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Transkript
00:00Seit jeher haben die Menschen zu den Sternen geschaut.
00:08Seit jeher hat uns das Universum fasziniert und Fragen aufgeworfen.
00:14Was ist noch da draußen? Wie ist das alles entstanden? Wo kommen wir her?
00:21Es ist die Neugierde, die den Menschen treibt. Immer tiefer will er ins All vordringen.
00:27Bis ans Ende seines Sonnensystems fliegen und auch darüber hinaus.
00:33Doch die Weltraumrakete ist am Ende ihrer Entwicklung.
00:37Vielleicht bringen Raketen den Menschen noch zum Mars.
00:41Doch um das Universum zu erkunden, braucht es ganz neue Technologien.
00:46Und an denen wird bereits gearbeitet.
00:48Herzlich willkommen bei Space Time mit Ulrich Walter, Astronaut und Wissenschaftler.
00:58Er weiß, im Weltraum wartet Unglaubliches auf uns.
01:02Start einer Delta IV Heavy.
01:09Es ist die modernste Rakete der US-amerikanischen Raumfahrtagentur NASA.
01:14Ihre Leistung entspricht etwa 50 Millionen Pferdestärken.
01:18Und sie kann über 20 Tonnen Nutzlast in den Erdorbit tragen.
01:23Die Rakete schießt das neue Raumschiff Orion ins All.
01:26Das System, mit dem die NASA auch zum Mars fliegen will.
01:32Bis heute ist der Raketenantrieb das einzige geeignete Mittel,
01:36um Lasten und Menschen in eine Umlaufbahn und darüber hinaus zu transportieren.
01:42Nur mit einer Rakete erreichen Astronauten nebst Nachschub die internationale Raumstation.
01:47Und nur mit der Kraft von Raketen können Satelliten ins All geschossen werden,
01:57die mittlerweile unser Leben bestimmen.
01:59Oder Sonden in den Weltraum vordringen,
02:02um Asteroiden und die Planeten unseres Sonnensystems zu erforschen.
02:11Die Neugierde des Menschen treibt ihn immer weiter.
02:15Er will noch tiefer ins Weltall vorstoßen.
02:19Bis an die Grenzen unseres Sonnensystems und darüber hinaus.
02:25Doch dazu brauchen wir ganz neue Antriebssysteme.
02:28Neue Technologien, an denen Ingenieure und Wissenschaftler bereits arbeiten.
02:37Weltraum. Unendliche Weiten.
02:41Der Mensch wollte immer schon wissen, wie sehen diese Welten aus?
02:44Welche Gefahren lauern da auf einen?
02:47Und das Transportmittel der Wahl war immer schon und ist immer noch die Rakete.
02:53Aber es sollen nicht Jahre oder Jahrzehnte dauern.
02:56Nein, wir wollen jeden Punkt im Universum innerhalb von Tagen,
03:00vielleicht Wochen erreichen.
03:02Das war immer schon der Traum der Menschheit.
03:05Selbst Missionen zu unseren Nachbarplaneten Mars oder Venus
03:08würden mit der heutigen Technik Monate dauern.
03:11Um unser Sonnensystem zu verlassen, wäre ein Raumschiff 40 Jahre unterwegs.
03:24Der Mensch will entdecken.
03:26Er will fremde Planeten besuchen und bis an den Rand seiner Galaxie vordringen.
03:31Er will als Entdecker durch das All reisen und fremde Welten erschließen,
03:35wie einst seine Vorfahren auf ihrem Weg über die Ozeane.
03:40Die Raumfahrer müssen dazu Entfernungen überbrücken,
03:43die jegliche Vorstellungskraft übersteigen.
03:46Ein Quantensprung in der Antriebstechnik ist dafür notwendig.
03:49Wenn wir Menschen in den Weltraum fliegen wollen, brauchen wir vor allen Dingen eines.
03:57Effiziente Antriebe, die die Raumschiffe auf 30.000 bis 40.000 km pro Stunde beschleunigen können.
04:05Das können wir mit heutigen Antrieben so gerade.
04:08Wenn wir allerdings in die Tiefen des Universums vorstoßen wollen,
04:11Jupiter oder sogar das Sonnensystem verlassen wollen,
04:14dann brauchen wir Geschwindigkeiten von 50.000 bis 60.000 km pro Stunde.
04:19Das sind die Antriebe der Zukunft.
04:24Seit Beginn der Raumfahrt waren Raketen das Wichtigste, das einzige Transportmittel.
04:30So verließ Yuri Gagarin, der erste Mensch im Weltall, 1961 die Erde.
04:39Und so brachte man auch die Astronauten zum Mond und wieder zurück.
04:44Die Saturn V, die Mondrakete aus den 60er Jahren, ist bis heute die stärkste Trägerrakete der Welt.
05:02Das Prinzip einer Rakete ist hunderte Jahre alt und hat sich nie geändert.
05:07Ein Zylinder wird mit explosivem Material vollgestopft, dann zündet man das untere Ende an.
05:14Am Boden hofft man, dass alles gut geht.
05:18Doch das Prinzip der klassischen Rakete ist ausgereizt.
05:22Es reicht gerade mal für nicht zu weite Flüge innerhalb unseres Sonnensystems.
05:28Interstellares Reisen, das Erkunden der unendlichen Weiten des Weltalls, bleibt Science-Fiction-Filmen überlassen.
05:35Mit unseren heutigen Antrieben ist das nicht möglich.
05:39Bemannte interstellare Flüge ist im Augenblick definitiv noch Science-Fiction.
05:49Wir reden hier von Entwicklungszeiten, wo ich nach jetzigen Standardtechnik hier von mindestens 100 Jahren reden würde,
05:56bevor wir wirklich solche Projekte ernsthaft in Angriff nehmen können.
05:58Die Schwerkraft der Erde überwinden, den Erdorbit erreichen, zum Mond und zurückfliegen, kein Problem für unsere Raketen.
06:09Doch sie sind viel zu langsam, um fremde Galaxien zu erkunden.
06:14Der Mensch ist auch interessiert, mal zu einem Asteroiden zu fliegen oder andere Dinge.
06:19Also das ist einfach, dieser Neugier ist gar keine Grenze gesetzt.
06:21Der Flug von der Erde zum Mond dauert etwa drei Tage.
06:27Zum Mars rechnet man mit sechs Monaten. Jeweils die einfache Strecke.
06:32Mehr können unsere klassischen Antriebssysteme nicht leisten.
06:36Ich denke mal, das nächste Ziel wird der Mars sein, da mit einem Menschen hinzukommen.
06:41Und wenn man da ist, dann wird man weitersehen.
06:44Zum Mars, zur Venus und dann zum Jupiter.
06:48Ziele gibt es ausreichend, selbst in unserem Sonnensystem.
