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  • vor 20 Stunden
Die Ruhe ist vorbei - die Bedrohung im Baltikum real: Schleuserkriminalität aus Belarus, Sabotageakte, russische Militärjets im NATO-Luftraum.

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Transkript
00:00Seine Ruhe von früher ist heute dahin.
00:10Die Nachbarn sind Friedensstörer geworden.
00:13Auch ihr Leben fühlt sich nicht mehr sicher an.
00:18Angst habe ich nicht, auch keine Panik.
00:21Aber es gab schon Momente der Unruhe.
00:23Und sie trifft immer mehr Militärs auf dem Weg zur Arbeit.
00:32Die Lage hat sich geändert. Sie rotieren jetzt alle sechs Monate.
00:38Die Litauerin Birute Krakaskuskiene, die Estin Awe Ungro und der Lette Andrzej Spetkewitsch leben im Baltikum, an der Grenze zu Russland.
00:53Sollte Putin die NATO angreifen, wären ihre Länder wohl das erste Ziel.
00:59Wie gehen die drei Balken damit um?
01:00Es sind die letzten Kartoffeln, die Andrzej Spetkewitsch und seine Helfer in diesem Herbst ernten.
01:25Auf einer Fläche von 400 Fußballfeldern baut der Bauer Gemüse an.
01:30Im beschaulichen Indra, im Osten von Lettland.
01:37Die meisten der Einwohner hier leben von der Landwirtschaft.
01:42Ich mag die Ruhe hier.
01:45Wir haben gute Menschen und schöne Natur.
01:49Ein liebenswerter Ort.
01:51Ich möchte hier mein ganzes Leben lang bleiben.
01:54Aber die Idylle trügt.
01:58Nur wenige Kilometer von Indra entfernt erinnern diese Betonklötze an die aggressive Nachbarschaft von Andrzej Spetkewitsch.
02:06Das lettische Indra liegt nur fünf Kilometer von der belarussischen Grenze entfernt.
02:12Belarus ist der engste Verbündete Russlands im Krieg gegen die Ukraine.
02:16Das spüren sie auch hier in Lettland.
02:21Früher haben wir ruhig gelebt, ohne Probleme.
02:24Wir haben keine Aggression von unseren Nachbarn gespürt.
02:27Wir hatten nicht so viele Soldaten und Grenzer wie jetzt.
02:29Alles war friedlich.
02:30Jetzt aber wird die Grenze überall verstärkt.
02:32Und wenn ein Hubschrauber plötzlich aufsteigt, wissen wir, dass Migranten wieder versuchen, nach Lettland zu gelangen.
02:44Und zwar illegal. Zehntausende. Seit drei Jahren schon. Trotz der verstärkten Grenzkontrollen.
02:52Westliche Geheimdienste warnen, dass Moskau bewusst Migranten aus Afghanistan und afrikanischen Ländern über Belarus in die EU schickt.
03:00Das Ziel? Europa destabilisieren.
03:05Schleuserkriminalität sei ein Mittel, mit dem der Kreml den sogenannten hybriden Krieg gegen den Westen führt.
03:14Das macht Andrzejs unruhig.
03:20Natürlich bin ich besorgt. Wer weiß schon, was sich die Russen sonst einfallen lassen.
03:25Welchen Teil der Welt sie noch brauchen, um endlich ruhig zu sein.
03:28Darum schaue ich sorgenvoll in die Zukunft.
03:35Und darum unterstütze ich die Maßnahmen zur Verstärkung der Grenze, um mich wenigstens ein bisschen sicherer zu fühlen.
03:40Und mit diesem sicheren Gefühl zum Beispiel die letzten Kartoffeln zu ernten.
03:51Vielleicht landen einige von ihnen in der Fritteuse von Birutuk Krakasuskirne.
03:56Die studierte Lehrerin betreibt seit vier Jahren einen Dönerbude im benachbarten Litauen.
04:01Das Rezept kann eigentlich jeder.
04:04Hühnerfleisch und Gurken, Salat, Tomaten, Brot.
