- vor 2 Tagen
Lukas feuert einen jungen Studio-Mitarbeiter und erfährt zu spät, dass es sich dabei um einen Ausländer handelt, dem die Ausweisung droht. Zur Wiedergutmachung lädt er Vladimir zu sich nach Hause ein. Bei Krimsekt und Wodka nimmt Lukas den Mund ausgesprochen voll und hält flammende Reden über Toleranz und Ausländerpolitik. Und unversehens macht er ein folgenschweres Versprechen, das er schon bald bitter bereut. (Text: ZDF)
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00:00Ob es schwarz ist oder gelb und jetzt alle. Mein Freund ist Ausländer und ich hab ihn lieb.
00:10Lieb.
00:12Ah!
00:14Danke, das war doch schon sehr schön.
00:16Ja, es war der zehnte Versuch mit anscheinend scheintoten Kindern ein kleines Lied zu singen.
00:22Was habt ihr den Biestern in den Kakao getan? Valium?
00:26Luca, es war die Nerven. Komm, wir machen gleich noch eine.
00:28Moment, Moment. Erstmal ein paar Fotos.
00:32Was soll das? Lässt du das sein?
00:35Lässt du das sein? Unter einer Antirassismus-Kampagne stellen sich die meisten Leute was anderes vor, als kleine schwarze Kinder zu prügeln.
00:44Ja, du hast gut reden.
00:45Ja, hau halt das Weiße.
00:48Sie hauen mich. Aua, ihr kleinen Miststücke.
00:51Luca, bist du fertig?
00:53Fix und fertig. Wer die Kinder aus England importiert, ist doch Kinderwahnsinn.
00:58Und bitte.
01:05Es scheint die Sonne überall, auf jedes Kind der Welt.
01:09Der Sonne ist es ganz egal, ob es schwarz ist oder gelb und jetzt alle.
01:13Mein Freund ist ausländerungeheuer.
01:15Mein Freund ist ausländerungeheuer.
01:17Schluss aus England!
01:19Fangt diese halslosen Ungeheuer wieder ein, befestigt sie am Baum und bringt sie zum Singen.
01:23Ich gehe.
01:24Kleine Pause für sämtliche halslosen Ungeheuer.
01:28Das habe ich gehört.
01:30Vorsicht, Lukas.
01:30Nichts, Lukas, kannst du doch im Studio. Ich will heute nochmal an die Sonne.
01:34Au!
01:36Dein Wunsch war ihr Befehl.
01:38Verdammt! Welcher idiotische Spachkopf ist für diese Sonne verantwortlich?
01:42Hast du ein Ozonloch im Kopf?
01:45Ich meine, hast dir wehgetan?
01:47Nein, ich hätte bloß einen höheren Sonnenschutzfaktor nehmen sollen.
01:50Ich frage zum letzten Mal, wer hat diese Sonne aufgehängt?
01:52Ich.
01:54Du warst das?
01:54Ja.
01:55Nein, jetzt rede ich.
01:56Solche Leute wie du haben hier nichts zu suchen. Absolut nichts.
01:59Aber ich wollte...
01:59Ach, ich hätte tot sein können.
02:02Und diese armen, hilflosen Kindlein auch, nicht? Aber vor allem ich.
02:06Lukas, die Sonne ist aus Schaumstoff und wiegt maximal 300 Gramm.
02:09Das tut nichts zur Sache. Und du, raus aus dem Studio!
02:12Sowas wie dich können wir hier nicht brauchen.
02:14Warte, Lukas hat das bestimmt nicht so gemeint.
02:16Doch, das hat Lukas ganz genauso gemeint. Ganz genauso.
02:20Was nimmst du denn diesen unprofessionellen Trottel auch noch in Schutz?
02:23Warum musstest du dich ausgerechnet an ihm abreagieren? Göttin, ist mir das unangenehm.
02:27Wieso ist dir das unangenehm? Hier, hör mal. Kriegst du eine Beule.
02:31Was hast du denn mit dem zu schaffen?
02:33Das war Wladimir.
02:35Wladimir, was ist denn das für ein blöder Name?
02:37Wladimir, Wladidir, Wladiunser.
02:40Wladimir.
02:44Ist er etwa...
02:45Ausländer.
02:46Russe.
02:47Ich hab mich in der Mittagspause mit ihm unterhalten.
02:49Er studiert hier. Job nebenbei im Studio.
02:51Fand deine Ausländerkampagne klasse.
02:53Oh Gott.
