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Transkript
00:00Guten Abend, meine Damen und Herren. Wieder einmal nach einer Stunde Krimi 30 Minuten echte Tricks und Maschen, vor denen Sie sich in Acht nehmen sollten.
00:09In allen Fällen geht es ums Geld, um Ihr sauer verdientes Geld, auf das Sie Skanoven der unterschiedlichsten Schattierungen abgesehen haben.
00:17Die Methoden, mit denen Sie dran zu kommen versuchen, sind sehr vielfältig, genauso wie die Orte, an denen Sie auftreten.
00:24Der erste, ein großes Hotel der gehobenen Kategorie in einer westdeutschen Messestadt.
00:31Dort steigt im Frühjahr dieses Jahres während einer Fachmesse Herr Kramer, ein Einzelhändler aus Kassel, ab.
00:37Er gehört nicht gerade zu den weit gereisten Leuten und ist für zum ersten Mal in diesem Hotel.
00:43Und Herr Kramer ist mein Name.
00:45Kramer.
00:46Ich habe ein Zimmer bestellt für drei Nächte.
00:48Ja, haben wir hier. Zimmer 216. Wenn Sie das bitte ausfüllen würden und da unterschreiben.
00:54Ihr Zimmer liegt im zweiten Stock, gleich links. Der Page wird die Gepäck heraufbringen. 216. Angenehm Aufenthalt.
01:04Dankeschön.
01:05Günter Kramer ist von der exklusiven Atmosphäre in der Hotelhalle sichtlich beeindruckt.
01:11Der lautlose Service trägt dazu bei, dass er sich sofort gut aufgehoben fühlt.
01:19Auch von seinem Zimmer ist er angetan.
01:22Ja? Moment.
01:28Guten Tag.
01:29Wenn Sie bitte vielmals die Störung.
01:31Mein Name ist Hübner.
01:32Ja?
01:33Ich bin der Geschäftsführer hier und ich wollte nur mal hören, ob Sie zufrieden sind, ob alles in Ordnung ist.
01:39Ja, es ist ein sehr schönes Zimmer und sehr hübsch eingerichtet.
01:42Das freut mich. Wissen Sie, wir haben in der letzten Zeit eine Menge neues Personal bekommen und da überzeuge ich mich immer gerne selbst, ob die Gäste mit dem Service zufrieden sind.
01:48Ja, verstehe. Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser.
01:52Genau, so kann man das auch sagen. Tja, und unserem neuen Empfangschef ist da zum Beispiel mit Ihnen bereits ein peinliches Versehen passiert.
01:59So? Was denn?
02:00Er hat vergessen, den Vorschuss zu verlangen.
02:03Vorschuss? Wie meinen Sie das?
02:05Wir müssen neuerdings von unseren Hotelgästen bei der Ankunft eine Sicherheitsleistung verlangen. Das ist eine Anweisung der Direktion.
02:13Das habe ich ja noch nie gehört.
02:16Haben Sie denn schlechte Erfahrungen mit Ihren Gästen gemacht?
02:18Bei uns im Haus nicht, aber offenbar in den anderen Häusern, die zu unserer Kette gehören. Uns ist die ganze Sache selbst etwas peinlich.
02:24Wie hoch soll denn der Vorschuss sein?
02:26Bei diesem Zimmer 150 Mark.
02:28Muss ich das unten an der Kasse zahlen?
02:30Nein, nein, die Mühe brauchen Sie sich nicht zu machen. Ich nehme das Geld gleich mit.
02:34Es wird ja verrechnet. Ist ja ganz egal, wann ich zahle.
02:41Besten Dank. Ich lege die Quittung dann in Ihr Fach.
02:44In Ordnung.
02:45Und einen recht schönen Aufenthalt.
02:47Dankeschön.
02:47Herr Kramer ist einem Betrüger auf den Leim gegangen.
02:51Der vermeintliche Geschäftsführer verlässt mit seiner Beute unerkannt das Hotel.
02:56Der Hotelgast wird den Betrug erst drei Tage später merken, wenn er seine Rechnung bezahlt.
03:02Zu dieser Zeit wird der Gauner längst in einer anderen Stadt mit dem gleichen Trick unterwegs sein.
03:08Es ist kaum zu glauben, aber nach den Erkenntnissen der Kripo hat er bisher insgesamt rund 30.000 Mark auf diese Weise erbeutet.
