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  • vor 12 Stunden
Das Rennen um die künstliche Intelligenz und ein weltweiter Kampf um die Mikrochips sorgen für einen beispiellosen Boom der Hochtechnologie. Eine Frau, die hier eine zentrale Rolle in Österreich spielt, ist Sabine Herlitschka. Die Vorstandsvorsitzende von Infineon Österreich verantwortet Milliardenumsätze und führt damit die High-Tech-Industrie in Österreich an. Sie verrät im STANDARD-Podcast "CEO" mit Gerold Riedmann, wie die Innovationen auch aus Österreich die Welt verändern, wieso China im Rennen um die schnellsten Prozessoren noch zurückhängt und wie sich der KI-Boom mit unseren beschränkten planetaren Ressourcen ausgehen soll.

Herlitschka erklärt, wieso Donald Trumps Versprechen von einer unabhängigen US-Industrie unrealistisch sind und warum Europas Techindustrie auch Verantwortung für die militärische Sicherheit übernehmen muss. Und sie erzählt in dieser Folge, wie die europäische Raumfahrt von den Umbrüchen in den USA profitiert und wieso sie ein großer Fan von "Star Trek" ist.

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Transkript
00:00Das Rennen um die künstliche Intelligenz und ein weltweiter Kampf um Mikrochips sorgen für einen weltweiten Boom der Hochtechnologie.
00:07Eine Frau, die dabei eine absolut zentrale Rolle in Österreich spielt, ist Sabine Herliczka.
00:12Die Vorstandsvorsitzende von Infineon verantwortet Milliardenumsätze und führt damit die Hightech-Industrie in Österreich an.
00:20Sie verrät uns, wie Chips aus Österreich unseren Alltag verändern und warum es die globale Vernetzung mehr denn je braucht.
00:28In dieser zweiten Staffel vom CEO-Podcast gibt es uns nicht nur zum Hören, es gibt uns auch zum Sehen.
00:35Ich freue mich, dass ihr dabei seid. Mein Name ist Kerold Riedmann und jetzt geht's los mit dem CEO-Podcast der Standard.
00:45Frau Herliczka, Sie sagen ja gerne, dass Infineon in 50 Prozent der Rechenzentren weltweit mit den Chips vertreten ist.
00:52Ein unglaublicher Boom, der im Bereich der Rechenzentren sich momentan abspielt.
00:57Und vor allem eine Firma wird da immer wieder genannt, der NVIDIA.
01:00Wie blicken Sie denn eigentlich nicht auf Ihr Unternehmen, sondern auch auf NVIDIA?
01:06Ja, KI ist ein ganz wesentlicher Trend künstlicher Intelligenz.
01:11Und künstliche Intelligenz wird viele unserer Lebensbereiche noch viel stärker prägen, als es das jetzt schon tut.
01:17Und dahinter stehen dann Anbieter. NVIDIA ist einer davon. Es wird andere sicherlich auch geben, je nachdem, wo dann auch die Technologie am Schluss vertreten ist.
01:28Auch da tut sich sehr viel. Aber NVIDIA ist auch unternehmerisch eine tolle Geschichte, wenn man sich anschaut, innerhalb wie kurzer Zeit die welche Marktposition sich erarbeitet haben.
01:38Also das ist schon atemberaubend, was da gelungen ist.
01:41Und ja auch verkörpert nichts besser diese Kursentwicklung, die unglaublich ist.
01:46Auch diese auch immer größer werdende Angst von Anlegern vor dieser KI-Blase.
01:50Jetzt, wenn man sich den Kurs von Infineon vergegenwärtigt, der eher seitwärts verläuft, sage ich jetzt mal freundlich, über die vergangenen Monate, auch Jahre.
01:59Warum profitiert NVIDIA so stark vom KI-Race und ist Infineon da nicht eingepreist oder wie ist Ihre Beschau darauf?
02:08Typischerweise ist die Aussage von Investoren immer, es ist alles eingepreist.
02:14Wir versuchen, unsere Ansätze so zu wählen, dass wir einerseits in Zeiten wie diesen auf die generelle Marktsituation natürlich reagieren.
02:24Das heißt, uns geopolitisch so aufstellen, dass wir Wachstum darstellen können, dass wir in Zukunftstechnologien investieren.
02:33Das tun wir und dass wir natürlich auf die Effizienzen setzen, die notwendig sind.
02:38So und so richten wir uns aus.
02:40Wir haben beginnend in 2018 mit einer richtig großen Investition in Österreich unsere Hightech-Produktion ja deutlich erweitert, 1,6 Milliarden.
02:52Der nächste Schritt war dann ganz wesentlich in Dresden mit einer ganz deutlichen Investition, dann auch in unserem Berg in Malaysien.
03:00Also wir investieren sehr viel, um genau diese Wachstumsperspektiven auch abzubilden.
03:05Und der Markt reagiert dann natürlich so darauf, wie man es dann eben auch sieht.
03:12Sie bekommen jetzt ein Problem mit mir sozusagen.
03:14Ich bin kein Techniker, aber technisch unglaublich interessiert.
03:17Und die 300 Millimeter Gallium-Nitrit-Power-Technologie, ich würde das gern verstehen.
03:22Ich habe soweit verstanden, dass bisher 200 Millimeter Gallium-Nitrit-Platten, Wavers, Waffeln im Prinzip übersetzt, gedruckt wurden.
03:32Das ist ja auch eine Drucktechnologie, mit der Chips hergestellt werden, soweit ich das durchblicke.
03:35Aber bevor ich mich jetzt noch weiter aufs Dünne Eis wage, erklären Sie mir doch mal, was in Villach eigentlich gemacht wird und warum ein größerer Waver, Bestandteil 2,3 Mal größer als normal, warum das die Technologie ist, für die Sie jetzt weltberühmt sind.
03:50Ja, erstens einmal herzliche Gratulation, Sie haben toll recherchiert.
03:54Zweitens, das sind natürlich die Themen, die uns total begeistern.
04:00Ich spanne den Bogen ein bisschen größer.
04:03Chips werden produziert in der Struktur aufgebracht auf Scheiben, typischerweise Silizium, das sind die Waver.
04:11Silizium ist sozusagen die Ausgangsbasis, das Material, wo Chips dann auch Halbleiter aufgebracht werden.
04:18Durch einen komplizierten Prozess von zehn verschiedenen Stationen werden hier Strukturen aufgebracht, in die Scheibe integriert und dann aufgebracht, sodass am Schluss Schaltkreise draus kommen, wo dann elektrische Energie oder Signale gesteuert werden können.
04:36Und der erste Punkt, der Durchmesser der Scheiben ist natürlich eine ganz wesentliche Rahmenbedingung für die Produktivität und damit auch die Kosten.
04:46Wir haben alle gelernt in den letzten Jahren und Jahrzehnten, Chipproduktion ist sehr anspruchsvoll, ist Hightech, aber steht auch massiv unter Kostendruck.
04:57Deswegen sind viele Anbieter in Asien zum Beispiel.
05:01Wir als Infineon produzieren in Europa, auch in Asien, aber ganz wesentlich auch in Europa.
05:07Und wir können das deswegen tun, weil wir Produktivität erschlossen haben durch Automatisierung, Digitalisierung, aber auch durch größere Scheibendurchmesser.
05:17Das heißt, die Arbeitsschritte, die auf kleineren Scheiben stattfinden, die auf größeren zu machen, damit haben sie natürlich eine bessere Produktivität und dann Effizienz.
05:27Die Chips selber, da haben Sie sich auch immer darauf bezogen, dass die im Prinzip für Laien wie mich verständlich Energiesparchips sozusagen sind.
05:37Wodurch zeichnen sich die Eigenschaften des Endprodukts dann aus?
05:41Den Strom so effizient zu schalten, dass möglichst wenig Verluste entstehen.
05:45Und damit entsteht Effizienz.
05:48Wir als Userinnen und User merken das, wenn sie ihr Handy anstecken und das Ladegerät wird warm, dann ist die Effizienz nicht sehr gut.
05:57Ja, Wärme ist immer schlecht.
05:58Ja, genau. Abwärme, genau.
06:00Und den Strom so effizient zu schalten, dass möglichst wenig Verluste sind, das ist das Potenzial der Energieeffizienz und das können wir.
06:08Das sind wir als Infineon Weltmarktführer.
06:11Und wir machen das gerade auch mit der Möglichkeit, dann in Europa weiter produzieren zu können, Arbeitsplätze schaffen zu können, das ganze Ökosystem drumherum.
06:21Dazu sind eben die Produktionstechnologien so wichtig und deswegen von kleineren Scheiben dann schlussendlich auf 300 Millimeter Durchmesser.
06:30Große Scheiben, also pragmatisch verglichen mit einer Pizza, mit einer durchschnittlichen Pizza.
06:36Ja, das ist etwa 300 Millimeter Durchmesser.
06:39So, und das Spezielle daran ist, erstens mal schließt die Produktivität, weil man die gleichen Arbeitsschritte hat und damit mehr Chips rauskriegt.
06:49Und das andere ist, der Strom geht in dem Fall durch die Scheibe vertikal durch.
06:57Okay.
06:58Normalerweise horizontal, hier vertikal, das ist eine Technologie, die haben wir sehr stark entwickelt.
