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Wohnungskrise in Spanien: Die Rausschmeißer
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vor 10 Stunden
Wohnungsnot in Spanien: Wie Ángela Mendoza mit Zwangsräumungen ein lukratives Geschäft macht.
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News
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00:00
Wenn Angela Mendoza erscheint, wird's ernst.
00:09
Sie räumt besetzte Wohnungen für Eigentümer, die nicht mehr weiter wissen.
00:13
Ihr Team, kräftige Männer, bereit zum Eingreifen.
00:17
Also das Worst-Case-Szenario ist, dass hier noch Blut fließt.
00:22
In Spanien herrscht massive Wohnungsnot.
00:25
Für viele Mieter heißt das, die ständige Angst, irgendwann auf der Straße zu landen.
00:30
Ich stehe vor dem Nichts. Ich bin völlig am Ende.
00:36
Die Arbeit von Angela polarisiert.
00:38
Für die einen ist sie die letzte Hoffnung für Geschädigte.
00:42
Für die anderen ein Werkzeug kaltherziger Eigentümer.
00:46
Sie haben mir auch schon gedroht, dass sie meinen Sohn töten werden.
00:50
Wir wollen wissen, wie arbeitet eine Firma, deren Geschäft es ist, Menschen aus Wohnungen zu werfen.
00:56
Welche Methoden wenden sie an? Und wo endet legitimer Druck?
01:01
Und beginnt unzulässige Einschüchterung?
01:03
Einsatzbeginn für Angela und ihr Team.
01:21
Fast jeden Morgen starten sie im südspanischen Granada in der Region Andalusien,
01:26
um im ganzen Land Hausbesetzer und säumige Mieter aus ihren Wohnungen zu werfen.
01:32
Heute geht es in den kleinen Küstenort Castel de Ferro an der Costa Tropical.
01:36
Da haben wir einen Mieter in prekären Verhältnissen, der seit Monaten seine Miete nicht zahlt.
01:43
Früher hat er dort wohl mit einer älteren Dame zusammengewohnt.
01:46
Die ist aber inzwischen ausgezogen und hat ihn wegen Missbrauchs angezeigt.
01:50
Die Person wohnt dort also momentan allein.
01:53
Könnte es also auch etwas konfrontativ werden?
02:00
Ja, klar. Deshalb kommen die drei Jungs mit.
02:04
Was wäre denn das Schlimmste, was passieren könnte?
02:08
Das Worst-Case-Szenario? Also das Worst-Case-Szenario ist, dass Blut fließt.
02:15
Letzte Checks, kurze Absprachen, der Einsatz beginnt.
02:19
Zunächst versuchen sie es mit Klingeln.
02:23
Aber niemand öffnet.
02:29
Ein paar von Angelas Jungs wollen durch den Hintereingang ins Treppenhaus gelangen.
02:37
Seid ihr reingekommen? Seid ihr drin?
02:40
Sie sind es.
02:46
An der Wohnungstür hört Angela Geräusche von drinnen.
02:49
Sie weist ihr Team an, vorerst zurückzubleiben.
02:53
Und tatsächlich, der mutmaßliche Mietbetrüger öffnet.
03:05
Angelas Mitarbeiter bauen sich langsam hinter ihr auf.
03:09
Einer hält demonstrativ Kunststoffhandschellen in der Hand.
03:12
Der Beschuldigte bleibt jedoch, entgegen den Erwartungen, friedlich.
03:16
Er zeigt sich sogar einsichtig.
03:19
Ja, es stimmt schon. Die letzten drei Monate habe ich nicht mehr gezahlt.
03:24
Schließlich unterschreibt der Mann einen Vertrag. Innerhalb von drei Wochen muss er ausziehen.
03:31
Angela verspricht ihm im Gegenzug, bei der Suche nach einer neuen Wohnung zu helfen.
03:36
Für ihr Team ein voller Erfolg.
03:40
In der Vereinbarung akzeptiert er, dass er ein prekärer Mieter ist, der seine Miete nicht bezahlt hat.
03:46
Und er gibt auch zu, dass es nicht stimmt, dass er die Summe nicht aufbringen könnte.
03:51
Die Kritik, ihre Jungs könnten einschüchternd wirken, lässt sie nicht gelten.
03:55
Alle hielten sich an die Gesetze.
03:56
Der Mann ist doch nicht dumm.
03:59
Er hat gesagt, das, was ihm wirklich Angst macht, ist, dass sie irgendwann kommen und ihn mit richtiger Gewalt rausholen.
04:05
Er sagt, dass es andere Firmen gibt, die so vorgehen.
04:08
So ist das. Jeder spielt die Karten aus, die er hat.
04:11
Bei uns ist es vor allem Psychologie und ein kooperativer, sozialer Ansatz.
04:18
Nur zwei Straßen weiter trifft Angela ihre Auftraggeber.
04:22
Ein älteres Ehepaar.
