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Kurzfilme
Transkript
00:00:00Musik
00:00:30Ein Hotel ist wie das Leben. Ein Ort auf Zeit. Und wir freuen uns auf ihn.
00:00:49Wir werden ein Bett haben und ein warmes Zimmer. Wir begegnen Menschen, die wir noch nicht kennen.
00:00:54Und wenn wir etwas brauchen, rufen wir einfach den Zimmerservice.
00:00:57Es ist ein Ort, an dem wir nie ganz allein sind. Denn wir wissen, es ist immer jemand da für uns.
00:01:07Ich mochte es schon immer, Menschen dieses Gefühl zu geben.
00:01:15Mein Name ist Annette Kramer. Ich leite ein Hotel.
00:01:20Minerva Boon, herzlich willkommen im Hotel Heidelberg.
00:01:22Sie müssen die junge Frau Kramer sein.
00:01:25Hatten Sie eine gute Anreise aus Amsterdam?
00:01:27Mit dem Zug, mit dem Auto?
00:01:29Na, mit dem Zug. Die Augen wielen nicht mehr so.
00:01:32Sie bleiben zwei Wochen bei uns, ja?
00:01:35Ja.
00:01:36Lassen Sie es mich wissen, wenn Sie eine Reservierung für die Kulturtage möchten.
00:01:39Sie sagen ausverkauft, aber Sie meilen und klappern gehört zum Handwerk.
00:01:43Ja, jetzt sehe ich die Ähnlichkeit mit Ihrer Mutter.
00:01:47Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm.
00:01:49Manchmal leider doch.
00:01:51Der Regen, Ende Wind, Zallgnasten, Blevenstern.
00:01:57Ich zahle Warken, als ich es glaubt.
00:01:59Ich behut' je vor des Dorf.
00:02:02Sommer 1974. Zehn Tage Halbpension.
00:02:06Sonderwünsche?
00:02:07Koffeinfreier Kaffee, mittelalter Gouda.
00:02:09Dazu die Morgenausgaben von dem Volkskrant.
00:02:12Aber Frau Kramer, das ist unglaublich.
00:02:15Das wäre unglaublich, wenn ich keine Kartei hätte, mit der ich mein Gedächtnis auffreschen kann.
00:02:21Alter Trick von Napoleon.
00:02:23Seine Offiziere nannten ihm die Namen kleiner, unbedeutender Soldaten.
00:02:26Und wenn er Sie dann mit Namen ansprach, dann kämpften Sie für ihn wie die Lüge.
00:02:32Guten Tag.
00:02:33Guten Tag.
00:02:36Erlauben Sie mir zu sagen, dass Sie weder an Schönheit noch an Geist angebüßt haben?
00:02:41Erlauben, das erteilt.
00:02:42Sie schamloser alter holländischer Lügner.
00:02:46Niederländische Lügner.
00:02:47Ja.
00:02:48Mama, bevor du uns noch ein holländisches Liedchen trillerst, möchte sich Herr Verboehm vielleicht erst mal von der Reise ausruhen.
00:02:53Ach, da könnte es doch eine gute Idee sein, wenn jemand sein Gepäck nach oben bringen würde.
00:02:58Ja, das wäre ja sehr freundlich.
00:02:59Ja.
00:03:02Anders noch geht's?
00:03:04Nee, hartstikke bedankt.
00:03:06André noch ein Verbläß.
00:03:08Ein von harte Willkommen.
00:03:10Dankjewel.
00:03:23Mama, es reicht.
00:03:29Ja, ja, ja.
00:03:30Das behauptet die Menschheit seit zwei Millionen Jahren.
00:03:32Wie oft haben wir darüber geredet?
00:03:34Wer schmeißt hier den Laden?
00:03:35Warum kannst du nicht aufhören, dich hier demonstrativ als Hoteldirektorin aufzuspielen?
00:03:38Das ist einfach.
00:03:40Das hier ist mein Hotel.
00:03:41Ich habe es gekauft, aufgebaut und sicher durch zahllose Stürme geführt.
00:03:46Und gefühlte 108 Prozent der Gäste kommen meinetwegen hierher.
00:03:50Ich stehe sogar in Stadtführern.
00:03:52Weil du ein Kronleuchter von der Decke geschossen hast.
00:03:54Das ist eine großartige Lebensleistung.
00:03:56Die Wege zum Ruhm sind eben geheimnisvoll.
00:03:59Was glaubst du, warum stehst du nicht in Stadtführern?
00:04:03Vielleicht, weil irgendjemand dafür sorgen muss, dass dieses Hotel nicht jeden Tag noch tiefer in die roten Zahlen rutscht.
00:04:07Hm, finde ich gut.
00:04:09Also das kann jetzt ja wohl nicht mehr dein Ernst sein.
00:04:28Entropie.
00:04:28Die natürliche Tendenz ist, Universen sich auf einen Zustand der Unordnung hinzubewegen.
00:04:33Wir hatten vereinbar, dass du aufräumst.
00:04:34Ja, eine Vereinbarung wäre jetzt das Einverständnis beider Parteien und nicht eine einseitige Anordnung.
00:04:38Sorry.
00:04:39Das ist ein Hotel.
00:04:40Das ist ein freier Planet, oder?
00:04:42Aber keine Brutstätte für Krankheitserreger.
00:04:44Was machst du denn da überhaupt?
00:04:45Ich synchronisiere meine Gehirnhälften.
00:04:47Kann keinem von einem schaden, hm?
00:04:53Ha!
00:04:54Es wäre wohl müßig, über Günter Kramers Verdienste für unsere Fakultät zu sprechen.
00:05:18Ohne ihn keine analytische Philosophie.
00:05:21Ohne ihn nicht die legendären Gastprofessuren von Herrn Kramers, ohne ihn nicht die Kramer-Medaille.
00:05:29Doch ein wacher Geist wird niemals ruhen.
00:05:32Und so ist unser lieber Freund auch nach seiner Emeritierung bereit, seine Gedanken mit uns zu teilen.
00:05:39Meine Damen und Herren, Günter Kramer!
00:05:42Ah, Professor Kramer.
00:06:01Schön, dass Sie mal wieder vorbeischauen.
00:06:02Kann ich Ihnen weiterhelfen?
00:06:12Oh Gott!
00:06:13Pansi!
00:06:20Schleicher es, hey, darf mir heute hier?
00:06:22Da hörst du es, sie weiß es auch nicht.
00:06:23Und was bitte habe ich damit zu tun?
00:06:25Wer soll es denn sonst gewesen sein?
00:06:27Lies meine Lippen, ich weiß nicht, wovon du sprichst.
00:06:30Warum glaube ich dir nicht?
00:06:31Bin ich ein Hellseher?
00:06:32Nein, du bist die einzige Person, die dafür in Frage kommt.
00:06:34Ich habe mit Stephen Hawking über Quantenphysik debattiert und deswegen wird mir das hier einfach zu blöd greifen.
00:06:40Du hast übrigens immer deine Augen.
00:06:42Hallo Mama!
00:06:43Es ist schon wieder was weggekommen.
00:06:44Zwei Kilo Filet, vier Forellen, acht Kilo Spargel.
00:06:47Ach, und du glaubst, Mama karte das hier mitten in der Nacht raus.
00:06:51Ich weiß jedenfalls nicht.
00:06:53Du, wir hatten mal einen Schlafwandler bei einem unserer Seminare.
00:06:55Der ist jede Nacht in den Weinkeller runtergestiegen und der wusste null davon.
00:06:59Ich bin aber kein Schlafwandler, ich leite ein Hotel.
00:07:02Manchmal muss ich mich echt fragen, ob dir das so gut tut.
00:07:05Vielleicht musst du mal Stressmanagement ausprobieren.
00:07:07An was hast du denn da so gedacht? In einer eurer Tantra-Kurse?
00:07:10Ich weiß nicht, ob ich mag, wie du Tantra-Kurse sagst.
00:07:12Mach du doch mal meinen Job.
00:07:14Ach, Annette, wir haben doch oft genug drüber gesprochen.
00:07:16Du wolltest das alles her.
00:07:18Es kann doch nicht sein, dass ich immer als Sündenbock herhalten muss.
00:07:20Nur weil ich guten Sex ab.
00:07:23Such dir meinen Therapeuten, ha?
00:07:24Hallo?
00:07:42Hallo?
00:07:45Hallo?
00:07:46Hallo.
00:07:47Entschuldigung, ich versuche hier gerade ein Chaos zu entwirken.
00:07:57Tun wir das nicht alle irgendwie?
00:07:58Da haben Sie wiederum recht.
00:08:01Kramer, ich habe einen Termin bei Dr. Muthesius.
00:08:04Ich weiß, ich bin Dr. Muthesius.
00:08:06Ingolf Muthesius.
00:08:07Ah, ich dachte Frau Dr. Muthesius, die spricht schon.
00:08:10Das ist meine Mutter, die ist überraschend verreist, hat mich gebeten, ihre Termine zu übernehmen.
00:08:16Ah, ja, okay, aber also einen Therapeuten wechselt man ja nicht einfach so wie einen Klempner.
00:08:23Das stimmt.
00:08:24Aber es ist nicht wirklich ein Wechsel bei einem Ersttermin.
00:08:31Ich dachte ja nur, dass es vielleicht einfacher wäre, mit einer Frau über das Thema zu sprechen, dann würde ich gerne...
00:08:37Oh, da haben Sie natürlich recht.
00:08:38Ja, einerseits würde ich es Ihnen natürlich jetzt überhaupt nicht verdenken, wenn Sie auf der Stelle...
00:08:43Sie schaffen das.
00:08:48Danke.
00:08:49Wieder hier rausgehen.
00:08:50Sehen Sie?
00:08:51Und andererseits?
00:08:52Andererseits könnten Sie mir natürlich auch eine Chance geben.
00:09:01Ja, wir sprechen dagegen.
00:09:08Oh, Entschuldigung.
00:09:10Entschuldigung.
00:09:12Hallo?
00:09:14Ja?
00:09:16Ja?
00:09:18Hallo?
00:09:19Mhm.
00:09:22Sie hat bitte was?
00:09:25Ihnen die Kontovollmacht entzogen.
00:09:29Aber ist ja immer noch mein Hotel, nicht?
00:09:31Ja, aber Ihre Tochter ist Geschäftsführerin.
00:09:33Und als solche jederzeit berechtigt, Vollmachten zu erteilen oder eben zu löschen.
00:09:38Dann wäre noch das hier.
00:09:40Ich bin seit über einem halben Jahrhundert Kundin in Ihrem sogenannten Institut.
00:09:46Und als Belohnung bekomme ich ein seelenloses Schreiben, in dem ich aufgefordert werde, meinen Kontostand auszugleichen.
00:09:54Frau Kramer, ich habe Ihnen mindestens ein halbes Dutzend Mal auf Ihrer Mailbox gesprochen.
00:09:58Ich werde das überprüfen.
00:10:00Trotzdem benötige ich etwas...
00:10:03...etwas Kleingeld.
00:10:10Ich fürchte, da sind mir die Hände gebunden.
00:10:13Es gibt da allerdings eine Möglichkeit.
00:10:23Du erziehst mir die Kontovollmacht?
00:10:26Nachdem ich dich zur Geschäftsführerin meines Hotels gemacht habe.
00:10:30Mama, Papa liegt im Krankenhaus.
00:10:32Selbst du konntest nicht über Geld reden wollen.
00:10:34Du heuchelst hier Sorge um deinen armen Vater und akzeptierst gleichzeitig kalt lächelnd,
00:10:39dass deine Mutter bei ihrer Bank wie eine Idiotin dasteht.
