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KurzfilmeTranskript
00:00Sie sieht sich als eine der härtesten Elite-Truppen der Welt.
00:06Die Fremdenlegion Frankreichs.
00:10Ihre Soldaten werden in besonders gefährlichen Missionen eingesetzt.
00:15Krieg ist ganz einfach. Der, der schneller schießt, gewinnt. Da hast du keine Zeit zum Überlegen.
00:19Sie durchlaufen eine der wohl erbarmungslosesten militärischen Ausbildungen weltweit.
00:24Wer in die Legion geht, der ändert sein Leben. Er wird ausgebildet zu einer Kampfmaschine.
00:30Die Soldaten kommen aus der ganzen Welt. Bei Eintritt gibt's eine neue Identität.
00:35Auch deshalb gilt die Legion lange als Auffangbecken für Schwerkriminelle und gescheiterte Existenzen.
00:41Gescheiterte Existenzen, das ist ein weiter Begriff. Vielleicht kann ich mich selber dazu zählen. Ich wollte mein Leben damals ändern.
00:48Noch immer kämpft die Fremdenlegion um ihr Ansehen. Will das Schmuddel-Image ablegen und als Elite-Truppe dastehen.
00:55Wichtigstes Ausbildungsziel, der Kampfeinsatz mit modernster Kriegsführung.
01:01Die Erik schafft ungefähr fünf Meter Erde durchzuschießen mit einer Druckwürde, mit einer Hitze, wo was keiner überleben kann.
01:09In der Geschichte der Fremdenlegion gibt es mehr Soldaten aus Deutschland als aus jeder anderen Nation.
01:17Und auch heute entscheiden sich immer wieder Deutsche für die Legion.
01:22Die Ausbildung ist hart, also nicht nur körperlich, auch psychologisch.
01:26Was zieht die Deutschen in diese mythenumwobene Truppe? Berühmt, aber immer noch berüchtigt?
01:31Die Fremdenlegion gehört zum französischen Heer und gilt als schärfste Waffe Frankreichs,
01:51obwohl sie fast ausnahmslos aus Soldaten besteht, die nicht Franzosen sind.
01:55Die Legionäre kommen aktuell aus rund 140 verschiedenen Nationen.
02:01Sie sind Zeitsoldaten in Frankreichs Diensten und werden in den schlimmsten Krisengebieten der Erde eingesetzt.
02:08Wir sind in französisch Guiana, an der Grenze zu Brasilien.
02:12Auch hier ist die Legion im Einsatz.
02:15In dem Überseedepartement von Frankreich, das politisch zu Europa gehört, betreibt sie ihre Dschungelkampfschule.
02:20Mehr als ein Jahr haben wir auf eine Drehgenehmigung gewartet, bis uns ausgewählter Zugang gewährt wurde.
02:28Die Legion bildet hier nicht nur ihre eigenen Soldaten für den Dschungelkampf aus, sondern auch Kämpfer von Armeen anderer Staaten.
02:36Die besten Eliteeinheiten der Welt werden hier geschult.
02:39Von den US Navy Seals bis zum Kommando Spezialkräfte aus Deutschland, dem KSK.
02:45Seit acht Wochen ist auch ein deutscher Fremdenlegionär hier im Einsatz.
02:51Giesbert.
02:53Ein ehemaliger Legionär hat mal gesagt, in der Legion habe ich den Schuh gefunden, der zu meinem Fuß passt.
02:59Ich würde dem nur hinzufügen, dass der Schuh auch manchmal drückt.
03:02Der 43-Jährige ist Oberleutnant.
03:05Er hat damit einen Dienstgrad, den nur fünf Prozent der ausländischen Legionäre erreichen.
03:10Denn die höchsten Positionen in der Fremdenlegion werden sonst fast ausschliesslich von Franzosen besetzt.
03:18In Französisch-Goyana hat die Fremdenlegion einen Spezialauftrag.
03:23Die Bewachung des Weltraumbahnhofs in Kourou, dem Zentrum der Europäischen Raumfahrtagentur ESA.
03:28In rund 40 Stunden soll eine Rakete starten. Auf diesen Einsatz bereitet Giesbert seine Einheit vor.
03:40Die Legionäre sind einem Aufklärungszug angegliedert, können innerhalb kürzester Zeit per Hubschrauber abgesetzt werden.
03:47In Kriegsmissionen oder auch bei Geiselbefreiungen müssen die Abläufe perfekt sitzen.
03:51Die Leute bei mir im Zug sind ja ausgewählt, also die durchlaufen ein Auswahlverfahren.
03:56Und Teil dieses Auswahlverfahrens ist eben auch ein Test hier am Turm.
03:59Und wer da Höhenangst zeigt, der besteht den Test nicht und der wird den Zug nicht genommen.
04:03Die Auswahl bei der Fremdenlegion ist streng.
04:0710.000 Bewerbungen bekommt sie pro Jahr.
04:09Nur jeder Achte wird als gut genug für die Ansprüche der Eliteeinheit befunden und genommen.
04:14Die Missionen der rund 9.000 Mann starken Fremdenlegion sind vielfältig.
04:20Aktuell ist sie hauptsächlich in Afrika und den arabischen Staaten im Einsatz.
04:25Wo genau, wird überwiegend geheim gehalten. Auch aufgrund des zunehmenden Terrorismus.
04:30Er hat die Aufgaben der Legion um einen Einsatzort erweitert, in dem sie zuvor kaum operierte.
04:36In ihrem Heimatland Frankreich.
04:37Viele, viele unserer Kameraden sind in Frankreich im Einsatz.
04:44In Großstädten werden die Bahnhöfe bewacht, vor allen Dingen dann die Sehenswürdigkeiten,
04:49wie zum Beispiel in Paris, Louvre, Eiffelturm und so weiter.
04:52Und vor allen Dingen große Kaufhäuser auch, eben da, wo der Terror die französische Bevölkerung treffen kann.
05:01Und jedes dieser Regimente, die in Frankreich stationiert sind,
05:04machten in den letzten Jahren eine Ausbildung zum Terrorexperten.
05:10Auch Stefan Müller hat vielfältige Erfahrung mit der Legion.
05:13Der 31-Jährige war fünf Jahre Legionär. Als Kämpfer in Krisengebieten und auch als Ausbilder.
