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Transkript
00:00Guten Abend, meine Damen und Herren.
00:02In den ersten Nachkriegsjahren, die Älteren unter Ihnen erinnern sich vielleicht daran,
00:07gab es eine Sorte von Gaunern, die mit einer ganz besonders üblen Masche aufgetreten ist,
00:11die sogenannten Schreckensboten.
00:14Sie erschienen bei den Angehörigen noch nicht heimgekehrter Soldaten und gaben vor,
00:18mit den Ehemännern oder Söhnen der Angesprochenen in einem kriegsgefangenen Lager gewesen zu sein.
00:23Sie berichteten von schrecklichen gemeinsamen Erlebnissen
00:25und erzählten den Ehefrauen oder Müttern dieser Soldaten, sie könnten eine Nachricht übermitteln
00:31oder gar einen Beitrag zur Heimkehr der Vermissten leisten.
00:35Selbstverständlich war dazu immer ein größerer Geldbetrag notwendig.
00:40Tausende von Familien gingen diesen Gaunern damals auf den Leim.
00:45Der Trick hat sich dann schließlich von selbst überlebt.
00:48Aber das eigentlich kriminelle Grundmuster, das dahinter steckt, wird nach wie vor praktiziert.
00:54Auch heute sind die Schreckensboten noch unterwegs.
00:57Sie haben sich allerdings, wie unser erster Beitrag zeigt, den neuen Verhältnissen angepasst.
01:02Du, Brigitte, hör mal. Da könnten wir eigentlich mal hinfahren.
01:14Brigitte, hörst du mich? Ja, wo steckst du denn?
01:19Hast du was gesagt?
01:20Ja, hier, da wird ein Einkaufszentrum eröffnet. Da könnten wir doch heute mal hinfahren.
01:27Ein Einkaufszentrum? Wo denn?
01:29Hier, am Südbahnhof.
01:31Ja, da kannst du ja mit der S-Bahn hinfahren.
01:33Oh, du.
01:34Nee, ich muss halt die Wohnung machen. Das ist ganz gut, wenn du mir nicht im Wichrungs stehst.
01:40Du, die haben aber sensationelle Angebote.
01:42Das Rentner-Ehepaar Brigitte und Martin Ahlers lebt in einer noch deutschen Großstadt.
01:48Obwohl schon über 70, sind beide recht rüstig und durchaus unternehmungslustig.
01:53Und ein neues Einkaufszentrum hat für Martin Ahlers natürlich eine gewisse Anziehungskraft.
01:59Deshalb verlässt er an einem Freitag im Oktober 1983 seine Wohnung in einem älteren Mehrfamilienhaus in der Birkenstraße.
02:07Herr und Frau Ahlers wohnen schon viele Jahre in diesem Haus und pflegen sowohl zur Nachbarschaft als auch zum Hausmeister freundliche Kontakte.
02:19Danke, Herr Ahlers.
02:20Ah, moin, moin.
02:22Na, wie auf Achse?
02:23Ja.
02:25Muss man wieder die Nase in die Luft stecken und was einholen.
02:29Muss auch sein, klar. Und bei dem Wetter, das muss man ausnutzen.
02:33Das auch. Und ehrlich gesagt, wenn meine Frau putzt, bin ich sowieso nicht gern zu Hause.
02:40Haben Sie auch recht.
02:42Na, tschüss denn. Ich muss sehen, dass ich meine S-Bahn kriege.
02:45Wiedersehen, Herr Ahlers. Auf Wiedersehen.
02:52Der Hausmeister kennt die Verhältnisse der einzelnen Mietparteien recht gut.
02:56Er weiß auch, dass Brigitte Ahlers trotz ihres fortgeschrittenen Alters stolz darauf ist, ihre Wohnung ohne fremde Hilfe in Ordnung zu halten.
03:06An diesem Freitag wird sie ihre übliche Hausarbeit allerdings nicht beenden können.
03:10Etwa eine Stunde nachdem Martin Ahlers das Haus verlassen hat, kommen nämlich zwei Männer in die Birkenstraße, die nach einigen Erkundigungen bei Brigitte Ahlers erscheinen werden.
03:37Gekleidet sind die beiden wie Krankenpfleger.
03:40Was ist denn das für eine Hausnummer?
03:48Zwölf.
03:48Birkenstraße.
03:49Okay.
03:51Entschuldigen Sie.
03:54Können Sie uns mal helfen?
03:55Was ist denn?
03:56Da ist ein Unfall passiert.
03:58Ein Unfall? Wo denn?
03:59Na, das weiß ich nicht.
04:01Bei uns ins Krankenhaus ist nur einer eingeliefert worden und wir sollen seiner Frau Bescheid sagen, weil die, glaube ich, kein Telefon haben.
04:06Ja, wer ist es denn?
04:07Ich habe eben den Namen vergessen. Ein älterer Mann soll hier wohnen, Birkenstraße 12.
04:13Ein älterer Mann? So über 70? Mit grauem Hut und Stock und Brille?
04:17Ja, ja, genau.
04:19Das kann Herr Ahlers sein. Hat er eine grüne Einkaufsdage schon bei sich?
04:22Ja, jetzt fällt es mir wieder ein. Ich glaube, Ahlers, so hieß der Mann.
04:25Der ist von einer Stunde weg. Wohl zur S-Bahn.
04:27Ja, da wird das wahrscheinlich passiert sein. Wo wohnten die?
04:29Hier, zweiten Stock, Mitte. Vor allem ist es sicher da.
04:33Sagen Sie, wohnen die denn alleine? Er hat nämlich was von Kindern gesagt.
04:37Kinder? Nö. Der Sohn wohnt mit den Enkelkindern in Süddeutschland.
04:40Ah ja, dann war das wahrscheinlich ein Missverständnis. Vielen Dank auch.
04:43Ist denn sehr schlimm?
04:44Das weiß ich nicht. Er liegt ja noch im Schock, wissen Sie.
04:48Der Verkehr heutzutage. Da kommen die alten Leute einfach nicht mehr mit.
04:51Tschüss.
04:52Wiedersehen.
04:53Der Hausmeister hat keinen Grund, den Männern in den weißen Anzügen nicht weiterzuhelfen.
04:59Im Gegenteil. Er hält es sogar für seine Pflicht.
05:02Er weiß, dass das Ehepaar Ahlers kein Telefon hat.
05:05Und er weiß auch, dass gerade ältere Leute recht leicht in Unfälle verwickelt werden.
05:14Was ist denn das? Der Martin hat doch einen Schlüssel.
05:26Tag, Frau Ahlers.
05:28Guten Tag.
05:28Wir kommen vom Marienkrankenhaus. Wir müssten mit Ihnen reden wegen Ihrem Mann.