02:54Seine Aufenthaltsgenehmigung läuft ab.
02:56Er hat Angst vor der Abschiebung.
02:59Scheiße.
03:00Und ausgerechnet du schmeißt ihn aus dem Studio.
03:02Sowas wie dich kann man hier nicht gebrauchen.
03:05So viel zum Thema Fledermäuse gegen Rassismus.
03:08Aber ich hab das doch nicht persönlich gemeint.
03:11Ich wurde niemals einen ausländischen Mitbürger.
03:13Warum hat mir denn keiner gesagt, dass er einer ist?
03:16Was mach ich denn jetzt?
03:18Der muss doch sonst was von mir denken.
03:20Der denkt bestimmt...
03:20Dass du ein ziemliches Arschloch bist.
03:23Koko, ich bin das liberalste, toleranteste, für die Ausländerproblematik sensibelste...
03:29...Arschloch unter der Sonne.
03:31Ja, meine Süße?
03:37Arschloch!
03:44Ah, die heilige Familie.
03:47Ich habe eine Überraschung für euch.
03:49Wir haben nämlich heute Abend einen lieben Gast.
03:51Einen ganz besonders lieben Gast.
03:54Oh, Wodka-Krimsekt.
03:57Mit deinen Einkäufen nach hast du Anastasia ausfindig gemacht.
04:00Und wir speisen im Bernsteinzimmer.
04:03Fast!
04:05Der Zarewitsch kommt?
04:07Nein, ein russischer Kollege kommt.
04:09Wladimir.
04:09Und natürlich Koko.
04:10Ja klar, Rasputin darf nicht fehlen.
04:13Vater, spar dir deine blöden Bemerkungen heute Abend.
04:16Das habe ich heute selbst schon zur Genüge erledigt.
04:20Wieso?
04:21Was war denn?
04:23Eigentlich konnte ich gar nichts dafür.
04:25Ja, ja, wie immer.
04:26Und weiter?
04:27Weil die Kinder wollten einfach nicht singen.
04:29Ja, so fängt das ja meistens an.
04:31Ja, und dann hat es meine Ohren abgerissen.
04:33Ja, so geht das ja meistens weiter.
04:36Und dann ist mir die Sonne auf den Kopf gefallen.
04:38Das habe ich nicht anders erwartet.
04:40Vater, manchmal bist du wirklich schwer von Begriff.
04:43Ich konnte doch nicht ahnen, dass der Kollege Russe ist.
04:46Tja, wie auch?
04:47Eben.
04:49Und da habe ich eben irrtümlich ein paar unbeabsichtigte Bemerkungen gemacht,
04:53die vielleicht ein bisschen missverständlich waren.
04:55Vielleicht.
04:56Ich dachte schon, du hättest...
04:57Ich hätte ihn aus dem Studio geworfen.
04:59Was für eine ulkige Idee.
05:00Nein, natürlich nicht.
05:01Nein.
05:02Also, nicht wirklich.
05:04Aber die russische Seele ist sehr feinfühlig.
05:08Ich weiß nicht.
05:09Also der Russe an sich.
05:11Dein Großonkel Wilhelm.
05:12Von dem wir diese Holzpuppen geerbt haben,
05:14an denen du mir die Schwangerschaft erklären wolltest?
05:16Die heißen Babuschkas und so ähnlich geht das ja auch.
05:23Und wo sind meine elf kleinen Schwestern mit ihren bunten Kopftüchen?
05:27Dein Onkel Wilhelm, der war ja zwei Jahre in russischer Gefangenschaft.
05:31Und was der da so erzählt hat...
05:32Vater, wir schreiben das ja 1998
05:34und Wladimir ist ein sehr netter junger Mann
05:37und hat, soweit ich weiß, keine deutschen Gefangenen.
05:40Naja, da andererseits gibt's da sicher auch ein paar kluge Leute.
05:45Der Russe an sich ist ja oft Schachweltmeister.
05:49Vater, ist das bitte diese Verallgemeinerung?
05:51Man kann einen Menschen doch nicht nach seiner Nationalität beurteilen.
05:55Genau, man muss auf das Individuum eingehen.
05:57Ja, zum Beispiel eben beim Einkaufen.
06:00Also, leicht war das nicht.
06:02Kauf ich Luxus, denkt Wladimir, wir Deutschen wollen protzen.
06:05Kauf ich was Einfaches, denkt, wir sind geizig.
