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  • vor 7 Wochen
1988 wird die 13-jährige Maja S. in einem Wald gefunden -
vergewaltigt und erdrosselt. Ein Täter kann trotz
umfangreicher Ermittlungen nicht gefunden werden. Jahre später
wird der Fall wieder aufgerollt - mit Erfolg.

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Transkript
00:00Sommer 1988. Ein junges Mädchen versucht zu entkommen.
00:15Sie schafft es nicht.
00:30Es ist Sonntagnachmittag, der 3. Juli 1988, gegen 16 Uhr.
00:38Bei sommerlichen 23 Grad ist ein Mann mit seinem Hund unterwegs, um Bären zu sammeln.
00:45Er macht eine grausige Entdeckung. Unter Laub und Ästen versteckt liegt eine Leiche.
01:01Zunächst ist die Identität unklar, denn eine Vermisstenmeldung gibt es zu diesem Zeitpunkt.
01:15Die Leiche ist in eine grünkarierte Decke eingewickelt und wie ein Paket verschnürt.
01:29Es ist ein junges Mädchen. Und der erste Eindruck lässt darauf schließen, dass es missbraucht wurde.
01:35Beim Auffinden des Kindes fand man ganz merkwürdige Spuren.
01:47Es waren biologische Spuren, wo man gesagt hätte, die könnten aus der Nähe eines Agrarbetriebes sein.
01:55Es fanden sich Bauspuren. Also man ist wirklich jeder Spur, die wir hatten, nachgegangen und hat geschaut, wo gibt es Vergleichsspuren.
02:08Und dann waren Spuren, wo man gesagt hat, ja, die sind sehr merkwürdig und das könnten Tierhaare sein.
02:16Also meinte man, der Täter könnte jemand sein, der viel mit Tieren zu tun gehabt hätte.
02:24Landeskriminalamt Brandenburg. Wolfgang Österreich ist Dezernatsleiter für biologische Forensik des LKA Brandenburg.
02:32Er erinnert sich, dass damals noch in der Nacht vom 3. auf den 4. Juli 1988 die Leiche und ihre Kleidung untersucht wurden.
02:40Also es wurde sämtliche Bekleidungsgegenstände separat entsprechend verpackt.
02:47Von der Rechtsmedizin wurden dann die Absprüche aus dem Genitalbereich gesichert, auch aus dem Mundbereich.
02:55Alle anhaftenden Anhaftungen, die in irgendeiner Weise eine Rolle spielen konnten, wurden mit den entsprechenden Mitteln in der Regel durch Klebebandabzüge gesichert.
03:06Die Forensiker gehen von einer Vergewaltigung aus. Darauf fokussieren sich jetzt die Ermittlungen.
03:15Die ersten Aufgaben, die wir hatten, war der Nachweis, ob oder die Untersuchung auf Sperma.
03:24Und als sich das bei den ersten Untersuchungen positiv herausstellte, war ziemlich klar, welche Zielrichtung die gesamte Stavtat hatte.
03:35Und weitere Untersuchungen wurde damals dann am Kriminalistischen Institut der Deutschen Volkspolizei gemacht,
03:42die damals dann auch die gesamten weiteren Untersuchungen durchführten.
03:50Ein Verdeckungsmord.
03:52Zeitgleich wird ein junges Mädchen aus Berlin als vermisst gemeldet.
03:57Der eigene Vater identifiziert die tote 13-Jährige als seine Tochter Maja.
04:04Aber wie kam sie an diesen abgelegenen Ort?
04:07Rückblick.
04:09Am 1. Juli 1988 verlässt die Schülerin morgens das elterliche Haus.
04:14Sie besucht die 16. Polytechnische Oberschule im Berliner Stadtteil Hohenschönhausen.
04:19An diesem Freitag ist Zeugnisausgabe. Die großen Ferien stehen an.
04:28Marion Schönfeld war zu dieser Zeit Direktorin an der Schule.
04:32Noch heute erinnert sie sich genauer an die Ereignisse von damals.
04:35Der 1.7.1988, der letzte Unterrichtstag vor den großen Sommerferien.
04:45Maja ist wie alle anderen Kinder zu uns in die Schule gekommen, hat dann am Fahnenappell teilgenommen.
04:52Das war so üblich mit Belobigungen von Kindern für besondere Leistungen sportlicher Art oder auch der Unterricht.
