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KurzfilmeTranskript
00:00Untertitelung. BR 2018
00:30Untertitelung. BR 2018
01:00Untertitelung. BR 2018
01:29Untertitelung. BR 2018
01:41Morgen.
01:46Morgen, servus.
01:47Servus, morgen. Und?
01:48Der Tote heißt Ernst Kolbe, 65.
01:51Besitzer und gemeinsam mit seiner Tochter
01:53Geschäftsführer der Privatbrauerei Wenninger.
01:54Das ist doch genau dein Thema.
01:56Bier.
01:58Hey, Heikel. Vorsicht, Blutfleck.
02:02Hast du schon was?
02:05Das Ganze muss zwischen 23 Uhr und Mitternacht passiert sein.
02:08Er wurde erschossen.
02:09Projektil eintritt vorne links
02:11und es gibt eine Wunde am Hinterkopf.
02:12Das heißt, er wurde wahrscheinlich von hinten niedergeschlagen.
02:15Sehr wahrscheinlich.
02:16Bei dem Blutfleck haben wir einen fremden Fingerabdruck gefunden.
02:19Sicher, dass er nicht von dir stammt?
02:23Wo ist Trump, bitte?
02:25Auf einer Hochzeit in Südfrankreich.
02:27Trauzorge bei seinem besten Kumpel.
02:29Auch schön.
02:31Was haben wir denn noch?
02:33Hier.
02:35Kolbe war gestern noch bis kurz nach halb elf essen.
02:37Das Grande Milano in der Maxvorstadt.
02:39Das ist so ein italienischer Schickischuppen.
02:42Zwei Hauptgerichte plus Getränke.
02:45Hat also jemanden eingeladen.
02:48So wie das aussieht, ist er hier niedergeschlagen worden.
02:51Als er nach Hause kam, hat sich vermutlich noch in den Sessel geschleppt
02:54und dann...
02:56Wer hat ihn denn gefunden?
02:59Eine Maklerin, Sabine Brandt.
03:01Und ein Ehepaar namens Schabinski.
03:03Kunden von jedes Haus hier kaufen wollten.
03:06Warten auf dich hinten in der Küche.
03:08Danke.
03:08Wir waren mit ihm verabredet, um...
03:17Wir wollten vor dem Notartermin noch mal eine Menge Liste aufnehmen.
03:20Ja, um keinen bösen Überraschungen zu erleben.
03:23Sie wollten also das Haus kaufen?
03:26Ja.
03:27So war es geplant, ja.
03:30Ich habe mir was geklingelt, aber Herr Kolbe hat nicht aufgemacht.
03:34Ich habe ja von allen Häusern Zweitschlüssel.
03:36Also habe ich aufgeschlossen und dann lag er da.
03:38Ich habe natürlich sofort die Polizei angerufen.
03:43Gab es irgendeinen besonderen Grund für den Verkauf?
03:48Ich weiß nur, dass Herr Kolbe es eilig hatte.
03:51Und dass der Preis...
03:52deutlich unter dem Marktwert lag.
03:56Gut für Sie?
03:59Ja.
04:00Kommst du mal, bitte?
04:03Ich bräuchte von Ihnen noch eine Liste mit allen Interessenten,
04:05denen Sie das Haus gezeigt haben.
04:07Jetzt entschuldigen Sie mich bitte.
04:08Bitte.
04:10Eine Walter-PPK.
04:12Geladen und gespannt.
04:14Und die Post ist auch interessant.
04:16Am Montag letzter Woche protestiert Kolbe gegen die Ausstrahlung eines TV-Beitrags
04:21über bayerische Brauereien.
04:23Wegen Verletzung seiner Persönlichkeitsrechte.
04:25Und nur einen Tag später
04:26beauftragt er eine Firma für Schließanlagen,
04:29sämtliche Fenster und Türen hier im Haus mit Sicherheitsschlössern auszustatten.
04:34Die ist aber nix durcheinander.
04:36Also Raubmord weiß keiner.
04:38Weiß seine Familie Bescheid?
04:45Erschossen?
04:51Gestern Nacht
04:52In seinem Haus.
04:54Wir können auch später reden, wenn Ihnen das lieber ist.
05:13Nein.
05:17Nein.
05:19Nein, geht schon.
05:20Beeindruckend.
05:35Ich war hier schon als Kind immer gerne.
05:45Als mein Großvater noch lebte.
05:50Franz Xaver Wenninger.
05:56Er hat die Brauerei nach dem Krieg aufgebaut.
05:58Später hat sie dann meine Mutter übernommen.
06:05Ich nehme an, das ist sie.
06:09Sie lebt leider nicht mehr.
06:13Es tut mir leid.
06:28Ihr Vater war gestern Abend essen, im Grande Milano.
06:36Das hat er nicht erwähnt.
06:39Ich bin um sieben von ihr nach Hause gefahren.
06:46Ist Ihnen irgendetwas an ihm aufgefallen?
06:49Gestern, in letzter Zeit.
06:52War unruhig.
06:54Besorgt.
06:58Nein.
07:03Wieso?
07:05Er hat das ganze Haus neu sichern lassen.
07:12Hatte er finanzielle Schwierigkeiten?
07:15Wie kommen Sie darauf?
07:17Er wollte sein Haus unter Wert verkaufen.
07:24Das hat er mir nicht erzählt.
07:28Was für ein Problem hatte Ihr Vater mit dem Fernsehbeitrag über die Brauerei?
07:37Ich habe das Interview gegeben.
07:40Mein Vater, der ist da zufällig reingeplatzt.
07:46Er mochte es nicht, gefilmt oder fotografiert zu werden.
07:49Warum?
07:54Ich weiß es nicht.
07:56War schon immer so.
08:03Hatten Sie ein gutes Verhältnis?
08:12Ja.
08:12Danke, Frau Kölbe.
08:33Ich habe Informationen aus dem Grande Milano.
08:35Was denn?
08:37Kölbe war gestern mit einem Mann da.
08:39Beschreiben konnte die Kellnerin ihn nicht, aber er ist vielleicht auf einem Handyfoto zu sehen, das sie von einem jungen Pärchen gemacht hat.