06:55Egal, wohin wir in den Weltraum fliegen, die erste Phase des Weltraumflugs ist immer dieselbe.
07:01Wir müssen nämlich von der Erde aus starten.
07:03Und das passiert immer senkrecht nach oben.
07:06Warum senkrecht nach oben?
07:08Nun, die Atmosphäre hat eine Höhe von etwa 100 Kilometer.
07:11Und wenn ich dann große Geschwindigkeiten habe, möchte ich keinen Luftwiderstand mehr haben.
07:15Also, senkrecht nach oben, dann einbiegen in eine Kreisbahn um die Erde.
07:22Dann habe ich acht Kilometer pro Sekunde, entspricht 28.000 Kilometer pro Stunde.
07:28Bei der Geschwindigkeit ist die Zentrifugalkraft genauso groß wie die Gravitationskraft nach innen.
07:34Übrigens, diese Geschwindigkeit heißt auch erste kosmische Geschwindigkeit.
07:38Ich bewege mich also mit diesen acht Kilometer pro Sekunde um die Erde herum.
07:44In der Zeit mache ich einen sogenannten Checkout.
07:47Was heißt das?
07:48Nun, ich checke die Systeme aus, um zu schauen, ist alles in Ordnung.
07:53Und erst wenn alles in Ordnung ist, dann gebe ich hier an diesem Punkt ungefähr einen sogenannten Translunar Injection Burn,
08:01wenn ich zum Mond will.
08:02Hier ist der Burn und dann geht es mit erhöhter Geschwindigkeit, der sogenannten zweiten kosmischen Geschwindigkeit, raus.
08:10Ich verlasse das Gravitationsfeld der Erde bis hin zum Mond.
08:14Der Bereich bis dahin heißt Cislunarer Raumbereich.
08:18Oder ich könnte auch bis zum Jupiter fliegen.
08:21Das ist dann Translunarer Raumbereich.
08:23Oder vielleicht sogar das ganze Sonnensystem verlassen.
08:26Dann brauche ich aber nur noch höhere Geschwindigkeit.
08:28Die aktuelle Sojus-Trägerrakete sieht nicht viel anders aus als die Rakete, mit der einst Juri Gagarin in die Erdumlaufbahn geschossen wurde.
08:38Und auch heute noch ist jeder Start einer Weltraumrakete mit einem gigantischen Aufwand verbunden.
08:44Technisch und vor allem finanziell.
08:47Bis zu 150 Millionen Euro kostet der Flug zur Raumstation.
08:51Und bis heute ist jeder Flug mit einer Rakete ein großes und auch riskantes Abenteuer.
09:00Man glaubt es eigentlich nicht, bis tatsächlich die Rakete abhebt.
09:07Man steigt ungefähr so dreieinhalb Stunden vom Abheben zunächst mal in den Bus ein, der einen dann zu der Startrampe bringt.
09:15Und wird dann dort noch von einer kleineren Gruppe von Menschen verabschiedet.
09:19Mein Vater war damals da mit dabei.
09:22Dann steht man vor diesem Ungetüm.
09:26Das zischt und faucht, als sei da Leben drin.
09:29Die wird mit Kerosin und flüssigem Sauerstoff betankt.
09:33Und es außen dran kommen so Rauchschwaden runter von der Feuchtigkeit, die in der Luft kondensiert.
09:40In Russland wird nicht drunter gezählt, so wie man das von den USA kennt.
09:45Sondern man weiß vorher genau die Minute, Sekunde, zu der die Rakete abheben soll.
09:52Dann werden die Turbopumpen gezündet.
09:54Beginnt so eine Leichtvibration, wenn die Haupttriebwerke zünden.
09:57Und dann hebt sich die Rakete Richtung Himmel.
10:02Dann weiß man, ja, jetzt ist es wirklich wahr.
10:09Jetzt befindest du dich auf der Reise in den Weltraum.
10:15Man ist ja in so einem Druckanzug geschützt.
10:19Die Visiere von diesem Druckanzug sind geschlossen.
10:21Man hört eigentlich mehr die Ventilation von diesem Anzug als irgendetwas anderes.
10:26Den Funkverkehr natürlich mit der Bodenkontrolle.
10:29Die geben einem dann regelmäßig durch, wie der Flug verläuft.
10:33Man beobachtet im Wesentlichen die Daten von den Lebenserhaltungssystemen.
10:38Wenn also beispielsweise ein Leck sein sollte, irgendwo musste man natürlich sofort reagieren.
10:43Aber ansonsten nimmt man von diesem infernalischen Lärm eigentlich in der Kapsel überhaupt nichts wahr.
10:50Thomas Reiters erster Flug ins All führte ihn 1995 zur russischen Raumstation Mir.
10:56Zwei Tage war die dreiköpfige Crew zur Station unterwegs.
11:00Die Ankopplung des Sojus-Raumschiffs an die Mir ist Präzisionsarbeit.
11:05Raumstation und Kapsel jagen mit 28.000 Kilometern pro Stunde um die Erdkugel.
11:10In einer Höhe von knapp 400 Kilometern.
11:13Das Sojus-Raumschiff wurde in den 60er Jahren des letzten Jahrhunderts entwickelt.
11:17Die Computer sind moderner geworden.
11:20Sonst hat sich seitdem kaum etwas verändert.
11:23Robuste russische Technik.
11:26Da gibt es unterschiedliche Philosophien, die einen Großteil der russischen Raketen basieren auf Flüssigkeitsantrieben.
11:35Die Sojus fliegt zum Beispiel mit Kerosin und Sauerstoff.
11:41Eine vergleichsweise alte Technologie, die geht fast zurück auf das, was wir in Peenemünde eigentlich entwickelt haben.
11:47Die Japaner haben eine Kombination mit Wasserstoff- und Sauerstoff-Triebwerk als Kerntriebwerk und Feststoffboostern.
12:03Genauso wie die Europäer das machen, Feststoffbooster für den zentralen Schub.
12:07Und für die Hauptstufe und dann die Oberstufe flüssig, weil sie einfach eine bessere Performance haben.
12:18Die Kombination aus Flüssig-Treibstoff-Triebwerken und Feststoffboostern wurde auch beim Space Shuttle eingesetzt.
12:25Drei Jahrzehnte waren die Raumtransporter im Einsatz. Dann wurde das Shuttle-Programm eingestellt.
12:34Der letzte Flug ins All war im Jahr 2011.
12:37Derzeit bewegen wir uns ins All mit einer ganz normalen Raketentechnologie, die letztlich darauf basiert,
12:44dass man möglichst viel Masse mit möglichst hoher Geschwindigkeit nach unten ausstößt und die Rakete sich dann nach oben ins Weltall bewegt.
12:53Das ist so der Antrieb, den man sich auch vorstellen würde.
12:57Wenn man als Kind eine Rakete baut, macht man es eigentlich auch genauso.