04:59Dann gab es Zeugnisse am letzten Unterrichtstag.
05:03Dann sind die Kinder eigentlich nochmal in die Hofpause gegangen, auch Maja.
05:08Wenn ich richtig erinnere, hat sie auch an der Schulspeisung teilgenommen.
05:11Und ist dann so gegen Mittag halb eins, eins nach Hause gegangen.
05:18Maja will noch heute in ihre großen Ferien starten und dazu Berlin verlassen.
05:23Sie verabschiedet sich von ihren Klassenkameraden.
05:26An ihre Schule wird Maja nie zurückkehren.
05:31Ich erinnere mich an Maja als eine ganz normale Siebenklässlerin, die fröhlich und aufgeweckt war.
05:41Sehr sportlich, dafür war sie in ihrer Klasse beliebt und bekannt.
05:45Deshalb hat sie auch einige Wochen schon vor dem Beginn der Sommerferien eine Ausbildung bei ihrem Onkel gemacht zur Rettungsschwimmerin.
05:52Und hatte auch, soviel ich weiß, vor, in den Sommerferien dann Zeit dort am Feltnersee zu verbringen und ihren ersten kleinen Einsatz als Rettungsschwimmerin auszuüben, dort zu helfen.
06:04Gegen 14 Uhr verlässt Maja das Elternhaus und verabschiedet sich von ihrer Mutter.
06:11Sie freut sich auf die Zeit bei Onkel und Tante. Dort will sie am späten Nachmittag ankommen und die erste Ferienwoche verbringen.
06:18Maja hat noch einen weiten Weg vor sich. Von Berlin-Hohenschönhausen bis zu ihrem Ziel bei Borgsdorf sind es knapp 40 Kilometer.
06:36Wo sie ihren Mörder begegnet ist, lässt sich erst viele Jahre später rekonstruieren.
06:43Die Staatsanwaltschaft in Frankfurt-Oder leitet später das Ermittlungsverfahren.
06:48Staatsanwältin Annette Bargenda hat sich viele Jahre mit dem Fall der ermordeten Maja S. beschäftigt.
06:55Das Mädchen hatte die Absicht, sich zum Autobahnsee Felden zu begeben. Dort arbeitete ihr Onkel als Rettungsschwimmer.
07:07Es war nicht richtig vereinbart, wann sie denn vorbeikommen wollte, aber es sollte in dieser Zeit in etwa sein.
07:15Maja nimmt wie immer, wenn sie zu ihrem Onkel und ihrer Tante fährt, die Straßenbahn der Linie 63.
07:21Sie fährt von Hohenschönhausen in Richtung Leninallee, der heutigen Landsberger Allee.
07:28Dort will sie in die S-Bahn nach Borgsdorf umsteigen.
07:34Also definitiv ist sie mir nicht als leichtsinnig bekannt, sondern im Gegenteil eher als zuverlässig.
07:41Ich weiß von den Eltern damals, dass man die Uhr danach stellen konnte, dass sie eigentlich immer zuverlässig und pünktlich zu Hause war.
07:51Für die junge Schülerin ist es nicht das erste Mal, dass sie zu ihren Verwandten fährt.
07:56Und ihre Eltern sind nicht besorgt, wenn sie allein mit öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs ist.
08:07Gegen 15.20 Uhr erreicht Maja den Bahnhof in Borgsdorf.
08:12Normalerweise wäre sie zu diesem Autobahnsee nach Felden mit dem Bus gefahren, an diesem Tag fuhr aber kein Bus.
08:22Und das bedeutete für das Kind einfach, aber sie kannte den Weg.
08:26Das wäre nicht das erste Mal gewesen, sie wollte den Weg dort zu dem Onkel zu Fuß gehen.
08:33Vom Bahnhof in Borgsdorf sind es etwa drei Kilometer bis zum Badesee Felden, dem heutigen Bernsteinsee.
08:41Ihr Weg dorthin führt sie durch das Dorf und dann durch ein Waldstück. Am Badesee wird sie nie ankommen.
08:53Irgendwo auf dem Weg muss sie ihrem Mörder begegnet sein.
08:57Drei Tage später. Es ist Montag, der 4. Juli 1988.
09:10Bisher ist niemandem das Verschwinden der 13-Jährigen aufgefallen.
