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Transkript
00:00Seit jeher haben die Menschen zu den Sternen geschaut.
00:07Seit jeher hat uns das Universum fasziniert und Fragen aufgeworfen.
00:14Was ist noch da draußen? Wie ist das alles entstanden? Wo kommen wir her?
00:21Es ist das vielleicht größte Abenteuer, das ein Mensch erleben kann.
00:25Schwerelos im Nichts zu schweben und aus dem All zurück zur Erde zu blicken.
00:30Traumberuf Astronaut, Sternenreisender.
00:39Und der Mensch, der als erster seinen Fuß auf den Mars setzen wird, ist wahrscheinlich schon geboren.
00:48Herzlich willkommen bei Spacetime mit Ulrich Walter, Astronaut und Wissenschaftler.
00:54Er weiß, im Weltraum wartet Unglaubliches auf uns.
01:05Start einer Sojus-Rakete vom russischen Weltraumbahnhof Baikonur.
01:10Das Ziel der Besatzung ist die internationale Raumstation.
01:12Doch Astronaut zu werden, ist ein langer und beschwerlicher Weg.
01:17Es gibt tausende Bewerber und nur eine Handvoll wird ausgewählt.
01:23Und auch dann steht man erst am Anfang.
01:26Es beginnt ein jahrelanges Training, ohne die Garantie, jemals in den Weltraum zu fliegen.
01:31Hat man es aber ins All geschafft, dann gehört man zu einem kleinen Kreis von Auserwählten.
01:41Der Astronautenberuf ist, weiß Gott, kein Nebenjob.
01:46Er ist ein Fulltime-Job und man hat ihn ein Leben lang.
01:51Und wenn Sie glauben, Auswahltests sind hart, das stimmt nicht.
01:56Auswahltests sind sehr, sehr hart.
01:59Und danach kommt ja noch das Training, fünf Jahre ungefähr.
02:02Und auch das ist hart.
02:04Und dann hat man zum Schluss noch nicht mal die Gewehr dafür, dass man wirklich fliegt.
02:08Astronaut zu sein, ein Sternenreisender, das ist ein Kindheits- und Erwachsenentraum.
02:19Ein Traum, der in Erfüllung gehen kann.
02:22Der Mensch will zurück zum Mond.
02:25Er will den Mars erkunden.
02:27Und die Ausbildung dieser neuen Entdecker beginnt jetzt.
02:38Das muss positiv sein. Ansonsten braucht man da gar nicht anzufangen.
02:42Das Ganze ist ein langwieriges Unternehmen und eine Lebenseinstellung.
02:47Astronaut zu sein, ist nicht nur ein Beruf. Es ist eine Berufung.
02:52Voraussetzung ist eine fundierte naturwissenschaftliche Ausbildung.
02:56Teamfähigkeit und auch etwas Glück.
02:58Denn die Konkurrenz ist groß.
02:59Ich war ganz klein, also vielleicht Grundschulalter oder so.
03:05Da habe ich schon angefangen zu sagen, ich wollte in den Weltraum.
03:08Mit dem Space Shuttle-Programm wollten sich die Amerikaner einen Traum erfüllen.
03:12Der Nutzlasttransporter für den Erdorbit sollte bemannte Raumfahrt zur Routine werden lassen.
03:16Bis zu sieben Astronauten und mehrere Tonnen Fracht transportierte der Shuttle vor allem zur Internationalen Raumstation.
03:29Sechs Besatzungsmitglieder leben dort ständig im Erdorbit.
03:33Die ISS ist der wissenschaftliche Außenposten der Menschheit im All.
03:39Mir war klar, das ist genau mein Ding. Das verbindet Wissenschaft.
03:43Es verbindet Technik am Rand von dem, was machbar ist.
03:45Es verbindet Arbeit in internationalen Teams und natürlich die Prise Abenteuer.
03:53Matthias Maurer ist Teil des aktuellen Europäischen Astronautenkors.
03:59Ein Vollblutwissenschaftler, der, um seinen Traum vom Flug ins All zu verwirklichen, nun wieder die Schulbank drücken muss.
04:15Ich hatte nicht im Hinterkopf, ich will unbedingt Astronaut werden und nur dann ist mein Leben erfüllt.
04:23Sondern ich hatte einen ganz tollen Job hier, der hat mich überzeugt, ich habe den jeden Tag genossen.
04:29Als dann nachher das Angebot kam, willst du doch noch Astronaut werden, habe ich mich natürlich doppelt gefreut.
04:34Der Nominierung in eine Astronautenklasse folgt ein hartes mehrjähriges Training.
04:42Nach einer einjährigen Grundausbildung lernen die zukünftigen Sternenreisenden alles über ihren neuen Arbeitsplatz, die Internationale Raumstation.
04:49Sie erwerben umfangreiche Kenntnisse über die einzelnen Module der Station, die technischen Systeme an Bord, Nutzlasten, Transportraumschiffe und Raketen.
05:01Doch es kann viele Jahre dauern, bis sie dieses Wissen praktisch anwenden können.
05:05Nach der Auswahl hatte ich sofort die Gelegenheit, mit anderen Astronauten zu sprechen.
05:13Sie gratulieren einem und heißen dich im Club willkommen. Sie wünschen dir einen baldigen Flug und so weiter.
05:20In diesem Moment hatte ich wirklich die Hoffnung, dass ich bald ins All fliegen kann.
05:24Ich habe 13 bis 14 Jahre daran gearbeitet, bis es wirklich soweit war. Trotzdem, es war eine großartige Zeit.
05:30Frank de Winne flog zweimal zur Internationalen Raumstation.
05:39Sein zweiter Aufenthalt im All dauerte 188 Tage. Ein halbes Jahr.
05:45Dabei übernahm de Winne auch das Kommando über die Raumstation.
05:53Wann erfuhr ich, dass ich Astronaut wurde? Nun, Ende März 1987 endeten die Auswahlverfahren.
06:00Und danach habe ich nichts mehr vom DLR gehört.
06:04Und dann im Juli 1987 bekam ich einen Anruf. Ich saß im Büro.
06:09Herr Walter, könnten Sie sich vorstellen, nach Deutschland zu kommen?
06:13Ja, natürlich könnte ich mir das vorstellen.
06:16Ich habe mir also ein Fluggebuch, hätte den Flieger fast nicht mitbekommen.
