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  • vor 5 Stunden
Das Unternehmen "First Wap" aus Indonesien soll seinen Kunden ermöglicht haben, mit der Anwendung Altamides viele tausende Menschen über ihr Handy zu überwachen. Eine Undercover-Recherche deckt das mutmaßlich illegale Geschäftsmodell auf. Dabei rücken auch die Verbindungen der Firma nach Deutschland und Österreich in den Fokus – wer wurde hier ausgespäht?

Wichtig: Die Vertreter des angesprochenen Unternehmens "First Wap" bestreiten die Vorwürfe, und es gilt die Unschuldsvermutung.

Credits: Eine Recherche von DER STANDARD, Lighthouse Reports, Paper Trail Media, ZDF, "Spiegel" und anderen Partnermedien; Videoproduktion: Tobias Holub, Laurin Lorenz, Zsolt Wilhlem, Daniel Retschitzegger, Christoph Neuwirth

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Transkript
00:00Ich darf über so ein Projekt nicht einmal Bescheid wissen, sonst könnte ich ins Gefängnis gehen.
00:06Jahrzehntelang ist diese Überwachungsfirma aus Indonesien unter dem Radar geblieben.
00:12First WAP.
00:13Doch jetzt zeigt eine internationale Recherche, ausgehend von der Investigativplattform Lighthouse Reports,
00:20die Ortungsdienste von First WAP wurden auch für illegale Zwecke genutzt.
00:24Unsere Recherchen haben gezeigt, dass First WAP Kunden und seinen Partnern ermöglicht hat,
00:29tausende Menschen weltweit zu lokalisieren, ohne dass sie es wissen.
00:34Die Recherchen zeigen den wohl bisher größten bekannten Datensatz aus der weltweiten Überwachungsbranche.
00:40Darunter befinden sich Topmanager, Regierungschefs, Promis wie Hollywoodstars.
00:45In den meisten Ländern ist eine solche Ortung über das Handy den Behörden vorbehalten, ansonsten ist das illegal.
00:52Belegt werden die Vorwürfe außerdem durch geheime Aufnahmen von einer Branchenmesse in Prag,
00:58wo sich unser Reporter als interessierter Kunde ausgibt.
01:02Mit versteckter Kamera.
01:04Der Reporter fragt, ob man das First WAP Überwachungssystem im sanktionierten Niger verwenden kann.
01:10Die Vertreter der Firma bejahen das und erklären, wie man Exportbeschränkungen umgehen könnte.
01:16Niger ist auf der, ist auf der Sanktionlist.
01:19Weiß ich jetzt.
01:23Aber wenn's wir, wenn wir nix davon wissen, uns, uns der B*** was macht.
01:30Wir müssen's wenn nur aus Jakarta machen.
01:32Das vermeintliche Verkaufsgespräch führen ein Geschäftsführer von First WAP, er ist deutscher Staatsbürger, und der Vertriebsleiter, ein Österreicher.
01:42Ich darf über so ein Projekt nicht einmal Bescheid wissen, sonst könnte ich ins Gefängnis gehen.
01:48Deshalb machen wir solche Geschäfte über Jakarta.
01:52Der Verdacht, First WAP könnte den Hauptsitz in Jakarta neben einer zweiten Niederlassung in Dubai zur Sanktionsumgehung nutzen.
02:01Doch bemerkenswert sind auch die Verbindungen der Firma nach Österreich.
02:06Denn neben dem aktuellen Vertriebsleiter stammt auch der mittlerweile verstorbene Gründer von First WAP aus Österreich.
02:13Und auch das Überwachungssystem der Firma wurde nach Recherchen des Standard hierzulande eingesetzt.
02:18Allein in Österreich gab es rund 4.700 erfolgreiche Lokalisierungen, die meisten zwischen 2011 und 2014.
02:27Betroffen waren Privatpersonen, aber auch bekannte Menschen wie der Sänger Wolfgang Ambros oder der ehemalige BVT-Chef Gerd Rene Polli,
02:37der mehrmals nach seiner Zeit als oberster Verfassungsschützer lokalisiert wurde.
02:42In den Daten konnten wir auch rund 20 Mitarbeiterinnen, ehemalige und aktuelle des Konzerns Red Bull finden, die geortet wurden.
02:51Red Bull sagt auf Nachfrage, dass es über kleinere Projekte hinaus keine Zusammenarbeit mit First WAP gegeben hat.
02:59Und aus den Daten können wir auch nicht feststellen, wer genau die Ortungen durchgeführt hat.
03:03Wir wissen nur, dass sie über die Systeme von First WAP erfolgt sind.
03:07Einige Zeit nachdem First WAP unserem Reporter mutmaßlich illegale Dienste angeboten hat,
03:14gibt dieser sich in einem Videocall als Journalist zu erkennen.
03:18In Prag haben sie gesagt, dass sie nicht mal über das Projekt in Niger Bescheid wissen dürften,
03:23ansonsten würden sie ins Gefängnis gehen.
03:25Aber sie haben dem trotzdem zugestimmt. Warum?
03:27Wir, wir machen nicht, wir haben nicht zugestimmt, dorthin zu liefern, oder?
03:36Unsere Recherchen haben auch gezeigt, dass sie in der Vergangenheit mit Privatdetektiven gearbeitet haben
03:41und mit anderen Kunden, die keine Regierungen oder Exekutivorgane sind.
03:46Nein, nein, nein, das ist absolut unwahr.
03:48Im Videocall wollen die Verantwortlichen von den zuvor beschriebenen Sanktionsumgehungen plötzlich nichts mehr wissen.
03:55Dort und auf unsere schriftliche Anfrage hin bestreiten sie jegliche illegale Aktivität.
04:02Für alle Genannten gilt die Unschuldsvermutung.
04:04Die ganze Geschichte gibt es auf derstandard.at
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