08:45Kommst du da ran?
08:46Den Handybesitzer habe ich schon ermittelt über seine Kreditkartennummer.
08:50Foto ist unterwegs.
08:52Übrigens, die Seriennummer von Kölbes Pistole ist offiziell nicht registriert.
08:57Waffenrechtliche Erlaubnis hat er natürlich auch keine.
09:00Das passt zu den Sicherheitsmaßnahmen am Haus.
09:03Der hatte Angst.
09:04Und zwar vor ihm hier.
09:07Thomas Greiner, 28.
09:09Mehrfach vorbestraft wegen schwerer Körperverletzung.
09:12Erledigt auch Sachen im Auftrag.
09:15Der Fingerabdruck bei der Leiche.
09:17Arbeitet in dem Pornonaden am Bahnhof.
09:20Auf geht's.
09:20Servus.
09:27Servus, grüß dich.
09:40Kabine für zwei.
09:42Kölner runter rechts.
09:43Böhmer Kripo München.
09:45Das ist Hauptkommissarin Lanz.
09:46Wir hätten da ein paar Fragen an Sie.
09:50Aufmachen, Polizei!
10:13Waffe, unsere Reaktion!
10:15Los jetzt!
10:18Bist du okay?
10:44Er ist verschwunden.
10:45Mit deiner Waffe.
10:50Ja, was schaust du so blöd, du Arschloch?
11:07Paul!
11:08Aufgenommen im Grande Milano gegen 22.30 Uhr.
11:23Vielleicht ist das ein Geschäftspartner?
11:25Fragen wir doch mal Julia Kolbe.
11:26Sein Name ist Max Freisinger.
11:33Er besitzt mehrere Unternehmen, unter anderem zwei Brauereien.
11:37Dann wissen Sie sicher auch, was die beiden zu bereden hatten.
11:40Mein Vater und er haben schon länger verhandelt.
11:43Es ging um eine geplante Kooperation.
11:45Betriebliche Synergien durch einen gemeinsamen Vertrieb.
11:49Entschuldigen Sie mich.
11:50Das war wohl weniger eine Kooperation als eine Übernahme.
12:11Das sind die Umsatzzahlen Ihrer Brauerei.
12:13Ihr Laden steht vor dem Konkurs.
12:14Acht Millionen hat Freisinger geboten.
12:22Ich sollte alleinige Geschäftsführerin werden.
12:25Neue Produkte entwickeln.
12:27Mein Vater hat das abgelehnt.
12:29Freisinger bietet acht Millionen für ein Pleiteunternehmen.
12:32Und Ihr Vater sagt nein?
12:33Die Firma war alles für ihn.
12:35Er wollte sie nicht aufgeben.
12:37Das erklärt dem Verkauf des Hauses.
12:39Er wollte den Konkurs aus eigener Kraft abwenden.
12:41Und im Gegensatz zu Ihnen, Freisingers Angebot auf keinen Fall annehmen.
12:47Das hätten Sie mir alles heute Morgen sagen können.
12:49Dass Ihr Vater zwischen Ihnen und dem Acht-Millionen-Deal-Stand.
12:53Was wollen Sie damit sagen?
13:02Wer soll das sein?
13:04Das ist der mutmaßliche Mörder Ihres Vaters.
13:07Der macht solche Sachen auch im Auftrag.
13:09Aber das wissen Sie wahrscheinlich.
13:11Wollen Sie mir unterstellen, ich hätte meinen Vater umgebracht?
13:16Zu dem Sie anscheinend kein so enges Verhältnis hatten, ha?
13:29Sie sagt die Wahrheit.
13:31Sie hat ein Motiv.
13:32Und kein Alibi.
13:33Was Neues über Greiner?
13:38Immer noch flüchtig.
13:41Ich schaue mir jetzt mal den Freisinger genauer an, ja?
13:43Bis später.
13:43Ich schaue mir jetzt mal den K trainingen.
14:01Herr Freisinger!
14:23Böhmer, Kripo München.
14:27Ich habe es heute Morgen im Radio gehört.
14:30Schlimme Sache.
14:32Sie und Kolbe waren gestern Abend noch zusammen essen.
14:36Wir wollten Geschäfte miteinander machen.
14:39Das wollten Sie. Kolbe hat abgelehnt.
14:43Das war ziemlich dumm von ihm. Er wäre saniert gewesen.
14:46Und seine Tochter hätte den Betrieb weitergeführt.
14:49Acht Millionen sind eine Menge Geld für eine Brauerei, die nicht mal die Hälfte wert ist.
14:53Ich investiere in Markennamen. Substanz interessiert mich nicht.
14:57Die Hülle ist das, was heutzutage zählt.
14:58Ach, die Hülle zählt. Das geht ja dann wohl für alle Ihre Unternehmen was.
15:04Lernt man diese Art der Gesprächsführung auf der Polizeischule?
15:06Ich bin Autodidakt.
15:09War es das? Ich habe zu tun.
15:11Was hatten Sie denn gestern Abend noch zu tun? Nach dem Restaurantbesuch?
15:15Ich war zu Hause. Allein. Wenn Sie es genau wissen wollen.
15:21Mit anderen Worten, ich habe kein Alibi.
15:24Ach, das brauchen Sie auch nicht.
15:26Jemand wie Sie macht sich doch nicht selber die Finger schmutzig. Das weiß ich.
15:29Ich entnehme Ihren Unverschämtheiten, dass Sie mir einen Mord unterstellen.
15:36Dafür hat man seine Leute. Was?
15:38Warum sollte ich das tun?
15:41Kolbesbrauerei bekomme ich früher, später sowieso für ein Apel und ein Ei.
15:44Ja, aber trotzdem bieten Sie ihm acht Millionen dafür.
15:47Vielleicht bin ich einfach nur ein Menschenfreund, Herr Böhmer.
15:52Vielleicht sind Sie einfach nicht so schlau, wie Sie tun, Herr Freisinger.
15:57Er ist also ein Arschloch.
15:59Wie kommst du denn darauf?
16:00Ich habe mir übrigens Kolbes Lebenslauf angeschaut.
