- vor 2 Tagen
Kategorie
📺
TVTranskript
00:00Guten Abend, meine Damen und Herren.
00:03Dies ist die polizeiliche Kriminalstatistik der Bundesrepublik Deutschland.
00:07Jedes Jahr gibt das Bundeskriminalamt ein solches Buch heraus,
00:11in dem das Verbrechen aufgeschlüsselt nach Delikten, nach Ländern, Städten und Gemeinden
00:16und vielen anderen Kriterien in Zahlen und Tabellen zusammengefasst ist.
00:20Wer sich regelmäßig in diese Zahlenwerke vertieft, dem vergeht, was man mir ja schon oft vorgehalten hat, tatsächlich das Lachen.
00:27Hier auf der Seite 103 wird zum Beispiel die Entwicklung beim Autodiebstahl aufgeführt.
00:33Die Zahl ist seit 1978 dramatisch angestiegen.
00:37Im Zeitraum von fünf Jahren von rund 59.000 auf 78.543 Delikte.
00:44Man muss sich das einmal plastisch vorstellen.
00:46Rund 80.000 Autos im Jahr, das sind 3,7 Prozent der gut zwei Millionen Neuzulassungen.
00:53Die Methoden, mit denen Autos entwendet werden, sind natürlich sehr unterschiedlich.
00:56Sie werden ohne und mit Schlüssel gestohlen, kurzgeschlossen und gelegentlich auch abgeschleppt.
01:02Ein besonders unverfrorener Trick wurde kürzlich in einer süddeutschen Großstadt angewendet.
01:09Ein Trick, an den Sie denken sollten, wenn Sie sich in nächster Zeit vielleicht ein neues Auto kaufen,
01:13so wie Herr Clemens in unserem Beispiel.
01:15Ich wünsche Ihnen dann recht gute Fahrt, Herr Clemens, und wenn noch irgendwas sein sollte, Sie wissen, wir stehen jederzeit zu Diensten.
01:20Ja, das weiß ich. Ich gehe natürlich davon aus, dass alles in Ordnung ist.
01:23Selbstverständlich, aber ich meine nur für alle Fälle.
01:25Es ist ja schade, dass Ihre Frau Gemahlin nicht mitbekommen ist, um den neuen Wagen in Empfang zu nehmen.
01:29Bitte überreichen Sie doch diese Blumen im Namen des Hauses.
01:32Danke, das ist sehr nett.
01:32Meine Frau hatte leider keine Zeit, aber sie wird sich sicher sehr freuen, so wie ich, über mein neues Auto.
01:40Walter Clemens, Bezirksvertreter einer großen Versicherungsgesellschaft, fährt seit Jahrzehnten dieselbe Automarke.
01:45Er wird von der Niederlassung des Werkes deshalb als besonders treuer Kunde geschätzt und entsprechend aufmerksam betreut.
01:52Einen Tag, nachdem er den Wagen in Empfang genommen hat, meldet sich in seinem Büro ganz überraschend noch einmal an die Verkaufsabteilung der Automobilfirma.
01:59Vorzimmer, Clemens? Moment, ich verbinde. Da ist Ihre Autofirma dran. Kann ich durchstellen?
02:06Ja, bitte. Clemens?
02:09Daniela Benz, Verkaufsabteilung, Brockmann. Sie haben doch gestern Ihren neuen Wagen aufgeholt.
02:13Ja, was gibt's denn?
02:15Eine unangenehme Nachricht, Herr Clemens. Sie müssen leider Ihr Fazit noch einmal zurückholen.
02:18Es ist nichts am Wagen selbst, weil durch einen Computerfehler sind falsche Zahlen in die Fazitpapier reingebrochen worden.
02:23Also das ist ja ein Ding. Und das ausgerechnet bei Ihnen.
02:27Nein. Es ist uns auch sehr peinlich, das dürfen Sie uns glauben. Aber wir haben noch Glück, dass wir so schnell gemerkt haben.
02:33Was machen wir denn da? Soll ich nochmal bei Ihnen vorbeikommen?
02:36Nein, nein, die Mühe sollen Sie nicht auch noch haben. Wir schicken selbstverständlich einen jungen Mann aus unserer Werkstatt vorbei.
02:41Wenn Sie nur den Fahrzeugbrief und den Schein bereithalten würden.
02:44Ja, ist gut. Aber wann kann ich den Wagen zurückhaben? Wie lange wird denn das dauern?
