Seit Jahresbeginn gibt es die Untersuchungsstelle für Gewaltbetroffene (UGB) an der MedUni Wien am Standort Zimmermannplatz 1. In den ersten acht Monaten sind bereits in 293 Fällen klinisch-forensische Untersuchungen durchgeführt worden: Verletzungen wurden "gerichtsfest" dokumentiert, Spuren gesichert und Opfern Beratung angeboten. Insgesamt gab es schon 400 "fallbezogene Befassungen", berichtete UGB-Leiterin Katharina Stolz.
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00:00Im Jänner wurde an der Medizinischen Universität Wien die Untersuchungsstelle für Gewaltbetroffene eröffnet.
00:07Eine niederschwellige Möglichkeit, in einem sicheren Umfeld kostenfrei untersucht zu werden,
00:12Spuren werden dabei gesichert sowie Verletzungen gerichtsfest dokumentiert.
00:16Am Freitag wurde nun eine erste Bilanz präsentiert.
00:20Die Zahlen der ersten Monate haben uns gezeigt, dass es sich um eine Einrichtung handelt, die längst überfällig war.
00:25Wir haben seit Beginn, also in den ersten acht Monaten, bereits 400 fallbezogene Befassungen gehabt.
00:32Das waren zum Teil in knapp über 100 Fällen reine telefonische Beratungen,
00:37aber es wurden insgesamt schon 293 klinisch-forensische Untersuchungen durchgeführt, also fast 300.
00:44Für manche der Betroffenen waren diese Untersuchungen auch kein einmaliges Erlebnis.
00:48Es ist sogar schon vorgekommen, dass in diesen ersten acht Monaten sieben Betroffene mehrmals in der Untersuchungsstelle wegen unterschiedlichen Vorfällen gewesen sind.
00:59Die restlichen Fälle, also ein Großteil der Fälle, betrifft den Bereich der häuslichen Gewalt bzw. der Gewalt im sozialen Nahraum.
01:07Aber in 24% der Fälle sind die Untersuchungen aufgrund von sexualisierter Gewalt initiiert worden.
01:13In 8% der Fälle bestand auch der Verdacht auf die Verabreichung von K.O.-Mitteln.
01:18Was die Geschlechterverteilung angeht, sprechen die Zahlen eine sehr eindeutige Sprache.
01:23Es waren 84% der untersuchten Betroffenen weiblich.
01:28Wenn man die Fälle der sexualisierten Gewalt herausnimmt, war dieser Anteil noch einmal höher, da waren es 93%.
01:35Die Untersuchungsstelle soll eine zentrale Rolle beim Erkennen von Gewalttaten und der Aufklärung gewaltsamer Vorfälle spielen.
01:42Ebenso soll sie zum Schutz der Betroffenen beitragen und potenziellen weiteren Übergriffen vorbeugen.
01:49Die Untersuchungsstelle bietet gewaltbetroffenen Personen eine gerichtsverwertbare Dokumentation ihrer Verletzungen an.
01:57Je nach Fallkonstellation wird auch eine Spurensicherung durchgeführt.
02:01Und der Fokus der Arbeit liegt ganz klar auf dem Bereich der Gewalt im sozialen Nahraum,
02:05also der sogenannten häuslichen Gewalt, der sexualisierten Gewalt und Misshandlungen im Erwachsenen- und Kindesalter.
02:13Die Dokumentation, die bei uns angefertigt wird und auch die Spuren, die gesichert werden,
02:17beziehungsweise die Spurenträger, werden, sofern keine Anzeige erfolgt, für zumindest zehn Jahre aufbewahrt.
02:23Das gibt den Betroffenen eine lange Bedenkzeit, wie sie weiter verfahren möchten.
02:28Die Untersuchungsstelle ist aber auch eine Anlaufstelle für Betroffene,
02:33die den Verdacht hegen, dass ihnen K.O. mit die verabreicht wurden,
02:36weil über unsere Einrichtung auch spezialisierte Analysen veranlasst werden können.
02:41Es können sich Betroffene selbst, aber auch deren Angehörige und medizinisches Fachpersonal
02:47sowie Ermittlungsbehörden und Opferschutzeinrichtungen an uns wenden
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