07:03So, und damit je dünner die Scheibe ist, umso weniger Verluste hat man.
07:08Und diese Technologie, 300 Millimeter große Scheiben, ganz dünn zu machen, Silizium ist ein anspruchsvolles Material.
07:19Das haben wir 2012 auf den Markt gebracht.
07:22Wir sind noch immer Weltmarktführer dabei.
07:25Wir haben damals gedacht, wir haben zwei, drei Jahre Vorsprung.
07:28Sind es noch immer.
07:28Ja, China taucht da natürlich wahnsinnig an.
07:31Aber das ist eine ganz ausgewiesene, anspruchsvolle Fertigungstechnologie, Fertigungsforschung, wenn man so möchte.
07:41Und das haben wir auf Basis von Silizium gemacht.
07:44Und die Reise geht natürlich weiter.
07:46Energieeffizienz in Zeiten von Klimawandel, Klimazielen, die man erreichen möchte.
07:51Deswegen haben auch wir begonnen, vor vielen Jahren mit neuen Halbleitermaterialien zu arbeiten,
07:57Galliumnitrit und Siliziumcarbid, weil die noch bessere Schalteigenschaften haben.
08:03Und mit neuen Halbleitermaterialien dann auch noch größere Durchmesser zu schaffen
08:08und damit auch die Produktivität zu erschließen, das waren die großen Schritte, die uns letztes Jahr gelungen sind.
08:15Daher Galliumnitrit auf 300 Millimeter zu erschließen, das war eine Weltneuheit, mit der wir auf den Markt gegangen sind.
08:25Und das zweite Halbleitermaterial, das neue Siliziumcarbid, dann schon auf 200 Millimeter.
08:31Vielleicht gelingt uns 300 dann auch.
08:34Das ist uns auch letztes Jahr gelungen.
08:36Und die dritte Weltneuheit war Silizium, die traditionellen Siliziumscheiben, ganz dünn, 20 Mikrometer.
08:46Wo einfach mehr draufpasst, die Auflösung sozusagen.
08:48Ganz dünn, noch dünner und damit die Effizienz dann noch weiter schließen.
08:53Sie haben selber gesagt, dieser Vorsprung und wie lange bleibt er?
08:56Das ist ja die große Frage, wenn Sie selber damit rechnen, zwei, drei Jahre und dann hält er dann doch über ein Jahrzehnt in der Art und Weise an
09:02oder man kann die Technologie für sich benutzen.
09:04Es gibt ja einen schönen Fachbegriff weltweit, auch das Geopolitische, das Sie schon kurz ansprachen, spielt da hinein, die Chip Wars.
09:10Eine große Firma aus Taiwan, die auch in bestimmten Segmenten weltmarktführend ist.
09:17China, das versucht in diesem Bereich aufzuschließen.
09:20Amerikanische Unternehmen, die da tätig sind.
09:23Wie sehen Sie den geopolitischen Blick?
09:26Welche Auswirkungen hat das auch im Machtgefüge, das wir auf dem Planeten haben?
09:30Wir haben gelernt, dass Chips, Halbleiter, ganz wesentlich sind für das Leben, so wie wir es kennen und schätzen.
09:40In der Corona-Pandemie hat man gesehen, wie unangenehm das sein kann, wenn auf einmal Chip-Lieferungen ausfallen.
09:47Und deswegen in vielen unserer Anwendungen tagtäglich sind Chips drinnen.
09:52Die Chip-Industrie ist eine globale Industrie.
09:55Da ist jeder vom anderen ein Stück weit abhängig.
09:58Zu glauben, dass man Mikroelektronik, eine globale Industrie, nur in ein Land zurückholen kann, ist extrem teuer und extrem aufwendig.
10:10Und am Schluss, auch für uns als Endkundinnen und Endkunden, werden Produkte dann deutlich teurer.
10:17Das heißt, bei einer globalen Industrie ist jeder vom anderen ein Stück weit abhängig.
10:23Und deswegen gehöre ich immer zu denjenigen, die darauf hinweisen, wir in Österreich, in Europa müssen darauf achten, wo haben wir unsere herausragenden Stärken.
10:35Wir sind als Infineon Weltmarktführer in etlichen Bereichen hier und andere europäische Unternehmen auch.
10:43Aber jeder ist da ein Stück weit vom anderen abhängig.
10:46Am Schluss profitieren die Kundinnen und Kunden.
10:49Und in der geopolitischen Situation gibt es dann entsprechende Anpassungen.
10:55Also zum Beispiel, wir haben als Infineon ein Joint Venture gegründet, auch mit dem TSMC, den Sie angesprochen haben.
11:01Ja, das ist die Taiwanesen, ja.
11:03Für eine neue Produktionsstätte in Dresden, die wir gemeinsam mit Partnern jetzt hochziehen.
11:09Also, sodass TSMC nicht mehr nur in Taiwan ist, sondern zum Beispiel auch in Europa, ein riesiges Werk.
11:17TSMC investiert aber zum Beispiel auch in den USA.
11:20Und dieser zeitliche Vorsprung, bei dem wir ursprünglich waren, wieso ist es so schwer, eine Chip-Produktion zu kopieren?
11:27Was sind die Geheimnisse?
11:29Wieso haben die Chinesen nicht schon viermal größere Werke gebaut, die uns alle in den Schatten stellen?
11:34China ist da natürlich extrem dran.
11:37China hat massiv aufgeholt.
11:40China hat eine Zeit lang mehr Geld ausgegeben für den Import von Chips als für Öl.
11:47Also, es ist ein riesiger Anteil am Wachstum auch der chinesischen Wirtschaft gewesen.
11:53Deswegen hat China hier sehr fokussiert auch investiert.
11:56Aber Mikroelektronik ist Hightech-Industrie.
12:00Da geht es nicht nur um Patente, sondern auch um Fertigungs-Know-how.
12:06So eine Chip-Produktion ist ein hochkomplexer Prozess.
12:09Ein Chip läuft ungefähr in zwei, drei, vier Monaten durch eine Fertigung durch, hat tausende Arbeitsschritte
12:15und braucht ganz viel an spezifischem Know-how.
12:19Und die Tatsache, dass China das noch gar nicht kopieren konnte in vollem Ausmaß, zeigt, wie anspruchsvoll das ist
12:27und wie hochwertig damit das Know-how ist, das wir und das andere auch haben.
12:32Welche Rolle spielt Industrie-Spionage?
12:36Findet statt.
12:38Merkt man davon was im Alltag?
12:39Wir tun alles, um das möglichst hinanzuhalten.
12:42Also, Sie würden auch über das Mobilfunknetz am Handy nicht alle Pläne checken
12:47oder Sie hätten auch hier keinen Zugriff auf, ich weiß nicht, Geschäftsgeheimnisse?
12:50Wir haben wohl gelernt, dass wir diesbezüglich vorsichtig sein sollen.
12:54Okay.
12:55Die zweite Frage, bei der Sie vielleicht noch weniger sagen werden, ist ein Wort, zwei Worte eigentlich,
13:02die sich auch in Ihrem Bereich sehr berühmt gemacht haben.
13:06Dual-Use.
13:07Eigentlich keine Drohne, natürlich keine in der Ukraine, auch keine auf russischem Gebiet,
13:12würde fliegen ohne die von Ihnen angesprochene Halbleitertechnologie.
13:15Die Chips werden ja auch jeweils auseinandergenommen.
13:20Chips werden in Waffen verwendet.
13:21Alle Waffensysteme haben heute eine erkleckliche Anzahl von Mikrochips an Bord.
13:27Krieg kann ohne Ihre Technologie nicht mehr funktionieren.
13:31Wie militärisch ist der Bereich geworden?
13:35Ich glaube, wir haben alle in den letzten wenigen Jahren besonders gelernt,
13:40dass man sich auf Sicherheit nicht nur verlassen kann und darauf hoffen kann,
13:46dass andere sich darum kümmern, sondern dass wir da auch selber Verantwortung übernehmen müssen.
13:53Und Sicherheit muss man auch verteidigen können.
13:57Gerade in den Verhandlungen mit den USA haben wir das ja sehr deutlich gesehen.
14:02Es ist unangenehm, wenn man von anderen abhängig ist.
14:06Dann ist man auch ein Stück weit erpressbar.
14:08Und deswegen ist es auch für uns als europäisches, als globaler Konzern,
14:13aber als europäisches Halbleiterunternehmen, Headquarter im Konzern in München.
14:19Historisch gesehen abgespaltet von Siemens in Urzeiten sozusagen.
14:23Von Siemens, ja, vor 25 Jahren.
14:25Aber auch weltweit Investoren, Blackrock darunter etc.
14:28Ja, DAX gelistet.
14:30Aber wir müssen in der Lage sein, unsere Sicherheit zu verteidigen.
14:35Das ist ein Wert.
14:38Und deswegen gilt es auch, Technologien dafür zur Verfügung zu stellen
14:42und vertrauenswürdige Technologien gerade auch für uns in Europa dafür zur Verfügung zu stellen.
14:48Auf der anderen Seite, und das ist auch ein Statement, das hören Sie von uns als Konzern,
14:54der Verteidigungssektor ist jetzt wirtschaftlich nicht so groß,
14:58als dass das jetzt ein großer wirtschaftlicher Andrang wäre, hier reinzugehen.