02:48Höchstens eineinhalb Stunden.
02:50In Ordnung. Auf Wiedersehen.
02:52Wie verabredet, erscheint kurz nach dem Telefonat ein junger Mann im Büro der Versicherung.
03:00An seinem Arbeitsanzug ist deutlich das Firmenemblem des Automobilwerkes zu sehen.
03:08Herr Rhein?
03:09Der junge Mann, der Autofirma ist da, Herr Clemens.
03:13Ja, schicken Sie ihn rein. Ich habe schon alles bereit gelegt.
03:16Bitte.
03:17Guten Tag.
03:17Guten Tag. Sie wollen Ihren Wagen abholen wegen der falschen Nummern, nicht wahr?
03:20Ja, der Herr Brockmann vom Verkauf hat mich geschickt.
03:23Hier sind die Schlüssel und die Papiere. Der Wagen steht unten vorm Haus.
03:28Ja, ich habe ihn schon gesehen. In ungefähr anderthalb Stunden bin ich wieder da. Wiedersehen.
03:32Wiedersehen.
03:33Walter Clemens hat seinen Wagen nicht wieder gesehen. Er ist Opfer eines raffinierten Trickdiebes geworden,
03:39der sich auf dunklen Kanälen Informationen darüber verschafft hatte, wann, wo und an wen neue Fahrzeuge ausgeliefert werden.
03:47Die Krippe konnte diesen Fall später feststellen, dass der Fabrikneuer Mercedes eine Woche nach dem Diebstahl
03:53in die Vereinigten Staaten verschifft worden ist.
03:56Der Diebstahl wäre sicher nicht gelungen, wenn Herr Clemens sich durch einen Anruf, bei dem ihm bekannten Händler,
04:02vergewissert hätte, dass die Rückholung des Wagens tatsächlich von der Firma veranlasst worden ist.
04:09In diesen Wochen haben in den ersten Bundesländern die Sommerferien begonnen.
04:14Die meisten von Ihnen, meine Damen und Herren, werden sicher schon genau wissen, was Sie in diesem Jahr im Urlaub machen wollen.
04:20Und bestimmt haben Sie die entsprechenden Reservierungen oder Buchungen längst in der Tasche.
04:25Diejenigen von Ihnen, die noch unentschlossen sind oder vielleicht auch aus Prinzip sich erst im letzten Moment spontan entscheiden,
04:33sollten jetzt ganz besonders gut aufpassen.
04:35Auf Sie wartet nämlich möglicherweise eine Sorte von Gaunern, die sich auf solche Individualisten und Nachzügler spezialisiert haben.
04:43Schauen Sie sich an, wie es einem Architekten aus dem Rheinland ergangen ist.
04:47Namen von Firmen und Personen sind natürlich, wie immer in dieser Sendereihe, geändert.
04:53Musst du wieder den ganzen Sonntag arbeiten?
04:56Was soll ich denn machen, Schatz? Ich muss doch die Sachen morgen abliefern.
05:01Aber in einer Stunde bin ich soweit, das verspreche ich dir.
05:04Ich habe was Tolles für den Urlaub gefunden.
05:07Ferienhäuser mit eigenem Strand und Schwimmbad.
05:11Muss das jetzt sein?
05:12Willst du wieder bis zum letzten Moment warten? Dann geht es uns so wie im letzten Jahr.
05:17Entschuldigung, du hast ja recht. Wo ist denn das eigentlich?
05:21In Spanien, in der Nähe von Valencia.
05:24Zeig mal hier, was soll denn das kosten?
05:27140 Mark pro Tag.
05:29Vier Zimmer, großzügige Ausstattung, eigenes Schwimmbad, Strandanteil südlich von Valencia, Raum Denia.
05:37Das klingt nicht schlecht.
05:39Das ist eine Agentur, die die Häuser anbietet.
05:41Ja, ich sehe schon, das ist eine Frankfurter Nummer.
05:44Ich kann dir mal anrufen und fragen, was noch frei ist.
05:46Ja, die soll uns mal ein Angebot schicken, und zwar für die Zeit vom 3. August bis zum 24.
05:55In Ordnung. Ich lasse dich wieder allein.
05:59Damit du bald fertig wirst.
06:01Ja, danke, Schatz.
06:04Martin Mühlhausen ist ein vielbeschäftigter Architekt.
06:07Er hatte in den letzten 10 Jahren nur sehr wenig Urlaub machen können.