06:20Fünf Minuten später und ich wäre nicht mitgeflogen.
06:23Ich stände jetzt nicht hier.
06:25Dann der 6. August 1987. Eine Pressekonferenz.
06:31Fünf Astronautenkandidaten saßen zusammen mit dem damaligen Forschungsminister Riesenhuber gegenüber der Presse.
06:38Und da sagte Riesenhuber, und hiermit darf ich Ihnen die neuen fünf Astronauten vorstellen.
06:43Okay, damit wusste ich's.
06:45Die Möglichkeit, ins All zu fliegen, ist stark begrenzt.
06:50Nur sechs Personen können momentan gleichzeitig auf der Raumstation arbeiten.
06:55Im Schnitt bleiben sie ein halbes Jahr im All.
06:58Erst dreimal wurden europäische Astronautenklassen zusammengestellt.
07:00Im Herbst 1985 kam ich vom Fliegen zurück in die Staffel und mein Einsatzoffizier sagte mir,
07:18du musst dich mal beim Kommandeur melden.
07:21Dann denkt man natürlich gleich, oh, irgendwas schiefgegangen.
07:25Und da wurde ich gefragt, ob ich Interesse hätte, an so einem Auswahlverfahren teilzunehmen.
07:29Nein, die Antwort musste ich mir nicht zweimal überlegen.
07:34Nach einer Nominierung zum Astronauten ist der Weltraum schon zum Greifen nahe.
07:39Die Reise in die Schwerelosigkeit des unendlichen Nichts ist so gut wie sicher.
07:44Im Erdorbit wartet der Arbeitsplatz Raumstation.
07:48Wenn man ausgewählt wurde, hat man tausende von Mitbewerbern hinter sich gelassen.
07:53Es ist ein bisschen wie ein Lottogewinn, ein Hauptpreis.
07:59Klar, der tollste Moment ist, wenn man den Anruf bekommt, dass man es geschafft hat.
08:07Vor allem die ganze Spannung, die sich aufbaut.
08:10Das war ein langes Prozess, das hat ein Jahr gedauert.
08:13Ich meine, da baut sich sehr viel Spannung auf, gerade in den letzten Phasen oder so.
08:18Und ja, das ist sehr viel Spannung, die sich plötzlich löst.
08:232008 hatte die Europäische Raumfahrtagentur ESA zum Auswahlverfahren eingeladen.
08:318.500 Bewerber schickten ihre Unterlagen.
08:35Die ESA wählte damals ganze sechs unter ihnen aus.
08:38Darunter Samantha Cristoforetti als einzige Frau.
08:41Es gibt viel mehr Leute, die Astronaut sein könnten, als es Plätze gibt, um in den Weltraum zu fliegen.
08:52Von daher kann man es nicht planen.
08:54Und ich kann jedem nur raten, wenn man sich für Raumfahrt begeistert, soll man sich dafür begeistern.
09:01Man soll aber auf jeden Fall einen Plan B haben, sodass man nicht am Ende des Lebens sagt, ich habe hier etwas verpasst, weil die ESA dummerweise zu wenig Flüge hatte und ich alle Kenntnisse habe, alle Fertigkeiten mitbringe und die haben mich nicht genommen.
09:16Also von daher, ja, Begeisterung auf jeden Fall.
09:20Und wenn die Chance da ist, ergreift die Chance, aber plant nicht euer Leben in der Einbahnstraße.
09:25Mit dem Space Shuttle-Programm stieg die Zahl der US-Astronauten merklich an.
09:33In den Hochzeiten der Shuttle-Ära nominierte die NASA alle zwei Jahre neue Astronautenklassen mit durchschnittlich 20 Piloten und Missionsspezialisten.
09:43Und auf dem Shuttle war auch Platz für Raumfahrer anderer Nationen.
09:47Bei mehreren Missionen tog das Shuttle das europäische Weltraumlabor Space Lab ins All.
09:52Für Europa ein Weg in die bemannte Raumfahrt.
10:01Als ich zum ersten Mal das Space Shuttle fliegen sah, das war in meinem ersten Studienjahr als Ingenieur und Pilot, da wusste ich, das ist es, was ich in Zukunft machen möchte.
10:11Momentan bietet nur noch die Internationale Raumstation Arbeitsplätze im All.
10:18Sechs Besatzungsmitglieder leben permanent in dem Weltraumlabor.
10:23Die Raumfahrer bleiben circa sechs Monate im All, bevor sie abgelöst werden.
10:26Doch bevor man zur Arbeit in die Unendlichkeit reist, muss man als erstes das Bewerbungsverfahren überstehen.
10:38Die erste Runde war basierend auf meinen Unterlagen.
10:45Das waren 8.500 Bewerber.
10:47Von diesen 8.500 Bewerbern wurden dann, glaube ich, rund 1.000 eingeladen oder 900 in die erste Runde nach Hamburg.
10:54Dort mussten wir einen Tag lang sehr viele computerbasierte Tests machen, also Grundkenntnisse, Mathe, Physik, Mechanik, Englisch, räumliche Vorstellungsvermögen, aber auch sehr viele psychologische Tests.
11:08Weil das ist ganz wichtig für die Arbeit als Astronaut, wenn man lange Zeit im Weltraum fliegt.
11:13Neben diesen Grundkenntnissen muss der Bewerber noch ganz andere Fähigkeiten nachweisen.
11:18Weltraumfahrt ist Teamarbeit und auch Öffentlichkeitsarbeit.
11:25Die Runde zwei war dann ganz stark basiert auf die psychologischen Fertigkeiten.
11:31Also Arbeiten in Teams war wichtig, wir haben Rollenspiele gemacht, viele Gespräche mit Psychologen.
11:37Da wurde auch geguckt, ist man so ein gesunder, fester Charakter oder gibt es da irgendwelche offene Fragestellungen an der Vergangenheit,
11:47die vielleicht die Eignung als Astronaut ausschließen würden. Das ist ein Kreuzverhör.
11:53Der zukünftige Weltraumfahrer ist auch Repräsentant seiner Nation.
11:58Ist er erst einmal nominiert, dann führt er ein Leben in der Öffentlichkeit.
12:03Und er hat eine der schwierigsten Aufnahmeprüfungen der Welt hinter sich.
12:09Gesucht werden ausgeglichene Persönlichkeiten mit viel Durchhaltevermögen.