04:23
Sie hatten das Apartment für ihren Nachwuchs gekauft.
04:28
Er hat unterschrieben.
04:30
Das kann nicht sein.
04:35
Das ist die größte Freude, die ihr mir machen könnt.
04:37
Ich hätte nie gedacht, dass es so gut läuft.
04:43
So sind wir.
04:45
In 21 Tagen hast du deine Wohnung zurück.
04:48
Vielen, vielen Dank.
04:49
Danke dir, dass du unserer Arbeit vertraut hast.
04:53
Das Ehepaar will anonym bleiben.
04:55
Sie hätten sich an Angela gewendet, weil sie verzweifelt waren.
04:59
Alle Gespräche mit dem Mieter seien gescheitert, erzählen die beiden.
05:04
Ich glaube, kein Spanier kann sich das leisten.
05:06
Jemanden einfach kostenlos seine Wohnung zu überlassen und auch noch alle Nebenkosten zu bezahlen.
05:11
Wasser, Strom, alles andere.
05:13
Zumindest wir können uns das nicht mal annähernd leisten.
05:15
Der Wohnungsmarkt in Spanien ist extrem angespannt.
05:25
Und die Zahl der Hausbesetzungen steigt stetig.
05:29
Allein 2024 waren es mehr als 16.000.
05:32
Gleichzeitig sind die Gerichte des Landes hoffnungslos überlastet.
05:38
Allein in der südspanischen Region Andalusien gibt es fast eine Million offene Rechtsfälle.
05:43
Bis ein Richter eine Zwangsräumung durch die Polizei anordnet, vergehen oft Jahre.
05:49
Kein Wunder, dass Angelas Geschäft floriert.
05:51
Sie nimmt uns mit auf einen kleinen Spaziergang durch Granada und zeigt uns Häuser, die sie in letzter Zeit geräumt hat.
05:57
Häufig seien es einfach Mieter in Schwierigkeiten.
06:01
Manchmal seien es aber auch Gruppen, die Wohnungen für kriminelle Zwecke missbrauchten.
06:09
Genau im Fall dieses Hauses hier sagten sie mir, dass sie wüssten, wo ich wohne.
06:13
Und dass sie meinen Sohn holen würden, um ihn zu töten.
06:16
Und dass sie auch mich irgendwann töten würden.
06:18
Es ist schon schockierend, dass sie so viel über dein Privatleben wissen und dass du mit dieser Gefahr leben musst.
06:30
Räumungsunternehmen als Opfer?
06:32
Einige Spanier sehen das anders.
06:34
Maria, in Wahrheit heißt sie anders, will unerkannt bleiben, denn sie könnte bald ihre Wohnung verlieren.
06:39
In einer kleinen Nachbarschaftsinitiative kämpft sie mit ihren Mitstreitern gegen eine Welle von Zwangsräumungen im Viertel.
06:46
Ich stehe vor dem Nichts. Ich bin völlig fertig mit den Nerven.
06:53
Ich habe einfach nur noch Angst. Das sitzt richtig tief.
06:56
Dazu hatte ich vor kurzem auch noch eine Brustoperation.
07:00
Nur wegen der Hilfe meiner Nachbarn hier habe ich noch nicht alles aufgegeben.
07:04
Sie habe immer pünktlich ihre Miete gezahlt, sagt Maria.
07:09
Aber jetzt will die Lokalregierung ihr altes Haus abreißen, um Platz für ein modernes Hochhaus zu schaffen.
07:15
Und vergleichbarer Wohnraum sei unerschwinglich geworden, erzählt José Juan Martínez von der Nachbarschaftsinitiative.
07:22
Unser Viertel Saedin war immer schon ein Ort für einfache Leute, vor allem für Arbeiter.
07:29
Es liegt weit weg vom Zentrum. Nie in ihrem Leben haben die Menschen hier eine Touristen zu Gesicht bekommen.
07:35
Doch inzwischen ist das Zentrum voll von Touristenunterkünften und sie expandieren immer weiter.
07:39
Sie vertreiben so die langjährigen Bewohner aus den Arbeitervierteln.
07:42
Ich sage Ihnen, gäbe es hier noch erschwinglichen Wohnraum, würde das ganze Problem der Hausbesetzungen nicht existieren.
07:48
Tatsächlich ist der Tourismus in Spanien explodiert.
07:57
Immer mehr Wohnungsbesitzer vermieten ihre Apartments an Urlauber statt an Einheimische.
08:02
Allein seit 2021 hat sich die Zahl registrierter Tourismusunterkünfte mehr als verdoppelt.
08:08
Zu verlockend ist der kurzfristige Gewinn.
08:12
Am nächsten Morgen ist Angela bereits um sechs Uhr wieder auf den Beinen.
08:16
Viermal in der Woche geht sie zum Boxtraining, um für ihren Job fit zu bleiben.