03:17Die zweite Betrugsmasche, auf die wir Sie jetzt aufmerksam machen wollen, spielt an einem ganz anderen Ort, in der Schalterhalle einer Bank.
03:27Namen und Adressen von Firmen und Personen sind wie immer geändert.
03:32Wieder geht es, wie gesagt, ums Geld, um das Geld einer Rentnerin.
03:35Guten Tag Frau Wissner, was kann ich denn heute für Sie tun?
03:43Ich muss Geld abheben, hier ist mein Sparbuch.
03:46Und wie viel?
03:47Alles was drauf ist.
03:49Das ist aber viel Frau Wissner.
03:50Ja, ja, ich weiß, aber es ist was Schreckliches passiert.
03:56Mein Schwiegersohn, wissen Sie der in Kanada, der ist verunglückt mit dem Auto.
04:01Meine Tochter hat mir das gerade heute geschrieben.
04:06Ist ihm nun viel passiert?
04:07Sie haben ihn gleich ins Krankenhaus gebracht.
04:10Er ist wohl über den Berg, wie meine Tochter schreibt.
04:14Aber wann es nur nicht so weit weg wäre.
04:18Ich kann ja gar nichts machen.
04:20Da will ich den Kindern wenigstens finanziell helfen.
04:23Das Auto ist doch auch kaputt.
04:24Das ist wirklich schlimm Frau Wissner.
04:26Bei Gelegenheit müssen Sie mir erzählen, wie es ihm geht.
04:28Jetzt mache ich Ihnen erstmal Ihre Auszahlung fertig.
04:31Wenn Sie hier bitte noch unterschreiben.
04:36Das Geld kriegen Sie dann an der Kasse.
04:38Ja, danke schön.
04:40Wir würden Sie gerne groß.
04:41Ja, bitte.
04:43Die Rentnerin Maria Wissner bemerkt nicht, dass sie von einem Mann beobachtet wird,
04:47der das Gespräch am Schalter mitgehört hat.
04:50Und der nun auch sieht, wie viel Geld ihr an der Kasse ausbezahlt wird.
04:54Zehntausend.
04:55Ebenso wenig bemerkt Frau Wissner, dass ihr der Fremde folgt,
05:19als sie sich auf den Heimweg macht.
05:20Gleich nach ihrer Rückkehr setzt sich die alte Dame hin und schreibt einen Brief an ihre Tochter.
05:48Da sie zu Auslandsbankgeschäften kein Zutrauen hat,
05:56will sie das Geld diesem Brief beilegen und per Einschreiben schicken.
05:59Guten Tag, Frau Wissner.
06:05Ja, bitte.
06:06Es tut mir furchtbar leid, Frau Wissner, aber mir ist bei Ihrer Auszahlung leider ein Fehler unterlaufen.
06:13Ja, ich verstehe nicht. Wie meinen Sie denn das?
06:15Erkennen Sie mich denn nicht?
06:17Ich bin doch von Ihrer Bank. Sie waren doch gerade bei uns.
06:20Ja, schon.
06:21Na, mach doch nicht. So schön bin ich auch nicht. Warten Sie. Hier ist mein Ausweis. Darf ich reinkommen?
06:26Bitte schön.
06:27Sie haben mit meiner Kollegin am Schalter gesprochen. Ich sitze mir im Hintergrund. Buchung und so weiter.
06:33Aber ich kenne unsere Kunden alle. Und wir haben ihre Adresse ja in der Kartei.
06:38Da sind immer ziemlich viele Leute hinter dem Schalter. Da merkt man sich nicht jedes Gesicht.
06:42Ja, genau. Das verstehe ich schon.
06:43Bitte nehmen Sie doch Platz.
06:45Danke.
06:45Wie war doch Ihr Name?
06:47Ebner.
06:49Ich hatte Ihre Auszahlung veranlasst, aber die ist leider falsch gebucht worden.
06:54Drum stimmt heute Abend die Kasse nicht. Deshalb muss ich das Geld jetzt noch einmal mitnehmen.
06:58Was? Die ganzen 16.000 Mark?
07:02Genau, Frau Wissner.
07:03Ja, aber das geht doch nicht.
07:06Das Geld ist doch für meine Tochter.
07:07Da, da, hier. Sehen Sie, ich schreibe gerade den Brief.