06:11Das Gespräch über das Ferienhaus hat er dann auch sehr schnell wieder vergessen.
06:15Obwohl er es durchaus nötig hätte, einmal gründlich auszuspannen.
06:19Das können wir doch da oben schon setzen. Ich bin mal gespannt.
06:22Sie können sich darauf verlassen, Herr Mühlhausen.
06:23Wenn Sie das nächste Mal kommen, ist die Sache behoben.
06:26Also gut.
06:27So, ich muss mal nach Hause zu meiner Frau, die wartet sicher schon.
06:30Die Planung des Privatlebens überlässt Martin Mühlhausen weitgehend seine Frau.
06:37Als er am Mittwoch der folgenden Woche von einer Baustelle nach Hause kommt,
07:01kann Cornelia Mühlhausen von einem ersten Zwischenergebnis ihrer Bemühungen in Sachen Urlaub berichten.
07:07Guten Tag, Herr Schiff.
07:09Richtig. Du, ich habe die Fotos bekommen.
07:11Was denn für Fotos?
07:12Die Ferienhäuser in Spanien, die sehen toll aus. Guck mal.
07:17Cumbre del Sol. Ist das nicht traumhaft?
07:19Oder das da?
07:21Casablanca.
07:24Mal langsam. Du bist ja ganz aus dem Häuschen.
07:26Ich freue mich wahnsinnig.
07:27Ja, ich ja auch.
07:28Stimmen denn die Zeiten? 3. bis 24. August?
07:31Alles in Ordnung. Auch der Preis ist geblieben. 140 Mark.
07:34Und wie geht das jetzt weiter mit der Reservierung und so?
07:36Ganz einfach. Wir brauchen bloß telefonisch zuzusagen und dann den Mietvertrag zurückzuschicken.
07:41Und wie ist das mit der Bezahlung?
07:44Hier steht, dass sechs Wochen vor der Anreise bezahlt werden muss.
07:47Es wäre also nächste Woche fällig. Konto steht hier.
07:50Wie viel ist denn das zusammen?
07:52Ich habe es ausgerechnet. 20 Tage, 2800 Mark.
07:56Okay. Ich bin überredet.
07:58Gib mir das mal her.
08:00Und ich überweise das dann morgen oder übermorgen.
08:02Komm, ich freue mich.
08:07Am 2. August brechen der Architekt und seine Frau dann zu der wohlverdienten Urlaubsreise nach Spanien auf.
08:14Das Ferienhaus ist für drei Wochen bezahlt.
08:16Eine entsprechende schriftliche Bestätigung der Agentur haben sie genauso dabei,
08:20wie die Kontaktadresse eines spanischen Agenten in Denia,
08:24bei dem sie den Schlüssel ihres Ferienhauses in Empfang nehmen sollen.
08:26Hast du auch nichts vergessen?
08:29Ich denke nicht.
08:31Pässe, Päsiden und so weiter?
08:34Aye, aye, Sir.
08:36Also dann, Spanien, ole.
08:38Am Nachmittag des nächsten Tages kommt das Ehepaar nach 2000 Kilometern strapaziöser Autofahrt
09:03in dem spanischen Ferienort an der Costa Blanca an.
09:05Abgespannt, aber gut gelaunt machen sie sich auf die Suche nach der Agentur, bei der sie sich melden sollen.
09:29Also ich verstehe das nicht.
09:42Jetzt muss doch diese verdammte Avenida Generalissimo Gomez bald kommen.
09:47Der Ort ist doch gleich zu Ende.
09:50Am besten du drehst um.
09:52Wir fragen irgendwo im Hotel oder an der Tankstelle.
09:54Die Suche nach der Avenida Generalissimo Gomez bleibt ohne Erfolg.
10:00Schließlich stellt sich heraus, dass es eine Straße dieses Namens in Denia überhaupt nicht gibt.
10:05In seiner Verzweiflung sucht das Ehepaar das Fremdenverkehrsbüro auf.
10:09Guten Tag, sprechen Sie Deutsch?
10:22Ja.
10:22Wir suchen die Avenida Generalissimo Gomez, aber man hat uns gesagt, dass es das hier gar nicht gibt.
10:30Die kenne ich auch nicht.
10:32Das ist eine Agentur, wo wir den Schlüssel für unser Ferienhaus abholen sollen.
10:37Es heißt Cumbre del Sol.