05:33Wegen Martin? Um Gottes Willen. Was ist denn mit ihm?
05:37Frau Ahlers, wenn es geht nicht hier, können wir mal reinkommen?
05:40Ja, natürlich.
05:42Ich bin gerade beim Saubermachen.
05:44Was ist denn mit ihm?
05:45Auf dem S-Bahnhof ist was passiert.
05:48Oh Gott, ist er hin? Ist er schlimm?
05:50Das wissen wir nicht. Er ist bei uns im Krankenhaus.
05:52Im Krankenhaus? Dann ist es doch schlimm.
05:57Er lässt Sie bitte, ihn mal ein paar Sachen ins Krankenhaus zu bringen.
05:59Ja, kann ich denn zu ihm?
06:01Natürlich. Deswegen sind wir hier gekommen, um Sie hinzubringen.
06:04Das ist doch mal nett von Ihnen.
06:06Mein Gott, was braucht er denn da?
06:08Waschzeug und Schlafanzug.
06:11Augenblick, ich packe das mal eben zusammen.
06:13Nehmen Sie doch bitte den Platz.
06:15Danke.
06:15Lassen Sie sich ruhig Zeit, Frau Ahlers.
06:30Ich hab's gleich.
06:32Mein Gott, die Schürze hab ich ja auch noch an.
06:34So, jetzt hab ich alles zusammen, glaub ich.
06:52Dann können wir ja losfahren.
06:53Mein Gott, der Martin.
06:55Schlafanzug, Waschzeug, Rasierapparat, Pantoffelnzeitung.
06:59Ach du liebe Zeit, Geld braucht er ja auch. Moment.
07:11So, jetzt aber los.
07:15Ich nehm Sie nach.
07:17In welchem Krankenhaus liegt er noch mal?
07:20Im Marienkrankenhaus.
07:21Das ist doch fast am anderen Ende der Stadt, oder?
07:24Ja, ja. Ich weiß auch nicht, warum Sie ihn zu uns gebracht haben.
07:27Vielleicht war in den anderen Häusern kein Platz.
07:29Wo ist denn Ihr Kollege?
07:30Der ist schon voraus.
07:31Ach, na, dann ist ja gut.
07:43Brigitte Ahlers ist völlig durcheinander.
07:45In ihrer Aufregung macht sie sich weiter keine Gedanken mehr
07:48über das plötzliche Verschwinden des zweiten Krankenpflegers.
07:51Mein Gott, der Martin.
07:54Wenn der sich was gebrochen hat in seinem Alter,
07:57das überlebt er nicht.
07:58Beruhigen Sie sich, Frau Ahlers.
07:59So schlimm wird's schon nicht sein, hm?
08:00In der Wohnung der alten Leute hat der zweite Mann genug Zeit, um sie gründlich auf den Kopf
08:27aufzustellen.
08:29Er weiß sehr wohl von der Angewohnheit vieler älterer Menschen, ihre Ersparnisse in der eigenen Wohnung zu verstecken.
08:37Auch beim Ehepaar Ahlers wird der Mann bald fündig.
08:39Mit rund 20.000 Mark kann er unbehelligt die Wohnung verlassen.
08:55Der Komplize bringt Brigitte Ahlers währenddessen tatsächlich zum Krankenhaus.
08:59Dort fällt es ihm dann aber nicht schwer, sich seines Opfers mit einem simplen Trick zu entledigen
09:05und ebenfalls unerkannt zu entkommen.
09:09Bitte, Frau Ahlers, gehen Sie schon mal rein.
09:11Ich muss den Wagen noch wegbringen.
09:12Ja, aber ich weiß doch gar nicht, wo er liegt.
09:14Das sagen Ihnen die schon an der Pforte.
09:16Und wenn's Probleme gibt, dann bin ich auch gleich da, dann helfe ich Ihnen.
09:19Ach, dass sowas passieren muss.
09:21Tja.
09:23Herzlichen Dank erstmal für Ihre Mühe.
09:25Schon gut, Frau Ahlers.
09:26Aber der Krankenpfleger hat doch gesagt, dass mein Mann bei Ihnen liegt.
09:54Es tut mir leid, aber wir haben keinen Herrn Ahlers.
09:57Seit wann soll Ihr Mann denn hier sein?
09:59Das weiß ich nicht so genau.
10:00Seit heute jedenfalls.
10:02Also wir haben gefrühstückt und dann wollte er mit der S-Bahn zum Südbahnhof fahren,
10:06zu einem Einkaufszentrum.
10:08Und da muss ein Unfall passiert sein.
10:11Ach so.
10:12Warten Sie mal.
10:13Ich frag mal bei der Notaufnahme nach.
10:17Nun, auch in die Notaufnahme war Herr Ahlers natürlich nicht eingeliefert worden.
10:21Und es hat einige Zeit gedauert, bis sich herausstellte, dass seine Frau Opfer eines Täuschungsmanövers
10:27geworden war.
10:28Als sie dann nach Hause kam, folgte dem ersten Schrecken der zweite.
10:32Die Wohnung war durchwühlt, ein paar Wertgegenstände und die Ersparnisse waren verschwunden.
10:38Es fällt schwer, gegen Trickdiebe dieser Art vorbeugende Ratschläge zu geben.
10:42Denn die allgemeine Lebenserfahrung lehrt immer wieder, dass alle guten Ratschläge vergessen
10:46werden, wenn man in Aufregung, Angst und Schrecken versetzt wird.
10:50Aber eine Empfehlung kann man mit Sicherheit auch hier wieder geben.
10:54Ersparnisse und größere Geldbeträge gehören nicht in die Wohnung und seien sie dort auch
10:59noch so gut versteckt.
11:01Diebe wissen, wo sie suchen müssen.
11:06Auch in unserem nächsten Beispiel nutzt ein Gauner eine Verwirrung aus.
11:10Allerdings eine Verwirrung, die er nicht selbst erzeugt, sondern eine, die bereits vorhanden
11:15ist. Das allgemeine Durcheinander auf dem Videomarkt.
11:19Drei verschiedene Systeme gibt es dort und viele Menschen haben Schwierigkeiten, sie
11:24auseinanderzuhalten.
11:25Noch zumal, wenn man so wie der Hotelier in unserem folgenden Bericht kein eigenes Videogerät
11:30besitzt.
11:31Gefällt Ihnen das Zimmer, Frau Mengler?
11:33Oh ja, es ist sehr hübsch.
11:35Vor allem auch die Aussicht.
11:36Deswegen komme ich ja immer wieder hierher.
11:38Wegen der schönen Gegend.
11:39Ja, wir bemühen uns, unseren Gästen was zu bieten.
11:41In jeder Hinsicht.