16:03Aufgewachsen in Bad Tölz, Wehrdienst bei den Gebirgsjährgern, dann ein Maschinenbaustudium in München.
16:08Kurz darauf gründete er eine Werkzeugbaufirma, die ja vier Jahre später gegen Zahlung einer lebenslangen Rente an ein Konkurrenzunternehmen verkauft.
16:15Super Arbeit, man vermisst Trompeter gar nicht.
16:18Es wird noch viel besser.
16:20Kolbes Pistole gehört zu einer Lieferung, die im Frühsommer 1980 an den BND ging.
16:29Kolbe besaß eine BND-Waffe.
16:31Die Frage ist nur, warum?
16:34Sagen Sie es mir.
16:35Ich habe mit dem BND gesprochen, aber die in Polach kennen natürlich keinen Kolbe.
16:39Warum zweifeln Sie?
16:41Weil ich bisher immer dachte, dass eine der Hauptaufgaben des BND darin besteht,
16:44seine Mitarbeiter zu verleugnen.
16:46Sie sollten sich eher an die Fakten halten, statt zu spekulieren.
16:49Die BND-Waffe ist ein Fakt.
16:50Von mir werden Sie keine Rückendeckung bekommen, wenn Sie dem BND auf die Füße treten.
16:53Ist mir klar.
16:55Was nicht heißen soll, dass...
16:57Ich halte Sie auf dem Laufenden.
16:58Bemühen wir uns neben der Weiterentwicklung bewährter Rezepturen
17:11verstärken und die Neubewertung trendorientiert, verstärken und die Neubewertung trendorientiert,
17:14verstärken und die Neubewertung trendorientiert, verstärken und die Neubewertung...
17:15Ich glaube, der Musik verkommt.
17:16Können wir einfach noch mal an.
17:18Achtung.
17:18Kameras okay?
17:19Morgen.
17:20Schau mal.
17:20Bemühen wir uns neben der Weiterentwicklung bewährter Rezepturen,
17:24verstärken und die Neuentwicklung trendorientiert der Leipzig-Versorgung.
17:28Ah, das Material für Fernsehsender.
17:31Mhm.
17:32Sie werden mich aus Ihrem verdammten Film rausschneiden.
17:35Das mache ich Ihnen die Hölle heiß.
17:36Wenn irgendwo zu sehen sind, vertrage ich Sie.
17:45Kameraschein.
17:47Anscheinend hat er was zu verbergen.
17:48Aber seine Identität ist zweifelsfrei dokumentiert.
17:57Geburtsurkunde, Studiennachweis, beruflicher Werdegang.
18:00Was macht der BND mit Links?
18:02Bevor Sie sich wieder festbeißen.
18:04Es gibt noch andere Möglichkeiten.
18:05Die Papiere sind echt.
18:07Vielleicht hat er sich einen echten Pass gekauft.
18:09Und eine bestehende Identität angenommen.
18:11Was ist mit Freunden, Verwandten, Bekannten?
18:13Sowas fliegt auf.
18:14Es gibt eine Menge Leute, die jeden Kontakt zu ihren Verwandten abbrechen.
18:17Und die Meldebehörde, Ärzte, Arbeitgeber.
18:20Ich brauche was Konkretes.
18:23Sonst wird der BND sich keinen Zentimeter bewegen.
18:25Ja, genau hier beißt sich die Katze in den Schwanz.
18:28Es ist wie in der Politik.
18:30Es gewinnen nicht immer die Guten, sondern die Schlauesten.
18:33Also, lassen Sie sich was einfallen.
18:36Ja?
18:36Habe ich was verpasst?
18:45Neue Liebe?
18:47Nur ein bisschen Farbe im tristen Grau des Alltags.
18:51Aber sehr attraktiv, sehr charmant.
18:53Also ein Kater, der sich gelohnt hat.
18:55Ja, ich genieße meine Kopfschmerzen in vollen Zügen.
18:58Hast du was Neues für mich?
19:01Mhm, die KTU hat sich gemeldet.
19:03Das Projektil aus Kolbes Kopf konnte keiner registrierten Waffe zugeordnet werden.
19:07Ausführlicher Bericht liegt nachher auf deinem Schreibtisch.
19:10Aber ich habe noch was für dich.
19:12Kolbe muss unmittelbar nach dem Aufprall auf dem Boden das Bewusstsein verloren haben.
19:21Aufgrund des Zustands der Einglutungen in den Kopf- und Schulterbereich
19:24dürfte zwischen dem Sturz und dem Tod durch Kopfschutz erhebliche Zeit vergangen sein.
19:30Was heißt erheblich?
19:32Dreiviertelstunde, Stunde vielleicht.
19:36Das heißt, der Mörder wartet eine Stunde, bevor Kolbe erschießt?
19:39Nicht ganz logisch, oder?
19:42Nee.
19:51Vera?
19:52Ja?
19:53Schau mal, hier.
19:56Die hat Kolbe mit seinem Handy gemacht.
20:05Sieht aus, als hätte er die Männer beobachtet.
20:08Oder sie ihn.
20:09Hast du einen Namen?
20:11What's up?
20:13Der hier war sein Lieblingsmotiv.
20:20Und da kann man auch das Autokennzeichen erkennen.
20:22Mhm, ich weiß.
20:24Und die Kfz-Zulassungsstelle hat mir auch seinen Namen verraten.
20:28Er ist Lothar Schäfer.
20:29Betreibt ein Antiquitätengeschäft in Schwabing.
20:31Grüß Gott, ihr Herrschaften.
20:48Was kann ich für Sie tun?
20:50Böhmer, Kripo München.
20:52Das ist die Kollegin Lanz.
20:53Wir hätten da mal Fragen an Sie.
20:55Polizei.
20:57Sagt Ihnen der Name Ernst Kolbe was?
21:02Wie gehört?
21:03Wer soll das denn sein?
21:05Jemand, der Sie fotografiert hat.
21:06Das gibt's ja gar nicht.
21:17Das ist ja erschreckend.
21:20Warum macht der Mann so was?
21:21Ja, das würden wir gerne wissen.
21:24Das ist übrigens Herr Kolbe.
21:26Ich habe den Mann hier gesehen.
