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  • vor 7 Stunden
Drei Blackouts innerhalb eines Jahres – das ist die Bilanz der vergangenen zwölf Monate in Europa. Zuvor gab es auf dem Kontinent in ganzen 50 Jahren nur zwei großflächige Stromausfälle. Warum also häufen sie sich jetzt?

Die Hintergründe sind weitreichend, sagt der internationale Blackout-Experte Herbert Saurugg. Und er meint, dass sich bald etwas ändern muss, wenn man einen weiteren Vorfall – womöglich auch in Österreich – verhindern will.

In "Österreich, erklärt" sprechen wir darüber, wie groß die Blackout-Gefahr wirklich ist. Und wir schauen uns an, wie man sich auf den Ernstfall vorbereiten sollte.

In dieser Folge zu sehen: Herbert Saurugg (Blackout-Experte); Redaktion und Schnitt: Tobias Holub; Kamera und Chef vom Dienst: Zsolt Wilhelm; Gestaltung: Yasaman Hasani; Sounddesign: Christoph Neuwirth

Thumbnail-Credit: Adobe; OpenAI; Collage: Yasaman Hasani

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Transkript
00:00Wir haben innerhalb eines Jahres drei Blackouts in Europa.
00:03Das kann Zufall sein oder es kann durchaus ein Hinweis sein,
00:07dass wir derzeit in einer angespannten Lage sind,
00:10wie ich das einschätzen würde,
00:11und dass wir mit weiteren Ereignissen rechnen sollten.
00:25Mein Name ist Herbert Zaurak
00:26und ich bin internationaler Blackout- und Krisenvorsorgeexperte.
00:30Was ist das für die Welt der Blackout- und Krisenvorsorgeexperte?
00:322025 gab es bisher zwei Blackouts.
00:36Das eine war am 28. April in Spanien und Portugal.
00:40Das war das größte und auch schwerbeginnste Ereignis.
00:43Und das zweite Ereignis war am 18. Mai,
00:46das kaum jemand wahrgenommen hat.
00:47Das hat nur Nordmazedonien betroffen und nur kurz gedauert.
00:51Das Ereignis auf der elbayerischen Halbinsel
00:53hat doch zwischen 12 und 18 Stunden gedauert,
00:55bis der Strom wieder übergeflossen ist.
00:57Und daher hat auch das Leben durchaus schon weiter in Stillstand gebracht.
01:02Aber es ist nicht ganz so schlimm gekommen,
01:04wie es durchaus auch möglich wäre oder zu befürchten ist,
01:07wenn der Stromausfall länger dauert.
01:08Was auch noch wichtig ist,
01:10wir hatten im Juni letzten Jahres ebenfalls ein Blackout am Balkan,
01:14wo mehr Länder von Albanien über Mazedonien,
01:18Bosnien-Herzegowina und Südkroatien betroffen waren.
01:22Hat nur ein paar Stunden gedauert,
01:23in manchen Regionen sogar zehn Tage.
01:26Das heißt, wir hatten innerhalb eines Jahres drei Blackouts in Europa.
01:29Und in der 50-jährigen Geschichte davor zwei,
01:33nämlich 1976, wo auch Österreich betroffen war,
01:36und Süddeutschland und die Schweiz.
01:38Und das zweite Ereignis war 2003,
01:40wo ganz Italien für bis zu ersten Stunden winster war.
01:43Das heißt, wir haben eine gewisse Häufung.
01:46Das kann Zufall sein,
01:47oder es kann durchaus ein Hinweis sein,
01:49dass wir sowohl derzeit in einer angespannten Lage sind,
01:52wie ich das einschätzen würde,
01:54und dass wir mit weiteren Ereignissen rechnen sollten.
01:58Das Spannende ist,
02:00dass beim Blackout auf der Piragischen Halbinsel
02:02bis jetzt, sechs Monate später,
02:04noch nicht wirklich klar ist, was die Ursache ist,
02:07weil es mehrere Dinge gibt,
02:08die derzeit diskutiert werden.
02:10Es gibt einerseits,
02:11dass zu viel Photovoltaik im System war zu dem Zeitpunkt.
02:15Es gibt dann auch jetzt,
02:15dass in der Zwischenzeit die Einspeisung deutlich reduziert worden ist
02:18und viel mehr Gaskraftwerke auch am Netz waren.
