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00:00Musik
00:00Ah, der Alkohol.
00:18Mit dem Alkohol ging's noch.
00:20Obwohl, einige waren ganz schön in Farbe.
00:26Ich hab da einen Mann kennengelernt.
00:30Sag mal, kennst du eine Firma Oehme und Co.?
00:32Nicht, dass ich wüsste.
00:34Optische und feinmechanische Geräte
00:36sollen in der Branche einen ganz guten Namen haben.
00:39Dieser Oehme war auch da?
00:40Nein, er nicht.
00:41Ein leitender Angestellter, ein gewesener Prokurist.
00:44Gewesener?
00:46Kaltgestellter.
00:46Und da geht er zu einer Väter?
00:48Wo lebst du denn?
00:49Du, ihr geht mir doch feiern, wenn man den Kopf voll hat.
00:50Ach so, deswegen warst du wohl auch da.
00:52Das ist gar nicht so komisch.
00:55Der Mann ging mir nicht von der Pelle.
00:57Irgendjemand hat ihm erzählt, was für einen Beruf ich habe.
01:00Oh, das kenn ich.
01:02Als der so alles vom Stapel ließ,
01:04der ließ ganz schön Dampf ab.
01:06Und ich war das arme Opfer.
01:07Worum ging's denn?
01:08Um die Firma, um den Chef?
01:10Um beides.
01:11Thema Steuerhinterziehung.
01:13Und das war noch nicht mal alles.
01:14Mit der Steuerhinterziehung.
01:29Mit der Steuermoral ist es in den meisten Staaten nicht zum Besten bestellt.
01:48Bereits vor mehreren Jahren schätzte die Deutsche Gesellschaft für Betriebswirtschaft,
01:52dass durch Steuerkriminalität, nämlich durch vorsätzliche und leichtfertige Steuerhinterziehung,
01:59dem deutschen Staat Schäden in Höhe von mehr als drei Milliarden D-Mark entstehen.
02:04Dabei besteht eine Paradoxie, ja Schizophrenie, der deutschen Steuerstrafrechtspflege darin,
02:11dass durch das Institut der sogenannten strafbefreienden Selbstanzeige
02:15dem Straftäter die Möglichkeit gegeben wird,
02:18durch Nachzahlung und Verzinsung der hinterzogenen Steuern sich Straffreiheit zu verschaffen.
02:24Dieses Defizit an sozialer Gerechtigkeit wird im Laufe der Zeit durch Reformen beseitigt werden müssen.
02:32Aber in der freien Wirtschaft, wissen Sie, da kriegen Sie Bänken eines in den Hintergrund getreten.
02:41Das geht von Stufe zu Stufe.
02:45Und da sind Sie dann nach 30 Jahren, kriegen Sie einen Fuß drin nach dem anderen.
02:50Und das ist dann die Quittung.
02:52Besser Sie dann jetzt aufzukriegen.
02:54Man muss aber alles einstecken können.
02:57Wenn Sie Invalide, bin ich nebenbei auch noch.
03:03Sehen Sie sich das mal an?
03:06Kriegsverletzung?
03:08Ein vorderster Front.
03:10Auf der Grenze zwischen Hüben und Trüben.
03:14Im Jahre des Friedens, 1947.
03:17Und die Nahe ist wirklich furchtbar.
03:20Das ist keine Schussverletzung.
03:21Das ist ein Fangeis.
03:24Eine Wildpaläse, die Sie früher aufgestellt haben.
03:29Als ich von drüben mal rüberkam, mit einem Koffer voller Pläne und Zeichnungen.
03:34Für Oehme natürlich.
03:36Zeichnungen und Pläne für Oehme und Co.
03:37Ja, die waren ja drüben führend in der Branche.
03:41Der Vater von Fritz Oehme, der hatte vor 60 Jahren angefangen mit einer ganz kleinen Klitsche.
03:46Klein, aber klein.
03:49Was meinen Sie, was unser Chef, der Herr Fritz Oehme?
03:51Was der am Schluss war?
03:56Der Inhaber bedeutender Patente und Lizenzen.
03:59Was denn?
04:03Wehrwirtschaftsführer.
04:04Ach, wirklich?
04:05Ja, das war nicht einfach irgendjemand, Herr Oehme.
04:08Der Mann stellte was da.
04:11Allerdings auch steuerngezogen.