21:31Er muss mich verwechselt haben.
21:35Fragen Sie ihn doch.
21:37Er wurde ermordet.
21:41Da kann man ja Angst kriegen.
21:44Ich meine,
21:46was ist, wenn es der Mörder jetzt auch auf mich abgesehen hat?
21:50Wie kommen Sie darauf?
21:54Bitte denken Sie nach, Herr Schäfer.
21:56Vielleicht kennen Sie Herrn Kolbe ja doch.
21:58Von früher.
22:01Oder er war ein Kunde.
22:05Das ist nicht möglich.
22:06Ich habe ein sehr gutes Gedächtnis.
22:09Ich hoffe, Sie können das schnell aufklären.
22:12Wir bemühen uns.
22:15Wiederschauen.
22:19Ach, äh.
22:21Wo waren Sie denn vorgestern Abend?
22:24Hier in meinem Laden.
22:26Umsatzsteuervoranmeldung.
22:29Morgen fällig.
22:31Danke.
22:38Nie gesehen.
22:42Keine Ahnung, warum mein Vater den Mann fotografiert hat.
22:44Ich vermute, dass es etwas mit seiner Vergangenheit zu tun hat.
22:55Er hat immer abgeblockt, wenn ich ihn danach gefragt habe.
22:58Wie er aufgewachsen ist und so.
23:00Da kam einfach nichts.
23:09Und Ihre Mutter?
23:10Wusste die etwas?
23:11Sie hat mir vor Jahren erzählt, dass seine Eltern früh gestoppen sind.
23:22Vielleicht lag es ja daran.
23:26Er war ein sehr verschlossener Mensch.
23:32Irgendwie fremd.
23:33Ich bin gleich da.
23:40Ich bin gleich da.
23:40Was für mein Waffe, du Arschloch.
24:08Was wolltest du von Ernst Kolbe?
24:11Ich kenne keinen Kolbe.
24:13Du warst da.
24:14In seinem Haus.
24:15Seit wann tutzen wir uns?
24:17Seit ich das will.
24:19Du warst dazu nicht in seinem Haus.
24:20Was machen dann deine Fingerabdrücke am Tatort?
24:27Hä?
24:29Dumm gelaufen, Arschloch.
24:31Meine Subloid muss man erst mal sein.
24:32Du schaffst es noch nicht mal, deine Spuren zu beseitigen, du Pedder.
24:39Na gut.
24:40Dann war ich eben da.
24:43Na also.
24:44Dann sind wir ja schon mal einen Schritt weiter.
24:50Also nochmal.
24:51Was wolltest du von Ernst Kolbe?
24:56Einen Auftrag erledigen, mehr nicht.
24:58Wie sah der Außenauftrag?
25:01Ich habe ihm eine verpasst.
25:03Ach, du hattest den Auftrag, ihm eine runterzuhauen.
25:05Du hast ihn erschossen.
25:06Hab ich nicht.
25:07Hier, schau dir das an.
25:15Schau dir das an!
25:17Ich kenne keinen von denen.
25:19Hier, der hier.
25:20Da.
25:21Der.
25:21Hat der dich beauftragt?
25:23Hat er dich beauftragt?
25:26Hat er dich beauftragt?
25:32Jetzt pass mal auf, ich war bis jetzt noch ganz höflich zu dir
25:35und ich kann auch noch ganz anders, mein Freund.
25:49Das gehört Ihnen.
25:52Na und?
25:54Sie haben vorgestern Abend einen Anruf erhalten.
25:58Soll vorkommen.
26:01Von dem Mann, den Sie nicht kennen.
26:04Max Freisinger.
26:05Paul, der Herr möchte bitte in die Urhaft.
26:16Er braucht Zeit zum Nachdenken.
26:18Er kriegt ein Einzelzimmer.
26:24Ich habe mal für ihn lästige Mieter wieder auf Kurs gebracht.
26:29Okay.
26:31Vorgestern Abend hat er mich angerufen.
26:32Ich sollte diesen Kolbe bearbeiten, dass er ihm seinen Laden verkauft.
26:39Er meinte, es wäre dringend.
26:41Und das haben Sie dann auch gemacht?
26:46Ich habe ihm eine übergezogen.
26:48Da ist er hingefallen, genau auf seinen verdammten Kopf.
26:51Hat sich nicht mehr bewegt.
26:52Ich wusste nicht, was ich machen sollte.
26:57Ich habe noch kurz gewartet, ob er wieder wach wird.
27:01Aber er wurde nicht mehr wach.
27:08Sagen Sie, als Sie gegangen sind, haben Sie da die Tür offen gelassen?
27:12Ich habe zugemacht.
27:17Wieso?
27:19Also?
27:33Er erzählt aus Märchen, Vera.
27:35Wenn er Kolbe töten wollte, hätte er das gleich machen können, ohne eine Stunde zu warten.
27:38Ja, da ist was dran. Aber er hat zugegeben, dass Freisinger ihn beauftragt hat.
27:42Freisinger wollte Druck ausüben, wollte das Kolbe schnell verkaufen.
27:44Der Plan funktioniert nicht mit einer Leiche.
27:46Ja, vielleicht war ja der Plan, erst Kolbe aus dem Weg zu räumen und dann die Brauerei von der Tochter zu kaufen.
27:50Sie ist die Erbin und sie war interessiert.
27:54Danke.
27:57Denken wir doch mal darüber nach, was wäre, wenn Greiner es wirklich nicht war.
28:01Dann hätten wir zwei Täter.
28:05Einer schlägt und der andere erschießt ihn eine Stunde später.
28:10Zwei Täter.
28:13Aber wie ist der zweite Mann ins Haus gekommen?
28:15Im Bericht der Spuse steht nichts von Einbruchsspuren und Greiner hat gerade gesagt, er hätte die Tür nicht offen gelassen.
28:21Dann hatte der Täter einen Schlüssel.
28:23Schlüssel? Wo hat er den her?
28:26Die Maklerin.
28:28Hat sie eigentlich schon eine Liste mit den übrigen Hausinteressenten geschickt?
28:30Und jetzt pass auf.
