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Zollkrieg, steigende Preise, hohe Verschuldung, KI-Blase: Über der US-Wirtschaft brauen sich gleich mehrere Stürme zusammen.
Steht Amerika vor einem wirtschaftlichen Absturz? Und wenn ja, was bedeutet das für uns? Darüber sprechen wir mit US-Expertin Sandra Navidi. Mehr zum Thema und die neuesten Updates auf https://www.derstandard.at.

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Transkript
00:00Zollkrieg, hohe Verschuldung, steigende Preise, KI-Blase.
00:04Über der US-Wirtschaft brauen sich gleich mehrere Stürme zusammen.
00:08Aber stehen die USA vor einem wirtschaftlichen Absturz?
00:12Und wenn ja, was bedeutet das für uns?
00:14Ich bin Scholt Wilhelm, das ist Thema des Tages, der Nachrichten-Podcast vom Standard.
00:24Sandra Navidi, herzlich willkommen zurück in unserem Podcast.
00:27Hallo Herr Wilhelm.
00:30Frau Navidi, Sie dokumentieren nicht nur die USA über Ihre Bücher, Sie sind auch in New York, Sie leben in New York.
00:39Und da muss ich das Aktuellste ansprechen, da wurde gerade in der Hochburg des Kapitalismus ein sozialdemokratischer Bürgermeister gewählt.
00:49Was sagt denn das, ganz kurz und knapp formuliert, über die wirtschaftliche Stimmung und Lage im Land?
00:56New York ist demokratisch geprägt.
00:58Auf der anderen Seite, Mandami hat sich als Sozialist bezeichnet.
01:02Aber ich würde sagen, der Faktus ist vergleichbar, wie Sie auch schon sagten, mit deutschem Sozialdemokratieverständnis.
01:08Es sagt etwas über die Lebensqualität hier in den USA, dass alles extrem teuer geworden ist.
01:15Goldman Sachs hat gerade eine Studie veröffentlicht, wonach 40 Prozent der Menschen, die über 300.000 Dollar verdienen im Jahr, dass die trotzdem von Gehaltscheck zu Gehaltscheck leben.
01:26Das liegt an vielen Dingen, wie ihrer Verschuldung, zum Beispiel Studentenkredite und andere Dinge.
01:32Aber insgesamt ist hier alles de facto sehr viel teuer geworden, vor allen Dingen dann nochmal nach Covid.
01:38Also ich habe Anfang des Jahres meinen Kaffee, meinen Folgers Kaffee, der normalerweise immer 12 Dollar kostete, kostete Anfang des Jahres 15 Dollar.
01:46Und ich habe ihn gerade nachbestellt, der kostet jetzt 28 Dollar.
01:49Wow, okay, also das ist eine Reaktion auf die aktuelle wirtschaftliche Lage im Land.
01:57Interessant ist ja, dass Donald Trumps Wirtschaftspolitik mit Steuergeschenken für Reiche, mit Zollkrieg von vielen Experten schon als fatal tituliert wurde.
02:08Man hat gesagt, das kann nicht lange gut gehen.
02:11Trotzdem sah es viele Monate so aus, als würde der US-Wirtschaftsmotor weiter brummen und es würde auch nach oben gehen.
02:19Jetzt merkt man gerade, dass es Anzeichen dafür gibt, dass es wieder abwärts gehen könnte.
02:25Warum denn ausgerechnet jetzt?
02:27Die Folgen treten mit Verzögerung ein.
02:30Das war ja auch eigentlich schon erwartet worden.
02:32Denn nachdem Donald Trump diese drastischen Zölle Anfang des Jahres angekündigt hat,
02:38haben viele Unternehmen und viele Privatleute sich mit Vorräten eingedeckt.
02:43Und Unternehmen so bis auf den letzten Millimeter im Lager sozusagen.
02:47Dann kam noch hinzu, dass viele nach Covid die Preise stark erhöht haben, wie zum Beispiel Autobauer, Autohändler,
02:55sodass die einen viel größeren Marge und Spielraum hatten, mehr von den Preiserhöhungen zu absorbieren.
03:02Zumindest bis jetzt.
03:03Sie haben gesagt, wir wissen ja nicht, was kommt letztendlich, weil Donald Trump immer hin und her schwenkt.
03:07Bis wir das wissen, wir wollen keine Kunden verlieren, übernehmen wir halt einen großen Teil.