12:14Die Tests sind hart. Sie sind so angelegt, dass man sie gar nicht vollständig erfüllen kann.
12:23Die andere Hürde sind die medizinischen Tests.
12:26Du denkst, dass du gesund und in guter Form bist.
12:29Aber du weißt einfach nicht, ob du gesund genug bist, um Astronaut zu werden.
12:33Er war der Erste. Yuri Gagarin. Der Mann, der zu einem wahren Himmelfahrtskommando abkommandiert wurde.
12:45Der Kalte Krieg sollte damals auch im All ausgetragen werden.
12:49Ein Wettrennen zwischen den USA und der Sowjetunion.
12:53Yuri Gagarin war damals 27 Jahre alt und Jagdflieger der Luftstreitkräfte der Sowjetunion,
12:58bevor er als Kosmonaut ausgewählt wurde.
13:03Am 12. April 1961 startet eine Vostok-Rakete vom Kosmodrom Tyuratham, dem heutigen Balkonur.
13:12Die Rakete schießt den ersten Menschen ins All.
13:15Mit fünffacher Erdbeschleunigung wird Yuri Gagarin in seinen Sitz gepresst.
13:21108 Minuten dauert der Flug Gagarins.
13:23Er umkreist dabei einmal die Erde.
13:27Vor ihm hat noch nie jemand unseren Planeten aus dem Kosmos gesehen.
13:36Auch die ersten amerikanischen Raumfahrer waren Armeeangehörige.
13:41Aus 110 der besten Piloten wählte die NASA ihre ersten sieben Astronauten aus.
13:46Diese ersten Astronauten der NASA mussten umfangreiche medizinische Untersuchungen und Tests über sich ergehen lassen.
13:53Auch für die Ärzte waren der Weltraum und die dort herrschende Schwerelosigkeit absolutes Neuland.
14:00Entsprechend nervös waren sie.
14:08Die ausgewählten Kampf- und Testpiloten ertrugen die Prozeduren mit Gelassenheit.
14:13Sie waren daran gewöhnt, sich selbst und ihre Maschinen bis an die Grenze der Belastbarkeit zu bringen.
14:18Und ein bisschen darüber hinaus.
14:19Bei den ersten Flügen ins All wusste man einfach nicht, was einen dort erwartet.
14:29Es war ein Schritt in eine ganz neue Welt.
14:31Wir waren nie dort, wussten nicht, ob Leute in der Schwerelosigkeit atmen können, essen können, leben können.
14:38Alles war extrem neu. Und so wählte man Testpiloten aus.
14:43Die waren es gewohnt, in Extremsituationen zu handeln, zum Unbekannten vorzudringen,
14:48Flugzeuge jenseits der Schallgrenze zu fliegen, was ja auch noch ganz neu war.
14:53Deswegen wählte man aus dieser Gruppe Leute aus.
14:56Die Amerikaner hatten nun geeignete Astronauten.
15:03Doch in der technischen Entwicklung einer passenden Rakete hinkten sie noch hinterher.
15:08Über ein Drittel der amerikanischen Raketentests schlugen damals fehl.
15:12Die Raketen, mit denen die neu gegründete NASA Menschen ins All schießen wollte, basierten auf Entwicklungen fürs Militär.
15:19Statt eines Atomspringkopfes sollten sie nun Raumfahrer transportieren.
15:25Die ersten US-Astronauten sahen die Fehlschläge nicht so problematisch wie die Öffentlichkeit.
15:31Als Testpiloten lebten sie mit Rückschlägen bei der Neuentwicklung von Fluggeräten.
15:35Und sie waren bereit, gewisse Risiken einzugehen.
15:45Inzwischen hat sich das Bild geändert.
15:47Heute brauchen wir Wissenschaftler, denn wir machen Wissenschaft im Weltraum.
15:51Es gibt insgesamt vier Labore dort oben auf der Raumstation.
15:54Und dazu müssen die Wissenschaftler auch noch Ingenieure sein.
15:58Denn sie müssen die Raumstation warten und vielleicht auch mal reparieren.
16:03Und dazu brauchen sie gewisse Soft Skills.
16:06Zum Beispiel Teamfähigkeit.
16:08Sie sind in einem Team von sechs Personen.
16:11Man braucht eine gewisse Loyalität, eine persönliche Integrität,
16:16aber auch einen gewissen Schuss von öffentlichem Austreten.
16:20Die Internationale Raumstation ist ein hochtechnologisches Gebilde.
16:26An mehreren Standorten gibt es Nachbauten der ISS.
16:31Die Astronautenanwärter lernen jedes einzelne Bauteil der Raumstation kennen.
16:36Sie müssen alle Systeme der Station bedienen und natürlich auch Fehlfunktionen beheben können.
16:41Und ein Großteil der Ausbildung beschäftigt sich mit Notfallplänen.
16:54In dieser Grundausbildung lerne ich, wie funktioniert eine Raumstation, wie funktioniert eine Rakete,
17:00welche Experimente machen wir im Weltraum, wie arbeite ich in der Station,
17:05wie arbeite ich außerhalb der Station in dem großen Weltraumanzug.
17:08Auch ein Überlebenstraining gehört zur Grundausbildung.
17:13Die Besatzungen kehren in Sojus-Kapseln aus dem All zurück.
17:16Verfehlt die Kapsel ihren Landeplatz, kann es vielleicht Tage dauern, bis das Bergungskommando sie findet.
17:23Tauchlehrgänge bereiten die Astronauten auf die Arbeit in der Schwerelosigkeit vor.
17:27In einer Unterwasserstation werden Weltraummissionen simuliert.
17:33Das Leben in beengten Räumen und das Arbeiten unter extremen Bedingungen.
17:38Und zur Stärkung der Teamfähigkeit geht es auch schon mal zum Höhlenklettern.
17:45Das Training hat natürlich gewisse Herausforderungen, wie das Überlebenstraining in Schweden, was ich durchgemacht habe,
17:57oder das Sea-Survival-Training in Rostock.
18:02Das sind Belastungen, die einen zum Teil wirklich bis an die Grenzen der physischen Belastbarkeit ranführen.
18:08Aber man schafft das, wenn man wirklich mit Herz und Seele dabei ist.
18:12Und immer wieder Unterricht.
18:16Theoretische und praktische Ausbildung an den ISS-Modulen und den Funktionen der Station.
18:25Das Privatleben ist während der Ausbildung auf ein Minimum reduziert.