10:40Das haben wir in Deutschland gemietet.
10:41Tut mir leid, das kenne ich in Denia nicht.
10:50Aber wir haben alles schon bezahlt.
10:532800 Mark.
10:56Cumbre del Sol.
10:58Das ist ein Strand südlich von hier.
11:01Ein Ferienhaus mit diesem Namen habe ich noch nie gehört.
11:04Mein Gott.
11:10Was machen wir denn jetzt?
11:14Herr und Frau Mühlhausen waren nicht die einzigen, die in Spanien erkennen mussten, dass sie geprellt worden sind.
11:20Im Fremdenverkehrsbüro von Denia haben sich an die 30 deutschen Touristen gemeldet,
11:25die derselben Frankfurter Agentur auf den Leim gegangen waren.
11:28Auch sie hatten nicht existierende Ferienwohnungen gemietet und vor Antritt der Reise voll und ganz bezahlt.
11:35Von der Polizei haben die Betrogenen später erfahren, dass die dubiosen Ferienhausvermittler ihr Büro in Frankfurt noch vor Eintreffen der Polizei aufgegeben,
11:43die konnten abgeräumt und sich vermutlich nach Frankreich abgesetzt haben.
11:48Der Vorgang hat sich, wie gesagt, im vergangenen Jahr abgespielt.
11:51Man muss aber nach allgemeiner kriminalistischer Erfahrung davon ausgehen,
11:55dass dieselben oder auch andere Gauner es in diesem Jahr, jetzt zu Beginn der Feriensaison, wieder versuchen werden.
12:01Wer also bei einem ihm unbekannten Vermittler eine Ferienwohnung oder ein Haus mietet,
12:07sollte vor Antritt der Reise immer nur eine Anzahlung leisten und den Rest erst zahlen,
12:12nachdem er das Feriendomizil in ordentlichem Zustand vorgefunden hat.
12:16Seriöse Vermittler haben ganz bestimmt Verständnis für eine solche Regelung.
12:22Es gibt natürlich im Zusammenhang mit ausländischen Urlaubsangeboten auch eine Reihe anderer Möglichkeiten übers Ohr gehauen zu werden.
12:30Zum Beispiel, wenn Sie während eines Urlaubsaufenthaltes in London, Paris oder Kairo den internationalen Führerschein erwerben wollen.
12:37Angebote solcher Art tauchen immer wieder in den Inseratenseiten der Zeitungen auf.
12:42Eine Woche Kairo etwa plus Führerschein 2610 Mark.
12:47Besonders interessant für Leute, denen hier in Deutschland die Fahrerlaubnis abhandengekommen ist.
12:52Es ist zwar ernüchternd, aber man muss es allen Interessenten an einem ausländischen Führerschein sagen,
12:57dass für Bundesbürger ein solches Dokument, wenn man es wirklich bekommen sollte,
13:01nur in Verbindung mit einer deutschen Fahrerlaubnis gilt.
13:04Man macht sich also strafbar, wenn man sich hier zu Hause mit einem internationalen Führerschein,
13:09aber ohne deutsche Fahrerlaubnis, ans Steuer setzt.
13:14Nichts mit Urlaub zu tun hat eine aktuelle Warnung, um die uns die Kripo Bremen gebeten hat.
13:21Es geht dabei allerdings um eine Masche, mit der in neuerer Zeit überall im Bundesgebiet und auch in West-Berlin gearbeitet wird.
13:29Die Opfer sind ausnahmslos ältere Männer, zumeist Rentner, die vor nicht allzu langer Zeit ihre Frau verloren haben
13:36und naturgemäß recht häufig auf den Friedhof gehen.
13:41Dort wird so ein Mann dann gewöhnlich von einem gut deutsch sprechenden Südländer angesprochen,
13:45der es versteht, sich als früherer Kollege auszugeben.
13:49Der vereinsamte Rentner erinnert sich zwar nicht so genau,
13:52aber er ist doch froh, wieder einmal jemand zu haben, mit dem er sich unterhalten kann.
13:55Er lädt den vermeintlichen Ex-Kollegen zu sich nach Hause ein.
14:02Dort überhäuft der Fremde den Rentner mit Freundlichkeiten und macht ihm sogar ein beeindruckendes Geschenk.
14:08Meist eine Lederjacke, in Wirklichkeit eine billige Imitation.
14:12Ach was, fühlen Sie? Das ist sehr schön.
14:17Also Brust.