00:10:42Und meine Mutter hat allein im letzten Monat 4.337 Euro von einem Firmenkonto entnommen,
00:10:47das bereits tief unter Wasser stand.
00:10:50Na und?
00:10:56Mensch, Papa, was machst du denn für Sachen?
00:10:59Gute Frage.
00:11:01Du schaust ja nicht in der Lage zu sein, sie besonders eloquent zu beantworten.
00:11:05Hör nicht auf Sie, Papst. Du kennst sie ja.
00:11:08Das ist ihre Art, dir zu sagen, dass sie sich genauso viel Sorgen macht wie wir.
00:11:12Wir dachten erst an Demenz, aber es war wohl nur ein leichter Schlaganfall.
00:11:20Wobei das eine das andere ja nicht ausschließen muss.
00:11:22Mama!
00:11:23Bei Mikroinfarkten kommt es häufig zu Sprachverlust, der in den meisten Fällen nur vorübergehend ist.
00:11:28Seine allgemeine Konstitution ist recht gut, aber in der nächsten Zeit braucht er vor allem Ruhe.
00:11:34Und wir geben ihm einen Ernährungsplan mit.
00:11:37Er hat schon einen. Und der heißt absolut vitaminfrei.
00:11:41Auf jeden Fall sollte in den nächsten Tagen, vielleicht Wochen, immer jemand bei ihm sein.
00:11:45Mit so etwas ist nicht zu spaßen.
00:11:47Wieso sollte das mein Problem sein?
00:11:54Vielleicht, weil es dein Mann ist?
00:11:55Immerhin sind wir seit 30 Jahren getrennt.
00:11:58Aber ihr seht doch eh ständig.
00:11:59Tja Gott, aus alter Verbundenheit eben. Außerdem ist Mann ein sehr dehnbarer Begriff.
00:12:04Nach eurer Zeugung lief da nicht mehr sehr viel.
00:12:07Mama, ich möchte einfach nicht, dass du so über Papa redest, okay?
00:12:11Weil das nicht ayurvedisch genug ist. Es war so.
00:12:15Seine Dissertation über Wittgenstein hatte absolute Priorität.
00:12:19Jetzt hört doch mal auf, es geht hier um Papa.
00:12:22Der Arzt hat klipp und klar gesagt, jemand muss sich kümmern.
00:12:27Ich könnte mir vorstellen, dass Landluft super wäre für ihn.
00:12:30Na ja, stimmt.
00:12:32Du, Papa kann super gerne mal übers Wochenende rauskommen.
00:12:34Aber François und ich stecken mitten in der Rapsernte.
00:12:36In der Rapsernte, ach so.
00:12:38Ja.
00:12:39Ja, soll ich mich jetzt entschuldigen, dass ich mein eigenes Leben habe, oder?
00:12:42Wie glaubst du, ich habe keins?
00:12:44Es geht hier um unseren Vater und du sagst einfach, es geht nicht?
00:12:48Ja, aber Moment, das Hotel ist doch ideal.
00:12:51Ah ja, klar, das wäre ja auch wieder das Einfachste, dass es an mir hängen bleibt.
00:12:54Nettchen, mach das schon.
00:12:55Du bist ja nicht alleine.
00:12:56Ich würde schon ab und zu auch mal vorbeikommen.
00:13:01Ich finde es gut.
00:13:04Ja.
00:13:06Aber Sie haben doch wohl nicht etwa eingewilligt.
00:13:12Was meinen Sie denn?
00:13:14Ich schmeiß schon das Hotel, ich kümmere mich um meinen Sohn, ich versuche eine völlig durchgeknallte
00:13:17Frau unter Kontrolle zu halten.
00:13:19Das reicht mir, ehrlich gesagt.
00:13:20Sehr gut.
00:13:21Sie beginnen langsam Position zu beziehen.
00:13:26Ich will doch, dass mein Lieblingstherapeut stolz auf mich ist.
00:13:28Also natürlich haben die alles versucht, um mich weich zu klopfen, aber nicht mit mir.
00:13:34Nicht mit mir.
00:13:35Ich werde doch den Teufel tun und für den Rest meines Lebens für alle anderen nützliche
00:13:37Idiot sein.
00:13:38Gibt es da irgendetwas, das Sie mir sagen sollten?
00:13:48Hm?
00:14:06Jetzt haben wir auch schon in deinem Zimmer.
00:14:07Nein, Uwe, es ist rechts, es ist links.
00:14:14Es laufen hier noch tolle raus.
00:14:23Denke lieber an das, was du hast, als an das, was dir fehlt.
00:14:27Und suche von den Dingen, die du hast, die besten aus.
00:14:33Und bedenke dann, wie eifrig du nach ihnen gesucht haben würdest, wenn du sie nicht hättest.
00:14:57Geht es Ihrem Mann nicht gut?
00:15:01Nur ein Mikroinfarkt.
00:15:06Es geht mich natürlich nichts an, aber das Leben ist manchmal kürzer, als wir denken.
00:15:13Sagt dir der Mann, der eine Starkstromleitung mit einer Wäscheleine verwechselte.
00:15:22Entschuldigung.
00:15:24Wie blöd kann ich eigentlich sein?
00:15:27Aber das konnten Sie da nicht wissen.
00:15:31Wann?
00:15:33Vor einem Jahr.
00:15:35An einem Sonntagvormittag.
00:15:37Wir hatten gefrühstückt.
00:15:40Ich war noch reich tanken gefahren, weil wir einen Ausflug machen wollten.
00:15:45Und ich parkte den Wagen in der Einfahrt.
00:15:48Und als ich auf das Haus zuging, war es...
00:15:54Es war so still.
00:15:56Es war...
00:15:57Es war...
00:15:58Es war...
00:16:00Wie wenn ein Ton, der immer da gewesen war, plötzlich verschwunden war.
00:16:05Ich neige nicht zum Mistischen, aber ich dachte noch, wie überaus merkwürdig.
00:16:14Was ist denn das?
00:16:15Sie lag in der Küche, hatte uns noch Brote geschmiert.
00:16:22In der Nacht, dann habe ich sie gegessen.
00:16:26Ungeheuer langsam.
00:16:33Weil ich wusste, dass diese Brote einzigartig waren.
00:16:37So.
00:16:50Das hier nennt man gesunde Ernährung.
00:16:55Ich weiß, du hast so etwas.
00:16:57Aber dein ramponiertes Gehirn wird dir ewig dankbar sein, wenn der dicke rote Saft wieder so richtig kräftig durchrauscht.
00:17:03Im Übrigen, die Anzahl der Personen, mit denen ich mich halbwegs vernünftig unterhalten kann, ist nur noch ein kleiner Kreis.
00:17:11Und ich will nicht, dass er noch kleiner wird.
00:17:14Also.
00:17:15Happa, happa!
00:17:16Showtime!
00:17:30Hermine!
00:17:32Danke, wie ist du?
00:17:37Meine Herren!
00:17:38Ah, Hermine!
00:17:41Immer eine Freude, Sie zu sehen.
00:17:42Dito!
00:17:43Oh, Vastiljevic!
00:17:45Was macht das Garten-Vogel-Geschäft?
00:17:47Es expandiert, Hermine.
00:17:48Dann werden Sie es ja verschmerzen, wenn ich Sie gleich mal um einen erklecklichen Teil Ihrer illegalen Einkünfte erleichtere.
00:17:56Es wird mir eine Ehre sein.
00:18:01Ich kaufe.
00:18:03Whisky?
00:18:03Doppelton.
00:18:04Ja.
00:18:13Hey!
00:18:14Stehenbleiben!
00:18:15Ich kann umgehen mit dem Ding hier.
00:18:20Das glaube ich jetzt nicht.
00:18:21Okay.
00:18:22Mama, wir wissen beide, dass du noch nie einen Baseballschläger in den Hand gehabt hast.
00:18:27Das glaube ich einfach nicht.
00:18:28Das macht doch nicht gleich wieder ein Dramat raus.
00:18:29Du kriegst 80 Euro Taschengeld, damit du uns hier alle beklaust?
00:18:35Das glaubst du echt, oder?
00:18:36Wonach sieht das denn sonst hier aus?
00:18:45Bis zum nächsten Mal.
00:18:46Bis zum nächsten Mal.
00:19:15Papa? Nein, einer der heiligen drei Könige.
00:19:24Du kannst wieder sprechen. Ja, und genau deshalb habe ich auch Hunger. Ich sitze seit einer halben Stunde im Frühstücksraum, aber da tut sich nichts. Wie hast du dir das vorgestellt?
00:19:37Aber jetzt geht es Ihnen besser. Ja. Immerhin ist die Sprache wieder da. So rasch. Ja, ich habe ja keine Minute geschlafen. Ich habe mir ein Buch genommen und die ganze Nacht versucht, laut, laut zu lesen, immer zu artikulieren, laut.
00:20:04Ich dachte, ich muss das schaffen. Und gegen halb sechs ging es wieder.
00:20:14Ach. Ja. Eine Brügge. Teil eines Pendules Sympathique.
00:20:25Meine Frau und ich hatten 40 Jahre lang eine Uhrmacherwerkstatt.
00:20:30Das ist interessant. Ja, wir hatten im Mitte der Stadt ein sehr kleines Winkeltje in einem Steegchen.
00:20:37Nach dem Verkauf hatten wir die Wahl. Wir hätten rund um die Welt reisen können.
00:20:43Oder aber uns etwas leisten, wovon wir unser Leben lang geträumt hatten.
00:20:49Brügge war das große Genie unter den Uhrmachern. Sein Leben lang dachte er über Synchronisation nach.
00:20:58Schließlich konstruierte er diese kleine Standuhr, auf die man vor dem Schlafen gehen seine Uhr legt.
00:21:07Erspendul-Sympathique.
00:21:09Über Nacht übertragen sich die Schwingungen der Großen auf die Armbanduhr.
00:21:17Die Schuhmasse fließt vom Großen bis zum Kleineren Körper.
00:21:26Die Große stellt sozusagen die Kleine richtig.
00:21:30Und dadurch bleibt sie immer im richtigen Fakt.
00:21:33Kind, wenn ich es dir doch sage, es fehlte nicht viel und er hätte mir diese Uhr geschenkt.
00:21:44Mir, einem Wildfremden.
00:21:46Aber das ist eine hochinteressante Geschichte. Aber würdest du es jemand anderem erzählen?
00:21:50Annettchen, das Verschenken wertvoller persönlicher Dinge ist ein klassisches Selbstmordsignal.
00:21:55Das weiß jeder Trottel.
00:21:58Dann zeig mal diese Uhr.
00:21:59Aber ich sage doch, er hat nur diese kleine Bewegung gemacht.
00:22:05Er wollte es tun.
00:22:08Er hat es natürlich nicht getan.
00:22:10Ah, okay.
00:22:12Und was soll ich deiner Meinung nach jetzt machen?
00:22:15Soll ich die Polizei rufen, weil jemand seine Uhr verschenken will?
00:22:18Was ist eigentlich los mit dir?
00:22:20Es gab einmal eine Zeit, wo es dich interessiert hätte, wenn einer unserer Gäste sich das Leben nehmen will.
00:22:26Du, es gab einmal eine Zeit, in der ich die Zeit dafür hatte.
00:22:29Jeremy tut so, als wäre ich irgendwie so eine komische Fremde.
00:22:32Flo verzieht sich.
00:22:33Stefan ist sowieso nie da.
00:22:34Und Mama tut alles, um mich wahnsinnig zu machen.
00:22:36Eben hat schon wieder die Bank angerufen.
00:22:37Und deshalb kann ich mich nicht auch noch um die Uhr kümmern.
00:22:41Es gibt einen schönen Reim von Milhelm Busch.
00:22:46Eins, zwei, drei.