18:33Nach der Auswahl zum Astronauten beginnt eine ganz besondere Zeit.
18:38Es ist Studieren sozusagen, wie ein Student.
18:40Man wird in die grundlegenden Dinge der Raumfahrt eingewiesen.
18:44Und dieses sogenannte Basistraining, also unabhängig von einer konkreten Mission, dauert so ungefähr zwei Jahre.
18:52Da sind die besten Leute, die besten Dozenten, die einem erzählen, wie funktioniert die Raumfahrtindustrie.
18:58Welche Wissenschaft kann man eigentlich im Weltraum machen?
19:01Wie macht man die?
19:02Es geht um Biologie, Materialwissenschaften, allgemeine Physik.
19:07Also für einen Wissenschaftler ganz spannende Themen.
19:11Ich habe damals die breite Wissenschaft kennengelernt.
19:14Es geht aber auch um sehr konkrete Dinge.
19:16Zum Beispiel, wie fliegt eine Rakete im Weltraum?
19:19Wie sieht deren Bahn aus?
19:21Das ist relativ kompliziert.
19:23All das lernt man.
19:25Und dann muss man zum Beispiel auch Flugscheine machen.
19:27Das heißt, man geht auf einen Flugplatz und lernt zu fliegen.
19:32Denn den Flugschein braucht man, um später zum Beispiel bei der Lufthansa eine Boeing 737 zu fliegen.
19:38So wie wir das gelernt haben.
19:40Es geht dabei um Teamtraining.
19:42Das heißt, wenn man in eine kritische Situation kommt, reagiere ich mit meinem Co-Piloten auf die richtige Art und Weise.
19:49Das ist der Grund, warum Astronauten fliegen können müssen.
19:53Ja, und ganz zum Schluss gibt es noch dieses Tauchtraining.
19:57Warum lernen Astronauten tauchen?
19:59Sie fliegen doch in den Weltraum und nicht ins Wasser.
20:03Nun, der Grund ist, später muss man sogenanntes EVA-Training machen.
20:07Extra Vehicle Activity.
20:09Auf gut Deutsch Weltraumspaziergänge.
20:12Obwohl das nichts mit Spaziergang zu tun hat, ist wirklich ein Weltraumeinsatz zum Reparieren, zum Beispiel der Raumstation.
20:18Und weil man damit unter Wasser gehen muss, muss man eben vorher einen Tauchschein machen.
20:24Das ist Teil des Basistrainings.
20:26Und dann gibt es dieses große Becken, dort wird dann wirklich dieses EVA-Training durchgeführt.
20:33Nur unter Wasser kann man auf der Erde anhaltende Schwerelosigkeit simulieren.
20:39Die Astronauten verinnerlichen zuerst die wichtige Eigensicherung.
20:43Auch Werkzeuge und Bauteile müssen stets gesichert sein.
20:48Im Weltraum würde ein kleiner Schubs genügen und die Teile würden in der Unendlichkeit verschwinden.
20:54Ebenso der Astronaut.
20:56Auf dem Stundenplan steht auch Russisch.
20:59Die zweite Amtssprache auf der Raumstation.
21:02Die Astronauten fliegen mit russischen Raumschiffen ins All.
21:05Und so findet ein Teil ihrer Ausbildung im Sternenstädtchen bei Moskau statt.
21:10Auf Russisch natürlich.
21:11Für mich war es extrem hart, Russisch zu lernen.
21:22Ich bin gut in Mathematik, ich bin ein Ingenieur.
21:25Ich mag rechnen.
21:27In Sprachen war ich immer schlecht.
21:32Von Geburt her bin ich Flamme.
21:33Um in der belgischen Luftwaffe zu fliegen, um überhaupt Offizier zu werden, musste ich Französisch lernen.
21:42Als Pilot musste ich Englisch lernen.
21:45Und um Astronaut zu werden, dann auch noch Russisch.
21:48Ich mag es nicht, Sprachen zu lernen.
21:52Aber am Ende spreche ich jetzt vier verschiedene Sprachen.
21:54Alleine deswegen, weil ich meinen Traum verwirklichen wollte.
21:57Der russische Unterricht gehört für viele zum schwierigsten Teil der Ausbildung.
22:08Hart verdiente Brötchen.
22:12Man ist als Astronaut ausgewählt.
22:14Man hat es geschafft.
22:16Einer der ersten Fragen ist, wie viel verdiene ich eigentlich?
22:20Nun, man muss wissen, im öffentlichen Dienst sind alle Astronauten.
22:24Sei es Russen, Europäer oder Amerikaner.
22:27Beginnen wir mal mit den Amerikanern.
22:29Die meisten von ihnen kommen aus der Air Force.
22:32Das heißt, die verdienen wie ein Soldat, wechseln dann zur NASA, verdienen genau dasselbe
22:38und wechseln nach ihrer Arbeit bei der NASA, also mit 50 oder 60, wieder zurück zur Air Force.
22:45Also die verdienen nicht sehr viel.
22:47Die Russen sind ähnlich, auch das sind meistens Soldaten.
22:50Aber sie bekommen eine Zulage je nach Erfolg während ihrer Mission auf der Raumstation.
22:56Und deswegen strengen sich Russen sehr stark auf der Raumstation an.
23:00Die Europäer sind so eine eigene Liga.
23:02Nehmen wir uns wir Deutsche.
23:03Als ich damals im Jahre 1987 Astronaut wurde, wurde ich im öffentlichen Dienst bezahlt.
23:10Das wäre heute TVL 14.
23:12Also so viel, wie heute wissenschaftliche Mitarbeiter im öffentlichen Dienst verdienen.
23:17Und das sind so ungefähr 70.000 Euro brutto.
23:23Also wenn es heißt, Raumfahrt ist teuer oder bemannte Raumfahrt ist teuer,
23:27dann liegt es mit Sicherheit nicht an den hohen Gehältern der Astronauten.
23:31Die ESA-Astronauten sind noch mal eine eigene Klasse für sich.
23:34Denn die sind im europäischen Dienst.
23:37Und das hat zwei Vorteile.
23:38Zunächst mal sind deren Gehälter noch etwas höher.
23:42Und sehr wichtig, im europäischen Dienst braucht man keine Steuern zahlen.
23:48Und das macht einen Riesenunterschied.
23:51Eine weitere Hürde für die angehenden Astronauten steht in Köln.
