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Transkript
00:00Der Astronaut Alexander Gerst. Er ist nicht nur der Deutsche mit der längsten Weltraumpraxis,
00:09sondern auch der erste deutsche Commander, also Kommandant der Internationalen Raumstation.
00:16Nach Frank de Winne ist Gerst der zweite Europäer, dem diese Führungsrolle übertragen wird.
00:22Seine zweite Mission ins All läuft viel dramatischer ab als erwünscht.
00:27Nach dem Fehlstart einer Soyuz-Rakete ist seine Mannschaft an Bord der Raumstation für mehrere Wochen nicht komplett.
00:35Das gesamte Forschungsprogramm muss umgestellt werden, wichtige Versuche fallen ganz weg.
00:42Zusätzlich sorgt ein Leck auf einem angedockten Soyuz-Raumschiff für große Sorgen.
00:48Mission Horizons – Wissen für morgen – lautet das Motto der zweiten Expedition ins All von Alexander Gerst.
00:55Doch beinahe wird es zur Mission Impossible.
01:12Alexander Gerst hegt eine grenzenlose Begeisterung für seinen Heimatplaneten Erde und für die Erforschung des Weltraums.
01:20Der in der Schwerelosigkeit lebende Mensch, der aufbricht, um ferne Welten zu erkunden, ist für ihn keine Utopie.
01:28Auch wenn es dabei immer wieder Rückschläge geben wird.
01:32Gersts zweiter Aufbruch ins All beweist dies eindrucksvoll.
01:36Und der Wissenschaftler und Astronaut weiß, die Raumfahrt steht vor dem Beginn einer wichtigen Epoche.
01:42Die Menschen wollen und werden zu ganz neuen Grenzen vorstoßen.
01:46In der Raumfahrt gibt es so alle 20 bis 30 Jahre ja so wichtige Entscheidungspunkte, in denen große neue Projekte entschieden werden.
01:56Und der letzte war tatsächlich so Mitte der 90er Jahre die Entscheidung, die ISS aufzubauen als internationale Raumstation.
02:03Das war ja sehr, sehr erfolgreich, gerade auch für Deutschland.
02:07Wir haben im Prinzip nur einen kleinen Anteil von drei Prozent, die wir davon finanzieren.
02:12Aber wir haben so viele Nutzen daraus in wissenschaftlicher Art, inspirierender Art für die neue Generation, internationale Zusammenarbeit.
02:22Und so eine Entscheidung, die steht jetzt tatsächlich wieder an.
02:25Gerade in diesen Monaten tatsächlich wird die neue Richtung entschieden, in der es gehen soll in der Exploration.
02:35Es formiert sich eine internationale Gemeinschaft, wo eben auch die ESA mit dabei sein möchte, die die Mond-Orbital-Plattform baut, den Gateway.
02:44Das ist so etwas wie eine Basisstation um den Mond rum in einem Orbit, die teilweise robotisch, teilweise mit Menschen, von Menschen bewohnt wird, temporär.
02:54Und die dann erlaubt, von dort aus sehr viel leichter und schneller wieder zur Mondoberfläche vorzudringen, sei es robotisch, sei es mit Menschen wissenschaftlicher Art.
03:05Ich meine, wir sind Entdecker, wir wollen weiter vordringen.
03:07Die ISS ist ein großartiges Labor, die hat uns auch erlaubt, nicht nur Wissenschaft zu machen, sondern zu lernen, wie wir weiter draußen im Weltraum leben, auf dem Gateway, auf dem Mond und dann später auch weiter zum Mars.
03:19Und das ist natürlich eine großartige Aussicht, da vielleicht hinfliegen zu können.
03:23Und letztendlich geht es aber nicht um uns selbst.
03:25Wer das jetzt macht, ist nicht so wichtig wie das, dass wir als Menschheit das Projekt angehen und wieder einen weiteren Schritt raus machen.
03:32Gleichzeitig haben wir das natürlich bei der ESA auch auf dem Radar, dass wir weiter hinausschauen Richtung Mars.
03:38Wir haben jetzt unbemannte, nicht astronautische Programme, die wir auf den Weg bringen, Sonden, die zum Mars fliegen und von dort Proben mit zurückbringen zur Erde.
03:50Das wäre das allererste Mal, dass wir tatsächlich Proben vom Mars auf diesem Planeten in der Hand halten können, um die zu untersuchen, vielleicht auf mögliches Leben dort auf dem Mars,
03:59auf mehr Informationen, die wir brauchen, um dort wirklich dann als Menschen auch hinzufliegen.
04:03Ich denke, dass wir technologisch bereit sein werden, in den 30er Jahren zu Mars zu fliegen, da einen Mensch hinzuschicken als Wissenschaftler und wieder zurückzubringen natürlich.
04:13Das kommt alles zusammen als internationales Projekt und das ist großartig zu sehen.
04:17Man spürt tatsächlich auch, wenn ich bei den internationalen Partnern bin, bei der NASA, bei Roskosmos, da weht ein neuer Wind.
04:24Die Ingenieureinnen und Ingenieure, die sind aufgeregt, jetzt wieder für so ein neues Projekt arbeiten zu können und man merkt wirklich, da braust sich nicht noch was zusammen, das kommt wirklich jetzt gut zusammen.
04:35Auf der Internationalen Raumstation erforscht der Mensch das Leben in der Schwerelosigkeit.
04:46Sie ist die ideale Plattform, um sich auf ein weiteres Vordringen in unser Sonnensystem vorzubereiten.
04:51Doch bevor ein Astronaut einen Fuß ins All setzt, muss er lange dafür auf dem Boden trainieren.
04:58Das Johnson Space Center in Houston, Texas, ist eines der wichtigsten Trainingszentren für Astronauten.
05:03Hier üben die Besatzungen der Raumstation zum Beispiel, wie man unbemannte Nachschubraumschiffe sicher an den Orbitalkoloss ankoppelt.
05:14Neben Know-how ist Fingerspitzengefühl gefragt, denn auch der Simulator verzeiht keinen Fehler.
05:20Stunde um Stunde üben sie, den Frachter ohne Kollision mithilfe eines Kranarms anzudocken.
05:26Wir trainieren hier, wie man Raumschiffe fängt. Da geht es darum, dass die Frachtraumschiffe, die an der ISS ankommen,
05:37die sind so gesteuert, dass sie nicht selbst andocken können an der Raumstation bisher.
05:42Das konnte nur der europäische ATV, aber die amerikanischen bisher, die können das nicht.
05:47Die müssen wir mit einem Roboterarm fangen tatsächlich und dann an die Raumstation manuell andocken.