13:01Und dieser Antrieb, muss man aber sagen, ist im Wesentlichen ausgereizt.
13:06Da kann man nichts mehr rausholen. Das ist die chemische Grenze, die hat man schon erreicht.
13:12Auch das neue Raumschiff der NASA setzt auf alte Konzepte.
13:16Orion soll das Space Shuttle ersetzen und Astronauten und Fracht in den Erdorbit bringen.
13:21Aber noch mehr. Es ist das Raumfahrzeug, mit dem die Amerikaner erst zurück zum Mond und dann zum Mars fliegen wollen.
13:29Das Raumschiff entsteht in einer Zusammenarbeit mit der Europäischen Weltraumbehörde ESA.
13:38Für die verschiedenen Missionsprofile kann Orion entsprechend ausgestattet und mit eigenen Antriebs- und Versorgungsmodulen versehen werden.
13:45Platz ist für bis zu sechs Astronauten.
13:57Für die Mond- oder Mars-Missionen soll die Kapsel in der Erdumlaufbahn mit weiteren Modulen gekoppelt werden.
14:04Ein Raumschiff in Baukastensystem.
14:062014 war Orion zu seinem ersten Test gestartet.
14:21Der Wiedereintritt in die Erdatmosphäre war die Bewährungsprobe für den Hitzeschild der Kapsel.
14:26Die Bilder erinnern an die Rückkehr der Mondkapseln der 60er und 70er Jahre.
14:32Wie damals wird nach dem Ritt durch die Atmosphäre auch die Orion-Kapsel erst durch Fallschirme gebremst, dann fällt sie in den Pazifik.
14:49Der unbemannte Jungfernflug war ein Erfolg. Ein erster Schritt in Richtung Mars.
14:56Und wie bei den frühen Apollo-Kapseln sorgt die US-Navy für die Bergung aus dem Ozean.
15:05Die Trägerrakete für Orion ist die Delta IV Heavy.
15:09Die größte Rakete, die die Amerikaner nach ihrer Mondrakete gebaut haben.
15:15Wir werden diese Raketen nicht viel kleiner kriegen.
15:19Um irgendwie ins Weltall zu kommen, brauchen wir große Raketen.
15:22Mit einer Minirakete ins Weltall zu fliegen, wird uns nicht gelingen.
15:26Man kann die Triebwerke optimieren, aber das Prinzip nicht ändern. Das bleibt immer gleich.
15:36Um in den Weltraum zu fliegen, braucht man eine Menge Schub. Je mehr, desto besser.
15:42Aber was ist Schub? Und wie funktioniert das?
15:46Viele Leute glauben, das geht gar nicht im Weltraum.
15:50Denn Schub bedeutet, sich gegen etwas abstoßen.
15:53Aber es gibt ja im Weltraum nichts, wogegen ich abstoßen könnte.
15:56Zum Beispiel gegen eine Wand.
15:58Wie also funktioniert Rückstoß, Schub im Weltraum?
16:03Nun fangen wir mal ganz einfach an.
16:05Stellen wir uns mal vor, ich bin auf einem Boot, einem kleinen Boot,
16:08in dem ich paddele, auf dem Wasser.
16:11In dem Augenblick, wo ich rudere, drücke ich mich mit den Paddeln gegen das Wasser ab.
16:18Ah, und daher erhalte ich Schub in die andere Richtung.
16:22Aber wogegen ich mich abdrücke, das muss nicht unbedingt fest oder flüssig unten sein,
16:27sondern ich kann es auch wegwerfen.
16:29Ich nehme zum Beispiel einen Stein, stelle mich aufs Boot und werfe den Stein nach hinten weg.
16:35Ich stoße mich gegen den werfenden Stein nach hinten ab.
16:40Wie groß ist dann der Schub?
16:42Nun, er hängt davon ab, wie schwer der Stein ist.
16:45Je schwerer der Stein, desto stärker der Schub und wie schnell ich ihn werfe.
16:51Also Schnelligkeit und Masse bestimmen die Kraft nach hinten.
16:55Und Sie sehen, da kommt nicht die Energie mit rein, die Energie spielt keine Rolle.
17:00Die Leute glauben immer, Schub ist Energie.
17:03Nein, Masse. So viel Masse wie möglich, so schnell wie möglich.
17:08Und da kann es ganz andere Formen des Rückstoßes geben.
17:10Schauen wir uns das mal hier an.
17:12Hier wirft ein Mann Wasser nach unten weg, mit großer Geschwindigkeit und viel Wasser.
17:18Und das erzeugt einen Gegenschub, Rückstoßprinzip, nach oben.
17:23Auch das ist ein Raketenprinzip.
17:26Oder man kann ja noch weiter gehen.
17:27Wir nehmen jetzt wirklich eine Rakete.
17:30Schauen Sie es sich an.
17:31Bei einer Rakete wird Gas nach unten geworfen.
17:34Auch Gas ist viel Masse.
17:36Man sieht es halt nur nicht, weil es gasförmig ist.
17:38Aber gegen dieses Gas drückt sich die Rakete ab und wird nach oben geschoben.
17:44Und damit ist natürlich auch klar, das funktioniert natürlich auch im Weltraum.
17:47Ich schieße Gas nach hinten aus und kann mich in diese Richtung bewegen.
17:51Und wenn ich in diese Richtung will, schieße ich es nach hinten weg.
17:54Das ist das Rückstoßprinzip im Weltraum.
18:02Mit dem Rückstoßprinzip kann man nicht nur starten und fliegen, man kann damit auch landen.
18:08Die Falcon 9 des US-Unternehmens SpaceX absolviert bereits erfolgreiche Landungen nach dem Flug ins All.
18:27Und mit dem Falcon Heavy hat SpaceX bereits eine größere Variante in Arbeit.
18:35Drei Antriebsstufen sollen 53 Tonnen Nutzlast ins All wuchten.
18:40Oder könnten 14 Tonnen Last bis zum Mars transportieren.
18:45Denn auch SpaceX beschäftigt sich mit der Reise zu unserem Nachbarplaneten.
18:50Wenn die Nutzlast im All ausgesetzt ist oder das Raumschiff auf den Weg gebracht ist, kehren die Raketen selbstständig zur Erde zurück, landen und können wieder eingesetzt werden.
19:01So der Plan.
19:06Mit diesem Prinzip will SpaceX die Kosten für den Transport von Material und Menschen ins All dramatisch senken und so ein lukratives Geschäft entwickeln.
19:16Wenn wir uns mal die Kosten anschauen, sie ist eine wirklich große Rakete mit einem Schub von mehreren Millionen Pfund.
19:31Und dabei ist sie die günstigste Rakete auf der Welt.
19:35Aber trotzdem kostet sie zwischen 50 und 60 Millionen Dollar.