23:56EnviHub heißt das Institut für Luft- und Raumfahrtmedizin.
24:00Hier wird an den Auswirkungen der Raumfahrt auf den menschlichen Körper geforscht.
24:04Und hier werden auch zukünftige Sternenreisende durchleuchtet.
24:12Wir untersuchen die Bewerber fünf Tage lang, von morgens bis abends.
24:16Gucken in jede vorhandene und nicht vorhandene Öffnung.
24:19Und möchten einfach, dass keine Anlagen von Krankheiten, keine Vorstufen da sind.
24:24Und natürlich die Krankheiten selber nicht.
24:27Und wollen ausschließen, dass in den nächsten Jahren der Berufstätigkeit,
24:31also ungefähr in den nächsten 30 Jahren, möglichst auch keine schwerwiegende Erkrankung auftritt.
24:37Die Forscher graben sehr tief.
24:40Mögliche Risiken möchte man im Vorfeld ausschließen.
24:43Man fragt natürlich die Bewerber, ob die Eltern noch leben, wie es mit den Geschwistern ist,
24:50falls sie nicht mehr leben, woran sie gestorben sind.
24:53Zum Beispiel Herzinfarkt oder auch bestimmte Arten von Tumoren, wo es in der Familie dann ein gewisses Vererbungsmuster gibt.
25:02Es gibt Erkrankungen, wo man sagt, ach, wenn das die Eltern haben und eventuell auch die Großeltern,
25:07dann ist die Wahrscheinlichkeit, dass die Person diese Erkrankung bekommt, auch höher.
25:12Der Mensch will zum Mars fliegen. Eine mehrjährige Reise durch die Schwerelosigkeit.
25:19Das vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrttechnik betriebene Forschungslabor EnWiHub
25:24arbeitet auch für diese Reise an der medizinischen Grundlagenforschung.
25:28Was so rein persönlich ich eigentlich am anstrengendsten in Erinnerung habe, war diese eine Woche medizinische Tests.
25:37Weil da wird man wirklich auseinandergenommen, wieder zusammengebaut.
25:40Jeden andauernd bei irgendwelchen Spezialisten, die einem da Blut abzapfen und alle möglichen Dinge da mit einem anstellen.
25:49Auch aus dem Weltraum zurückkehrende Astronauten werden hier untersucht.
25:52Auf ihren Gesundheitszustand und eventuelle körperliche Veränderungen.
26:00Forschen für das Leben im All.
26:05Als Astronauten achten wir natürlich auf unsere Gesundheit. Das gehört zu unserem Beruf dazu.
26:15Wenn wir nicht gesund sind, dann fliegen wir nicht ins All.
26:19Das heißt aber nicht, dass man alles aufgeben muss, was einem Spaß macht.
26:22Ich spiele immer noch Fußball, mehr als ich noch jünger war.
26:26Man achtet mehr auf seine Ernährung, treibt ein wenig Sport. Man versucht einfach, gut in Form zu bleiben.
26:38In guter Kondition zu bleiben, ist die Pflicht jedes aktiven Astronauten.
26:43Auch für Samantha Cristoforetti. Die Italienerin ist erst die zweite Europäerin, die ins All geflogen ist.
26:49Man glaubte, dass Frauen das erstens sich aushalten und zweitens aufgrund ihrer Menstruation dazu überhaupt nicht geeignet wären.
27:00Inzwischen ist man da zum Glück anderer Meinung. Und natürlich viele Frauen haben bewiesen, dass sie das genauso gut alles bewältigen können wie Männer.
27:07Samanta Cristoforetti ist ausgebildete Kampfpilotin der italienischen Luftwaffe.
27:13Die erste Frau flog bereits 1963 ins All.
27:18Valentina Tereshkova, eine Russin.
27:21Doch bis heute sind im Weltraum Männer in der Überzahl.
27:24Warum gibt es eigentlich so wenige Astronautinnen?
27:28Das ist eine immer wieder gestellte Frage.
27:31Dabei ist die Antwort darauf so einfach.
27:33Es gibt nämlich nur einen einzigen Grund.
27:36Weil sich so wenige Frauen bewerben.
27:40Nehmen wir ein konkretes Beispiel.
27:41Die letzte ESA-Auswahl im Jahre 2008.
27:45Damals haben sich 8400 Personen beworben.
27:48Und davon waren ungefähr 17 Prozent Frauen.
27:52Zum Schluss wurden sechs Astronauten ausgewählt.
27:55Davon eine Frau.
27:57Also wiederum 17 Prozent.
28:00Ist einem zukünftigen Astronauten dann ein Flug ins All zugewiesen worden, geht es in die Missionsausbildung.
28:07Diese findet weltweit an verschiedenen Standorten statt.
28:14Die Raumfahrer werden auf ihre speziellen Aufgaben während der Mission trainiert.
28:18Sie arbeiten an den Experimenten, die sie später im All bedienen müssen.
28:23Und sie trainieren gemeinsam mit ihrer Crew.
28:36Der russische ISS-Trainer steht im Sternenstädtchen bei Moskau.
28:40Hier lernen die zukünftigen Weltraumbewohner den russischen Teil der Raumstation kennen.
28:45Und werden in ihr Raumschiff, die Soyuz, eingewiesen.
28:52Ebenso gibt es ein erneutes Überlebenstraining.
28:55Sollte die Soyuz-Kapsel ihr Landegebiet verfehlen, könnte es Tage dauern, bis die Besatzung gefunden wird.
29:02Sie muss im verschneiten Sibirien genauso überleben können wie in der Wüste.
29:06Die Kapsel könnte auch in einen Ozean fallen.
29:15Für all diese Szenarien wird trainiert und geübt.
29:20Jede erdenkliche Notsituation durchgespielt.
29:23Die Raumfahrer sollen auf alles Mögliche und auch Unmögliche vorbereitet sein.
29:27Drei Jahre missionsspezifisches Training ist sehr, sehr lang.
29:38Und man reist mehr.
29:40Man fliegt nach Houston, man fliegt nach Moskau zum Soyuz-Training.
29:44Die Familie sieht einen weniger und weniger.
29:47Aber man weiß ganz genau, ohne mich fliegt das Ding nicht los.
29:52Und dann gibt es da noch was.
29:56Denn man muss hinterher sicher sein, dass man auf der Raumstation oder auf dem Shuttle alles richtig macht.