07:12Ich weiß, Frau Wissner. Meine Kollegin hat mir alles erzählt.
07:16Der Unfall mit Ihrem Schwiegersohn ist ja furchtbar.
07:19Hoffentlich kommt er recht bald wieder auf die Beine.
07:22Und jetzt auch noch die Panne mit der Buchung, aber die ist schnell erledigt.
07:25Morgen früh können Sie das Geld wieder bei uns abholen.
07:27Also, das, das verstehe ich nicht.
07:33Das habe ich noch nie erlebt.
07:34Es liegt immer noch an der leidigen Technik, wissen Sie.
07:36Mit den Computern, da passieren die tollsten Sachen.
07:40Ja, aber ich wollte doch den Brief heute noch aufgeben.
07:45Der würde heute sowieso nicht mehr abgehen nach Kanada.
07:48Wenn Sie das gleich morgen früh zusammen erledigen, kommt er zur selben Zeit an.
07:52Aber ich schreibe Ihnen erstmal eine Quittung aus, damit Sie was in der Hand haben.
07:55Na ja, dann mache ich den Brief jetzt fertig
07:58und gehe dann morgen früh von der Bank direkt zur Post.
08:03Sehen Sie, dann kommt ja doch noch alles in Ordnung.
08:08Vielen Dank, dass Sie mir aus der Patsche geholfen haben.
08:11Bis morgen dann in der Bank.
08:13Auf Wiedersehen, Frau Wiesner.
08:14Auf Wiedersehen.
08:15Der Gauner hat an diesem Tag eine besonders hohe Beute gemacht.
08:1916.000 Macht.
08:20So wie zahlreiche Betrüger der gleichen Sorte lungert er um den Monatsersten in Schalterhallen
08:26der Banken, Sparkassen und der Post herum, um alten Leuten aufzulauern, die dort ihre Rente abholen.
08:32Nicht selten sprechen Sie Ihre Opfer dann gleich draußen auf der Straße an
08:36und lassen sich mit unterschiedlichen Vorwänden die abgehobenen Beträge auszuhändigen.
08:41Da Sie fast ausnahmslos alte Leute als Opfer auswählen, haben Sie damit immer wieder Erfolg.
08:46Man sollte sich da prinzipiell auf nichts einlassen,
08:49sondern notfalls selbst mit zur Kasse zurückgehen
08:51und die angebliche Panne mit der falschen Buchung
08:54oder den falsch ausgehändigten Geldscheinen beim Kassierer überprüfen.
08:59Und nun, meine Damen und Herren, unsere aktuellen Kurzwarnungen.
09:05Sie beziehen sich heute ausnahmslos auf Betrugsmanöver, die aus dem Ausland gelenkt werden.
09:11Eine in der Schweiz ansässige, recht dubiose Versandfirma
09:14verschickt zum Beispiel seit geraumer Zeit massenweise solche Gewinnbenachrichtigungen.
09:20Die Empfänger sollen glauben, dass sie ein Traumhaus, ein Auto
09:24oder einen anderen wertvollen Preis gewonnen haben.
09:27Um den Preis endgültig zu bekommen, muss man aber zuerst einmal bei der Firma etwas bestellen
09:33oder wenigstens 5 Mark einschicken.
09:36Hier in Deutschland ist es verboten, solche Gewinnspiele von Bestellungen abhängig zu machen,
09:42weil die vermeintlichen Gewinner dabei fast immer hereingelegt werden.
09:46Genauso ist es natürlich mit diesen Gewinnmitteilungen.
09:50Alle uns bekannt gewordenen Empfänger, die 5 Mark in die Schweiz geschickt haben,
09:54haben von ihrem versprochenen Traumgewinn nichts mehr gehört.
09:58Wenn Sie also auch eine solche Nachricht in Ihrem Briefkasten finden,
10:03können Sie sie getrost dem Papierkorb anvertrauen.
10:08Ein Traum bleiben auch die 500 Dollar pro Tag,
10:11die eine schwedische Agentur in deutschen Zeitungsinseraten verspricht.
10:15Angesprochen werden in erster Linie Arbeitslose,
10:18denn die 500 Dollar am Tag soll es für einen Job auf einer Bohrinsel geben.
10:23Die selbe Agentur hat auch noch viele andere Traumjobs im Angebot.
10:28Genaueres erfährt man aber auch hier erst, wenn man 150 Mark bezahlt.