04:12Wegen meiner Frau wäre ich gerne auch nach Oberalmbach gezogen.
04:20Kennen Sie Oberalmbach?
04:21Hübsche Gegend.
04:23Das war übrigens meine Idee.
04:25Ich habe das ausgeknobelt mit dem Zonenrandgebiet.
04:28Wer ist jetzt der große Mann?
04:32Der Alleinherzscher, der seinen Finanzfachmann ausgeschaltet hat, damit er ihm nicht in die Kartenbuchung kam?
04:38Na, wer?
04:39Ich weiß natürlich selbst, Herr Roth, dass man sich im Gerede und der Alkohol keine große Bedeutung beimessen darf.
04:43Ja, aber Sie sagten doch eben selbst, zum Schluss war Herr Mayrich wieder ganz klar.
04:47Ziemlich, aber der Redeschfall ging trotzdem weiter.
04:50Ab und zu haben auch andere etwas mitgekriegt.
04:52Na, ob die nun wirklich was mitgekriegt haben, möchte ich noch bezweifeln.
04:56Aber sagen Sie mal, der Hauptsitz der Firma, der ist doch hier.
04:59Ja, Fritz Oehme konnte nach 46 hier Fuß fassen.
05:03Die Alliierten hatten ihn natürlich festgenommen, aber auch bald wieder freigelassen.
05:05Seine Frau und ein paar leitende Angestellte waren schon als Vorhut hier und irgendwie fanden sie auch Räumlichkeiten für den ersten Anfang provisorisch und bescheiden, wie damals viele anfingen.
05:14Na ja, als ehemaliger Wehrwirtschaftsführer dürfte er ja Freunde genug gehabt haben, die ihm den Start erleichtern.
05:20Bestimmt.
05:21Dann kam ja auch schon bald der große Knüller für Oehmes Erzeugnisse.
05:24Wieso?
05:24Also, Korea-Krieg, optische Geräte, Herr Roth.
05:27Oehme hatte Patente, die waren damals Gold wert.
05:30Die Produktion schoss dann auch raketenhaft in die Höhe.
05:33Die Gewinne waren dementsprechend.
05:35Na ja, das ist ja alles sehr gut und schön, aber eine gewisse Skepsis scheint mir dennoch angebracht.
05:39Denn wer will denn beurteilen, ob diesem Herrn Mayrich nicht einfach der Alkohol zu Kopf gestiegen war?
05:43Ja, wie Sie meinen, Herr Roth. Ich kann es auch auf sich beruhen lassen.
05:45Naja, ich will ja hier nicht die Pferdescheu machen, Herr Tunseger.
05:48Aber wenn es sich wirklich um Steuerhinterziehung handelt, dann müssen wir natürlich der Steuerfahndung einen kollegialen Wink geben.
05:54Obwohl ich der Meinung bin, ich meine, wollen Sie nicht lieber doch nochmal mit Herrn Mayrich reden?
05:59Es gibt da nämlich zwei Möglichkeiten.
06:01Entweder der Mann will sich wirklich was von der Seele reden, oder er lacht Ihnen jetzt ins Gesicht.
06:06April, April.
06:07Wir haben Juni, Herr Roth.
06:10Es könnte für Rache gehalten werden, wenn ich jetzt anfange zu reden.
06:13Obwohl ich mehr als einen Grund dazu hätte.
06:18Früher war die ganze Buchhaltung hier.
06:20Ich hatte sie unter mir.
06:22Und meine Bücher und Bilanzen waren absolut in Ordnung.
06:26Und jetzt? Ich meine, wer macht die Buchhaltung jetzt?
06:29Ja, ein gewisser Doktor Graumann.
06:32Ach, der Schwiegersohn?
06:33Nein, der ist Techniker. Neuberg heißt er, auch Doktor.
06:38Auch der Sohn hat mit dem Kaufmännischen nichts zu tun.
06:41Und das macht Öhme alles alleine, eben mit diesem Doktor Graumann.
06:46Der nennt sich Wirtschaftssachverständiger.
06:51Mit dem hat der Öhme schon gewispert vor fünf Jahren, als ich noch gar nichts davon wusste.
06:57Verstehe.
06:57Ah, das war der Anlass meiner Kur.
07:03Das Bein machte mir immer mehr Ärger und ich musste immer öfter zur Kur.