30:03Dazu legt jeder Astronaut ein kleines Notizbüchlein an.
30:07Etwa so groß.
30:08Und da schreibt man alle Details rein, die man vergessen könnte.
30:11Zum Beispiel, wo ist mein Essen am so und so vielsten Missionstag?
30:17Das steht da drin.
30:18Oder wo finde ich meine Kleidung am zehnten Missionstag?
30:21Und dann muss man aufmalen, aha, in diesem Locker, in diesem Schubfach, da finde ich das.
30:27Und so hat man hinterher eine kleine Kladde, da steht dann wirklich alles drin.
30:32Bis hin zu, wie bediene ich die Toilette?
30:35Und wer sehen möchte, wie mein Notizbüchlein für meine Mission aussah,
30:40gehen Sie ins Deutsche Museum.
30:42Da liegt es heute öffentlich aus.
30:4518 Monate dauert die gemeinsame Missionsausbildung
30:47für eine neue Crew der Internationalen Raumstation.
30:50Am Ende steht eine zweitägige Abschlussprüfung über die Systeme des Soyuz-Raumschiffs.
31:01Kurz vor dem Start gibt es dann letzte medizinische Untersuchungen.
31:05Auch der Raketenstart selbst wird simuliert.
31:08In einer Zentrifuge.
31:08Doch wie man dann tatsächlich im Falle eines Unglückes handelt und reagiert,
31:14das lässt sich nicht vorher simulieren.
31:18Man kann sich nicht auf alles vorbereiten.
31:21Das ist schwierig.
31:23Wenn einem Kollegen wirklich etwas Schlimmes zustößt,
31:26er vielleicht im Erdorbit stirbt,
31:28kann man kaum sagen, wie die anderen reagieren werden.
31:30Wir sprechen über solche Situationen.
31:33Wir simulieren sie auch.
31:35Zum Beispiel das Reanimieren nach einem Elektroschock.
31:40Was muss ich tun?
31:44Welche Ausrüstung habe ich?
31:47Manche Simulationen enden dann damit,
31:49dass man einstellen muss,
31:51weil man nicht mehr helfen kann.
31:53Nichts mehr tun kann.
31:54Wie man dem dann aber in Wirklichkeit begegnet,
32:00das weiß man nicht.
32:06Weltraumfahrt ist ein gefährliches Geschäft.
32:09Nicht nur der Ritt auf einer Rakete ins All.
32:13Auch auf der Raumstation ist man ständigen Gefahren ausgesetzt.
32:17So bedroht zum Beispiel Weltraumschrott die ISS und ihre Bewohner.
32:21Immer wieder werden Einschläge registriert.
32:24So ein Treffer kann eine Katastrophe auslösen.
32:29Etwa einen Monat vor der Mission
32:30bekam ich von der NASA ein Schreiben.
32:33Ich musste etwa 5 Seiten ausfüllen.
32:36Herr Walter, im Fall Ihres Todes, was soll die NASA machen?
32:41Und dann muss man eben genau hinschreiben.
32:44Wie möchte ich beerdigt werden?
32:46Was soll mit der Familie passieren?
32:48Und das macht einen doch sehr nachdenklich,
32:50weil man merkt, da kann wirklich was passieren.
32:55Und ich muss mich innerlich und die Familie darauf vorbereiten.
33:0228. Januar 1986.
33:04Von der Startrampe 39b in Cape Canaveral, Florida,
33:09hebt das Space Shuttle Challenger ab.
33:18Es ist die 25. Mission eines US-Raumtransporters.
33:21Der Start sieht nach Routine aus.
33:29Doch nach 73 Sekunden Flug ändert sich für die NASA die Welt.
33:32Die Challenger explodiert.
33:43In einem Feuerball verglühen alle sieben Astronauten.
33:47Darunter eine von der NASA eingeladene Lehrerin,
33:51deren Eltern den Start am Boden mitverfolgen.
33:53Es war die bis dahin schwerste Katastrophe
34:00in der Geschichte der bemannten Raumfahrt.
34:03Das erste Mal, dass die NASA-Astronauten
34:05während einer Mission verloren hatte.
34:07Für zweieinhalb Jahre wurden alle Shuttle-Flüge ausgesetzt.
34:11Die mit den NASA-Astronauten ums Leben gekommene Lehrerin
34:27Christa McAuliffe war Teil des Programms Teacher in Space.
34:31Sie sollte Kinder aus dem All heraus unterrichten.
34:35Sie wurde unter 11.000 Bewerbern ausgelost.
34:411. Februar 2003.
34:46Beim Wiedereintritt in die Atmosphäre
34:48verglüht die Raumfähre Columbia.
34:50Wieder sterben alle sieben Besatzungsmitglieder.
34:54Sechs amerikanische und ein israelischer Astronaut.
34:582011 wurde das Shuttle-Programm dann endgültig eingestellt.
35:02Seitdem fliegen auch US-Astronauten mit russischen Raketen
35:05vom russischen Weltraumbahnhof Baikonur aus ins All.
35:07Und auch in Baikonur kann jeder Abschied der Letzte sein.
35:13Es gibt ganz viele Traditionen.
35:14Die Russen glauben wirklich daran, gewisse Rituale einzuhalten
35:19und immer wieder gleich zu wiederholen.
35:23Das letzte Mal, dass man wirklich Kontakt hat zu den Familienangehörigen,
35:26das ist so für eine Art Toast.
35:29Das war ein letzter Schluck.
35:31Sie trinken normalerweise Champagner und die Astronauten seinen Saft.
35:34Und jeder sagt was.
35:36Und das ist dann wirklich das letzte Mal, dass man direkt Kontakt hat.
35:40Die aktuelle Soyuz-Rakete ist im Prinzip die gleiche Rakete,
35:43mit der schon Yuri Gagarin ins All geschossen wurde.
35:46Robuste Technik.
35:49An der Spitze trägt sie das Raumschiff für die Besatzung.
35:52Darüber ein Rettungssystem.
35:55Feststoffraketen, die im Falle eines Unglücks
35:57die Besatzung in Sicherheit katapultieren sollen.
35:59Drei Tage vor dem Start kommt deine Familie an.
36:08Du triffst sie mehrmals.
36:10Auch am Tag des Starts triffst du sie für ein paar Minuten zum Abschied.
36:18Dann, wenn du in den Bus steigst, siehst du sie hinter der Glasscheibe nochmal.