00:22:51Nein.
00:22:52Leider ja.
00:22:52Aber ich habe ihr doch die Vollmacht gesperrt.
00:22:57Für das Firmenkonto, ja.
00:22:58Aber daraufhin hat ihre Mutter eine Hypothek auf das Hotel aufgenommen.
00:23:01Aber das darf sie doch gar nicht.
00:23:04Der Vorstand hat das so abgesignet.
00:23:06Und sie ist immer noch zeichnungsbefugte Gesellschafterin.
00:23:09Aber auf dem Hotel ist doch schon eine Hypothek.
00:23:11Ja.
00:23:12Genau aus diesem Grunde sieht sich unser Institut jetzt auch gezwungen,
00:23:15die Kreditlinie ihres Firmenkontos zu kündigen.
00:23:18Ja, und wovon soll ich dann die laufenden Kosten zahlen?
00:23:23Das wird, ehrlich gesagt, noch das Geringste ihrer Probleme sein.
00:23:26Ach, klären Sie mich auf?
00:23:29Die Kündigung der Kredite ist,
00:23:32wie übrigens unserem Vorstand vollkommen klar ist,
00:23:35gleichbedeutend mit der Forderung auf Ausgleich dieser Kredite.
00:23:38Und falls das nicht funktioniert,
00:23:40dann hätte unsere Bank ein Zugriffsrecht auf die Immobilie.
00:23:45Das heißt, die wollen das Hotel?
00:23:48Ich fürchte, so muss man das sagen, ja.
00:23:53Käffchen?
00:24:06Frau Körner.
00:24:08Ritter.
00:24:11Ich habe ja ganz vergessen.
00:24:13Mutter, wir müssen reden.
00:24:14Aber, Entschuldige, aber du siehst schon,
00:24:16dass ich mich mit einem Katzen unterhalte.
00:24:18Nein, nein.
00:24:19Bitte Sie.
00:24:19Mein Liebeskind, also um 17.30 Uhr,
00:24:22hätte ich vielleicht noch ein kleines Zeit für uns dann.
00:24:25Na, hoppla.
00:24:25Was, was?
00:24:26Entschuldigung.
00:24:27Riese, ein Zurück.
00:24:30Was ist los?
00:24:31Warte mal, wo ich gerade war.
00:24:33War es das jetzt?
00:24:34Nein, das war es nicht.
00:24:35Ich will wissen, was mit dir los ist.
00:24:37Wobei, eigentlich kann ich dir das ja auch sagen.
00:24:39Andere Leute spielen da im Universum eben nicht die geringste Rolle, vor allem ich nicht.
00:24:43Ich bin ja nur der Depp, der hier den Laden schmeißt.
00:24:45Also die Fakten.
00:24:47Ja, ich habe einen geringfügigen Spielverlust erlitten.
00:24:51Ich habe es doch geregelt, so wie ich immer alles geregelt habe.
00:24:55Hallo, wach mal auf, du hast überhaupt nichts geregelt.
00:24:57Die können sich das Hotel nehmen.
00:24:59Ich leite dieses Hotel seit über 38 Jahren, wirst du mir jetzt Nachhilfeunterricht geben?
00:25:04Wer hat dir denn jahrelang jeden Morgen drei Brote mit Schokocreme gespürt?
00:25:09Das war keine Schokocreme.
00:25:11Alle anderen Kinder hatten Schokocreme.
00:25:13Ich hatte diese scheiß Bio-Buchweizenpaste.
00:25:15Und du leitest es nicht.
00:25:16Ich bin die Geschäftsführerin.
00:25:18Ja, aber für den Zustand unserer Finanzen, da bin bequemerweise ich dann verantwortlich.
00:25:23Ja, das ist ja deine Logik.
00:25:25Ja, weil du hier so ein Chaos veranstaltest.
00:25:28Ich bin dazu befugt.
00:25:30Ich bin die Inhaberin.
00:25:38Mama, du bist jetzt über 70.
00:25:40Vielleicht geht es einfach nicht mehr.
00:25:43Ja, natürlich.
00:25:45Weil deine Mama ja jetzt langsam Gagagugumulala wird, nicht?
00:25:50So, ich glaube, mein Ikebana-Kurs geht gleich los.
00:25:54Du verlässt dieses Zimmer nicht.
00:25:56Nicht, bevor wir eine Lösung gefunden haben.
00:25:57Wir haben doch schon eine Lösung.
00:26:00Ach ja?
00:26:00Ja, du hältst mir alle paar Monate deine kleine Moralpredigt.
00:26:04Anstatt dich darum zu kümmern, einfach mal glücklich zu werden.
00:26:06Und ich höre mir das alles an und dann geht das Leben weiter.
00:26:13Das hier ist nämlich immer noch mein Hotel.
00:26:21Oh, ich bin ganz ruhig.
00:26:23Aber das meint sie doch nicht so.
00:26:25Oh doch, genau so meint sie das.
00:26:26Ich bin die leicht frustrierte, alleinstehende Zicke, die mit 40 nichts anderes zu tun hat, als ihre Mutter zu bekämpfen.
00:26:31Und das aber auch kein Mann abkriegt.
00:26:33Aber was hast du denn vor?
00:26:35Erst mal Urlaub und dann mal sehen.
00:26:37Als gute Hotelmanagerin kriegt man immer was.
00:26:38Aber dein Hotel...
00:26:41Ja, tu.
00:26:42Frag die Inhaberin.
00:26:46Aber...
00:26:46Ein Hotel zu managen ist so wie sein eigenes Leben zu managen.
00:26:50Man muss sich auf unerwartete Situationen einstellen und immer bereit sein zu improvisieren.
00:26:58Ein gutes Hotel erkennt man daran, dass niemand etwas davon bemerkt.
00:27:01Wie weg?
00:27:23Was heißt denn weg?
00:27:24Die zeitgenössische Definition lautet wohl last minute.
00:27:29Wow, ich wusste gar nicht, dass Mama sowas kennt.
00:27:31Sehr gehaltvolle Bemerkung.
00:27:33Moment mal, das kann sie doch nicht einfach so machen.
00:27:35Das macht sie aber und zwar genau in diesem Moment.
00:27:39Und warum?
00:27:44Ja, natürlich. Ich bin schuld. Wer denn wohl auch sonst?
00:27:49Na ja, gut, es hat ein paar kleine Meinungsverschiedenheiten gegeben in Bezug auf finanzielle Fragen.
00:27:55Annette hat einer Mutter die Kontovollmacht entzogen.
00:27:57Daraufhin hat Hermine eine weitere Hypothek auf das Hotel aufgenommen.
00:28:02Ja, soll ich vielleicht mittellos sein?
00:28:04Mama, das Hotel ist schon bis unters Dach verschuldet.
00:28:06Richtig.
00:28:08Deshalb hat die Bank auch sämtliche laufenden Kredite gekündigt.
00:28:11Und wenn die Bank auf der Forderung der Rückzahlung besteht, bleibt nur der Verkauf.
00:28:20Brown'sche Molekularbewegung plus dunkle Energie.
00:28:23Das ganze Leben ist Veränderung.
00:28:25Wir werden abwarten, ob das immer noch deine Meinung ist, wenn du dein Mittagessen in einer armen Küche zu dir nimmst.
00:28:32Aber die gute Nachricht ist, wir brauchen deine Mutter nicht.
00:28:35Es ist fast ein halbes Jahrhundert ohne sie gegangen und das wird es auch weiterhin.
00:28:38Und ich weigere, eine Rechnung zu zahlen, auf der gleich mehrere Abendessen aufgeführt sind, die ich niemals zu mir genommen habe.
00:28:53Auf der noch nicht mal die Mehrwertsteuer ausgewiesen ist.
00:28:55Also das ist mir vollkommen unerklärlich.
00:28:56Unerklärlich, aber ich werde sie immer gleich.
00:28:59Die Reinigung weigert sich, die Wäsche mitzunehmen, weil sie immer noch auf ihr Geld wartet.
00:29:03Sie müssen das noch lauter sagen.
00:29:05Zimmermädchen aus dem Land der Autodiebe.
00:29:07Damit unser Haus einen wirklich bleibenden Eindruck hinterlässt.
00:29:10Ich komme gerade aus der Küche, da ist schon wieder etwas weggekommen.
00:29:13Ich kümmere mich gleich, wo bin ich das hier?
00:29:15Frau Klammer, der Kapple in die Autofax.
00:29:18Aber die sollte doch der Junge besorgen.
00:29:19Das hat er anscheinend nicht getan.
00:29:21Flo, endlich!
00:29:22Sag mal, hast du hier diese Essen auf Zimmer 10 gebucht?
00:29:25Was? Nein.
00:29:26Mama, Mama, Papa, kommt ihr mal bitte.
00:29:29Jetzt!
00:29:32Ich bin gleich zurück, ja?
00:29:34Ich war noch mal bei der Bank.
00:29:36Aber Herr Wichmann sagt, er kann nichts machen.
00:29:38Das heißt?
00:29:39Das heißt, wir haben nur noch eine Woche Zeit, um die Kredite abzubezahlen.
00:29:42Kommt Zeit, kommt Rat.
00:29:44Das ist schon immer so gewesen.
00:29:46Annette ist gerade mal drei Tage weg und hier funktioniert gar nichts mehr.
00:29:49Das ist ja eine äußerst charmante Art, mir zu sagen, dass ich zu alt bin.
00:29:53Sie ist nun mal Herz und Seele von dem ganzen Betrieb hier.
00:29:56Ohne sie geht das unter.
00:29:57Verstehst du das?
00:29:58Nein, das ist zu hoch für mich.
00:30:00Also, wer redet mit ihr?
00:30:02Ich jedenfalls nicht.
00:30:03Ich meine, was habe ich damit zu tun?
00:30:05Wenn Frau ohne mich beschließt, ja alles stehen und liegen zu lassen.
00:30:12Äh.
00:30:13Das heißt, nachts legt man die kleine Uhr hier drauf.
00:30:25Und dabei übertragen sich die Schwingungen.
00:30:28Und dadurch schlagen sie im gleichen Takt.
00:30:33Sehr poetisch.
00:30:36Und was heißt das jetzt?
00:30:37Dass ich dein Töchterchen auf mich drauflegen sollte?
00:30:40Hermine.
00:30:44Du und ich, wir kennen uns jetzt seit über 40 Jahren.
00:30:47Und wir waren oft verschiedener Meinungen.
00:30:50Ja, das ist wohl wahr.
00:30:52Aber wenn einer von uns was verbockt hat,
00:30:56dann hat er es immer zugegeben.
00:31:00Ich, ich, ich.
00:31:01Oh, Eier-Benedikt.
00:31:22Gott hat den Menschen die Sorgen gegeben,
00:31:24aber er gab ihnen auch Eier-Benedikt.
00:31:26Falls Sie mich zu Tode erschrecken wollten, kein schlechter Versuch.
00:31:31Frau Kramer, wie ich annehmen darf?
00:31:33Ja.
00:31:33Ja, dürfen Sie.
00:31:34Bleibhaftig.
00:31:36Ich will ganz offen zu Ihnen sein.
00:31:38Ich halte Ihr Gewerbe für eine moderne Form von Scharlatanerie.
00:31:44Vergleichbar mit Quacksalbern aus dem Wilden Westen,
00:31:47die für jede Art von Zipperlein den Menschen Krötenblut
00:31:50zu weit überhöhten Preisen angedreht haben.
00:31:54Verstehe.
00:31:54Was darf der Quacksalber für Sie tun?
00:31:57Whisky?
00:31:58Mit Krötenblut?
00:31:59Nee, sauer.
00:32:08Also nur, dass ich das richtig verstehe.