11:43Waldemar Bauer und seine Frau Hilde besitzen in einem Luftkurort im Taunus ein gut eingeführtes
11:48kleines Hotel.
11:49Die rege Werbetätigkeit der örtlichen Kurverwaltung beschert ihnen, besonders in den Sommermonaten,
11:55ein volles Haus.
11:58Wiedersehen, Frau Mengler.
11:59Schönen Tag.
12:00Danke.
12:01Gut, dass du da bist.
12:02Ich muss nochmal schnell zur Bank.
12:04Aber bleib nicht so lange, ich muss noch einkaufen, sonst gibt es nichts zum Abendessen.
12:07Bitte, du kennst doch mal im Tempo.
12:09Nicht nur Kurgäste übernachten in dem Hotel.
12:12Auch Geschäftsleute machen hier recht häufig Stationen und gelegentlich finden kleinere Tagungen
12:17statt.
12:18Guten Tag.
12:20Guten Tag.
12:21Guten Tag, womit kann ich Ihnen dienen?
12:22Ich hätte gerne ein Einzelzimmer für zwei Tage.
12:26Tja, da habe ich aber leider nur noch was zur Straße raus.
12:29Ach, das macht gar nichts.
12:31Ich bin ja nicht zur Kur hier, sondern auf Dienstreise.
12:34Hattest du denn Dusche und WC?
12:35Das haben alle Zimmer bei uns.
12:38Wenn Sie sich dann bitte hier eintragen wollen.
12:43Wie war der Name?
12:44Mann.
12:44Die Gäste werden im Hotel Bauer zwar gebeten, ein Anmeldeformular auszufüllen, ein Ausweis
12:49aber wird in aller Regel nicht verlangt.
12:52So.
12:55Bitte sehr, Zimmer 14 gleich im ersten Stock.
12:57Danke, vielen Dank.
12:58Ach, ich habe da noch ein kleines Problem.
13:01Ich habe heute Abend eine Besprechung mit ein paar Geschäftspartnern.
13:04Hätten Sie vielleicht irgend so einen Nebenraum, wo wir uns in Ruhe unterhalten können?
13:07Wie viele Leute kommen denn da?
13:09Ja, so zehn bis zwölf.
13:11Aber ganz genau kann ich das noch gar nicht sagen.
13:13Mehr werden Sie auf keinen Fall.
13:14Ja, dann könnten Sie den Frühstücksraum benutzen.
13:16Der wird abends nicht gebraucht.
13:18Sie können ihn sicher mal ansehen.
13:19Ja, gerne.
13:20Ach, ist denn da auch ein Fernseher drin?
13:23Ich müsste nämlich einen Videofilm vorführen.
13:25Ach so.
13:26Nein, der Fernseher, der ist im Aufenthaltsraum.
13:28Den können Sie natürlich auch benutzen.
13:30Der ist im Moment nicht gefragt.
13:32Ich zeige es Ihnen mal.
13:33Danke.
13:33Sehr nett.
13:35Bitte sehr.
13:36Ja, das wäre genau richtig.
13:42Aber wie ist es denn mit einem Videorekorder?
13:45Haben Sie keinen?
13:46Ach, Sie haben ja gesagt, Sie wollen einen Film vorführen.
13:48Ist das eine Art Schulung?
13:50Ja, genau.
13:51Wir haben bisher keinen gebraucht, aber ich könnte vielleicht einen besorgen vom Fernsehgeschäft.
13:55Ach, das wäre aber wirklich nett.
13:56Dann brauche ich mich da nicht drum zu kümmern.
13:58Ja, gibt es denn überhaupt so ein Geschäft hier am Ort?
14:00Klar, Radiobrunner am Rathaus.
14:01Von dem haben wir auch den Fernseher.
14:03Ich rufe da mal an.
14:04Ja, danke.
14:05Also, ich würde gerne den mit dem großen Bild nehmen.
14:09Ja, ich meine, einer von den kleinen tut es aber auch.
14:11Wenn Sie mich einen Moment entschuldigen wollen, Sie können die Sache ja inzwischen schon mal bereden.
14:16Radiobrunner?
14:18Ach, Frau Bauer, guten Tag.
14:21Was gibt es denn?
14:21Streit der Fernseher etwa?
14:23Nein, nein, der läuft prima.
14:26Sagen Sie, Herr Brunner, leihen Sie denn auch Videogeräte aus?
14:29Ja, schon.
14:30Wie lange denn?
14:32Ach so, nur heute Abend.
14:34Ja, das ginge.
14:35Da würden wir heute Mittag vorbeikommen und es anschließen.
14:38Wir müssen sowieso noch ein paar Geräte ausliefern.
14:40Was für ein System brauchen Sie denn?
14:43Ja, da muss ich den Herrn erst mal fragen.
14:45Davon verstehe ich nichts.
14:47Was für ein System brauchen Sie denn?
14:50VHS.
14:51VHS.
14:53Ja, in Ordnung.
14:54Ist ja immer jemand da.
14:56Auf Wiederhören, Herr Brunner.
14:57Und nochmals vielen Dank.
14:58Also, das geht in Ordnung.
15:02Heute Mittag wird der Videorekorder vorbeigebracht.
15:04Ach, das ist ja prima.
15:05Wir müssen Ihnen natürlich die Leihgebühr extra auf die Rechnung setzen.
15:08Ich bitte Sie, das versteht Sie davon selbst.
15:11Ja, ich bin dann so am frühen Abend wieder da.
15:13Ich habe noch ein paar Termine zu erledigen.
15:14Bis dann also.
15:15Ist recht.
15:16Ich sage dann meinem Mann Bescheid.
15:18Wie verabredet, bringt am Nachmittag ein Angestellter und des Fernsehgeschäfts ein Videogerät ins Hotel.
15:35Ja, danke. Ich trage das ein.
15:36Das geht in Ordnung.
15:37Dankeschön. Wiederhören.
15:40Guten Tag. Ich bring den Videorekorder.
15:41Wo soll er denn hin?
15:42Da in den Aufenthaltsraum, wo auch der Fernseher steht.
15:45Es geht heute zu bei uns wie im Taubenschlag.
15:47Sie kommen ja ohne mich zurecht.
15:48Selbstverständlich. Ich zeige es Ihnen dann, wenn ich es angeschlossen habe.
15:50Ist gut.
15:52Waldemar Bauer ist eigentlich immer froh, wenn er seinen Gästen einen Wunsch erfüllen kann.
15:57Insgeheim überlegt er bereits, ob sich die Anschaffung eines Videogerätes auf die Dauer nicht bezahlt machen könnte.
16:03Wiederhören.
16:07Der Monteur braucht im Aufenthaltsraum nur wenige Minuten, um das Gerät startklar zu machen.
16:13Na, ist schon alles fertig.
