wurde im Hintergrund
18:30die Schadsoftware Olympic Destroyer geladen.
18:36Kurz nach Beginn der Eröffnungszeremonie
18:39aktivierten die russischen Hacker
18:41laut Anklage die Schadsoftware.
18:42Tausende Rechner des Organisationskomitees
18:51und der mit ihm verbundenen IT-Firmen
18:53wurden unbrauchbar.
18:55Die von den Angeklagten und der Einheit 74455
18:59begangenen Verbrechen sind atemberaubend
19:02in ihrem Ausmaß und ihren Auswirkungen.
19:06Dublin.
19:06Wer sind Putins Cyberkrieger?
19:11Das Rechercheteam versucht,
19:13mit ehemaligen Vulkan-Angestellten zu sprechen.
19:17Ein Ranghoher früherer Mitarbeiter
19:18lebt mittlerweile in Dublin, in Irland.
19:22Nachfrageversuch.
19:23Hallo, können wir Ihnen ein paar Fragen
19:25zu Vulkan stellen?
19:27Nein, ich möchte keine Fragen beantworten
19:29zu einer Firma Vulkan.
19:30Ich will dazu keinen Kommentar abgeben.
19:32Kennen Sie ein System SCAN-W?
19:36Nein, sorry, bleibt draußen.
19:40Mehr als 90 ehemalige und aktuelle Vulkan-Mitarbeiter
19:44hat das Rechercheteam ausfindig gemacht.
19:48Nur einer traut sich anonym vor die Kamera.
19:51Er erzählt,
19:52als er anfing bei Vulkan zu arbeiten,
19:55sei er unpolitisch gewesen.
19:57Doch bald habe er gemerkt,
19:58dass mit der Firma etwas nicht stimmte.
20:01Vieles sei geheim gewesen.
20:02Die Vorgesetzten hätten wie Militärs gewirkt
20:05und nur das Notwendigste
20:06mit den Angestellten besprochen.
20:09Mit der Zeit sei ihm klar geworden,
20:11dass auch die russischen Geheimdienste
20:12Kunden von Vulkan waren.
20:16Ich denke, dass die Hauptauftraggeber
20:19von NTC Vulkan der FSB
20:21und andere Geheimdienste
20:22der russischen Föderation sind.
20:24Insgesamt entwickelt die Firma
20:25Angebote oder elektronische Komponenten,
20:28mit deren Hilfe die Rechte
20:29und die Freiheit der Bürger
20:31in Russland eingeschränkt werden.
20:33Weil die Firma im Bereich
20:34der staatlichen Sicherheit arbeitet,
20:36verdient sie viel Geld.
20:37Deswegen hatte ich als Mitarbeiter
20:39ein Gehalt, das über dem Marktpreis lag.
20:44Doch das Geld machte offenbar nicht wett,
20:46was ihn zunehmend belastete.
20:49Wie das Putin-Regime versucht,
20:51Oppositionelle wie den Kreml-Kritiker
20:53Alexej Nawalny umzubringen
20:55oder wegzusperren.
21:00Und die Polizeigewalt.
21:02Alltag in Russland.
21:06Bei den Kundgebungen für Nawalny
21:08oder für die politischen Gefangenen
21:10waren viele Polizisten Soldaten
21:12und die Sondereinheit Omon.
21:14Als ich gesehen habe,
21:16wie sie Frauen schlagen,
21:17Menschen in Gefangenenbusse einsperren,
21:20da konnte ich nicht mehr im Land bleiben.
21:22Denn ich bin dagegen.
21:23Heute versteht er sich als Kritiker des Kremls
21:26und Anhänger von Alexej Nawalny.
21:33In Moskau haben sie bei Vulkan
21:35weitere Programme entwickelt,
21:37mit denen Russland Krieg
21:38gegen den Westen führen kann.
21:41Ein Produkt der Firma Vulkan
21:43nennt sich Amesit W.
21:45Zweck des Programms?
21:48Informationseinschränkung
21:48in lokalen Netzen
21:50und die Schaffung eines eigenen
21:51autonomen Datennetzes
21:53in vorgesehenen Territorien.
21:57Ziel?
21:58Offenbar die Übernahme des Internets
22:00in russisch besetzten Gebieten.
22:02Bei diesem Projekt Amesit war mehr los als bei anderen.
22:09Da war wirklich Eile geboten.
22:12Und es waren ziemlich viele Leute daran beteiligt.
22:14Entwickler auf sehr hohem Niveau.
22:17Und sie waren in der Lage,
22:18in relativ kurzer Zeit
22:20ein hochbelastbares System zu entwickeln.
22:25Amesit soll zum Beispiel
22:26Internetzugänge sperren
22:28und stattdessen eigene russische Inhalte verbreiten.
22:30In den Leaks steht,
22:32wie das funktionieren soll.
22:38Der Zugriff auf unerwünschte Datenkanäle
22:41wird blockiert.
22:44Anfragen von Usern
22:45werden auf erwünschte Internetressourcen
22:47in vorgesehenen Territorien umgeleitet.
22:50Ihr Ziel ist die vollständige Kontrolle
22:56über die Information in dem Gebiet,
22:58in das sie einzudringen versuchen.
23:01Darum liegt der Schwerpunkt
23:02auf taktischen Instrumenten.
23:04Man geht also in ein Gebiet,
23:06übernimmt die Kontrolle über die Kommunikation
23:08und nutzt diese Kontrolle dann,
23:10um Desinformation zu verbreiten,
23:12soziale Medien zu manipulieren
23:14und Informationen zu unterdrücken.