00:32:11Meine Mutter taucht bei meinem Therapeuten auf
00:32:12und der hat nichts Besseres zu tun,
00:32:14als sich von ihr instrumentalisieren zu lassen?
00:32:17Falls Sie das so sehen wollen,
00:32:18dann kann ich Sie nicht daran hindern.
00:32:20Aber ich bin tatsächlich der Meinung,
00:32:22dass diese Reise ein Fehler ist.
00:32:24Ja, dann mache ich halt mal einen Fehler.
00:32:26Aber das tut mir ausgesprochen gut,
00:32:28weil ich nämlich seit 20 Jahren versuche,
00:32:29immer alles richtig zu machen.
00:32:30Und was hat es mir gebracht?
00:32:31Ich bin total unglücklich.
00:32:32Sind Sie doch gar nicht.
00:32:34Sagt wer?
00:32:35Ihr Lie...
00:32:36Ihr Lie...
00:32:37Ihr Lie...
00:32:38Ihr Lieblingstherapeut?
00:32:40Natürlich haben Sie Probleme.
00:32:46Aber Sie haben auch jede Menge Kraft
00:32:47und anscheinend auch den Wunsch,
00:32:49Ihre Probleme anzugehen.
00:32:52Außerdem sind Sie vielzinslegend zu glauben,
00:32:54dass Flucht eine Lösung wäre.
00:32:56Das ist keine Flucht.
00:32:57Das ist eine lebensrettende Maßnahme.
00:32:58Es widerstrebt mir wirklich sehr,
00:33:02Ihnen das jetzt so deutlich sagen zu müssen.
00:33:04Aber Sie können auch den Rest Ihres Lebens
00:33:07Kramer gegen Kramer spielen.
00:33:09Am...
00:33:10Aber am Ende des Tages geht es nur um eine einzige Frage.
00:33:16Sind Sie bereit, Sie selbst zu sein?
00:33:18Es ist das erste Mal seit ewigen Zeiten,
00:33:23dass ich mal was einfach nur für mich mache.
00:33:27Ja, aber sich...
00:33:28Sich der Herausforderung zu stellen,
00:33:30ist doch noch viel mehr nur was für Sie selbst.
00:33:33Vielleicht Sie für den Rest unseres...
00:33:35Ihres Lebens.
00:33:39Sie können das.
00:33:41Sie schaffen das.
00:33:44Sie kennen meine Mutter nicht.
00:33:46Ich kenne Sie.
00:33:48Ich kenne Sie.
00:34:04Ein netzer, na Gott sei Dank.
00:34:06Das war eine allergüste Zeit, dass du...
00:34:07Ja, genau das glaube ich aber auch.
00:34:10Zahlst du mal?
00:34:11Ich?
00:34:11Ja.
00:34:11Und du wirst drittens keinerlei finanzielle Transaktionen mehr durchführen,
00:34:19die auch nur im geringsten das Hotel gefährden könnten.
00:34:21Du wirst viertens deine Zeichnungsberechtigung freiwillig niederlegen
00:34:25und mir fünftens und letztens die alleinige Geschäftsführung übertragen.
00:34:32Haben wir uns verstanden?
00:34:33Entschuldige, aber die Alternative wäre ein Tobsuchtsanfall gewesen.
00:34:45Weil ich dir meine Bedingungen nenne.
00:34:47Das sind doch keine Bedingungen.
00:34:49Das ist eine Kriegserklärung.
00:34:52Außerdem eine Wahnidee.
00:34:53Du glaubst doch wohl nicht allen Ernstes,
00:34:55ich würde mein Hotel vollständig in deine Hände geben.
00:34:58Du oder ich, Mama.
00:35:00Es kann nur eine geben.
00:35:01Ich bin für dich zu Kreuze gekrochen.
00:35:03Ich habe sogar mit einem Irrenarzt geredet.
00:35:06Reicht dir das immer noch nicht?
00:35:07Du denkst, es ist alles ein ganz großer Spaß hier, oder?
00:35:09Aber wo bleibt Papa, wenn das hier untergeht?
00:35:11Und wo bleibst du?
00:35:12Wo willst du denn wohnen und von was?
00:35:14Und was wird aus den Leuten, die hier arbeiten?
00:35:16Sag mal, hat dir das alles deinem Psychoklempner gesagt?
00:35:19Nein, das ist, was ich dir sage.
00:35:21Herrgott!
00:35:23Du glaubst doch wohl nicht, dass ich das unterschreibe.
00:35:25Oh doch, das wirst du!
00:35:27Nö.
00:35:28Warum muss ich mich eigentlich für eine 70-Jährige aufreden?
00:35:37Oh, das müssen Sie nicht.
00:35:38Sie tun es aber.
00:35:40Weil Sie Teile eines Systems sind.
00:35:43Und daher haben Sie eh keine Chance.
00:35:45Ach Gott, haben wir einen Termin?
00:35:47Nein, einen Wasserrauberbruch.
00:35:48Also ich zu Hause.
00:35:50Daher brauche ich für die nächsten Tage ein Dach über dem Kopf.
00:35:54Und haben Sie an mich gedacht?
00:35:55Nicht nur da.
00:35:56Ja.
00:36:02Ja.
00:36:08Die Acht.
00:36:17Acht.
00:36:17Kleinen Moment, kommt gleich jemand.
00:36:24Kommen Sie?
00:36:26Wer?
00:36:26Ich?
00:36:27Ja.
00:36:27Das ist wirklich unfassbar schön.
00:36:30Ja, fanden meine Eltern auch.
00:36:3274, da war meine Mutter 30.
00:36:34In den 10 Jahren vorher war sie Hippie, Revolutionärin, Groupie diverser Bands, Raps-Sympathisantin.
00:36:41Naja, wenn sie nicht gerade in ihrer Drogenkommune im Odenwald war.
00:36:44Ah, okay.
00:36:46Und dann, und, äh, äh.
00:36:51Dann, dann, dann fanden mein Vater und Sie dieses Haus.
00:36:55Es war alt, total runtergekommen.
00:36:56Es war praktisch nicht viel mehr als eine Ruine.
00:36:59Aber Sie haben gesehen, dass man was ganz Besonderes was machen konnte.
00:37:02Ich hab's mir im Netz angeguckt, man, man, man, man, man, man, man, man, man nannte es damals das etwas andere Hotel.
00:37:08Ja.
00:37:09Ja, das war's auch.
00:37:11Zuerst kamen hauptsächlich Freunde, aber nach und nach hat sich rumgesprochen, dass es wirklich was Besonderes war.
00:37:15Ja, und dann kamen wir.
00:37:19Erst ich und dann Stefan und dann noch Flo.
00:37:27Das da, das war unser Kinderhotel.
00:37:30Unsere Freunde mussten Murmel zahlen, wenn sie rein wollten.
00:37:34Echtes Hotelkind sozusagen.
00:37:36Ja.
00:37:37Ja, wir fanden alles toll und aufregend.
00:37:40Diese ständig neuen Menschen und diese, diese irre Mischung.
00:37:43Hier haben die Grateful Dead gewohnt und Nobelpreisträger und Leute, die nachts in dem Hotel, die, hallo, die Welt verändert haben.
00:37:52Und nicht merkten, dass oben an der Treppe drei Kinder Mäuschen spielten.
00:37:56Und mittendrin Mama als wohnender Pol in all dem.
00:37:59Und Papa?
00:38:02Hat Karriere als Akademiker gemacht.
00:38:05Und so wurde es immer mehr ihr Hotel.
00:38:10Es stimmt schon, was sie sagt.
00:38:11Die Gäste kamen wegen ihr.
00:38:15Ach, was für eine Aussicht.
00:38:20Frühstück gibt's von 6.30 Uhr bis 10.30 Uhr.
00:38:23Im Restaurant haben wir gerade die Spargelkarte.
00:38:25Also, wenn Sie die verpassen, haben Sie wirklich was verpasst.
00:38:27Das werde ich nicht.
00:38:30Ja, dann.
00:38:31Was heißt eigentlich Teil eines Systems?
00:38:40Das heißt, wenn Sie sich bewegen, dann hat der Rest des Systems keine andere Wahl, als sich ebenfalls in Bewegung zu setzen.
00:38:49Deshalb kommst du her.
00:39:08Ich dachte, deswegen Papa.
00:39:09Es geht verdammt nochmal um alles.
00:39:12Annette, du aller Liebe, ich habe gar keine Zeit für so einen Scheiß.
00:39:17Ich stecke mitten in einer Übernahme im achtstelligen Bereich.
00:39:19Und ich stecke zwischen unseren Eltern in dem Haus, in dem du groß geworden bist und um die ich mich im Gegensatz zu dir seit Jahrzehnten kümmere.
00:39:26Stefan, dieses Mal brauche ich dich wirklich.
00:39:30Mist!
00:39:33Annette, das Hotel ist nicht mehr das, was es mal war.
00:39:35Das ist nicht nur ein Hotel.
00:39:36Das ist unser Zuhause.
00:39:38Du wurdest dort geboren.
00:39:39Richtig.
00:39:40Und dabei wäre ich um eine Haare ertrunken, weil unsere Mutter auf einer Wassergeburt bestanden hat.
00:39:44Weil dies ja die viel, viel sanftere Methode ist.
00:39:46Ich war der Einzige in meiner Klasse, der in einer Badewanne geboren wurde.
00:39:49Ja, genau.
00:39:50Es sind wahnsinnig viele Fehler passiert und nie hat jemand wirklich darüber geredet.
00:39:53Aber wir hängen alle miteinander zusammen.
00:39:56Das ist alles ein System.
00:39:58Und wenn wir anfangen, uns zu bewegen, dann kann alles gut werden.
00:40:14Gut.
00:40:16Stellst du jetzt schon deine Truppen zusammen?
00:40:18Ah, Mutti.
00:40:19Ich freue mich auch, dich zu sehen.
00:40:21Ja, ja, ja.
00:40:21Ja, herzlich willkommen und so weiter.
00:40:25Ich habe übrigens mit deiner Schwester gesprochen.
00:40:27Sie findet auch, du seist zurzeit etwas überspannt.
00:40:30Ach ja, das kann sie mir ja dann heute Abend selber sagen.
00:40:32Punkt 22 US-Gesellschaftsversammlung in der Bibliothek.
00:40:35Müsste uns da die Einladung nicht schriftlich zugehen?
00:40:39Müsste sie.
00:40:40Aber wir haben leider kein Geld für Briefmarken mehr, weil die Inhaberin es beim Pokern verzockt hat.
00:40:44Frau Kramer.
00:40:45Ja?
00:40:46Könnten Sie wo mal kommen?
00:40:48Was ist denn?
00:40:49Nein, da ist etwas im Zimmer von Herr Verborgen.
00:40:53Dann hat der Papa doch recht.
00:41:10Er will sich das Leben nehmen.
00:41:11Aber nie in meinem Hotel.
00:41:13Hier hat sich noch nie jemand erschossen.
00:41:15Obwohl es was Gottgründe genug gegeben hätte.
00:41:17Ich überhöre diese Andeutung.
00:41:19Ich lasse sie vorbeiziehen wie ein Schiff am Horizont.
00:41:21Und ob das dein Hotel ist, das klären wir gerade.
00:41:23Ach ja?
00:41:24Ja.
00:41:28Wenn du einverstanden bist, dann schauen wir uns erst mal zusammen die Bücher an, damit du heute Abend nicht bescheint warst.
00:41:33Wo fangen wir überhaupt?
00:41:34Herr Muthesius!
00:41:35Frau Kramer?
00:41:37Ah, äh, äh, äh, äh, äh, darf ich vorstellen, engolf Muthesius, ein guter Bekannter und das ist mein Bruder Stefan.