05:52Februar 2018. Alexander Gerst trainiert zusammen mit der US-Amerikanerin Serena Ornan-Chancellor
06:02und Kosmonaut Sergej Prokopjev für die gemeinsame Zeit in der Umlaufbahn.
06:08Für Gerst ist es ein besonderer Job. Er soll als erster deutscher Raumfahrer als Kommandant die ISS befähligen.
06:15Vier Monate bleiben ihm noch, dann wird er mit seiner Crew in die Umlaufbahn aufbrechen.
06:22Als angehender Befehlshaber über das teuerste Bauwerk der Menschheit steht er schon am Boden unter besonderer Beobachtung.
06:31Im normalen Tagesablauf auf der Raumstation arbeitet man als Kommandant auch ganz normal als Mannschaftsmitglied mit.
06:37Also das heißt, man macht die gleichen Aufgaben wie die anderen Mannschaftsmitglieder auch,
06:41aber trotzdem ist man immer noch so das Bindeglied, man schaut, dass es der Mannschaft gut geht,
06:45dass jeder das hat, was er braucht zum Arbeiten.
06:48Und wenn es dann tatsächlich mal zu einem Notfall kommt, dann muss man wirklich auch ganz klare Kommandos geben können.
06:54Also dann muss man wissen, was zu tun ist.
06:56Oft gehen solche Notfälle mit dem Zusammenbruch der Kommunikation mit dem Boden einher.
07:01Das heißt, man hat niemanden mehr, den man fragen kann.
07:03Man muss zur Not autonom arbeiten können, auch für viele Stunden auf der Raumstation wissen, was zu tun ist.
07:08Und da ist es natürlich wichtig, dass man seine Crew gut kennt und dass man eben auch die Systeme gut kennt
07:13und weiß, was in welchem Fall zu tun ist, was unter Umständen sehr komplex ist.
07:17Oder wenn es dann Feuer gibt irgendwie auf einem Modul oder einen Druckabfall,
07:22dann ist die Handlungsweise der Crew komplett unterschiedlich, je nachdem, wo das stattfindet.
07:26Und das muss man sich lang aneignen, damit man sich damit gut auskennt.
07:30Das gemeinsame Essen ist immer ein Höhepunkt im Tagesrhythmus der Raumstation.
07:39Neun Schuhkartongroße Behälter mit eigenen Leibgerichten würzen den Bordalltag.
07:49Gerst erweist sich als Feinschmecker, weiß der Koch.
07:52Wir haben proaktiv ein paar Gerichte angeboten.
07:56Eins davon ist ein Ofenschlupfer, der ihm dann am Ende auch wirklich gut gefallen hat.
08:00Den hat er zum Beispiel genommen.
08:02Aber darüber hinaus hat er sich gewünscht Kässpätzle, er hat sich gewünscht Spätzle, Linsen, Seidenwürchtle,
08:08ganz typisches Gericht aus dem Schwabenland, Maultaschen, ganz genauso.
08:12Also man sieht wirklich, die Gerichte repräsentieren ihn.
08:16Jeder Astronaut testet dafür ausgiebig, was ihm später im All schmecken soll.
08:23Die ISS, zumindest manchmal ein kleines Sternerestaurant.
08:30Also da passt man schon auf, dass es schmeckt.
08:32Wenn du da jetzt die falschen Entscheidungen triffst, können die fünf Monate an Bord ganz schön lang sein.
08:39Die Nahrungsaufnahme hat dabei in der Schwerelosigkeit durchaus ihre Tücken.
08:44Das Interessante ist allerdings, der Magen merkt das erstmal gar nicht, was man gegessen hat.
08:50Das schwebt ja rum.
08:51Es ist also irgendwo noch nicht in Kontakt mit diesen Rezeptoren, mit diesen Sensoren gewesen, die sagen, du hast was gegessen.
08:58Und erst in dem Moment, wo der Magen sich zusammenzieht, denkt man, oh, du hast auch gar keinen Hunger mehr.
09:03Und dann hängt noch immer ein Beutel Brokkoli unter der Decke und muss gegessen werden.
09:08Gerst-Jahrgang 1976 war bereits 2014 auf der ISS.
09:14Bereits bei dieser Mission hat er viele mit seiner Begeisterung für den Kosmos angesteckt.
09:19Aus dem Geologen aus dem schwäbischen Künzelsau ist der Twitter-Star Astro-Alex geworden, mit 1,2 Millionen Followern.
09:27Mir ist gerade aufgefallen, dass heute unser 100. Tag im Weltraum ist. Unglaublich, die Zeit fliegt mit 28.000 Stundenkilometern.
09:38Wurde gerade vom Gedanken getroffen, dass zurzeit nur drei Menschen im Weltraum leben und sieben Milliarden auf einem Planeten.
09:44Gerst ist zäh. Für seine Doktorarbeit hat er an einem Vulkan am Südpol kampiert.
09:54Strapazen scheut er nicht, um zu forschen und Antworten zu finden.
09:58Der Trick des deutschen Astronauten, er vermittelt seinen schweren Beruf in der Schwerelosigkeit mit ungeahnter Leichtigkeit.
10:16Gerst versteht es wie keiner vor ihm, sein Astronautendasein so anschaulich wie möglich darzustellen.
10:22Jeder kann teilhaben an seinem Alltag zwischen Erde und Sternen. Dabei kann man ihn bis zu seiner Schlafkoje begleiten.
10:40Und bereits nach der ersten Landung ist für Gerst klar, er will wieder hinauf und hinaus in den Weltraum.
10:47Auch wenn die Vorbereitungen für ein Forscherleben außerhalb der Erde langwierig und hart sind.
10:55Trotz aller Entbehrungen, er und sein Mission Horizons Team brennen darauf, den Heimatplaneten für Monate zu verlassen.
11:06Für mich ist es klar, dass ich die Erwartungen erfülle, die man in mich als Kommandanten setzt.
11:13Dafür habe ich die beste Crew an meiner Seite, mit der man sehr gut zusammenarbeiten und zusammen sein kann.
11:20Ich bin zuversichtlich, dass wir erfolgreiche Experimente dort oben durchführen können.
11:24Und ich denke, wir sind bestens darauf vorbereitet.
11:35Traditionspflege gehört in Russland mit dazu.
11:38Vor dem Start ehrt das Team russische Raumfahrtpioniere bei einer Fahrt zur Gedenkstätte an der Kremlmauer in Moskau.
11:46Meine Hauptziele als Kommander der Mission war ja eben, dass wir das wissenschaftliche Programm gut durchführen können,
12:00dass wir die ISS in einem guten Zustand mindestens so gut wie vorher, wenn nicht besser hinterlassen
12:05und dass wir alle drei als Freunde zurückkehren.