04:07Aber nicht jeder ist so erfolgreich wie Birutuk Krakasuskirne.
04:09Das Geheimnis meiner Döner ist die Liebe. Es macht mir richtig Spaß, sie zuzubereiten.
04:22Das andere Geheimnis sind die frischen Produkte.
04:24Wir kaufen nur frisches Fleisch und Gemüse, wir frieren nichts ein.
04:29Und dann gibt es da noch etwas, was meine Döner beliebt macht.
04:32Die Portionsgröße.
04:33Birutuk Döner sind beliebt vor allem bei den Besuchern in Uniform, deren Militärbasis direkt vor dem Imbiss liegt.
04:46Im litauischen Rukla.
04:48Das baltische NATO-Mitglied Litauen grenzt im Osten und Süden an Belarus und im Westen an die russische Exklave Kalingengrad.
04:56Rukla, einst ein sowjetisches Garnisonsstädtchen, ist heute der größte Militärstützpunkt der litauischen Armee.
05:04Und Basis eines multinationalen Gefechtsverbands mit Soldaten aus mehreren NATO-Ländern.
05:15Sollte der Krieg ausbrechen, wird es hier besonders unruhig.
05:19Dieses militärische Zentrum ist ein verlockendes Ziel für den Feind.
05:23Aber andererseits haben wir jemanden direkt vor der Haustür, der uns immer verteidigen wird.
05:27Und was mein Geschäft angeht, so sind die Soldaten schon jetzt unsere häufigsten Kunden, die litauischen und die ausländischen.
05:35Die Bundeswehr führt seit 2017 den multinationalen Gefechtsverband hier und plant bis 2027 sogar eine ganze Brigade zu stationieren.
05:555000 Mann, die gemeinsam mit anderen NATO-partnern Litauen verteidigen sollen.
06:00Natürlich schließen wir inzwischen den Krieg nicht mehr aus.
06:08Wir sprechen ja ständig mit den Militärs.
06:12Wir wollen, dass sie uns unterstützen, uns Mut machen und sagen, dass der Krieg hier niemals ausbricht.
06:17Aber ein Sprichwort lautet, wenn du Frieden willst, rüste für den Krieg.
06:30Wir in der Familie haben schon einen Fluchtplan entworfen.
06:34Wenn wir an die Flucht denken, kommt der Wohnort meiner Eltern infrage.
06:37Die NATO denkt nicht an die Flucht, sondern will noch mehr Soldaten nach Litauen bringen.
06:53Und dieses Gefert bringt gerade mehr Gäste ins Land.
06:57Genauer auf die Insel.
06:59Die estnische Insel Hijuma in der Ostsee.
07:02Einmal im Jahr wird hier das Inselfest gefeiert.
07:05Für groß und klein.
07:07Awe Ungro kommt mit ihrer Tochter hierher.
07:11Sie liebt solche Feste.
07:12Doch ganz so unbekümmert wie früher ist sie heute auch nicht mehr.
07:21So wie wir es kannten, wird das Leben hier wahrscheinlich nie wieder sein.
07:25Obwohl vieles oberflächlich einfach weiterläuft, hat sich das Grundgefühl verändert.
07:30Und das hat mich auch persönlich beeinflusst.
07:33Die estnische Insel Helubara liegt an einem für Moskau strategisch wichtigen Ort.
07:43Zwischen Russlands Metropole St. Petersburg und der russischen Exklave Kalingengrad mittendrin in der Ostsee.
07:50Russische Schiffe müssen sie passieren.
07:53Das kann riskant werden für Estland.
07:56Awe Ungro ist deshalb aktiv geworden.
07:58Für sich, ihre Familie und ihr Land.
08:02Die 44-jährige Logopädin ist vor drei Jahren der estnischen Frauenbürgerwehr Naisko Dukaize beigetreten.
08:101927 gegründet, während der Sowjetzeit verboten, wurde sie nach der Unabhängigkeit 1991 wieder ins Leben gerufen.
08:18Die Frauen sind heute Teil der Kaizelit, der Freiwilligen Verteidigungsorganisation Estlands.