09:14Majas Tante ruft die Mutter an und nur weil die Cousine Grüße an Maja ausrichten will, fragt die Mutter erstaunt nach.
09:22Sag Maja, liebe Grüße.
09:26Oh, hast du gehört? Ich soll schöne Grüße ausrichten.
09:29Für Maja.
09:31Wieso Maja? Maja ist abgereist.
09:33Am Freitag schon.
09:35Nein, sie ist nicht bei uns angekommen.
09:37Sie ist doch zu dir gereist, so wie abgemacht.
09:39Nein, bei uns ist niemand.
09:41Was machen wir denn jetzt? Wartet. Wartet, ähm, Gottes Willen.
09:44Bernd Boris war damals Mitarbeiter der Morduntersuchungskommission der DDR.
09:51Bei ihm ging die Vermisstenanzeige der Eltern ein.
09:55Für uns war natürlich am allerwichtigsten noch Zeugen zu finden, die sagen können, von wo das Mädchen wann in Richtung fällt, losgegangen, losgefahren ist.
10:10Von der Schule ist sie dann zunächst erstmal nach Hause gegangen, nochmal zu den Eltern und ist da von dort dann mit der Straßenbahn.
10:21Dort wurde sie auch nochmal gesehen von einem Zeugen, der sich da konkret erinnert hat und auch sagen konnte, dass sie in der S-Bahn war und auch definitiv in Borgsdorf gesehen wurde.
10:32Das letzte Mal wird Maja S. um 16.50 Uhr auf der Dorfstraße in Borgsdorf von einem Ehepaar beobachtet.
10:43Sie ist in Begleitung eines Mannes.
10:45Die beiden gehen in Richtung Wald, der das Dorf von dem Badesee trennt.
10:52Dann steigt sie mit dem Mann in ein Barkas.
11:06Danach verliert sich ihre Spur.
11:10Wahrscheinlich hatte der Mann dem Mädchen angeboten, sie mit dem Barkas zu ihrem Onkel an den Badesee mitzunehmen.
11:30Auf dem Weg biegt der Täter jedoch in einem Waldweg ein.
11:40Er packt das Mädchen und zerrt es zu Buchen.
11:43Er hat dem Kind die Bekleidung ausgezogen. Er hat das Kind brutal ins Gesicht geschlagen.
12:03Das Kind hat gewimmert, das Kind hat geweint, das Kind hat gefleht, dass er sie in Ruhe lassen soll, dass es Angst hat.
12:11Und hat das Kind dort auf eine schlimme Art und Weise vergewaltigt.
12:16Das Kind hat immer wieder versucht, sich dagegen zu wehren.
12:22Er hat ihm keine Chance gelassen. Er hat seinen Willen durchgesetzt.
12:27Nachdem der Mann Maja vergewaltigt hat, tötet er sie noch am Tatort.
12:32Ja, er hat das Kind dann so lange gedrosselt mit dem Seil und gegen den Brustkorb und mit den Knien gegen den Hals gedrückt.
12:50Das war ein paralleles Töten. Daran ist das Kind dann recht schnell gestorben.
12:54Der Mörder wickelt den Leichnamen eine Decke und verschnürt ihn.
13:03So verpackt wuchtet er das tote junge Mädchen auf die Pritsche seines Barkas und fährt los.
13:09Er ist dann in einer Urfahrt etwa 20, 26 Kilometer in das Waldgebiet zwischen den Ortschaften Schöno und Schönewalde gefahren.
13:32Der Täter nimmt den Weg erst über die Autobahn 10 und dann über Landstraßen.
13:40Nach genau 27 Kilometern erreicht er das Waldstück bei Schöno.
13:49Warum der Täter so weit gefahren ist mit dem leblosen Körper von Maja S. auf der Ladefläche seines Barkas, bleibt offen.
13:57Unbemerkt lädt der Mann in dem Waldstück die Leiche von Maja ab. Eingewickelt und verschnürt.
14:13So wird sie zwei Tage später gefunden.
14:17Er hat das Kind mit der Decke einige hundert Meter in den Wald gebracht, hat es dort hingelegt und ist regelrecht zur Tagesordnung übergegangen.
14:35Als Todesursache wird eine intensive Halskompression mit einem Seil festgestellt.
14:52Auffällig ist der Knoten an dem Seil, das um den Hals des Mädchens gewickelt war.