19:40Ihr Treibstoff dagegen kostet nur 200.000 Dollar.
19:43Würden wir die Rakete tausendmal wiederverwenden können, würde sie selbst pro Start also nur 50.000 Dollar kosten.
20:05Mit ihren wiederverwendbaren Raketen will SpaceX Transporte ins All für weniger als 10 Millionen Dollar anbieten.
20:12Kein anderer Anbieter von Satellitenstarts könnte da mithalten.
20:182012 dockte ein Raumschiff von SpaceX an der Raumstation an.
20:25SpaceX betreibt ein eigenes Raumfahrtzentrum und beschäftigt mittlerweile 5000 Mitarbeiter.
20:31Und zum ersten Mal flog ein privates Unternehmen Fracht zu der Raumstation.
20:35Die NASA unterstützt die Pläne von SpaceX.
20:39Das gehört zu ihrer neuen Ausrichtung.
20:42Die privaten Raumfahrtunternehmen sollen den erdnahen Raum bedienen,
20:47während die NASA an neuen Projekten arbeitet, wie zum Beispiel der Reise zum Mars.
20:52Und so hat die Firma lukrative Verträge mit der NASA abgeschlossen.
21:00Sowohl die Trägerrakete als auch die Kapsel wurden von Anfang an für den Transport von Menschen ausgelegt.
21:06So soll das Dragon genannte Raumschiff in Zukunft auch Astronauten zur ISS und wieder zurück zur Erde bringen.
21:17Momentan ist das nur mit der russischen Sojus-Kapsel möglich.
21:20Und auch mit ihrem Raumschiff Dragon will die Firma ihre Philosophie der Wiederverwendbarkeit verwirklichen.
21:31Dragon soll nicht in den Ozean stürzen oder per Fallschirm in der russischen Steppe aufschlagen.
21:37Das Raumschiff soll mit der Besatzung an Bord selbstständig auf einem Raumfahrtbahnhof landen und erneut ins All fliegen können.
21:50Das ist keine Zukunftsmusik. Das wiederverwendbare Raumschiff befindet sich bereits in der Testphase.
22:09Technisch werden sie es schaffen, technisch werden sie es auch sehr gut schaffen.
22:13Ob es sich wirklich rechnet, das können wir als Externe nicht wirklich beurteilen.
22:19Meine Einschätzung ist, man sollte die Fähigkeit der Amerikaner, Geschäfte zu entwickeln und kaufmännische Systeme zu entwickeln, nicht unterschätzen.
22:28Im Notfall kann die Kapsel auch mit Fallschirmen landen.
22:32Die Wiederverwendbarkeit von Kapsel und Raketen bedeutet einen enormen technischen Aufwand.
22:37Dann muss ich die untersuchen, ist denen was passiert.
22:41Ich muss rausfinden, können die nochmal starten oder muss ich neu bauen.
22:47Das heißt, ich brauche eine Infrastruktur für den Neubau und ich brauche zusätzlich nochmal unter Umständen Reparaturinfrastruktur.
22:55Ich brauche Leute, die das können, die das trainiert haben.
22:57Und dann kann man sich überlegen, macht vielleicht gar keinen Sinn, sondern ich tue meine Produktionslinie, die ich einmal aufgebaut habe, auch nutzen.
23:06Wenn man sich anschaut, was ist passiert, die Europäer machen keine Wiederverwendung der Booster und die Amerikaner haben es beim Shuttle auch nicht gemacht.
23:13Das würden wir sagen, das rentiert sie nicht.
23:17Sicher ist aber, die Entwicklungen der privaten Raumfahrtunternehmen geben der ganzen Branche neue Impulse.
23:23Ich glaube, dass wir bei den Raketen eine neue Entwicklung brauchen.
23:26Ob die Wiederverwendbarkeit nun die letzte Lösung ist, das weiß ich nicht.
23:32Ich weiß es wirklich nicht, das heißt, ich sage nicht nein, ich sage nicht ja.
23:35Die Idee der Wiederverwendbarkeit ist nicht neu.
23:39Das amerikanische Space Shuttle-Programm wurde damals genau aus diesem Grund ins Leben gerufen.
23:44Ein Raumschiff, das nach seinem Flug ins All selbstständig wieder zur Erde zurückkehrt.
23:49Ein immer wieder verwendbarer Transporter in den Erdorbit.
23:52Das Shuttle-Programm war ein Erfolg, wenn auch mit immensen Kosten verbunden und dem Verlust von Menschenleben.
24:02Die NASA verlor zwei ihrer Raumfähren durch technische Defekte.
24:0614 Astronauten fanden dabei den Tod.
24:08Neben der Raumfähre wurden auch die für den Start benötigten Feststoffraketen wiederverwendet.
24:17Nach Brennschluss trennten sich die zwei Booster von der Raumfähre und fielen an Fallschirmen in den Ozean.
24:28Dort wartete ein Bergungsschiff auf die ausgebrannten Höhlen.
24:31Das Rückstoßprinzip ist übrigens bestens geeignet für die Navigation im Weltraum.
24:42Denn damit kann man in alle Richtungen steuern.
24:45Aber die chemischen Antriebe haben einen ganz großen Nachteil.
24:48Sie sind extrem ineffizient.
24:50Gibt es da nicht was Besseres?
24:52Ja, das gibt es.
24:53Das sind nämlich die elektrischen Antriebe.
24:55Die schauen wir uns jetzt mal an.
24:56Dazu braucht man ein schweres Gas.
24:59Typischerweise ein Edelgas.
25:01Das ist Xenon.
25:01Das macht zum Schluss so richtig Wummen.
25:03Und das drückt man hier von außen in eine Kammer hinein.
25:09So, und hier am Anfang dieser Kammer ionisiert man diese Xenonatome.
25:14Das ist das, was ich jetzt hier zeichne.
25:16Und dieses Plus in der Mitte bezeichnet, dass sie positiv ionisiert sind.
25:21Die elektrische negative Ladung, das sind die Elektronen, werden dann seitlich abgezogen.
25:26Und die warten dann sozusagen erstmal hier.
25:29So, und jetzt haben wir hier diese Ionen.
25:31Was man jetzt noch braucht, ist eine Beschleunigung.
25:33Und das macht man mit einer Spannung.
25:36Und zwar über diese beiden Platten, die man hier sieht.
25:39Man legt hier eine sehr große Spannung an.
25:41Typischerweise 10.000, 20.000 Volt.
25:44So, und wenn jetzt einige dieser Ionen an diese Platten kommen, werden sie beschleunigt.
25:48Und eben auf diese extrem hohe Geschwindigkeit.
25:51Ich zeichne das mal so an.
25:53Am Anfang sind sie immer noch positiv geladen.
25:56Das dürfen sie natürlich nicht.
25:57Wenn sie hinten sind, müssen sie wieder neutral sein.
26:01Wie erreicht man das?
