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  • vor 2 Tagen
Nachdem im Herbst 1990 ein Trabant auf einer Landstraße
ausbrennt und drei Menschen sterben, müssen die Ermittler die
Frage klären, ob es sich um ein tragisches Unglück oder um
einen heimtückischen Dreifach-Mord handelt.

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Transkript
00:00September 1990. Zwischen zwei Dörfern in Brandenburg kommt ein vollbesetzter Trabant plötzlich von der Straße an.
00:18Scheinbar ohne jeden Anlass schlagen Flammen aus dem Auto. Der Trabant mit seinen vier Insassen brennt lichterloh.
00:34Zwei Kinder sterben im Feuer. Die Beifahrerin zwei Tage später. Einziger Überlebender ist der Fahrer des Trabant.
00:44Ein tragisches Unglück, das denken damals die meisten, die mit dem Fall zu tun bekommen.
00:52Hier an dieser Straße in der Nähe von Spremberg im südlichen Brandenburg geschieht vor mehr als 20 Jahren ein Unfall.
01:02Fast vier Jahre dauert es, bis aufgeklärt wird, was genau sich an dieser Baumgruppe ereignet hat.
01:09Die Straße zwischen den Dörfern Sellesen und Bülow ist eine Nebenstrecke auf dem Weg nach Cottbus.
01:17Sie macht hier ein paar Kurven, ist ein wenig abschüssig.
01:21Die Stelle, an der im September 1990 der Trabant in Flammen stand, liegt kurz hinter dem Ortsausgang von Sellesen.
01:33In unmittelbarer Nähe steht auf einem Hügel das Haus von Familie Wilke.
01:37Horst Wilke gehörte zu den ersten Zeugen des Vorfalls. Wie hat er diesen Abend erlebt?
01:47Von seinem Gartenzaun aus konnte er damals die Straße gut einsehen. Heute verstellen Bäume den Blick.
01:53Herr Wilke, das war an dem Septemberabend ja schon fast dunkel.
01:59Ganz dunkel fast, ja, ja.
02:01Wie haben Sie den Unfall erlebt?
02:03Ein junger Mann aus der Nachbarschaft kam aufgeregt an.
02:07Er rochte am Haus.
02:09Und aufgeregt sagte er, hier brennt ein Auto und da sind zwei Kinder angeblich drin.
02:15So, na ja, und sofort die Feuerwehr angerufen.
02:19Sie hatten ein Telefon damals?
02:21Ja, und das war ja so, die Jahre nach der Wende hat ja nicht jeder Telefon gehabt.
02:27Und der junge Mann wusste, dass ich ihm das Telefon ja bereit habe.
02:31Sie haben Notruf erst mal abgelassen?
02:33Ja, und man hörte auch gleich die Sirenen gehen. Das ging ruckzuck dann alles.
02:38Und dann habe ich meinen kleinen Feuerlöscher geschnappt und dachte, vielleicht kann ich noch was machen.
02:43Und ich kam runter, da war ich nur im Wagen im Inneren eine Feuerbrunst gesehen, keine Person zu sehen.
02:51Es war leicht zu sehen, dass jede Hilfe zu spät kam.
02:55An diesem 22. September 1990 ist der Trabant von Familie Bauknecht auf dem Heimweg nach einem Tagesausflug.
03:06Am Steuer Helmut Bauknecht.
03:09Für ihn und seine Frau Jutta ist es nicht die erste Ehe.
03:14Jutta Bauknecht brachte die Töchter Miriam und Petra mit in die Partnerschaft, 11 und 15 Jahre alt.
03:22Die Fahrt begann in einem Dorf nahe der polnischen Grenze.
03:34Dort wohnen Verwandte von Helmut Bauknecht.
03:37Über kleine Nebenstraßen führt die geplante Route vorbei an Spremberg, auf eine Fernstraße und dann nach Cottbus.
03:45Doch dort kommt der Trabant nie an.
03:48Kurz hinter der Ortschaft Sellessen wird die Fahrt enden.
04:00Der Trabant fährt langsam, kaum mehr als 30 Kilometer pro Stunde.