05:21Das war die abenteuerlichste, spannendste Zeit meines Lebens zwischen 23 und 28.
05:28Seine Kameraden bei der Legion, vielschichtig.
05:31Ich kann aus meinem Zug sagen, dass von russischen Oligarchenkinder bis Leuten, die aus der Favela kommen,
05:40die mit 17 schon gemordet haben und bis Ziegenhirten aus Albanien,
05:45bis irgendwelche Leute aus Afrika, die sich die Schnürsenkel das erste Mal in Albanien zugebunden haben, alles vertreten war.
05:53Gleich zu Beginn, noch im Rekrutierungsbüro, ist der Ton scharf. Und nicht nur der.
05:58Schon beim ersten Gespräch mit dem Ausbilder, habe ich schon am Nebentisch gesehen, wie da ein Mongole da getreten wird über den Tisch.
06:08Und da habe ich schon gemerkt, okay, hier ist es ein bisschen ernster.
06:12Auch Müller bekommt die Härte sofort zu spüren, als es um seine neue Identität geht.
06:17Und das habe ich am Anfang erst verstanden, nachdem der Ausbilder mir so einen Zettel, so einen zerrissenen Zettel genommen hat,
06:26unter Karl Mahler geschrieben hat, 10. September 1985, Berlin.
06:31Dann hat er mir diesen Zettel reingedrückt und ich gucke ihn so an und sage, nee, nee, ich heiße Steber Müller.
06:36Dann habe ich erstmal einen Boxsieb reingekriegt in die Brust, aber was für einen.
06:39Dann habe ich gedacht, was ist jetzt dein Problem?
06:42Dann hat er gesagt, Karl Mahler.
06:44Dann hat er gesagt, nein, Steber Müller.
06:47Dann haben wir nachgedacht, dann habe ich ihn angeguckt, vielleicht eine Sekunde zu viel,
06:51und habe ich nochmal einen reingeboxt bekommen.
06:53Dann habe ich gesagt, hä?
06:55Dann hat er gesagt, das ist dein neuer Name, ab jetzt heißt du Mahler.
06:59Und ich so, oh.
07:01Jetzt habe ich das Anonymat schnell verstanden.
07:04Lernen durch Schmerz.
07:04In der Vergangenheit der Fremdenlegion gibt es immer wieder Schilderungen von harten Strafen.
07:12Der Historiker Christian Koller hat die Geschichte der Legion erforscht.
07:17Begonnen hat sie übrigens nicht etwa in Frankreich.
07:20Die Wiege der Legion liegt in Deutschland, genauer gesagt in Schillingsfürst bei Nürnberg.
07:28Während der Französischen Revolution waren dort auch viele Adelige aus Frankreich im Exil.
07:34Und dort wurde dann eben eine Truppe aufgestellt gegen die französische Revolution,
07:40das sogenannte Regiment Hohenlohe.
07:42Das Regiment hatte seinen Sitz im Schloss Schillingsfürst.
07:46Es existierte von 1792 bis 1830.
07:51Schlossherr ist Fürst Konstantin zu Hohenlohe Schillingsfürst.
07:55Aus seinen Vorfahren geht die Gründung der Fremdenlegion zurück.
07:58Das ist hier, wenn man hinter mir sieht, da ist dieser Fürst Ludwig Aloysius.
08:04Der hatte ein Regiment Hohenlohe, das hier gegründet wurde.
08:08Das ist ein Vetter meines Ur-Ur-Ur-Grossvaters.
08:12Und aus diesem Regiment Hohenlohe und einem zweiten Regiment entstand dann die Fremdenlegion.
08:17Um an den Vorläuferverband der Fremdenlegion zu erinnern,
08:21wird 2015 im Schloss ein Museum eröffnet.
08:24Es ist weltweit das Einzige ausserhalb Frankreichs.
08:28Gegründet wird die Legion dann 1831, rund 30 Jahre nach der französischen Revolution.
08:35Europaweit gibt es damals viele politische Flüchtlinge.
08:38Frankreich gewährt fast allen Zuflucht.
08:41Doch die Regierung sieht sie bald als potenzielle Unruheherde.
08:45Was also tun mit den unliebsamen Asylanten?
08:48Da war dann die brillante Idee, man hatte so eben mit der Eroberung Algeriens begonnen,
08:53eben eine Truppe zu schaffen, um diese Eroberung Algeriens eben mit Ausländern hauptsächlich durchzuführen,
09:02was zur eleganten Lösung führte.
09:04Man musste keine Franzosen dafür opfern und man hat diese Flüchtlinge,
09:09die man auch als Unruhefaktor wahrgenommen hat, auch wieder aus dem Land schaffen können.
09:13Wir sind im 1. Regiment der Fremdenlegion in Laudin in Südfrankreich, dem Pionierregiment.
09:24Schwarze Rose, küsst noch einmal deinen Legionär.
09:36Weil Deutsche in der Fremdenlegion Tradition haben, singt man auch heute ihre Lieder.
09:43Auch Ronny Bethke.
09:44Jede Kompanie hat hier sein eigenes Kompanielied.
09:50Wir haben halt das Lied Schwarze Rose, also Schwarze Rose von Uran.
09:58Die Legion ist halt eine der stärksten Einheiten der Welt.
10:02Und was mich halt gereizt hat, hier herzugehen, war halt der Mythos, den man überall sieht.
10:05Vor seiner Zeit als Legionär arbeitet Bethke als Maurer, im Sicherheitsdienst und als Zeitsoldat bei der Bundeswehr.
10:15Ich war in einem Heeresfliegerregiment, war aber in so einer kleinen Infanterieeinheit.
10:21Und wie gesagt, dann habe ich mich entschieden, ein Offizierslockband einzuschlagen, hat dann aber nicht geklappt.
10:27Hier bei der Legion klappt's mit der Karriere.
10:30Bethke ist Kaporal, vergleichbar mit einem Unteroffizier bei der Bundeswehr.
10:47Die Aufstiegsmöglichkeiten hier seien gut. Und je höher man kommt, desto mehr verdienst.
10:52Auch das ist ein Grund, warum Bethke hier ist.
10:55Ein Legionär bekommt zu Beginn 1300 Euro netto im Monat.
10:59Bei Auslandseinsätzen, die oft über mehrere Monate gehen, fast das Dreifache.