07:06Das passte dem Öhme gar nicht.
07:09Dabei hatte er ganz vergessen, bei welcher Gelegenheit ich mir den Schaden eingefangen hatte.
07:13Und unterdessen verhandelte Herr Öhme mit diesem Doktor Graumann?
07:16Ja, ja.
07:18Als ich aus der Kur zurückkam, war es beschlossene Sache,
07:21dass die Buchhaltung ganz nach Oberalmbach verlegt wurde, sobald doch die Fabrik fertig war.
07:26Sie sprechen von Ihrem Zweigbetrieb im Zonenrandgebiet.
07:29Ah, Zweigbetrieb, das ist schon längst unser Hauptbetrieb.
07:32Hier machen wir ja nur noch kleine Teile.
07:35Dabei war ich derjenige, der Herrn Öhme auf die Möglichkeiten im Grenzgebiet aufmerksam gemacht hat.
07:39Sie meinen die Förderungsmittel für strukturschwache Gebiete?
07:42Ja, mit ungeheuren Investitionshilfen für Betriebe, die sich dort ansiedeln wollen.
07:46Zur Belegung des Wirtschaftsmarktes, des Arbeitsmarktes und so weiter.
07:50Das ist doch eine gute Sache.
07:51Ja, schon. Für Betriebe mit gesunder Grundlage.
07:56Ja, war das denn bei Ihnen nicht der Fall?
07:59Ich denke, die Firma...
07:59Die Zeiten sind längst vorbei.
08:01Die internationale Konkurrenz hat uns mächtig Wasser abgegraben.
08:05Aber Sie sagten doch selbst, Sie hätten Herrn Öhme erst auf die Möglichkeiten im grenznahen Gebiet aufmerksam gemacht.
08:10Ja, ich habe ihn aufmerksam gemacht und ihm abgeraten.
08:13Denn wir waren ja gar nicht in der Lage, eine größere Sache zu stärken.
08:17Und warum hat Herr Öhme Sie dann trotzdem durchgeführt?
08:19Ja, ein moderner, größerer Betrieb, das stach ihm in die Augen.
08:23Das ist eigentlich verständlich.
08:25Und dann, es wurde doch sicher auch geprüft, ob das Unternehmen für die Förderungsmittel geeignet war.
08:30Prüfer kann man täuschen.
08:33Und Geld, was man nicht hat, das kann man sich besorgen, auf legale oder illegale Weise.
08:39Aber was ist denn nun jetzt mit der Firma?
08:41Ich meine, wenn die Lage wirklich so schlecht ist, dann hilft doch auch eine Verlegung oder Umstrukturierung nichts, oder?
08:46Na, die Modernisierung war zunächst ein neuer Impuls.
08:50Aber anhält, das ist eine andere Frage.
08:54Oberallenbach arbeitet zurzeit als Zulieferer für die Großindustrie.
08:59Aber jetzt setzt Öhme alles auf eine Karte.
09:02Er will vergrößern.
09:03Da, links von den Montagehallen kommt der neue Trakt hin.
09:08Und von dort her müsste auch die neue Straßenführung angebunden werden.
09:11Das Anbinden geht aber auf Kosten der Gemeindekasse, Herr Öhme.
09:14Das ist mir klar, Herr Bürgermeister.
09:16Deshalb reden wir hier miteinander.
09:17Sie verstehen mich, glaube ich, nicht ganz.
09:19Herr Öhme, die Gemeindekasse ist erschöpft.
09:21Erschöpft klingt zumindest ganz gut.
09:26Wir sind der einzige Produktionsbetrieb im Umkreis von 40 Kilometern, Herr Bürgermeister.
09:32Bei mir arbeitet ein großer Teil der hiesigen Bevölkerung, auch Ihre Oberallenbacher.
09:37Ja, das ist ja auch sehr gut, Herr Öhme.
09:39Aber was die Straße betrifft, die Bundesbahn hat Ihnen dort unten ein eigenes Anschlussgleis gelegt.
09:44Daraus ersehen Sie, dass man anderswo aktivere Hilfe leistet.
09:48Aus Steuergeldern sicher, nur wir hier in der Gemeinde haben nicht mehr so viel.
09:52Als Sie hier anfingen, Herr Öhme, da haben wir Ihnen die Zufahrt gebaut, aus Mitteln der Gemeindekasse.