23:22Das zeigt,
23:23dass hier das Potenzial dafür da ist,
23:26auch Kommunikation
23:28und auch die Verbreitung von Informationen
23:31zu sabotieren und auszuschalten.
23:34Und das ist gerade
23:35für rechtsstaatliche,
23:36demokratische Strukturen
23:37wie in Europa,
23:40wie in Deutschland
23:41eine relevante Bedrohung.
23:43Gerade wenn das dann ersetzt werden soll
23:45durch andere Informationskanäle,
23:48muss man einfach sagen,
23:49hier arbeiten Leute
23:51an der Sabotage
23:53des Informationsflusses.
23:57Schon lange verbreitet Russland
23:59Fake News über Twitter,
24:00Facebook und Co.
24:02Neuerdings auch gefälschte Titelblätter
24:04westlicher Satirezeitschriften,
24:06die so nie erschienen sind.
24:08Der ukrainische Präsident Zelensky,
24:09angeblich militärisch am Ende.
24:13Die Ukraine,
24:14angeblich unersättlich
24:16in Bezug auf Waffen
24:17und Geld aus dem Westen.
24:19Außerdem westliche Politiker,
24:22die sich angeblich
24:23vor Putin in die Hosen machen.
24:26Alles gefälscht.
24:30Moskau im Cyberkrieg
24:32gegen den Westen.
24:34Welche Rolle spielen die Programme
24:35der Firma Vulkan?
24:36Bei dieser internen E-Mail
24:40vom 22. November 2019
24:42geht es um das WAG-SHA,
24:46die Militärakademie
24:47des russischen Generalstabs.
24:49Die hat offenbar Probleme
24:50mit den Amesit-Komponenten
24:52PMS und PRR
24:54zur Überwachung
24:55und Manipulation des Internets.
24:56Die Vulkan-Software-Amesit
25:01ist also zumindest hier
25:02an der Militärakademie
25:03des Generalstabs
25:04bereits in Betrieb.
25:09Rostov am Don.
25:11Vulkan ist russlandweit vernetzt.
25:14Hier und anderswo
25:15arbeiten Forschungsinstitute
25:17mit Vulkan
25:17und den Cyberabteilungen
25:19der russischen Geheimdienste zusammen.
25:21In Rostov ist es
25:22das wissenschaftliche Forschungsinstitut
25:24für Funkkommunikation.
25:29In Serpukhov
25:31in der Nähe von Moskau
25:32ist das Institut
25:33für Technische Physik
25:34ein weiterer Partner
25:35von Vulkan.
25:38In Kursk
25:40arbeitet das 18.
25:41Zentrale Forschungsinstitut
25:42mit Vulkan zusammen.
25:44Ein Netzwerk
25:45wissenschaftlicher Einrichtungen
25:47für den Cyberkrieg.
25:48Die Vulkan-Files zeigen.
25:55Die russischen Geheimdienste
25:57haben vor dem Überfall
25:58auf die Ukraine
25:58gewaltig aufgerüstet.
26:00Putins Cyberkrieger
26:02sollen jederzeit
26:02zuschlagen können,
26:04lebenswichtige Infrastruktur
26:06ausschalten
26:06und Menschen
26:07verunsichern
26:08mit Desinformation.
26:12Zumindest legen die Dokumente
26:14nahe,
26:15dass sie diese Cyberfähigkeiten
26:16behalten wollen,
26:17um solche Operationen
26:18durchzuführen.
26:19Sie brauchen sie
26:20in der Zukunft.
26:22An diesen Dokumenten
26:25ist auffallend,
26:26dass die russischen
26:26Cyberanstrengungen
26:28aggressiver werden
26:29und auch die Aggressivität
26:30wächst,
26:31mit der sie ihr Hauptziel
26:32durchsetzen wollen,
26:33nämlich die Kontrolle
26:34über Informationsflüsse.
26:36Das ist absolut
26:37beispiellos.
26:40Russlands Krieg im Netz
26:41richtet sich gegen innere
26:43und äußere Feinde
26:44des Putin-Regimes.
26:46Er hat für Vulkan
26:50gearbeitet
26:51und ahnt,
26:53wie gefährlich
26:53Russlands Cyberkrieger
26:54sind.
26:57Ich habe Vulkan
26:58verlassen,
26:59weil ich nicht mehr
26:59an der Entwicklung
27:00von Projekten
27:01für die Geheimdienste
27:02beteiligt sein wollte.
27:04Russland ist
27:04ein Polizeistaat
27:05und ich möchte nicht,
27:07dass das auch
27:07in Zukunft so bleibt.
27:09Ich will die Zeit
27:09verkürzen,
27:10in der das Regime
27:11an der Macht ist.
27:12Ich will helfen,
27:13das Regime zu schwächen.
27:14Die Leute sollen wissen,
27:15dass es Firmen gibt
27:16wie Vulkan,
27:17die diese Art
27:18von Software entwickeln.
27:21Die internationale Recherche
27:23begann vor einem Jahr
27:24in München,
27:25als sich eine Quelle
27:26anonym mit internen Dokumenten
27:27der Firma Vulkan
27:28meldete.
27:30Hannes Munzinger
27:31erfuhr bis zuletzt nicht,
27:33wer der Whistleblower ist.
27:34Er oder sie
27:35übermittelte
27:36die Vulkan-Files.
27:38Danach
27:38brach der Kontakt
27:39auf.
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