15:01Es handelt sich um einen sogenannten Zimmermannssteg, einen speziellen Seemannsknoten.
15:06Die Nachricht von Majas Tod erreicht auch ihre Schule. Dort sorgt der Fall für Entsetzen.
15:18Ja, so ein Todesfall dieser Art ist für alle auch eine große Belastung, auch für das Lehrerkollegium gewesen und hat eine seltsame, tragische Stimmung auch in das Ganze gebracht.
15:35Ich weiß, dass ich mehrfach befragt wurde, auch deshalb, weil es ja unterschiedliche Ermittlungsorgane gab, weil ja einmal ging sie in Berlin zur Schule und der Aufführende Ort war im Bezirk Frankfurt-Oder.
15:47Dadurch wurde ich von verschiedenen damals Kriminalisten befragt, also auch des Öfteren dasselbe und es musste immer wieder rekonstruiert werden. Das tut jedes Mal erneut weh.
15:59Die kriminaltechnischen Möglichkeiten damals in der DDR waren nicht sehr ausgereift.
16:07Trotz aufwendiger Ermittlungen kommt die Polizei im Fall Maja S. nicht weiter.
16:13In den Wirren der Wende Jahre gerät der Fall Maja S. in Vergessenheit.
16:17Die sichergestellten Spuren und Asservate werden eingelagert, das Verbrechen bleibt zunächst ungesühnt.
16:23Erst im Jahr 2003, also 13 Jahre später, kommt wieder Bewegung in den Fall, als auf Drängen von Staatsanwältin Annette Bagender die Ermittlungen wieder aufgenommen werden.
16:36Es ist ja nicht so, wenn ein Fall abgeschlossen wurde, dass er dann gänzlich ad acta gelegt wird.
16:48Das ist ja heute genauso.
16:50Immer wieder werden alte Fälle vorgenommen, die werden durchgeschaut.
16:56Und wir haben ja gerade im Land Brandenburg beim Landeskriminalamt eine Mordkommission, die sich sehr intensivst um alte, ungeklärte Fälle bemüht.
17:11Im Fall Maja S. stehen den Ermittlern noch zahlreiche gut erhaltene Asservate zur Verfügung.
17:18Wir haben da wirklich, ich sag jetzt mal, all das gefunden, was wir brauchten.
17:30Die Bekleidung des Kindes, die Tasche, Schnürsenkel, den Strick.
17:37Also wirklich all das, was wichtig war für die Spurenuntersuchung.
17:42Aber das bedeutet ja nicht, dass man unbedingt daran was finden muss, denn Spuren, wissen wir heute, bilden sich auch zurück, werden überlagert.
17:54Wolfgang Österreich bekommt den Fall wieder auf den Tisch.
17:58Heute stehen den Forensikern weitaus modernere Untersuchungsmethoden zur Verfügung, wie beispielsweise die DNA-Analyse.
18:05Damals, 1988, wurden Spermaspuren im Scheidenbereich der Geschädigten gefunden.
18:152003, als wir mit der erneuten Untersuchung beauftragt wurden, oder ich damit beauftragt wurde,
18:22wurden dann am Rock Spermaspuren ebenfalls sichtbar gemacht und konnten dann untersucht werden.
18:27Wir hatten jetzt die Chance, nochmal mit den neuen Methoden, die sich entwickelt hatten, zu zeigen,
18:36dass wir das, was damals gesichert wurde, möglicherweise in der Form doch noch ausreichend war,
18:43um einen Spurenverursacher und damit möglicherweise einen Täter festzustellen,
18:48um damit eine gewisse Gerechtigkeit widerfahren zu lassen.
18:52Heute ist es möglich, selbst aus kleinsten Mengen von Zellen durch Klonen eine treffsichere DNA-Analyse zu erstellen.
19:03Der Forensiker untersucht die Sperma- und Blutspuren am Rock des Mädchens erneut.
19:08Seine Ergebnisse vergleicht er mit der DNA-Kartei von vorbestraften Tätern, hier der originale Vergleich der DNA.
19:16Er landet einen Treffer.
19:18Denn die Analyse deutet auf einen polizeibekannten Sexualstraftäter hin.
19:23Und dann ging wirklich alles ganz schnell.
19:26Am 12.12.2003 kam dann der Treffer.