09:58Und die Gemeinde hat Ihnen auch für Ihre Erweiterung das Gelände zum Billigpreis gelassen.
10:03Überlegen Sie doch mal, unter einer Markt für den Quadratmeter.
10:06Da setze ich mich vielleicht zu meinem Vergnügen drauf, Herr Bürgermeister.
10:09Sie vergessen aber ganz, dass wir ursprünglich den Streifen für einen Sportplatz haben wollten.
10:14Zuerst kommt das Geldverdienen für jeden Einzelnen, Herr Bürgermeister.
10:19Meinen Sie nicht auch, Herr Bürgermeister, dass die Firma Öhme & Co. eine besondere wirtschaftliche Bedeutung in diesem Distrikt hat?
10:25Das bestreitet ja auch niemand. Aber der Nutzen muss doch wohl auf beiden Seiten liegen, oder?
10:31Wir sind jedenfalls sehr froh, dass die Fabrik da ist und jetzt auch noch ausgebaut wird.
10:35Die Leute sehen in Öhme so etwas wie einen Wohltäter.
10:39Das mag ja bei vielen auch stimmen.
10:43Auf der Zufahrtsstraße zum Anbau kommen unsere Arbeiter heran.
10:47Lieber Herr Öhme, unsere Vorstellungen von der Infrastruktur sind ein wenig anders.
10:52Wir müssen im Interesse aller Bürger an die Autobahn ran.
10:55Ihr Bundesbahngleis nützt nur Ihnen allein.
10:59Es ist wohl richtig, Herr, ich bespreche das alles mit dem Herrn Landverhalt.
11:02Jederzeit, Herr Öhme.
11:03Ich glaube, an der Gemeindevertretung von Oberalmbach werden Sie in dieser Sache wohl kaum vorbeikommen.
11:09Na, hab wir.
11:10Wundern Sie sich jedenfalls nicht, wenn in Zukunft einige Entwicklungen über Sie hinweggehen, Herr Bürgermeister.
11:16Ihr Vorgänger hat die Bedeutung unseres Werkes besser erkannt.
11:19Ich denke, wir werden auch in Zukunft einander nützlich sein können, Herr Öhme.
11:22Ja, wir gehen. Wiederschauen.
11:24Vor fünf Jahren, wenn Sie die Essensausgabe mal sehen sollen, da war was los.
11:29Jetzt ist es ja nur noch am Friedhofswachterraum.
11:32Ich bin Sie, ich wäre für mein Leben gern mit nach Oberalmbach gegangen.
11:36Schon wegen meiner Frau.
11:38Die hat's an den Bronchien.
11:39Der Arzt rät seit Jahren zu Luftveränderungen.
11:42Und auch ich möchte ja meinen Lebensabend in einer schönen Gegend verbringen.
11:47Aber ich bin ja hier angekettet wie ein Galeerensträfling.
11:50Ich denke, Sie spielen mit dem Gedanken, es doch noch mal was anderes zu versuchen.
11:54Wer nimmt mich denn noch mit 53 Jahren?
11:57Ja, aber ist hier nicht ein Widerspruch, Herr Meilich?
12:02Sie erheben gegen Ihren Chef schwerwiegende Vorwürfe, die von Rechts wegen strafrechtlich
12:06die Konsequenzen erfordern und gleichzeitig fühlen Sie sich der Firma sozusagen auf Lebzeiten verbunden.
12:12Soll ich den Seelen ruhig zusehen, wie die alte Firma ruiniert wird und ich nachher mit
12:17auf den Schrotthaufen geworfen werde?
12:19Ich spreche schon wieder, als ging es um mich.
12:23Ich habe dem Begründeten verdarrt, dass der Neubau in Oberalmbach mit unrechten Mitteln errichtet wurde.
12:30Herr Meilich, wissen Sie genau, was Sie da sagen?
12:33Ich kann das beweisen.
12:35Ja, aber Sie haben doch die buchhalterischen Unterlagen gar nicht mehr hier.
12:37Ja, aber ich habe alte Unterlagen und ein gutes Gedächtnis.
12:41Und schließlich war es ja selbst, der die Voraussetzungen für die Steuerhinterziehung
12:45geschaffen hat, unbeabsichtigt und natürlich zu ganz anderem Zweck.
12:49Voraussetzungen?