08:26Sollte es zu einem Krieg gegen Russland kommen, sollen bewaffnete und gut trainierte Zivilistinnen und Zivilisten in der Lage sein, reguläre Streitkräfte zu unterstützen.
08:36Ich habe zwar im militärischen Teil der Ausbildung eine Waffe in die Hand genommen, aber kein einziges Mal geschossen.
08:46So seltsam das vielleicht klingt.
08:48Wahrscheinlich werde ich mich künftig eher auf Evakuierungen konzentrieren.
08:52Ich bin vom Typ her einfach keine Kämpferin.
08:57Sie schon. NATO-Soldaten, die bei einem potenziellen russischen Angriff Estland genauso verteidigen würden.
09:06In NATO-Übungen bereiten sich die Armeen darauf vor.
09:12Doch derzeit gefährden vor allem Sabotageakte die Sicherheit, ein weiteres Mittel im hybriden Krieg Russlands.
09:19Russische Militärjets verletzen den NATO-Luftraum.
09:22Vermutlich russische Störsender blockieren Navigationssysteme westlicher Flugzeuge.
09:27Im April mussten zwei Maschinen aus Finnland umkehren, weil sie von den Radaren verschwunden waren.
09:33Westliche Geheimdienste gehen davon aus, dass solche Provokationen von Kalingengrat aus koordiniert werden.
09:41Dort soll Moskau atomwaffenfähige Raketen lagern.
09:46Hallo. Wollt ihr Kartoffeln?
09:49Wie viel? Fünf Säcke?
09:51Der lettische Bauer Andrzej Spetkewicz hat gerade andere Sorgen, als sich mit Krieg und Frieden zu beschäftigen.
10:01So, das macht 25 Euro.
10:06Der Ernteverkauf startet in Indra an der Grenze zu Belarus. Und nicht nur der.
10:11Andrzej Spetkewicz möchte hier bald eine Bierbrauerei eröffnen, um künftig viele Touristen nach Indra zu locken.
10:19Trotz der aggressiven Nachbarschaft im Osten.
10:24Ich glaube daran, dass wir hier in Lettland in Frieden leben werden.
10:28Wenn ich an die Zukunft denke, versuche ich mich nicht auf das Schlechte zu konzentrieren.
10:32Das macht es sonst schwierig, sich weiterzuentwickeln.
10:34Ihre Zukunft sind die beiden Töchter Lucrezia und Luisa, sagt die Litauerin Birute Krakaskuskiene.
10:43Und das Dönergeschäft natürlich im Armeestädtchen Rukla.
10:46Zu Hause gibt es aber heute keine Döner, sondern Pfannekuchen.
10:50Die kriegen Birutes Töchter erst, wenn sie die Hausaufgaben gemacht haben.
10:58Kann sich die Familie wirklich vorstellen, dass hier eines Tages Krieg herrscht?
11:04Davor haben wir Angst, ja. Und darum wünsche ich uns nichts so sehr wie den Frieden.
11:13Nicht nur hier in Litauen, sondern in allen Ländern.
11:18Und dass meine Mädchen frei reisen können, mit anderen Menschen Kontakt haben, ohne Diskriminierung.
11:27Nur Freundlichkeit, Ruhe und Gottes Segen. Nicht wahr, Süße? High Five!
11:34Auch die Ärztin Awe Ungro glaubt an die Zukunft.
11:42Ungeachtet aller Gefahren von Russland, würde sie niemals von ihrer Insel wegziehen, sagt sie.
11:51Yuma ist ein besonderer Ort, weil er einfach so schön, so ruhig ist.
11:56Und so sollte es auch bleiben.
11:58Dafür bekommt Awe Applaus von ihrer Tochter und deren Freundin.
12:06Die kleinen Ästinnen sehen das offenbar genauso.
12:10Sie können sich ihr Leben nur hier vorstellen, im Baltikum.
12:14Eine Region, deren Schutz vor dem aggressiven Nachbarn im Osten nie so wichtig war wie heute.
12:20Ja, sehr schön.
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