12:08Und die drei Ziele, die haben wir alle drei wirklich voll erfüllt.
12:12Und das ist für mich das wichtige Kriterium.
12:15Bei Konur im Sommer 2018. Endlich hat das Warten ein Ende.
12:22Im russischen Weltraumbahnhof in der Steppe Kasachstans rollt das Taxi ins All aus der Montagehalle zur Startrampe eines Soyuz FG.
12:31Sashi Gagne. Zündung. Es ist der 6. Juni.
12:36In weniger als zwei Minuten sind Gerst und sein Team bereits 40 Kilometer hoch.
12:41300 Tonnen Treibstoff sorgen neun Minuten lang für gigantischen Schub.
12:47Mit eineinhalb Kilo persönlichem Gepäck pro Person erreichen sie nach zwei Tagen ihr neues Zuhause.
12:53Begrüßung im Hawaii-Hemd. Gerst ist wieder oben.
13:00Die Arbeit beginnt. Komplizierte Experimente stehen 420 Kilometer über der Erdoberfläche auf dem Programm.
13:09Zum Beispiel werden die biomechanischen Eigenschaften des ruhenden menschlichen Muskels untersucht.
13:14Das hat Einfluss auf die Heilung von Knochenbrüchen.
13:19Alles ist extrem wichtige Forschungsarbeit.
13:22Wie zum Beispiel in der Krebsforschung.
13:25Da haben wir Versuche gehabt, wo wir tatsächlich auf die Raumstation Tumorzellen mit hochgenommen haben,
13:31die dann haben wachsen lassen.
13:33In der Raumstation, in der Schwerelosigkeit, wachsen die kugelförmig.
13:37Das ist sehr ähnlich zu dem, wie ein Tumor im Körper wächst.
13:40Das unterscheidet sich total von einem Tumor, der auf der Erde in einem Labor in einer Petrischale wächst.
13:47Da wächst er nämlich zweidimensional flach.
13:49Das heißt, auf der Raumstation können wir sehr viel besser simulieren, wie so ein Tumor wächst.
13:54Und dann können wir natürlich dann Medikamente daran testen.
13:57Das haben wir gemacht.
13:58Und die Ergebnisse, die finde ich schon echt sehr spannend, weil wir die mit zurückgebracht haben.
14:02Und wo jetzt Wissenschaftler tatsächlich direkten Nutzen daraus ziehen können für die Krebsforschung.
14:07Und dann gibt es weitere Versuche für die Untersuchung von Alzheimer und Parkinson,
14:14die ja durch Proteinkristalle im Gehirn ausgelöst werden.
14:17So denkt man, da will man Gegenmittel dazu finden.
14:22Zeit für Entspannung bleibt wenig, doch auch die teilt Gerst per Tweets.
14:27So verfolgt er die Fußball-WM nach Feierabend im DFB-Trikot oder schildert Naturereignisse.
14:33Manche der Blitze, die wir hier oben sehen, sind so extrem hell, dass ich sie trotz geschlossener Augen wahrnehmen kann,
14:41über 1000 Kilometer entfernt aus dem Weltraum.
14:44Gerst erklärt auch Details.
14:47Diese kleinen Taschen befinden sich überall auf der ISS.
14:51Sie zeichnen auf, wie viel Strahlung wir ausgesetzt sind.
14:54Was aussieht wie ein Banküberfall, ist in Wirklichkeit Training für Notfälle wie Feuer oder eine Vergiftung der Atemluft.
15:04Der abgelegenste Arbeitsplatz der Welt.
15:06Meine Freunde Oleg und Sergej haben eben erfolgreich die Antenne auf der Außenhülle installiert.
15:12Das Kolumbus Control Center in Oberpfaffenhofen bei München.
15:19Von hier hat man eine direkte Verbindung zu Alexander Gerst.
15:23Hier stimmen die Ingenieure mit ihm ab, welche Experimente sich wann und wie im ESA-Kolumbus-Labor durchführen lassen.
15:33Doch bei allem wissenschaftlichen Ehrgeiz, Entspannung muss sein.
15:37Und wie für viele Besatzungsmitglieder der ISS ist das für Gerst die Musik.
15:43Die ISS nutzt er als Konzertbühne mit der Gruppe Kraftwerk.
15:47Am 30. August kommt es zu einem Zwischenfall.
16:09Die Besatzung muss sich einem ernsten Problem widmen.
16:13Auf der Station kommt es zu einem Druckabfall.
16:15Als Auslöser wird ein Leck im angedockten Raumschiff Soyuz MS-09 ausgemacht.
16:22Die Möglichkeit, dass ein Mikrometeorit das Loch verursacht hat, wird schnell ausgeschlossen.
16:27Sicher ist nur, durch ein 2 mm großes Loch entweicht wertvoller Sauerstoff.
16:33Die Mannschaft hat 18 Tage Zeit, um das Ganze abzudichten.
16:38Naja, im Prinzip trainieren wir für solche Notfälle.
16:40Das heißt, wir haben als Crew im Prinzip die Notfallprozeduren durchgeführt.
16:45Und das war im Prinzip so, wie wir das auch trainiert haben.
16:48Das heißt, das ist eigentlich ein Notfall, der relativ simpel abzuarbeiten ist,
16:54weil man das natürlich in der Raumstation immer auf dem Radar haben muss.
16:59Ein einfach so auftretendes Leck gilt eigentlich als höchst unwahrscheinlich.
17:07Zwei Kosmonauten müssen nun die genaue Position der beschädigten Außenhaut finden.
17:12Wir hatten insofern Glück, dass wir das Loch dann gefunden hatten.
17:24So ein Loch kann auch irgendwo an der Stelle sein, wo man gar nicht rankommt.
17:28Und dann in dem Fall, je nachdem in welchem Modul das stattfindet,
17:32muss man das Modul dann für immer schließen.
17:34Oder in dem Fall war es in unserem Raumschiff, hätten wir,
17:38je nachdem wie schnell die Luft entwichen wäre,
17:41noch Zeit gehabt, mit dem Raumschiff wieder zurück zur Erde zu fliegen.
17:44Dann in dem Fall hätten wir tatsächlich an dem Tag die Mission abbrechen müssen.
17:49Das wäre natürlich für uns alle schlimm gewesen,
17:52wenn man sich so lange auf eine Mission vorbereitet und die dann vorzeitig abbrechen muss.
17:56Das ist natürlich ein schlechter Tag.
17:57Insofern hatten wir da Glück im Unglück, dass wir das Loch gefunden haben
18:01und abdichten konnten und somit die Mission dann auch fortsetzen.
18:05Oh yes, I can see it. I think that is the hole.
18:10That is exactly the hole we've been looking for, guys.