12:50Als mit dem Neubau begonnen wurde, waren keinerlei Rücklagen vorhanden.
12:55Und doch waren welche vorhanden.
12:57Wir hatten Jahre zuvor an das Finanzamt nur Abschlagszahlungen geleistet,
13:02einverständlich mit den Behörden und seit drei Jahren keine ordentlichen Bilanzen vorgelegt
13:08wegen besonderer Umstände.
13:11Ich habe mich ins Zeug geworfen, dass das Finanzamt die Stundung gewährte.
13:16Und sie hat es gewährt.
13:16Na, Kunststück, wir waren ja bis dahin sehr treue Zahler gewesen.
13:21Ich habe dafür gesorgt.
13:23Mir hat die Firma das zu verdanken, dass die Stundung durchkam.
13:27Und was ist aus dem Geld geworden?
13:31Moment mal, Herr Meilich, nicht zu schnell.
13:34Es war also Geld da.
13:37Ja, nicht sofort.
13:38Aber ich habe natürlich darauf geachtet, dass die Steuerschuld zusammenkamen.
13:46Nach fünf Jahren hätten wir ordentliche Bilanzen vorlegen können und die Steuerschuld zahlen.
13:51Äh, zwei klare, bitte.
13:52Und nun dürfen Sie dreimal raten, was dann geschah.
13:59Ich musste wegen meines Beines wieder zur Kur.
14:02Das war die Zeit der Übersiedlung nach Oberallenbach.
14:05Und da haben Herr Oehme und Herr Dr. Graumann an der Sache gedreht.
14:11Es wurde also nicht gezahlt.
14:19Stimmt.
14:20Und wie hoch war die Summe?
14:23Na, so ungefähr fünf Millionen.
14:25Und dieses Geld ist dann als Eigenmittel in den Neubau eingebracht worden.
14:32Und dann flossen die öffentlichen Gelder das Mehrfache.
14:35Und alles aus dem Staatssäckel.
14:37Ja, das ist, äh...
14:38Was Sie da sagen, Herr Meilich, ruft natürlich automatisch meine Kollegen von der Steuerfahndung auf den Plan.
14:42Tja, wenn Sie mir etwas Zeit geben, in drei Tagen kann ich Ihnen die Unterlagen zusammenstellen.
14:48Ja, gut.
14:48Aber es geht noch mehr um etwas anderes, Herr Tunchik.
14:51Um etwas anderes?
14:53Um den Erweiterungsbau, den Herr Oehme und sein sauberer Wirtschaftsberater jetzt planen.
14:59Was meinen Sie, wie der finanziert werden soll?
15:02Das weiß ich nicht.
15:03Ja, ich auch nicht.
15:04Aber glauben Sie, Herr Oehme hat sich geändert?
15:07Also die erste Steuerhinterziehung ist nicht bewiesen und die zweite findet erst statt.
15:11Ich muss Ihnen sagen, ich halte das Ganze für reichlich mysteriös.
15:15Sicher.
15:16Meilichs Behauptungen wirken natürlich verworren.
15:20Aber ich habe dennoch den Eindruck, dass er die Wahrheit sagt.
15:22Die Wahrheit.
15:23Was ist schon die Wahrheit?
15:25Überlegen Sie doch mal.
15:27Mit so einer Sache fährt man einem Mann am Wagen, der sich für leicht verdient gemacht hat.
15:31Ist doch keine Kleinigkeit, jemand wie ein Herrn Oehme zu beschuldigen.
15:33Meilich greift nichts aus der Luft heraus.
15:35Mein Gott, das sage ich doch auch gar nicht.
15:38Aber allein seine Motive, Zurücksetzung, Neid, fehlgeschlagene Spekulationen.
15:43Bitte, wir alle kennen solche Empfindungen, die sind nur allzu menschlich.
15:46Aber was wir jetzt brauchen, sind Fakten.
15:49Ohne Fakten machen wir uns doch bei uns als Steuerkollegen lächerlich.
15:52Und wenn nun doch was dran ist?
16:01Ich habe Ihnen noch mal Kaffee gemacht, Herr Meirisch.
16:04Wie spät ist es denn?
16:05Schon nach sechs. Darf ich dann gehen?
16:07Ja, bitte.
16:08Aber sagen Sie dem Wort hier, dass ich noch da bin.
16:10Und es kann spät werden.