10:33Dafür bekommt man solche Broschüren, in denen Firmenadressen aus aller Welt aufgeführt sind.
10:38Die Sache hat nur einen Haken.
10:40Keine der Firmen sucht Arbeitskräfte.
10:43Die Agentur hat die Adressen ganz offensichtlich aus internationalen Branchenverzeichnissen herausgeschrieben.
10:50Im Übrigen darf hier in Deutschland nur das Arbeitsamt Stellen im Ausland vermitteln
10:55und da ist es zudem kostenlos.
10:58An Arbeitssuchende wendet sich auch eine niederländische Firma,
11:02die vorwiegend in deutschen Wirtschaftsblättern inseriert und Heimarbeit verspricht.
11:06Und zwar durch Adressenschreiben.
11:08Verdienst für 1000 Anschriften, 150 Mark netto.
11:11Dass der Arbeitssuchende selbst etwas zahlen muss, erfährt er aus dem Inserat noch nicht.
11:17Das teilt ihm die Firma erst mit, wenn er sich bewirbt.
11:20100 Mark soll er gewissermaßen als Kaution hinterlegen, bevor es mit der Heimarbeit losgeht.
11:26Ist das Geld oder der Eurocheck?
11:28Erst einmal in Amsterdam hört der Bewerber hier in der Bundesrepublik nichts mehr von der ganzen Sache.
11:34Das Bundeskriminalamt weiß inzwischen, wer hinter dieser Schwindelfirma steckt.
11:39Aber genauso wie in den beiden anderen Fällen ist es für die Polizei sehr schwierig,
11:44den Gaunern das Handwerk zu legen.
11:47Denn die gesetzlichen Vorschriften sind in den einzelnen Ländern höchst unterschiedlich.
11:51Die nächste Falle, mit der wir uns jetzt wieder etwas ausführlicher befassen wollen,
11:57gehört in die Gruppe der unseriösen Geschäftemachereien auf dem Bildungssektor.
12:03Hereingelegt werden vor allem Eltern, die ohnehin schon genug Sorgen haben,
12:07weil ihre Kinder nämlich unter einem verbreiteten Übel unserer Zeit leiden.
12:12Reitplatz, der Reiter setzte mit steinem Pferd über den Raten.
12:29Thomas, Annette, ihr habt gar keinen Grund zu lachen.
12:33Wenn ihr denn Andreas durcheinander bringt, kommt er natürlich nicht weiter.
12:38Lies du bitte weiter, Renate.
12:40Das Pferd war braun. Es sah sehr schön aus.
12:43Wir durften es später zeigen.
12:44Andreas Mahnke ist neun Jahre alt und besucht die vierte Klasse der Grundschule.
12:48Wie viele Kinder unserer Zeit leidet er unter ausgeprägtem Konzentrationsmangel.
12:54Besonders Lesen und Schreiben machen ihm große Schwierigkeiten.
12:59So Kinder, dann ist jetzt Schluss.
13:02Lest das zu Hause nochmal pünktlich durch und denk doch an die anderen Hausaufgaben.
13:07Du Andreas, komm doch eben mal bei mir vorbei.
13:18Du, Andreas, ich hab hier einen Brief für deine Eltern.
13:23Würdest du ihn bitte mitnehmen?
13:25Ja.
13:25Du brauchst keine Angst zu haben.
13:27Ich möchte nur mit deinen Eltern mal reden.
13:29Sie möchten doch mal vorbeikommen zur Sprechstunde.
13:31Ich sag's mal, aber nicht.
13:41Na, wie war's in der Schule?
13:43Habt ihr viel Hausaufgaben?
13:44Das klingt.
13:46Das klingt aber nicht sehr gut.
13:47Hat's was gegeben?
13:48Mhm.
13:49Ach, ich seh dir doch an.
13:51Da muss doch was gewesen sein.
13:59Das hat mir die Frau Müller mitgegeben.
14:02Um Gottes Willen, hast du was angestellt?
14:04Nein, nein, nichts.
14:05Ich brauch keine Angst zu haben.
14:06Du sollst nur vorbeikommen mit dem Papi, hast du gesagt.
14:10Komm, jetzt iss erst mal, sonst wird ja die Trikadelle ganz kalt.
14:15Andreas ist das einzige Kind der Mahnkes.