04:04Und doch…
04:06Nach einer Kurve rollt er plötzlich in den Graben.
04:10Eigentlich nur ein kleiner Unfall, ein bisschen Sachschaden, weiter nichts.
04:16Dann der Schock.
04:18Das Auto geht in Flammen auf.
04:23Nach wenigen Sekunden ist es ein einziger Feuerball.
04:27Jutta Bauknecht kann sich zunächst nicht aus ihrem Gurt befreien.
04:33Und die beiden Kinder auf der Rückbank sitzen in der Falle.
04:37Bei der Freiwilligen Feuerwehr Spremberg wird um 19.36 Uhr Sirenenalarm ausgelöst.
04:44Im Vorausfahrzeug sitzt Wolfgang Belka.
04:49Die Straße war frei und was gewaltig war, war praktisch die raus schlagenden Flammen aus dem Pkw-Trabant.
05:01Die Flammen sind mächtiger als die Feuerwehrleute bei so einem Auto erwartet haben.
05:07Der hat ja keine großen Innenverkleidungen gehabt oder was.
05:12Seine drei Sitze oder vier Sitze, die er da hatte.
05:14Und das bisschen Schaumgummi ist nicht so viel Brennmaßmaterial, dass die Flammen aus den Scheiben rausschlagen können.
05:22Am Unfallort trifft nun auch ein Rettungswagen aus dem Krankenhaus Spremberg ein.
05:30Die Notärztin trifft zunächst auf den kaum verletzten Fahrer.
05:34Er sitzt teilnahmslos im Gras.
05:38Seine schwer verbrannte Ehefrau liegt am Straßenrand.
05:41Ein Ersthelfer hat sie mit einer Decke umhüllt.
05:46Währenddessen versucht die Feuerwehr, den Brand unter Kontrolle zu bringen.
05:50Um die Flammen zu ersticken, muss der Trabant regelrecht mit Schaum gefüllt werden.
05:56Immer wieder ist die Rede von den Kindern, die im Auto saßen.
05:59Feuerwehrmann Wolfgang Belka nimmt an, dass sie längst im Rettungswagen sind.
06:07Es waren immer die Rede von den Kindern waren auch dabei.
06:10Keiner hat mir aber gesagt, die sitzen auf dem Auto.
06:13Das richtige Ausmaß ist dann erst erkennbar gewesen, wo der Schaum weg war.
06:17Das war ein bisschen schockierend.
06:18Dann wurden die beiden Kinder, die dann nachher dort im Auto sichtbar wurden, nach dem Feuer verbrannt bis zur Unkenntlichkeit.
06:31Und man konnte an der Sitzhaltung bzw. an der Haltung der verbrannten Kinder noch sehen, dass sie eigentlich um ihr Leben gekämpft haben.
06:39Die Retter versuchen, Jutta Bauknecht für den Transport zu stabilisieren.
06:48Eigentlich ist das Krankenhaus Spremberg die nächstgelegene Klinik.
06:52Aber die Schwerverletzte drängt darauf, nach Cottbus gebracht zu werden.
06:57Dort arbeitet sie selbst als Krankenschwester.
06:59Während der Fahrt hört die Notärztin von Jutta Bauknecht einen unglaublichen Vorwurf.
07:06Die Medizinerin hat uns schriftlich ihre Erinnerungen geschildert.
07:10Die Frau hat die ganze Zeit nur geredet, war im Stress, voller Adrenalin.
07:18Sie sagte, mein Mann war es. Er wollte uns umbringen. Er hat mich falsch angegurtet, damit ich nicht herauskomme.
07:24Er hat mich immer wieder ins Auto zurückgeschoben. Bitte sagen Sie das alles der Polizei.
07:32Anderen Zeugen sagt sie, mein Mann hat uns angezündet. War der Unfall gar kein Unfall?
07:37Sicher ist, dass es ohne die Anschuldigungen der Ehefrau kaum weitere Ermittlungen gegeben hätte.
07:45Niemand hätte daran gezweifelt, dass der Treiband aufgrund eines tragischen Unfalls in Brand geraten ist.