28:33Dr. Hans Stolze, Gefäßchirurg am Klinikum Großhaar.
28:36Gesine Pfandl, Chefredakteurin einer Modezeitschrift und ein Hersteller von Korbmöbeln, Bertram Zeller.
28:43Und die hast du alle schon überprüft?
28:45Zeller ist seit zwei Tagen in Thailand, wo er seine Möbel fertigen lässt, Fabrikbesichtigung.
28:50Dr. Hans Stolze hatte zur Tatzeit eine mehrstündige OP.
28:53Die Details erspare ich dir.
28:55Und Gesine Pfandl, die Chefredakteurin, weil zur Zeit in Saint-Paul-de-Vance, Südfrankreich.
28:59Die hat dann Färbeln raus.
29:01Das hat übrigens Trompetta überprüft.
29:04Das heißt, alle drei sind raus aus der Nummer.
29:09So schaut's aus.
29:11Paul, wenn du ein Haus hättest.
29:14Weißt du, was ich verdiene?
29:15Worauf willst du denn raus?
29:16Vier Interessenten, drei davon, verdienen locker mehr als 150.000 im Jahr.
29:21Und Kolbe erteilt den Zuschlag einem Ehepaar, was eine kleine Autowerkstatt betreibt?
29:25Eigentlich tendiert er ja zu Herrn Zeller.
29:45Der hat Familie, drei Kinder.
29:46Das hat ihn gerührt.
29:48War jedenfalls mein Eindruck.
29:49Aber trotzdem hat er sich für die Schabenskis entschieden.
29:52Na ja, erst nachdem die Nummer 50.000 draufgelegt haben.
29:56Da ist der Herr Kolbe dann natürlich schwach geworden.
29:59Die haben alle anderen überboten.
30:02Konnten die sich das leisten?
30:04Davon gehe ich aus.
30:05Sonst hätten die ja kaum einen Notatermin vereinbart.
30:11Erzählen Sie mir von der Hausbesichtigung.
30:13Was soll ich da sagen?
30:15Wir sind durchs Haus gegangen, Sie haben Fragen gestellt.
30:18Dach, Wärmedämmung, Baujahr.
30:20Das Übliche eben.
30:22Und gab es was, für das Sie sich besonders interessiert haben?
30:26Ja, im Keller.
30:27Im Keller wollten Sie eine Einliegerwohnung einrichten, um Steuern zu sparen.
30:30Bietet sich bei dem Haus natürlich auch an,
30:32da der Keller einen separaten Eingang hat.
30:35Und für den haben Sie natürlich auch einen Schlüssel.
30:38Aber selbstverständlich.
30:43Ich glaube, ich habe den noch einwandfrei funktioniert.
30:50Darf ich mal?
30:51Ja, bitte.
31:00Das ist er.
31:00Lanz hier.
31:11Ich hätte gerne Kollegen von der KTU gesprochen.
31:14Es geht um einen Schlüssel.
31:16Von wegen.
31:17Freisinger hat kein Datenmotiv.
31:19Er hat sich verspekuliert.
31:21Und zwar mit dieser Shoppingmoll hier.
31:24Sie erstreckt sich über das gesamte Gebiet hier.
31:28Sie wurde von der Stadt beschlossen.
31:31Und Freisinger hat dafür unter der Hand den Zuschlag bekommen.
31:34Und zwar noch vor Eröffnung des eigentlichen Planfeststellungsverfahrens.
31:38Und Kolbesbraucherei liegt mittendrin.
31:42Freisinger hat Millionen investiert.
31:44Hat Grundstücke aufgekauft, Häuser aufgekauft.
31:46Und das Einzige, was ihm noch fehlt,
31:48ist die Braucherei.
31:50Er wollte sie also gar nicht weiterführen,
31:54sondern abreißen lassen.
31:55So.
31:56In der nächsten Woche stellt die Stadt das Projekt in öffentlicher Sitzung vor.
32:01Damit hätte Kolbe Wind von der Sache bekommen.
32:02Und dann hätte er sich niemals mehr mit Freisingers Angebot abspeisen lassen.
32:08Also, eigentlich ist die Sache klar.
32:12Leider ist vieles noch überhaupt nicht klar.
32:14Erstens, warum hat er eine BND-Waffe?
32:15Zweitens, warum war er so kamerascheu?
32:18Und drittens, woher kam seine Paranoia?
32:22Was ist mit den Fotos auf seinem Handy?
32:24Dieser Antiquitätenhändler.
32:26Schäfer?
32:26Ja.
32:27Kommt aus Hannover, lebt seit über 20 Jahren in München
32:29und nirgendwo eine Verbindung zu Kolbe.
32:36Ich kaufe mir jetzt den Freisinger.
32:39Mach das.
32:45Herr Böhmer, welch Glanz in meiner bescheidenen Hütte.
32:51Heute gut gelaunt, oder was?
32:53Ich wüsste nicht, was dagegen spricht.
32:54Ich schon.
32:56Sie werden mir immer sympathischer.
32:57Sind Sie mir immer verdächtiger.
33:03Ich darf doch, oder?
33:04Also gut, nehmen wir an, ich brauche Kolbes Brauerei.
33:27Von mir aus sogar dringend.
33:28Na und?
33:29Was heißt das schon?
33:30Bei uns heißt das Tatmotiv.
33:32Außerdem vergessen Sie da eine Kleinigkeit.
33:35Ah ja?
33:36Ja.
33:37Ihren Anruf bei Thomas Kreiner.
33:39In der Tatnacht.
33:45Die ist von meinem Anwalt.
33:47Falls Sie noch Fragen haben, er wird sie dann gerne beantworten.
33:54Und der ist von der Staatsanwaltschaft.
33:56Ein Durchsuchungsbeschluss.
33:59Die Kollegen sind schon unterwegs und wir zwei fahren jetzt aufs Präsidium.
34:03Dringender Tatverdacht, Verdunklungsgefahr.
34:05Suchen Sie sich was aus.
34:07Und die hier brauchen Sie, glaube ich, selber.
34:09Hallo Frau Brandt, Lanz hier.
34:18Es geht nochmal um die Besichtigung von Herrn Kolbes Haus.