14:17In den ersten Schuljahren gab es keine besonderen Probleme.
14:20Erst in der dritten und vierten Klasse hat sich die Lese- und Schreibschwäche gezeigt.
14:25Am Dienstag ist die nächste Sprechstunde.
14:28Da hat der Papa aber keine Zeit.
14:30Naja, dann bleibt das wohl mal wieder an mir hängen.
14:33Nun erzähl doch mal, was ist denn nun gewesen?
14:38Nicht.
14:39Komm, das gibt's doch nicht.
14:41Ich möchte deswegen den blöden Lesen.
14:44Haben wir alle in der Klasse über mich gelacht?
14:46Na ja, ich werd's ja dann sehen am Dienstag.
14:56Wissen Sie, Frau Mahnke, ich hab Sie einfach mal hergebeten, damit wir besprechen können,
15:00was wir mit dem Jungen noch machen sollten.
15:02Bei uns in der Klasse kommen wir nämlich doch allmählich in eine kritische Situation.
15:07Wieso?
15:07Was heißt denn das?
15:09Der Andreas kommt einfach nicht mehr mit.
15:12Ich hab aber noch 28 andere Kinder.
15:14Und ich hab natürlich auch einen vorgeschriebenen Lehrplan, den ich einhalten muss.
15:17Aber Sie können den Andreas doch nicht einfach abhängen.
15:20Dann wird doch alles nur noch schlimmer.
15:22Nein, Frau Mahnke, das wollen wir auch nicht.
15:24Aber Sie müssen unsere Arbeit halt zu Hause vielleicht unterstützen.
15:27Ja, wie denn?
15:29Ich mach doch schon die Hausaufgaben mit ihm.
15:32Vielleicht könnten Sie ihm Nachhilfestunden geben lassen.
15:35Wissen Sie, es ist nämlich ein Unterschied, ob die Mutter bei den Hausaufgaben hilft
15:38oder ob jemand anderes mit ihm arbeitet.
15:42Also ich verstehe das nicht.
15:44Der Bub ist doch sonst nicht...
15:46Ich mein, irgendwie zurückgeblieben.
15:50Nein, bestimmt nicht.
15:51Aber er müsste halt gefördert werden.
15:53Wahrscheinlich ist das nur eine vorübergehende Phase,
15:55wo er diese Konzentrationsschwierigkeiten hat.
15:58Heißt das, dass er sitzen bleiben wird?
16:00So wie es im Augenblick aussieht, schon.
16:03Ich werde mit meinem Mann darüber reden.
16:06Vielen Dank jedenfalls, Frau Müller.
16:09Die Feuerwehrmänner haben den Brand gelöscht.
16:19Sie fahren mit ihrem roten Auto zur Station zurück.
16:37So Andreas, das reicht für heute.
16:39Geh jetzt ins Bett.
16:40Kann ich nicht noch ein bisschen fernsehen?
16:42Heute kommt...
16:42Nein, Andreas, die Mami hat recht.
16:44Du hast sowieso viel zu viel vor der Glotze.
16:47Und um die Zeit ist auch nichts mehr für Kinder.
16:49Sei lieb und geh jetzt schlafen.
16:53Einen geeigneten Nachhilfelehrer hatten die Eltern dann nicht gleich gefunden.
16:57Dafür entdeckt Rudolf Mahnke aber kurze Zeit später in seiner Zeitung ein Angebot,
17:02von dem er sich Hilfe verspricht.
17:03Du schau mal, hier steht was von einem Lese- und Rechtschreibtraining.
17:09Vielleicht wäre das ja was von Andreas.
17:12Hat Ihr Kind in der Schule Probleme mit Lesen und Schreiben?
17:17Unsere Therapie für Legasthenie hilft.
17:21Was ist denn das, Legasthenie?
17:23Ich weiß nicht genau.
17:24Irgendwas mit Analphabeten.
17:25Also das ist der Andreas ja nun nicht gerade.
17:27Nein, nein.
17:28Das ist irgendeine Zivilisationskrankheit.
17:31Man kann nie wissen.
17:32Vielleicht hat der Junge ja so.
17:33Boah, es muss ja nicht gleich so schlimm sein.
17:34Meinst du, ich soll mich da mal erkundigen?
17:37Schade, kannst du eigentlich nicht, was?
17:39Dann mache ich das doch morgen gleich mal.