03:12Dann liegt es auch daran, dass viele Unternehmen die Zölle zum Teil umgangen haben.
03:18Sie importieren jetzt aus Ländern, machen Umwege, umgehen diese Zollerhöhungen de facto dadurch,
03:25dass sie aus anderen Ländern, wo niedrigere Zölle bestehen, importieren.
03:30Und de facto muss man sagen, sind die, es gibt sehr viele widersprüchliche Zahlen,
03:35aber wahrscheinlich so aufgeteilt, dass die Händler aus dem Ausland ein Drittel übernehmen,
03:40dann die Importeure hier und ein Drittel die Kunden, der Endverbraucher.
03:44Und ich glaube auch, ein Problem könnte sein in der Berichterstattung über die US-Wirtschaft,
03:51dass ja die Zahlen nicht mehr so veröffentlicht werden wie früher oder nicht mehr so erfasst werden.
03:56Oder war ich das falsch verstanden?
03:57Weil Donald Trump hatte sich ja beschwert darüber, dass negative Entwicklungen veröffentlicht werden.
04:04Genau, also da haben wir insgesamt ein ganz großes Problem.
04:07Das fängt schon an damit, dass CEOs sich nicht mehr trauen, sich in irgendeiner Art und Weise kritisch zu äußern.
04:14Wir hatten hier das Beispiel im Frühjahr von Michael Sembalist,
04:17das ist ein sehr angesehener Analyst von JP Morgan.
04:21Der hat an einem Client Call gesagt, ich kann jetzt nur bis hierhin und nicht weiter,
04:26weil wenn ich Ihnen wirklich offen sagen würde, was ich denke, was kommt,
04:30dann fürchte ich für negative Konsequenzen für mein Unternehmen JP Morgan über die Regierung.
04:35Es gab dann auch ein Transkript, das war in weiten Teilen geschwärzt.
04:39Das hat zum ersten Mal hier Alarm ausgelöst,
04:41weil, das kannte man aus den USA bisher nicht, dass sich Analysten zensieren mussten.
04:47Später gab es auch noch andere Vorfälle, wie dass der Chefökonom von Goldman Sachs,
04:52Jan Hatzius, der zufällig Deutscher ist, aber seit Jahrzehnten hier in New York sitzt,
04:56dass auch er einen Wirtschaftsausblick veröffentlicht hat,
04:59der Donald Trump nicht gepasst hat.
05:01Darauf hat Donald Trump gepoltert öffentlich und zu dessen Entlassung aufgerufen.
05:07Und der Chef von Goldman Sachs, David Salomon, der könnte auch direkt seinen Hut nehmen.
05:12Also das war schon mal so die eine Stufe.
05:14Dann kam die Entlassung der Statistikchefin, die verantwortlich war für die Veröffentlichung der Jobdaten.
05:22Die wurde rausgeschmissen.
05:23Dabei hat sie praktisch nur für die, sie hat das verantwortet, das Ergebnis, und veröffentlicht.
05:28Da steckt ja ein ganzer Unterbau von hunderten, wenn nicht tausenden Mitarbeitern,
05:33die an der Erarbeitung der Zahlen arbeiten.
05:36Dann sind wir jetzt im Shutdown.
05:38Ach so, vorher sollte ich noch sagen, dass auch andere Zahlen anders berechnet werden sollten.
05:43Also zum Beispiel das Bruttoinlandsprodukt.
05:44Da wurde gesagt, ja, wir berechnen das zukünftig möglicherweise ganz anders.
05:48Und dann noch zu den Arbeitsmarktzahlen.
05:50Vielleicht müssen wir das erst mal ganz aussetzen für ein paar Monate
05:53und gucken, wie die Methodologie so betrieben wird.
05:57Vielleicht müssen wir das auch anders berechnen.
06:00Dann, was war noch? Ach so, genau.
06:02Unternehmen sollen nicht mehr verpflichtet sein, Quartalszahlen zu veröffentlichen.
06:06Das ist natürlich besonders günstig für Donald Trump, der mit seinen Unternehmen vieles betreibt,
06:11was höchstwahrscheinlich korrupt und illegal ist, wenn er da auch mehr verschleiern kann.
06:17Und meistens fängt er erst mal harmlos an.
06:20Also wahrscheinlich müssen dann demnächst Unternehmen überhaupt keine Zahlen mehr veröffentlichen.
