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Reiner Kunhenn erzählt über eine Notlandung im Blumental im Jahr 1945.
Ein Film von Bernd Emde für den Heimatverein Wetter e.V.

#HeimatvereinWetter #WetterRuhr

Kategorie

Menschen
Transkript
00:00Untertitelung des ZDF für funk, 2017
00:30Mein Name ist Rainer Kuhnhenn und ich möchte Ihnen eine hochinteressante Begebenheit aus den letzten Kriegstagen erzählen.
00:40Und zwar weiß ich diese Informationen von Überlieferungen meines Großvaters bzw. meines Vaters
00:48und auch von einem Telefonat mit der Tochter des Piloten.
00:55Und diese Informationen waren annähernd deckungsgleich.
00:59Es geht um folgendes, die Überschrift trägt den Titel, wenn ein Freund vom Himmel fällt.
01:05Wenn ein Freund vom Himmel fällt, diese Überschrift habe ich beibehalten,
01:10weil mein Vater vor einigen Jahren in einem Heimatbuch diesen Sachverhalt geschildert hat
01:17und in diesem Buch wurde der gleiche Titel verwandt.
01:22Mein Vater hatte einen sehr guten Freund, Freund und Nachbar und dieser Freund war Pilot.
01:29Während des Kriegs war er am Anfang zu dieser Zeit in Ostpreußen stationiert.
01:36Der Pilot Fritz, wir im Familienkreis, wenn es um diese Sache ging, wir sprachen nur immer von Fritz.
01:42Und dieser Fritz bekam mit, dass er in russische Gefangenschaft sollte.
01:48Und aus verständlichen Gründen, da wollte er beim besten Willen nicht hin.
01:54Und somit schmiedete er einen Plan.
01:56Und dieser Plan wurde auch umgesetzt.
01:59Das heißt, er nahm sich ein vollgetanktes Flugzeug, in dem Fall eine Fokker Wulff 190,
02:06und kam damit nach Hause.
02:09Er landete auf einem großen Feld vom Gut Steinhausen.
02:23Und an diesem Feld grenzt eine Wiese an und dann ist er über eine Schlucht gerutscht
02:29und ist bei uns am Haus, ca. 50 Meter in Entfernung von unserem Haus, zum Stehen gekommen.
02:38Die Landung auf dem Feld erfolgte mit eingezogenem Fahrwerk, sodass er über das Feld rutschte.
02:45Und mein Vater, sofort dahin, er ahnte, es könnte sein Freund Fritz sein.
02:52Und so war es auch.
02:53Er kam an das Flugzeug ran, sah durch die Kuppel und es war sein Freund Fritz.
02:58Und der Pilot kam unabsichtlich an einen Notauslöser, der im Notfall das Kabinendach abschießt.
03:06Und Gott sei Dank ist das Kabinendach zur anderen Seite geflogen, sodass mein Vater nichts mitbekam.
03:11Mein Vater hat seinen Freund dann aus dem Flugzeug herausgeholt, informierte dann seine Familie
03:17und versuchte auch, einen Dolmetscher zu bekommen, in dem Fall von der Demach.
03:23Die Familie und der Dolmetscher kamen auch.
03:26Und in der Zwischenzeit waren auch die Amerikaner da.
03:29Die Amerikaner waren auf Gut Steinhausen.
03:33Da, wo heute eine moderne Reithalle steht, war früher eine Feldscheune.
03:38Und in dieser Feldscheune waren die Amerikaner drin.
03:40Diese Amerikaner waren sofort da und der Dolmetscher übersetzte, dass mein Vater hier wohnt
03:50und dass der Pilot ein guter Freund von meinem Vater war.
03:53Das haben die Amerikaner auch so hingenommen.
03:56Und als die Amerikaner die Wiedersehensfreude zwischen Mutter und Sohn sahen, waren sie auch ziemlich ergriffen.
04:04Und der Dolmetscher übersetzte dann, dass die Amerikaner den Pilot und festnehmen müssen,
04:11aber er verspricht, dass er innerhalb von zwei, drei Tagen wieder zu Hause ist.