26:02Nun, man muss jetzt diese Elektronen, die hier abgesaugt wurden, über einen sogenannten Neutralisator wieder zurückführen.
26:10Die neutralisieren diese Ionen wieder und daraus entstehen die neutralen Xenonatome.
26:16Übrigens, dieses Neutralisieren kann man hinterher sehr schön sehen.
26:20Das Ganze leuchtet dann nämlich sehr schön in einem bläulich bis grünlichen Ton.
26:24Ja, und so funktioniert das Ganze.
26:27Effizient heißt, die Leistung, die elektrische Leistung, die man hier reinschiebt, wird sehr effizient in einen Gasstrom umgewandelt.
26:36Also in Schub.
26:37Trotzdem ist der Gesamtschub extrem klein, weil es sich nämlich nur um Gasatome handelt.
26:43Also der Nachteil ist, der Schub ist nicht besonders groß, obwohl sehr effizient.
26:47Und der zweite Nachteil ist, das Ding braucht eine Vakuumkammer.
26:51Das heißt, so ein Antrieb funktioniert nie auf der Erde, sondern nur im Weltraum.
26:55Aber das ist ja okay, da draußen haben wir dann viel Zeit, um auch monatelang betreiben zu können.
27:00Mit kleinen Ionentriebwerken ausgerüstete Sonden fliegen seit Jahren durchs All.
27:06Die NASA forscht aber an einem Triebwerk, das auch bemannte Missionen zu entfernten Zielen ermöglichen soll.
27:12Und natürlich denken die Raumfahrtingenieure und Wissenschaftler dabei an die Reise zum Mars.
27:16Der Antrieb mit seinem typischen bläulichen Licht soll auch in Satelliten zum Einsatz kommen,
27:23die damit bis an den Rand unseres Sonnensystems fliegen können.
27:27Zum Saturn oder zum Uranus.
27:32Für eine sozusagen unbemannte Sonde, die vielleicht nur ein paar hundert Gramm oder zwei Kilo wiegt, ist das der optimale Antrieb.
27:39Man kann sich aber auch die Gravitation, die Schwerkraft der Planeten, zunutze machen, um durch das All zu fliegen.
27:52Slingshot-Methode, das ist so ein ganz anderes Ding, sich im Weltraum fortzubewegen.
27:57Dann schauen wir uns jetzt mal an, wie das funktioniert.
27:59Wir brauchen dazu einen Planeten, zum Beispiel den hier.
28:02So, und was wir jetzt machen, wir kommen mit unserem Raumschiff ganz nah an diesem Planeten vorbei.
28:08Das heißt, wir schießen mit einer bestimmten Geschwindigkeit ganz nah herein,
28:13werden natürlich im Gravitationsfeld des Planeten abgelenkt und kommen in eine andere Richtung raus.
28:19Also, durch so einen Vorbeiflug, im englischen Flyby, wird zunächst erstmal die Richtung geändert.
28:25Wir können also Richtungsänderungen durch ein Flyby durchführen.
28:29Der andere Punkt ist, man würde ja sagen, naja, ich komme ja hinten mit derselben Geschwindigkeit raus,
28:34wie ich mit der Geschwindigkeit reingekommen bin.
28:36Ja, ja, das ist schon richtig.
28:37Nur, in der Zwischenzeit hat sich der Planet ja auch weiter bewegt.
28:41Ich werde mit dem Flyby mitgerissen und gewinne dabei Geschwindigkeit.
28:47Und deswegen heißt diese Methode auch Slingshot.
28:49Also, ich werde mitgerissen, habe eine höhere Geschwindigkeit, wenn ich rausschieße.
28:53Also, mit einem Slingshot bzw. Flyby gewinne ich sowohl Geschwindigkeit, kann aber auch meine Richtung ändern.
29:01Das ist der Trick.
29:02Aber es geht ja noch weiter.
29:04Wenn ich dann zum nächsten Planeten fliege und dort wieder einen Slingshot mache,
29:08gewinne ich ja nochmal Geschwindigkeit.
29:10Und dann zum nächsten und wieder den nächsten.
29:12Im Prinzip könnte ich durch dieses Entlanghangeln von Planeten, liebe ich Geschwindigkeit bekommen.
29:18Aber das funktioniert nicht immer.
29:20Nur alle 187 Jahre stehen die äußeren Planeten genau so, dass man sich entlanghangeln kann, um dann rauszufliegen.
29:28Das letzte Mal übrigens in den 70er Jahren.
29:31Da hat die Sonde Voyager diese Situation ausgenutzt, um in die Tiefen des Universums geschleudert zu werden.
29:37Aber der Nachteil ist natürlich klar.
29:39Nur alle 187 Jahre ist zu selten.
29:41Wir brauchen vielmehr eine Methode, mit der wir selber bestimmen können, wohin wir fliegen.
29:46Und das beste System oder die beste Methode sind die nuklearen Antriebe.
29:51Schon in den 50er Jahren des vergangenen Jahrhunderts experimentierte die NASA mit Nuklearantrieben.
29:58In geheimen Testlaboren wurden erste vielversprechende Prototypen entwickelt.
30:02Die Systeme erhitzten Wasserstoffgas mithilfe der Kernspaltung auf mehrere tausend Grad.
30:10Mit einer rasanten Austrittsgeschwindigkeit von 90 Kilometern pro Sekunde wären sie deutlich effektiver als chemische Antriebe gewesen.
30:18Doch die Entwicklung wurde eingestellt.
30:19Sie kommen nicht drumherum, irgendwie nukleare Abgase freizusetzen.
30:34Das glaube ich, da hat man sich auch bei den Atombombentests darauf geeinigt, das machen wir nicht mehr.
30:40Und ich kann mir nicht vorstellen, dass wir jetzt nur für den Raumfahrtsektor davon jetzt eine Ausnahme machen.
30:47Manche Satelliten haben Nuklearbatterien an Bord.
30:51Aber auch am Atomantrieb für Raumschiffe wird wieder geforscht.
30:57Die Nuklearantriebe haben den Vorteil, dass sie halt sehr langlebig sind.
31:02Also wenn sie eine Sonde zum Beispiel zum Pluto schicken wollen, dann müssen sie ja einen Antrieb haben, der zehn Jahre funktioniert.
31:09Eine andere Idee ist der Fusionsantrieb. Eine schier unendliche Energiequelle.
31:14Es wäre der ideale Antrieb. Doch man steht hier noch ganz am Anfang.
31:19Wir wissen nichts oder nicht sehr viel über Materialien.
31:24Man kann das tun, aber da würde ich erstmal sagen, wenn wir in Fusionsreaktoren gehen,
31:28dann würde man erstmal die auf der Erde betreiben, einen Erfahrungshintergrund schaffen,
31:34damit wir sagen können, wir haben eine solide Wissensbasis dazu.