14:18Ja, Marsch.
14:19Im Laufe der weiteren Unterhaltung versteht es der Mann dann,
14:24für eine angeblich dringend notwendige Reise in die Heimat,
14:27dem Rentner ein sogenanntes Darlehen abzuschwatzen.
14:33Nicht selten gelingt es den Tätern, die danach natürlich auf Nimmerwiedersehen verschwinden,
14:38auf diese Weise Beträge bis zu 1200 Mark zu ergaunern.
14:42Ihr krimineller Erfolg basiert ganz offensichtlich auf Ihrer Überredungskunst.
14:50Ganz anders in unserem nächsten Beispiel.
14:53Hier bekommen die Opfer den Täter überhaupt nicht zu sehen.
14:56Dennoch ist seine Beute recht beachtlich.
14:59Sein Handwerkszeug, solche Kreditkarten, die er sich auf unglaublich raffinierte Weise besorgt.
15:05Diese Kreditkarten, nicht zu verwechseln mit den Scheckkarten,
15:09die beim Einlösen von Euro-Schecks gebraucht werden,
15:11kommen ursprünglich aus Amerika.
15:13Sie erfreuen sich aber auch hierzulande wachsender Beliebtheit.
15:17Man kann damit in Hotels, Restaurants, aber auch in immer mehr Einzelhandelsgeschäften
15:21seine Rechnung bargeldlos begleichen.
15:23Man leistet eine Unterschrift.
15:25Die Kreditkartenorganisation bucht den entsprechenden Betrag
15:28einmal im Monat vom Konto des Karteninhabers ab.
15:30So einfach ist das.
15:32Man bekommt eine solche Karte natürlich nur,
15:36wenn man über ein regelmäßiges Einkommen verfügt
15:38und eine gewisse Kreditwürdigkeit nachweisen kann.
15:42Genau das ist der Punkt, an dem der Täter in unserem Beispiel ansetzt.
15:48Seine Opfer gehören ausnahmslos zu einer Personengruppe,
15:51der man ganz allgemein eine bestimmte Kreditwürdigkeit unterstellt.
15:55Also das klingt nicht schlecht.
15:58Das war bestimmt ganz gut, dass ich mich da auf das Inserat gemeldet habe.
16:02Die schreiben, dass ich in die engere Wahl gekommen bin.
16:05Was sollst du denn nun eigentlich genau machen?
16:07Steht denn das jetzt endlich auch drin?
16:11Betriebsberatung.
16:12Was heißt denn das überhaupt?
16:13Ganz genau geht das noch nicht daraus hervor.
16:15Aber ich sehe das so.
16:17Die haben in den Betrieben, die sie betreuen, Fragebögen verteilt
16:20und wollen die jetzt in Heimarbeit auswerten lassen.
16:23Ja, aber warum suchen die dafür gerade Beamte?
16:25Das muss natürlich genau und zuverlässig gemacht werden.
16:28Da brauchen sie halt Leute, die sowas gewohnt sind.
16:30Willi Köhler ist Oberinspektor bei einer Landesbehörde.
16:34Er hat sich auf ein Zeitungsinserat gemeldet,
16:36in dem Beamten eine interessante und lukrative Nebentätigkeit angeboten wurde.
16:42Auf seine Bewerbung erhielt er die Nachricht,
16:44dass er in die engere Wahl gekommen sei.
16:46Gleichzeitig hat die inserierende Firma,
16:48ein Büro für Betriebsberatung,
16:50eine Art Personalbogen geschickt,
16:52den Herr Köhler ausfüllen soll.
16:53Was die alles wissen wollen?
17:00Jährliches Bruttoeinkommen,
17:02finanzielle Belastung durch Hypotheken etc.
17:06Was geht Ihnen das an?
17:08Leute mit all so viel Schulden sind doch sonst nicht sehr zuverlässig.
17:12Oder würdest du jemanden einstellen,
17:13bei dem der Gerichtsvollzieher ein- und ausgeht?
17:15Ja, da hast du schon recht.
17:17Aber hier, die Kontonummer auch noch.
17:19Ist doch klar.
17:20Die wollen wissen, wohin die das Geld überweisen sollen,
17:22was du da verdienst.
17:24Naja, eigentlich logisch.
17:26Aber man ist ja immer gleich misstrauisch.
17:29Man liest ja so viel von wegen Datenschutz und so.
17:31Ja gut, aber das wird doch immer ziemlich aufgebauscht.