19:34So, und wenn ich das aus heutiger Sicht sehe, wie zeitnah das alles geschehen ist.
19:40Wir hatten einen Namen, wir hatten eine Adresse, wir hatten zwei Vorstrafen.
19:43Und mit dem Wissen hat dann die Polizei unseren Täter am Wohnort festnehmen lassen, um 11.30 Uhr des 12.12.2003.
19:58Die DNA-Spuren passen zu dem 48-jährigen Rolf S., der nur zwei Tage zuvor aus dem Gefängnis entlassen worden war.
20:06Die Taten, für die er im Gefängnis saß, zwei Vergewaltigungen.
20:10Das Schwierige ist ja, sie haben zwar eine DNA-Spur, aber die DNA-Spur alleine ja reicht bei weitem nicht.
20:23Aus heutiger Sicht sah ich, es war damals recht mutig, ohne eigentlich mehr gehabt zu haben, als diese DNA-Spur die Festnahme durchzuführen.
20:33Es ist ein großer Erfolg für die Ermittler. Doch damit ist der Fall immer noch nicht geklärt.
20:42Dem mutmaßlichen Täter muss der Mord an Maja S. erst nachgewiesen werden.
20:47Bei der Vernehmung verstrickt sich der Mann in widersprüchlicher Aussagen.
20:53Rolf S. gibt zwar die Vergewaltigung zu, nicht aber den Mord.
20:57Er könne sich daran nicht erinnern, sagt er.
21:03Die Ermittler stehen vor einem großen Problem.
21:07Sie haben einen mutmaßlichen Täter, können ihm den Mord an Maja S. jedoch nicht nachweisen.
21:13Bei der Befragung des Mannes geht es nun darum, ihm explizites Täterwissen zu entlocken und ihn damit zu überführen.
21:23Er hat dann im Weiteren seiner Vernehmung ja einige Anhaltspunkte gebracht,
21:29die eindeutig Täterwissen der Tötung, Täterwissen des Mordens offerieren.
21:38Vernehmungen dieser Art sind nicht einfach.
21:43Dafür muss der zuständige Ermittler behutsam vorgehen.
21:47Eine gute Strategie ist, die Tat zu verharmlosen und zu plaudern.
21:53Das führt oft dazu, dass mutmaßliche Täter rätseliger werden, sich sozusagen sicher fühlen.
21:59Wir wollten nämlich wissen, wo der Barkas geblieben ist.
22:05Und da hat er gesagt, ja, der Barkas, ein Jahr später gab es damit einen ganz schlimmen Verkehrsunfall.
22:12Der Barkas ist ausgebrannt, war weg.
22:15Und er war ja eigentlich so erlöst, also emotional erlöst, er wusste, jetzt kann man ihm nichts mehr beweisen.
22:27Also sprich, war das ein Indiz dafür, dass er gleichwohl wüsste, dass er das Kind getötet hat.
22:36Im Verlauf der Befragung kommt der Ermittler auch auf das Seil zu sprechen,
22:40welches damals 1988 an der Leiche von Maya S. sichergestellt wurde.
22:45Er hat dann über Nachfrage gesagt, ja, das Kind war gefesselt und was war, was war für ein Knoten?
22:59Und hat sich dann selber in die Situation gebracht, dass er diesen Knoten kennt und diesen Knoten beherrscht.
23:09Der Ermittler hat zwar von einem Seil gesprochen, jedoch nicht von einem Knoten,
23:13mit dem das Seil um den Hals des Mädchens gebunden war.
23:16Das konnte nur der Täter wissen.
23:25Auch die Geschichte von Rolf S., dass es einen ominösen zweiten Mann gegeben haben soll, erscheint mehr als fragwürdig.
23:32Diese und noch weitere widersprüchliche Aussagen führen schließlich dazu,
23:37dass die Staatsanwaltschaft im Jahr 2004 Anklage erhebt.
23:4116 Jahre nach der Tat.
23:46Dennoch ist der Erfolg vor Gericht mehr als fraglich,
23:49da sich die Anklageschrift fast nur auf Indizien stützt.
23:52Wir hatten diese Spur am Rock und auch in gewisser Hinsicht ein Teilgeständnis des Angeklagten,
24:09der gesagt hat, ja, möglicherweise war ich das wirklich gewesen mit dem Seil.