06:07Kann es sein, dass Wladimir vielleicht auch ein ganz wenig zu Verallgemeinerungen neigt?
06:11Der Russe an sich neigt stark zur Verallgemeinerung.
06:15Sag sowas nicht heute Abend.
06:17Jedenfalls hab ich die Lösung gefunden.
06:19Kartoffeln, Crème fraîche und Lachskaviar.
06:22Das ist delikat, einfach und sehr, sehr russisch.
06:25Sehr, sehr sensibel.
06:26Vor allem die Kartoffeln.
06:29Was sind das eigentlich?
06:30BAföG-Unterlagen, mein erstes Semester,
06:33angewandte Pathologie 1?
06:35Aber ist das nicht ein bisschen früh, sich über das Studium Gedanken zu machen, Prinzessin?
06:39Eher ein bisschen spät.
06:40Prinz Ludwig denkt ans Studieren.
06:46Sag dir mal, bist du noch bei Trost?
06:52Die Unis sind total überfüllt, auch ohne Greise.
06:56Ich wollte immer schon studieren, aber wir waren ja damals so arm.
07:00Unser 1 musste sich immer von Wassersuppe und von Kommissbrot ernähren.
07:04Beluga schmeckt besser.
07:09Opa will sich vielleicht für Medizin einschreiben.
07:12Wenn ich dann über eure ständigen Streitereien hysterisch werde,
07:14kann ich mir gleich Trankleiser besorgen.
07:17Es reicht dir also nicht, dass du in deiner Freizeit kochst,
07:20trinkst, malst, schreibst, Schachspielst,
07:23Fische züchtest, Spanisch lernst.
07:24Irgendwelches idiotisches Zeug bastelst.
07:26Nein, du musst auch noch studieren.
07:27Medizin.
07:28Das Studium des menschlichen Körpers hat mich schon immer gereizt.
07:32Ja, das reizt alle Menschen, ohne dass die deswegen gleich Medizin studieren.
07:37Apropos dein Russe, dieser Wladimir.
07:41Der Russe an sich ist ja oft Bluter.
07:43Und das wäre ein interessantes Spezialgebiet für meine Doktorarbeit.
07:51Sollte ich Medizin...
07:52Du studierst nicht Medizin.
07:54Auf meinem Küchentisch werden keine weißen Ratten seziert,
07:57keine weißen Blutkörperchen gezüchtet
07:58und auch nicht Pathologie leicht gemacht für Senioren gewälzt.
08:03Bah!
08:06Das ist ein letaler Blindarmdurchbruch.
08:09Das ist sehr schön zu sehen,
08:11wie der Eiter in die blutige Bauchhöhle...
08:14Vater, das ist ja...
08:18Apropos Bauchhöhle.
08:21Sag mal, wo sind denn eigentlich die Babuschkas von Onkel Wilhelm abgeblieben?
08:24So ein bisschen russisches Kulturgut
08:26käme doch als Dekoklasse unter meinem Bett.
08:29Wenn du willst, kann ich auch noch meine
08:31Ilja-Roghoff-Knoblauchpillen an die Wand tragen.
08:35Deswegen sag ich noch mal...
08:38Wahlrecht für die hier lebenden ausländischen Mitbürger.
08:43Wladimir, nimm dir doch das letzte Restchen, Kaviar.
08:46Und vor allem eine liberalere Handhabung des Asylrechts.
08:50Ich kann das gar nicht oft genug betonen.
08:52Du hast es soeben zum 28. Mal betont.
08:55Aber ich verstehe sehr gut, Wladimir,
08:57dass du erst mal nicht nach Russland zurück willst.
08:59Da fehlt es ja überall am nötigsten.
09:01Oh ja, schlimm, die Versorgung.
09:03Schlecht die Krimsäcken!
09:04Danke, nein.
09:06Die haben wir aber auch in Russland.
09:08Diese Holzpuppen?
09:09Ja, die heißen ja Babuschkas, ne?
09:11Die heißen Matrioshkas.
09:13Ja, sag ich doch.
09:15Ich verstehe Sie schon,
09:17aber das gäbe ja hier auch ein ziemliches Gedränge,
09:20wenn alle einfach so...
09:22Ja.
09:22Vater, du vereinfachst es zu sehr.
09:27Ich finde, jeder sollte selber aussuchen dürfen,
09:29wo er arbeiten und leben will.
09:31Das ist genau der richtige Ansatz.
09:33Ja, aber ein sehr utopischer.
09:34Ich furchte, Erlenz hat recht.