15:04Ich glaube, es geht eher auch darum, dass wir auch eine gesellschaftliche Verantwortung haben,
15:11unsere Sicherheit nicht als gegeben zu sehen, uns darauf zu verlassen,
15:16dass uns andere verteidigen und selber dazu beitragen, dass wir unsere Sicherheit auch verteidigen können.
15:23Interessanter Gedanke.
15:24Wenn wir jetzt die letzten Monate uns vor Augen führen,
15:27viele ihrer Kolleginnen und Kollegen, oft Kollegen, mussten im Weißen Haus präsentieren,
15:33wie großartig die Wirtschaftsbeziehungen sind.
15:35Zuletzt war im Herbst eine Schweizer Delegation dort, um diese hohen Zölle nach unten zu bringen.
15:41Und ja, offensichtlich wurde ja auch eine goldene Rolex-Uhr auf den Tisch gestellt,
15:45um den Präsidenten zu besänftigen.
15:47Ich weiß jetzt nicht, ob Sie goldene Mikrochips mitbringen müssten,
15:50aber wenn Sie dem US-Präsidenten Trump die Geschichte erzählen,
15:53dass es eigentlich sinnlos ist zu glauben, die Produktion ins eigene Land zurückholen zu können,
15:58ich vermute, er wird die Geschichte nicht mögen.
16:01Ist diese Idee der Abkapselung und auch dieses Made in America,
16:07das Sie ja dann eigentlich auf diesem goldenen Mikrochip groß aufdrucken müssten,
16:11sonst würde das auch nicht ernst nehmen, geht sowas gar nicht mehr?
16:13Ist die Globalisierung, auch diese Abhängigkeit von unterschiedlichen Ländern,
16:18eh gar nicht reversibel?
16:21Kompetenzen gerade in der Mikroelektronik sind global verteilt.
16:25Also gerade wenn man sich anschaut, ein TSMC, über den haben wir gesprochen,
16:30der hat große Fertigungshallen, wo er hochprofessionell automatisiert zu Kosten produzieren kann,
16:39die sind unschlagbar.
16:42Und am Schluss steht immer ein Produkt für Kundinnen und Kunden.
16:45Und ohne Maschinen aus den Niederlanden?
16:47ASML, ja, zum Beispiel.
16:50Ja, absolut, absolut.
16:51Also daher, ich bleibe schon dabei, das ist eine global vernetzte Industrie.
16:57Ich glaube, wir müssen als Europa unsere Hausaufgaben tun.
17:01Also wenn zum Beispiel ein ASML wie vor ein paar Jahren diskutiert wird, dass er verkauft wird
17:09und dann gibt es nur einen Einspruch aus Amerika, dann sollte uns das nachdenklich machen.
17:18Also wir in Europa sind ein hochattraktiver und mächtiger Markt.
17:25Wir sind 500 Millionen Leute.
17:27Wir sind ein wertiger Markt.
17:31Wir sind getrieben durch Innovation.
17:34Und wir müssen viel stärker hier in Europa Dimension denken als Klein-Klein
17:40und dieses Gewicht auch in dem globalen Diskurs auf die Waage bringen.
17:46Das heißt, unsere Stärken technologisch als Markt
17:50und mit intelligenten Marktdynamiken und Geschäftsmodellen.
17:53Nach Konjunktiven, die man oft ausspricht, die auch Leitartikler, Leitartiklerinnen oft schreiben,
18:01man müsste, wir sollten in Europa, dann wird auf Airbus verwiesen,
18:05das Industrielle, der Großerfolg aus der Vorzeit sozusagen, von dem heute sehr viele profitieren.
18:14Was tut Europa tatsächlich in ihrem Bereich und ergibt sich in dem von Ihnen beschriebenen Problemfeld
18:20auch eine Veränderung, dass Europa sich der Stärke bewusst wird, sie vielleicht auch ausspielt
18:24oder sind wir unter den noch 27 so zerklüftet?
18:29Ich glaube, gerade jetzt erkennt man auch wieder stärker,
18:35wie wichtig und wie groß und wie mächtig Europa als Region sein kann.
18:41Es ist eine Balance zwischen nationalen Interessen und großeuropäisch Denken.
18:46Und in dieser Balance, in dem Diskurs sind wir seit vielen Jahren.
18:50Und Entwicklungen, wie wir sie jetzt von außen sehen, viele reden von einem Weckruf,
18:59führen dazu, dass wir stärker europäisch uns ausrichten.
19:03Das heißt, in meiner Branche und vor vielen Jahren hat man begonnen, einen Chips-Act aufzulegen.
19:09So wie viele Regionen, also die Schlüsseltechnologie Mikroelektronik,
19:14die das Rückgrat für so viele Anwendungen ist,
19:17besonders in den Fokus zu nehmen und sicherzustellen,
19:20dass wir hier in Europa eine Rolle spielen.
19:22Den Chips-Act gibt es, das war ein guter erster Schritt.
19:25Der muss natürlich weiterentwickelt werden, aber gut, dass es aufgesetzt worden ist.
19:31Eine Industriestrategie, auch auf europäischer Ebene,
19:34dass man stärker überlegt, wo, in welchen Bereichen haben wir unsere Stärken,
19:38können wir die einbringen.
19:40Vieles von diesen Überlegungen ist sehr gut zusammengefasst
19:45in ganz aktuellen Berichten von vor rund einem Jahr,
19:49der Letter-Report, der Tragi-Report.
19:52Das sind Meilensteine, die ich sehr begrüßt habe.
19:56Und wo jetzt daran gearbeitet wird
19:59und wo wir auch als Industrievertretungen bei jeder Gelegenheit darauf hinweisen,
20:05die müssen mit sehr viel Fokus umgesetzt werden.
20:09Weil da sind die richtigen Weichenstellungen drinnen.
20:13Ganz viele Neuigkeiten sind da auch nicht drinnen.
20:15Aber zumindest war es mal schwarz auf weiß.
20:17Das war für viele therapeutisch gut.
20:19Ja, genau.
20:20Und anhand von dem, das sind eigentlich Anleitungen,
20:23wie man vorgehen kann und auch vorgehen muss.
20:26Und nicht müsste.
20:27Ich habe im Herbst bei einer Veranstaltung hier in Wien,
20:31das war das Börsejubiläum von A1,
20:33den Herrn Platter, CEO von der Gruppe,
20:37sagen gehört, dass er stolz darauf ist,
20:38dass keine amerikanischen Bauteile in den Netzen sind.
20:42Und damit schneidet er ein Thema anders für die ÖBAG-Beteiligung.
20:46Sie sind im ÖBAG-Aufsichtsrat.
20:47Ich werde Sie nicht mit Details konfrontieren.
20:49Nur ganz grundsätzlich als Einführung dazu,
20:52diese Unabhängigkeit von Amerika.
20:53Es wäre vor einigen Jahren unvorstellbar gewesen,
20:55als Marketing-Argument zu sagen,
20:57es sind keine amerikanischen Bauteile bei uns drin.
20:59So etwas hätte man mit China erwartet.
21:01Aber durch den Cloud-Act ist das für viele Unternehmerinnen
21:03und Unternehmer ein großes Thema.
21:05Und worauf will ich hinaus?
21:07Dieses Stichwort der digitalen Souveränität,
21:10ist mit dem, was Sie vorher sagten,
21:14eine digitale Souveränität,
21:15auch für ein Land wie Österreich, überhaupt möglich?
21:18Oder ist das mehr eine Wunschvorstellung?
21:19Wenn Cloudflare ausfällt, wenn ein Rechenzentrum ausfällt,
21:22dann steht mehr als nur Österreich.
21:24Und wir haben ja damit eigentlich dann nichts zu tun.
21:26Wie ist diese digitale Souveränität,
21:28damit komme ich zum Punkt, überhaupt umsetzbar?
21:32Erster Punkt ist, sie ist wichtig.
21:34Zweiter Punkt ist, Gott sei Dank gibt es jetzt dazu Diskussionen.
21:38Es war jetzt in Berlin vor zwei Tagen,
21:41ja auch ein ganz wesentlicher Gipfel dazu.
21:43Drittens, wir müssen alles durchschauen und sehr strategisch drauf schauen,
21:48wo geht es um unsere Souveränität und müssen wir diese absichern
21:53und wieder in dem globalen Wettbewerb und in der globalen Gemengenlage ins Treffen führen.
22:01Also allein die Diskussion dazu ist extrem wichtig
22:04und ich erwarte hier auch sehr zügig Schritte.
22:08Und ein Punkt, den wir auf unserer Seite jedenfalls haben, ist Daten.
22:14Wir sind ja ein Kontinent, wo wir relativ viele Daten haben.
22:18Also die Digitalisierung lebt ja davon, dass man die Daten hat.
22:23Und da haben wir durch viele der Strukturen, die wir in Europa haben,
22:27ja den Zugang zu den Daten.
22:28So, die Daten sollten sich halt dann nicht in den Clouds von anderen Ländern wiederfinden.
22:35Ja, da müssen wir selber Zugriff darauf haben.
22:39Das ist mittlerweile ein massives Sicherheitsthema
22:41und es ist ein Souveränitätsthema damit.
22:44Und auf der anderen Seite, es entwickelt sich auch die Technologie weiter.
22:48Cloud ist das eine, aber eine ganz wesentliche,
22:52als Technologiebegeisterter sage ich das jetzt für Sie auch.