31:39Und wenn wir da wirklich, sagen wir mal, 50, 80 Jahre solide Erfahrung haben,
31:45dann kann man unter Umständen darüber nachdenken, zu gucken, ist es möglich, das so weit zu kondensieren,
31:51in einer Größe auch darstellbar zu haben, die ich für einen Raumfahrtantrieb brauche.
31:55Das Prinzip der Sonne in ein Raumschiff zu packen und damit durchs All zu fliegen, ist reine Zukunftsmusik.
32:03Die Entwicklung eines Fusionsantriebs ist überhaupt noch nicht vorhanden,
32:07denn dazu müssten wir erstmal die Kernfusion auf der Erde bändigen.
32:11Das ist bisher an keiner Stelle gelungen.
32:14Ganz hoffnungslos ist es nicht.
32:16Nur aus unserer heutigen Sicht sind wir davon sehr, sehr weit entfernt.
32:19Doch was heute noch nicht vorstellbar ist, könnte morgen schon Normalität sein.
32:24Zukunft bringt auch Technologie.
32:27Warum soll das nicht möglich sein? Warum sollen wir nicht plötzlich eine bessere Technologie haben?
32:30Der Mensch hat immer schnellere, bessere Technologien gefunden, so hoffe ich auch hier.
32:34Aber wir reden da über Zeiträume. Das ist sicherlich nicht in Zehnerschritten zu erwarten.
32:40Und so bleibt vorerst nur die altbewährte Raketentechnologie.
32:44Sie hat den Menschen in den Erdorbit gehoben und ihn zum Mond geflogen.
32:50Vielleicht wird sie uns auch zum Mars bringen.
32:53Für den wirklich großen Schritt ins All sind die chemischen Antriebe aber zu schwach.
33:01Wie ist das denn nun mit diesen nuklearen Antrieben?
33:05Nun, physikalisch gesehen sind die perfekt.
33:08Sie haben eine extrem hohe Effizienz und sie erzeugen einen gigantischen Schub.
33:13Mehr als was wir heute mit irgendwelchen anderen Antrieben können.
33:17Aber, das wissen wir, sie sind eben geächtet.
33:20Aber so schlimm sind Fusionsantriebe gar nicht, denn sie erzeugen gar nicht so viel Radioaktivität.
33:25Und überhaupt, man könnte doch Folgendes machen.
33:27Wir starten von der Erde mit den klassischen chemischen Antrieben
33:31und erst im Weltraum benutzen wir den nuklearen Antrieben.
33:34Das wäre die perfekte Kombination.
33:36Und ich möchte dir wetten, genauso wird es kommen.
33:38Um fremde Welten zu entdecken, müssten wir sehr weit fliegen.
33:44Das uns benachbarte Sonnensystem Alpha Centauri liegt 4,3 Lichtjahre entfernt.
33:4940 Billionen Kilometer.
33:52Um da überhaupt hinzukommen, müsste die Geschwindigkeit, die ich hätte,
33:55vielleicht ein Zehntel der Lichtgeschwindigkeit sein.
33:58Dann würde es immerhin 40 Jahre dauern.
34:00Aber dann wäre es, würde ich sagen, im Rahmen einer Lebensspanne eines Menschen erreichbar.
34:05Aber ein Zehntel der Lichtgeschwindigkeit ist natürlich extrem viel.
34:09Das wären 30.000 Kilometer pro Sekunde.
34:12Unsere heutigen Raumschiffe erreichen, wenn es gut läuft, 30 Kilometer pro Sekunde.
34:17Sind also noch tausendmal langsamer.
34:20Wir können tief ins Universum blicken.
34:22Wir können unsere Galaxie beobachten und erforschen.
34:26Neue Galaxien, Sonnensysteme und auch Planeten entdecken.
34:30Doch die Entfernungen dorthin entziehen sich jeglicher Vorstellungskraft.
34:33Insofern sind die Dimensionen dann einem auch bewusst, wie isoliert wir eigentlich hier sind.
34:41Und wir müssten uns schon erheblich anstrengen, wenn wir dieses Sonnensystem hier verlassen müssen,
34:44um andere, jetzt immer mehr auftauchende Welten zu besuchen.
34:49Der Mensch ist zum Beobachter degradiert.
34:52Er kann Sonden in die weit entfernten Regionen des Sonnensystems schicken.
34:57Auch darüber hinaus.
34:58Für den Menschen selbst aber ist interstellares Reisen nicht vorstellbar.
35:06Interstellarer Raum. Was ist denn das eigentlich?
35:09Nun, dazu müssen wir erstmal schauen, was ist der interplanetare Raum?
35:13Das ist der Raum zwischen den Planeten.
35:15Also hier zwischen den inneren Planeten.
35:17Aber es gibt ja noch diese äußeren Planeten.
35:20Jupiter, Saturn und so weiter.
35:21Und ganz außen, da wo Neptun endet, das ist ja der letzte Planet, beginnt der interstellare Raum.
35:28Also der Raum zwischen den Sternen.
35:31Aber der nächste Stern, der ist ja ganz weit weg.
35:344,3 Lichtjahre.
35:36Da ist Alpha Centauri.
35:384,3 hört sich wenig an, aber tatsächlich sind das ein paar 10.000 Milliarden Kilometer.
35:44Wenn wir die Strecke mit heutigen Antrieben zurücklegen wollten, sind wir 100.000 bis 200.000 Jahre unterwegs.
35:52Da werden Sie sagen, elektrische Antriebe.
35:54Ja, aber die können wir nicht benutzen, denn elektrische Antriebe brauchen Sonnenenergie.
35:58Die haben wir da draußen nicht mehr.
36:00Das Einzige, was bleibt, sind nukleare Antriebe, Fusionsantriebe.
36:03Aber selbst damit kommen wir nicht über 1, 2 Prozent der Lichtgeschwindigkeit hinaus.
36:09Macht immer noch ein paar hundert Jahre bis zu Alpha Centauri.
36:13Das ist eine Menge Zeit.
36:15Aber ich glaube, wenn es irgendwann nicht mehr die Sonne geben wird oder unsere Erde,
36:19dann wird die Menschheit diesen Schritt wagen, trotz dieser vielen hundert Jahre.
36:24Und so bleibt die Reise an die Grenze unseres Sonnensystems und darüber hinaus
36:28ein Wunschtraum, den uns nur Science-Fiction-Autoren erfüllen.
36:31In ihrer Vorstellungskraft nutzen sie ganz andere Möglichkeiten,
36:36wie zum Beispiel den berühmten Warp-Antrieb.
36:43Das ist nämlich ein Antrieb, der das Raumschiff selber gar nicht antreibt,
36:46sondern der zwischen meinem Ausgangspunkt und dem Endpunkt den Raum verkürzt,
36:52den Raum zusammenkrümmt.