34:21Was mich interessieren würde, waren Sie da die ganze Zeit an der Seite der Schabinskis?
34:25Äh, nein, ich glaube nicht.
34:27Aha, und deshalb nicht?
34:28Ich war einmal zum Telefonieren, ein paar Minuten vor der Tür.
34:31Danke Frau Brandt, das war es schon.
34:33Wiederschauen.
34:33Wieder.
34:33Ja, Vera.
34:39Paul, wo steckst du?
34:41Im Präsidium.
34:42Freisinger?
34:44Sitz im Verhörraum und telefoniert begeistert mit seinem Anwalt.
34:47Die Kollegen durchsuchen jetzt einen Beruf.
34:50Die KTU hat Abgusswachs am Kellerschlüssel von Kolbes Haus gefunden.
34:55Jemand hat den Schlüssel nachgemacht?
34:57Sieht ganz so aus.
34:58Ich habe nochmal mit der Maklerin gesprochen.
35:00Während der Hausbesichtigung mit den Schabinskis war sie ein paar Minuten durch einen Anruf abgelenkt.
35:04Die beiden hätten also die Möglichkeit gehabt, aber das ist noch nicht alles.
35:07Was noch?
35:08Ich habe mit dem Banker der Schabinskis gesprochen und der wusste nichts von einem geplanten Hauskauf.
35:13Also, das gibt's doch nicht.
35:15Dann haben die Schabinskis das alles nur vorgetäuscht, um in die Bude reinzukommen.
35:18Es muss irgendeine Verbindung zwischen den Schabinskis und Kolbe geben.
35:22Und vielleicht auch mit diesem Schäfer.
35:24Jetzt bin ich neugierig.
35:25Ja, ich auch.
35:27Nimmst du dir nochmal diesen Schäfer vor und wir müssen an Kolbes Vergangenheit ran.
35:31Alles klar.
35:39Ist kalt?
35:45Herr Schabinski?
35:46Augenblick.
35:48Sie erinnern sich?
35:54Ja, wieso nicht?
35:56Haben Sie einen Moment?
36:04Wollen Sie auch einen?
36:07Nein, danke.
36:15Schabinski, sagen Sie.
36:16Anni und Helmut Schabinski.
36:19Wir treiben eine kleine Autowerkstatt in Giesing.
36:22Und die beiden haben etwas mit diesem Kolbe zu tun, der ermordet worden ist.
36:26Oder mit Ihnen.
36:28Mit mir?
36:29Wie kommen Sie denn darauf?
36:31Sie kennen die beiden also nicht?
36:33Natürlich nicht.
36:35Woher denn auch?
36:35Es wird ja immer toller.
36:37Aber haben Sie wenigstens herausgefunden, warum dieser Kolbe mich fotografiert hat?
36:41Ja, da sind wir dran.
36:44Mit anderen Worten, Sie tappen im Dunkeln.
36:47Wenn mir deswegen irgendetwas passierte, geht es auf Ihre Kappe.
36:56Kundschaft, Entschuldigung.
36:58Vielleicht ist es ja schon der Mörder, aber Sie sind ja bei mir.
37:02Fürs Garten, Herr Liebfrau.
37:04Das kann ich für Sie tun.
37:04Läuft die Werkstatt eigentlich gut?
37:08Ja, ja.
37:09Wieso nicht?
37:12Ich habe mich nämlich gefragt, ob Sie sich Kolbes Haus überhaupt leisten können.
37:17Wieso nicht?
37:18Der Preis lag deutlich unter dem eigentlichen Wert.
37:21Und deswegen haben Sie auch gar nicht mit Ihrer Bank über die Finanzierung gesprochen
37:24und mal ebenso 50.000 mehr geboten als alle anderen Interessenten?
37:29Wir haben gespart.
37:32Frau Schabinski, schön, dass Sie auch da sind.
37:35Wir sind vielleicht nicht reich,
37:38aber ein bisschen was bleibt in so einer Werkstatt über die Jahre schon hängen.
37:43Was wollen Sie von uns?
37:46Jemand hat Abdrücke gemacht von Kolbes Keller Schlüssel.
37:50Ja, aber wir doch nicht.
37:58Kennen Sie diesen Mann?
38:03Nein.
38:04Sie haben doch gar nicht richtig hingesehen.
38:07Ich sag doch, wir kennen ihn nicht.
38:10Und Herrn Kolbe haben Sie auch noch nie gesehen, bevor Sie sein Haus kaufen wollten, oder?
38:14Wie kommen Sie denn darauf?
38:17Mich würde interessieren, was Sie am Tatabend gemacht haben.
38:20Wir waren bei Bekannten in Salzburg.
38:26Bis wann genau?
38:29Elf?
38:31Kurz nach elf.
38:31Ich hoffe, Ihnen ist klar, dass wir das überprüfen.
38:36Auf dem Rückweg haben wir noch getankt.
38:39Autobahnraststädte Bad Reichenhall.
38:41Um halb zwölf.
38:43Ich kann Ihnen sagen, dass Sie das überprüfen.
38:44Ich kann Ihnen gerne die Quittung zeigen.
38:46Die Quittung ist korrekt.
38:47Und auf dem Überwachungsvideo der Tankstelle sind beide klar zu erkennen.
38:50Die Quittung ist korrekt.
38:51Und auf dem Überwachungsvideo der Tankstelle sind beide klar zu erkennen.
38:55Helmut Schabinski stammt aus Rostock und hat keinerlei Vorstrafe.
39:00Und keinerlei Verbindung zu Schäfer.
39:05Was ist mit Freisinger?
39:06Musste ich gehen lassen.
39:08Die Kollegen haben nichts in seinem Büro gefunden.
39:11Also haben wir gar nichts.
39:13So würde ich jetzt auch wieder nicht sagen.
39:16Kolbes erste Firma steht in keinem Register.
39:19Sie hat überhaupt nie existiert.
39:22Und was ist mit dem Unternehmen, dem er sie verkauft hat?
39:24Eine Briefkastenadresse.
39:27Aber er hat doch monatlich Geld erhalten.
39:29Diese lebenslange Rentenzahlung.
39:30Ich sag nur, drei Buchstaben.