22:55Also eine wesentliche Entwicklung ist ja auch die Technologie an der sogenannten Edge.
23:02Das heißt, an dem Gerät, an der Stelle, wo die Daten auch entstehen,
23:07dass nicht alles nur in die Cloud geht,
23:09sondern weil die Datenmengen einfach auch viel zu groß werden.
23:13Man kommt drauf, allein das Handling der großen Datenmengen ist extrem aufwendig.
23:19Aber wenn wir bei diesem genau Punkt, Entschuldigung, wenn ich Sie da unterbreche,
23:22aber wenn wir genau bei diesem Punkt bleiben, früher war es so,
23:26eine Betriebsanleitung für einen Fernseher oder eine Kaffeemaschine oder irgendwas
23:30wurde gedruckt oder wurde mitgegeben, vielleicht zeitweise auf einer CD-ROM, wer weiß,
23:35aber wurde einmal für viele zum Lesen verbreitet.
23:39Heute fragen wir, wenn man das Fahrrad reparieren und die Kette rausspringt,
23:42wie man die Kette wieder reinbringt.
23:44Und in diesem Moment wird von einem Sprachmodell etwas generiert,
23:48was schon hundert andere Leute in derselben Minute weltweit wahrscheinlich auch gefragt haben.
23:52Aber es wird speziell für mich in diesem Moment in einer 1-zu-1-Beziehung zusammengebaut.
23:57Geht sich das überhaupt aus, wie auch derzeit Rechenzentren neu eröffnet werden,
24:03die ganze Rechenkraft, die dafür verwendet wird?
24:07Wenn jeder Chat-GPT fragt, wo er seinen Nachbarn als nächstes fragen soll,
24:12wenn man sich das in einem Mengengerüst hochrechnet,
24:14– ich meine, das würde zu formidablen Umsätzen führen, nehme ich an –
24:17aber geht sich das überhaupt aus?
24:19Geht es sich aus, in welcher Hinsicht?
24:21Naja, in Sachen Ressourcenverbrauch, in Sachen dessen,
24:24was Ihrer Ansicht nach unsere Menschheit bereit ist, dazu zu investieren.
24:30Und wie lang geht sich das mit der vorhandenen Infrastruktur aus?
24:33Genau. Und da schließt sich in gewisser Weise der Kreis ja auch sehr schön,
24:37weil wir haben bei den Energiesparchips begonnen.
24:40Da genau wiederum ist das ein ganz wesentlicher Punkt.
24:43Ich glaube nicht, dass man das Verhalten der Menschen so vordefinieren könnte,
24:51dass sie jemandem verbieten, bei so einer Frage dann Chat-GPT zu fragen.
24:56Das wäre früher ein EU-Zugang gewesen.
24:58Ja, aber das funktioniert nicht.
25:00Also die Usability steht meines Erachtens immer im Vordergrund.
25:04Menschen tun das, wovon sie einen Nutzen haben und was bequem zu nutzen ist.
25:09Und die Aufgabe ist es, die Effizienz dahinter zu schaffen.
25:12Genau. Und die technologische Aufgabe ist es, das so zu machen,
25:17dass es mit mehr Nachhaltigkeit stattfinden kann.
25:21Aber sozusagen die Usability von Menschen können wir nur sehr eingeschränkt beeinflussen.
25:29Wer hätte früher, 2007, das Handy, wer hätte gedacht, dass das heute,
25:35ich meine, Telefonieren am Handy ist das, was man kaum macht.
25:38Man macht alles andere damit.
25:40Das hätte sich vorher keiner vorstellen können.
25:43Und trotzdem ist es so.
25:44Das heißt, wir werden Leuten nicht verbieten können,
25:46Google zu nutzen oder Chat-GPT oder irgendetwas.
25:49Aber deswegen, das ist das, was mich an den Themen so begeistert,
25:54mit Technologie Kommunikation ermöglichen.
25:59Austausch zu ermöglichen, Interaktionen zu ermöglichen.
26:04Vieles von dem, was stattfindet, ist Austausch, Kommunikation, Interaktion.
26:09Und da ist einerseits die Energieeffizienz, das ist unser Thema,
26:13aber da sind dann noch andere Entwicklungen, wie ich sie zuerst angesprochen habe,
26:17eben Edge Computing.
26:18Da sieht man, wie viel technologisch möglich ist.
26:22Sehr häufig haben wir halt ein sehr eingeschränktes Vorstellungsvermögen,
26:27was die Technologie alles kann.
26:30Und dafür plädiere ich immer so sehr.
26:34Und dafür steht für mich auch Begeisterung für Technologie.
26:39Technologie kann uns ganz viele Dinge erschließen.
26:41Wie gesagt, das Handy ist so ein Beispiel.
26:44Das hätte sich keiner von uns jemals vorgestellt.
26:46Das, was sich Menschen vorstellen können, und wir sagen das gerne dazu,
26:51der 20. November heute, an dem wir das aufzeichnen als Referenz,
26:55also zum Beispiel zur Tagung in Berlin.
26:57Aber ich habe jetzt einen kleinen Vervollständigungstext für Sie.
27:00Der Weltraum. Unendliche Weiten.
27:03Wir schreiben das Jahr 2200.
27:05Die sind, wie geht es weiter?
27:09So ist das.
27:09Die sind die Abenteuer des Raumschiffs Enterprise.
27:13Sie sind ein Trekkie.
27:14Ja, voll.
27:15Aber warum?
27:17Ja, warum nicht?
27:18Wie hat sich das entwickelt?
27:20Ja, also ich finde es genial, wie man mit solchen Serien,
27:27wie es gelohnt ist.
27:27Also ich bin ein Beispiel dafür.
27:29Die Raumschiff Enterprise zu sehen,
27:33zu sehen, wie die da tun,
27:36wie die als Team zusammenarbeiten,
27:38neue Welten entdecken.
27:42Welche Devices die gehabt hatten?
27:44Der Kommunikator, ja, oder der Pille mit seinen verschiedenen Tools.
27:53Also ich finde es genial, wie man damals den Weltraum so nahbar gemacht hat,
28:00dass es Leute begeistert hat, dass es ein Stück weit greifbar geworden ist und es ist natürlich voll die Begeisterung für Naturwissenschaft und Technik.
28:10andere Planeten und dass jemand in der Lage war, sich solche Geschichten auszudenken, das ist das eine, aber dann die so weit durchgedacht hat,
28:22dass er so weit ins Detail gegangen ist.
28:25Sie kennen eine meiner Lieblingsgeschichten daraus.
28:28Warum hat der Spock grünes Blut?
28:31Das weiß ich nicht.
28:34Ja, weil er im Hämoglobin nicht Eisen hat, sondern Kupfer.
28:37Kupfer, okay.
28:38Ich meine, sowas muss man sich ausdenken.
28:40Ich hätte jetzt eher an die iPads gedacht, die der schon in der Hand hat.
28:43Also da ist ja alles drin, wenn man sich das ansieht.
28:45Ja, ja, alles, alles, alles.
28:46Und der Kommunikator ist eigentlich unser Smartphone von heute.
28:49Aber das heißt auch das denkbare Sprengen, nicht in dem Denken, was wir kennen, sondern...
28:53Genau, genau.
28:54Wie gelingt uns das im Alltag?
28:56Ich meine, im konkreten Fall ist das Fiction, Non-Fiction, würde man im Entertainment-Bereich sagen.
29:01Fiction, in dem Sinne, man erfindet was, sind Kreative, die daran arbeiten, sich eine neue Welt vorzustellen.
29:07Aber für eine Besprechung bei Infineon wird man sich ja nicht zwar Künstler einladen und fragen, was könntet ihr mit den Chips tun?
29:13Brauchen wir aber auch nicht.
29:14Wie funktioniert das, außerhalb der Box zu denken in ihrem Alltag?
29:19Naja, Innovation entsteht meistens an den Schnittstellen von Disziplinen.
29:23Das ist sehr spannend.
29:25Man braucht natürlich das tiefe technische Wissen, aber auf der anderen Seite auch die Offenheit, um über den Tellerrand, den berühmten Tellerrand hinauszuschauen.
29:33Mit anderen Disziplinen, andere Bildungsherkünfte zum Beispiel auch.
29:39Also Schlagwort Diversität in unterschiedlicher Art.
29:42Disziplinen, wir haben Leute aus 80 verschiedenen Ländern.
29:47Da kommt ganz schön viel Diversität rein.
29:50Also auch alles, was Sie in Vildag tun, ist Konzernsprache Englisch?
29:53Ja, ja, ja, ja, Englisch, Deutsch.
29:57Dieses Aufweiten von Welten und natürlich auch die Faszination Weltraum.
30:02Was hat Österreich für Chancen im Weltraum und welche nutzen wir heute schon?
30:07Absatz davon, dass auch der ESA-Direktor Österreicher ist natürlich mit dem Josef Aschbacher.
30:12Aber welche Chancen hat Österreich im Weltraum und gab es noch was zu holen für uns?
30:16Naja, wir haben zuerst über die strategische Autonomie gesprochen, Souveränität.
30:22Wir haben gemerkt, wie unangenehm das gewesen ist.
30:26Starlink, wenn es einfach ausgeschalten wird.