07:53In den Berichten der Polizisten, die den vermeintlichen Unfall damals aufnehmen, steht jedenfalls noch nichts von einem Fremdverschulden.
08:00Jörg Frank ist damals Dienststellenleiter der Kripo in Spremberg.
08:08Bei der Lagebesprechung am Montag, zwei Tage nach dem Vorfall, erfährt er von dem Fahrzeug Brand und auch von den Mordvorwürfen.
08:16Wir wussten am Anfang nicht, wie wir mit dieser Äußerung umgehen sollten, also wie wir die werten.
08:24War die bei vollem Bewusstsein gesagt worden oder stand die Frau möglicherweise unter einem schweren Schock?
08:31Das gilt es dann zu untersuchen.
08:36Doch die Ermittler können Jutta Bauknecht nicht mehr befragen.
08:41Noch am selben Tag, am 24. September, stirbt sie im Karl-Team-Klinikum Cottbus.
08:46Einziger Überlebender des Brandes ist nun ihr Ehemann. Aber ist er auch Schuld am Tod seiner Angehörigen?
08:58Helmut Bauknecht liegt seit dem Wochenende hier im Krankenhaus Spremberg.
09:03Was sagt er zu den Vorwürfen?
09:05Die Ermittler erfahren es schneller, als sie gehofft haben. Ebenfalls noch am Montag, den 24. September.
09:11Da haben wir einen Anruf aus dem Krankenhaus Spremberg bekommen, wo der Fahrer die Polizei sprechen wollte.
09:21Das war natürlich ungewöhnlich gewesen für uns. Wir wollten ihn ja zwar befragen, aber dass er so schnell uns sprechen wollte,
09:28hatten wir nicht erwartet gehabt. Und weil ja diese Äußerung im Raum stand der Frau,
09:34haben wir ein, muss man sagen, so ein spontan Geständnis erwartet.
09:38Doch Helmut Bauknecht will kein Geständnis ablegen. Er möchte seine eigene Version der Dinge erklären.
09:47Alles sei eine Verkettung unglücklicher Umstände, sagt er. Ihn treffe keine Schuld.
09:53Geradezu pedantisch schildert er in winzigsten Einzelheiten, wie die Fahrt der Familie verlief und wie es zu dem Unfall kam.
10:00Horst Helbig von der Bezirksstaatsanwaltschaft in Cottbus bekommt das Protokoll dieser ersten Befragung auf den Tisch.
10:13Er hat den Eindruck, hier stimmt etwas nicht.
10:16Es war für mich sofort nicht nachvollziehbar, dass der Mann, der so Schlimmes erleben musste, in seinem Beisein verbrennen die Kinder.
10:26Es muss ja dort geschrien worden sein. Es muss ja dort Todesangst geherrscht haben.
10:30Die Frau, die um ihre Kinderbank kämpfte, ihnen helfen zu genauer nicht konnte.
10:37Dass der Mann eigentlich in dieser Richtung keine Emotion zeigte nach den Aussagen und auf Dinge zurückgriff, was vorher geschehen ist,
10:48die eigentlich in der Erstbefragung überhaupt keine direkte Relevanz gehabt hätten.
10:58Staatsanwalt Helbig schaut sich jetzt zunächst das Fahrzeugwrack an.
11:03Bei dem Unfall, der dem Brand vorausging, hat es offenbar keine größeren Schäden gegeben.
11:09Warum also ging das Auto spontan in Flammen auf und brannte so schnell aus?
11:13Dann stößt Helbig auf einen Kanister.
11:18Die Spuren an dem Behälter selbst und im Kofferraum zeigen, dass er hier während des Brandes flach auf dem Boden gelegen haben muss.
11:26Ist das ein Schlüssel zur Erklärung des verheerenden Brandes?
11:35Das alles soll der Unfallfahrer nun selbst erläutern.
11:38Fotos aus den Akten zeigen, wieder und wieder stellt man mit ihm den angeblichen Unfallhergang nach.
11:45Auch am Originalschauplatz.
11:52Meine Strategie war quasi, er soll erzählen.
11:57Er soll erzählen, so viel es geht.
12:00Und immer wieder das, was er erlebt hat.
12:03Und das hat er getan.