11:05Ich habe hier Essen, ich habe hier eine Unterkunft. Und das, was ich verdiene hier, das bleibt bei mir in der Tasche.
11:10Wie gesagt, wenn man sparsam ist, kann man sich halt auch schon gut was beiseite packen.
11:14Als er 2014 mit der Grundausbildung beginnt, muss er wie alle Legionäre auch Französisch lernen.
11:20Es ist sowohl Kommando als auch Amtssprache.
11:25Das Leben ist hier schon ein bisschen anders als wie beim Bund.
11:27In der Legion ist schon ein anderer Umgangston.
11:30Es ist nicht einfach die erste Zeit, aber ich kann nicht als Soldat ausgebildet werden, wenn ich jemanden mit Samtanschuh anfasse.
11:39Stefan Müllers Ausbildung bei der Fremden Legion liegt schon ein paar Jahre zurück.
11:43Mit seinem besten Freund spricht er oft über die harte Zeit.
11:47Denn schon an seinen ersten Tagen bekommt der heute 31-Jährige körperliche Strafen zu spüren.
11:53Im Rückblick sieht er es nicht an.
11:55Man soll sich immer anpassen an die Umgebung, dann überlebt man. Ganz einfach.
12:01Es hat schon alles seinen Sinn, warum es so läuft.
12:05Nachdem er sich 2009 meldet, wird Müller von der Gestapo, wie die Legionäre den Geheimdienst der Elite-Truppe nennen, komplett durchleuchtet.
12:13Dann kommt er zur Grundausbildung nach Castel-Noderie bei Marseille.
12:17Castel-Noderie ist sozusagen stellvertretend mit dem Satz Lernen durch Schmerz.
12:22Es herrscht absoluter Drill. Gepaart mit Schlaf und Nahrungsentzug.
12:29Wenn man den Menschen die existenziellen Bedürfnisse wegnimmt, dann kannst du davon auskennen, dass er sich schlimmer als ein Tier verhält.
12:36Und das macht sich sehr, sehr deutlich dann auf der Farm.
12:40Archaische Methoden auf dem Weg zum Elite-Soldaten.
12:42Man ist da ziemlich würdelos. Man fängt dann einfach aus Hunger, aus der Mülltonne Sachen rauszunehmen und das zu essen, weil man einfach so einen Hunger hat.
12:51Die, die nicht spuren, werden sofort bestraft, auch im Kollektiv.
12:55Die können dann bis zu 150 Legeschütze betragen, die du dann entweder mit den Handflächen machst, auf dem Boden oder auch mit den Fäusten.
13:02Das ist auf kleinen Steinchen, das ist auch ganz angenehm dann.
13:04Natürlich machst du es nicht alleine. Deine Kameraden müssen das natürlich auch mit ausbaden.
13:09Auch Schläge erdulden die angehenden Legionäre klaglos.
13:13Der Cloud-Khase und alle müssen Liegeschütze machen. Danach wird er ein bisschen verprügelt.
13:20Kollektivstrafen, ganz normal.
13:22Klar, wenn du von der Bahn ein bisschen zu weit links, zu weit rechts gehst, wirst du natürlich wieder zurückgeboxt auf die Gerade.
13:28Also, ganz normal.
13:31Zurück in Französisch-Guiana, an der Grenze zu Brasilien.
13:35Die fremden Legionäre der Dschungelkampfschule hatten kaum Schlaf in der Nacht.
13:39Trotzdem, es wartet ein harter Ausbildungstag auf sie, bei schwülen 30 Grad im Schatten.
13:45Kaum sind sie auf dem Trainingsgelände im Mangrovenwald angekommen, geht es für die Kämpfer wieder zurück zum Wasser.
13:52Allerdings diesmal ohne Boot.
13:53Die Uniformen sind zwar wasserabweisend, saugen sich aber dennoch voll, wiegen jetzt rund fünf Kilo mehr.
14:03Das Ziel ist, die Soldaten abzuhärten. Die Lehrgänge sind lang und körperlich anstrengend, Tag und Nacht.
14:11Ausbildung zur Kampfmaschine, das ist das Ziel.
14:14Wir wenden die Pädagogik der Fremdenlegion an, sei es im Ausbildungslager in Frankreich oder hier in Guyana.
14:25Die Ausbilder treiben die Kursteilnehmer an, haben nicht wirklich Mitleid oder Gewissensbisse, die Leute bis zum Äußersten zu pushen.
14:31Damit sie immer unter Druck bleiben, schreien wir sie oft an, um sie wirklich geistig auf zukünftige Einsätze vorzubereiten.
14:43Der 43-jährige Giesbert aus Deutschland kam vor 15 Jahren zur Legion.
14:54Er fühlt sich damals angezogen vom Mythos, will sein Leben ändern.
14:59Nach einem Abitur habe ich viel studiert, ohne zu einem regulären Abschluss zu kommen.
15:04Und deswegen war für mich die Sache irgendwann klar, dass ich irgendwann auch mal Geld verdienen musste.
15:08Dass ihre Kinder zur Legion gehen, davon erfahren die Eltern der Kämpfe oft erst später. Oder nie. Zu schlecht ist der Ruf der Truppe.
15:17Die Familie konnte nichts dazu sagen, weil ich sie darüber nicht in Kenntnis gesetzt habe und ich eines Tages einfach abgehauen bin.
15:25Mittlerweile wissen seine Eltern Bescheid. Giesbert bildet in seiner Einheit rund 25 Mann aus.
15:31Sie gilt als die Beste des gesamten Regiments. Seine eigene Ausbildung bringt ihn damals an seine körperlichen Grenzen.
15:39Physisch kann man alles durchstehen, mit ein bisschen Willen.
15:42Man ist ja auch immer von Leuten umgeben, die dasselbe durchmachen.
15:46Und wenn man nach links und rechts schaut, sieht man, okay, vielleicht geht es ihm noch ein Stück schlechter als mir.
15:51Dann ist man dadurch auch abgelehnt.
15:53Man hat die Wahl. Funktionieren oder aussortiert werden.
15:57Das Wichtigste ist, dass der Soldat im Einsatz reagiert und nicht anfängt, wenn die Kugeln um einen rumfliegen, Befehle zu diskutieren.
16:06Das ist eben ein wesentlicher Bestandteil dann der Grundausbildung.
16:09Und auf einen Befehl folgt die korrekte Ausführung.