18:14No, it's not that one. No, it is that one.
18:17This one is serious? Yes, that one.
18:21It's the hole.
18:23Die Besatzung repariert das Leck notdürftig.
18:26Die Ursache der defekten Außenhülle ist zunächst unklar.
18:30Später stellt sich heraus, es war Schlamperei.
18:33Ein Monteur hatte es verursacht und dann mit Klebstoff verschlossen.
18:37Das Provisorium hält nicht lange.
18:40Nach zwei Monaten in der Umlaufbahn ist der Kleber ausgetrocknet.
18:43Der Innendruck der Raumstation drückt seine Reste ins All.
18:48Die Kosmonauten schneiden das Teil rund um das Leck
18:51für spätere Analysen auf der Erde heraus,
18:54dichten dann alles notdürftig ab.
18:57Denn dieser Teil der Kapsel verglüht beim Wiedereintritt.
19:01Die Analyse am Boden ergibt dann die Umstände für die Havarie.
19:06Das war schon ein stressiger Tag,
19:09weil wir zwischendurch davon ausgehen mussten,
19:11hey, wenn wir das nicht finden,
19:14dann kann es sein, dass wir die Mission abbrechen müssen
19:17und zur Erde zurückkehren müssen.
19:18Und das wäre natürlich nicht ganz so einfach gewesen.
19:35Hört auf, befiehlt die Bodenstation.
19:38Ein Gruppenbild zum Abschied.
19:40Für einen Teil der Besatzung,
19:41die Crew der ISS Expedition 56,
19:45ist die Zeit im All vorbei.
19:46Der bisherige Kommandant Andrew Feustel
19:49übergibt am 3. Oktober 2018
19:52symbolisch den Schlüssel für die Raumstation.
19:55Alexander Gerst ist nun der Kommander.
19:58Zusammen haben wir eine Menge erreicht.
20:00Wir züchteten Pflanzen im All,
20:02wir mischten Beton,
20:03wir testeten Krebsmedikamente,
20:05wir untersuchten Granulate,
20:07wir maßen das Erdmagnetfeld
20:09und wir stellten ein Bose-Einstein-Kondensat her.
20:13Wir prüften Metalllegierungen.
20:14Die Kollegen fliegen zurück zur Erde.
20:23Ab dem 4. Oktober ist Gerst mit seiner Crew
20:25erst einmal allein auf der Basis.
20:28Bald sollen zwei neue Besatzungsmitglieder eintreffen
20:31und die Crew wieder auf Sollstärke ergänzen.
20:34Doch es kommt alles ganz anders.
20:36Die dringend erwarteten Kollegen
20:50schrammen beim Start knapp an der Katastrophe vorbei.
20:53Bei der ersten Stufe der Sojus-Rakete lösen sich Teile.
20:57Eine Notabsprengung rettet die Besatzung.
21:00Gerst twittert.
21:02Bin froh, dass es unseren Freunden gut geht.
21:05Danke an die mehr als 1000 Rettungskräfte.
21:08Heute hat sich wieder gezeigt,
21:09wie großartig die Sojus ist.
21:11Trotz Fehlstart wurde die Crew
21:13wieder sicher zur Erde zurückgebracht.
21:15Raumfahrt ist hart,
21:17aber wir müssen weitermachen zum Wohle der Menschheit.
21:19Ja, das war natürlich schon eine intensive Situation.
21:23Wir hatten den Start der beiden neuen Kollegen von uns,
21:28Alexej Avcinin und Nick Haig,
21:31beobachtet von der Cupola aus.
21:34Wir haben die Rakete aufsteigen sehen,
21:36ich zusammen mit meinen beiden Crew-Kameraden
21:39Serena und Sergej.
21:41Und haben dann schon gesehen,
21:43beim Aufsteigen der Rakete,
21:44dass da was schief geht.
21:44Das sieht man an der Trajektorie.
21:46Das Raumschiff hat sich schon da in drei Teile zerteilt.
21:49Das haben wir gesehen.
21:50Das heißt, weil ich da die Erfahrung hatte,
21:52das vorher schon mal zu sehen,
21:54wie es richtig aussieht,
21:55wie es normal aussieht,
21:57habe ich schon die Befürchtung gehabt,
21:58dass da was schief ging.
21:59Und da war dann schon klar,
22:01dass das Rettungssystem aktiviert hatte.
22:04Die Rakete war beim Start ausgefallen.
22:07Die Kapsel ist trotzdem noch durch ihre Geschwindigkeit
22:11noch auf 100 Kilometer aufgestiegen
22:13und ist dann wieder zurückgefallen auf die Erde.
22:15Das Rettungssystem hat perfekt funktioniert.
22:17Die beiden haben quasi die ganze Zeit praktisch gearbeitet
22:21und sich dann auf die Landung wieder vorbereitet.
22:24Das war das Gute daran.
22:26Das heißt, die waren zwei Stunden nach dem Start
22:28dann wieder in den Armen ihrer Familie.
22:29Das war das Wichtigste.
22:32Nach der Notlandung der Kollegen
22:34herrscht für Gerst und sein Team
22:36auf einmal eine völlig neue Situation an Bord.
22:39Wir wussten sofort, das war uns dreien klar,
22:43ohne dass uns jemand sagen musste,
22:46es könnte sein, dass wir vielleicht vor der schwierigen Wahl stehen würden,
22:52entweder die Raumstation irgendwann zu verlassen,
22:54weil wir irgendwann auch zur Erde zurückkehren mussten.
22:58Das ist natürlich schwierig,
22:58wenn man die Raumstation sich selbst überlässt,
23:00dann weiß man nie,
23:01ob man die jemals wieder betreten kann als Mensch,
23:04weil es natürlich eine komplexe Maschine ist.
23:06Oder die andere Wahl wäre gewesen,
23:08dass wir vielleicht sehr viel länger
23:09auf der Raumstation verbracht hätten.
23:11Vielleicht ein halbes Jahr, dann ein Jahr länger.
23:14Und das ist natürlich schon eine schwierige Wahl.
23:16Und wir haben uns da dann als Crew drüber unterhalten,
23:20noch bevor wir überhaupt die Frage gestellt bekamen
23:22von der Bodenstation.
23:24Und für uns war das innerhalb von weniger Sekunden klar.
23:28Wir haben alle drei gesagt,
23:29so hey, wir würden hier bleiben.
23:32Und so machen sie vorerst zu dritt weiter.
23:36Deswegen war das letztendlich da keine große Entscheidung.
23:46Aber es war uns natürlich schon klar,
23:48dass das, abgesehen davon,
23:50dass wir vielleicht auf eine neue Crew warten müssten,
23:54um die Raumstation weiterzugeben,
23:55auch natürlich nur zu dritt sein würden
23:57für eine sehr lange Zeit auf der Raumstation,
23:59was die Gruppendynamik verändert.