16:11Ja, auf Wiedersehen, Herr Meirisch.
16:13Schönen Abend.
16:14Danke.
16:14Politiative Präsidium.
16:44Ja, hier Meirisch.
16:46Verbinden Sie mich mal mit Kommissariat 9, Herrn Tunchik.
16:51Ja, alle schon nach Hause gegangen.
16:55Na gut, rufe ich morgen nochmal an.
16:57Wiederhören.
16:57Was ist denn noch keiner?
17:06Tunchik.
17:08Ja, bitte, stellen Sie durch.
17:10Ja, hier ist Tunchik.
17:11Sie hat uns schon mal angerufen, Frau Enscholz.
17:14Ja, ja, wir fangen ja auch um Acht an, aber manchmal...
17:18Ach.
17:19Ganz plötzlich.
17:21Einen Zettel.
17:23Na ja, warum soll er denn nicht nach Oberallenbach?
17:27Ach so, er hat Sie gebeten, mich anzu...
17:30Ja, ja, ich bin den nächsten Tag hier erreichbar.
17:32Und wenn ich nicht da bin...
17:33Doch, doch, Frau Enscholz, das geht schon klar.
17:38Ja, vielleicht ruft mich Herr Reibich auch von drüben.
17:42Gut, gut, wenn er sich meldet, ich halte mich bereit.
17:45Wiederhören, Frau Enscholz.
17:46Die Sekretärin von diesem Prokuristen
17:50ist ganz plötzlich nach Oberallenbach gefahren, mitten in der Nacht.
17:54Ist das so was Besonderes?
17:55Ich weiß nicht.
17:57Er wollte mir was Wichtiges mitteilen
17:59und ich sollte auch unbedingt auf eine Nachricht von ihm warten.
18:02Das ist doch der, der so Faxen macht mit der Anzeige.
18:05Vielleicht ist er jetzt so weit.
18:06Und deswegen sind Sie über Nacht hierher gefahren?
18:09So ein Leichtsinn stundenlang nachts auf der Autobahn?
18:12Das ist ja nicht das erste Mal, Herr Oehme.
18:14Und ich bin ja auch nicht umsonst gekommen.
18:16Na mein Gott, die Umstellung war doch keine Naturkatastrophe.
18:20Sind Sie doch froh, dass Sie ein bisschen entlastet sind.
18:23Ich setze Sie doch nicht auf die Straße.
18:25Himmel nochmal, wozu nach all den Jahren dieses Theater?
18:28Theater nennen Sie das, Herr Oehme.
18:30Es geht ja gar nicht um die Umstellung
18:31und um die neuen Steuervoranmeldungen.
18:34Wenn Herr Dr. Graum an die verantworten will,
18:37bitteschön.
18:40Darum geht es.
18:41Um die alten Geschichten.
18:42Ja, was denn für alte Geschichten, mein Gott, Herr Meyrich.
18:46Vor fünf Jahren, als der Bau noch gar nicht begonnen war.
18:49Die Eisenmittel, wo sind Sie denn hergekommen?
18:50Ja, wo sollen Sie denn hergekommen sein?
18:52Das wissen Sie doch ganz genau.
18:54Sie sind doch der Buchhaltungschef.
18:56Ach, ich, der ich damals gerade krank war.
18:58Sie wissen ja, was mein Bein mir für den Ärger gemacht hat.
19:00Ich konnte ja nichts dafür, dass ich monatelang ausgefallen bin.
19:03Es hat Ihnen keiner einen Vorwurf gemacht.
19:05Bestimmt nicht.
19:06Eher im Gegenteil.
19:08Sie waren ja froh, dass ich nicht da war.
19:09Schon damals haben Sie die Steuern nicht ordnungsgemäß abgeführt.
19:13Man kann das auch ganz anders nennen.
19:14Na hören Sie, Sie spinnen ja.
19:16Die Arbeit stand mir damals zum Hals heraus.
19:18Aber jetzt habe ich mir die Mühe gemacht,
19:20die alten Bücher noch einmal durchzusehen.
19:21Ich will jetzt nicht gestört werden.
19:27Herr Meierich, was um alles in der Welt ist plötzlich in Sie gefahren.
19:31Können Sie mir das mal erklären?
19:32Nach all den Jahren spielen Sie plötzlich verrückt.