09:37Gibt's denn gar keine Möglichkeit für dich, Wladimir?
09:39Doch, wenn er eine deutsche Frau findet,
09:41die ihn heiratet.
09:43Mist, dass ich noch so jung bin.
09:44Ich bin ganz dankbar,
09:45dass du noch so jung bist.
09:47Ich würde natürlich nie einfach so heiraten.
09:49Außerdem habe ich eine Beziehung.
09:51Seit über drei Jahren.
09:53Ja, aber hat sie was gegen die Ehe oder warum?
09:55Nein, ganz und gar nicht.
09:57Aber?
09:58Ach, sie ist auch Russin.
09:59Sie heißt Bernd.
10:04Also bei uns ist ja Bernd ein Männername.
10:08Ja, bei uns auch.
10:11Na, Prost, ne?
10:14Natürlich ist der der Hauptgrund,
10:15warum ich nicht zurück will.
10:17Ich meine, wir lieben uns.
10:18Natürlich möchten wir zusammenbleiben.
10:19Warum?
10:20Na, der Russe an sich ist auch gern mal homosexuell.
10:25Das ist ja furchtbar, Mann.
10:28Das ist so ungerecht.
10:29Bloß weil er schuld seid,
10:31können wir nicht heiraten.
10:32Da sitzt ein Bernd hier in Köln
10:34und du sitzt in Russland.
10:37Und Köln und Russland,
10:38das ist ja schon kilometermäßig,
10:40mindestens.
10:41Also es ist auf jeden Fall ziemlich weit
10:44voneinander weg.
10:46Mann, das ist doch kein Leben.
10:49Wenn bloß der Gesetzgeber mal einsehen würde,
10:51dass die Ehe für Liebende gemacht ist.
10:53Egal ob schwul, lesbisch oder hetero.
10:56Na ja, kommt ja vielleicht noch.
10:58Na ja, ist ja noch nicht aller Tage Abend.
11:00Wenn nur mal einer die Zivilcourage
11:04in Sachen Toleranz hätte.
11:06Ich sag nur,
11:08wie aus einer guten Tat
11:11so viele andere gute Taten fließen.
11:15Nathan, sei leise.
11:23Nathan, hatte ne Weise.
11:26Wie wärst du mit einer Scheinehe,
11:28wenn du ne Lesbe kennen wolltest?
11:30Lesbe?
11:32Wieso?
11:33Was soll ich mit einer Lesbe?
11:34Ja.
11:36Ne lesse Lesbe.
11:39Ne ledige Lesbe.
11:41Ne ganz reizende Lesbe.
11:44Ne Lesbe, die ich sehr gut kenne.
11:48Coco.
11:51Entschuldigung, aber ich will gar nicht.
11:52Er will aber gar nicht.
11:54Natürlich will er, er muss.
11:55Ich muss nicht.
11:56Er muss nicht.
11:56Und du weißt ganz genau,
11:57dass für mich ne Ehe nicht infrage kommt, Lukas.
11:59Aber das wär doch gar keine richtige Ehe.
12:02Lass mich doch bitte mal aus.
12:03Boah, das ist so ne prima Idee von mir.
12:06Das ist illegal.
12:08Ja und wie?
12:09Aber machbar.
12:10Und moralisch richtig.
12:12Boah, ne Spitzenidee.
12:13Das ist ne Schnapsidee.
12:15Wenn da jemand draufkommt.
12:17Wie soll da jemand draufkommen?
12:18Da kommt nie jemand drauf.
12:20Der Gesetzgeber ist findig.
12:22Überhaupt, ich sollte Jura studieren.
12:24Also ich würde das sofort machen.
12:27Du und Jura, ha.
12:28Ich würde das an Koko-Stelle sofort machen.
12:32Sieht ja noch schöner Koko und Jura.
12:35Vater, ich würde sofort eine Schein-Ehe eingehen,
12:40falls ich jemand dadurch von der Ausweisung bewahren könnte.
12:44Aha.
12:45Klasse, Papi.
12:46Ja, fein.
12:48Dann heirate du ihn doch.
12:51Schon mal was vom Nächstenliebe gehört?
12:55Von dem Realismus?
12:57Von dem Innersten, den wichtigsten Werten?
13:00Finger weg.
13:04Der ist für mich und meinen lieben Gast.
13:08Darf dein lieber Gast jetzt bitte auch etwas sagen?
13:11Danke.
13:12Also, eine Scheine ist sicher eine der wenigen Möglichkeiten,
13:16die in Frage kommt.