16:13Und wenn die eben nicht stattfindet, dann muss man ein bisschen Druck hinterher bringen.
16:18Das Ausbildungsziel ist klar.
16:20Den zukünftigen Kämpfern muss die natürliche Tötungshemmung abtrainiert werden.
16:24In der Vergangenheit nutzten die Ausbilder dazu oft auch Prügelstrafen.
16:31Ich kann mich selber noch daran erinnern, in Aubagne während des Auswahlsverfahrens wurde mir am Ende die Frage gestellt, ob ich noch Fragen hätte.
16:37Und ich glaube, das war damals ein Hauptfeldwebel, ein Engländer.
16:41Den habe ich gefragt, schlagen Sie die Soldaten bei der Legion noch?
16:44Dann hat der Gelegger gesagt, wir sind nicht mehr im Indochina-Krieg.
16:47Heute sei es nicht mehr so hart wie früher, sagt Giesbert.
16:53Man kriegt vielleicht mal einen vor die Brust geknallt, aber es sind keine erniedrigenden Schläge oder irgendwas dabei gewesen.
16:59Oder ich selber bin nie verprügelt worden und habe es auch nicht miterlebt.
17:02Die Fremdenlegion gilt als verschlossen.
17:05Viele Details dringen nicht nach außen.
17:07Interviewpartner werden genau ausgewählt und gebrieft.
17:10Wir haben niemanden getroffen, der uns bestätigt, dass es heute noch körperliche Gewalt gibt.
17:16Gute Ausbildung komme ohne physische Strafen aus, sagt auch Ronny Bethke.
17:26Bethke hat als Unteroffizier rund 15 Mann unter sich.
17:30Ich bin denen vorgesetzt, wenn man ins Zimmer reinkommt und dann müssen die normalerweise ins, wie sagt man, bei uns ins Stillgestand gehen und einer macht dann halt dementsprechende Meldung.
17:43Die geben mir dann halt so die Ehre, wie man es halt so schön sagt.
17:47Machen sie es nicht, normalerweise, dann müssen die halt pumpen, sagt man so halt schön bei uns jetzt.
17:53Es ist der 29. April. Der 35-Jährige ist beim Zimmerappell heute besonders genau.
18:01Penibel kontrolliert er die Uniformen der Legionäre.
18:04Also hier muss man vor allem darauf achten, dass halt alles schön glatt ist, keine Falte drin ist.
18:09Wenn man im ersten Rang steht, sieht man genau, wenn da eine kleine Macke dran ist, dann ist das schon, hat man schon verloren.
18:17Morgen steht ein wichtiges Ereignis an.
18:20Der höchste Feiertag und das grösste Fest der Fremdenlegion. Kamerune.
18:27Die Pflege der Traditionen der Fremdenlegion ist ein wichtiger Faktor, um die Legionäre aus 140 verschiedenen Nationen zu disziplinieren, erklärt Legionsfachmann Christian Koller.
18:39Der offizielle Legionsspruch ist ja, die Legion ist ein Vaterland.
18:44Und natürlich jedes Vaterland hat irgendwelche Traditionen, Rituale, an die man sich regelmässig erinnert.
18:53Und das ist bei der Legion genauso. Es gibt ein eigenes Museum, es gibt eigene Denkmäler und es gibt eben auch eigene Feste.
19:01Das Wichtigste ist das Kamerone-Fest. Es wird jedes Jahr in allen Regimentern gefeiert.
19:08Mit Militärparaden und Formationsflügen und mit Frauen.
19:12Ansonsten sind Frauen in der Legion nicht gern gesehen, weder privat noch beruflich.
19:17Bei Kamerune aber sind sie willkommen. Alljährlich wird hier auch die Miss Kepi Blanc gewählt.
19:22Das Fest soll an den 30. April 1863 erinnern, an das Gefecht von Kamerone.
19:30Die Legion kämpft damals in Mexiko unter dem Hauptmann Jean Donjoux. Er gilt als ihr größter Held.
19:36Donjoux hatte Jahre zuvor im Dienst seine Hand verloren, drohte dienstuntauglich zu werden.
19:41Der Kapitän hat sich dann eine Handprothese machen lassen, damit er weiter Dienst leisten kann, obwohl er eben im Prinzip invalid war nach heutigen Maßstäben.
19:53Donjoux befehligt 65 Kämpfer. In Kamerone geraten sie in einen Hinterhalt, werden von 2000 Mexikanern angegriffen.
20:02Die Legionäre verschanzen sich in einer Hütte, werden von allen Seiten beschossen.
20:07Als auch noch Hauptmann Donjoux getötet wird, sind nur noch eine Handvoll Fremdenlegionäre am Leben.
20:14Doch sie geben nicht auf.
20:17Es waren drei noch Überlebende, die mit dem aufgesetzten Bayonet angreifen wollten.
20:22Dann hat der mexikanische Kolonin gesagt, halt, stopp, lasst eure Waffen nieder und ich lasse euch alle gehen.
20:30Die Schlacht wird bis heute glorifiziert als Symbol für Opferbereitschaft und Heldentum.
20:36Das hat natürlich dann diesen Mythos aufkommen lassen, eben der Legionär kämpft bis zum Letzten und gibt niemals auf.
20:44Auf dem Schlachtfeld hat man dann eben nachher auch die hölzerne Handprothese dieses Kapitäns gefunden und mitgenommen.
20:52Das heiligste Relikt, die hölzerne Hand. Sie liegt im Hauptquartier im Museum der Legion.
20:57Das mutet sehr katholisch an, also eine Reliquie, die aufbewahrt wird und am Kamerone-Tag nimmt man sie eben raus und trägt sie feierlich herum.
21:08Solche Mythen machen das Wesen der Legion aus, einer zusammengewürfelten Truppe ohne Vaterland, aber mit Sinn für Rituale und Symbolik.
21:17Die Geschichte von Kamerone kennt jeder Legionär.
21:20Sie wird allen Elitekämpfern gleich zu Beginn ihrer Legionszeit bei der Vertragsunterzeichnung erzählt,
21:25in einer feierlichen Zeremonie, in der Halle im Hauptquartier, in der auch die Holzhand liegt.
21:30Wenn man in der Halle steht, man kriegt dann halt schon ein anderes Bild.