12:04Da hat er sich regelrecht dann wohl gefühlt.
12:08Und war der Meinung, endlich mal ein vernünftiger Mensch.
12:12Ohne dass ich listig oder hinterhältig gewesen wäre.
12:15Ich hab gesagt, bitte erzählen Sie das.
12:18Sie sind derjenige, der dabei war. Ich weiß es nicht.
12:19Helmut Bauknecht gibt zu Protokollen, wie die Unglücksfahrt begann.
12:26Am Nachmittag macht die Familie auf dem Hof von Verwandten Stationen.
12:31Hier will er einen Anhänger abholen, den er für Bauarbeiten braucht.
12:35Am späten Nachmittag, berichtet Bauknecht, packte den Trabant für die Rückfahrt.
12:43In den Kofferraum stellt er einen Kanister mit 20 Litern Benzin.
12:50Das ist nicht ungewöhnlich.
12:52Das Netz der Tankstellen ist damals so lückenhaft, dass viele Autofahrer einen Reservekanister dabei haben.
12:58Dann soll auch noch ein Eimer mit.
13:04Darin Gläser mit Farbe und Flaschen mit Verdünnung.
13:08Helmut Bauknecht klemmt ihn hinter den Fahrersitz.
13:11Am frühen Abend steigt die Familie ins Auto.
13:18Für die Kinder auf der Rückbank ist nicht viel Platz.
13:23Hinter dem Fahrersitz steht ja der Malereimer.
13:25Im Auto ist die Stimmung angespannt.
13:30Helmut Bauknecht bekennt in der Vernehmung, zwischen ihm und seiner Frau kriselt es schon länger.
13:38Jutta Bauknecht ist genervt, dass es in dem engen Trabant nach Farbe und Verdünnung stinkt.
13:45Der ist in zweiter Ehe verheiratet gewesen.
13:50Die Ehe war anfangs gut.
13:53Aber es stellte sich dann heraus, beide Charaktere passten nicht so zusammen, wie sie sich das vorgestellt haben.
14:01Mehrmals hält der Trabant unterwegs an.
14:03Ich glaube mein Blinker, guck mal was ist mit meinem Blinker.
14:08Mit dein Blinker.
14:10Mit dein Blinker.
14:12Ja, das muss man anhalten.
14:14Bauknecht rüttelt an der Steckverbindung neben der Anhängerkupplung, damit der Blinker wieder funktioniert.
14:18Und er greift in den Kofferraum, weil er sich einen Apfel holen will, sagt er in der Vernehmung.
14:28Es beginnen die letzten 400 Meter, die das Auto noch zurücklegen wird. Plötzlich starker Benzingeruch.
14:36Sag mal, du das stinkt jetzt, das stinkt jetzt ganz doll nach Benzin.
14:41Ey, du hältst jetzt mal hier sofort an. Hier, du hältst jetzt mal an.
14:44Nach einer plötzlichen Verpuffung dann das Inferno.
15:04Im Nachhinein könne er sich das nur erklären, im Kofferraum hatten sie den 20 Liter Kanister.
15:09Es muss irgendwie was geschehen sein durch den Anstoß, dass der Kanister umfällt, Benzin ausläuft und sich dann das Benzinluftgemisch da entflammt hat.
15:23Glaubt man also Helmut Bauknecht, dann ist der Brand so entstanden.
15:28In einer Kurve, beim Bremsen oder beim Aufprallen, muss der Benzinkanister im Kofferraum umgekippt sein und sich geöffnet haben.
15:36Das Benzin floss in den Fußraum des Trabant. Daher auch der plötzliche starke Geruch im Auto.
15:48Durch einen Funken irgendwo aus dem Motorraum muss es zur Entzündung gekommen sein.
15:53Helmut Bauknecht konnte sich dann, sagt er, nur mit knapper Not durch das Fenster retten.
16:02Deswegen vermuchte er auch den eingeschlossenen Kindern nicht zu helfen.
16:06Dann will er versucht haben, die Beifahrertür zu öffnen.
16:08Doch wie war es wirklich? Die Ermittler beginnen, Einzelheiten der Unfallversion zu überprüfen.