06:24Das war ein weiterer Aspekt.
06:25Und jetzt, weil wir im Shutdown sind, das kommt Donald Trump ja sehr gelegen.
06:29Ich glaube, er hat kein wirkliches Interesse daran, den Shutdown zu beenden,
06:33weil da kann er durchregieren, da kann er Leute entlassen, da kann er Zahlen vernebeln, wie jetzt auch.
06:38Wir haben praktisch seit fünf Wochen keine oder kaum offizielle Zahlen,
06:44sodass sogar die Federal Reserve bei ihrer letzten Entscheidung weitestgehend blind entscheiden musste.
06:50Und so sehen wir an allen Ecken und Enden, dass es undurchsichtiger wird,
06:54dass Donald Trump auch Staatskapitalismus betreibt.
06:57Das fängt an damit, dass er Coca-Cola vorschreibt, was für eine Art Zucker sie verwenden sollen,
07:02bis zu, dass er Intel sagt, ihr müsst jetzt uns zehn Prozent geben,
07:07dass er anderen Unternehmen sagt, ihr müsst uns dann auch, also ihr müsst uns ein Teileigentum geben,
07:11ihr müsst uns Profite abdrücken,
07:14ihr dürft Leute oder müsst Leute feuern, die uns nicht gefallen.
07:18Nein, also gegen Mandami, da gab es ja hier Hysterie bei uns in New York an der Wall Street,
07:23auch bei Bekannten von mir.
07:24Oh, Sozialist, Kommunist, du wirst dich noch wundern, wenn du dann nachher mehr Steuern bezahlen musst,
07:31obwohl der das gar nicht entscheiden kann.
07:32Aber diese Leute, die so allergisch reagieren auf angeblichen Sozialismus,
07:38die erwähnen mit keinem Wort oder kritisieren mit keinem Wort den Staatskapitalismus,
07:42den Donald Trump betreibt, auch indem er Gewinner und Verlierer auswählt,
07:46mit Unternehmen öffentlich an den Pranger stellt, per Social Media und so weiter.
07:51Also das sind alles Dinge, die die Marktwirtschaft in ihren Prinzipien verzerrt
07:57und es auch für Unternehmer die Planung extrem schwieriger macht.
08:02Und natürlich kommt es im Endeffekt bei der Bevölkerung an,
08:05dass sie merkt, alles wird irgendwie undurchsichtiger, wackeliger, willkürlicher.
08:10Und dass man Donald Trump und der Administration, die ja auch immer noch explizit lügt,
08:16die immer noch den Leuten erzählt, ihr bezahlt nichts für die Zölle,
08:20das bezahlt China, das bezahlt Europa, die europäische Regierung.
08:24Jetzt sind die Zölle gerade vor dem Supreme Court
08:27und ein Supreme Court-Richter Roberts hat gesagt,
08:30ja, Zölle sind wie Steuern, die die Amerikaner letztendlich bezahlen.
08:35Aber das ist so die Grundstimmung und Grundsituation hier.
08:41Auf mehrere Aspekte möchte ich gleich eingehen,
08:43aber Sie haben schon die Unternehmen genannt.
08:46Für die wird jetzt natürlich vieles undurchsichtiger,
08:48wenn es keine Zahlentransparenz mehr gibt.
08:51Es gibt auch gleichzeitig diesen Zollkrieg, den Sie erwähnt haben.
08:55Wie sehr merkt man denn die Folgen der Trump-Wirtschaftspolitik bereits für Unternehmen?
09:03Denn da kommt auch dazu natürlich Kreditzinsen, die gestiegen sind, höhere Kosten etc.
09:09Müssen wir mit Pleitewellen rechnen?
09:12Ja, ich denke schon, weil es sind ja viele verschiedene Dinge, die zusammenkommen,
09:20zum Beispiel auch Migration.
09:22Also wenn jetzt ganz viele Arbeitskräfte ausgewiesen werden
09:25oder sich nicht trauen, zur Arbeit zu kommen,
09:28Unternehmen müssen befürchten, dass sie kein HB1-Visum mehr bekommen,
09:33also ein zeitweises Visum für Arbeitskräfte aus dem Ausland,
09:36was zum Beispiel auch deutsche Unternehmen, andere Unternehmen brauchen,
09:39wenn sie hier Werke errichten und betreiben, lauter solche Dinge.