24:01Es schweißt die drei im All noch mehr zusammen.
24:08Es war toll zu sehen in der Crew,
24:09dass wir tatsächlich sehr viel mehr
24:11dann auf uns gegenseitig acht gegeben haben.
24:13Wir haben zusammen dann mehr Zeit verbracht beim Abendessen.
24:16Wir haben darauf geschaut,
24:16dass wir wirklich jedes Essen zusammen verbringen,
24:19dass wir abends auch mit unseren Familien zusammen telefonieren
24:23und so ein bisschen noch mehr ein Gruppenerlebnis draus machen.
24:27Das hat sehr gut funktioniert.
24:31Gerst, Ornen-Chancellor und Prokopjev
24:34entwickeln in Absprache mit den Bodenstationen neue Arbeitspläne.
24:38Der Unterschied zwischen einer Zumutung und einem Abenteuer
24:42ist die Einstellung,
24:44philosophiert Gerst über die neuen Verhältnisse an Bord.
24:47Die Aufgaben werden auf die quasi halbierte Besatzung verteilt.
24:52Aber die lässt sich den Stress nicht anmerken.
24:55Wir haben insgesamt 371 Experimente durchgeführt
25:04während der gesamten Expedition.
25:0660 davon aus Europa und 40 aus Deutschland.
25:10Da zeigt sich wieder,
25:11dass Deutschland die Nase in der Raumfahrt wirklich oft vorne hat.
25:14Und das macht mir persönlich sehr viel Spaß, das zu hören,
25:18dass das alles so erfolgreich lief.
25:25Doch was er im sogenannten Schwebelabor unter Wasser
25:28bei der NASA in Houston wieder und wieder trainiert hat,
25:32bleibt ihm versagt.
25:33Er darf nicht ins All aussteigen.
25:36Die Zeit ist zu knapp, das Risiko zu hoch.
25:40Im sogenannten Neutral Buoyancy Laboratory
25:43hat er an einem exakten Teilnachbau der ISS stundenlang geübt,
25:48die Batterien an der Außenhülle auszutauschen.
25:51Nun muss er anderen den Vortritt lassen
25:56und ihnen helfen, in die monströsen, betagten Space-Suits zu schlüpfen.
26:01Nur schlicht Anzug nennen die Astronauten das Mini-Raumschiff zum Anziehen.
26:07Kühlwasserschläuche in der Unterwäsche führen überschüssige Körperwärme ab.
26:11Weil so ein Schlauch riss,
26:13drohte einst ein Astronaut im eigenen Anzug zu ertrinken.
26:17Er schaffte es gerade noch zurück in die Raumstation.
26:19Zwei Dutzend Stickstoff-Antriebsdüsen
26:22erlauben kleine Flugmanöver in einer Notfallsituation.
26:26Trotz aller Risiken,
26:28jedes Besatzungsmitglied möchte einmal direkt im All schweben.
26:32Erst nach Stunden ist alles für die Kollegen bereit.
26:36So ein Weltraumeinsatz ist natürlich schon was,
26:38wo man sich lange drauf vorbereitet.
26:39Und allein schon deshalb, weil man sehr viel Aufwand da reinsteckt,
26:43das dann hinter sich kriegen möchte, gut die Arbeit abschließen möchte.
26:48Und das ist natürlich schon eine Enttäuschung, wenn der erstmal wegfällt.
26:51Einfach weil man so viel Aufwand da reingesteckt hat.
26:54Aber das ist in der Raumfahrt normal so.
26:59Also wir müssen uns darauf vorbereiten, auf das Unvorbereitete vorbereitet zu sein.
27:04Die Schutzschilde gegen Meteoriteneinschlag fahren an der Aussichtskuppe der Cupola zurück.
27:11Sie geben den Blick frei auf ein angedocktes Sojus-Raumschiff.
27:15Seit 2008 kann die Besatzung von hier die Erde- und Außeneinsätze beobachten
27:20und Versorgungsraumschiffe einfangen.
27:23Meine Erfahrung, dass wir Menschen eigentlich sehr gut, erstaunlich gut mit der Schwerlosigkeit zurechtkommen.
27:31Wenn man daran bedenkt, dass sich die menschliche Entwicklung komplett in der Schwerkraft stattgefunden hat.
27:40Für mich auf der Raumstation war es eigentlich keine schwierige Situation da zu leben.
27:45Also ich hatte jetzt keine Probleme mit Kopfweh oder dass mir übel war
27:49oder dass meine Augen schlechter geworden sind.
27:51Auch meine Muskeln konnten wir gut trainieren.
27:53Wir haben inzwischen Trainingsmöglichkeiten.
27:55Zweieinhalb Stunden Sport am Tag erlauben uns dann tatsächlich,
27:58dass Muskelmasse nicht abgebaut wird.
28:00Manche großen Muskelgruppen habe ich sogar netto Muskelmasse aufgebaut.
28:04Ich kam zurück von der Raumstation und nach einer Woche hat mich nichts mehr daran erinnert,
28:10dass ich jemals auf der Raumstation war.
28:13Ein neuer Hilfsroboter braucht hingegen kein Aufbautraining im All.
28:19Simon, take a video stream with your front camera.
28:22Solch schwebende Helfer sollen künftig Arbeiten an Bord übernehmen.
28:26Das haben wir aus der Raumstation gelernt.
28:28Da ist ja auch die Zusammenarbeit mit Robotern sehr wichtig.
28:32Das ist so 10% Menschen, 90% Roboter.
28:35Das ist so der beste Mix, wenn wir gemerkt haben,
28:38die Roboter sind besser darin, sich wiederholende Tätigkeiten präzise durchzuführen.
28:42Wir Menschen sind gut drin, einfach auf unvorhergesehene Situationen mit Intuition,
28:48mit Flexibilität zu reagieren, zum Beispiel Sachen zu reparieren, die ausfallen.
28:54Und das ist ein guter Mix und das hat sich eben auch in meiner Mission sehr gut bewährt.
28:58Direkt aus einem Sci-Fi-Film? Noch nicht.
29:07Dafür eine erfolgreiche Technologie-Demonstration eines DLR-Experiments,
29:11mit dem wir testen, wie eine zukünftige Mensch-Maschine-Interaktion im Weltraum aussehen könnte.
29:17Und Simon spielt sogar Kraftwerk.
29:18Untertitelung des ZDF für funk, 2017
29:48Ich habe ein Jahr meines Lebens auf der Raumstation verbracht
29:52und habe den Planeten von oben gesehen.