17:47Da sind wir genau spezialisiert drauf.
17:49So wie Sie das erzählen, Frau Mahnke, ist es ein klarer Fall von Legasthenie.
17:53Ist das denn schlimm?
17:54Was heißt hier schlimm?
17:55Es ist heute sehr verbreitet.
17:56Schlimm wird es erst, wenn Sie nichts dagegen unternehmen.
17:59Ja und was kann man denn da machen?
18:00Also wir haben ein spezielles Trainingsprogramm mit erstklassigen Fachleuten, alles Pädagogen.
18:06Die Lehrerin hat ja Nachhilfestunden empfohlen.
18:09Das reicht in Ihrem Fall nicht mehr.
18:11Das muss man professionell angehen.
18:13Wird denn der Kurs hier gemacht?
18:15Jeden Nachmittag sitzen hier die Kinder und da unsere Therapie mit Schreibmaschine verbunden ist,
18:19lernen sie sogar nebenbei noch Schreibmaschine schreiben, was für später ein großer Vorteil ist.
18:23Was kostet das denn?
18:24Praktisch nicht der Rede wert, Frau Mahnke.
18:2623 Mark die Stunde.
18:28Und wie lange dauert der Kurs?
18:30Unterschiedlich, solange bis der Erfolg da ist.
18:33Wir hatten neulich ein Mädchen, die war schon ein bisschen älter, 15, konnte kaum einen Satz richtig schreiben.
18:38Nach drei Monaten hat sie den qualifizierten Hauptschulabschluss gemacht.
18:41Und Sie meinen, dass das bei unserem Andreas auch hilft?
18:44Gar keine Frage, Frau Mahnke.
18:45Wenn Sie hier das Aufnahmeformular unterschreiben, kann er nächste Woche anfangen.
18:51Frau Mahnke will für das Fortkommen Ihres Kindes natürlich alles tun, was in ihrer Macht steht.
18:57So unterschreibt sie das Anmeldeformular für Andreas, ohne es genauer zu prüfen.
19:01Den Preis von 23 Mark für die Unterrichtsstunde hält sie für angemessen unterschwinglich.
19:06In den folgenden Wochen besucht Andreas zweimal wöchentlich das Lese- und Schreibtraining.
19:16Zunächst macht ihm, so wie auch den anderen Kindern, der Umgang mit der Schreibmaschine sogar ausgesprochen Spaß.
19:25Dass die Schüler hier nur beschäftigt, aber keinesfalls psychologisch fundiert gefördert werden, fällt erst einmal nicht auf.
19:36Die Lehrkräfte sind auch nicht, so wie versprochen, für die Behandlung der Legasthenie qualifiziert.
19:44Die Privatschule setzt für ihren Pseudounterricht lediglich Studenten bzw. Lehrer ein, die nach dem Examen keine Anstellung bekommen haben.
19:53Die Eltern aber, die der Lernschwäche ihrer Kinder ohnehin hilflos gegenüberstehen, können sich über die sogenannte Therapie, die hier praktiziert wird, kaum ein Urteil bilden.
20:02Nach einigen Monaten wird dann jedoch offenbar, dass der teure Förderkurs keinerlei Erfolg bringt.
20:12Einige waren im Wasser, obwohl es sehr kalt war.
20:15Das war ganz gut, Renate. So, und nun liest du bitte weiter, Andreas.
20:19Die Kinder bauten nachmittags am Strand eine Sandburg.
20:34Als sie damit fertig waren, kam der Regen und hat alles überschwemmt.
20:54Die Kinder waren sehr traurig.
21:00Ich habe mit der Lehrerin gesprochen. Ihr Förderkurs bringt dem Andreas überhaupt nichts. Im Gegenteil, wir können die Versetzung praktisch abschreiben.
21:23Das tut mir sehr leid, aber da können Sie uns nicht die Schuld geben. Wir tun unser Bestes.
21:26Ich weiß nicht. Ich habe inzwischen auch gehört, dass Ihre Lehrer für diese Dings, für diese Legasthenie überhaupt nicht zuständig sind.
21:34Also hören Sie, Sie sollten mit solchen Vorwürfen vorsichtig sein. Ich glaube, davon verstehen Sie nicht genug.
21:39Ist ja auch egal. Jedenfalls schicke ich den Jungen nicht mehr her. Es bringt ja doch nichts.