00:41:51Ach, das ist ja nett, Sie mal kennenzulernen.
00:41:54Tarek.
00:41:56Herr Muthesius ist Hotelgast.
00:41:58Mhm.
00:41:59Ah, und wo leben Sie?
00:42:01In Haddelberg.
00:42:07Wasserrohrbruch. Bei ihm zu Hause ist ein Rohr ge...
00:42:10Ja, da dachte ich, welche ist die schönste Unterkunft am Platze.
00:42:19Ach, der fällt mir an. Ich muss ja weg.
00:42:31Stefan, der ist mal ein Therapeut. Und mein Leben ist kompliziert genug.
00:42:34Und da kann ich nicht auch noch was mit dem anfangen, der meine sämtlichen Traumata kennt.
00:42:38Wieso nicht? Da spart ihr euch doch eine Menge Zeit.
00:42:45So schlimm?
00:42:46Schlimmer. Es ist eine Katastrophe.
00:42:49Ich brauche dringend einen Termin mit eurem Bankberater.
00:42:51Ich habe schon mit ihm geredet. Sie bestehen auf der Glattstellung der Kredite.
00:42:54Das sagen Sie. Aber was will denn eine Bank?
00:42:57Geld verdienen, aber doch keine Kunden verlieren.
00:42:59Die wissen ganz genau, dass ihre Konkurrenz euch mit Kusshand nehmen wird.
00:43:03Was machen die denn so einen Druck?
00:43:05Zuckerbrot und Peitsche.
00:43:07Gebt dem Kunden das Gefühl, dass er am längeren Hebel sitzt
00:43:09und er wird weiter überhöhte Zinsen bezahlen.
00:43:11Ich führe jeden Tag solche Gespräche mit Investoren.
00:43:13Und das hier ist ein Witz.
00:43:24Oh, ist schon wieder Bescherung.
00:43:26Hier ist die Lage. Die Bank hat unsere Kredite gekündigt.
00:43:30Das heißt, dass wir am Monatsende nicht in der Lage sein werden,
00:43:34unsere laufenden Kosten und die Gehälter zu zahlen.
00:43:36Ja, ja, ja. Das wissen wir ja alles.
00:43:38Darüber hinaus verlangen Sie die vollständige Glattstellung der Kredite
00:43:41oder die Hinterlegung weiterer Sicherheiten.
00:43:44Was wir keins von beiden schaffen, gehört unser Hotel ab nächsten Monat der Bank.
00:43:50Und deshalb habe ich für Freitag einen Termin bei unserem Notar vereinbart,
00:43:54wo ich den Antrag stellen werde, Hermine ihre Zeichnungsbefugnis zu entziehen
00:43:59und mich als alleinige Geschäftsführerin einzusetzen.
00:44:02Okay.
00:44:04Also, Annette, ich glaube, wir verstehen alle, dass du sauer bist.
00:44:08Aber ich bin mir sicher, dass Mama nichts Böses gewollt hat.
00:44:12Es sei denn, man ist grundsätzlich der Ansicht, dass Mama die böse Hexe ist, ne?
00:44:18Mama, du hast über 20.000 Euro beim Pokern verloren.
00:44:20Und um die zurückzuzahlen, beleihst du das Hotel.
00:44:23Bei diesen Leuten willst du keine Schulden haben.
00:44:26Ja, deshalb pokert man auch nicht mit ihnen.
00:44:28Genau das hat aber in der Vergangenheit immer sehr gut geklappt.
00:44:31Ich habe es nur nicht an die große Glocke gehängt.
00:44:34Ich habe dieses Hotel 40 Jahre lang durch alle auftretenden Stürme gesteuert,
00:44:39von denen ihr meistens gar nichts mitgekriegt habt.
00:44:41Da kommen gleich die Tränen.
00:44:43Und deswegen werde ich mich hier auch nicht als Hasardeurin hinstellen lassen.
00:44:47Nein, Mama, du hast das toll gemacht.
00:44:48So, hat sie das denn jetzt toll gemacht?
00:44:50Nur weil du immer ihr Liebling warst, oder was?
00:44:52Nein, Stefan, weil sie drei Kinder großgezogen hat,
00:44:54ohne ihre persönlichen Interessen hinten anzustellen.
00:44:57Ach, so wie ich meinst du?
00:44:59Vielleicht darf ich auch mal was sagen?
00:45:01Nein!
00:45:03Spannungen sind doch in einer Familie was ganz Normales, auch Gesundes.
00:45:10Also ich finde es sehr gut, dass wir uns endlich mal aussprechen.
00:45:14Also, ich würde ein nettes Vorschlag unterstützen.
00:45:19Du willst, dass ich mein Hotel aus den Händen gebe,
00:45:22in dem unsere Kinder geboren wurden und gezeugt,
00:45:25falls du dich vage daran erinnern solltest?
00:45:27Hermine, die Dinge verändern sich.
00:45:32Vielleicht kannst du es einfach nicht machen.
00:45:36Entschuldige, das sagt mir ein Schlaganfallpatient.
00:45:39Es stimmt trotzdem.
00:45:41Mutti, es hilft auch nicht, wenn man jeden Abend eine Flasche Wein trinkt.
00:45:44Ach so.
00:45:46Ja, trinken darf Mama jetzt auch nicht mehr.
00:45:49Also, Janis Joplin hat noch vor dem Mittagessen eine Flasche Wodka geköpft.
00:45:54Eine Ikone der Musikgeschichte.
00:45:56Ja, und mit 26 war sie tot.
00:45:58Womit ich sie ja jetzt schon über ein halbes Jahrhundert überlebt hätte.
00:46:01Leute, das mag ja alles sein, ja?
00:46:03Aber deswegen können wir Mama nicht einfach so das Hotel wegnehmen.
00:46:06Es gehört uns allen sowieso zu gleichen Teilen.
00:46:09Ich finde auch, Annette hat recht.
00:46:11Ich nicht.
00:46:19Ja, ich meine, ohne Oma gäbe es das hier alles gar nicht.
00:46:22Da können wir doch nicht sagen, das war es jetzt wie in einem alten Gaul.
00:46:25Kindermund tut Wahrheit kund.
00:46:29Was wäre denn deiner Meinung nach die Lösung?
00:46:32Ich weiß nur, deine ist es nicht.
00:46:35Ja, also, ich sehe hier drei gegen drei, Schätzchen.
00:46:40Das dürfte nicht reichen für eine Palastrevolution.
00:46:43Toll, vielen Dank für deine Unterstützung.
00:46:58Darf ich annehmen, dass das die Belohnung dafür ist,
00:47:00weil ich deinen kleinen Nebenverdienst entdeckt habe?
00:47:02Glaub doch, was du willst.
00:47:04Danke, das mache ich auch.
00:47:05Was hätte ich denn deiner Meinung nach sagen sollen?
00:47:07Dass meine großartige Mutter recht hat und der Rest der Welt nicht, oder was?
00:47:10Vielleicht hättest du mal dein Gehirn einschalten können.
00:47:12Im Zweifelsfall, weil wir eine Familie sind.
00:47:14Oh ja, Riesensache.
00:47:16Ja, könnte eine sein.
00:47:19Wenn du nicht gerade alles dafür getan hättest, dass es keine ist.
00:47:22Ich möchte, ich möchte, ich möchte, ich möchte.
00:47:38Okay.
00:47:42Einfach rein damit.
00:47:44Ja, ja, lass uns ein bisschen.
00:47:51Okay.
00:47:523, 2, 1.
00:47:57Ja, ich fühle mich auf die Linken.
00:47:59Wir kommen jetzt aufs Echt noch an der Baum.
00:48:00Ja, lass uns noch ein paar.
00:48:02Wir haben da hinten noch das Teil.
00:48:04Perfekt, ne?
00:48:25Poch, poch, poch.
00:48:26Kramer, immer eine Freude.
00:48:28Mir ist durchaus nicht entgangen,
00:48:30dass meine Tochter Ihnen am Herzen liegt.
00:48:33Allerdings gibt es etwas, das Sie wissen sollten.
00:48:37Annette, so reizend sie auch sein kann,
00:48:39ist nicht gemacht für ein Hotel.
00:48:41Und deswegen tun Sie ihr auch keinen Gefallen,
00:48:44wenn Sie sie zu diesem lächerlichen Kleinkrieg gegen mich animieren.
00:48:49Was ist denn daran so schlimm,
00:48:51wenn nicht mehr Sie die Chefin wären, sondern Ihre Tochter?
00:48:54Keine Angst, das wird nie passieren.
00:48:57Sagen wir rein hypothetisch.
00:48:59Ich sage Ihnen was.
00:49:01Ich bin in einem Alter, wo jederzeit die Möglichkeit ist,
00:49:04das war's jetzt im Raum ist.
00:49:07Und dieses Hotel hier, das ist mein Leben.
00:49:10Und wenn man mich jetzt hier kalt stellen will,
00:49:12erhebt sich ja für mich die Frage,
00:49:14was ich den lieben langen Tag so machen sollte.
00:49:16Mit meinen neuen dementen Freundinnen im Heim
00:49:19Doppelkopf spielen vielleicht.
00:49:21Tja, ich kann Ihnen leider nicht sagen, was Sie machen sollen,
00:49:26das ist Ihr Leben.
00:49:27Aber niemand auf der ganzen Welt will oder kann Ihnen Ihr Leben nehmen,
00:49:31auch Ihre Tochter nicht.
00:49:32Doch, will sie.
00:49:33Nein, bei allem Respekt, das will sie nicht.
00:49:36Aber sie hat genauso ein Recht auf Ihr Leben wie Sie auf das Ihrige.
00:49:40Und die Angst, die Sie beschreiben,
00:49:45die haben Sie nicht exklusiv gepachtet.
00:49:48Da draußen laufen unzählige Menschen rum, die ähnlich empfinden wie Sie.
00:49:51Meiner Meinung nach würde es Ihr Leben ungeheuer erleichtern,
00:49:56wenn Sie nicht dauernd darauf bestehen würden,
00:49:58irgendwie ein Sonderfall zu sein.
00:50:04Klingt ziemlich gut.
00:50:06Die Sache ist nur die, ich bin ein Sonderfall.
00:50:12Ganz am Anfang von meinem merkwürdigen Leben
00:50:15habe ich offenbar beschlossen,
00:50:18dass ich nicht zu dieser gigantischen Herde von Schafen gehören will,
00:50:25die alle machen, was alle machen.
00:50:29Bevor sie ihren Regenschirm wieder zuklappen.
00:50:34Das sind bestimmt alles ganz reizende Menschen.
00:50:37Geht doch in Ordnung für mich.
00:50:39Nur die gehen in ihre Kirche und ich in meine.
00:50:43Auch wenn Sie das jetzt nicht glauben.
00:50:50Aber ich kenne einige meiner Fehler ganz gut.
00:50:57Aber ich liebe sie.
00:50:59Weil sie nämlich in ihrer Gesamtheit mich ergeben.
00:51:03Vor allem glaube ich einfach nicht daran,
00:51:05dass ich jetzt hier kurz vor Feierabend meiner Tage
00:51:09noch einen radikalen Persönlichkeitswandel durchmachen könnte oder sollte.
00:51:15Weil ich nämlich glaube, dass es einfach darum geht,
00:51:20sein eigenes Lied zu singen.
00:51:22Und ich singe dieses Lied einfach leidenschaftlich gerne.
00:51:35Wieso bist du denn so nicht an, du altes Biest?
00:51:37Wo ist jetzt?
00:51:44Na ja, tut ganz schön weh manchmal, nicht?
00:51:52Ach und noch was. Ich klaue nicht.
00:51:58Ach nein?