16:15Ja, das geht bei uns ruck zuck.
16:16Ich habe Ihnen jetzt hier eine bespielte Kassette eingelegt.
16:20Die Bedienung ist ganz leicht.
16:22Hier ist der Netzschalter.
16:24Und hier ist die Wiedergabetaste.
16:26Und dann hier Vor- und Rücklauf.
16:29Falls Sie irgendwie nicht klarkommen sollten, die Gebrauchsanweisung ist ganz leicht zu verstehen.
16:33Na gut, ich werde schon klarkommen.
16:35Im Übrigen scheint der Gast ja auch was davon zu verstehen.
16:37Auf Wiedersehen, Herr Bauer.
16:38Und den Karton lasse ich hier.
16:39Der wird ja morgen wieder abgeholt.
16:41Ist gut.
16:41Wiedersehen.
16:42Als der Hotelgast am späten Nachmittag zurückkommt, ist er zunächst mit dem prompten Service sehr zufrieden.
16:57Dann stellt sich jedoch heraus, dass ihm offenbar ein peinlicher Irrtum unterlaufen ist.
17:01Guten Tag.
17:07Zimmer 14, bitte.
17:08Ach, da sind Sie der Herr, der das Videogerät für den Vortrag, Herr Dahmen, bestellt hat.
17:12Ja, richtig.
17:13Ist es denn schon da?
17:14Vor einer halben Stunde gerade gekommen.
17:15Angeschlossen, alles fix und fertig.
17:17Na wunderbar.
17:17Dann probieren wir doch gleich mal, ob alles funktioniert.
17:19Bitte.
17:23Das wird so eine Art Schulung, hat mir meine Frau gesagt.
17:25Ja, richtig.
17:26Welche Branche sind Sie denn?
17:28Landwirtschaftliche Fahrzeuge.
17:29Ah ja.
17:30Also, hier, das ist der...
17:31Ja, ja, ich weiß Bescheid, ich weiß Bescheid.
17:34Ach, da ist ja auch eine Kassette drin.
17:35Ja, die brauche ich jetzt aber gar nicht.
17:36Ich habe mein eigenes Programm dabei.
17:40So.
17:44Verdammt.
17:46So ein Mist.
17:47Wieso, was ist, stimmt was nicht?
17:49Nein, nein, nein, das stimmt alles, aber...
17:52Ich habe da einen Riesenbock geschossen.
17:56Unser Schulungsprogramm ist jetzt auf Video 2000 umgestellt worden.
17:59Das habe ich ganz vergessen, Ihrer Frau zu sagen.
18:00Ja, Sie hatten ja auch VHS bestellt.
18:02Ja, leider.
18:04Ja, das Gerät, das kann ich jetzt überhaupt nicht gebrauchen.
18:07Ich müsste es schnell noch umtauschen.
18:08Sonst fällt der ganze Vortrag ins Wasser und die kommen alle extra angereist.
18:12Ja, bei Radio Brunner werden Sie vielleicht noch da sein.
18:14Ich kann ja mal schnell anrufen.
18:15Nein, nein, bitte bemühen Sie sich nicht.
18:16Sie haben meinetwegen schon so viele Umstände gehabt.
18:19Das Beste wird sein, ich fahre da gleich mal hin und tausche das Gerät selber um.
18:23Das macht mir wirklich keine Mühe, da anzurufen.
18:24Nein, nein, das wäre mir wirklich zu peinlich.
18:26Na gut, wenn Sie meinen.
18:27Wissen Sie denn, wo das Geschäft ist?
18:29Am Rathaus hat mir Ihre Frau gesagt.
18:31Aber ich bin inzwischen auch schon selbst dort vorbeigekommen und habe es gesehen.
18:34Na ja, dann ist ja alles klar.
18:35Ich hoffe nur, die haben das richtige Gerät auf Lager.
18:38Ach, da habe ich eigentlich keine Sorgen.
18:39Die drei Hauptsysteme sind heute überall vorrätig.
18:42Ja.
18:42Na ja.
18:58Dann soll ich Ihnen doch helfen.
18:59Nein, nein, das geht's jetzt.
19:01Aber ein Drei.
19:02Bis gleich dann.
19:03Ja.
19:04Herr Bauer wartete dann natürlich vergeblich auf die Rückkehr seines Hotelgasts.
19:28Genau so wie etliche andere Gastwirte und Hoteliers, die auf den Mann mit der Videomasche hereingefallen sind.
19:34Und auch die ausgefüllten Meldezettel nutzten den Geprellten nichts.
19:39Denn die Namen und Adressen, die dort angegeben waren, erwiesen sich als falsch.
19:44Zwei Lehren kann man, glaube ich, aus diesem Fall ziehen.
19:47Zum einen hätten sich die Hoteliers, so wie es die Polizei eigentlich seit Jahren fordert,
19:51beim Ausfüllen der Meldezettel einen Ausweis zeigen lassen sollen.
19:55Zum anderen wäre ein zweites Telefongespräch mit dem Fernsehgeschäft vielleicht nützlich gewesen.
20:01Möglicherweise wäre der Trickdieb in dem einen oder anderen Fall dennoch zum Zuge gekommen.
20:07Sein Risiko wäre aber zweifellos sehr viel höher gewesen.
20:11Im Übrigen ist es auch immer wieder empfehlenswert, sich ein vorhandenes Autokennzeichen zu merken,
20:16wenn man einem Fremden einen Wertgegenstand anvertraut.
20:21So, und nun, meine Damen und Herren, wieder ein paar ganz aktuelle Kurzwarnungen,
20:25deren Notwendigkeit sich in den letzten Tagen und Wochen ergeben hat.
20:29Die erste betrifft eine Masche, die wir in der vorletzten Sendung schon einmal behandelt haben.
20:35Da haben wir vor einem Asthmamittel gewarnt, das illegal aus Sri Lanka eingeführt wird.
20:41Nach der Sendung hatten sich in unserer Redaktion und beim Deutschen Arzneiprüfungsinstitut
20:45über 200 verängstigte Asthma-Kranke gemeldet, die das Medikament bestellt und auch eingenommen haben.
20:52Das Bundesgesundheitsamt wurde aktiv und weitere Nachforschungen ergaben,
20:59dass auch noch vor anderen asiatischen Medikamenten zu warnen ist,
21:04wie etwa Antirheuma und Verjüngungspräparaten.
21:09Übereinstimmendes Merkmal, an dem der Laie die Gefahr erkennen kann,
21:13die Medikamente werden in der nichtmedizinischen Presse per Inserat angeboten,
21:18müssen im Ausland bestellt werden und der Kaufpreis ist auf ein ausländisches Konto zu überweisen.
21:25Der nächste Vorgang kommt aus München.