16:21Sie testen, ob der Kanister im Kofferraum von allein umgefallen sein kann.
16:26Und sie stellen die Situation nach, in der Helmut Bauknecht angeblich seiner Frau aus dem Auto half.
16:31Experten aus dem sächsischen Freiberg verbrennen Ende 1990 zum Test fünf Trabant.
16:41Sie prüfen, wie das Feuer entstanden sein kann und legen sich früh fest.
16:47Eine Selbstentzündung des Autos ist unwahrscheinlich, wurde das Feuer also gezielt gelegt.
16:53Doch warum hätte Helmut Bauknecht seine Frau und die Kinder ermorden wollen?
17:01Die Frau hatte ernsthaft gesagt, es ist Schluss, ich lasse mich wieder scheiden.
17:05Das wäre dann die zweite Scheidung für ihn gewesen. Das wollte er auf keinen Fall.
17:09Und war mit Kosten für ihn verbunden und es hätte einen Haufen Ärger gegeben.
17:15Vor allem ging es ihm auch darum, er will nicht noch mal als Versager dastehen.
17:17Januar 1991. Das frühere Zuchthaus Cottbus, heute Museum.
17:25Hier stand die Untersuchungshaftanstalt, in der Helmut Bauknecht auf den Prozess warten soll.
17:31Doch er behauptet weiter seine Unschuld, legt Haftbeschwerde ein.
17:35Sommer 1991. Das Oberlandesgericht findet, die Indizien reichen nicht aus.
17:42Helmut Bauknecht kommt frei.
17:44Unfall oder dreifacher Mord. Das Rätsel um den verbrannten Trabant bleibt vorerst ungelöst.
17:50Das ist ein schwerer Schlag für die Ermittler um Staatsanwalt Horst Helbig.
17:55Sie müssen einen neuen Anlauf nehmen, um den Fall doch noch vor Gericht zu bringen.
18:01Die Staatsanwaltschaft beschließt, alles auf Anfang.
18:04Neue Tests sollen noch einmal jede Einzelheit des angeblichen Unfallablaufs prüfen.
18:15Das soll einer der bekanntesten deutschen Unfallexperten übernehmen.
18:18Oberingenieur Klaus Hellmich hat schon tausende verdächtige Unfälle untersucht.
18:23Jetzt muss er wissenschaftlich nüchtern klären, was stimmt an der Geschichte vom brennenden Trabant und was nicht.
18:30Ich muss nun prüfen, ist das, was der Angeklagte bei Strasse einlässt, zu stützen?
18:39Kann es möglich sein oder ist es aus naturwissenschaftlichen Gründen unmöglich?
18:43Dekre Ingenieur Hellmich und sein Team sichten die Akten, Rechnen und Messen.
18:51Und sie beginnen auf zwei Testgeländen mit neuen, aufwändigen Brandversuchen.
18:59Zwischen 1991 und 1993 gehen mindestens sieben Fahrzeuge in Flammen auf.
19:05Bis dahin gab es dazu nur wenige Daten.
19:07Wie verhält sich die Flamme nach Brandeintritt? Was brennt wann? An welcher Stelle? Welche Teile werden beschädigt?
19:18Welche Teile der Inneneinrichtung werden verbrannt und zu welchem Zeitpunkt?
19:22Und wie ist dann die Möglichkeit, das Fahrzeug zu verlassen bzw. Türen zu öffnen?
19:27Ins Zentrum der Untersuchungen rückt schnell der 20-Liter-Kanister mit Benzin, den Helmut Bauknecht vor der Fahrt in den Kofferraum stellte.
19:40Kann es sein, dass der Behälter sich beim Unfall selbst geöffnet hat?
19:44Um das herauszufinden, beschaffen sich die Sachverständigen über 500 Kanister.
19:51Hier testet Ingenieur Hellmich den Kraftaufwand, um den Verschluss zu lösen.
19:56Ergebnis, nur mit sehr viel Kraft, die in eine ganz bestimmte Richtung wirkt, lässt sich der Kanister öffnen.
20:03Das kann nicht von allein geschehen sein.
