Die Ärztekammer sieht weiterhin einen starken Nachbesetzungsbedarf in der Ärzteschaft im öffentlichen Gesundheitssystem - vor allem längerfristig. Ärztekammer-Präsident Johannes Steinhart verwies am Dienstag anlässlich der Präsentation der Ärztestatistik auf die anstehenden Pensionierungen, die Demografie und die Abwanderung von ausgebildeten Medizinerinnen und Medizinern.
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00:00Ende des vergangenen Jahres waren 52.005 Ärztinnen und Ärzte in Österreich tätig.
00:08Gerade genug, um den Status quo aufrecht zu erhalten.
00:13So Ärztekammerpräsident Johannes Steinhardt bei der Präsentation der Ärzte-Statistik am Dienstag.
00:20Es gibt keinen Ärztemangel per se an sich, sondern es gibt einen Ärztemangel im öffentlichen System,
00:28sowohl im Kassenbereich als auch im Spitalsbereich.
00:31Und wir merken das an offenen Kassenstellen und wir merken das an Wartezeiten für Arzttermine oder für Operationen.
00:37Die Ärztekammer sieht weiterhin einen starken Nachbesetzungsbedarf in der Ärzteschaft im öffentlichen Gesundheitssystem.
00:46Vor allem längerfristig.
00:48In zehn Jahren werden 18.000 Ärztinnen und Ärzte in die Pension gehen.
00:53Und wir werden daher in der Nachbesetzung rund 1.800 Ärztinnen und Ärzte pro Jahr brauchen, um den Status quo aufrecht zu erhalten.
01:02Dem gegenüber stehen also jährlich 1.756 plus 144, also 900 Stellen zur Ausbildung zur Verfügung.
01:11Das Thema ist aber nicht diese Zahl, sondern das Thema ist die Zahl, dass ein Drittel dieser Absolventen nicht in unserem System versorgungswirksam wird.
01:20Diese Lücke müssen wir bearbeiten und diese Lücke müssen wir schauen, dass wir die so gut wie möglich schließen können,
01:30indem wir Kolleginnen und Kollegen motivieren, hier bei uns zu arbeiten und nicht, dass wir sie ans Ausland verlieren.
01:36Die Bevölkerungsentwicklung werde in Zukunft einen Mehrbedarf erzeugen.
01:42Um diesen zu decken, müsse Österreich als Standort attraktiver werden.
01:47Wir brauchen, wir haben es schon angesprochen, flexible Arbeitsbedingungen, sowohl in den Kassenarztpraxen, aber auch im Spital.
01:56Es muss möglich sein, Teilzeitmodelle, Teilvertragsmodelle oder Kassenvertragsmodelle, Jobsharing.
02:03Es muss möglich sein, viel differenziertere Anstellungsmodelle zu realisieren.
02:09Und es muss möglich sein, die gleichzeitige Tätigkeit im öffentlichen System und im Wahlarzsystem.
02:14Es gebe zudem einen Wandel des Arztberufes, dem man Rechnung tragen müsse.
02:21Man möchte mehr Zeit haben für die Patientinnen und Patienten.
02:24Man möchte aber auch, um seine Leistung bringen zu können, die entsprechende Erholung haben,
02:29noch Leistungsdimensionen mit 80 bis 100 Wochenstunden, waren einmal vor einigen Jahrzehnten, aber die sind jetzt nicht mehr gegeben.
02:37Und um dem zu entsprechen, müssen sowohl die Arbeitsbedingungen stationär als auch im niedergelassenen Bereich flexibler werden.
02:45Dringend nötig sei auch ein deutlicher Bürokratieabbau, sowohl in Kassenarztpraxen als auch in Krankenhäusern.