36:24So gibt es viele Gelegenheiten vor dem wirklichen Start.
36:27Man verabschiedet sich nicht einmal, eher fünf, sechs Mal.
36:35Am Ende bist du froh, endlich wegzukommen,
36:38nicht mehr Tschüss sagen zu müssen,
36:39endlich in die Rakete zu steigen und ins All zu fliegen.
36:46Eine letzte Gelegenheit zum Abschied besteht dann beim Einstieg in die Rakete.
36:51Ein Winken für die Kameras und die Angehörigen.
36:53Die Soyuz gilt als sehr zuverlässig.
36:57Doch auch Raketen dieses Typs sind beim Start schon explodiert.
37:04Angst ist ein schlechter Ratgeber.
37:06Da ist sicher Anspannung.
37:08Adrenalin fließt durch deinen Körper.
37:10Das ist gut, denn dann bist du konzentriert, reagierst schneller,
37:14bist auf der Hut, du wirst nicht müde.
37:16Es ist ein guter Effekt der Anspannung.
37:20Wenn es aber in Angst umschlägt, dann ist es schlecht.
37:24Du denkst nicht mehr klar, du machst Fehler.
37:28Ich kenne keinen Astronauten, der Angst hat.
37:31Aber ich bin mir sicher, dass alle in Anspannung sind,
37:34wenn sie in die Rakete steigen.
37:35Betankt ist die Rakete mit mehreren hundert Tonnen Kerosin und Sauerstoff.
37:49Zusammengemischt ein hochexplosiver Treibstoff.
37:51Die Frage, hatten sie Angst beim Start,
38:06gehört neben der Frage, hat sie die Mission verändert,
38:10zu den meistgestellten Fragen bei Astronauten.
38:13Nein, Astronauten haben keine Angst beim Start.
38:17Das liegt daran, sie wussten bereits bei der Bewerbung,
38:20dass sie in diese Rakete einsteigen würden.
38:23Dazu kommt, während des fünfjährigen Trainings
38:26ist man täglich in solchen Situationen,
38:29wo man weiß, da könnte was passieren.
38:31Und man lernt, wie man aus solchen Situationen wieder herauskommt.
38:34Das nimmt die Angst.
38:36Zurück bleibt natürlich die Sorge.
38:38Das ist keine Frage.
38:40Jeder Astronaut weiß,
38:42dass die Wahrscheinlichkeit, in einem Start umzukommen,
38:451 zu 100 beträgt.
38:47Aber diese Situation ist genauso,
38:49als wenn sie morgens in ihr Auto einsteigen.
38:52Sie wissen, dass es im deutschen Autoverkehr
38:543000 Tote pro Jahr gibt.
38:57Und obwohl sie das wissen, steigen sie ein, ohne Angst.
39:01Was bleibt, ist die Sorge, dass ihnen was passieren könnte.
39:05Die Rückkehr einer Sojus-Kapsel zur Erde ist ein ganz eigenes Abenteuer.
39:12Die Schwerkraft holt das Raumschiff zurück.
39:15Es fällt durch die Atmosphäre Richtung Boden.
39:17Dabei entstehen Temperaturen von über 1000 Grad Celsius.
39:22Ist der Eintrittswinkel falsch,
39:23wird das Raumschiff entweder zurück ins All geschleudert
39:26oder es verglüht.
39:28In der letzten Phase der Rückkehr bremsen Fallschirme die Kapsel.
39:31Die russischen Kapseln landen in der Steppe von Kasachstan.
39:46Bergungsmannschaften beobachten den Abstieg
39:48und helfen den Raumfahrern nach ihrem Höllenritt zur Erde
39:50dann aus der Kapsel.
39:53Die Landung der Kapseln gehört zu den schwierigsten Manövern
39:56der bemannten Raumfahrt.
39:57Trotzdem wird es wohl keinen Raumfahrer geben,
40:02der nicht sofort wieder ins All fliegen würde.
40:07Fachlich gibt es keinen Grund,
40:09warum niemand ein zweites Mal, ein drittes Mal fliegen sollte.
40:12Natürlich sind die Anzahl der Flüge begrenzt
40:15und es ist menschlich nachvollziehbar,
40:17dass jeder gerne möglichst bald wieder die nächste Mission haben möchte.
40:21Von daher gibt es, würde ich mal sagen,
40:24Konkurrenz ist vielleicht ein bisschen übertrieben,
40:26aber jeder ist begeistert von dem Job.
40:28Jeder möchte den nächsten Flug haben.
40:31Auf die Erde zurückgekehrt
40:33müssen sich die Astronauten erst wieder
40:35an die heimische Schwerkraft gewöhnen.
40:37Der Aufenthalt im All hat sie geschwächt.
40:39Es folgt ein mehrwöchiges Programm zur Rehabilitation,
40:43bevor es an neue Aufgaben geht.
40:44Wenn man im Weltraum war,
40:51dann möchte man da auch wieder hin zurück.
40:53Also das ist mit Sicherheit so.
40:55Ich wüsste niemanden, bei dem das anders wäre.
40:59Schwerelos über dem Heimatplaneten schweben.
41:02Ihn in seiner ganzen Schönheit zu erleben.
41:05Das bewirkt etwas im Menschen.
41:07Es verändert den Blickwinkel auf manche Sachen.
41:17Wenn man von oben auf den Planeten guckt,
41:20dann sieht man keine Grenzen.
41:22Da sind keine Linien.
41:27Grenzen sind künstliche Linien,
41:29wegen denen wir Kriege anfangen
41:31und uns gegenseitig umbringen.
41:33Der Blick zeigt einem,
41:35auf was für einen kleinen
41:36und verletzlichen Planeten wir leben,
41:38der da in einem verletzlichen Universum treibt.
41:50Im Jahr 2011 beendeten die Amerikaner
41:55ihr Shuttle-Programm.
42:02Die Raumfähre hatte das Tor
42:04zu einer neuen Dimension der bemannten Raumfahrt geöffnet.
42:07Trotzdem erwies sich das Programm als Sackgasse.
42:10Das System war zu komplex, zu anfällig
42:13und die Flüge in den Erdorbit viel zu teuer.
42:16Für das Shuttle-Programm bildete die NASA
42:18Hunderte von Astronauten aus.
42:20Nach dem letzten Shuttle-Flug
42:22waren sie quasi arbeitslos.