13:17Aber ich finde, das sollte jeder selbst entscheiden.
13:19Und ich verstehe Koko's Bedenken absolut.
13:21Ich würde genauso reagieren.
13:22Die Ausweisung ist mein Problem.
13:25Kleingeister, was ist hier denn anderes als ein pupeliger Rechtsvertrag?
13:31Wenn ich eine Frau wäre.
13:35Sofort.
13:36Wie wäre es denn dann mit einer Geschlechtsumwandlung?
13:39Sofort.
13:41Mach du nur Witze.
13:44Ich finde das furchtbar, wenn man da überhaupt nichts tun kann.
13:48Beziehungsweise will.
13:49Lukas, mir kannst du vielleicht nicht helfen, aber...
13:56Gerne. Nur zu.
13:58Sag's. Sag, was du auf dem Herzen hast.
14:01Ich wenigstens höre dir zu.
14:05Also, mir kannst du nicht helfen.
14:10Aber meine große Schwester, Olga, lebt auch seit kurzem in Deutschland
14:15und ist natürlich in derselben Situation wie ich.
14:19Deine Schwester, Olga.
14:32Ja.
14:33Und ich bin sicher, sie springt vor Freude ans Deck,
14:36wenn sie gehört, dass ein deutscher Mann sich heilert von Fleck weg.
14:39Ja.
14:40Ja, das ist ja toll. Dann kannst du doch helfen, Papi.
14:43Ja, klar.
14:43Ja. Dann würdest du mal sagen, du gibst mir mal eure Telefonnummer, ne?
14:50Was?
14:53Hör mal, du hasst sie doch nicht mehr alle.
14:55Ich kam mir vor, wie auf dem Sklavenmarkt.
14:57Heute im Angebot 63 Kilo frisches Lesbenfleisch.
15:02Kommen Sie, staunen Sie, kaufen Sie.
15:05Seit wann wiegst du 63 Kilo?
15:08Ah, Entschuldige.
15:11Und überhaupt, du spinnst doch total.
15:13Eine wildfremde Frau heiraten.
15:15Was ist, wenn das Publik wird?
15:17Flora, Fledermaus, heirate zum Schein.
15:20Volga, Olga?
15:20Aber...
15:21Oder angenommen, sie verliebt sich in dich.
15:23Fürst du da eine richtige Ehe, oder was?
15:25Aber...
15:26Und was ist mit den Rentenansprüchen?
15:27Was ist mit Lisa?
15:28Und was ist, wenn jemand dahinter kommt und dich anzeigt?
15:32Hör auf, hör auf!
15:33Ich weiß ja selbst, dass ich ein bisschen spontan war.
15:39Ein bisschen viel spontan.
15:41Aber gut, dass wir immer füreinander da sind und dass wir zusammenhalten.
15:47Was meinst du?
15:48Wie gehen wir denn jetzt wohl am besten vor?
15:52Wir?
15:53Du hast die Dreistigkeit gehabt, wir zu sagen?
15:57Nee, nee, mein Lieber.
15:59Den Borsch löffelst du alleine aus.
16:02Oh, Koko, Freundin, Verbündete, liebe Gefährtin.
16:05Vergiss es.
16:08Ich jedenfalls heirate niemanden, so sehr ich auf seine Situation bedauere.
16:13Aber ich hab den Mut, das auszusprechen, anstatt mich hinter anderen zu verstecken.
16:17So.
16:17Ich, ich, ich, ich, Egoistin, redet immer nur von sich.
16:24Freunde in der Not gehen hundert auf ein Lot.
16:26Und sind grad keine da, bleibt mir nur die Babuschka.
16:39Ähm.
16:41Schau, Olga.
16:42Wenn ich dich jetzt heirate und du verliebst dich in einen anderen Mann, dann, dann wär das doch eine Katastrophe, nicht?
16:48Und meine Freundin, ähm, Ulrike.
16:52Oh, ich hab dir noch gar nicht von ihr erzählt.
16:54Ja, ja, ja, ja.
16:55Wir sind schon seit über zehn Jahren zusammen und sie ist sehr, sehr krank.
17:00Ach, so ist es also.
17:01Nein, das ist nur eine kleine Notlüge.
17:06Erst große Reden schwingen und sich dann hinter anderen verstecken.
17:10Hab ich heute schon mal gehört.
17:12Also wirklich, Papi, das ist echt schwach.
17:14Jetzt wart doch mal.