30:29Also der Weltraum spielt da auch eine Rolle bei unserer Erwartung an Sicherheit.
30:34Und die österreichische Weltraumindustrie, das ist hoch faszinierend.
30:38Und wir haben rund 150 Unternehmen, die in der österreichischen Weltraumindustrie tätig sind.
30:45AustroSpace ist der Dachverband, Vereinigung dazu.
30:50Und man sieht das bei Projekten, die bei der European Space Agency, der Weltraumagentur, auch eingereicht werden.
30:56Da sind höchst unterschiedliche Unternehmen aktiv.
31:00Wir sind jetzt jüngst auch beigetreten, weil das einfach strategisch so ein wichtiger Bereich ist.
31:05Und man sieht, viele Technologien werden häufig in Weltraumanwendungen entwickelt,
31:10weil das einfach sehr anspruchsvolle Rahmenbedingungen und Bedingungen sind
31:14und finden dann häufig ihren Weg auch in tagtägliche Anwendungen.
31:18Wo fliegen Chips aus Villach heute schon im Weltraum umeinander oder wo fliegen sie mit?
31:25Ja, wir sind bei vielen Weltraumprojekten dabei.
31:29Jüngst auch mit einem neuen Halblättermaterial, dem Siliziumcarbid,
31:35um das eben genau zu entwickeln unter den anspruchsvollen Strahlungsbedingungen zum Beispiel
31:41und damit das auszutesten, sowohl für Anwendungen im Weltraum, aber dann eben für uns auch auf der Erde.
31:48Also ob das sensorig ist, strahlungsresistente Sensoren zum Beispiel ist so ein Thema,
31:53aber eben auch wirklich neue Halblättermaterialien.
31:56Wir haben diese geopolitische Frage natürlich auch wieder in diesem Sektor,
32:00auch wie militärisch die Raumfahrt immer war vielleicht und vielleicht auch in der Wahrnehmung
32:05jetzt wieder geworden ist, auch mit Kommunikationstechnologie, die unverzichtbar ist.
32:09Ist die NASA noch ein verlässlicher Partner für Weltraumforschung, für Weltraumprojekte
32:14oder ist auch hier eine europäische Neubesinnung notwendig?
32:18Ich möchte es so beantworten. Josef Aschbacher als Direktor der ESA hat im Mai anlässlich des ESA-Jubiläums
32:27auch davon berichtet, dass durch Budgetkürzungen bei der NASA sehr viel Interesse an den Aktivitäten der ESA
32:37jetzt auch weltweit wahrgenommen wird von durchaus Regionen und Ländern außerhalb Europas
32:44und ich betrachte das als große Chance.
32:47Also wenn die Inder sich mehr dafür interessieren?
32:50Indien ist da zum Beispiel genannt, ja.
32:52Genau.
32:53Wir sind ja neuerdings seit dieser Staffel auch mit einem Videopodcast sozusagen
32:59und da kann man ja auch ansprechen für alle, die sich das im Video ansehen wollen,
33:04dass sie zwei Chips mitgebracht haben und mehrere wahrscheinlich noch in der Tasche haben.
33:08Was sind konkrete Produkte hier auf dem Boden, nicht im Weltraum, wo wir Infineon-Chips finden?
33:16Eine Karte, einen Chip, den ich mitgebracht habe. Das ist ein kleines Silizium-Mikrofon.
33:23Das im Checkkartenformat hier aufgebracht ist, aber eigentlich nur einen kleinen Bruchteil der Checkkarte ausmacht.
33:30Das ist ein kleiner Bruchteil, also ich würde sagen so eineinhalb Millimeter mal eineinhalb Millimeter groß.
33:36Das ist ein Silizium-Mikrofon. Davon finden sich im Smartphone mehrere davon.
33:41Die bestehen aus einer ganz dünnen Membran und durch den Schall bewegen sich die
33:45und damit können die fungieren als Mikrofon in einem Handy.
33:49Und im Smartphone haben wir da so hohe Qualitäten erreicht, dass man eben sprichwörtlich bei einem Konzert
33:57oder in einem lauten Umfeld sein kann und trotzdem telefonieren kann.
34:01Hat diese Smartphone-Technologie, und Sie haben jetzt hier gerade über 2007 geredet,
34:05als hätte Steve Jobs das Telefon erfunden, aber er hat natürlich das iPhone dort präsentiert
34:09und damit neu definiert, wie wir über diese Geräte in der Gartung denken,
34:13hat diese Mini-Verkleinerung, ich flüchte mich darin, hat die eigentlich auch in den vergangenen zehn Jahren
34:21und 15 Jahren Skills hervorgebracht und Fähigkeiten hervorgebracht,
34:25die mit diesen immer kleiner werdenden Bauteilen uns ganz neue Sachen ermöglichen,
34:29weil dass ein Mikrofon so klein ist, das hätte noch vor einigen Jahren niemand gedacht, dass das möglich ist.
34:33Absolut. Naja, und Anwendungen da zum Beispiel, wir arbeiten da in Forschungsprojekten,
34:38auch im Bereich der Medizin, beim Monitoring zum Beispiel von Lungenerkrankungen.
34:43Weil so ein Mikrofon eben so klein ist, dass man das auch so gut miniaturisieren kann,
34:49sodass es eben bei heiklen medizinischen Anwendungen möglich ist, die Funktionalität dann auch zu nutzen.
34:56Und das bringt gerade in der Medizin auch viele Vorteile, weil man damit eben viel genauer messen kann und monitoren kann.
35:03Den zweiten Chip, den möchte ich aber trotzdem auch noch erwähnen.
35:06Wir haben schon kurz darüber gesprochen, wir sagen eben Energiespar-Chips,
35:12weil sie eben in der Lage sind mit der Effizienz, die Effizienz in der Stromschaltung so zu erhöhen,
35:19dass man einfach signifikant Energie sparen kann und damit CO2 reduzieren kann.
35:26Ich gebe Ihnen ein Beispiel.
35:27Wir haben letztes Jahr bei uns, bei Infineon Österreich, knapp neuneinhalb Milliarden Chips produziert.
35:35Die sind in der Lage, zehn Millionen Tonnen CO2 einzusparen.
35:41Zehn Millionen Tonnen CO2 sind ungefähr 15 Prozent der jährlichen österreichweiten CO2-Emissionen.
35:50Also enorm viel.
35:52Und auch da wieder dieser Punkt Technologie, wenn es darum geht, die Klimaziele zu erreichen.
35:58Ja, da ist viel Aufwand notwendig, aber Technologie kann da ganz viel Beitrag leisten, unideologisch.
36:07Und an unseren Produkten sieht man das.
36:09Wir haben jetzt, bevor wir in unseren letzten Teil kommen, weil das Gespräch vergeht heute, die Zeit vergeht wie im Flug,
36:15aber dazwischen haben wir uns immer einen gleichbleibenden Fragebogen überlegt, sozusagen Schnellfeuerfragen.
36:21Die Bitte wäre möglichst kurz zu antworten.
36:23Es muss nicht ein Wort sein.
36:24Es können auch 3,7 sein, aber eine kurze Antwort wäre gut.
36:28Und die sind zwölf Fragen.
36:29Ich würde beginnen mit Viertagewoche oder Siebentagewoche.
36:33Ich glaube, es wird irgendwo in der Mitte sein.
36:40Sport vor oder nach der Arbeit?
36:42Definitiv vorher.
36:43Führen Sie Ihren Terminkalender selbst?
36:46Nicht komplett, aber weitgehend.
36:50Auf welche Eigenschaften achten Sie bei Bewerberinnen und Bewerbern?
36:55Natürlich die fachliche Expertise, aber schon auch die breitere Persönlichkeit.
37:02Gibt es eine gute Art zu kündigen?
37:06Selber oder als Unternehmen?
37:08Sie können das auslegen, wie Sie wollen.
37:09Ich habe schon alles erlebt hier.
37:12Naja, jedenfalls.
37:14Also ich finde, das muss immer getragen sein von Wertschätzung.
37:17Und so ist es ja häufig auch in Situationen.
37:21Bei Unternehmensgegebenheiten entwickeln sich weiter.
37:27persönliche, ich habe häufig auch, ich habe auch verschiedene berufliche Stationen gehabt.
37:35Ja, die Reise geht weiter und daher Wertschätzung ist das zentrale Element.
37:39Was ist Ihr wichtigster Soft-Skill?
37:44Aha.
37:45Hartnäckigkeit.
37:47Und Visionärdenken wahrscheinlich.
37:49Ausgezeichnet.
37:49Welches Networking-Event ist das Wichtigste?
37:53Ich finde Networking in Summe spannend.
37:56Ich mache es gern.
37:58Und ich treffe gern Leute.
38:00Ich habe nicht ein spezifisches Event.
38:02Office, Homeoffice oder Hybrid?
38:07Am liebsten Office oder Homeoffice.
38:10Hybrid, wenn es sein muss.
38:12Und jetzt habe ich natürlich schon einen Favorite, den ich als Antwort vorhersage.
38:16Welche Eigenschaft hat Sie an die Spitze gebracht?
38:22Also neben der Hartnäckigkeit, frage ich da.
38:25Ich glaube, es ist die Begeisterung immer für die Sache und die Begeisterung dafür, Dinge mit Leuten zu entwickeln.
38:37Hat es das jetzt getroffen?