36:54Und sozusagen das Raumschiff verändert den Raum.
37:00Oder man kann es auch ganz anders ausdrücken,
37:01das Raumschiff selber bewegt sich gar nicht.
37:03Wie ein Surfer sich auf einer Welle bewegt,
37:06bewegt das Raumschiff sich auf einer sozusagen Raumzeitwelle.
37:09Theoretisch ist das möglich.
37:10Das wird sozusagen vom Raum mitgenommen.
37:12Theoretisch ist das möglich.
37:14Praktisch allerdings wird das für uns auch unerreichbar bleiben.
37:20Denn dafür braucht man riesige Energiemengen.
37:23Nicht nur so ein kleines Atomkraftwerk oder ein kleines Fusionskraftwerk.
37:28Man kann dann wieder ausrechnen aus den Theorien,
37:32dass man ungefähr 20 Mal den gesamten Energieinhalt unserer Sonne bräuchte.
37:36Die Sonne selbst könnte auch Schub liefern.
37:40Die Kraft ihrer Ausbrüche und den so entstehenden Sonnenwind nutzen,
37:46um wie einst die Entdecker über den Ozean durch unser Universum zu segeln.
37:51Das ist nicht nur ein Traum.
37:53An dem Konzept, den Strahlungsdruck des Sonnenlichts zur Fortbewegung zu nutzen, wird gearbeitet.
37:58Im Labor werden bereits Modelle des Systems getestet.
38:05Das Segel besteht aus hauchdünnen Folien, die extrem wenig wiegen.
38:10Eine Schwierigkeit besteht darin, sie im All zu entfalten, ohne dass sie reißen.
38:19Generell wäre ich arg skeptisch.
38:21Sie brauchen, damit es einigermaßen effizient ist, extrem große Strukturen.
38:26Und die sollten eigentlich nichts wiegen.
38:27Die müssen vergleichsweise eng gepackt sein beim Start.
38:32Und dann muss das Ding auseinandergeschoben werden.
38:35Sie brauchen einen Ausfahrmechanismus.
38:37Und wenn das jetzt irgendwie anfängt zu schwingen,
38:39es gibt keine Dämpfung wie Luft oder sowas, das schwingt immer vor sich hin.
38:44Und dann haben sie unter Umständen ein Problem, High-Cycle-Fatigue,
38:47dass das Ding quasi durch die initiale Schwingung kaputt geht, weil das dauernd schwingt.
38:52Damit es richtig effizient ist, brauchen wir Fußballfilter.
38:56Oder noch mehr.
38:58Dann brauchen sie eine Folie, die unter Umständen aus Gewichtsgründen nur ein paar Mikrometer durchsteig ist.
39:06Und der Antrieb funktioniert natürlich nur in der Nähe der Sonne.
39:09Es gibt heute hauchdünne sogenannte Mylar-Folien, die kann man quadratkilometerweise ausspannen.
39:16Im Weltall hätte man ja keine Gravitation, die würden auch stabil bleiben.
39:20Dabei wäre nur das Problem, erstens, dass man es überhaupt noch gar nicht ausprobiert hat,
39:24dass man nicht weiß, wie gut sowas wirklich funktionieren würde.
39:26Zweitens wäre das Problem, das Sonnenlicht nimmt natürlich, je weiter man von der Sonne sich entfernt, immer stärker ab.
39:35Das heißt, wenn dieses Sonnensegel noch gut funktionieren würde hier in Erdnähe,
39:40sieht es am Mars, am Jupiter, am Saturn schon wieder anders aus.
39:44Und ich will jetzt gar nicht von interstellaren Reisen reden, da ist es natürlich schon blöd.
39:54Doch vielleicht muss das Licht zum Antrieb gar nicht von der Sonne kommen.
39:58Die Weiterentwicklung des Sonnensegels ist ein Photonenantrieb, an dem die NASA bereits forscht.
40:03Ein Raumschiff mit einem Sonnensegel wird in die Erdumlaufbahn gebracht.
40:11Dann richten starke Laser ihr Licht von der Erde aus auf das Raumschiff.
40:16Im Prinzip müssen sie jetzt gut zielen können.
40:20Und das Wetter ist häufig sehr instabil.
40:24Also man kann es nicht ausschließen.
40:26Und das heißt, ich habe in der Atmosphäre Unterschiede in der Temperatur, in der Gaszusammensetzung.
40:33Mal regnet es, mal nicht, mal ist Nebel.
40:35Alles ist in der Lage, den Laserstrahl mehr oder weniger intensiv abzulenken.
40:41Und auch irgendwann mal, je weiter ich dann oben bin,
40:44desto mehr Probleme werde ich haben mit der Laserleistung, die oben ankommt.
40:49Weil ich ja entlang der ganzen Atmosphäre habe ich Absorption, ich habe Streuung,
40:55ich habe eine Strahlaufweitung.
40:57Die Energiedichte, die dann irgendwann mal ankommt, ist eher zu klein.
41:02Doch laut NASA könnte ein Raumschiff mit Photonenantrieb in 30 Minuten von der Erde zum Mars fliegen.
41:10Wie ist denn das jetzt nun mit diesem Sonnensegel und Lasersägel?
41:15Nun, das Sonnensegel braucht viel Sonnenlicht, damit es beschleunigt wird.
41:19Das gibt es aber nur in der Nähe der Sonne, also so bis zur Erde.
41:22Darüber hinaus wird das ziemlich mager, da nutzt es gar nichts mehr.
41:26Da brauchen wir einen fokussierten Lichtstrahl, Laser, deswegen das Lasersägel.
41:31Aber dazu brauche ich eben einen ganz dicken Laser, der von der Erde dauernd auf mein Segel starrt.
41:37Aber ich möchte mich da nicht reinsetzen.
41:38Stellen Sie sich vor, ich sitze da drin und auf einmal schalten die unten den Laser ab.
41:42Dann hänge ich da oben alleine.
41:43Also das ist auch nicht das Gelbe vom Ei.
41:46Und da gab es in den 50er Jahren eine tolle Idee von einem gewissen Herrn Bussard.
41:50Der hat sich Folgendes gesagt, warum den Treibstoff mitnehmen, wenn es den doch im Weltraum zuhauf gibt,
41:56nämlich ionisierten Wasserstoff.
41:58Ich baue mir ein Gittersystem hier vorne an einem Raumschiff, setze das unter Strom,
42:04das erzeugt mir ein Magnetfeld und dieses Magnetfeld saugt mir diese ionisierten Wasserstoffatome
42:10hier in diese Fusionskammer und da fusioniere ich jetzt diese Wasserstoffatome
42:15und habe einen tollen Fusionsantrieb.
42:18Hört sich toll an, das Ganze hat nur ein dickes Problem, nämlich genau diese Fusionskammer.