00:51:59Nein.
00:52:00Dann fliegen die Sachen also nachts von selbst aus der Küche.
00:52:22Warum hast du nicht einfach was gesagt?
00:52:26Ich habe durchaus mitgekriegt, dass wir gerade ein paar Probleme haben.
00:52:30Aber ich dachte, das kann ich dir nie erklären,
00:52:32dass andere Leute noch ganz andere Probleme haben.
00:52:37Und weil du mal gesagt hast, dass Papa immer allen geholfen hat.
00:52:43Vielleicht ist doch einfach nur mein Selbstbild kollidiert.
00:52:46mit der Vorstellung, dass ich, weiß ich nicht, der Weihnachtsmann sein könnte oder so.
00:53:03Aber du bist der Weihnachtsmann.
00:53:16Wie ist das ihr?
00:53:18Das ist mir schon schön.
00:53:19Das ist ja schön.
00:53:21Wat ist ihr?
00:53:22Ja…
00:53:23Jolina.
00:53:24Das ist her.
00:53:25Das ist her.
00:53:26Jolina.
00:53:27Sa وا.
00:53:28Und Agnus?
00:53:29Das ist cool, girl.
00:53:30Yep!
00:53:38Meinst du, wir könnten mal ein paar von denen bei uns im Hotel schlafen lassen?
00:53:42Ja klar, zum Frühstück verkauft Hermine dann ein bisschen Crack.
00:53:45Mama, das ist echt Rassismus.
00:53:47Stimmt.
00:53:51Erzähl mir was von ihm.
00:53:53So was, was ich noch nicht weiß, was echt Besonderes.
00:53:59Er konnte mit einer Spielkarte einen Hut aus drei Meter Entfernung treffen.
00:54:04Wow.
00:54:05Ja.
00:54:05Warum, warum gehst du nie auf den Friedhof?
00:54:14Ach, das stimmt gar nicht, was ich gesagt habe.
00:54:15Das sind fünf Meter.
00:54:16Echt kleiner Hut.
00:54:35Sie sind dieser Psycho-Typ, oder?
00:54:44Mhm.
00:54:45Der Psycho-Typ.
00:54:48Was macht ihr da gerade?
00:54:50Warum wollen Sie es wissen, damit Sie bei meiner Mutter punkten können?
00:54:54Ja, genau.
00:54:55Freud, Psychoanalyse, voll ihr Ding.
00:55:07Wusstest du, dass Freud geglaubt hat, dass Jung ihn töten will?
00:55:10Echt?
00:55:11Tatsache.
00:55:13Er ist sogar mehrfach in Ohrmacht gefallen, als Jung vom Tod gesprochen hat.
00:55:16Das war so ein Vater-Sohn-Ding.
00:55:19Die Fantasie für einen Vater-Mord ist im Übrigen eines der zentralen Themen in der Psychoanalyse.
00:55:23Wen will man töten, wenn man nie einen Vater gehabt hat?
00:55:36Im Zweifel die ganze Welt.
00:55:41Wow.
00:55:43Ich weiß.
00:55:44Und er trägt immer diese bescheuerten Rollkragenpulover.
00:55:54Und er stottert.
00:55:55Und er lebt das von einem ganz eigenen Planeten.
00:55:57Irgendwie ist ja das Gegenteil von allem, was ich mir so vorstelle.
00:56:00Aber du magst ihn.
00:56:03Merkt man das?
00:56:04Bin ich dein Vater, oder bin ich dein Vater?
00:56:06Ich mag ihn total.
00:56:11Ich nehme an, er mag dich auch.
00:56:14Wie soll das gehen?
00:56:15Er weiß praktisch alles über mich.
00:56:17Ja, genau deshalb.
00:56:20Übrigens hat kein Mensch mitten im Sommer einen Wasserrohrbruch.
00:56:25Da hilft nur eins, rangehen.
00:56:28So habe ich es mit deiner Mutter auch gemacht.
00:56:30Was?
00:56:31Alle anderen Männer hatten Angst vor ihr.
00:56:34Sie war berühmt dafür, jeden abblitzen zu lassen.
00:56:37Da musste erst dein Vater kommen.
00:56:41Ach, Herr Verboten.
00:56:42Bereit?
00:56:43Bereit, wenn Sie es sieht?
00:56:49Rangehen.
00:56:52Rangehen.
00:56:53Ich weiß, wir haben keinen Termin.
00:57:03Aber Sie haben mal gesagt, ich könnte jederzeit, wenn ich...
00:57:06Ja, klar.
00:57:09Kommen Sie doch rein.
00:57:14Also, ich glaube, dass ich Sie mag.
00:57:17Also mag im Sinne von mögen.
00:57:19Also mag, ja, mag.
00:57:20Mein Leben fliegt mir einfach immer noch um die Ohren.
00:57:24Es ist alles ein Chaos.
00:57:25Und ich kann mir einfach nicht gerade noch einen Schauplatz leisten.
00:57:28Verstehen Sie das?
00:57:29Weil sonst kracht alles zusammen.
00:57:31Und es wäre gut, wenn Sie jetzt vielleicht auch was dazu sagen könnten.
00:57:36Ja.
00:57:39Ich mag Sie auch.
00:57:44Aber das wissen Sie ja auch.
00:57:45Und Jan, Sie machen diese riesigen Fortschritte.
00:57:48Sie ergreifen Initiative.
00:57:50Sie nehmen den Kampf gegen Ihre Mutter auf.
00:57:52Sie holen Ihren Bruder hierher.
00:57:53Sie stellen sich schützend vor Ihren Sohn.
00:57:56Und dennoch glauben Sie, dass das kleinste bisschen ausreichen könnte,
00:57:59dass alles wieder einstürzt?
00:58:01Ja, das ist ja auch so.
00:58:03Es ist nur so lange so, wie Sie davon überzeugt sind.
00:58:08Ich könnte Ihnen jetzt so in die Arme fallen.
00:58:11Aber ich glaube nicht, dass das richtig wäre.
00:58:18Sie sind so dermaßen gut darin, für andere da zu sein,
00:58:20dass Sie darüber Ihr komplettes eigenes Glück vergessen haben.
00:58:23Die Frage ist nur, warum?
00:58:25Das können nur Sie beantworten.
00:58:27Warum erzählen Sie mir das denn alles?
00:58:29Weil ich glaube, dass Sie mir irgendetwas verschweigen.
00:58:33Und solange das so ist, sollten Sie meiner professionellen Meinung nach
00:58:36keine neuen Beziehungen eingehen.
00:58:40Ach ja, und wissen Sie, was ich glaube?
00:58:42Ich glaube, dass Sie sich mal fragen sollten,
00:58:44warum Sie ewig diese bescheuerten Rollkrank-Bullover tragen.
00:58:46Ein Hotel ist wie das Leben.
00:59:07Um den anderen Gästen aus dem Weg zu gehen,
00:59:10ziehen wir uns manchmal in unser Zimmer zurück.
00:59:12Weg, obwohl wir wissen, dass wir Ihnen am nächsten Morgen
00:59:15im Frühstücksraum wieder begegnen werden.
00:59:19Hegel, Schelling, Fichte, später auch Jaspers und Horkheimer.
00:59:25Genau hier haben Sie alle gestanden.
00:59:28Ja, deshalb heißt es Herr Philosophenweg.
00:59:32Wissen Sie, endlich kann ich solche einfachen Dinge genießen.
00:59:37Fast 50 Jahre lang habe ich mich im Wettbewerb
00:59:40des akademischen Weitpinkelns, verzeihen Sie, abgestrampelt.
00:59:46Und jetzt stehe ich morgens auf und ich frage mich,
00:59:49worauf habe ich heute Lust?
00:59:53Das ist der wahre Luxus.
00:59:56Alles nochmal zu sehen in einer anderen Perspektive aus.
01:00:01Sie machen das ziemlich gut.
01:00:03Äh, wie meinen Sie das?
01:00:05Hat Ihre Frau wiederum gebeten?
01:00:08Ihr Tochter?
01:00:09Mein Gott, war ich so schlecht.
01:00:12Nein, nein, nein.
01:00:14Aber wir sind beide in einem Alter,
01:00:17wo man sich nicht mehr vormachen sollte.
01:00:19Walter Jens, wissen Sie, wer das war?
01:00:31Ne?
01:00:32Einer unserer großen Germanisten, ein Sprachkünstler.
01:00:37Irgendwann erkrankte er an Alzheimer
01:00:38und als er spürte, dass er seine Sprachfähigkeit verlor,
01:00:42da hat er vor Wut gebrüllt, gegen die Wände geschlagen.
01:00:45Und Sie haben sich erschrocken?
01:00:51Ja.
01:00:53Da gab es einen Moment, wo ich wusste,
01:00:56wenn es dich erwischt, dann nützt dir dein ganzes Wissen nichts.
01:01:09Ja, ich fürchte, da sind mir die Hände gebunden.
01:01:12Herr Wichmann, ich sehe aber gar keine Handschellen.
01:01:14Sie wissen doch selber am besten,
01:01:18wie die Bedingungen zur Kreditvergabe aussehen.
01:01:20Durch die Erhöhung der Hypothek
01:01:22ist die einzige Sicherheit, die unsere Bank jetzt noch hat,
01:01:24der Immobilienwert ihres Hotels.
01:01:26Aber genau der ist doch in den letzten Jahren gigantisch gestiegen.
01:01:29Wir reden hier von der besten Immobilienlage in Heidelberg.
01:01:31Ja, ich fürchte,
01:01:32das könnten die da oben auch denken.
01:01:34Ja, und was heißt das jetzt?
01:01:43Das heißt, Wichmann würde, wenn er könnte.
01:01:45Aber er darf eben nicht,
01:01:46weil er arbeitet zwar für die Bank, aber er ist nicht die Bank.
01:01:48Wer ist denn dann die Bank?
01:01:51Kornfeld.
01:01:52Kornfeld ist Vorschnittsvorsitzender und Immobilienexperte.
01:01:54Dann müssen wir mit dem reden.
01:01:55Was denkst du denn, was der dir sagt?
01:01:57Gibt wohl nur einen Weg, das rauszufinden.
01:02:03Herr Dr. Kornfeld,
01:02:04wie schön, dass es geklappt hat.
01:02:06Wer würde sich am Ruhm-de-Wuhm
01:02:08mit der charmantesten Hotel-Diviktion in der Stadt mitgeben lassen?
01:02:14Sehen Sie, Frau Kramer,
01:02:15wir sind ja keine Menschen.
01:02:17Wir begreifen, dass wir hier lokale Verpflichtungen haben,
01:02:19auch gewissen Traditionen gegenüber.
01:02:21Und das Hotel Heidelberg ist ein Teil dieser Stadt?
01:02:24Ja, ja, genau so sehen wir das auch, ja.
01:02:26Gleichzeitig bin ich in meiner Funktion
01:02:27als Vorstand eindeutigen Regeln unterworfen.
01:02:30Und wenn ein Kreditnehmer nicht mehr
01:02:31über die nötigen Sicherheiten verfügt,
01:02:33bin ich leider auch mir die Hände gebunden.
01:02:37Das heißt im Klartext, Sie wollen das Hotel?
01:02:39Nicht das Hotel, lediglich die Immobilie.
01:02:45Was, wenn ich Ihnen ein Konzept vorlege,
01:02:47dass die Rentabilität unseres Hauses um 50 Prozent steigert?
01:02:50Schauen Sie, ich habe hier mal was ausgearbeitet.
01:02:52Meine Angestellten und auch ich werden
01:02:53zu einem deutlichen Lohnverzicht bereitet.
01:02:55Liebe Frau Kramer, ich bewundere, wie Sie hier kämpfen.