21:33Das kribbelt halt dann auch, wie gesagt, in den Armen und Beinen, weil man halt, das ist dann schon ein heroischer Moment, sag ich mal.
21:41Ebenso glorifiziert die Verleihung des Kepi Blanc, der legendären Kopfbedeckung der fremden Legionäre.
21:47Auch sie wird feierlich begangen.
21:53Wir sind in Castel-Nodderie bei Marseille.
22:00Dem aktuellen Ausbildungsjahrgang wird das Kepi Blanc verliehen.
22:04Anwesend sind etliche altgediente Legionäre, auch Heinrich Back aus Mannheim.
22:10Heute ist für die jungen Legionäre ein ganz besonderer Tag.
22:13Sie bekommen nach vier Monaten Grundausbildung, einer sehr, sehr harten Ausbildung, endlich ihr Kepi Blanc.
22:20Um ihr Kepi Blanc zu bekommen, mussten die frisch ernannten Legionäre zuvor den sogenannten Marsch Kepi Blanc bewältigen.
22:27Einen Geländelauf über rund 80 Kilometer.
22:30Jetzt sind sie müde, aber glücklich.
22:34Heinrich Back bekommt sein Kepi Blanc in Algerien, mitten im Algerienkrieg.
22:39Aufmerksam auf die Fremdenlegion wird er 1954.
22:43Und zwar durch Zeitungsartikel, durch Filme und vor allen Dingen auch durch Freddy Quinn.
22:54Der Sänger wird damals im Nachkriegsdeutschland immer bekannter.
22:57Die Lieder von Quinn handeln von der See, der weiten Welt und von der Fremdenlegion.
23:02Der Weg nach Haus ist schwer für einen Legionär.
23:16Was kaum jemand weiß?
23:21Freddy Quinn war eigentlich in seiner Jugend, hat er sich zu der Fremdenlegion gemeldet gehabt.
23:26Aber nach Überprüfung seiner körperlichen Leistungsfähigkeit, seiner Größe vor allen Dingen, hat man ihn nicht in die Fremdenlegion aufgenommen.
23:35Und danach hat er begonnen mit diesen Liedern.
23:37So Backs Version.
23:40Er selbst meldet sich 1954 zur Ausbildung bei der Fremdenlegion.
23:46Die haben den Rucksack aufgesetzt gekriegt.
23:48Man hat die Rucksackriemen runtergenommen, mal Telefondräder drauf gemacht.
23:53Und dann hat man den Rucksack mit Steinen gefüllt.
23:55Da mussten sie eben damals so 10 oder 15 Kilometer laufen.
23:59Da waren natürlich die Dräder da blutig.
24:01Und auch härtere Methoden gehören zum Strafenkatalog.
24:06Die haben also auch schon mal die Fäuste sprechen lassen.
24:09Wir hatten noch Ausbilder, die zum Teil ehemalige SS-Leute waren, ehemalige Soldaten aus der deutschen Wehrmacht.
24:17Also da gab es keine Gnade.
24:191960 ist Back im Algerienkrieg.
24:23Das Land ist seit 1848 französische Kolonie und kämpft um seine Unabhängigkeit.
24:28Zu dieser Zeit sind Folter und Mord fester Bestandteil der französischen Kriegspolitik, auch in Algerien.
24:35Damals erlebt Back eine dunkle Stunde in der Geschichte der Fremdenlegion mit, gipfelnd in dem Putsch 1961.
24:44Zu der Zeit gibt es in Frankreich Verhandlungen über die Unabhängigkeit Algeriens.
24:49Als Präsident de Gaulle plötzlich, wohl auf Druck der Weltöffentlichkeit, verkündet, dass man das Land freigeben solle, führt das zu massiven Protesten.
24:58Die Legion war gegen ein freies Algerien. Wir haben unseren Auftrag in Algerien bekommen, wir wollten ihn durchführen.
25:05Unsere Generäle haben sich erhoben und haben geputscht gegen de Gaulle.
25:10In Frankreich formieren sich über eine Million Putschisten. Das Ziel, sie wollen de Gaulle absetzen.
25:16Auch die Offiziere in Backs Regiment wollen das. Doch der Oberkommandierende ist dagegen und stellt die Offiziere schließlich vor die Entscheidung.
25:24Einer der Redelsführer, der Offiziere, ist aufgestanden und hat gesagt,
25:29Mon Colonel, wir putschen nicht, wir bleiben stehen hinter ihnen.
25:33Damit hat er mein Regiment gerettet, denn de Gaulle hat es nicht aufgelöst, wie er es mit anderen Regimentern gemacht hat.
25:39Auch keinerlei, keine Offiziere wurden bestraft.
25:42Anders verfährt man mit den Putschisten.
25:44Die Offiziere, welche an der Putsch teilgenommen hatten, kamen in Paris vor das Kriegsgericht.
25:50Und die meisten wurden in Paris, in Forte-en-aux-Jean, in den Gräben erschossen.
25:55Der Putschversuch schadet dem Ruf der Legion erheblich.
25:59Nachdem Algerien 1962 unabhängig wird, soll sie sogar abgeschafft werden.
26:04Doch es kommt anders.
26:07Weil Frankreich weiterhin auch weltweit eine militärische Rolle spielen will, entscheidet es sich, die Fremdenlegion zu behalten, sie aber radikal zu verändern.
26:16Die Legion wird verkleinert und soll zu einer Eliteeinheit geformt werden.
26:21Einsätze gibt es in den Krisenregionen weltweit.
26:25Harte Einsätze, Kritiker sagen, Drecksarbeit.
26:28Stefan Müller erlebt fünf Auslandsmissionen mit.
26:31Die schlimmste in Mali, im Rahmen der Operation Serval 2011.
26:36Es herrscht Bürgerkrieg.
26:37Teile der Bevölkerung kämpfen gegen das korrupte Regime.
26:40Durch den Krieg in Algerien 2011 gab es viele Gruppierungen, die dschihadistisch eingestellt waren.
26:47Dann irgendwann mal trifft man halt auf die Menschen, aber verhandeln mit denen kannst du nicht.
26:53Die sind da ganz anders eingestellt.
26:55Stößen wird geschossen.
26:55An sein erstes Feuergefecht erinnert sich Müller noch genau.
27:00Es gibt mehrere Tote. Und auch er hat geschossen.
27:04In dem Moment, wo es dann stattfindet, kommt einem alles so langsam vor.