21:42Wie Sie meinen, ich kann Sie da nicht zwingen. Ich darf Ihnen dann die Abschlussrechnung für die restlichen neun Monate mitgeben.
21:48Ja, wieso? Wir haben doch schon bezahlt.
21:51Das schon, aber nur für die ersten drei Monate.
21:53Ja, und? Länger war der Andreas doch auch nicht da.
21:58Das ist schon richtig, aber unsere Kurse sind Jahreskurse und Sie haben Ihren Jungen für ein Jahr angemeldet.
22:02Wieso?
22:03Wissen Sie nicht, was Sie unterschrieben haben? Hier schauen Sie.
22:06Hier steht es. Dauer des Förderkurses zwölf Monate.
22:11Davon haben Sie mir aber gar nichts gesagt.
22:13Das wissen Sie vielleicht nicht mehr. Unterschrieben haben Sie jedenfalls.
22:17Und wir müssen auf Einhaltung des Vertrags bestehen. Schließlich haben wir auch unsere Unkosten und Verpflichtungen.
22:21Wie viel macht denn das dann noch für die restlichen neun Monate?
22:27Sie wissen ja, pro Monat haben Sie für acht Stunden 184 Mark bezahlt. Mal neun ergibt 1656 Mark.
22:35Das gibt's doch nicht.
22:36Ja, Frau Manke. Das ist Ihre Entscheidung.
22:39Dann haben wir ja über 2000 Mark zum Fenster rausgeschmissen.
22:47Die Familie Manke hat dann tatsächlich, wenn auch zähneknirschend, bezahlt.
22:52Auf einen Prozess wollte sie es nicht ankommen lassen.
22:56Der Fall ist vielleicht Anlass daran zu erinnern, dass sich in einer freien Gesellschaft, wie wir sie glücklicherweise haben,
23:04jedermann auf dem Ausbildungs- und Schulungssektor als Unternehmer selbstständig machen kann.
23:08Das gilt für Ski- oder Surfschulen genauso wie für Sprach- oder Musikunterricht.
23:13Oder wie in unserem Fall für Förderkurse gegen Lese- und Schreibschwäche.
23:18Staatlich reglementiert ist nur das Prüfungswesen.
23:22Das heißt, dass alle Examen und Zulassungen, die zur Ausübung bestimmter geschützter Tätigkeiten
23:27und zur Führung staatlich anerkannter Titel berechtigen,
23:30vor staatlichen oder öffentlichen Gremien abgelegt werden müssen.
23:35Im Übrigen, was das Zeitübel der Legasthenie angeht,
23:39so sind die Eltern keineswegs nur auf den freien Markt der Privatschulen angewiesen.
23:44Es gibt seit einigen Jahren einen gemeinnützigen Verein,
23:47den Bundesverband für Legasthenie in Hannover,
23:49in dem sich betroffene Eltern und interessierte Fachleute zusammengeschlossen haben.
23:54Dieser Verband hat in vielen Großstädten Außenstellen,
23:57wo sich Eltern Rat und Hilfe holen können.
24:01Und nun, wie zum Schluss jeder unserer Sendungen, wieder ein Experiment.
24:06Es sieht heute allerdings etwas anders aus als üblich.
24:09Unsere Mitarbeiter greifen diesmal nicht selbst in fremde Taschen.
24:12Sie haben vielmehr ein verlockendes Angebot getestet.
24:15Das Angebot nämlich, viel Geld zu verdienen mit der Aufzucht von Regenwürmern.
24:22Das Angebot kommt per Inserat, in dem mit Hilfe einer sauberen Wurmzucht ein hoher Nebenverdienst versprochen wird.
24:29Wer sich auf das Inserat meldet, erhält eine kleine Broschüre,
24:32in der unter dem schönen Wort Fermi-Kulture zunächst noch einmal auf die guten Verdienstmöglichkeiten mit einer Wurmzucht hingewiesen wird.
24:39Eine beneidenswert unabhängige Tätigkeit.
24:43Auf Seite 5 erfährt man Interessantes über die enormen Absatzmöglichkeiten neu gezüchteter Regenwürmer.
24:50Sie werden gebraucht als Fischköder, zur Bodenverbesserung als Futtermittel für Laboratorien und, nicht zu vergessen, für den Export.