17:16Ich und mich hinter anderen verstecken.
17:19Ich hab's.
17:20Adoption.
17:22Das ist es.
17:23Vater adoptiert Wladimir und Olga.
17:26Oh nein.
17:27Kommt gar nicht in Frage.
17:29Ein Sohn reicht mir.
17:31Aber...
17:31Und übrigens, ich werde höchstwahrscheinlich Psychiatrie studieren.
17:35Und am Tag meiner Zulassung stecke ich dich bis ans Ende deines Lebens in eine Zwangsjacke.
17:42In XXL.
17:50Vater, was hast du denn gemacht?
17:53Tatterich beim Rasieren?
17:55Nein, Antrittsbesuch bei einer schlagenden Verbindung.
17:58Du scherzest.
18:00Du irrest.
18:01Wladimir!
18:05Wladimir!
18:06Lange nicht mehr gesehen, mein Junge.
18:09Ja.
18:10Du, ich, ähm...
18:11Ich wollte dich schon die ganze Zeit anrufen, aber ich bin nicht dazu gekommen.
18:14Du hattest ja nicht mal Zeit, mich zurückzurufen.
18:16Du hast angerufen?
18:17Tatsächlich?
18:18Ja, aber nur fünf, sechs Mal.
18:19Ach, dieser Anrufbeantworter, nicht?
18:22Das ist ein Kreuz mit der Technik.
18:23Na, Gott sei Dank tut's ja die Klingel noch.
18:26Willst du nicht erst mal reinkommen?
18:28Tja, das ist eine gute Idee.
18:31Ja, und auch noch von mir.
18:33Ja, da komm doch mal rein.
18:35Ja.
18:35Das mach ich dann auch.
18:36Macht er auch.
18:38Tja, gerade hab ich noch gedacht, Lukas hab ich gedacht.
18:41Heute rufst du endlich mal Wladimir an.
18:44Lukas hab ich gedacht, da gehst du, wählst du, sprichst du.
18:48Ja, und schon steh ich vor der Tür.
18:49Tja, so ein Zufall, nicht?
18:51Also nicht, dass du denkst, ich hätte dich oder deine Schwester vergessen, aber so eine
18:55Heirat, das will ja gut überlegt sein.
18:58Also, sehr, sehr gut überlegt und hätte natürlich auch Koko fragen müssen.
19:02Na, Hauptsache ist ja, dass du immer noch wild entschlossen bist, meine Schwester zu heiraten.
19:06Oder?
19:07Ja, wirklich.
19:09Lukas, ich könnte verstehen, wenn du noch einen Rückzieher machen willst.
19:12Nein, nein, nur...
19:13Dann hab ich eine tolle Nachricht für dich.
19:16Ah, Olga hat da gesagt.
19:20Da?
19:20Oh.
19:21Da heißt ja auf Russisch.
19:24Und sie hat tatsächlich da gesagt.
19:27Du hast natürlich total recht.
19:28Ihr müsst euch natürlich erstmal persönlich kennenlernen, Olga und du.
19:31Oh, das ist eine gute Idee.
19:33Da machen wir doch gleich Nägel mit Köpfen.
19:35Wie wär's denn im nächsten Frühjahr?
19:36Ich meine, wenn schon Hochzeit, dann im Mai.
19:39Ich ruf euch an.
19:40Das ist nicht nötig.
19:41Olga kommt jeden Moment hierher.
19:44Hierher?
19:44Jetzt?
19:46Jetzt gleich?
19:46Ja, ist das ein Problem?
19:48Nein, nein.
19:49Gar nicht.
19:50Eigentlich nicht.
19:51Ich muss nur noch in ein paar Minuten mal wohin.
19:53Na schön, dann hast du ja wenigstens etwas Zeit.
19:55Es dauert auch nicht lang.
19:56Nicht lang, ja, ja.
19:57Ach, ich geh schon.
19:59Das ist eine gute Gelegenheit, mal meine Russischkenntnisse aufzufrischen.
20:03Ich sollte überhaupt Slavistik studieren.
20:05Oder russische Literatur.
20:08Gogol, Dostoyevsky, Dr. Zhivago, Yuri Gagarin, Molotov, Hata.
20:13Neben vielen anderen Tugenden ist meine Schwester Olga auch äußerst pünktlich.
20:18Oh, willst du damit sagen, das ist ihr verschuldet?
20:19Ich denke schon.
20:20Es sei denn, du erwartest noch anderen Besuch.