27:09Im Nachhinein, irgendwann nach, das ging vielleicht 10, 15, 20 Sekunden, dann war die Sache vorbei.
27:17Aber in dem Moment kam es wohl in die Ewigkeit.
27:20Die Anforderungen an die Legionäre haben sich in den letzten Jahren massiv verändert.
27:25Was jetzt modern geworden ist seit einigen Jahren, ist ja die asymmetrische Kriegsführung.
27:30Und man merkt, man ist nirgendwo mehr sicher.
27:34Es gibt keine hundertprozentige Sicherheit.
27:36Du kannst noch so gut gepanzert sein und beschützt.
27:38Und es werden Bomben, Granaten versteckt und es sprengen sich Leute in die Luft.
27:43Davor kannst du dich nicht schützen.
27:44Müller erlebt einige Terroranschläge mit.
27:48Mehrmals wird seine Einheit von Selbstmordattentätern attackiert.
27:52Im Einsatz selbst ist es schwierig zu erkennen, wer ist unser Freund, wer ist unser Feind.
27:57Weil einen Tag schütteln sie die Hände und sagen, die Halle, am nächsten Tag sprengen die sich neben einer Wache in die Luft.
28:04Die Legion rüstet sich auf.
28:06Schon früh kommt auch Müller mit schweren Geschützen in Kontakt.
28:08Das ist das ERIX-Abzeichen.
28:11Das ist eine autogesteuerte Rakete, wo du dann so ein Riesenrohr hast.
28:16Dann kannst du so ein Zielfernrohr reinschauen.
28:19Das ist dann wie ein Playstation-Spiel, wo du dann selber reinlenken kannst.
28:23Auch wenn du den Knopf schon betätigt hast und die Rakete ist im Anflug, kannst du nochmal nachsteuern.
28:28Müller wird für Sonderaufgaben eingesetzt.
28:31Mit dem Panzerabwehrsystem ERIX.
28:33Die ERIX schafft ungefähr fünf Meter Erde durchzuschießen oder zweieinhalb Meter Beton oder 90 Zentimeter Stahl.
28:44Das ist ein Hohladungsgeschoss, was dann mit einer Vorsprengung sozusagen aufmacht.
28:49Und dann geht das Hohladungsgeschoss sozusagen in so eine kleine Öffnung, was vielleicht so groß ist.
28:54Und dann geht die ganze explosive Kraft, ungefähr 7000 Grad, dann ins Ziel hinein.
29:01Mit einer Druckwürde, mit einer Hitze, wo was keiner überleben kann.
29:06Um die Rakete zu bedienen, absolviert er eine Spezialausbildung.
29:11Allein ein Geschoss kostet fast 15.000 Euro.
29:14Sechsmal, so Müller, feuert er später die Lenkrakete.
29:18Immer nur in Übungen? Wollen wir wissen?
29:20Ähm, nicht alle. Nicht alle.
29:26Die Fremdenlegion ist eine Angriffsarmee. Die Soldaten sind zum Töten abgehärtet worden.
29:33Klar, dafür wurden wir ausgebildet. Aber warum sieht man das immer so, dass wir sozusagen als Killer bezeichnet werden?
29:40Es ist ja auch da, ich habe eine Verantwortung gegenüber meinen Kameraden und Waffenbrüdern.
29:44Und wenn ich dann das nicht mache, wenn ich nicht schieße, dann werden meine Brüder dann sterben.
29:50Deswegen, Krieg ist ganz einfach. Der, der schneller schießt, gewinnt.
29:54Da hast du keine Zeit zum Überlegen.
29:59In Französisch-Goyana, in der Dschungelkampfschule der Fremdenlegion, werden nicht nur Legionäre,
30:05sondern Elitekämpfer von Armeen aus aller Welt gedrillt.
30:09Besonders geschätzt und gefürchtet, der Dschungelparcours.
30:12Wenn jemand schlecht vorbereitet ist, hält er keine Woche durch und kehrt zum Regiment zurück, manchmal mit schlimmen Verletzungen.
30:24Die Legionäre werden von ihren Ausbildern bis an ihre Leistungsgrenzen getrieben.
30:32Und oft darüber hinaus. Nicht selten bricht einer zusammen.
30:36Wenn es passiert, muss man die Betroffenen mit dem Hubschrauber herausholen.
30:50Auch für Hubschrauber-Einsätze trainiert die Fremdenlegion in Französisch-Goyana.
30:56In dem Überseedepartement von Frankreich bewacht sie unter anderem den Weltraumbahnhof in Kourou.
31:00In zwölf Stunden soll hier eine Rakete starten. Ein Flugmanöver kurz vor dem Countdown.
31:15Alles muss wie im Schlaf sitzen. Auch das Abseilen aus 30 Metern Höhe.
31:20Der deutsche Giesbert trägt die Verantwortung für die Truppe und für den Einsatz.
31:39Wenn im Weltraumbahnhof ein Raketenstart ansteht, herrscht bei den Legionären Alarmbereitschaft.
31:45Sie haben einen Kommandoposten aufgebaut, sind seit zwei Tagen im Einsatz.
31:50Was theoretisch passieren könnte, weil das Gebiet ja riesig groß ist und so ein Riesengebiet können sie nicht komplett absperren.
31:56Dass sich einfach Leute auch trotz aller Sicherheitsmaßnahmen in dieses Gebiet hier verirren.
32:02Und die dann zu einem Zeitpunkt eben vor Ort sind, wo sie nicht da sein sollten. Und das ist eigentlich das Gefährdigste.
32:11Mehr sagt Giesbert auch auf Nachfrage nicht. Geheimhaltung.
32:14Rund um die Uhr fährt die Einheit Patrouille und kontrolliert die Grenze zum Weltraumbahnhof.
32:18Zurück zu den historischen Kriegen der Fremdenlegion.
32:23Neben Kamerone gibt es eine weitere Schlacht, die bis heute als Symbol für Opferbereitschaft und Heldentum instrumentalisiert wird.
32:31Dien Dien Phu, eine der schmerzlichsten Niederlagen Frankreichs.
32:34Im Indochina-Krieg kämpfen die kommunistischen Truppen der Viet Minh ab 1946 für ein unabhängiges Vietnam, gegen die Kolonialmacht Frankreich.