24:58Grundlage des künftigen Reichtums ist natürlich kein ordinärer Regenwurm,
25:02sondern eine Neuzüchtung mit dem wohlklingenden Namen Maxi, der Wunderwurm.
25:10Er zeichnet sich durch eine geradezu atemberaubende Vermehrung aus.
25:14Und damit man mit dem Absatz keine Sorgen hat, gibt der Lieferant auch noch eine Rückkaufgarantie für die ersten zwölf Monate.
25:2140 Mark will er für 1000 ausgewachsene Wunderwürmer bezahlen.
25:24Für den Start eines neuen Unternehmens werden unterschiedliche Mengen der reinrassigen Zuchttiere angeboten.
25:34Der kleinste Posten, 500 Maxis zu 139 Mark.
25:38Diese Menge wurde für das Experiment bestellt.
25:42Vier Tage später sind die 500 Maxis prompt eingetroffen und dem Zoologischen Institut der Universität München zur Pflege übergeben worden.
25:51Die Aufzucht sollte absolut fachmännisch betrieben werden.
25:53Herr Finke, der wissenschaftliche Leiter des Experiments, hat seine Schützlinge zunächst einmal gezählt,
25:59um sich zu überzeugen, dass er auch wirklich 500 Maxis bekommen hat.
26:05Die Sendung stimmte.
26:10Die Wunderwürmer wurden in eine komfortable Zuchtbox gesetzt, die im Institut schon früher einmal verwendet worden war.
26:16Temperatur, Feuchtigkeit und Nährboden wurden stets kontrolliert.
26:26Die Zuchtanleitung, die die Firma in einem kleinen Handbuch mitgeliefert hatte, fand genaue Beachtung.
26:35Vier Monate später sollte nach den Versprechungen der Lieferfirma der erste Vermehrungsprozess abgeschlossen sein.
26:40Herr Finke machte sich daran, den Bestand seiner Wunderwürmer neu zu zählen.
26:50Das Ergebnis war ernüchternd.
26:56Die erwachsenen Würmer sind jetzt nach vier Monaten, nachdem sie geliefert wurden, ausgezählt und es sind nach wie vor 500 Stück.
27:04Jungwürmer waren auch drin und viele Eikapseln.
27:07Mehr erwachsene Würmer waren es aber nicht.
27:08Die im Handbuch beschriebene Vermehrungsrate wurde also nicht erreicht.
27:12Es sieht so aus, als ob die in Aussicht gestellte Vermehrungsrate die natürliche Todesrate der Jungtiere nicht berücksichtigt.
27:22Im Übrigen ist der gelieferte Wunderwurm mit großer Wahrscheinlichkeit ein gewöhnlicher Regenwurm,
27:27der die vom Lieferanten vorgeschlagene Vermehrungsrate ohnehin nicht erreicht.
27:32Das große Geschäft mit Maxi, dem Wunderwurm, dürfte also in aller Regel ein Reinfall werden.
27:38Da die Vermehrung nicht in der versprochenen Weise klappt, hilft auch die schöne Rückkaufgarantie wenig,
27:44noch zumal sie auf das erste Jahr befristet ist.
27:48In unserem Experiment sah die Rechnung nun folgendermaßen aus.
27:53Für 500 Zuchttiere haben wir inklusive Porto 140,50 Mark bezahlt.
27:59Da die Zahl der erwachsenen Würmer in einem Zeitraum von vier Monaten praktisch gleich geblieben ist,
28:04konnten wir auch nur 500 Würmer zum Rückkauf anbieten.
28:10Macht 20 Mark.
28:13Defizit 120 Mark und 50.
28:19Dabei ist die Arbeit des Züchters, die in unserem Fall in einem wissenschaftlichen Institut vorgenommen wurde,
28:25natürlich nicht mitgerechnet.
28:27Ähnliche Verlustrechnungen ergeben sich im Übrigen auch bei anderen Kleintierzuchten,
28:31etwa mit Chinchillas, wie sie in neuerer Zeit wieder häufig angeboten werden.
28:38Das war's, meine Damen und Herren.
28:40Ich hoffe, Sie werden sich an unsere Ratschläge erinnern,
28:43wenn Sie in der nächsten Zeit selbst einmal von Graunern auf die eine oder andere Weise angegangen werden sollten.
28:48In diesem Sinne wünsche ich Ihnen einen guten Abend.
28:51Das war's, meine Damen und Herren.

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