20:23Lukas?
20:24Lukas, wo bist du denn?
20:27Hier geht's lang, junge Frau.
20:29Olga, ich verstehe das nicht.
20:31In der Sekunde war Lukas noch da.
20:33Ja, der ist ja immer noch da.
20:35Da, hinter dem Sofa.
20:37Junge, was suchst du denn da unten?
20:40Genau, ich suche einen Knopf.
20:44Ja, mein Sohn verliert gern mal den Knopf.
20:47Lukas, darf ich dir meine große Schwester Olga vorstellen?
20:52Sie ist erst seit kurzem in Deutschland, spricht deshalb noch nicht so gut Deutsch, aber versteht fast alles.
20:56Ja, hallo auch.
20:58War nicht eine große Schwester?
21:00Oh, vielleicht noch eine Schwester.
21:02Damit du noch mehr Auswahl hast.
21:04Vater!
21:06Olga!
21:07Schön!
21:08Ähm, Sofa?
21:09Ja, Lukas, nicht so förmlich.
21:11Immerhin, ihr wollt frei warten.
21:13Ich bin's nur.
21:15Wollte nur mal eben reinschauen.
21:16Ja, wer sitzt denn da auf meinem Platz?
21:18Coco!
21:19Ja, was?
21:21Sie müssen Olga sein.
21:23Na, da komme ich ja gerade richtig für eine kleine Nachhilfestunde in Sachen Zivilcourage und Nächstenliebe.
21:29Nicht wahr, lieber Freund?
21:31Da Lukas nur wenig Zeit hat, würde ich vorschlagen, wir kommen vielleicht gleich zur Sache.
21:34Das habe ich übertrieben.
21:35Ich habe natürlich Zeit.
21:37Vielleicht sollte ich euch erst mal was zu trinken anbieten.
21:40Gläschen Mineralwasser, Tässchen Tee, Cola, Limo, Kaffee, Amaretto, Doppelherz, Mundwasser, Olivenöl, Blut.
21:48Jetzt setz dich hin und hör zu.
21:50Naja, war ja nur gut gemeint.
21:53Also, Lukas und Olga.
21:57Jetzt haben wir so viel über Olga und mich geredet.
22:00Also, Vladimir, was ist denn mit dir?
22:02Ich dachte, vielleicht finden wir doch in meinem bekannten Kreis noch eine Dame für dich.
22:05Über uns wohnt eine gewisse Frau Haarmacher.
22:07Die ist ledig, die ist so ledig.
22:10Lukas.
22:12Vladimir hat doch gedacht, dass eine Scheinehe für ihn erstmal nicht in Frage kommt.
22:17Genau. Und deshalb schlage ich vor, dass ihr euch erstmal ein bisschen beschnuppert, bevor wir das Aufgebot bestellen.
22:22Na, vielleicht kann sie mich ja gar nicht riechen, ne?
22:25Mein Schwesterchen hat ein gutes Näschen für schöne Männer.
22:28Glaube ich unbesehen, wenn sie nur halb so gut ist, wie sie groß ist.
22:32Euch ist natürlich klar, dass ihr die ersten vier, fünf Wochen nach der Heirat so tun müsst, als seid ihr wirklich Mann und Frau für die deutsche Justiz, ihr versteht.
22:39Vier, fünf Wochen?
22:42Der Russe an sich ist ja bekannt für seinen Humor.
22:45Das dauert vier, fünf Jahre.
22:48Lukas, ich habe eine große Bitte an dich.
22:51Darf ich deine Trauzeugin sein?
22:53Oh ja, und ich streue die Blumen.
22:55Die wollen nichts überstürzen.
22:58Ja, aber Olga möchte schon so schnell wie möglich unter die Haube.
23:00Ich meine, sie muss ihr Medizinstudium fortfahren.
23:04Fortfahren hört sich gut an.
23:05Was ist denn durch Medizin?
23:07Da können wir ja in Zukunft zusammenpauken.
23:10War sie schon mal bei einer Obduktion dabei?
23:12Bei einer, bei Dutzenden.
23:15Sie bringt doch gerne mal was von der Pathologie mit nach Hause.
23:18Wir haben daheim eine halbe Organbank in Formalin.
23:22Ich glaube 28 Einmachgläser mittlerweile, oder?
23:24Das ist doch klasse.
23:26Die müsst ihr aber das nächste Mal auch mitbringen.
23:29Und dann könnt ihr beiden Hübschen euch zusammen
23:32Olgas Organsammlung ansehen.