29:55Und dort ist so ein bisschen was mit mir passiert, was mit den meisten Astronauten passiert.
29:59In den ersten Tagen, wenn man fliegt, dann schaut man immer noch nach seiner Stadt,
30:02wo man gerade herkommt.
30:03Ich habe Hohenlohe, Künzelsau gesucht, ich habe Köln gesucht.
30:08Irgendwann habe ich gemerkt, dass dieser Planet unter mir,
30:12dass mir der sehr am Herzen liegt und dass es eigentlich egal ist,
30:15von welchem kleinen Ort auf diesem Planeten man kommt.
30:18Einfach vielleicht daher, dass man sich in 90 Minuten drumherum bewegt
30:22und innerhalb von 10 Minuten von einem Kontinent zum nächsten fliegt.
30:26Das macht die Sache sehr klein.
30:29Dieser Planet ist geschrumpft aus meiner Sicht.
30:31Das ist wirklich nur eine kleine blaue Kugel.
30:35Eine Schönheit, die es zu bewahren gilt.
30:38Liebe Enkelkinder, wenn ich so auf den Planeten runterschaue,
30:46dann denke ich, dass ich mich bei euch wohl leider entschuldigen muss.
30:52Im Moment sieht es so aus, als ob wir, meine Generation,
30:56euch den Planeten nicht gerade im besten Zustand hinterlassen werden.
31:00Im Nachhinein sagen natürlich immer viele Leute, sie hätten davon nichts gewusst,
31:07aber in Wirklichkeit ist es uns Menschen schon sehr klar,
31:09dass wir im Moment den Planeten mit Kohlendioxid verpesten,
31:15dass wir das Klima zum Kippen bringen, dass wir Wälder rohen,
31:19dass wir die Meere mit Müll verschmutzen,
31:24dass wir die limitierten Ressourcen viel zu schnell verbrauchen
31:28und dass wir zum Großteil sinnlose Kriege führen.
31:39Zehn Tage später als vorgesehen, ist er dann wieder zurück.
31:43Gerst und seine Mannschaft landen am 20. Dezember in der kasachischen Steppe.
31:47Ich habe mich aber trotzdem immer auch bei jeder Expedition
31:51immer auf die Rückkehr nach Hause in meine Heimat gefreut.
31:55Da habe ich gemerkt, dass die Heimat dann für mich dieser Planet war.
31:58Ich bin gelandet an einem Ort in der Steppe von Kasachstan,
32:02an dem ich noch nie zuvor war.
32:04Da war unwirtlich minus 10 Grad kalt, Schnee, Gestöber,
32:09als wir die Luke aufgemacht haben.
32:10Und für mich war das die Rückkehr in meine Heimat.
32:17Wie wird man die Heimat von dort aus betrachten können?
32:25Lunar Gateway soll die Mondorbitalstation heißen,
32:29die nicht um die Erde, sondern den Mond kreisen wird.
32:33Ein Stützpunkt, von dem aus sich völlig neue Vorhaben durchführen lassen.
32:37Ja, die Gateway-Station, die ist tatsächlich unser Zugangspunkt zum Mond,
32:45sozusagen wie ein Basislager.
32:47Die Astronauten würden dann von der Erde aus mit dem Orion-Raumschiff,
32:52das ja schon existiert und das ja zur Hälfte in Deutschland gebaut wird,
32:56zum Gateway fliegen.
32:58So sensationell wie die neue Basis ist,
33:02dass das Versorgungsmodul für das neue US-Mondraumschiff Orion aus Deutschland kommt.
33:08In Bremen wird das Segment gebaut.
33:10Das ESM ist Antriebseinheit, Kraftwerk, Luft- und Wasserquelle für die neue US-Raumkapsel.
33:17Im Gegenzug soll ein ESA-Astronaut mit zum Mond fliegen dürfen,
33:21via Gateway-Station.
33:22Von dort aus dann mit einem Transfermodul runter auf die Mondoberfläche.
33:28Das können Menschen sein, das können aber auch Roboter sein.
33:31In der Raumfahrt ist ja immer eine Synergie aus Menschen und Robotern.
33:34Wir arbeiten da zusammen, je nachdem, was in dem Fall mehr Sinn macht.
33:39Und die Astronauten würden dann eben nach dem Besuch der Mondoberfläche
33:42dann auch wieder zum Gateway zurückkehren
33:44und von dort aus dann wieder zurück zur Erde fliegen.
33:48Der Mond ist aber auch gleichzeitig ein Sprungbrett weiter raus in das Sonnensystem,
33:54weil er eben geringere Gravitationen hat.
34:01Der Mond ist wieder im Fokus aller Raumfahrtagenturen.
34:06Die ESA regt gar an, ein Monddorf zu bauen.
34:09Es ist ein Konzept der Europäer für eine internationale Forschungssiedlung auf dem Erdtrabanten.
34:15Das Regolith, lockeres Mondgestein, wäre ideal für den Bau und die Verstärkung von Unterkünften.
34:23Mit Robotern ließe es sich zusammentragen und über den dünnen Hüllen der mitgebrachten Habitate aufschichten.
34:29Das Mondgestein soll so die zum Teil aufblasbaren Konstruktionen vor den extremen Außenbedingungen
34:46wie Strahlung, Hitze und Kälte schützen.
34:50Und auch vor Einschlägen von Mini-Meteoriten.
34:52Auch wird bereits mit 3D-Druckern experimentiert, die vor Ort neue Bauteile erstellen sollen.
35:00Was vor wenigen Jahren noch als utopisch galt, hält Gerst nun für machbar.
35:05Ich bin mir sicher, es wird auch Stationen geben auf dem Mond, Forschungsstationen, wo Menschen
35:21längere Zeit dort forschen, weil es natürlich sich gezeigt hat in der Raumfahrt, wenn man
35:26Wissenschaft betreibt, dann muss man auch als Mensch vor Ort sein, einfach weil man als Mensch
35:30sehr viel flexibler ist als ein Roboter.
35:36Für zukünftige Mars-Missionen laufen bereits Forschungsprogramme, so wie hier auf einem
35:42ESA-Testgelände in den Niederlanden.
35:44Dort testen die Forscher rollende Mars-Laboratorien.
35:48In Köln entsteht nun mit einer Mondversuchshalle etwas ganz Ähnliches.
35:53Die Luna Facility, das ist ein Mondsimulator.