04:16Und genau so war es dann auch.
04:18Die Amerikaner hatten Langeweile und schossen auf unsere Telegrafenmassen, Pötkes.
04:24Und da rief mein Großvater zu meinem Vater auf Plattdeutsch,
04:30Heinz Pasopp, dass er unseren Irseln nicht totscheid.
04:33Ja, und man kann es nicht glauben.
04:36Und dann reagierte ein Amerikaner und sagte,
04:39Bruchskenne Angst zu hemmen, dir sind Irseln Scheidegg nicht tot.
04:43Auf Wieselischblatt.
04:46Ja, mein Vater dahin und sagt, hör mal, was bist du denn für ein Kerl?
04:50Und dann sagt der Amerikaner, ich muss noch nach Gladbeck, da wohnt meine Oma.
04:55Dann wird diese Sache auch geklärt.
04:56Und das Flugzeug wurde nach der Freigabe der Amerikaner, wurde dann von den Nachbarn mehr oder weniger ausgeschlachtet.
05:08Es wurden Kochtöpfe, Bratpfannen und so weiter davon gemacht.
05:12Und auch mein Großvater hatte Interesse daran und nahm sich das Fahrwerk vor,
05:18Fahrwerk mit den Reifen, und baute das ab.
05:23Und ich kann mich als Kind, als junger Bursche noch gut daran erinnern,
05:28Teile von diesem Fahrwerk und die dicken Reifen hatten wir jahrelang unter der Jauchekarre.
05:35Als diese ganze Sache gelaufen war, kam die Westfälische Rundschau auf meinem Vater zu
05:42und fragte, ob sie einen Teil aus dem Heimatbuch, den Artikel, den mein Vater da geschrieben hatte, übernehmen könnten.
05:53Ja, hat mein Vater gesagt, wenn ich da vorher einen Korrekturabzug bekomme, können Sie das gerne machen.
05:59Dann gesagt, getan, der Korrekturabzug kam, mein Vater war einverstanden und dann wurde das auch in der Westfälischen Rundschau gedruckt.
06:07Was ich jetzt sage, ist ziemlich ergreifend.
06:15Danach schelte es bei mir an der Tür, dann stand da ein älterer Mann mit einer Aktentasche und mit einem Blumenstrauß in der Hand.
06:26Und ich mache die Tür auf und dann sagte dieser gute Mann, ich möchte gern Herrn Kuhn entsprechen.
06:30Ja, ich sage, der steht vor Ihnen.
06:33Nee, sagt er, das können Sie nicht sein.
06:35Macht die Aktentasche auf und holt den Zeitungsausschnitt heraus.
06:40Und in dem Zeitungsausschnitt war auch ein Bild drin von dem Flugzeug, wo auch mein Vater mit drauf war.
06:47Den Herrn Kuhn, den hätte ich gern gesprochen.
06:49Ja, ich sage, das tut mir furchtbar leid.
06:52Der ist mittlerweile verstorben.
06:54Ja, dann möchte ich dem Piloten sprechen.
06:57Ja, ich sage, auch da muss ich Ihnen eine negative Mitteilung machen.
07:01Auch der ist leider verstorben.
07:05Können Sie mir denn sagen, wie sich das seinerzeit zugetragen hat, wie das Flugzeug gelandet ist, wo der aufgesetzt hat und wo der zum Stehen gekommen ist?
07:14Ich sage, das kann ich Ihnen genauer sagen.
07:17Und dann sagte der gute Mann, ich habe im Krieg die gleiche Maschine geflogen.
07:22Und ich bin beeindruckt von der fliegerischen Leistung, die mein Kamerad hier hingelegt hat.
07:28Können Sie mir sagen, wo er begraben liegt?
07:31Ich sage, das kann ich Ihnen sagen.
07:32Habe ich Ihnen das beschrieben?
07:34Da sagte er, da fahre ich jetzt hin.
07:36So, sagt er.
07:38Und jetzt werde ich meinem Kameraden für diese fliegerische Leistung diesen Blumenstrauß überreichen.
07:45Zum Abschluss möchte ich mich nochmal bei der Tochter des Piloten bedanken für die entsprechenden Auskünfte, die ich erhalten habe.
07:55Recht herzlichen Dank.
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