21:30Er zeigt, dass einige Gauner in der Vorweihnachtszeit verstärkt auf die Mitleidsmasche setzen
21:35und natürlich auch auf die in dieser Zeit vorhandene Bereitschaft zu religiöser Besinnung.
21:41Da geht zum Beispiel ein etwa 40-jähriger Mann vorwiegend bei älteren Leuten von Tür zu Tür,
21:47gibt sich als Mitarbeiter einer Münchner Pfarrgemeinde aus und bietet religiöse Bücher an.
21:54Ein Teil des Verkaufspreises sei als Spende für Waisenkinder gedacht.
21:58Vermutlich hat der Mann die Bücher vorher in Kirchen entwendet, wo sie ausliegen.
22:02Dass er kein Mitarbeiter der Kirche ist, versteht sich von selbst.
22:07Sicher ist er nicht der Einzige, der mit einer solchen oder ähnlichen Masche unterwegs ist in diesen Tagen.
22:13In der Hektik des Weihnachtsgeschäftes sind im ganzen Bundesgebiet in verstärktem Maße auch falsche 100-Mark-Scheine aufgetaucht.
22:22An drei Kriterien kann man sie erkennen.
22:26Das Kopfwasserzeichen ist durch einen gelben Aufdruck nur vorgetäuscht.
22:30Ebenso der links daneben laufende Sicherheitsfaden.
22:37Im Vergleich mit dem echten 100-Mark-Schein unten fällt dies sehr deutlich auf,
22:42zumal die Fälschung oben auch noch von dunklen Wellenlinien durchzogen ist.
22:48Am auffälligsten aber ist die Papierqualität.
22:51Die Fälschungen sind sehr viel glatter als die echten Hunderter.
22:56Die letzte aktuelle Warnung ist für die Zuschauer gedacht,
23:02die in wenigen Tagen in die Weihnachtsferien aufbrechen und vielleicht die Absicht haben,
23:06ihr Auto am Abend vor der Reise zu packen.
23:11Stehen Sie lieber eine halbe Stunde früher auf.
23:13Denn es häufen sich zu Beginn der Ferienzeit die Fälle,
23:16in denen solche fertig gepackten Urlaubsautos aufgebrochen und ausgeraubt werden.
23:21Selbst wenn sie in Garagen stehen.
23:25Mit dem nächsten Thema wollen wir uns wieder etwas ausführlicher befassen.
23:30Es geht um eine Masche, die gerade jetzt angesichts der bekannten Arbeitsmarktlage
23:34besonders viele Opfer findet.
23:37Einige clevere Geschäftsleute versprechen vielen von denen,
23:41die eine Beschäftigung suchen,
23:42mithilfe dieses Tricks nicht nur irgendeine schlichte Arbeit,
23:46sondern sogar einen der seltenen Traumjobs.
23:49Zum Beispiel ein Leben, das die berühmten schönsten Wochen des Jahres
23:53zu einer Art Dauerzustand macht.
23:56Weiter.
23:59Ah, das ist unser Blick vom Balkon.
24:01Ist das nicht traumhaft, Mama?
24:03Und alles grün.
24:04Oh, der Mai ist da unten der schönste Monat.
24:07Du, Helga, weißt du was?
24:08Das erinnert mich unheimlich an das Hotel, wo wir 69 waren.
24:13Da bist du im Urlaub 14 geworden, weißt du das noch?
24:15Ja, klar, da durfte ich doch unheimlich viel Sangria drehen.
24:18Ich glaube, das vergesse ich nie.
24:20Das ist ein Stück vom Strand.
24:22Helga Weizel und ihr Freund Ingo haben Besuch.
24:25Die kennt ihr ja.
24:26Die Eltern der jungen Frau sind gekommen,
24:28um sich von den Urlaubserlebnissen der beiden berichten zu lassen.
24:33Ach ja, das ist der Ingo mit seiner heimlichen Sünde.
24:37Ach.
24:38Ach, Quatsch.
24:39Nein, nein, nein, nein, die war ganz schön spitz auf dich.
24:42Und du warst auch nicht gerade abgeneigt.
24:44Ja, und wer ist denn das?
24:46Ach, bloß die Reiseleiterin.
24:48Die hatte da so viele Chancen, die brauchte mich wirklich nicht.
24:52Das ist jetzt das Letzte.
24:54Die Fahrt zum Flughafen.
24:56Ich habe diese Frau ganz schön beneidet.
24:58Die ist vom März bis Oktober da unten
25:00und im Winter geht sie als Skilehrerin.
25:03Ach Gott, ich weiß nicht.
25:04Das ist doch auf Dauer kein Leben.
25:06Mach doch mal bitte Licht.
25:07Ja, lern einen sicheren Beruf, Kind, hast du gesagt.
25:10Mach was Solides, wird Lehrerin.
25:13Weißt du es noch?
25:14Das war damals auch vollkommen richtig.
25:16Klar.
25:17Und dann habe ich zwölf Semester studiert
25:19und 18 Monate Referendarzeit und das zweite Staatsexamen.
25:23Und nichts.
25:25Keine Stelle, weil 2,4 für eine Anstellung nicht reicht,
25:29solange es noch welche mit 2,3 gibt.
25:31Ach, Kind, das konnte man eben damals nicht wissen,
25:34dass das heute so ist.
25:35Helga Weizl ist eine von vielen arbeitslosen Lehrerinnen.
25:39Auf alle Bewerbungen hat sie bisher Absagen erhalten.
25:42Sie hat Englisch und Französisch studiert.
25:44Einstweilen verdient sie ein paar Mark mit Nachhilfestunden
25:47und mit Deutschunterricht für amerikanische Soldaten.
25:50Den Urlaub im Süden hatten die Eltern
25:53zum bestandenen Staatsexamen spendiert.
25:55Sag mal, Helga, um auf die Reise zurückzukommen,
25:59mit der Organisation und so.
26:03Wart ihr da zufrieden?
26:04Und das war alles bestens.
26:06Falls ihr noch Urlaubspläne habt,
26:08das Reisebüro Heidenreich,
26:09das kann ich euch wirklich nur empfehlen.
26:12Das Reisebüro Heidenreich,
26:13mit dem Helga Weizl so zufrieden ist,
26:15existiert noch nicht sehr lange.
26:17Der Inhaber bemüht sich aber,
26:19durch einen besonders guten Kundendienst
26:21auf sich aufmerksam zu machen.
26:23Seine allgemeine Aufgeschlossenheit
26:25kommt auch einem Mann zugute,
26:27der in diesem Frühsommer
26:28in vielen Reisebüros aufkreuzt
26:30und dort ein ungewöhnliches Angebot macht.
26:32Wenn Sie es genau nehmen, Herr Heidenreich,
26:34so brauchen Sie den Raum daneben an
26:36doch wirklich nicht immer.