08:21
Der Vorwurf, sie helfe profitsüchtigen Eigentümern, die sozial Schwache verdrängen, macht sie wütend.
08:31
Solche Kommentare sind schon frustrierend.
08:34
Viele haben keine Ahnung von der Situation.
08:36
Sie sehen immer nur einen kleinen Teil der Wirklichkeit.
08:39
Angela will uns noch auf einen weiteren Einsatz mitnehmen.
08:45
Eine Hausbesetzung, bei der eine Untermieterin offenbar versucht hat, ihren Vermieter zu vertreiben.
08:50
Es geht da um einen älteren Mann.
08:55
Er könnte mein Großvater sein.
08:57
Er ist sehr bodenständig.
08:58
Und gerade weil er so gutmütig ist, haben sie ihn betrogen.
09:02
In solchen Situationen ist unser Job sehr erfüllend,
09:06
wenn man jemandem etwas zurückgibt, für das er sein Leben lang gekämpft hat.
09:11
Erst vor kurzem half Angelas Team dem Rentner, die Untermieterin rauszuwerfen.
09:16
Jetzt wurde bei ihm eingebrochen.
09:22
Von wo sind Sie gekommen?
09:24
Wahrscheinlich von dieser Seite.
09:27
Angela vermutet einen kriminellen Clan dahinter, der es auf das Haus abgesehen hat.
09:33
Ihr Team tauscht die Schlösser aus und bespricht mit dem alten Mann, wie es weitergeht.
09:37
Schließlich entscheiden sie sich für die pragmatische Lösung.
09:40
Sie helfen ihm, sein Haus zu verkaufen und eine neue Unterkunft zu suchen,
09:45
in der er sich sicherer fühlt.
09:49
Alle Seiten, Anwälte, Bewohner oder Besetzer, alle scheinen sich in einem Punkt einig.
09:55
Die spanische Regierung habe es viel zu lange versäumt,
09:57
für Menschen bezahlbaren Wohnraum zu schaffen.
10:01
Mehr als 90 Prozent des Eigentums sind in Privatbesitz.
10:05
Öffentlich geförderte Wohnungen die absolute Ausnahme.
10:11
Aber zumindest langsam setzt ein Umdenken ein.
10:14
Rund eine Stunde von Granada entfernt, am Rande der Großstadt Malaga,
10:20
entsteht ein riesiges Bauprojekt mit mehr als 7000 Sozialwohnungen.
10:26
Jose Maria Lopez Cerezo, der Leiter der zuständigen Behörde,
10:31
sieht das als eine Art städteplanerischer Aufholjagd.
10:33
Nach der Immobilienkrise kam es in den Zehnerjahren quasi zu einem kompletten Stillstand des Wohnungsbaus.
10:44
Und jetzt brauchen wir dringend neuen Wohnraum.
10:48
Vor allem für junge Menschen, also zu einem bezahlbaren Preis.
10:53
Aber die Bauherren dämpfen zu hohe Erwartungen.
11:02
Die Trendwende werde noch lange dauern.
11:05
Von der Entscheidung für ein solches Projekt bis zum Einzug der ersten Mieter vergingen oft mehr als zehn Jahre.
11:11
In Europa gibt es für alles eine Menge Bürokratie.
11:16
Gutachten, weil es in der Nähe eines Baches liegt.
11:19
Gutachten, weil es in der Nähe der Küste liegt.
11:21
Gutachten, weil es in der Nähe eines Friedhofs liegt.
11:24
Es ist alles nur Papierkram.
11:26
Ein bürokratischer Teufelskreis.
11:31
Zu langsame Bauprojekte verstärken die Mietkonflikte.
11:34
Zu langsame Gerichte kommen bei den vielen Streitigkeiten nicht mehr hinterher.
11:39
Für Angela bedeutet das, sie kann sich von neuen Aufträgen kaum retten.
11:44
Und sie macht sich keine Sorgen, dass sich daran sobald etwas ändert.
11:49
Ich glaube ehrlich gesagt nicht, dass es eine einfache Lösung geben wird.
11:52
Sonst hätte die Regierung das schon vor vielen Jahren gelöst.
11:54
Ich gebe ihnen auch nicht die alleinige Schuld am Problem.
11:58
Letztendlich haben alle, die mit diesen Wohnkonflikten zu tun haben, in gewisser Weise ein bisschen recht.
12:04
Weder sind die Guten so gut, noch sind die Bösen so schlecht.
12:11
So wird Angelas Team noch bei zahlreichen Mietkonflikten ausrücken.
12:16
Und viele Mieter werden weiterhin Angst haben, keinen bezahlbaren Wohnraum mehr zu finden.
12:24
Das war die Wirkung des
12:27
des Inneres der anderen Kiem pressen.
12:28
Das war die unserer Kiefer-L Tiefe.
12:29
Das war die Mieter.
12:29
Das war die Mieter.
12:30
Das war die Mieter.
12:31
Vielen Dank.
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