20:05Die Experten untersuchen noch einmal den Originalkanister und finden heraus, der Verschluss ist manipuliert worden.
20:18Der Deckel wird mit zwei Klauen gegen den Kanisterkörper gedrückt, damit diese Zone dicht ist.
20:25Vorausgesetzt, beide Seiten werden gleichzeitig nach unten gedrückt.
20:28Im konkreten Fall war es so, dass der Kanisterdeckel nicht ordensgemäß aufgesetzt war.
20:35Und zwar war ein Exzenter in die Halterung eingelegt, während die andere Seite nicht eingelegt war.
20:47Die Darstellung von Helmut Bauknecht, sie gerät ins Wanken.
20:51Er hatte geschildert, dass der Kanister im Kofferraum umfiel, flach auf dem Boden zu liegen kam und dann von allein ausgelaufen ist.
21:00Die Gutachter überprüfen das noch einmal mit Crashtests.
21:08Selbst beim Aufprall gegen eine Wand, der Kanister konnte in dem vollgepackten Kofferraum nicht komplett umkippen.
21:15Er stieß immer gegen andere Gegenstände und er öffnete sich nie von allein.
21:19Auch da nicht, wenn Tüten oder Taschen an ihm zogen.
21:28Das, was wir vorgefunden haben als Teilverschluss des Kanisters, konnte nur manuell durch gewolltes Handeln eingetreten sein.
21:37Eine andere Situation hat sich durch die Versuche nicht beschnützen lassen und ist auch rechnerisch nicht nachvollziehbar.
21:42Die Schlussfolgerung. Helmut Bauknecht muss beim letzten Halt vor dem Unfall, als er auch im Kofferraum hantierte, den Kanister geöffnet, losgeschnürt und flach auf den Boden gelegt haben.
21:57Der nächste Punkt. Kann es stimmen, dass der Fahrer beuchlings aus dem Fenster kriechen musste und deshalb den Kindern nicht helfen konnte?
22:15Tests mit Versuchspersonen, hier wieder Originalfotos zeigen, ja, prinzipiell war das möglich.
22:24Dann schauen sich die Gutachter aber die Jacke des Fahrers an. Sie zeigt an der Schulter einen auffälligen, bananenförmigen Abdruck.
22:33Die Vermutung, der Abdruck stammt vom Windabweiser im Fenster des Trabant.
22:40Beim Brand muss er geschmolzen sein, dann könnte er eine Spur auf der Schulter hinterlassen haben.
22:45Doch beim Klettern durchs Fenster wäre nur die Unterkante des Windabweisers mit der Jacke in Berührung gekommen.
22:57Er hat sich aber mit seiner gesamten Fläche auf der Jacke abgedrückt.
23:01Das passt nicht zum Klettern durchs Fenster, wohl aber zu einer Flucht durch die Tür.
23:06Und dazu passt eine solche Bewegung, dass der Rücken der Jacke gegen die Innenseite der Fahrertür Kontakt aufnimmt und hier von dem weichen Material auf die Rückseite der Jacke übertragen wird.
23:25Helmut Bauknecht hat den Trabant also problemlos durch die Fahrertür verlassen, die ihm dabei in den Rücken fiel.
23:32Das heißt, er hätte Gelegenheit gehabt, den Kindern die Flucht aus dem Auto zu ermöglichen. Das tat er nicht. Und auch seine Frau ließ er allein.
23:48Entscheidend wird aber die Frage, wie kann sich das Feuer überhaupt entzündet haben, nachdem das Benzin ausgeflossen ist.
23:55Helmut Bauknecht sagt, die Flammen kamen von vorn, entzündet durch Funken aus der Elektrik.
24:06Die Experten setzen nach. Doch sie finden heraus, Funken aus den Leitungen oder aus einer kaputten Blühbirne liefern nicht genügend Zündenergie.
24:14Aber war es nicht möglich, dass das ausgelaufene Benzin sich beim Kontakt mit dem heißen Auspuff entzündete?
24:23Nein, sagten die Gutachter. Auch hier reicht die Hitze nicht aus, den Treibstoff in Flammen zu setzen.