39:34Bundesnachrichtendienst.
39:35So, jetzt aber, Herr Huber.
39:41Ab wann hat Kolbe diese Zahlungen erhalten?
39:44Juni 82.
39:45Und damals muss auch irgendetwas passiert sein,
39:47was dem BND dazu veranlasst hat,
39:49seinem Berliner Agenten Kolbe
39:50eine neue Identität zu verpassen.
39:53Und ihm monatlich Geld zu überweisen.
39:54Wenn Sie erst mal Blut geleckt haben, Frau Lanz.
39:59Was können Sie also für mich tun?
40:02Gar nichts.
40:05Ich habe einen Anruf erhalten.
40:08Pullach?
40:11Innenministerium.
40:12Das ist ein deutlicher Hinweis,
40:14die Füße stillzuhalten.
40:14Füße stillzuhalten.
40:15Damit ist klar, dass ich recht habe.
40:17Füße stillhalten können Sie vergessen.
40:22Nur weil mir die Hände gebunden sind,
40:24heißt das noch lange nicht,
40:25dass wir nichts tun können.
40:27Sie müssen mir Kolbes richtigen Namen besorgen.
40:28Anders komme ich da nicht ran.
40:29Ja, den bekomme ich aber auch nicht.
40:31Seine Akte hat ein Sperrvermerk.
40:39Frau Kolbe, es...
40:40es deutet vieles darauf hin,
40:42dass Ihr Vater früher jemand anderes war.
40:44Wie jemand anderes?
40:53Sie haben doch selber gesagt,
40:55dass er nie über sich geredet hat.
40:59Dass er Ihnen immer irgendwie fremd war.
41:03Ja.
41:07Frau Kolbe, wir müssen davon ausgehen,
41:09dass Ihr Vater seine Identität gewechselt hat.
41:11Das hätten wir doch merken müssen,
41:24meine Mutter und ich.
41:29Es muss früher gewesen sein.
41:32Vor Ihrer Geburt.
41:34Irgendwann Ende der 70er,
41:36Anfang der 80er Jahre.
41:39Und wer soll er damals gewesen sein?
41:41Dabei müssen Sie mir jetzt helfen.
41:51Wie soll ich Ihnen denn helfen?
41:54Sie haben doch gerade selbst gesagt,
41:56dass das vor meiner Geburt war.
42:03Denken Sie doch mal nach.
42:07Was für Musik hat Ihr Vater gerne gehört?
42:09Gab es irgendwelche Erinnerungsstücke,
42:13an denen er besonders gehangen hat?
42:15Er hat alte Uhren repariert.
42:35Er hat alte Uhren repariert,
42:35draußen im Garten schuppen.
42:37Das war sein Hobby.
42:45Wie kommt man dazu, alte Uhren in Stand zu setzen?
43:04Ich weiß es nicht, keine Ahnung.
43:08War er auf dir?
43:10So oft es ging.
43:12Der Schuppen war sowas wie sein Heiligtum.
43:14Niemand auf die herein,
43:15nicht mal meine Mutter.
43:17Und Sie?
43:18Einmal habe ich mich reingeschlichen.
43:21Ich war vielleicht zehn oder elf.
43:23Er hat mich natürlich prompt erwischt.
43:26Gab ziemlich Ärger.
43:26Hat Ihr Vater Super-8-Filme gemacht?
43:32Nicht, dass ich wüsste.
43:39Wie sehe ich zum ersten Mal?
43:45Berlin 68.
43:48Vielleicht gibt es auch einen Projektor.
43:50Ich bin ein paar Jahre alt.
44:20Ist das Ihr Vater?
44:26Ja, ich glaub schon.
44:50Ja, ich glaub schon.
45:20Ihr Vater stammt also aus einer Uhrmacherfamilie.
45:30Und sein richtiger Name war Volta.
45:34Warum hat er das getan?
45:50Vielleicht wollte er Sie und Ihre Mutter schützen.
45:58Wenigstens weiß ich jetzt, woher diese Fremdheit kam.
46:01Er ist trotz allem Ihr Vater.
46:04Wir haben mit den Kollegen in Berlin gesprochen.
46:09Ihr Vater hieß in Wirklichkeit Hans Volta.
46:13Er wurde im März 48 in Berlin-Neukölln geboren.
46:16Sein Vater war Uhrmacher, die Mutter Hausfrau.
46:19Leben die beiden noch?
46:21Leider nein.
46:23Nach der mittleren Reife hat er eine Polizeiausbildung gemacht.
46:26Danach zwei Jahre Bundesgrenzschutz.
46:28Und dann hat er sich beim BND beworben.
46:32Bundesnachrichtendienst.
46:34Auslöser ist wahrscheinlich seine Familiengeschichte gewesen.
46:37Der Bruder seines Vaters hat im Osten gelebt und ist 1977 bei einem Fluchtversuch von DDR-Grenzern erschossen worden.
46:44Mein Vater war also Agent.
46:48Und warum wurde er umgebracht?
46:53Eine offene Rechnung.
46:56Das war für mich, ne?
46:57Das war für mich, ne?
47:01Das war's.
47:31Untertitelung. BR 2018
48:01Im Juni 1982 wird in einer Wohnung in Berlin-Neukölln ein Mann namens Martin Berndorf erschossen.
48:22In den Zeitungen ist von einem flüchtigen Täter die Rede und von einem zweiten angeschossenen Opfer, dem ebenfalls die Flucht gelangt.
48:28Berndorf wird dort als aufgeflogener Stasi-Agent bezeichnet, der in einer konspirativen Wohnung von einem BND-Agenten erschossen wurde.
48:37Der Täter? Hans Wolter.
48:40Der aber dann im darauffolgenden Prozess wegen erwiesener Notwehr freigesprochen wird.
48:45Aber mit Wolters Urteil wird es jetzt erst richtig interessant, denn jetzt kommt Ostberlin ins Spiel.
48:49Die DDR-Führung protestiert gegen das Urteil und versucht das Ganze propagandamäßig auszuschlachten.
48:55Das übliche Muster. Die guten Sozialisten aus dem Osten gegen die bösen Kapitalisten aus dem Westen.