42:26Die Karrieren von Raumfahrern nach ihrer Mission
42:29können sehr unterschiedlich verlaufen.
42:31Nehmen wir zunächst mal die Amerikaner.
42:34So nach der ersten, zweiten Mission
42:36verlassen viele Astronauten die NASA.
42:39Denn sie kriegen gute Angebote aus der Industrie.
42:42Insbesondere von der Raumfahrtindustrie.
42:44Denn dort gibt es Raumfahrtfirmen,
42:46die Raumschiffe bauen.
42:48Und dazu braucht man erfahrene Astronauten,
42:50die einem sagen,
42:51ihr müsst darauf oder darauf achten.
42:53Nur, ich würde sagen,
42:54ein Drittel aller Astronauten
42:55bleibt bei der NASA ein Leben lang.
42:57Bei der ESA ist das vollkommen anders.
43:00Wenn man dort einmal angestellt wird,
43:02dann bleibt man auch ein Leben lang in der ESA.
43:05Aber die Aufgaben wechseln.
43:07Man bekommt zuerst eine Mission.
43:10Danach wird man in verschiedene Gremien eingesetzt,
43:13um z.B. auch ein Raumfahrzeug
43:15nicht nur zu entwerfen,
43:16sondern Empfehlungen zu geben.
43:18Dann bekommt man vielleicht eine 2. Mission.
43:21Das sollte meistens möglich sein.
43:23Dann ist man aber schon meistens Anfang 50,
43:25vielleicht schon Mitte 50.
43:26Und dann wird man wiederum weltweit eingesetzt,
43:30um mit anderen Astronauten in Gremien zu sitzen
43:33und für die Raumfahrt zu arbeiten.
43:35Mit anderen Worten,
43:36einmal Astronaut in Europa,
43:38immer Astronaut.
43:40Bis zum Jahr 2024
43:42wird die internationale Raumstation
43:44noch in Betrieb sein.
43:46Dann hat sie die Altersgrenze erreicht.
43:48In Zukunft werden vielleicht Forscher
43:50auf dem Mond arbeiten,
43:52vielleicht sogar zum Mars fliegen.
43:53In jedem Fall wird sich aber das Berufsbild Astronaut
43:57mit dem Fortschreiten der Technologien verändern.
44:04Es gibt viele Menschen,
44:06die haben die Eignung als Astronaut.
44:10Was man als Astronaut
44:11zu dem gewissen Zeitpunkt können muss,
44:13das wird sich immer vereinfachen.
44:15Also in den Weltraum fliegen,
44:16das wird in Zukunft so einfach sein,
44:18wie heute nach Mallorca in den Urlaub zu fliegen.
44:20Und vielleicht wird es so kommen,
44:23dass Forscher als Passagiere
44:25durch das All reisen,
44:26um fremde Planeten zu erkunden
44:27oder sich auf einer Forschungsstation
44:29auf dem Mond absetzen zu lassen.
44:34Sternenreisende auf einer Mission.
44:37Astronauten.
44:38Astronaut zu sein ist ein fantastischer Beruf.
44:52Wenn man bei der Europäischen Raumfahrtagentur arbeitet,
44:55dann hat man als Astronaut den besten Job.
44:58Der zweitbeste Job ist es,
44:59der Chef der Astronauten zu sein.
45:02Ein Privileg, das ich momentan habe.
45:05Ich bin sehr glücklich,
45:06ein toller Beruf.
45:07Man arbeitet in internationalen Teams
45:09mit sehr motivierten Kollegen,
45:11die einen immer unterstützen.
45:12Der Astronaut ist nur die Spitze des Eisplages.
45:16Hunderte unterstützen ihn bei seiner Arbeit.
45:18Nur so können wir ihn in den Orbit bringen.
45:21Und man hat das gute Gefühl,
45:22etwas für die Gesellschaft zu tun.
45:24Für mich ist es ein absoluter Traumberuf.
45:27Für mich ist es ein absoluter Traumberuf.
45:29Der Mensch will tiefer ins All vorstoßen.
45:39Außerhalb des Erdorbits forschen
45:41und fremde Welten mit eigenen Augen sehen.
45:46Den Nachbarplaneten Mars besuchen und erkunden.
45:50Wissenschaftler und Forscher arbeiten bereits an der Reise zum Mars.
45:53Und vielleicht wird der zukünftige Kommandant der Mars-Mission
45:58bereits bei einer der Raumfahrtagenturen ausgebildet.
46:02Ist es erstrebenswert, Astronaut zu werden?
46:11Nun, für all diejenigen, die sagen,
46:13da bringen mich keine zehn Pferde hoch,
46:15für die ist es natürlich nichts.
46:17Aber allen anderen kann ich nur raten,
46:19machen Sie es unbedingt.
46:21Die Möglichkeiten, die Sie haben,
46:23während des Trainings an die Grenzen
46:25Ihrer Möglichkeiten zu gehen,
46:26Wissenschaft im Weltraum zu machen,
46:28ist es der perfekte Beruf.
46:30Aber die Familie muss natürlich mitspielen.
46:34Und das ist die große Krux dabei.
46:36Die macht oft nicht mit.
46:38Aber wenn Sie mit ein bisschen Glück dann ausgewählt werden,
46:41dann stehen Sie vielleicht in Zukunft auf dem Mond
46:44und später auf dem Mars.
46:47Der Mensch ist ein Entdecker,
46:50ein Suchender und ein steter Wanderer.
46:53Getrieben von seiner Neugierde.
46:56Die heutigen Raumfahrer sind die neuen Pioniere.
46:58Mit den Vorstößen ins All
47:02hat der Mensch sich von der Schwerkraft gelöst,
47:05die alle Entwicklung auf der Erde bestimmt.
47:08Der Schritt ins All war die Grundvoraussetzung
47:10zur Erforschung fremder Welten.
47:13Der Weltraum ist der neue Ozean,
47:16sagte Präsident John F. Kennedy,
47:17Anfang der 60er Jahre.
47:20Bis heute bewegt sich der Mensch nur
47:21an der eigenen Küste dieses Ozeans.
47:24Der große Rest ist weitestgehend unerforscht.
47:28Doch schon bald könnten Astronauten,
47:31weltraumfahrende Forscher und Wissenschaftler
47:33aufbrechen und ganz neue Küsten dieses Ozeans erkunden.
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