23:34Nur über meine Leiche.
23:36Ach, wird das schön.
23:37Mein unsteter Sohn wieder unter der Haube.
23:40Da müssen wir aber auch alle Russisch lernen.
23:43Eine starke Frau im Haus,
23:45die uns mit russischen Spezialitäten verwöhnt.
23:48Ach, und eine Datscha am Uralsee.
23:52Da können wir dann immer im Urlaub hinfahren.
23:55Allerdings nur in den Semesterferien.
23:57Aber die sind ja lang.
23:59Das ist, was ich mir vom Leben erwartet habe.
24:02In einer kleinen Datscha sitzen
24:03und auf eingelegte Blinddarme gucken.
24:08Was sagt sie?
24:09Das sage ich dir lieber unter vier Augen.
24:12Olga, sei nicht immer so ein Farke.
24:13Papi, ist das meine neue Mami?
24:15Mammutschka.
24:17Och, ich stopp, ich kann nicht mehr.
24:20Das macht doch nichts.
24:21Olga ist noch unerfahren.
24:23Nein, ich kann nicht heiraten.
24:26Ich habe den Mund zuvor genommen.
24:27Ich habe Mist gebaut.
24:28Ich bin ein schlechter Mensch.
24:30Schlagt mich, teert mich, federt mich.
24:32Lass mich Spießruten laufen.
24:34Schnallt mich an den Pranger.
24:36Gebt mir nur noch drei warme Mahlzeiten pro Tag.
24:39Aber du, ich kann Olga nicht heiraten.
24:45Dass du immer gleich so übertreiben musst.
24:53Na, wenigstens ist es endlich raus.
24:59Wie, du bist mir gar nicht böse?
25:05Niemand ist böse.
25:07Aber länger hätten wir es auch nicht mehr ausgehalten.
25:09Das verstehe ich nicht.
25:11Lukas, um ehrlich zu sein, ich war sehr verärgert über dich.
25:14Oh, ich ehrlich gesagt auch.
25:16Na, dann sind wir ja schon drei.
25:17Vier, fünf.
25:19Du willst ja so gar nicht mein Schwager werden.
25:22Und ihr habt das gewusst.
25:23Wir sind ans Telefon gegangen, als Wladimir anrief.
25:27Verstehe, verstehe, verstehe.
25:29Lukas, weißt du, du warst.
25:31Ich weiß.
25:31Du warst.
25:31Ein Arsch, ich weiß.
25:32Du gönnst einem aber gar nichts.
25:34Genau das wollte ich dir gerade direkt ins Gesicht sagen.
25:36Ich weiß.
25:37Musst du dann wirklich zurück nach Russland, wenn du mit dem Studium fertig bist?
25:41Ich habe ja noch ein paar Monate.
25:42Und wer weiß, außer Lukas, ist mir noch alles passiert.
25:45Da fangen wir noch ein zweites Studium an.
25:47Medizin, Psychiatrie, Jura, Slavistik.
25:50Vater.
25:51Was sollst du was Tröstendes und Hilfreiches auf Lager?
25:54Ivan Repproff durfte ja auch bleiben.
26:00Was passiert denn jetzt mit Olga, wenn ich sie nicht heirate?
26:03Stimmt, die Ärmste muss ja jetzt furchtbar enttäuscht sein.
26:07Ich habe quasi vorm Altar sitzen gelassen.
26:09Also wirklich Lukas.
26:11Ich habe eine Idee, Vater.
26:12Das mit Olga zerreißt dir doch bestimmt das Herz.
26:15Denk an die Datscha, die eingelegten Därme.
26:19Willst du nicht?
26:20Papi.
26:21Freund.
26:22Sohn.
26:22Was?
26:24Ach, was nur.
26:26Ich habe die Hoffnung noch nicht aufgegeben.
26:30Mein Vater, die mir doch noch eines Tages heiraten zu können.
26:34Nicht wahr, Bruder Herz?
26:36Was?
26:37Das ist erlaubt?
26:38I am what I am and what I am.
26:42Nichts nur excuses.
26:45Die Schwester ist ein Mann?
26:49Mein Freund Bernd.
26:51Er wollte euch auch unheimlich gern einmal kennenlernen.
26:54Und ich sage noch, der Russe an sich hat ja Humor.
26:58Ich 할�le mich auch.
26:59Und ich sage noch nicht mal.
26:59Apfô?
27:00Yanони.
27:01Vielen Dank.
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