24:15Ich kann mich einfach nicht mehr erinnern, bei mir ist das alles äußerst dunkel.
24:19Die letzten Stunden von Maja S. muss die Staatsanwaltschaft jetzt lückenlos rekonstruieren.
24:26Rolf S. beharrt auf seiner Aussage, sich in der Schülerin sexuell vergangen zu haben,
24:31den Mord jedoch streitet er weiterhin ab.
24:34In seiner Erinnerung hat er das Mädchen in Borgsdorf unter dem Vorwand angesprochen,
24:38sie zum Badesee mitzunehmen.
24:40Er hat sie dann in einem Waldstück vergewaltigt, in einer Decke eingewickelt
24:47und angeblich lebend an einem anderen Ort abgelegt.
24:59Rolf S. muss sich vor der zweiten großen Strafkammer des Landgerichts in Frankfurt-Oder verantworten.
25:04Zunächst legte er ein Geständnis ab, widerruft es jedoch gleich wieder.
25:11Ich habe dann beantragt, den Angeklagten zu einer lebenslänglichen Freiheitsstrafe wegen Mordes zu verurteilen.
25:24Die Vergewaltigung war verjährt.
25:27Das Urteil im Fall Maja S. steht unmittelbar bevor.
25:31Eine Zerreißprobe für alle Beteiligten.
25:35Doch die Staatsanwaltschaft ist sich sicher, den Mörder von Maja S. gefasst zu haben.
25:43Am Prozess nimmt auch Majas Mutter teil.
25:46Sie ist Nebenklägerin und will, dass der mutmaßliche Mörder ihrer Tochter endlich verurteilt wird.
25:51Auch Marion Schönfeld, Majas Schuldirektorin, hat die Verhandlungen damals aufmerksam verfolgt.
26:14Das Schicksal von Maja belastet sie bis heute.
26:17Es ist für alle, die Maja kannten, und ich kann da, glaube ich, auch für viele meiner Lehrerkollegen von damals sprechen,
26:28furchtbar und schrecklich und immer bedrückend all die Jahre gewesen, solange das nicht aufgeklärt war.
26:34Wir haben mit den Eltern gelitten, mit der Mutter vor allen Dingen, der Vater ist ja schwer erkrankt dann.
26:39Und es lastet einfach auf der Seele und es lastet natürlich auch heute noch.
26:46Man vergisst so einen Fall nicht und man braucht es eigentlich nicht, dass einem sowas überhaupt über den Weg läuft in einem Leben.
26:53Da die Tat zu DDR-Zeiten geschah, muss das Urteil auch nach damals gültigem DDR-Recht gefällt werden.
26:59Die Vergewaltigung spielt in dem Prozess keine Rolle mehr.
27:03Jetzt geht es darum, dem Angeklagten den Mord nachzuweisen.
27:07Mord ist auch nach DDR-Recht nicht verjährt.
27:11Schließlich sieht es das Gericht trotz des widerrufenden Geständnisses als erwiesen an, dass Rolf S. der Mörder von Maja ist.
27:18Es ist alles schlimm, es ist alles grausam und es ist vollkommen unverständlich immer wieder, dass es sowas eigentlich geben kann.
27:28Aber da sagt man, da muss man einen Täter finden, schon, um verhindern zu können, dass er irgendwie weitermacht.
27:34Das kann Jahrzehnte dauern, bis man es klären kann, aber es ist positiv, wenn man es dann geklärt hat, wenn man sagen kann, es ist, wie es ist.
27:44Das erfüllt einen mit Stolz auf die Arbeit der Kollegen in Frankfurt, dass die bei der Tatortuntersuchung so gründlich waren,
27:57dass es auch für die Beweisführung und schlussendlich zur Verurteilung des Täters ausreichend war.
28:07Und dass sie eben über diesen langen Zeitraum auch hartnäckig und dran geblieben sind.
28:13Und nie aufgegeben haben und zu sagen, okay, wir sind auf der richtigen Spur hinsichtlich des Untersuchungsmaterials.
28:21Im Oktober 2004, 16 Jahre nach der Tat, fällt das Urteil. 15 Jahre Haft für Rolf S. wegen Mordes.
28:31Seinen Revisionsantrag lehnen die Richter ab.
28:34Rolf S. für Kabel
28:51Untertitelung des ZDF, 2020

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