42:24Warum? Nun, reiner Wasserstoff lässt sich nur extrem schwierig fusionieren.
42:30Ich glaube, das werden wir in den nächsten paar tausend Jahren nicht schaffen.
42:34Aber es ist zumindestens möglich. Und da vertraue ich.
42:39Wer sich durch das All bewegt, muss sein Raumschiff am Ziel auch abbremsen können.
42:43Auch das kostet Treibstoff, den man mitschleppen müsste.
42:48Und so suchen Ingenieure und Astrophysiker neue Möglichkeiten für Bremsmanöver.
42:54Dabei sollen die natürlichen Magnetfelder der Planeten helfen.
43:00Ein Raumschiff mit eigenem Magnetfeld könnte so abgebremst oder aber auch angetrieben werden.
43:07Aber muss es ein Antrieb sein? Geht es auch nicht irgendwie ganz anders?
43:16Ja, zum Beispiel Weltraumlift. Über den wird ja viel geschrieben und viel gesprochen.
43:21Aber wie funktioniert der eigentlich?
43:23Naja, nehmen wir an, hier ist die Erde.
43:26Da braucht man eigentlich nur ein langes Seil, das man irgendwie im Boden der Erde verankert,
43:30bis ganz weit hinaus.
43:32Und wenn sich das Seil mit der Erde dreht, dann ist es ja so,
43:36dass das Seil jedenfalls am Ende eine Zentrfugalkraft ausübt
43:40und damit das Seil stramm ziehen würde.
43:43Und dann könnte man ja auf diesem Seil sich hochhangeln.
43:46Die Frage ist nur, wie lang müsste denn jetzt so ein Seil sein?
43:50Und wenn man da mal nachrechnet, lautet die Antwort,
43:52etwa 150.000 Kilometer müsste das Seil lang sein.
43:57Ich meine, so etwas muss man erst mal herstellen.
43:59Und vor allen Dingen, das muss ja ein Riesending sein.
44:01Nun, zum Glück gibt es eine ganz neue Technologie, die sogenannten Kohlenstoff-Nanoröhrchen.
44:06Das sind also ganz besondere Materialien, die sehr leicht sind, aber vor allen Dingen sehr zugfest.
44:13Und wenn man so etwas machen könnte, noch kann man es nicht, aber wenn man so etwas bauen könnte,
44:17dann wäre dieser Draht nicht viel dicker als mein kleiner Finger.
44:21Und das über die gesamten 100.000 Kilometer.
44:24Also, ein Seil, so dick, auf 150.000 Kilometer, das muss man natürlich erst mal in den Weltraum bringen.
44:32Können wir noch nicht, aber vielleicht geht es ja in der Zukunft.
44:35Dann bringt man das draußen hin, lässt es langsamer runter, bis es unten den Boden berührt und dann wird es verankert.
44:42So, und dann hätten wir den Weltraumlift.
44:44Die Frage ist, würde es auch langfristig funktionieren?
44:48Und da gibt es dann wirklich dicke Probleme.
44:50Denn, ich meine, da draußen gibt es ja viel Müllteile.
44:53Man kann zeigen, innerhalb eines Monats, so in etwa, wäre das Seil durchschlagen durch ein Müllteil.
44:58Und außerdem, das wäre ja ein richtiger Stolperdraht für die ganzen Satelliten da draußen.
45:03Da draußen gibt es 1500 aktive Satelliten.
45:06Irgendwann mal rast einer in dieses Saal rein.
45:09Und dann ist nicht nur der Saal kaputt, dann ist natürlich auch der Satellit kaputt.
45:12Also, ich denke, so wird es sicherlich nicht funktionieren können.
45:16Aber ich finde, die Idee ist schon gut.
45:19Vor 100 Jahren hätte man es für unmöglich gehalten, dass der Mensch ins All fliegt,
45:24seinen Fuß auf den Mond setzt, eine Raumstation betreibt.
45:28Oder gar Sonden auf fernen Planeten landen lässt.
45:32Es gibt viele Konzepte, Ideen und Forschungen zu ganz neuen Antrieben.
45:38Antriebe, mit denen wir tiefer ins All vorstoßen werden.
45:42Vielleicht verlässt der Mensch damit in Zukunft sogar sein Sonnensystem.
45:48Der Fantasie dürfen keine Grenzen gesetzt werden.
45:52So versteht sich auch das Projekt Weltraumfahrstuhl.
45:55Eine Idee, neue Wege zu beschreiten.
45:59Vom Prinzip her nett, aber als Ingenieur technisch lässt sich es halt schwer realisieren.
46:04Und im Prinzip irgendeiner muss es ja bauen.
46:07Doch es sind seine Fantasie und seine Ideen, die den Menschen schließlich ins All gebracht haben.
46:13Unser Universum ist noch voller Mysterien.
46:15Es könnte da einen neuen Effekt geben, der uns dabei natürlich hilft.
46:20Er ist nur im Augenblick an keiner Stelle zu sehen.
46:22Nicht unsere Generation, aber unsere Nachfahren werden zu fremden Sternen reisen.
46:28Ich glaube, dass wir hier das in unserer Zeit definitiv nicht mehr leben werden.
46:34Leider.
46:34Aber das sind Technologien, die vielleicht in 100 Jahren vielleicht zur Verfügung stehen können.
46:39Wenn auch heute noch nicht vorstellbar.
46:41100 Jahre Entwicklung versprechen fantastische Erkenntnisse.
46:45Fassen wir doch mal zusammen.
46:48Mit den heutigen chemischen Antrieben kommen wir locker bis Mars oder Jupiter.
46:53Darüber hinaus müssen wir uns von Planet zu Planet hangeln mit dieser Slingshot-Methode.
46:58Aber damit sind wir nicht unabhängig.
46:59Wenn wir wirklich unabhängig fliegen wollen, brauchen wir extrem effiziente und vor allen Dingen schubstarke Antriebe.
47:06Und das Einzige, was wir da haben oder in der Zukunft steht, das sind die nuklearen Fusionsantriebe.
47:11Aber die sind ja leider geächtet.
47:13Und selbst wenn wir das Sonnensystem verlassen wollen, ich meine, da geht überhaupt kein Weg dran vorbei an diesen Fusionsantrieben.
47:19Naja, und ob Warp-Antriebe kommen werden, das mag dahingestellt sein.
47:22Aber selbst mit Fusionsantrieben brauchen wir immer noch viele hunderte von Jahren, um bis zum nächsten Stern zu kommen.
47:28Ob das die Menschheit machen wird, ich weiß es nicht. Aber möglich ist es.
47:34Der Mensch wird alte Technologien weiterentwickeln und neue Technologien finden.
47:39Und er wird immer tiefer ins Weltall vordringen.
47:43Auf der Suche nach Erkenntnis.
47:45Und auch auf der Suche nach sich selbst.
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