02:21Es gab aber auch dann Planungsfehler.
02:23Es gab auch konventionelle Kraftwerke,
02:25die ihrer Verpflichtung nicht nachgekommen sind.
02:28Und das Spannende war ja,
02:30es kam zu Kraftwerksausfällen
02:31und gleichzeitig ist die Spannung gestiegen
02:33und es ist zu einem sogenannten Spannungskollaps gekommen,
02:37was bisher eben auch noch nie aufgetreten ist
02:39und immer eine Frequenzstörung.
02:41Und das ist auch ein Hinweis,
02:42dass da im System sich Dinge eben massiv ändern.
02:45Und es gibt eben auch von Experten die Hinweise,
02:48dass eben zu viel Leistungselektronik im System ist.
02:51Das heißt,
02:52Wechselrichter als Leistungselektronik,
02:53Batteriespeicher,
02:54aber auch Ladeboxen für E-Authers,
02:58aber auch die ganze Elektronik,
02:59die wir im Einsatz ein bisschen zu LED leuchten,
03:02die veränderndes System verhalten.
03:03Und damit man das abfangen kann,
03:05müsste man europaweit massive Änderungen vornehmen,
03:09Vorgaben machen,
03:10aber bisher nicht einmal ein gescheit erfasstes Problem,
03:12geschweige denn,
03:13dass das einfach kurzfristig zu ändern ist.
03:18Grundsätzlich kann man Albert Einstein zetieren,
03:21man kann die Probleme nicht mit der gleichen Denkweise lösen,
03:23wie sie entstanden sind,
03:24vor dem Punkt stehen wird.
03:26Das heißt,
03:26wir müssen neue Strukturen schaffen,
03:29die mit diesen erneuerbaren,
03:31wetterabhängigen Erzeugungsanlagen
03:33bestmöglich umgehen können.
03:34Wir haben in den letzten Jahren
03:36sehr viel Aufwand und Geld
03:37in den Ausbau von Photovoltaikanlagen gesteckt,
03:40parallel auch etwas Wind,
03:41aber uns fehlen die Netze,
03:44die den Strom eben abtransportieren können,
03:46von dort,
03:46wo wir inzwischen speichern können,
03:47sprich von Osten in den Westen.
03:49Und das,
03:49was ein Riesenthema ist,
03:51wenn ich mit wetterabhängiger Produktion zu tun habe,
03:54PV und Wind,
03:55dann brauche ich enorme Speicherkapazitäten,
03:57um das ausgleichen zu können.
03:58Und da geht es nicht nur um die berühmte Dunkelflaute,
04:00wo es um 14 Tage abdecken geht,
04:03wo es sehr, sehr schwierig wird,
04:04ohne irgendwelche konventionellen Kraftwerke,
04:06sondern es geht bereits um fast jeden Tag,
04:09weil in der Nacht scheint keine Sonne
04:11und der Wind geht halt auch,
04:12vor allem im Sommerhalbjahr,
04:13nicht so häufig oder nicht in der Menge,
04:15wie man es braucht.
04:16Wir haben zwar in Österreich das Glück
04:17mit den Bumspeicherkraftwerken,
04:19dass wir relativ viel speichern können,
04:21aber auch das würde nicht ausreichen,
04:23um das alles abzufängen.
04:24Das heißt,
04:25wir müssten massiv auch in Batteriespeicher
04:27und sonstige Speicher investieren.
04:30Und das sollte aber nicht so,
04:32wie es derzeit angedacht ist,
04:34weil vor allem der europäische Markt
04:35Idee dahinter steckt,
04:37möglichst zentrallegemau basierend,
04:39sondern dezentral dort,
04:40wo eben produziert wird,
04:42damit man auch den Infrastrukturausbau
04:44reduzieren kann.
04:45Da geht es aber nicht um den Haushaltsspeicher,
04:46weil das ist wieder ineffizient,
04:48sondern es geht um größere Änderheiten,
04:50Ortschaften oder bis hin regional,
04:53weil man dann das einfach effizienter
04:55und auch kostengünstiger wieder umsetzen kann.
04:59Das, was jetzt aktuell dazukommt,
05:01ist einerseits die Cyberbedrohung
05:03und vor allem die hybride Bedrohung
05:05mit Sabotageangriffen
05:06auf kritische Infrastrukturen,
05:07wie wir sie vor allem in Deutschland