32:43Diese Schlacht gilt auch als Beispiel, dass die Legionäre bis zum Tod und fast darüber hinaus weiterkämpfen.
32:52Die Hauptlast der Kämpfe auf französischer Seite trägt die Fremdenlegion.
32:56In dieser Zeit stammen über die Hälfte der Legionäre aus Deutschland.
33:00Dien Bien Phu gilt als letzte Schlacht der Waffen-SS.
33:03Viele der deutschen Kämpfer gehörten bis 1945 zu Hitlers Rassekriegern.
33:07Dien Bien Phu wird für sie zur Todesfalle. Die Stadt liegt im Dschungel, in einem Tal.
33:13Hier bauen die Franzosen eine Festung mit rund 9000 Soldaten.
33:16Das Problem, sie verzichten fast komplett auf schwere Geschütze.
33:21Und man hatte seitens der Franzosen nicht damit gerechnet, dass es den Viet Minh gelingen würde, schwere Artillerie auf diese Berge zu bringen.
33:31Ein verhängnisvoller Fehler. Denn mit Fahrrädern, zu Fuss und durch die Zerlegung ihrer Grosswaffen gelingt genau das den Viet Minh.
33:44Die Franzosen waren eingekesselt. Der Nachschub war nur noch auf dem Luftweg möglich.
33:49Und es wurden dann auch Truppen per Fallschirm abgesetzt.
33:52Und das waren eben die Fallschirmjäger der Fremdenlegion, die da als Nachschub eingeflogen wurden.
33:58Ein Himmelfahrtskommando.
34:01Wo Leute nur zwei Stunden ausgebildet wurden, im Fallschirmsprung, danach in Dien Bien Phu abgesprungen sind, obwohl die es nicht konnten.
34:09Wovon viele dann aber bereits am Fallschirm hängend abgeschossen wurden und bereits tot waren, als sie unten ankamen.
34:18Am 7. Mai 1954 kapitulieren die Franzosen.
34:23Dien Bien Phu war wieder so ein Symbol für Kämpfen bis zum letzten Mal.
34:28Mir war das von Anfang an nicht klar, warum man das feiern muss, damit man es den Tod der Soldaten glorifizieren muss, dass sie sich für etwas geopfert haben, wo sie eh keine Chance hatten.
34:36Mehr als 20.000 Vietnamesen und rund 11.000 Legionäre sterben, davon fast 7.000 Deutsche.
34:43Es ist das Ende der Kolonialmacht Frankreich in Fernost.
34:47Einer, der in Dien Bien Phu dabei war, ist Otto Gottlieb.
34:56Gottlieb ist 18, als er dort landet, voller Vorfreude, wie alle seine Kameraden.
35:20Doch er wird schnell mit der Realität konfrontiert, als ein Unteroffizier auf eine Mine tritt.
35:27Der Unteroffizier war schwer verwundet, die Beine und mein Freund war tot.
35:32Und das beim ersten Einsatz war schon ein Erlebnis, das man dann verarbeiten muss.
35:38Nur, Zeit dafür bleibt nicht.
35:41Ich habe nachts mit Wache außerhalb dieser Ortschaft, die wir eingenommen hatten, hinter dem MG gelegen.
35:51Und da sind ein paar Hulten abhauen von der Gegenseite.
35:55Das waren ja die, die die Minen gelegt hatten.
35:57Und da habe ich dann draufgegangen, ich hatte nichts mehr gesehen.
36:00Bis der Leutnant kam und hat gesagt, es reicht keiner mehr da.
36:05Das war alles durch den Tod meines Kameraden. Damals war ich dann durchgedreht.
36:12Das ist mir eigentlich so gut wie nie mehr passiert dann.
36:17Gottlieb wird mehrmals verwundet, muss trotzdem weiterkämpfen.
36:21Nach der Kapitulation der Franzosen kommt der heute 82-Jährige in Kriegsgefangenschaft an der chinesischen Grenze.
36:28Nur jeder Fünfte überlebt die Haft.
36:30In Vietnam stellen die Deutschen mit 55 Prozent die absolute Mehrheit aller Legionäre.
36:39Und das ist nicht etwa eine Ausnahme.
36:42Frankreich verlässt sich zu der Zeit in seinen Kriegen mit der Fremdenlegion hauptsächlich auf deutsche Soldaten.
36:48Die waren eigentlich mit Abstand die am stärksten vertretene Nationalität unter den Legionären.
36:55Es gibt sogar drei Phasen, in denen ausgerechnet der Erbfeind aus Deutschland mehr als die Hälfte der Legionäre stellt.
37:03Die Jahre nach dem Deutsch-Französischen Krieg, sowie die Jahre nach dem Ersten und Zweiten Weltkrieg.
37:09Aber warum hat es die deutschen Männer immer wieder zur Legion gezogen?
37:13Historisch gesehen, der wichtigste war Armut, Perspektivlosigkeit.
37:18Die Fremdenlegion bot eine gewisse materielle Sicherheit.
37:21Ein weiteres Motiv, die Chance auf eine neue Identität.
37:27Denn viele flüchten aus Deutschland vor Strafverfolgung oder aus politischen Gründen,
37:32beispielsweise in der Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg.
37:35Wo eben viele aus Deutschland geflüchtete Juden oder auch Antifaschisten, Sozialisten und so weiter
37:42in die Fremdenlegion eintreten, um aktiv gegen Hitler kämpfen zu können.
37:47Nach 1945 wird die Legion für ehemalige Hitler-Sympathisanten interessant.
37:55Nach dem Zweiten Weltkrieg gab es natürlich auch Leute aus der Waffen-SS oder der SS,
38:03die in die Legion wollten, um ihre Identität zu wechseln und um weiterhin das Kriegshandwerk auszuüben.
38:11Außerdem, um den drohenden Strafen im Nachkriegsdeutschland zu entgehen.
38:16Alfred Junius zum Beispiel war Mitglied im Führerbegleitkommando, den Personenschützern von Adolf Hitler.
38:22Später flüchtet er vor dem Entnazifizierungsverfahren in die Fremdenlegion.
38:27Eine neue Identität, gut abgeschottet vom früheren Leben und mit der Aussicht,
38:31nach drei Jahren die französische Staatsbürgerschaft zu bekommen, das gilt damals wie heute.
38:36Heute erfüllt die Legion immer noch diese Rolle, aber wir haben keine Mörder in unseren Reihen.