17:34Dann such doch mal die Kontonummer raus.
17:39Und bring gleich eine Briefmarke mit.
17:40Ich geh dann nachher noch zum Briefkasten.
17:42Der ausgefüllte Fragebogen landet genauso wie das erste Schreiben des Beamten
17:47in einem Briefkasten, mit dem es eine besondere Bewanktnis hat.
17:50Er gehört zu einer großen Wohnanlage,
17:52in der relativ oft ein paar Appartements leer stehen.
17:57Der Briefträger wundert sich deshalb nicht,
17:59dass die Namen an den Briefkästen gelegentlich wechseln.
18:02Es fällt also nicht auf,
18:03dass ein Fremder einen der unbenutzten Briefkästen
18:05mit der Firmenbezeichnung Betriebsberatung Schneider ausgestattet
18:08und sich damit für eine gewisse Zeit eine Deckadresse beschafft hat.
18:11Übrigens nicht nur in dieser Wohnanlage.
18:17Die Schlüssel zu den Briefkästen hat er sich auf dunklen Kanälen besorgt.
18:22So kann er ohne großes Risiko die Briefe in Empfang nehmen,
18:25die zahlreiche Beamte an das überhaupt nicht existierende Beratungsbüro schicken.
18:33Zu Hause beantragt der Unbekannte dann für die Bewerber,
18:36die sich bei ihm gemeldet haben,
18:38mit gefälschten Unterschriften Kreditkarten.
18:40Er bedient sich dabei der Namen der persönlichen Daten und der Kontonummern,
18:45die ihm die Beamten arglos mitgeteilt haben.
18:47Als Anschrift des künftigen Karteninhabers
18:50setzt er allerdings eine seiner Deckadressen ein.
18:55Bei den Kreditkartenorganisationen werden die Anträge zügig bearbeitet.
18:59Dazu gehören auch Anfragen bei den entsprechenden Banken,
19:02ob die Antragsteller kreditwürdig sind.
19:04Bei Beamten wie Willi Köhler fällt eine solche Anfrage naturgemäß fast immer positiv aus.
19:12Deshalb steht auch der Ausgabe einer Kreditkarte nichts entgegen.
19:16Die Sachbearbeiter können nicht wissen,
19:18dass die Adressen der neuen Karteninhaber fingiert sind.
19:21So kommt auch niemand auf die Idee,
19:23dass die Karten in falsche Hände geraten.
19:24Der Unbekannte hat nämlich inzwischen die Briefkästen
19:29der unvermieteten Wohnungen neu präpariert.
19:31Jetzt auf den Namen der unfreiwilligen Karteninhaber.
19:35Da in dieser Wohnanlage die Mieter, wie gesagt, recht häufig wechseln,
19:38haben die Briefträger auch jetzt keinen Anlass, misstrauisch zu werden.
19:43Obwohl die Karten so gut wie Bargeld sind,
19:46werden sie in einem gewöhnlichen Brief verschickt.
19:48Der Betrüger hat es also relativ leicht,
19:50die für ihn kostbaren Plastikkärtchen in Empfang zu nehmen.
19:59Er kann dann nach Herzenslust
20:00in den entsprechend gekennzeichneten Vertragsgeschäften
20:03auf fremde Rechnung einkaufen.
20:07Tja, ist wirklich ein schönes Stück.
20:10Ich glaube, das nehme ich.
20:11Das ist eine meiner schönsten Arbeiten in dieser Preislage.
20:14Soll ich es als Geschenk anpacken?
20:15Danke, nicht nötig. Das mache ich schon.
20:19Bezahlen Sie mit Scheck oder in Bar?
20:20Mit Kreditkarte, bitte.
20:23Selbstverständlich.
20:35So, bitte Ihre Karte.
20:43Wenn Sie mir hier bitte unterschreiben würden.
20:48Schönen Dank für Ihren Besuch, Herr Köhler.
20:57Und unbekannterweise eine Empfehlung an Ihre Gattin.
21:00Danke.
21:01Mehrere Wochen kann der Betrüger die Kreditkarten benutzen.
21:05Der Schwindel fliegt erst auf, als Willi Köhlers Konto
21:08plötzlich mit über 12.000 Mark belastet wird.
21:12Der Beamte kann zwar, nachdem er sich vom ersten Schock erholt hat,
21:15nachweisen, dass er selbst die Kreditkarten noch nicht einmal beantragt,
21:19geschweige denn damit eingekauft hat.