38:39Ich hätte die Hartnäckigkeit, allein aufgrund der Häufigkeit, weil Sie es vorher gesagt haben.
38:44Von daher, es ist nicht immer die Häufigkeit und Überraschung ist gut.
38:47Vielleicht werden wir auch überrascht.
38:49Hier gibt es so etwas wie eine Work-Life-Balance?
38:51Ich kann mit dem Begriff nichts anfangen, weil ich finde den Begriff sogar irritierend,
39:00weil meine Arbeitszeit ist auch meine Lebenszeit.
39:05Ich unterscheide mein Leben nicht in Arbeiten und in Leben.
39:10Ich lebe in der Arbeit.
39:13Und das finde ich echt gut.
39:16Was ist für Sie ein gutes Unternehmen?
39:21Eines, das ein klares Zielbild hat, das engagiert auf dieses Zielbild mit Redlichkeit hinarbeitet
39:32und das sich dessen bewusst ist, dass ein Unternehmen getragen ist von den Leuten, die es gestalten.
39:43Und zum Abschluss Ihr Tipp an junge Menschen, die so erfolgreich wie Sie werden wollen.
39:47Die eigenen Talente suchen und immer der eigenen Begeisterung folgen und echt auf Exzellenz ausgerichtet sein.
39:58Vielleicht noch zur Abrundung und um Sie als Gesamtperson zu verstehen, etwas ins Persönliche oder in die Herleitung, woher Sie kommen
40:06und wie Sie hierher gekommen sind an diesem Zeitpunkt auch in Ihrer Karriere.
40:11Geboren ja in Niederbayern, in Salzburg aufgewachsen.
40:15Wenn Sie heute auf Ihre Kindheit zurückblicken, waren da Spuren dabei, die Sie für die Technologie begeistert haben?
40:21Was haben Ihre Eltern getan und wie war das damals?
40:25Ja, sicher. Also erstens einmal mit meinen Eltern, weil wir darüber gesprochen haben, Raumschiff Enterprise haben wir zusammengeschaut.
40:35Das hat uns alle begeistert.
40:37Aber dann auch vieles im ganz täglichen, wenn es galt, irgendwas zu reparieren, irgendwo Hand anzulegen oder so.
40:44Also das habe ich immer gern gemacht und meine Eltern, vor allem mein Vater, der war da schon sehr dabei.
40:53Ob wir damals Reifen gewechselt haben, ob irgendwas sonst zu machen war.
40:57Ja, das war lustig.
40:59Wieso ist das nach wie vor so ein Thema, dass es auch was Außergewöhnliches ist, wenn eine Frau nicht nur CEO ist,
41:05sondern auch in einem Hochtechnologiebereich so realisiert, wie Sie das taten?
41:09Oder auch junge Frauen sich heute noch für Technologiethemen aktiv entscheiden und man das auch fördern muss.
41:15Wieso ist das nach wie vor so ein gefühltes Thema?
41:21Also erstens einmal möchte ich Sie einladen, diese Frage auch Männern zu stellen.
41:25Ja.
41:27Zweitens, also ich persönlich leite es für mich so her, wenn Sie auf Kinder schauen,
41:35Buben und Mädels, die sind begeistert für die Natur, für alles, was um sie herum stattfindet.
41:43Und auf einmal in der Schule ist das weniger.
41:47Also woran liegt das?
41:49So, wir haben bei uns, bei Infineon, eine Kindertagesstätte mit einem Schwerpunkt auf Naturwissenschaften und Technik.
41:56Nicht, weil wir die schon gleich für Infineon heranziehen wollen,
41:59sondern einfach, weil das eigentlich so ein intrinsisches Interesse ist.
42:04Wir haben ein Science Minislab, da sind die Mädels und die Buben mit leuchtenden Augen und beschäftigen sich dort.
42:11Also ich glaube, es muss darum gehen, die Begeisterung für das Umfeld, für die Natur und mit Technik zu gestalten,
42:23die Begeisterung nicht zu irritieren und zu untergraben.
42:27Und ich glaube auch, wir brauchen neue Ansätze, gerade in der Bildung, um das auch zu tun.
42:35Meistens sieht man, und viele Studien zeigen das, wenn man aus der Anwendung heraus Technik vermittelt oder Naturwissenschaften,
42:43wenn man weiß, wozu, dann ist natürlich die Aufmerksamkeit und die Begeisterung eine ganz andere.
42:50Und Digitalisierung bietet natürlich auch tolle Möglichkeiten.
42:54Ja, vor allem gibt es auch, also als Vater von drei Töchtern kann ich berichten,
42:57zu sehen, wie sechs, siebenjährige mit Scratch Junior programmieren können.
43:01Aber dann dauert es wieder bis zum Gymnasium, bis das irgendwo im Schulalltag aufschlägt.
43:04Das muss ich auch sagen.
43:06Ja, also ich glaube, wir denken in der Bildung noch viel zu wenig innovativ.
43:11Überall ist Innovation so ein Thema, aber Innovation in der Bildung, ich weiß schon, da gibt es vieles.
43:17Aber so in der Breite, glaube ich, sind wir da noch nicht offensiv genug, um neue Ansätze auch in die Breite zu bringen.
43:27Und wir als Unternehmen und viele Unternehmen sind da höchst aktiv.
43:30Wir haben in den letzten Jahren mit über 100.000 jungen Leuten Kontakt gehabt, wo wir verschiedene Formate ausprobieren,
43:37wo wir Smart Learning Klassen zum Beispiel in den Schulen auch aufgesetzt haben,
43:43wo wir mit Formaten spielen, experimentieren.
43:47Am Schluss geht es immer um die Neugierde und um die Begeisterung, um das Brennen für eine Sache.
43:53Und das kommt halt häufig, wenn man weiß, wozu man etwas lernt.
43:57Der Sinn oder der Purpose, wie man heute so neuerhaft sagt.
44:02Ihre Mutter war Kärntnerin, der Papa, also Tätendeutscher.
44:06Sie sind aber dem Bundesland jetzt sozusagen Ihrer Mutter, in dem Sie ja nicht aufgewachsen sind.
44:10Aber Sie sind ja jetzt Kärnten sehr, sehr treu geblieben insofern oder zu ihren Wurzeln zurückgekehrt.
44:14Wie kann man denn da überhaupt sagen, was ist das für eine Beziehung zu Kärnten?
44:18Es ist wunderschön.
44:21Also ich tue das gar nicht so kompliziert irgendwie herleiten.
44:25Ich habe natürlich Verwandte dort und ich freue mich, dass wir jetzt mehr Gelegenheiten haben, uns zu sehen.
44:31Aber ich glaube, in Österreich in Summe, auch gerade wenn wir viel auch über schwierige Themen und ernste Themen gesprochen haben,
44:40Österreich ist einfach wahnsinnig schön.
44:43Und Kärnten ist toll.
44:45Und ich bin aber auch immer gern in Wien.
44:47Und Salzburg ist, also wir haben ein tolles Land.
44:54Und wenn wir auf Ihre Karriere noch zurückblicken, die Sie ja auch teilweise in Österreich insofern abgespielt haben,
44:58dass Sie nach Wien gegangen sind, studiert haben an der BOKU, Lebensmittel- und Biotechnologie.
45:02Wie ging es dann eigentlich über die Stationen ja dann auch Amerika weiter in Richtung Forschungsförderungsgesellschaft?
45:11Sie sind ja eigentlich in diesen Ermöglicher-Bereich sehr schnell gekommen,
45:14anderen die Möglichkeit zu geben, sich auch zu entwickeln.
45:17Oder interpretiere ich das falsch?
45:19Das ist eine perfekte Interpretation.
45:21Aber ich habe Lebensmittel- und Biotechnologie studiert,
45:25weil das damals auch die Zeit gewesen ist, wo also die ökologische, die Gründung der Grünen,
45:33die ökologische Bewegung, Heimburg war 1984.
45:38Ich habe 1984 zu studieren begonnen.
45:40Also ich komme schon aus der Zeit an der Universität des Lebens,
45:45so wie sich die BOKU gerne nennt, wo die BOKU sehr vieles integriert hat.
45:50Ich habe Naturwissenschaften, Technik, gesellschaftliche Orientierung, Purpose.
45:57Und ich war aber dann lange Zeit in der Biotech-Forschung,
46:02in einem internationalen Pharma- und Biotech-Unternehmen in der Forschung.
46:06Und das ist auch meine Passion, mich interessiert das sehr.
46:10Dann ist Österreich der EU beigetreten.
46:12Und damals galt es dann eben auch in dem großen europäischen Forschungsraum
46:17ein gemeinsames Europa der Forschung.
46:19hier mitzugestalten.
46:21Und das war für mich eine markante Entscheidung,
46:24nach Studium, nach Doktorat, nach der Zeit danach,
46:29nach echter wissenschaftlicher Arbeit,
46:31dann eben auch diesen Schritt zu machen,
46:34in diesen Ermöglicher-Bereich, so wie Sie es genannt haben,
46:37aber an diesem gemeinsamen Europa der Forschung mitzuarbeiten.
46:40Und das hat mich unendlich begeistert, tut es heute noch.
46:44Und dann mit verschiedenen Stationen, auch aus diesem Kontext,
46:47in den USA bei wesentlichen Forschungsagenturen auch mitzuarbeiten.