26:38Na ja, da haben Sie schon recht.
26:40Aber ich gehe davon aus,
26:42dass das Geschäft noch zunimmt.
26:43Das ist Ihnen natürlich zu wünschen.
26:46Ich benötige das Büro ja auch nur für eine Woche.
26:48Und die 3.000 Mark,
26:50die ich Ihnen als Mieter dafür zahle,
26:51die können Sie doch so schnell gar nicht verdienen.
26:533.000.
26:54Ich habe immer noch nie verstanden,
26:56was Sie da eigentlich genau machen wollen.
26:58Ganz einfach.
27:00Wir suchen Reiseleiter.
27:01Und da inserieren wir.
27:03Und da brauchen wir für die Vorstellungsgespräche
27:06eine solide Anlaufstelle,
27:08die auch ein bisschen Atmosphäre hat.
27:12Na gut.
27:14Also dann, einverstanden.
27:16Darf ich es Ihnen zeigen?
27:18Ja.
27:18Herr Heidenreich vermietet dem Unbekannten
27:20also tatsächlich für eine Woche
27:22einen seiner Räume.
27:24So kommt es,
27:25dass der Name des Reisebüros
27:26wenig später in der Zeitung erscheint,
27:28in einem Inserat,
27:29in dem Reiseleiter gesucht werden.
27:32Du Helga,
27:33ich weiß ja nicht,
27:34ob das was ist,
27:35aber da werden Reiseleiterinnen gesucht.
27:38Und du warst so neulich
27:39so begeistert von dem Beruf.
27:40Ja schon, Mama,
27:41aber ich bin doch keine Reiseleiterin.
27:43Ja, aber da steht extra,
27:44Anfängerinnen werden ausgebildet.
27:47Und ich meine,
27:47du kannst doch Sprachen,
27:49du kannst mit Kindern umgehen.
27:51Ich meine,
27:52ich will dir das ja nicht aufschwätzen.
27:54Ich dachte nur...
27:55Nein, nein, Mama,
27:55das interessiert mich natürlich schon.
27:57Ist denn deine Adresse dabei?
27:59Ja, das ist vom Reisebüro Heidenreich.
28:02Da habt ihr doch euren Urlaub gebucht, oder?
28:04Ja, das hatten wir.
28:06Nächste Woche.
28:07Also vom 6. bis 11. Juni
28:09kann man sich da vorstellen.
28:11Ich wollte euch am Wochenende
28:12sowieso besuchen.
28:13Dann nehme ich die Anzeige gleich mit.
28:15Hebe sie gut auf, ja?
28:16Das Problem wäre halt bloß,
28:17du bist dann monatelang im Ausland.
28:19Und ob der Ingo...
28:21Ich habe auch gleich dran gedacht.
28:23Aber es ist gar nicht so schlimm,
28:24wenn wir uns für einige Zeit lang mal trennen.
28:28Der Ingo geht mir sowieso
28:29ganz schön auf den Geist im Moment.
28:31Also, danke, Mama.
28:34Bis dann.
28:34Tja, tschüss, Kleines.
28:36Mach's gut.
28:41Gleich am nächsten Montag
28:43geht Helga Weizel zu ihrem Reisebüro.
28:45Sie glaubt natürlich,
28:46dass Herr Heidenreich
28:47eine Reiseleiterin sucht.
28:49Und in Gedanken sieht sie sich schon
28:50an den spanischen Strand zurückkehren,
28:52an dem sie gerade
28:53einen wunderschönen Urlaub verbracht hat.
28:55Guten Tag, Herr Heidenreich.
28:57Ah, guten Tag, Frau...
28:58Weize.
28:59Ich hatte vor zwei Monaten
29:01bei Ihnen die Spanienreise gebucht.
29:02Richtig.
29:04Ich hoffe, es war alles in Ordnung.
29:05Ja, wirklich, es war alles ganz prima.
29:09Und jetzt wollen Sie schon wieder in Urlaub?
29:11Das kann ich mir leider nicht leisten.
29:14Ich komme wegen der Anzeige.
29:15Ach so, die Sache mit der Reiseleiterin.
29:18Das sind nicht wir selbst,
29:19das ist eine Touristikagentur
29:21hier gleich nebenan.
29:21Warten Sie einen Moment.
29:23Gerne.
29:24Ah, bitte.
29:25Er ist gerade fertig.
29:27Danke.
29:28Ja, also viel Glück
29:29und wir schicken Ihnen dann
29:30alle Unterlagen zu.
29:31Dankeschön.
29:32Wiedersehen.
29:33Wiedersehen.
29:34Sie wollen auch zu mir?
29:35Ja, wegen der Anzeige.
29:36Guten Tag.
29:37Guten Tag.
29:38Haben Sie sich schon entschieden?
29:40Ach nein, nein, keine Angst.
29:41Für Sie haben wir bestimmt noch einen Platz.
29:43Bitte kommen Sie rein.
29:44Danke.
29:45So, bitte schön, nehmen Sie Ihren Platz.
29:50Weiß nicht.
29:51Ich habe irgendwie ein dummes Gefühl.
29:54Da kommen ständig gute Kunden von uns,
29:56wenn an dem Kerl was faul ist.
29:59Und ich möchte wissen,
30:00was der den Leuten da drinnen alles erzählt
30:02und dass der so viele Reiseleiterinnen braucht.
30:05Nein, das haben Sie zum Teil missverstanden,
30:06Frau Weißel.
30:08Reiseleiterinnen gesucht heißt,
30:09dass Sie allgemein gesucht werden.
30:11Die großen Touristikunternehmen
30:13suchen laufend gut ausgebildete Reiseleiter.
30:16Aber das muss erst mal sein,
30:19die Ausbildung.
30:19Sie selbst sind also gar kein Reiseunternehmen?
30:22Nein, viel besser.
30:23Wir bilden aus.
30:25Dann sind Sie nicht an ein Unternehmen gebunden,
30:27sondern Sie können da anheuern,
30:29wo es Ihnen Spaß macht.
30:30Nehmen Sie es mir nicht übel.
30:32Aber ich habe gerade eine lange Ausbildung hinter mir.
30:34Und dann gab es keine Stellen.
30:37Ich möchte da schon sicher gehen.
30:38Als internationale Agentur
30:40haben wir da natürlich die besten Beziehungen.
30:42Meinen Sie, wir können es uns leisten,
30:43dass auch nur einer unserer Schüler nicht genommen wird?
30:45Nein, nein, da können Sie ganz beruhigt sein.
30:49Gibt es denn da, wie soll ich sagen,
30:53eine Garantie oder so etwas?
30:54Ach, das ist an sich überhaupt gar kein Problem.