21:22Damit hat er aber sein Geld noch nicht zurück.
21:25Denn bevor die Kreditkartenorganisation den Schaden übernimmt,
21:29ist natürlich die Frage zu prüfen, ob Herrn Köhler durch die leichtfertige
21:33Herausgabe seiner persönlichen Daten und seiner Kontonummer nicht eine
21:37Teilschuld trifft, die sich dann logischerweise zu seinem Ungunsten auswirkt.
21:43Eingefangen wurde Willi Köhler, wie Sie gesehen haben, durch ein Zeitungsinserat,
21:48in dem für Beamte lukrative Nebenbeschäftigungen angeboten wurden.
21:51Damit erging es ihm ähnlich wie den Betroffenen in zwei anderen Beispielen,
21:56die wir heute behandelt haben.
21:59Sind also die Inseratenseiten der Zeitungen ein Gelände,
22:03in dem Betrüger mehr als anderswo ihre gut getarnten Fallstricke auslegen können?
22:07Das ist eine Frage, die uns bei der Arbeit an dieser Sendereihe immer wieder beschäftigt.
22:12Wir haben deshalb Herrn Walter Hesse, Justiziar,
22:15beim Bundesverband Deutscher Zeitungsverleger zu uns gebeten und ihm diese Frage vorgelegt.
22:20Die Sorge, dass der Anzeigenteil von Tageszeitungen besonders häufig für
22:25betrügerische Machenschaften missbraucht wird, ist meines Erachtens nicht begründet.
22:30Der weitaus überwiegende Teil der Anzeigen stammt von seriösen rechtschaffenen Kunden.
22:37Natürlich lässt sich nicht ausschließen, dass in dem einem oder anderen Fall auch
22:41ein Betrüger seine Opfer über eine Annonce sucht.
22:46Aber, so sehr das zu bedauern ist, ganz werden die Verlage dies nicht verhindern können.
22:53Ebenso wenig wie der Leser werden auch die Mitarbeiter in den Anzeigenabteilungen
22:59auf den ersten Blick erkennen können, ob sich hinter einer Anzeige ein Betrüger verbirgt.
23:05Nach der Rechtsprechung hat die Verlage aber doch die Verpflichtung, Anzeigenaufträge dahingehend zu überprüfen.
23:12Das ist sicherlich richtig.
23:14Aber hierbei muss man berücksichtigen, dass täglich hunderte von Anzeigenaufträgen in den Verlagen eingehen.
23:21Die Mitarbeiter sind nicht in der Lage, jede einzelne Anzeige daraufhin zu überprüfen,
23:27ob sie die Rechte Dritter verletzen könnte.
23:29Eine so weitgehende Überprüfungspflicht würde das Anzeigengeschäft alsbald lahmlegen.
23:37Im Übrigen muss man auch berücksichtigen, dass eventuell der zu Unrecht verdächtigte Kunde
23:43sehr schnell diskriminiert werden kann.
23:46Aber, ich möchte das betonen, die Verlage nehmen natürlich ihre Überprüfungspflicht sehr ernst.
23:52Auch wir von Seiten des Verbandes weisen immer wieder auf diese Überprüfungspflicht hin.
23:57Im Endeffekt läuft es also darauf hinaus, dass sich der Leser selbst eine kritische Haltung
24:03gegenüber allzu verlockenden Offerten aneignen sollte und dann vielleicht eher die Fallstricke erkennt,
24:09die gelegentlich in den Inseratenseiten ausgelegt werden.
24:12Vielen Dank, Herr Dr. Hesse.
24:14Zum Schluss unserer heutigen Sendung wieder ein Experiment.
24:18Wir streifen dabei noch einmal den gerade besonders aktuellen Themenkreis Urlaubs- und Ferienzeit.
24:23Für viele Urlauber beginnen die Ferien auf Bahnhöfen und Flughäfen.
24:28Deshalb haben sich unsere Mitarbeiter dort umgesehen und die Tricks und Maschen selbst ausprobiert,
24:34mit denen echte Ganoven versuchen, die Reisenden um ihr Gepäck zu erleichtern.
24:39Denn sie wissen natürlich, wer in gelöster Ferienstimmung seinem Urlaubsziel entgegenrollt,
24:43der nimmt nicht nur kleine Wartezeiten in Kauf,
24:46er achtet leider auch nicht auf die deutlich angebrachte Warnung vor Taschen- und Kofferdieben.