49:01Der Westagent Wolter gegen den Ostagenten Berndorf.
49:04Der dann enttarnt und von Wolter erschossen wird.
49:07Während einem dritten Mann die Flucht gelingt.
49:10Entweder ein Kollege von Wolter oder wie Berndorf Stasi-Agent.
49:12Jedenfalls müssen wir jetzt unbedingt wissen, wer dieser dritte Mann ist.
49:20Dann fragen wir doch Frau Schabinski.
49:22Sie ist eine geborene Berndorf.
49:27Wir brauchen die Stasi-Akte von Martin Berndorf.
49:30Ist schon längst angefordert.
49:32Und das sagst du erst jetzt.
49:40Meine Frau ist einkaufen.
49:41Es gibt Neuigkeiten, von denen Sie beide betroffen sind.
49:46Schauen Sie mal rein.
49:48Das ist eine Stasi-Akte über den Bruder Ihrer Frau, Martin Berndorf.
49:54Er war als Stasi-Agent in Westdeutschland tätig.
49:57Ingenieur bei einem großen Maschinenbauer.
49:59Und hat jahrelang technische Informationen nach Ostberlin geliefert.
50:04Alles lief gut.
50:06Bis er im Juni 82 enttarnt unterschossen wurde.
50:09Von dem BND-Agenten Hans Wolter.
50:12Der wurde später freigesprochen.
50:15Notwehr.
50:18Wie so erzählen Sie mir das alles?
50:23Ihre Frau hat den Tod ihres Bruders nie ganz überwunden.
50:27Und plötzlich trifft sie Hans Wolter wieder.
50:31Hier in München.
50:33Aber er heißt jetzt Ernst Kolbe.
50:35Sie kriegt raus, dass er sein Haus verkaufen will.
50:37Und sieht ihre Chance, an ihn ranzukommen.
50:40Wir waren doch gar nicht da.
50:46Es geht auch darum, was Sie vor der Tat gemacht haben.
50:51Wieso davor?
50:52Sie brauchten den Mord ja gar nicht selber auszuführen.
50:56Sie mussten nur dafür sorgen, dass der Täter ins Haus kam.
50:58Und deswegen haben Sie den Abdruck des Schlüssels genommen und ihn nachgefertigt.
51:01Dafür haben Sie keine Beweise.
51:10Sind Sie sicher?
51:11Aber was noch viel wichtiger ist,
51:18können Sie wirklich damit leben,
51:19mit Schuld am Tod eines anderen Menschen zu sein?
51:21Und deswegen haben Sie die Beweise.
51:52Meine Frau konnte doch den Mörder ihres Bruders nicht ungestraft davon kommen lassen.
51:59Ja.
52:01Und deshalb hat sie Kontakt zu dem Mann aufgenommen, der bei der Schießerei damals flüchten konnte.
52:10Wolter.
52:12Er hat ihn gesehen damals.
52:16Damit war er als Agent unbrauchbar.
52:19Er musste in den Innendienst.
52:21Später, nach der Winde, hat er sich einen falschen Pass besorgt und ist untergetaucht.
52:30Er sah Angst vor Strafverfolgung in der Zeit in der Stasi.
52:35Sein Name?
52:39Borsig.
52:43Fritz Borsig.
52:44Und wie heißt Fritz Borsig heute?
52:56Das wissen Sie doch.
52:59Ist besser so, Anni.
53:03Ist besser so.
53:04Das ist die Mailbox von Paul Böhmer.
53:19Bitte hinterlass deine Nachricht.
53:20Hey Paul, ich weiß jetzt, wer der dritte Mann ist.
53:22Wir hatten recht.
53:23Grüß Gott, Roland.
53:31Na, haben Sie Ihren Mörder geschnappt?
53:35Ich bin gerade dabei.
53:36Ich verstehe nicht recht.
53:40Sie verstehen genau, Herr Borsig.
53:44Das muss eine Verwechslung sein.
53:48Dann sprechen wir doch mit Herrn Schabinski.
53:49Der hat Ihnen doch auch den Schlüssel zum Haus besorgt.
53:54Und ich nehme an, danach haben Sie Kolbe erst mal beobachtet.
53:59Bravo, Frau Kommissarin.
54:02Um den richtigen Zeitpunkt abzuwarten.
54:07Für so eine Operation braucht es immer den richtigen Zeitpunkt.
54:10Ja.
54:12Und er war gekommen, als Freisinger Kolbe einen Schläger an den Hals gehetzt hat.
54:15Ich brauchte bloß zu warten, bis er weg war.
54:18Haben Sie eigentlich noch mit Kolbe geredet?
54:21Gewartet, bis er wieder bei Bewusstsein war, um Ihr persönliches Urteil an ihm zu vollstrecken?
54:24Die zuständigen Organe der DDR-Justiz hatten damals Anklage gegen Kolbe erhoben
54:29und ihn in Abwesenheit zum Tode verurteilt.
54:33Ich habe ein bestehendes Urteil exekutiert, nichts anderes.
54:37Das war Selbstjustiz.
54:39Und zwar nicht aus politischer Überzeugung oder aus Solidarität für Ihre kaputte DDR,
54:42sondern aus Rache.
54:43Weil er Ihnen Ihre Agentenkarriere versaut hat.
54:48Respekt, Frau Lanz.
54:53Jetzt geben Sie mir Ihre Waffe.
55:00Es ist vorbei, Herr Borsig.
55:04Nehmen Sie die Waffe runter.
55:06Und dann legen Sie sie langsam auf den Boden. Sofort!
55:09Nehmen Sie die Waffe runter, oder ich erschieße Ihre Kollegin.
55:13Das macht doch keinen Sinn.
55:14Glauben Sie, Sie können hier wirklich noch abhauen?
55:16Das Gefängnis gehen macht Sinn?
55:18Waffe runter, oder ich schieße!
55:19Waffe runter, oder?
55:21Untertitelung des ZDF, 2020
55:51Untertitelung des ZDF, 2020
56:21Untertitelung des ZDF, 2020
56:51Untertitelung des ZDF, 2020
57:21Untertitelung des ZDF, 2020
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