24:37Doch wie ist das Benzin dann entflammt worden? Die Experten sehen nur eine Möglichkeit.
24:48Um dieses Material zu zünden, ist also in aller Regel eine offene Flamme erforderlich.
24:54Hier kommt in Betracht ein Feuerzeug oder ein Streichholz oder etwas ähnliches.
24:58Juni 1993. In diesem provisorischen Gerichtsgebäude beginnt nun endlich der Prozess wegen Mordes gegen Helmut Bauknecht.
25:0925 Verhandlungstage wird er am Ende dauern.
25:13Zum Auftrag trifft der Angeklagte erneut auf Staatsanwalt Helbig, der einfach nicht locker gelassen hatte.
25:20Und dann kommt, wird er reingeführt und einer Pose, so wie ich, der Sieger, und griff mich an, wörtlich, verbal.
25:34Das ist eine Unrechts-, sinngemäß, ja, eine Unrechtsverhandlung.
25:40Ich hab hier quasi, bin ich der Falsche oder unschuldig, so, aber relativ aggressiv.
25:48Der Angeklagte wird vom damaligen Star-Anwalt Rolf Bossi vertreten.
25:54Ständig ziehen er und die anderen Verteidiger die vorliegenden Gutachten in Zweifel.
26:00Neue Ortstermine, neue Gutachten werden gefordert.
26:04Doch Stück für Stück können Staatsanwalt und Sachverständige zeigen, das hier war kein Unfall, das war ein Verbrechen.
26:11Helmut Bauknecht hatte alles eiskalt geplant, um eine für ihn teure Scheidung zu vermeiden.
26:20Der Benzinkanister, die Flaschen und Büchsen mit Lösungsmitteln im Auto, sie sind von Anfang an als Brandbeschleuniger vorgesehen.
26:28Beim letzten Halt bindet Bauknecht den Kanister im Kofferraum los, öffnet ihn einen Spalt weit und legt ihn auf den Boden.
26:41Er kalkuliert, dass es wegen des Benzingeruchs zum Streit kommt.
26:48Ey, du hältst jetzt mal hier sofort an! Hier, du hältst jetzt mal an!
26:51Nach dem Aufprall greift er zu einer Flasche Spiritus aus dem Malereimer hinter ihm und überschüttet seine Frau damit.
27:04Dann zündet er ein Feuerzeug.
27:05Er verlässt das Auto, kaum verletzt durch die Türen, hilft den Kindern auf der Rückbank nicht.
27:19Seine Frau kann sich zunächst nicht befreien, weil er ihren Gurt in das falsche Gurtschloss gesteckt hat und dann die Beifahrertür zuhält.
27:27Sie kommt erst frei, als ihr Gurt verbrannt ist.
27:30Am 6. Juli 1994 wird das Urteil verkündet.
27:41Das Gericht folgt Staatsanwalt und Sachverständigen.
27:45Helmut Bauknecht wird wegen Mordes zu lebenslanger Haft verurteilt.
27:50Weil die Tat noch in den letzten Wochen der DDR geschah, greift DDR-Recht.
27:56Eine besondere Schwere der Schuld ist hier nicht vorgesehen.
28:00Mehr als 18 Jahre Haft muss der dreifache Mörder nicht erwarten.
28:05Eine Revision lässt der Bundesgerichtshof nicht zu, auch eine Wiederaufnahme des Verfahrens wird abgelehnt.
28:12Der Trabi-Mord endlich aufgeklärt.
28:16Doch der Mann, der am Steuer saß, er legte nie ein Geständnis an.
28:20Helmut Bauknecht beteuert bis heute seine Unschuld.
28:26Die beiden verbrannten Kinder und ihre Mutter wurden auf dem Cottbusser Südfriedhof beigesetzt.
28:32Im Jahre 2007 wird der Täter wegen guter Führung vorzeitig aus dem Gefängnis entlassen.
28:43Er beginnt ein neues Leben.
28:45Einer der spektakulärsten Mordfälle der Wendezeit wird damit zu den Akten gelegt.
28:49Doch alle, die damit zu tun hatten, lässt der Fall noch immer nicht los.
28:54Bis zum nächsten Mal.

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