09:42Sie können nicht planen.
09:44Dann sehen wir auf der Verbraucherseite erste Warnlichter,
09:48nämlich zum Beispiel, dass Menschen ihre Autokredite nicht bezahlen,
09:52dass es da Ausfälle gibt.
09:54Das ist ein sehr aussagekräftiges Zeichen,
09:58weil die Amerikaner mit als erstes, was sie bezahlen,
10:00sie können sich einschränken bei der Nahrung,
10:03sie können sich einschränken bei Freizeitausgaben.
10:05Aber wo sie sich nicht einschränken, sie lassen eher ihr Haus
10:08in die Zwangsversteigerung gehen, als dass sie ihr Auto nicht bezahlen.
10:12Deswegen landen ja viele nachher in der Obdachlosigkeit im Auto,
10:16weil das Auto braucht man, um zur Arbeit zu kommen.
10:19Es gibt ja hier, die USA sind sehr groß, die Entfernungen sind weit,
10:22es gibt in vielen Teilen keine öffentlichen Verkehrsmittel.
10:25Das heißt, das, was sie zum Leben, zum Existieren brauchen, ist das Auto.
10:29Wenn das nicht bezahlt wird, dann ist das ein absolutes Warnzeichen.
10:33Andere Dinge auch, wenn Leute ihre Haustiere abgeben.
10:37Also wir sehen immer mehr, dass Haustiere ausgesetzt werden,
10:40zu Heimen abgegeben werden, zum Einschläfern.
10:44Das ist auch so ein Zeichen, das ist auch was,
10:46was Leute eigentlich dann erst in Notsituationen machen.
10:49Wir sehen, Kreditkartenschulden nehmen stark zu.
10:51Wir nehmen das Buy-Now-Pay-Later, also diese kurzfristigen,
10:55wo man kaufen kann und dann später bezahlen kann.
10:58Gerade auch bei jüngeren Menschen.
10:59Und das, das ist auch ein Warnzeichen, nicht für Luxusausgaben,
11:03für Bekleidung oder irgendwas, sondern für Lebensmittel.
11:06Also, dass Leute ganz konkret jetzt im Moment Not haben,
11:11überhaupt das Nötigste zu bezahlen.
11:13Gerade hat auch der CEO von McDonald's gewarnt,
11:16dass sie immer weniger Leute sehen, auch von anderen Fast-Food-Ketten,
11:20dass sie auch weniger Nachfrage sehen.
11:24Das sind alles Warnzeichen auf breiter Fläche,
11:26die nichts Gutes verheißen.
11:27Wir haben einerseits von großen Technologiekonzernen wie Amazon erfahren,
11:35dass deren Plan ist, einen Großteil der Belegschaft künftig durch Roboter zu ersetzen.
11:40Die Lagerhäuser sind ein gutes Beispiel dafür,
11:43wo weniger Menschen gebraucht werden.
11:44Datenzentren brauchen auch sehr wenige Mitarbeiterinnen mehr.
11:48Gleichzeitig gibt es diese Massenentlassungen durch die Regierung in den Behörden.
11:53Merkt man am Arbeitsmarkt schon, dass es zu viel Arbeitslosigkeit gibt,
11:59dass es zu wenig Jobs gibt im Endeffekt?
12:01Also es ist auch schwer zu sagen, gerade auch bei den Regierungsangestellten,
12:08weil um das messen zu können, also erstmal jetzt haben wir keine offiziellen Zahlen,
12:12aber selbst wenn man danach geht, dann waren viele in einer Situation,
12:16dass sie nur rausgeschmissen werden konnten, wenn man sie for cause gefeuert hat.
12:22Also aus einem wichtigen Grund.
12:24Aber wenn man mit Grund gefeuert wird, dann hat man keinen Anspruch,
12:27also unter verschiedenen Konstellationen Arbeitslosengeld zu beantragen.
12:32Das heißt, es fehlten einem Indikatoren dafür.
12:36Also die waren zwar gefeuert, die sind dann aber nicht im System aufgetaucht.
12:41Viele sollten wieder zurück eingestellt werden, weil das Gericht das beschlossen hat
12:44oder die kamen von wichtigen Behörden wie von der Atomsicherheitsbehörde
12:48und musste wieder eingestellt werden.