30:57Bloß wir müssen da ein bisschen vorsichtig sein,
30:59sonst kriegen wir Schwierigkeiten mit dem Arbeitsamt.
31:01Sie wissen doch,
31:02die wachen sehr über ihr Stellenvermittlungsmonopol.
31:05Aber wie gesagt...
31:06Was verdient man eigentlich so als Reiseleiter?
31:10Also zunächst einmal
31:11Verpflegung und Unterkunft gratis.
31:14Und das nicht irgendwo,
31:14sondern an den schönsten Plätzen der Welt.
31:17Und wenn Sie sonst noch etwas brauchen,
31:18wie zum Beispiel Kleidung,
31:20Lederbahnen, Kosmetika und so weiter und so weiter,
31:23die bekommen Sie normalerweise umsonst,
31:25weil die Geschäftsleute ja Interesse haben,
31:26dass sie die Touristen auch zu Ihnen schicken.
31:28Ach, daran hatte ich noch gar nicht gedacht.
31:30Mit diesem Ausweis,
31:32den Sie nach der Ausbildung bekommen,
31:34haben Sie überall auf der Welt freien Eindruck.
31:36mit zum Beispiel Flüge, Hotels, Theater,
31:39Sessellifte und so weiter und so weiter,
31:41was Sie wollen.
31:42Und Sie bekommen jeden Monat
31:431.000 bis 1.500 Mark freies Geld.
31:46Also zumindest für einige Zeit,
31:49bis ich dann vielleicht doch noch
31:49eine Stelle als Lehrerin bekomme.
31:51Sie müssen natürlich auch selbst etwas dafür tun.
31:53Ich meine damit nicht die Ausbildungskosten.
31:56Die halten sich ja durchaus in Grenzen.
31:59Sie müssen zwei Monate lang ganz intensiv lernen,
32:02bevor Sie das Abschlussdiplom bekommen.
32:04Helga Weizl ist schon mit den schönsten Träumen
32:07hierher gekommen
32:08und außerdem voll Vertrauen in den Namen
32:10des Reisebüros,
32:11das sie als seriös und zuverlässig kennengelernt hat.
32:14So hat Herr Kern keine allzu große Mühe,
32:17ihr seinen Kurs zu verkaufen,
32:19einen Fernkurs zum Preis von 845 Mark.
32:22Es ist wirklich für begabte junge Leute,
32:25die ein bisschen was von der Welt sehen wollen,
32:26eine einmalige Chance.
32:28Wegen des Geldes muss ich noch einmal
32:29mit meinen Eltern sprechen.
32:31Kann ich es Ihnen denn auch überweisen?
32:33Ja, sobald es eingegangen ist,
32:35bekommen Sie die erste Lektion.
32:37Und was man als Reiseleiter wissen muss,
32:39das kann man wirklich in einem Fernkurs lernen?
32:41Sie werden es können, Frau Weizl.
32:44Das sagt mir meine Menschenkenntnis.
32:45Und die hat mich noch nie betrogen.
32:47Also, entschließen Sie sich.
32:51Und die Welt steht Ihnen offen.
32:52Also gut, dann mache ich es.
32:55Die Lehrerin unterschreibt,
32:56denn sie hat im Grunde genommen keine Zweifel,
32:58dass die Eltern ihr das Geld vorstrecken werden.
33:03In den folgenden Wochen lernt sie fleißig und intensiv alles,
33:06was sie in dem Ferndehrgang an Kenntnissen findet.
33:09Auch wenn ihr dabei manches ein wenig banal vorkommt.
33:13Sag mal, hast du immer noch nicht genug von diesem Mist?
33:15Nein.
33:17Der Empfangscocktail.
33:19Der Empfangscocktail ist sehr wichtig.
33:21Stellen Sie jeweils die Zahl Ihrer neuen Gäste fest
33:23und bestellen Sie bei der Hotelleitung
33:25eine entsprechende Anzahl Gläser und Flaschen.
33:27Bla, bla, bla.
33:28Und das zu wissen,
33:29brauchst du doch wirklich keinen Kurs zu machen.
33:31Manche wissen es vielleicht nicht.
33:34Und jetzt lass mich bitte in Ruhe.
33:35Bald wird Helga Weizel selbst von Zweifeln geplagt.
33:46Aber sie will es nicht wahrhaben,
33:47dass sie womöglich sinnlos Geld ausgegeben
33:50und eine Menge Arbeit investiert hat.
33:52So büffelt sie weiter und erhält nach zwei Monaten
33:56wirklich das versprochene Diplom und den Reiseleiterausweis.
34:01Auf die Stellenangebote, die sich angeblich so reichlich
34:04über die Absolventen des Fernkurses ergießen,
34:06wartet sie dann allerdings vergebens.
34:09Schließlich versucht sie,
34:10sich auf eigene Faust bei einem Reiseunternehmen zu bewerben,
34:14bevor die Saison völlig vorbei ist.
34:16Ein Fernkurs und ein Ausweis.
34:19Es ist schon toll,
34:20was sich die Leute alles einfallen lassen.
34:24Wieso?
34:25Ist das keine gute Ausbildung?
34:27Das will ich jetzt gar nicht beurteilen.
34:28Auf alle Fälle nützt Ihnen das überhaupt nichts.
34:31Wir bilden unsere Reiseleiter in jedem Fall selbst aus.
34:34Vorausgesetzt, dass sie unsere Bedingungen erfüllen.
34:37Und dass wir welche brauchen.
34:39War dann alles für die Katz?
34:42Wie alt sind sie denn?
34:4428.
34:45Naja, das wäre an der Grenze.
34:47Aber es ginge gerade noch.
34:49Können Sie den Fließen zwei Fremdsprachen?
34:52Spanisch, Italienisch, Portugiesisch vielleicht?
34:54Ich habe Englisch und Französisch studiert.
34:57Das ist der Bedarf nicht sehr groß.
34:59Und es gibt natürlich auch sehr viele.
35:01Da kann ich Ihnen nicht sehr viel Hoffnung machen.
35:03Es tut mir leid, aber ich habe gleich noch einen Termin.
35:09Auf Wiedersehen dann.
35:10Auf Wiedersehen.
35:11Die Träume von fernen Urlaubsländern sind zunächst einmal geplatzt.
35:15Helga Weitzel hat zwei Monate vergebens gelernt und viel Geld zum Fenster hinausgeworfen,
35:20das zu allem Überfluss auch noch geliehen war.
35:22Den Schaden haben aber nicht nur die Fernkursteilnehmer,
35:26sondern auch die Inhaber der Reisebüros,
35:28die sich verleiten ließen,
35:29ihren guten Namen für die Werbeaktionen der dubiosen Agentur herzugeben.
35:35Ich ahne schon, weshalb Sie kommen.