46:52Ich habe einen Fulbright-Wissenschaftsaufenthalt gemacht in den USA,
46:57was extrem spannend war.
46:59Ja, und dann irgendwann bin ich von Infineon kontaktiert worden.
47:03Und da ist es um Sie geschehen.
47:06Wie kriegt man eigentlich so einen Vorstandsjob?
47:07Wie wird man von Infineon kontaktiert?
47:09Sind das Headhunter, die sich da melden?
47:11In dem Fall habe ich meine Vorgängerin kennengelernt,
47:13in einem Beratungsgremium in der Steiermark.
47:16Ich habe auch in der Steiermark gearbeitet,
47:18in einer sehr spannenden Phase,
47:19und war Mitglied im Steirischen Forschungsrat
47:22und habe dort die Monika Kircher kennengelernt.
47:25Ja, der ein Wort gibt das andere.
47:27Und ja, irgendwann hat sie mich gefragt.
47:31Sie sind auch im universitären Bereich aktiv geblieben,
47:34nicht über Ihren Postdoc hinaus,
47:37als an der MedUni Graz mit Aufsichtsfunktionen,
47:43auch in anderen Bildungseinrichtungen.
47:45Wie würden Sie in Sachen Hochtechnologie
47:47und dem Bereich, den Sie jetzt vertreten,
47:49wie würden Sie da auf die österreichische Bildungslandschaft blicken?
47:53Haben wir Spitzenforschung in ausreichendem Maße?
47:57Wo mangelt es?
47:58Wie beurteilen Sie den Bereich?
48:00Nehmen wir das Beispiel Quantencomputing her.
48:03Also gerade im Bereich der Quantentechnologie
48:06ist Österreich aus verschiedenen Gründen hervorragend positioniert
48:11und hat herausragendes Know-how.
48:14Das ist fantastisch.
48:16In vielen anderen Bereichen natürlich auch.
48:22Und gleichzeitig muss man auch sagen,
48:24wir haben halt schon eine sehr ausgereifte Hochschullandschaft auch
48:28für ein kleines Land mit der Anzahl an Universitäten und Fachhochschulen.
48:34Der frühere Wissenschaftsminister,
48:36mit dem ich letztendlich gesprochen habe,
48:38der hat das von sich aus auch so kommentiert.
48:41Und das ist auch schon so.
48:42Also ich glaube, es wird auch bei uns darum gehen,
48:47sich auf die Exzellenz zu konzentrieren,
48:50zu überlegen, muss wirklich jeder alles selber machen?
48:54Eine der Diskussionen, die hatten wir während der Corona-Pandemie geführt,
48:59muss jede Universität ihre Basisvorlesungen selber machen?
49:03Gibt es hier nicht digitale Möglichkeiten, die man stärker nutzen kann?
49:07Gerade wenn man sieht, wie viel Geld auch in den Hochschulbereich hineingeht,
49:11wie viel brauche ich für die Basis,
49:13wie viel kann ich dann wirklich in die Weiterentwicklung stecken?
49:17Die sogenannte Digitaluniversität, die Interdisziplinäre Transformationsuniversität,
49:25wie sie sich jetzt nennt, die ITU in Linz,
49:28setzt hier meines Erachtens tolle Schritte,
49:32indem sie gar nicht Basisunterricht macht,
49:35sondern sehr anwendungsorientiert über Labore dann bestimmte Themenkreise vermittelt.
49:41Ich bin ein großer Fan davon, habe da jetzt viel kennengelernt.
49:45Aber politisch neu gegründet, also sozusagen eine zusätzliche Uni.
49:49Sie haben vorher gefragt, braucht es das überhaupt?
49:51Ja, genau. Also neue Impulse zu setzen, aber auch zu überlegen,
49:56braucht es die vielen Strukturen, die wir jetzt kleinteilig haben,
50:00auch in der Kleinteiligkeit weiter?
50:03Fragezeichen.
50:04Die technischen Universitäten haben sich zu TU Österreich zusammengeschlossen.
50:09Also da denkt man auch durchaus schon größer.
50:12Naja, da wird es sicherlich noch viele Diskussionen geben.
50:15Und beide Seiten kennen da aus Ihrer Perspektive
50:18der Übergang zwischen Wirtschaft und Forschung,
50:22Industrie und Forschung, Ihrem Bereich,
50:25und des Quanten-Know-hows, das in Österreich vorhanden ist.
50:28Wie funktioniert das heute?
50:29Und gibt es da Ideen aus anderen Ländern?
50:32Auch die ETH in Zürich ist im technischen Bereich
50:35sehr mit Universitäten unterwegs,
50:37aber da geht es oft um langwierige Finanzierungsthemen,
50:40auch für die Uni und Lehrstuhlfinanzierung.
50:42Was darüber hinaus kann eine Möglichkeit sein,
50:45um den wirtschaftlichen Bereich und die Universitäten
50:48da näher zusammenzubringen?
50:50Wie wir wissen, am Schluss geht es um Ergebnisse.
50:53Um Ergebnisse, die relevant sind für die Gesellschaft.
50:57Ich meine, Sie als Vertreter eines Mediums,
50:58es muss uns doch viel stärker gelingen,
51:01die tollen Ergebnisse aus der Wissenschaft
51:03und der Innovation zu vermitteln,
51:05sodass es nicht nur irgendwelche Reports sind,
51:07sondern dass das ankommt bei den Leuten.
51:11Und Innovation funktioniert immer dann am besten,
51:15wenn die Akteure intensiv zusammenarbeiten,
51:18wenn aus Forschungsorganisationen,
51:20Bildungsorganisationen, aus den Unternehmen
51:23man gemeinsam an den Themen arbeitet
51:26und am Schluss zeigt,
51:28wie man Lösungen anbieten kann.
51:31Innovationssysteme sind dort erfolgreich,
51:33wo diese Art der Zusammenarbeit am besten funktioniert.
51:37Und das tun wir und viele andere auch.
51:40Und ich glaube, das, was in Österreich
51:42schon gut gelungen ist,
51:45ist die Basis dieser Kooperation
51:46und die weiterzuentwickeln,
51:48dass es sozusagen noch leichter geht
51:50in alle Richtungen
51:52und vernetzter noch weiter sich entwickelt.
51:54Das gibt mir die Möglichkeit,
51:56noch unsere anderen Podcasts
51:57des Standard an dieser Stelle zu erwähnen,
51:59weil unter anderem auch
52:00unser Wissenschaftspodcast,
52:01in dem ab und zu Tanja Traxler,
52:03die Leiterin unserer Wissenschaftsredaktion zu hören ist,
52:06die Quantenphysikerin ist.
52:08Also von daher, wir bemühen uns redlich,
52:10auch die Erfolge der Wissenschaft
52:11zu erläutern und zu erklären,
52:14stellen aber fest,
52:15dass es immer weniger Wissenschaftsjournalismus
52:17im deutschen Sprachraum gibt.
52:19Das ist sicherlich ein Faktum.
52:21Aber wir setzen ja heute
52:22einen ganz guten Impuls dafür, oder?
52:24Ja, wir waren ja ganz schön technisch schon.
52:25Es könnte ewig weitergehen.
52:28Ich fürchte,
52:28wir müssen langsam zum Ende kommen.
52:30Aber jetzt bin ich natürlich
52:31ein Journalist
52:32und habe natürlich auch politische Fragen.
52:35Sie haben sich auch von der Politik
52:35irgendwie nie so ganz,
52:37wie soll ich sagen,
52:38nicht bewusst ferngehalten.
52:39Auch immer wieder Ämter,
52:41beziehungsweise auch
52:42die Branche bringt es mit sich.
52:43Man muss sich organisieren in Verbänden.
52:45Sie haben das angesprochen.
52:46Und natürlich ist dieser Bereich
52:47auch einer, der die Politik interessiert.
52:49Es bleibt nicht bei Werksbesichtigungen.
52:51Worauf will ich hinaus?
52:52Auf die Frage,
52:53was die Regierung
52:54in dieser schwierigen Zeit,
52:55wo viele Unternehmen,
52:56ja auch ihres im vergangenen Jahr,
52:58sparen mussten,
52:59anders sich organisieren müssen.
53:01Wir reden immer von Zuversicht,
53:02die in diesem Land schwer entsteht.
53:04Macht die Regierung
53:05ihre Sachen derzeit richtig?
53:07Oder fallen Ihnen Punkte auf,
53:09wo andere Impulse
53:09gesetzt werden müssten?
53:10Ich möchte noch einen Schritt
53:13nochmal zurückgehen.
53:14Ich glaube,
53:15es ist wichtig,
53:17dass man auch gesellschaftlich,
53:20auch wir als Unternehmen,
53:22dass wir offen sind
53:24für den Diskurs.
53:25Man kann nicht erwarten,
53:27dass die Politik,
53:28das politische System weiß,
53:30was zu tun ist,
53:31wenn man nicht in einen Dialog tritt.
53:33Also man muss miteinander reden.
53:36Das ist eine perfekte
53:37österreichische Fähigkeit.
53:38und deswegen verfolge ich da auch
53:42ein Vorgehen,
53:43wo ich Politiker
53:45zu uns ins Unternehmen einlade,
53:47herzeige.
53:48Ich will,
53:48dass die Leute sehen,
53:50wie tickt ein Unternehmen
53:51wie meines.