35:56Das ist eine Halle, wo wir versuchen, die Mondoberfläche so gut wie es geht nachzubauen, um dort
36:02dann neue Technologien zu testen, zum Beispiel Rover-Geräte, die sich auf der Mondoberfläche
36:08fortbewegen, vielleicht auch Technologien zu testen, wie wir den Regolith, das Mondgestein
36:14und den Mondstaub nutzen können, um dort Ressourcen rauszuziehen, die wir dann verwenden können
36:20für die Weltraumfahrt, also Wasser zum Beispiel, für Lebenserhaltungssysteme oder Treibstoff
36:25für Raketen, wie wir den Regolith vielleicht als Schutz verwenden können, um daraus Ziegel
36:31zu formen.
36:32Und das ist tatsächlich jetzt eine neue Sache, die wir hier aufbauen, wo die internationalen
36:36Partner auch schon Interesse daran angemeldet haben, gesagt haben, wenn ihr das habt, wir
36:40wollen unbedingt unsere Technologien da auch testen, bevor wir sie dann zum Mond hochschicken.
36:44Also man merkt wirklich, die gesamte Weltraumgemeinschaft bereitet sich auf etwas Großes, Neues vor.
36:50Auch für die Tourismusbranche ist der Mond interessant.
36:56Das US-Raumfahrtunternehmen SpaceX will zahlende Gäste mit seinem Starship noch in diesem Jahrzehnt
37:02zum Mond schicken.
37:04Nicht ganz so weit ins All will Virgin Galactic Touristen befördern.
37:09Für 200.000 Dollar pro Kopf will die Raumfahrtfirma je sechs Passagiere für dreieinhalb Stunden
37:15100 Kilometer hoch hinauf, an den Rand des Weltraums und wieder zurückfliegen.
37:21Ein gewagtes Vorhaben.
37:22Bei einem Testflug verunglückte ein Pilot tödlich.
37:27Doch Touristen im All sind nichts Neues.
37:30Als Erster hatte sich 2001 der US-Unternehmer Dennis Taito seinen Traum vom Flug ins All erfüllt.
37:38Die Russen flogen ihn für 20 Millionen US-Dollar zur Raumstation.
37:42Amazon-Gründer Jeff Bezos will mit seinem Raumfahrtunternehmen Blue Origin ebenfalls in Richtung All.
37:51Wiederverwendbare Raketen sollen gut zahlenden Gästen ein bisschen Weltraumfeeling vermitteln.
37:57Die Kapsel mit den Alltouristen kehrt dann am Fallschirm zur Erde zurück.
38:02Reine Utopie hingegen sind noch die Pläne eines Hotels in der Erdumlaufbahn.
38:13Zwei Besatzungsmitglieder könnten vier Gäste umsorgen, so der Plan.
38:17Den 12-Tage-Aufenthalt im Orbit kalkuliert die US-Firma momentan mit 7 Millionen US-Dollar pro Tourist.
38:24Auch aus dem Reiseziel Mars versuchte ein Unternehmen aus den Niederlanden Kapital zu schlagen.
38:32Es bot One-Way-Tickets an.
38:35Trotz nicht geplanter Wiederkehr meldeten sich tausende Freiwillige.
38:39Das Ganze entpuppte sich als Luftblase.
38:42Das Geschäftsmodell endete im Konkurs.
38:44Den Mars besiedeln als fernste Basis der Menschheit eine Vision, die noch in den Sternen steht.
38:51Frühestens in den 30er Jahren will die NASA das dann größte Abenteuer der Menschheit tatsächlich wagen.
38:58Dabei ist die staatliche US-Raumfahrtagentur mit ihren Plänen nicht allein.
39:05SpaceX-Gründer Elon Musk will viel früher auf dem Roten Planeten Geschichte schreiben.
39:11Seine Vision ist es, den Mars zu besiedeln.
39:13Wahrmachen will dies der US-Milliardär mit seiner 16-stockwerkehohen Rakete Starship.
39:21Mehr als 40 Triebwerke sollen die Rakete antreiben und so bis zu 100 Siedler pro Flug zum Mars schicken.
39:34Für bemannte Raumflüge auch fernab der ISS entwickelt die NASA seit Anfang 2000 das Orion-Raumschiff.
39:42Nach Einstellung des Space Shuttle-Programms im Jahr 2011 hatten die USA ihre Fähigkeit verloren, eigenständig bemannt ins All zu fliegen.
39:53So fliegen die NASA-Astronauten mit russischen Sojus-Raumschiffen zur ISS.
39:59Das neue Orion-Raumschiff soll das nun ändern.
40:03In Houston testen die Ingenieure die Schwimmfähigkeit ihres neuen Sphärenflaggschiffs.
40:08Wie früher die Apollo-Kapseln, wird es im Pazifik landen.
40:13Hinter uns sehen wir die Orion-Kapsel. Die Orion-Kapsel ist die neue Entwicklung der NASA.
40:18Mit dieser Kapsel wollen wir Richtung Mond fliegen oder vielleicht sogar über den Mond hinaus.
40:25Mit Apollo 17 klatschte 1972 die letzte Kapsel des Mondprogramms in die Wellen.
40:31Damals war noch keiner der Froschmänner geboren, die die Orion-Raumfahrzeuge und ihre Besatzungen in Zukunft in Sicherheit bringen sollen.
40:41Nach einem unbemannten Testflug bergen Taucher der US Navy das aus dem All zurückgekehrte, noch unbemannte Orion-Raumschiff.
40:49Noch vor Mitte des Jahrzehnts soll die Orion an alte Traditionen anknüpfen.
41:05Das Raumschiff wird erstmals Menschen seit dem Apollo-Programm um den Mond fliegen, ganz ähnlich wie das damals die Mannschaft bei Apollo 8 gemacht hat.
41:21Bis zu vier Besatzungsmitglieder und ihre Ausrüstung werden im neuen interplanetarischen Raumschiff der NASA Platz finden.
41:29Ein Astronaut mehr als in der Apollo-Kapsel.
41:31Alles, was man für drei Wochen an Bord braucht, wird dabei sein.
41:39Das Essen und die Ausrüstung sind in verschließbaren Fächern untergebracht.
41:43Eine Toilette ist da unten.
41:51Nicht immer war klar, was aus dem Projekt Orion werden soll.
41:55Die NASA ist stark von der US-Politik abhängig.
41:59Und etliche Präsidenten zögerten bei den immensen Kosten.
42:039 Milliarden US-Dollar hat der neue Griff nach den Sternen bisher verschlungen.
42:08Längst trainieren die ersten Crews für die Orion-Missionen.
42:13Dabei haben sie das größte Ziel der bemannten Raumfahrt vor Augen.
42:17Den Mars.
42:18Schon Wernherr von Braun nannte nach dem Mond den Mars als nächsten Ort, auf den der Mensch seinen Fuß setzen soll.
42:25Die Gateway-Station kann eben auch ein Sprungbrett dann sein, um weiter zu fliegen zum Mars.