01:02:57Und durch die Kooperation mit Hotel-Diviktion
01:02:58Die Unwägbarkeit mit der Hotel-Diviktion
01:02:59können niemals mit der Sicherheit des Immobilienmarktes konkurrieren.
01:03:03Andererseits geht das Leben ja zum Glück immer weiter.
01:03:06Wie ich höre, haben Sie morgen gegen elf einen Notartermin?
01:03:08Ich werde die Gelegenheit nutzen,
01:03:10die Ansprüche meines Instituts gelten zu machen.
01:03:12Ich sage das jetzt ungern, aber ist Ihre Frau informierter
01:03:19wie ihr Aufenthalte bei uns im Haus in den Jahren 2008 bis 2012?
01:03:23In mehrfach wechselnder weiblicher Begleitung?
01:03:27Leider ja.
01:03:29Die Scheidung war damals ein harter Schlag für mich.
01:03:33Trotzdem, netter Versuch.
01:03:35Ja.
01:03:53Falls du glaubst, mir entgeht,
01:03:55wie du diese Familie systematisch gegen mich aufbringst,
01:03:58kann ich dir eine ausgezeichnete Klinik im Taunus empfehlen.
01:04:02Was machst du überhaupt hier?
01:04:04Er schreibt Briefe.
01:04:05Ich glaube an alle Menschen, die er kennt.
01:04:07Gestern hat er mir schon ganz einen Stapel gegeben.
01:04:09Hast du einen aufgemacht?
01:04:10Mama, man öffnet keine Briefe von Gästen.
01:04:14Aber einer war nicht richtig zu.
01:04:16Ich sage es ungerne, aber du beginnst zu lernen.
01:04:20Mein Holländisch ist natürlich bei weitem nicht so gut wie deins,
01:04:22aber er verabschiedet sich.
01:04:25Das sind Abschiedsbriefe.
01:04:26So ein alter Sturkopf.
01:04:29Papa hat es schon versucht.
01:04:30Ich habe schon dreimal mit ihm geredet.
01:04:32Stiesel.
01:04:35Ich habe zwei wirklich gute Freunde gehabt,
01:04:46die sich das Leben genommen haben.
01:04:49Einer hatte unheilbaren Krebs.
01:04:53Einer
01:04:53schwere Depressionen.
01:04:55Er war so tief unten,
01:04:59dass er sich nicht mehr helfen lassen wollte.
01:05:02Beide hatten also ziemlich gute Gründe,
01:05:04könnte man sagen.
01:05:08Im Gegensatz zu mir,
01:05:10wollen Sie sagen?
01:05:10Sie sind ein zu feiner Kerl,
01:05:18als dass ich einfach zusehe,
01:05:19wie Sie sich auf eigene Faust davon machen wollen.
01:05:25Ich glaube nämlich nicht,
01:05:27dass man so etwas tun sollte.
01:05:30Es ehrt Sie,
01:05:31mich zu diesem Ausflug
01:05:32angeladen zu haben,
01:05:33aber
01:05:34darf ich Ihnen
01:05:36eine sehr persönliche Frage stellen?
01:05:40Ja.
01:05:41Wenn ich es richtig verstehe,
01:05:44sind Sie und Ihren Mann
01:05:45schon lange getrennt
01:05:46und
01:05:47Ihr Verhältnis mit Ihrer Tochter
01:05:49scheint angespannt
01:05:50und
01:05:51als Ihr Sohn kam,
01:05:52haben Sie ihn kaum begrüßt.
01:05:55Habe Sie denn wirklich jemals
01:05:59einen Menschen so sehr beliebt,
01:06:01dass Sie glauben,
01:06:03in meiner Familie
01:06:03mitreden zu können?
01:06:04Du wolltest ihn erpressen?
01:06:30Ich wollte milden Druck ausüben,
01:06:32aber es hat ja nicht so richtig geklappt.
01:06:34Ich hätte nicht gedacht,
01:06:35dass du dazu unterlagen bist.
01:06:37Du hast doch gesagt,
01:06:38das ist die einzige Sprache,
01:06:38die so einer versteht.
01:06:40Hä?
01:06:41Und jetzt?
01:06:48Stefan, ich wollte dich das eigentlich nicht fragen.
01:06:52Aber könntest du dir vorstellen,
01:06:53noch eine Sicherheit einzubringen?
01:06:55Ich weiß wirklich nicht,
01:06:56wen ich sonst noch fragen soll,
01:06:57denn für dich ist es ja nicht so viel Geld.
01:06:59Na klar,
01:06:59das kann ich mir wahnsinnig gut vorstellen.
01:07:02Doch.
01:07:04Vor 15 Jahren
01:07:15entdeckte jemand,
01:07:18dass die Strecke zwischen den Börsener
01:07:19in New York und Chicago
01:07:20exakt 798 Meilen hoch.
01:07:22Trotzdem brauchte eine Mail
01:07:237,4 Nanosekunden,
01:07:25obwohl es eigentlich 5.000 sein sollte.
01:07:26Der Grund war,
01:07:27dass die Kabel kreuz und quer verliefen.
01:07:28Der Mann begriff,
01:07:29dass ihr Zeit Geld war
01:07:30und schnelle Informationen an den Börsen
01:07:33ein Vermögen wert.
01:07:34Deshalb kaufte dieser Mann heimlich Land,
01:07:37um schnelle Verbindungen anbieten zu können.
01:07:39Und sein Gewinn
01:07:41war ungefähr 400 Millionen Dollar.
01:07:44Das ist ja irre.
01:07:45Ja.
01:07:48Stefan,
01:07:49das warst du?
01:07:50Leider nein.
01:07:52Ich wollte mit einigen Freunden
01:07:53das Gleiche machen.
01:07:54In China,
01:07:55zwischen Peking und Nanking.
01:07:57Allerdings haben einige Faktoren
01:07:58wohl nicht gestimmt.
01:07:59Und ich sagte jetzt frei raus,
01:08:01ich habe alles verloren.
01:08:02Und dann trafst du plötzlich
01:08:06in Frankfurt auf in meinem Büro.
01:08:07Ich war gerade dabei,
01:08:08die Sache abzuwickeln.
01:08:10Die halbe Finanzwelt lacht über mich.
01:08:12Und du stehst plötzlich da
01:08:13und sagst,
01:08:14komm nach Hause.
01:08:16Ich würde alles für dich tun.
01:08:18Das weißt du.
01:08:20Aber ich muss dir ehrlich sagen,
01:08:22ich bin völlig medellos.
01:08:26Tja.
01:08:30Willkommen im Club.
01:08:32Ich glaube,
01:08:34wir brauchen jetzt einen Schnaps.
01:08:38Und das bedeutet?
01:08:45Es bedeutet,
01:08:46dass wir
01:08:47dieses Hotel verlieren werden.
01:08:51Man wird eine gewisse Frist einhalten
01:08:54und dann wird man das Hotel schließen.
01:08:58Und dann wird es vermutlich
01:08:59irgendeinen japanischen Hedgefonds
01:09:01beherbergen,
01:09:02der etwas Repräsentatives braucht.
01:09:08Sie wussten,
01:09:09dass das passieren könnte?
01:09:11Schon.
01:09:13Aber das nützt nicht viel,
01:09:14wenn es dann passiert.
01:09:20Vor ein paar Jahren
01:09:22hätte ich mich noch mit meiner Schrotflinte
01:09:24in den Eingang gestellt
01:09:25und gesagt,
01:09:25wer hier rein will,
01:09:26nur über meine Leiche.
01:09:31Aber jetzt ist es wie...
01:09:33...wie wenn die Kraft
01:09:38nicht mehr da wäre.
01:09:41Aber wie würde sich das anfühlen,
01:09:42wenn Sie gar nicht mehr kämpfen müssten?
01:09:44Ich kann das nicht mehr
01:10:05auch mit meiner Schrotflinte
01:10:07zum nächsten Mal.
01:10:07Untertitelung des ZDF, 2020
01:10:37Das soll zwar relativ denkfähige Menschen veranlassen, gemeinsam mitten in der Nacht spazieren zu gehen.
01:11:07Ich habe ihn keine Sekunde aus den Augen gelassen, die letzten Tage. Ich fürchte, er will es uns hinter sich bringen.
01:11:21Nicht, wenn ich es verhindern kann. Dieser Mann ist unser Gast. Und ich werde dafür sorgen, dass er keinen Mist macht. Und wenn es das Letzte ist, was ich für dieses Hotel tue.
01:11:27Kannst du nicht mehr?
01:11:34Ich hasse die Antwort. Nein. Das muss doch ein schöner Moment für dich sein, wenn ich zugebe, es geht nicht mehr.
01:11:41Nein, Mama. Das ist kein schöner Moment.
01:11:48Woauf wartest du noch? Auf den scheiß Bus?
01:11:52Ach, komm.
01:11:55Los.
01:11:55Los.
01:11:56Los.
01:11:57Los.
01:11:58Los.
01:11:59Los.
01:12:00Los.
01:12:01Los.
01:12:02Los.
01:12:03Los.
01:12:04Los.
01:12:05Los.
01:12:06Los.
01:12:07Los.
01:12:08Los.
01:12:09Los.
01:12:10Los.
01:12:11Los.
01:12:12Los.
01:12:13Los.
01:12:14Los.
01:12:15Los.
01:12:16Los.
01:12:17Los.
01:12:18Los.
01:12:19Los.
01:12:20Los.
01:12:21Los.
01:12:22Genau richtig. Es ist alles in allem doch ziemlich anstrengend hier.
01:12:45Und Sie haben schon mindestens 80 Prozent hinter sich.
01:12:48Also ist es vielleicht das Klügste, die Sache abzukürzen.
01:12:50Erst Ihr Vater, dann Ihre Mutter, jetzt Sie. Sie sind eine wirklich heidnäckige Familie.
01:13:02Ich habe Sie mir nicht ausgesucht, aber Sie haben wohl recht.
01:13:06Sie sind jung. Sie können noch glauben an das Leben.
01:13:10Stimmt, ich bin jung, ja. Aber mein Sohn zum Beispiel, der war immer noch viel jünger.
01:13:16Und wenn Sie sieben Jahre alt sind und Ihr Vater stürzt mit dem Flugzeug ab.
01:13:21Sie sind richtig gut geflogen.
01:13:23Und man erklärt Ihnen, dass Sie ihn nie mehr wiedersehen.
01:13:26Und alle sind plötzlich ganz furchtbar nett zu Ihnen.
01:13:28Oder schauen weg, wenn Sie in den Raum kommen.
01:13:30Dann haben Sie allen Grund, an nichts mehr zu glauben.
01:13:31Aber Sie, Sie haben immer noch die Wahl.
01:13:37Weil Sie sich nämlich fragen können, ob der, der nicht mehr da ist, das wirklich gewollt hätte.
01:13:41Und wenn Sie das tatsächlich glauben, ja, dann machen Sie, was Sie machen müssen.
01:13:45Und wenn Sie das nicht mehr tun können, ja, dann machen Sie das nicht mehr.
01:14:15Und wenn Sie das nicht mehr tun, ja, dann machen Sie das nicht mehr.
01:14:44Und dann haben Sie das nicht mehr.
01:14:46Und dann haben Sie das nicht mehr.
01:14:47Und dann haben Sie gesagt, dass ich vergessen hätte, für mich selbst da zu sein.
01:14:51Und ja, das habe ich auch.
01:14:53Das stimmt.
01:14:55Weil ich eben dachte, dass wenn ich das bin, dann, dann kann der andere plötzlich nicht mehr da sein.
01:15:00Und als damals, als da die, als die Nachricht kam, da ist irgendwas in mir in Deckung gegangen,
01:15:07weil ich einfach nicht wollte, dass sowas noch ein zweites Mal passiert.