53:53Weil nur dann
53:54kann man gemeinsam
53:54an den Fragen arbeiten.
53:57Ja, und was zu tun ist,
53:59dazu gibt es
54:00viel Dokumentation,
54:03viele Empfehlungen,
54:04die wir als Industriellenvereinigung
54:06machen.
54:08ehrenamtlich machen,
54:11in Zeiten wie diesen
54:11sage ich das dazu.
54:13Und die Themen,
54:14an denen gearbeitet werden muss,
54:16ist Energie.
54:17Die Energiekosten sind zu hoch,
54:19Bürokratie.
54:21Und natürlich,
54:21die Arbeitskosten sind enorm gestiegen
54:23in den letzten drei Jahren.
54:25Wir sind in den Lohnstückkosten
54:27deutlich höher als Deutschland
54:29zum Beispiel.
54:30und das sind
54:31schlussendlich
54:33alles Komponenten.
54:35Wenn wir als Infineon
54:36unsere Produkte global verkaufen,
54:38kein globaler Kunde
54:39zahlt das.
54:42Und Österreich verdient
54:43sechs von zehn Euro
54:44im Export.
54:46Und genau das sehen wir jetzt.
54:48Wir haben uns ein Stück weit
54:49aus dem Wettbewerb gepreist.
54:51Und deswegen plädieren wir
54:53einfach sehr dafür,
54:54dass Reformen
54:56hier jetzt
54:57notwendig sind.
54:59Ein Beispiel,
55:00das sehr wenig ideologisch ist,
55:02Bürokratie.
55:03Die Schätzung sind
55:05zehn bis 15 Milliarden Euro,
55:07die
55:08durch Bürokratie
55:10unnötig an Kosten
55:11entstehen.
55:13In Zeiten wie diesen,
55:14wo wir
55:14laut der Prognose
55:15der Europäischen Kommission
55:17vielleicht 0,9 Prozent
55:19Wirtschaftswachstum haben,
55:21zehn bis 15 Milliarden Euro
55:23entspricht ungefähr
55:24drei bis vier Prozent des BIP.
55:25Damit kann man
55:27ermessen,
55:29was das für einen Anteil hat.
55:32Und das liegt ja dann
55:32an uns,
55:33das zu gestalten.
55:36Also Doppelgleisigkeiten
55:38abzubauen,
55:39widersprüchliche
55:40Regulatorik abzubauen,
55:42Kompliziertheiten,
55:43die sich einfach
55:44angesammelt haben
55:45über die Zeit.
55:47Also da ist schon
55:48sehr viel zu tun.
55:49Stichwort
55:50Wettbewerbsfähigkeit.
55:51Und das ist gar nicht
55:52nur etwas,
55:53was ich sage.
55:54Man kann international
55:55renommierte Bewertungen
55:56hernehmen,
55:57Rankings.
55:58Das IMD ist eines
55:59der renommiertesten.
56:01Wenn wir innerhalb
56:02von vier Jahren
56:03zehn Plätze
56:05verlieren
56:05und das gliedert
56:08das ja dann auf,
56:09in welchen Kategorien,
56:11dann ist da schon
56:12Handlungsbedarf.
56:13Und deswegen
56:14im Zuge der
56:14Industriestrategie,
56:16die ja jetzt
56:17erarbeitet wird
56:18und ich begrüße
56:18das sehr,
56:19war auch mein
56:20Vorschlag,
56:21warum nehmen wir uns
56:21nicht vor,
56:22wenn man innerhalb
56:24von vier Jahren
56:24zehn Plätze verlieren kann,
56:26nehmen wir uns doch vor,
56:27innerhalb von vier Jahren
56:28erarbeiten wir uns
56:29wieder zumindest
56:30zehn Plätze.
56:31Merkt man das auch
56:32als Vorstand,
56:34Vorständin
56:34eines internationalen
56:36Unternehmens,
56:37wie der Standort
56:37unterschiedlich
56:38eingeschätzt wird,
56:39wenn dann
56:39Produktionsneuinvestitionen,
56:42Sie haben Dresden
56:43angesprochen,
56:44plötzlich
56:44in ähnlichen
56:46Wirtschaftsräumen,
56:47müsste man meinen,
56:48aber an anderen Standorten
56:49als in Österreich
56:49umgesetzt werden,
56:51gäbe es eine Chance,
56:52durch die Verbesserung
56:53von einigen
56:53Platzierungen
56:54dann auch tatsächlich
56:55wieder Standortinvestitionen
56:57hier zu machen
56:58oder sind die
56:58Schwellen da höher?
57:00Ein globaler
57:02Konzern
57:02muss sich die
57:03Standorte
57:04im Wettbewerb
57:05anschauen.
57:06Ein globaler
57:07Konzern
57:07ist den
57:08Eigentümern
57:09gegenüber
57:10verantwortlich
57:11und muss
57:12die Rahmenbedingungen
57:13anschauen
57:14und da
57:15spielen
57:15alle
57:16Rahmenbedingungen
57:17eine Rolle.
57:18Wir in Österreich
57:19haben derzeit
57:21schwierige
57:21Eckpunkte,
57:23wie ich sie
57:23zuerst
57:23genannt habe.
57:24Auf der anderen
57:25Seite
57:25für die
57:26Forschung
57:27haben wir
57:27ein sehr
57:28günstiges
57:28Umfeld.
57:30Wir haben
57:31hochqualifizierte
57:32Leute,
57:33wir tun
57:33viel für
57:34die
57:34Qualifizierung
57:35im
57:36Unternehmen,
57:37darüber hinaus,
57:38in Zusammenarbeit
57:39mit
57:39Bildungsinstitutionen.
57:41Also am
57:42Schluss
57:42zählt das
57:43gesamte
57:43Paket
57:44und ich
57:46schaue
57:47auf Themen
57:47immer sehr
57:48chancenorientiert
57:49und ich denke
57:50mir,
57:50wir als
57:51Österreich
57:51können
57:52so viel,
57:53wir haben
57:53so viel
57:53zustande
57:54gebracht
57:54und wenn
57:55wir es
57:55schaffen,
57:56die
57:56Rahmenbedingungen
57:57weiter zu
57:58verbessern
57:58und da
57:59nicht
57:59wieder
57:59abzusinken,
58:00sondern
58:01ganz im
58:01Gegenteil,
58:02das wieder
58:02gut zu
58:03machen,
58:04da können
58:04wir schon
58:05ganz schön
58:05viel hinlegen.
58:06Ein schönes
58:06Land,
58:07ein innovatives
58:07Land,
58:08vielleicht
58:09würden uns
58:09langfristige
58:10Ziele
58:10helfen,
58:10das ist,
58:11so fasse ich
58:11das zusammen.
58:12Genau.
58:14Ich bedanke mich
58:14herzlich für die Stunde,
58:15die Sie für uns
58:16Zeit hatten
58:17in Ihrem Kalender.
58:18Übrigens,
58:18wie sieht eigentlich
58:19ein typischer Tag
58:20bei Ihnen aus?
58:21Wann fängt der an?
58:22Sind da Erholungsphasen
58:23drin oder ist da
58:24Termin, Termin, Termin,
58:25Outdoor, Termin, Termin,
58:26Termin, Unterlagen
58:27fertig?
58:28Abendveranstaltung,
58:29Verzeihung.
58:29Genau, das kommt noch dazu.
58:31Naja, wie ich schon gesagt
58:32habe, Sport in der Früh
58:33und dann geht es
58:35dahin.
58:36Bauen Sie
58:37Pausen ein?
58:38Kommen Sie
58:39überhaupt noch dazu,
58:39selbst ein E-Mail
58:40zu beantworten?
58:42Ja, schon.
58:43Doch, das mache ich auch
58:44gern, dort, wo es geht
58:45immer.
58:46Sie machen gern E-Mails?
58:49Ja, hängt ja davon ab,
58:50welche es sind, oder?
58:51Genau, richtig.
58:52Wenn es Anfragen für
58:52Podcast-Einladungen sind,
58:54dann ist es okay.
58:54Zum Beispiel, oder?
58:55Genau, richtig.
58:56Also, vielen Dank,
58:57dass Sie da waren
58:58und so viele Einblicke
58:59dabei hatten
59:00und ja,
59:01weiterhin alles Gute
59:02und danke für Ihre Zeit.
59:03Danke Ihnen.
59:04Wenn euch diese Folge gefallen hat.
59:07Wir freuen uns immer über Bewertungen,
59:08über eure Kommentare
59:09und natürlich auch,
59:11wenn ihr uns abonniert,
59:12entweder auf der Podcast-Plattform
59:13eures Vertrauens
59:14oder auf YouTube.
59:16Wenn ihr unsere Arbeit
59:17unterstützen wollt,
59:18dann bietet sich ein Standard-Abo an.
59:20Mehr Informationen dazu
59:21gibt es unter
59:22abo.derstandard.at.
59:24Diese Folge wird produziert
59:26von Tobias Hollup.
59:28Scholt Wilhelm ist unser
59:29Chef von Dienst.
59:29Unsere Musik stammt
59:30von Maximilian Bles.
59:32Mein Name ist Gerold Redmann.
59:33Ich sage herzlichen Dank
59:34fürs Zuhören.
59:35Auf Wiedersehen.
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