42:30Das Orion-Raumschiff ist tatsächlich dafür designt, dass es auch längere Zeiten im Weltraum operieren kann und eben auch eine Mars-Mission hinkriegen kann.
42:40Da würde man dann zum Beispiel ein Wohnmodul noch mit andocken, damit man nicht in der engen Kapsel sitzen muss.
42:47Zum Mars würde man, wenn man dort noch dann Wissenschaft betreiben will, ein, zwei Jahre unterwegs sein.
42:54Da ist es natürlich wichtig, dass man auch Lebenserhaltungssysteme hat.
42:57Das heißt, man würde einfach ein Wohnmodul bauen, das auch zum Beispiel einen Strahlungsschutz hat, dadurch, dass viel Geräte außenrum positioniert sind oder Wasser, um vor Strahlung zu schützen.
43:09Und die dann natürlich auch die Crew so lange am Leben halten kann.
43:13Da ist es natürlich eine Frage, was für Ressourcen können wir da mitnehmen.
43:17Wir haben natürlich nicht viel Masse, die wir mitnehmen können.
43:20Das heißt, wir müssen wirklich schauen, dass die Lebenserhaltungssysteme möglichst geschlossen sind, dass möglichst viel wiederverwendet wird.
43:26Aber diese Technologien, die entwickeln wir tatsächlich gerade.
43:29Da lernen wir von der ISS, da werden wir auch weiter von dem Gateway lernen und dem Leben auf der Mondoberfläche.
43:38Auf die Eroberer warten Stürme und Kälte.
43:42Weiter von der Sonne entfernt als unsere Erde empfängt der Mars 40 Prozent weniger Wärme als unser Planet.
43:49Selbst zur Mittagszeit steigen die Temperaturen am Äquator selten über 0 Grad Celsius an.
43:57Ein Spaziergang wird der erste Aufenthalt allerdings auf keinen Fall.
44:02Denn erst nach Monaten können sie zurückfliegen, dann, wenn die Planeten wieder günstig stehen.
44:08Bis dahin muss ihr Außenposten eine wahre Festung sein.
44:11Warm, sturm- und strahlungssicher und mit einer garantierten Versorgung von Sauerstoff, Wasser und Nahrung.
44:19Ihre Umgebung sollen die Mars-Kolonisten mit rollenden Raumschiffen erkunden.
44:28Die NASA und andere Weltraumagenturen arbeiten bereits an solchen Fahrzeugen.
44:33Die LR-Missionschef Volker Schmidt ist überzeugt, so oder ähnlich werden die Marsianer irgendwann unterwegs sein.
44:40Das ist praktisch die Zukunft, die nach der Raumstation entweder in Richtung Mond oder in Richtung Mars oder in Richtung der sogenannten Near-Earth-Objects,
44:54Asteroiden gehen kann, wo man auf dem Asteroiden abgesetzt werden kann oder auch, wenn die Gravitation mehr ist, wo man fahren kann.
45:04Und da können die Astronauten dann sich bewegen auf der Oberfläche, können aussteigen, Proben nehmen, wieder einsteigen und praktisch abheben zum Mutterschiff zurück oder zur Basis zurück.
45:19Ich denke, dass wir technologisch bereit sein werden, in den 30er Jahren zum Mars zu fliegen, da einen Mensch hinzuschicken als Wissenschaftler und wieder zurückzubringen natürlich.
45:29Und das ist aber dann weniger eine technische Frage, sondern eher eine gesellschaftliche Frage.
45:34Was wollen wir als Menschen, als Entdecker tun? Was ist der nächste Schritt? Wann wollen wir das tun?
45:39Und in welcher Zusammenarbeit? Ich bin sehr optimistisch, dass das weiterhin eine große internationale Zusammenarbeit wird.
45:49Und dafür geht es nicht auf, sondern abwärts.
45:53Höhlene Expeditionen sollen die Teamfähigkeit der Astronauten auch unter extremen Bedingungen festigen.
45:59Bei den nicht ungefährlichen Erkundungstouren kommt es auf Zusammenarbeit und Ausdauer an.
46:05Die internationalen Mannschaften müssen dabei Effizienz entwickeln, gleichzeitig beweisen, dass sie Risiken gut bewältigen und für lange Zeit miteinander auskommen können.
46:16Verhältnisse also, mit denen sie später einmal auch im All klarkommen müssen.
46:21Sei es auf dem Mond, einem Außeneinsatz an einer Orbitalstation oder der langen Reise zum Mars.
46:27Ein Härtetest, gleich mehrere Tage lang, wie hier im Spätsommer 2019 in Slowenien.
46:35Wir haben verschiedene Trainingsprogramme.
46:41Zum Beispiel bietet die ESA ein Trainingsprogramm an, das jetzt entwickelt wurde in Höhlen.
46:47Das heißt, wir leben tatsächlich für sechs Tage als internationale Crew in einer Höhle.
46:52Wir betreiben da Wissenschaft, wirkliche Wissenschaft, Samplen, biologische Spezies.
46:57Tatsächlich ist dabei in den letzten Jahren sogar schon eine neue Spezies, neu entdeckt worden dabei.
47:03Wir haben wirkliche Wissenschaftsprotokolle, die wir durchführen in einer schwierigen Umgebung.
47:09Es ist kalt, es ist dunkel, es hat nur sechs Grad, 100 Prozent Luftfeuchtigkeit.
47:13Es ist unbequem, unter anderem gefährlich.
47:16Man muss viel klettern, man muss sich viel abseilen und trotzdem Wissenschaft betreiben.
47:20Das ist was, was wir trainieren.
47:22Ich werde jetzt auf eine Expedition in die Antarktis gehen, wo wir bei minus 40, minus 50 Grad sechs Wochen zelten oder acht Wochen und dort Meteoriten sammeln.
47:33Das ist auch so ähnlich wie mit einem Raumanzug, bei 50, minus 50 Grad haben sie so dicke Klamotten und Handschuhe an, dass das einem Raumanzug sehr ähnlich kommt.
47:41Und dort dann aber Meteoriten zu sammeln, zu dokumentieren, wissenschaftlich korrekt das alles aufzunehmen, ohne sie zu kontaminieren.
47:48Das ist sehr ähnlich zu dem, was wir auf Planeten machen werden.
47:52Seit dem Ende der 60er Jahre war die bemannte Raumfahrt nicht mehr so spannend.
47:57Es steht ein goldenes Zeitalter bevor.
47:59Neue Raketen und Raumschiffe steuern Ziele an, die vor Jahrzehnten als unerreichbar galten.
48:06Und auch ESA-Astronaut Alexander Gerst freut sich bereits auf die nächsten Aufgaben irgendwo im All.
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