24:50Diese herrenlosen Gepäckstücke sind der beste Beweis.
24:59Für Langfinger und als solcher versuchte sich Bernd Schröder wieder einmal,
25:03natürlich ein gefundenes Fressen.
25:10Mit einem präparierten Koffer ohne Boden suchte er als erstes Opfer eine Lady aus Amerika,
25:16die durch ihre Kinder ziemlich abgelenkt war.
25:20Man kann es aber auch anders machen, denn die modernen Reisekoffer gleichen sich wie ein Ei dem anderen.
25:47Der Austauschkoffer allerdings ist leer und damit leicht.
25:55Um die Reaktion der jungen Frau auch zu hören,
25:58kehrt Bernd Schröder als haunloser Passant an den Tagort zurück.
26:01Ein paar Meter weiter, wer wie dieses Ehepaar den Schlagzeug hat,
26:05wer wie dieses Ehepaar den Schlagzeug hat,
26:07den Schlagzeug hat.
26:08Bitte?
26:09Mein Koffer ist weg.
26:10Ist das nicht Ihre?
26:11Nein.
26:16Mein Koffer ist weg.
26:17Eben hat er doch da gestartet.
26:19Das ist aber auch nicht meiner.
26:20Eben kann der gehen.
26:21Das ist dasselbe wie der und jetzt ist ein Lehrer.
26:23Hat jemand verwechselt wahrscheinlich, oder?
26:25Ich sehe es aber leer.
26:26Ein paar Meter weiter, wer wie dieses Ehepaar den Schlaf der Gerechten schläft,
26:33dem schieben die Ungerechten schnell einmal den ganzen Gepäckwagen weg.
26:36Aber auch die angeblich so cleveren Manager sind nicht gegen Diebe gefeit.
26:48In diesem Fall macht es gar keine Schwierigkeiten,
26:51den Aktenkoffer mit wertvollem Inhalt gegen wertloses Leergut auszutauschen.
26:59Die gründliche Nachschau und das Suchen hinterher sind leider vergeblich.
27:03Ein echter Dieb wäre im Menschengewühl schnell verschwunden.
27:12Gelegentlich muss Bernd Schröder aber auch auf die Schnelle mal improvisieren,
27:15wie hier bei dem roten Koffer, den ein Familienvater seiner Frau und seinen Kindern anvertraut hatte.
27:20Ich habe doch noch extra gesagt, pass auf, da steht das Gepäck, die roten.
27:23Ist das nicht wahr?
27:24Nein, warst du mit?
27:25Doch, nein.
27:25Nein, die hast du mitgenommen.
27:26Nein, nein.
27:27Wer viel Gepäck dabei hat, wie dieser Herr mit seinen sieben Koffern,
27:33der verliert natürlich leicht einmal die Übersicht.
27:40Der fremde Koffer lässt ihn glauben, dass er sein gesamtes Gepäck schon abgegeben hat.
27:44Auch beim letzten Versuch wird der Diebstahl zunächst gar nicht bemerkt.
27:52Sie vermissen nicht so völlig was.
27:55Aber es fehlt im Prinzip schon eine Tasche.
28:00Bitte?
28:00Es fehlt in Tasche.
28:01Ja.
28:03Welche fehlt?
28:04Große Frage.
28:05Ja, die hier oben drin stand.
28:09Ja, ich habe kein Problem.
28:10Jetzt kriegen Sie auch wieder.
28:11Natürlich haben auch alle anderen Reisenden, die unseren Mitarbeitern zum Opfer gefallen sind,
28:19ihre Taschen bzw. ihre Koffer zurückbekommen.
28:22Aber es war schon verblüffend zu sehen, wie leicht man an andere Leute Gepäck kommen kann.
28:28Und sehr nachdenklich hat mich natürlich gemacht, dass viele Leute zugeguckt haben,
28:33ohne den Opfern in irgendeiner Weise zu Hilfe zu kommen.
28:36Das wäre es für heute, meine Damen und Herren.
28:39Ich wünsche Ihnen einen guten Tag.
28:41Ich wünsche Ihnen einen guten Tag.
Empfohlen
28:52
|
Als nächstes auf Sendung
28:49
3:43
1:50:31
41:54
42:04
41:36
41:34
14:33
1:31:00
25:04
24:34
41:07
1:29:49
56:47
36:49
57:59
37:22