05:09sehr gehäuft sehen.
05:11Cyber ist natürlich auch in der Stromversorgung,
05:13wenn ich immer mehr miteinander vernetze,
05:15steigert wird die Komplexität,
05:17erhöht die Verwundbarkeit,
05:18aber auch die Angriffsflächen.
05:20Und wir haben jetzt zusätzlich
05:21die neue Situation,
05:23dass wir 80 Prozent der PV-Anlagen,
05:26vor allem der Wechselrichter
05:27oder auch Batterien aus China haben
05:29und hier gerade in den letzten Wochen
05:31immer mehr Meldungen auftreten,
05:33dass die Dinge auch in der Cloud dort sind
05:36und da ja auch gewisse
05:37Fernsteuerungsmöglichkeiten gegeben sind.
05:40Und es gibt gerade aktuell auch das Beispiel
05:41in Norwegen, wo Elektrobusse aus China
05:44bestellt worden sind.
05:45Und wo man festgestellt hat,
05:46die kann man aus der Ferne alle abschalten.
05:48Und wir sehen ja auch aktuell
05:49die Drohnenproblematik zunehmen.
05:52Und mit dieser zusätzlichen Möglichkeit
05:54ist das eigentlich eine Kleinigkeit,
05:56um so etwas auszulösen.
05:58Man müsste natürlich mehrere Punkte
05:59gleichzeitig dann attackieren.
06:01Aber auch das ist im Zuge
06:03des Hybridenkrieges durchaus eine Option,
06:06die nicht unwahrscheinlich ist.
06:10Also der wichtigste Punkt ist,
06:12in der Auseinandersetzung zu akzeptieren,
06:14dass es eben keine
06:15hundertprozentige Sicherheit gibt
06:16und etwas passieren kann.
06:18Das heißt, wenn möglichst viele Menschen
06:20in der Lage sind,
06:20sich selbst zumindest 14 Tage
06:22mit dem Notwendigsten zu versorgen,
06:24und das beginnt mit Wasser,
06:26wo ich im Minimum empfehle,
06:27einen Sechserträger Mineralwasser pro Person,
06:29weil da habe ich genug Flüssigkeit
06:31für mehrere Tage,
06:31sollte es da ein Problem geben.
06:33Dann geht es um Medikamente
06:34und Erste-Hilfe-Ausrüstung,
06:36auch 14 Tage zumindest,
06:37weil auch das Gesundheitssystem
06:39natürlich massiv betroffen wäre.
06:41Und dann um Lebensmittel,
06:42die ich zu Hause habe,
06:43muss ich so mal schauen,
06:44was habe ich im Durchschnitt zu Hause,
06:47wie viele Tage komme ich aus,
06:48und das Restliche auf 14 Tage
06:50mit längerhaltbaren Lebensmitteln,
06:52Nudel, Reis, Konserven aufzustocken.
06:55Und wenn ich das beieinander habe
06:56und mich darauf eingestellt habe,
06:58bin ich eigentlich ausreichend
06:59und gut vorbereitet.
07:01Wie überall haben wir die Polarisierung
07:02zwischen Übertreibung und Verharmlosung.
07:06Mein Zugang ist eben
07:07mit diesem sehr einfachen Zugang,
07:08diese 14 Tage Eigenversorgungsfähigkeit
07:10und in den Unternehmern Organisationen
07:12einen einfachen Handlungsplan zu haben.
07:14Wie gehe ich vor,
07:14wenn nichts mehr funktioniert,
07:16dass man das Thema
07:17sehr einfach und schnell abhacken kann.
07:19Und ich bin davon überzeugt,
07:20dass Spezialausrüstung,
07:22Spezialnahrung und so weiter
07:23im Einzelfall vielleicht sinnvoll ist,
07:25aber in den meisten Fällen nicht.
07:26Und das Wichtigste ist,
07:28wir können das als eigenes,
07:29wenn es wirklich eintreten sollte,
07:30nur gemeinsam bewältigen.
07:31Und daher ist es wichtig,
07:32Eigenvorsorge, Umfeld mitnehmen
07:34und wenn es darauf ankommt,
07:35zusammenhelfen.
07:37Dann kann man auch so eine Situation
07:38überstehen und bewältigen.
07:41Und wir sehen das weltweit immer wieder,
07:43wo es häufiger Blackouts gibt.
07:45Auch dort geht die Gesellschaft nicht unter,
07:47aber auch immer mehr so ein bisschen
07:48für was man.
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