35:36Ach ja?
35:37Ich wollte nur sagen, dass es die größte Gaunerei war, die mir hier untergekommen ist.
35:40Tja, paar andere Kundinnen waren auch schon da.
35:44Wir sind selbst hereingelegt worden.
35:46Wieso?
35:47Wir haben mit dem Kerl nichts zu tun.
35:50Der hat ja nur den Raum gemietet und bis heute noch nicht mal die versprochene Miete bezahlt.
35:54Ich glaube überhaupt nichts mehr.
35:56Bitte tragen Sie uns das nicht nach.
36:00Wir können wirklich nichts dafür.
36:03Ich verspreche Ihnen, bei Ihrer nächsten Reise...
36:04Jetzt ist vorläufig die Lust am Reisen vergangen.
36:08Wiedersehen, Herr Heidenreich.
36:12Wiedersehen.
36:14Darf ich dann das Arrangement so vermerken, wie wir es besprochen haben?
36:17Nein, ich will es mir jetzt doch nochmal überlegen. Vielen Dank.
36:23Der Fall, so finde ich, zeigt wieder einmal,
36:25dass Gauner nicht nur ihre direkten Opfer ausnehmen,
36:28sondern oft auch ganz allgemein einen beträchtlichen Flurschaden anrichten.
36:32Und noch eins macht der Fall deutlich.
36:36Die erstaunliche Kritiklosigkeit, mit der viele Menschen Betrügern in die Arme laufen,
36:40wenn sie nur geschickt an ihre Wunschträume appellieren.
36:44Gute Geschäfte machen zum Beispiel auch einige dubiose Institute,
36:48die per Fertkurs Diplome für Stur dessen anbieten,
36:52obwohl doch eigentlich jedermann weiß,
36:54dass auch die Luftfahrtgesellschaften ihr Bordpersonal ausnahmslos selbst ausbilden.
36:59Es empfiehlt sich also, immer zuerst die wirklichen Berufschancen zu prüfen,
37:05bevor man für einen teuren Lehrgang einen Vertrag abschließt.
37:09Und nun zu unserem Experiment.
37:14Ort der Handlung, diesmal eine Tankstelle.
37:27Sie kennen das alle.
37:29Man tankt und geht anschließend, wie es sich gehört, zum Bezahlen in den Kassenraum.
37:32Mal ehrlich, wie viele von uns lassen für diesen kurzen Moment das Auto offen und unbeaufsichtigt zurück.
37:43Geschickte Diebe nutzen solche Gelegenheiten.
37:46Unsere Mitarbeiter demonstrieren jetzt einmal, wie leicht es ihnen gemacht wird.
37:50Bernd Schröder peilte zunächst einmal die Lage.
38:00Er brauchte gar nicht lange zu warten.
38:04Eine junge Frau verhielt sich genauso, wie eingangs gesagt.
38:08Sie tankte, ging zahlen und ließ dabei ihr Auto offen.
38:11So war es nicht schwierig, den Wagen auf die Schnelle auszuräumen.
38:26Die Beute, eine Handtasche mit Geld, Pass und Führerschein,
38:31sowie ein Aktenordner mit wichtigen persönlichen Unterlagen.
38:37Auch im zweiten Fall.
38:39Der Tank ist voll, das Auto bleibt offen.
38:41Rasch greift Bernd Schröder zu.
38:48Und auch diesmal hätte es sich für einen echten Ganoven gelohnt.
38:52Eine Lederjacke, sowie die Aktenmappe mit Brieftasche und Personalpapieren.
39:05Und nun geht es Schlag auf Schlag.
39:08Von einem unserer Kameramänner aus nächster Nähe,
39:10mit der in einer großen Aktentasche versteckten Kamera beobachtet,
39:14holt unser Mitarbeiter nacheinander eine Einkaufstasche,
39:19eine Aktenmappe,
39:20sowie eine Jacke mit Pass und Führerschein aus den unverschlossenen Autos.
39:28Im nächsten Fall beobachtet zwar ein kleiner Junge neugierig den Diebstahl,
39:32aber er unternimmt natürlich nichts.
39:33Danach ist es eine Herrenhandtasche mit Eurochecks und Reisepass,
39:43die im Ernstfall verschwunden gewesen wäre.
39:48Und dann bei einem anderen Wagen gleich noch einmal eine Handtasche mit Geld und Papieren.
39:53Die Besitzerin, eine junge Frau, reagiert wie zu erwarten.
40:02Ziemlich aufgeregt sucht sie nach der Tasche.
40:06Bis sie dann einigermaßen ratlos wieder aussteigt.
40:08Und schließlich unser letzter Versuch.
40:24Das Auto steht einladend offen,
40:26auf dem Beifahrersitz liegt verlockend ein Portemonnaie.
40:30Und sogar ein zweiter Autoschlüssel gehört diesmal zur Beute.
40:32Verständlich, dass der junge Mann recht unruhig wird,
40:37als er diesen Verlust bemerkt.
40:43Entschuldigen Sie, vermissen Sie was?
40:45Vermissen Sie was?
40:47Was ist es?
40:48Sie haben es nicht verloren, aber Sie hatten ja Auto offen.
40:51Wir sind vom ZDF, kennen Sie das denn da rein?
40:53Vorsicht, Falle, vom Zimmermann.
40:55Wir wollen mal testen, wie viele Autofahrer ihr Auto offen lassen.
40:58Und haben mal schnell reingegriffen und es rausgeholt.
41:00Danke schön.
41:01Hatten Sie Geld drin? Ich habe gar nicht reingeguckt.
41:04Ja, ja.
41:04Ja, hätte es sich gelohnt.
41:05Oh ja, doch, ist ein bisschen was drin.
41:09Also, danke schön.
41:10Bitte.
41:12Eigentlich verständlich, dass sich der junge Mann auch noch bedankt hat.
41:15Denn im Ernstfall wäre sein Portemonnaie natürlich weggewiesen.
41:20Aber auch wir haben zu danken.
41:21Nämlich bei all denen, die in unserem Experiment ungewollt
41:25als Opfer mitgespielt haben
41:27und die uns anschließend die Genehmigung gegeben haben,
41:29diese Szenen auch senden zu dürfen,
41:31damit andere gewarnt werden.
41:34Das war die letzte Vorsicht, Falle, Sendung in diesem Jahr.
41:37Im nächsten Jahr wird es diese Sendung öfter geben,
41:40an sechs Abenden.
41:41Und zwar immer freitags nach dem Krimi.
41:44Für heute darf ich mich verabschieden
41:46und mich für Interesse bedanken.
41:48Ich wünsche Ihnen alles Gute
41:49für die bevorstehenden Feiertage.
41:51Auf Wiedersehen.
41:51Und zwar

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