01:15:09Ich verstehe.
01:15:11Ich verstehe.
01:15:12Nein.
01:15:13Nein, das verstehen Sie nicht.
01:15:14Das versteht niemand.
01:15:15Das sagen nur immer alle.
01:15:17Das hat so wehgetan, dass ich das immer noch fühle.
01:15:25Wollen Sie mir von ihm erzählen?
01:15:27Es gibt über sechs Milliarden Menschen auf der Welt.
01:15:36Und ich habe immer gedacht, wie groß ist denn da die Chance, den Richtigen zu treffen?
01:15:41Und dann traf ich Elliot.
01:15:44Er hat mir ein Haus geschenkt, das nie fertig wurde.
01:15:50Und den tollsten und besondersten Jungen der Welt.
01:15:54Und das Gefühl, dass das Leben gut war.
01:15:58Alles zusammengerechnet fand ich, war das schon eine ganze Menge.
01:16:04Und seitdem sind Sie der Meinung, dass...
01:16:07Ich...
01:16:08Ich habe einfach nie gedacht, dass sowas noch mal passieren könnte.
01:16:14Das...
01:16:15Das kann es auch nicht.
01:16:20Das, was Sie da beschreiben, das klingt nach einem so ungeheuren, vollkommen einzigartigen Glück.
01:16:25Sie haben recht, es ist absolut unwahrscheinlich, sowas zu erleben.
01:16:30Aber das Leben ist unwahrscheinlich.
01:16:37So wie es unwahrscheinlich ist, dass ein ausgebildeter Therapeut mit Mitte 40 wieder zu stottern beginnt,
01:16:43weil er jemandem begegnet ist, dem er schon sein ganzes Leben zu kennen glaubt.
01:16:47Und so wie es unwahrscheinlich ist, dass mitten im Hochsommer ein Wasserrohrbruch stattgefunden haben soll.
01:16:57Und war das zwischen ihm und Ihnen schon unwahrscheinlich, so wäre das zwischen uns beiden eben doppelt unwahrscheinlich.
01:17:06Weil ich mich nämlich in Sie verliebt habe.
01:17:11Auch wenn das natürlich gegen alle Regeln der psychoanalytischen Gesellschaft verstößt.
01:17:16Aber nicht gegen meine.
01:17:18Oh Gott, der Nutz hat er mir, den habe ich...
01:17:41Oh Gott!
01:17:43Mensch, Papa, wir müssen los!
01:17:55Ja, sicher, ich weiß ja.
01:17:57Ja, dann...
01:17:58Ich kann meine scheiß Schnürsenkel nicht erkennen.
01:18:02Was?
01:18:04Annette?
01:18:06Warte mal.
01:18:07Wenn du nicht dabei bist, dann können wir das ganze Jahr gleich vergessen.
01:18:10Lass euch irgendwas einfallen.
01:18:11Ich komme so schnell ich kann.
01:18:12Dann sind wir ja immer ganz gut.
01:18:14Kannst du mich da vorne rauslassen, dann gehe ich das letzte Stück.
01:18:26Ja, schon klar.
01:18:27Ja, dann kommst du noch rechtzeitig.
01:18:29Aber du bist jetzt einfach wichtiger.
01:18:32Und jetzt?
01:18:37Das volle Programm.
01:18:38CT, MRT, Blutdruck senkende Mittel.
01:18:41Das hätte er sich alles sparen können, wenn er zu den Dachuntersuchungen gekommen wäre.
01:18:44Ja, sagen Sie das bitte ihm.
01:18:47Nicht immer leicht mit Eltern, wie?
01:18:49Ich finde, man muss es nehmen, wie es kommt.
01:19:04Und?
01:19:05Sie untersuchen den, wie wir uns erfahren.
01:19:06Komm.
01:19:07Warte mal kurz.
01:19:08Ich warte doch mal kurz.
01:19:09Aber wir müssen doch rein.
01:19:10Hoffnungslos.
01:19:11Was?
01:19:12Hat meine Mutter immer zu mir gesagt.
01:19:13Wenn ich was runtergeschmissen oder sonst wie versiebt habe, dann sagte sie zu mir immer,
01:19:28Hoffnungslos.
01:19:29Sie hat mir Zeit meines Lebens das Gefühl gegeben, dass ich nicht gut genug war.
01:19:34Und offenbar habe ich dir gegenüber das Gleiche nachgequatscht wie ein altes Tonband.
01:19:39Ich weiß, es kommt jetzt alles etwas spät.
01:19:43Vielleicht sogar zu spät.
01:19:44Aber ich wollte, dass du weißt, dass ich dir die alleinige Geschäftsführung übergebe.
01:19:49Weil du nämlich eine großartige Geschäftsführerin bist.
01:19:53Und eine absolut sensationelle Tochter.
01:19:58Und ich wüsste niemanden, in dessen Hände ich mein Hotel lieber legen würde,
01:20:03als in die einer Frau, die sich für einen Gast den Arsch aufreißt.
01:20:08Oder für ihren dämlichen Herrn Vater.
01:20:11Mama, es wird nur bald kein Hotel mehr geben.
01:20:15Irgendwann wird es uns alle nicht mehr geben.
01:20:18Aber bis es soweit ist, werden wir uns an dieses Gespräch hier erinnern.
01:20:24Ich glaube, wir trödeln jetzt, ne?
01:20:36Ja.
01:20:37Vor dem beurkundenden Notarherrn Dr. Kuipert sind zum einen erschienen
01:20:46Herr Dr. Julius Gornfeld als Vertreter der Heidelberger Regionalbank
01:20:50und zum anderen als Vertreter der Hotel Heidelberg GmbH und CoKG
01:20:55Frau Hermine Kramer, Frau Annette Kramer, Frau Floriane Kramer und Herr Stefan Kramer.
01:21:01Um es kurz zu machen, wäre der Inhalt dieses Termins die Überschreibung des für die gewährten Kredite
01:21:08als Sicherheit hinterlegten Immobilienwertes an die Kreditgeber gewesen.
01:21:13Siehmann, das ist der Inhalt dieses Termins.
01:21:16Ich weiß durchaus, was ich sage, Herr Dr. Kornfeld.
01:21:20Vor ca. einer Stunde erhielt ich Besuch von Herrn Julius Ferabohm,
01:21:24wohnhaft in Amsterdam, durch Personalausweis ausgewiesen.
01:21:29Herr Julius Ferabohm nahm eine Schenkung zugunsten der Familie Kramer vor.
01:21:34Und zwar diese Uhr aus der Uhrmacherwerkstatt Breguet.
01:21:41Herstellungszeitraum ca. 1910 wert.
01:21:46Laut vorliegenden beglaubigten Gutachten etwa 1,4 Millionen Euro.
01:21:53Nach Rücksprache mit der Familie Kramer stellt diese die Uhr als weitere Sicherheit für die Kredite zur Verfügung.
01:22:03Womit aufgrund § 22 Absatz 4 der Allgemeinen Kreditbedingungen der Heidelberger Regionalbank
01:22:12die Kündigung der gewährten Kredite hinfällig ist.
01:22:17Die Sitzung ist geschlossen.
01:22:19Es wäre wohl müßig, über Günter Kramers Verdienste für unsere Fakultät zu sprechen.
01:22:46Ohne ihn keine analytische Philosophie.
01:22:50Ohne ihn nicht die legendären Gastprofessuren von Adorno und Habermas.
01:22:55Ohne ihn nicht die Kramer-Medaillen.
01:22:58Ein wacher Geist wird niemals ruhen.
01:23:01Und so freuen wir uns, heute nun mal wirklich,
01:23:04einen der ganz großen Denker unserer Stadt und unseres Landes willkommen heißen zu dürfen.
01:23:10Meine Damen und Herren, Günter Kramer!
01:23:13Applaus
01:23:25Und danke. Es war wie immer vollkommen einzigartig bei Ihnen.
01:23:44Wir haben zu danken. Das wissen Sie auch.
01:23:59Wissen Sie was? Wir klären das einfach bei meinem nächsten Besuch.
01:24:05Das war schon so.
01:24:32Voila!
01:24:48Totally unbelievable!
01:24:52Die richtige Ankunft?
01:24:54Und was sind jetzt deine Plane?
01:24:56Ich soll für eine Weile die Buchhaltung übernehmen.
01:24:58Ich würde also erstmal hierbleiben.
01:25:00Aber ich meine, du hast alles verloren, oder?
01:25:04Das Wirtschaftsleben kennt solche Zyklen.
01:25:06Wer viel verliert, kann auch eine Menge gewinnen.
01:25:08Oh!
01:25:12Weiß er eigentlich, dass sie seit Jahren eine feste Freundin hat?
01:25:16Hätten wir so einen genialen und dazu kostenlosen Buchhaltung, wenn er es wüsste.
01:25:20Oh ja, das fand ich noch gar nicht.
01:25:24Ich auch nicht.
01:25:30Hatte ich schon erwähnt, dass ein Hotel wie das Leben ist?
01:25:36Es gibt keine Checkout-Time.
01:25:38Aber es gibt auch den...
01:25:40Zimmer-Service.
01:25:42Hey, ich habe jetzt eins bestellt.
01:25:44Manchmal kriegt man ihn einfach so.
01:25:46Morgen!
01:25:48Das gibt's doch nicht.
01:25:50Hier, guck dir das mal an.
01:25:52Wir haben eine ganz klare Verabredung.
01:25:54Jetzt spielt die sich schon wieder als Chefin auf.
01:25:56Komm, es gibt wirklich Wichtigeres, oder?
01:26:00Alles gut.
01:26:02Danke.
01:26:04Danke.
01:26:06Danke.
01:26:30Und so geht's weiter im Hotel Heidelberg.
01:26:32Es ist was absolut Fantastisches passiert.
01:26:34Wie toll!
01:26:36Endlich!
01:26:38Äh, endlich?
01:26:39Du wirst es auf gar keinen Fall machen.
01:26:40Du kennst doch deine Mutter.
01:26:42Es liegt in ihrer Natur.
01:26:43Aber wieso muss sie mir das jetzt auch noch kaputt machen?
01:26:45Ich glaube, ich fände das sogar viel besser.
01:26:47Und gefällt es dir, äh, Ihnen?
01:26:49Also, wie finden Sie Heidelberg?
01:26:50Ich find's vollkommen scheiße.
01:26:52Der müsste mir vertrauen.
01:26:56Frank!
01:26:57Aber natürlich tut er das nicht so schnell.
01:26:59Was passiert in diesem Zimmer?
01:27:00Heute Abend spiele ich.
01:27:02Vielleicht hast du Lust.
01:27:03Wie fandst du's?
01:27:05Von hergefallen.
01:27:10Hast du ein Date?
01:27:11Ein Date mit der Rockgeschichte?
01:27:13Dann lass uns eben richtig reden.
01:27:14Du hast uns immer beigebracht, dass rationales Handeln wichtig ist.
01:27:15Er hat einfach Angst.
01:27:16Aber nicht nur vor der OP, sondern auch davor, dass er uns und besonders euch bis an sein
01:27:28Lebensende zur Last fallen wird.
01:27:29Und er will reinen Tisch machen.
01:27:30Ja hallo ich heiße Ingolf.
01:27:45Hallo Ingolf.
01:27:46Und ich bin kein Alkoholiker.
01:27:49Ich muss dir das sagen, ich kann das nicht machen mit der Hochzeit.
01:27:53Es muss nur ein Einzigkeitsschiff gehen und dieses Ich, mein Ich.
01:28:04Dein Vater kann sterben.
01:28:06Ja, aber ich werde bei dir sein, wenn das passiert.

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