19:36Ausgerechnet Sie, mein ältester, zuverlässigster Mitarbeiter.
19:41Ja, was haben Sie denn?
19:42Ist Ihnen nicht gut?
19:43Wollen Sie ein Glas Wasser?
19:45Na warten Sie, ein Kondiak ist besser.
19:46So, hier haben wir schon.
19:51Können Sie.
19:54So, trinken Sie.
20:01Ja, noch ein.
20:02Schauen Sie sich das mal in Ruhe an, Herr Meierich.
20:16Was da draußen steht, ist doch auch Ihr Werk.
20:19Oder etwa nicht?
20:20Jedes denn damals hier aufbauen soll?
20:23Mit Krediten etwa?
20:25An denen wir bis zu Weißblut zurückzahlen mussten?
20:28Und heute ist es doch schlimmer.
20:30Da unten arbeiten 400 Menschen, Herr Meierich.
20:35Und ab nächstes Jahr sollen es mindestens noch 200 mehr sein.
20:39Ich muss darauf...
20:40Ja, Moment mal, Moment mal.
20:42Sie sind die ganze Nacht gefahren.
20:44Jetzt gehen Sie erst mal ins Hotel und ruhen sich aus.
20:47Oder wollen Sie bei mir wohnen?
20:48In der Minis Hotel.
20:49Also, Sie können alles hier lassen.
20:51Es kommt nichts weg.
20:52Ich bin ein, Herr Meierich.
21:22Was ist los?
21:42Ja.
21:44Ja, wir fahren lassen das weiter.
21:53Meyrich ist verunglückt.
21:55Was?
21:56Mit dem Wagen in Oberallenbach.
21:57Er hat um Vernehmung am Krankenbett gebeten.
22:00Ach, dann müssen wir allerdings jetzt die Steuerverhandlungen benachrichtigen.
22:04Ich mache gerne einen kurzen Bericht.
22:05Ja, und falls unsere Finanzkollegen es wünschen, können Sie ja mit hinfahren.
22:08Wären Sie das recht?
22:09Ich denke schon, dieser Unfall. Ich würde ganz gerne nach Meyrich schauen.
22:12Alles gut.
22:12Guten Abend.
22:14Na gut, dass Sie kommen. Legen Sie bitte ab.
22:15Sie meinten am Telefon, Ihr Herr Meyrich hätte...
22:22Was schauen Sie mich denn so an?
22:24Er ist inzwischen verstorben.
22:26Ach.
22:28Na, jetzt könnte ich ein Cognac vertragen.
22:30Ach ja, Entschuldigung.
22:31Es klingt fast gemein, aber man muss die Dinge sehen, wie sie sind.
22:39Im Grunde...
22:40Ich weiß, was Sie sagen wollen, Doktor.
22:43Aber was die Dinge verändert, Meyrich hat geplaudert.
22:47Geplaudert?
22:48Der Polizei war im Krankenhaus.
22:50Ist das Ihr Ernst?
22:52Es kann ja sein, dass sie wieder verschwindet, wenn sie von Meyrichs Tod erfährt.
22:56Vielleicht ist das schon geschehen.
22:59Ja, wir müssen auf alles gefasst sein.
23:01Genau das meine ich.
23:05Hier.
23:09Selbstanzeige?
23:10Na, hören Sie mal.
23:11Das Beste, was der Mann tun konnte.
23:13Er hat Selbstanzeige erstattet beim Finanzamt.
23:15Wegen der Steuerhinterziehung.
23:16Na ja, da hat er sich der Bestrafung doch erfolgreich entzogen.
23:20Ich wette, er macht weiter wie bisher.
23:21Sein Werk wächst und wächst und wächst und den Löwenanteil bezahlen wir.
23:24Ja, kommen Sie, Herr Tuns, Sie kommen Sie.
23:26Wenn wir erst anfangen wollten, uns über alles aufzuregen, was hier auf uns zukommt,
23:29dann müssten wir doch extra im Psychiater engagieren.
23:32Ich finde es jedenfalls zum...
23:32Ja, zum Kotzen, ich weiß.
23:34Aber Leute wie diesen Herrn Hüme wird es immer geben.
23:37Überall.
23:38Sollen wir ruhig zusehen?
23:40Vielleicht noch Beifall spenden?
23:41Schneider-Greiber-Greiber-Lyt
23:54Musik
24:24Musik

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