38:42Wir tolerieren manchmal Leute, die sich kleinere Vorwürfe in der Vergangenheit zu machen haben.
38:47Eine Aussage mit Raum für Spekulationen.
38:51Genauere Infos sind, mal wieder, nicht zu erfragen.
38:55Zahlen, die man bekommt?
38:57Heute stammen die meisten der Legionäre aus Osteuropa und nur noch rund 5 Prozent aus Deutschland.
39:02Der wirtschaftliche Druck ist nicht mehr so groß wie in den 60ern.
39:07Auf dem Ausbildungsgelände treffen wir Horst Brandt.
39:11Der 24-Jährige ist erst seit drei Wochen dabei.
39:14Ausgerechnet ein Spielfilm hat ihn dazu gebracht.
39:19Ich habe einen schrecklichen Film mit Jean-Claude Van Damme gesehen und ich habe mich darüber informiert.
39:25In Der Legionär spielt Van Damme einen Boxer, der auf der Flucht vor Kriminellen zur Legion geht und als einziger Überlebender einer Schlacht zum Helden wird.
39:36Brandt ist auch Boxer, seit er 15 ist. Er kommt aus Erlangen.
39:41Über seine Familiengeschichte möchte er ansonsten nichts erzählen.
39:44Sie sei etwas kompliziert, sagt er. Er habe Abitur und danach VWL studiert.
39:49Ich habe einfach gedacht, ich kann nach diesen einen Jahren nicht wieder zurück zum Master und danach in einer Bank oder in einer Consultingfirma oder so etwas arbeiten.
39:58Deswegen wollte ich wenigstens ein paar Jahre Abenteuer haben.
40:03Die Meinung der Eltern? Zweitrangig.
40:06Naja, ich habe es erwähnt und meine Eltern waren nicht so begeistert.
40:13Naja, deswegen ging ich einfach zur Legion und habe eine Nachricht hinterlassen.
40:17Momentan hat er keinen Kontakt zur Familie. Das ist üblich.
40:23Denn während der viermonatigen Grundausbildung werden die angehenden Legionäre komplett von der Außenwelt isoliert.
40:31Die Ausbildung ist halt, also nicht nur körperlich, auch psychologisch.
40:34Weil wir schlafen unglaublich wenig, wir bekommen nicht gerade so viel zum Essen.
40:38Und wir dürfen eigentlich nicht wirklich Englisch oder so etwas miteinander sprechen.
40:46Und das ist halt schon etwas belastbar manchmal.
40:50Doch, naja, da muss man durch.
40:53Für die Legionäre herrscht zudem die ersten fünf Jahre Heiratsverbot.
40:58Die wenigsten haben Frau und Kinder.
41:01Man nimmt das in Kauf.
41:02Die Legion wird zur Familie.
41:04Der Ehrenkodex der Fremdenlegion.
41:15Mit ihm bezeugen die Kämpfer regelmässig, dass sie immer nach den Regeln der Legion handeln werden.
41:21Die sechste lautet zum Beispiel.
41:22Der Auftrag ist dir das Wichtigste.
41:25Du führst ihn bis zum Ende aus.
41:27Wenn es sein muss, unter Einsatz deines Lebens.
41:29Die Bundeswehr war für Brand nie eine Alternative.
41:38Die Fremdenlegion bietet einfach viel mehr Vielfalt.
41:41Und ich kann, also, falls ich meinen Käppi Blank mal schaffe und die Ausbildung, kann ich wirklich auch sagen,
41:47ich bin Teil einer der härtesten Militärgruppe der Welt.
41:54Also, darauf wäre ich dann sehr stolz.
41:56Dass er im Ernstfall töten muss, ist ihm bewusst.
42:00Und dass er selbst getötet werden kann?
42:04Ja, natürlich etwas Angst werde ich bestimmt haben.
42:07Doch, naja, der Angst muss sich stellen.
42:11In Französisch-Guyana ist heute ein besonderer Tag.
42:14Nur noch wenige Augenblicke bis zum geplanten Raketenstart.
42:18Zwar regnet es in Strömen, Zwischenfälle gibt es aber bisher keine.
42:21Das Einzige, was jetzt noch dazwischen kommen könnte, wäre vielleicht das Wetter.
42:26Aber ich bin kein Meteorologe.
42:29Der Countdown läuft.
42:31Trotz Regens kann die Vega-Rakete starten.
42:344, 3, 2, 1, top!
42:38Sie wird einen Erdbeobachtungssatelliten in seine Umlaufbahn bringen.
42:49Der Einsatz beim Weltraumbahnhof ist eine eher angenehme Ausnahme eines Legionärs.
42:54Im Fokus stehen aktive Kriegseinsätze.
42:58Giesbert hatte bisher fast zehn.
43:00Von Feuergefechten blieb er dabei noch verschont.
43:02Aber wenn auf mich oder meine Kameraden geschossen wird, oder wenn ich weiß, dass zur Erfüllung des Auftrags eben auch die Vernichtung des Gegners nötig ist,
43:13bin ich dann hoffentlich und auch in der Lage, das Nötige zu tun.
43:17Ex-Legionär Müller hat all dies erlebt.
43:19Von harten Gefechten bis zu Selbstmordanschlägen.
43:22Mehrfach denkt er ans Aufgeben.
43:242014 läuft sein Zeitvertrag aus.
43:27Er verlängert ihn nicht.
43:28Heute arbeitet er als Personenschützer.
43:30Ich habe mehr Dinge gesehen, als ich gewünscht habe und mehr Dinge erlebt, als ich jemals mir vorgestellt habe.
43:35Aber das ist jetzt, nee, ich habe keine Störung davon getragen.
43:39In diesen Berufen kriegt man halt solche Erlebnisse mit und der eine kriegt einen Knacks mehr, der andere einen Knacks weniger.
43:46Die Soldaten der Fremdenlegion.
43:48Sind sie wirklich das, als dass sie sich sehen?
43:51Die härtesten Männer der Welt, im Dienste einer der härtesten Truppen der Welt?
43:55Sie lassen sich nur dosiert in die Karten blicken, denn sie sind um ihr Image bemüht.
44:01Galten sie doch früher als Auffangbecken für Schwerkriminelle, gescheiterte Existenzen und Kriegsverbrecher.
44:07So bleibt er weiterhin bestehen.
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