12:49Da war ganz viel Chaos, da ist man vielem tatsächlich gar nicht nachgekommen.
12:53Was ist denn jetzt die Sachlage überhaupt?
12:56Aber man muss ja sehen, dass gerade auch bei den Regierungsangestellten,
12:59das war häufig lokal sehr konzentriert.
13:01Sagen wir mal in Universitätsstädten, da waren viele von der Regierung angestellt,
13:06viele in der Forschung.
13:07Das heißt, da sind direkt ganze Landstriche, fehlte Geld
13:10und an jedem Job hängen wieder ganz viele andere Jobs,
13:13weil diese Arbeitslosen gehen nicht mehr essen,
13:15die geben ihre Sachen nicht mehr in die Reinigung,
13:17die gehen dann nicht mehr in den guten, teureren Supermärkten einkaufen und so weiter.
13:23Das heißt, das hat Kettenreaktionen zur Folge.
13:27Leute, die noch Arbeit haben, aber die das sehen,
13:30bekommen Angst, dass auch sie bald arbeitslos werden können.
13:33Die geben dann auch weniger Geld aus.
13:35Also man sieht es noch nicht so direkt,
13:37weil auch ein gewisser in manchen Bereichen Offset-Faktor ist,
13:41dass Legale, zum Teil auch Legale, also es sind ja nicht nur illegale Migranten,
13:48diese Illegalen, die arbeiten ja im Wesentlichen in niedriger qualifizierten Jobs
13:52auf dem Feld oder in der Industrieproduktion in Fleischfabriken,
13:57aber die sind jetzt entweder deportiert oder haben Angst und kommen nicht mehr zur Arbeit,
14:01aber Legale ja auch.
14:03Also da ist ein gewisser Ausgleichsfaktor, da Jobs fallen weg,
14:06die werden aber nicht unbedingt gefüllt, weil die nicht von Amerikanern wahrgenommen werden.
14:11Grundsätzlich sind die Amerikaner on alert, dass sie ihren Job verlieren,
14:15weil das ist eine Konsequenz von KI.
14:20Ich habe während der Pandemie mein zweites Buch geschrieben,
14:23das Future-Proof-Mindset über KI,
14:26habe da sämtliche Studien durchgearbeitet.
14:29Nach den Studien, die damals vielleicht auch schon zwei, drei Jahre älter waren,
14:33müssten zum jetzigen Zeitpunkt schon die Hälfte der Arbeitsplätze
14:36in den USA weg sein.
14:38Fünf Millionen Lkw-Fahrer müssten schon arbeitslos sein.
14:42Was war der Fall?
14:43Anfang des Jahres waren wir bei Vollbeschäftigung.
14:45Wir hatten zu wenig Lkw-Fahrer.
14:48Das heißt, diese ganzen Vorhersagen für die Oxford-Study,
14:50von Unternehmensberatungen, von Universitäten,
14:55allen möglichen, waren alle sehr, sehr ähnlich und lagen größtenteils alle falsch.
15:00Und auch jetzt, wenn ich mit Tech-Titanen, Tech-Typen spreche,
15:03habe ich das Gefühl, keiner kann so genau sagen,
15:06wie viele Arbeitsplätze wegfallen werden.
15:09Aber was wir de facto schon sehen,
15:11ist, dass Berufsanfänger-Jobs von Qualifizierteren,
15:14also White-Collar-Jobs, die finden keine Arbeit.
15:17Und das ist auch ein Notfallsignal.
15:20Das sind Leute, die fangen mit Riesenschulden an.
15:22Also die haben in der Regel mindestens 250.000 Dollar.
15:25Nicht die Regel, aber viele haben 250.000, viele haben 30.000, 40.000.
15:30Wenn man Null verdient, ist das viel.
15:32Oder wenn man einen niedrigst bezahlten Job macht,
15:35da sieht man die KI-Auswirkungen auf breiter Ebene noch nicht.
15:39Aber was ganz wichtig ist, und das ist auch ein schlechtes Signal,
15:42was auf eine KI-Blase hindeutet, ist, dass man gesagt hat,
15:47das habe ich auch in Davos gesehen,
15:48ChatGPT ist ja im Herbst 2022 rausgekommen.
15:51Da gab es eine Riesenbegeisterung.
15:54Davos 2023, die ganzen CEOs, wahnsinnige Szenarien ausgemalt,
15:59wie viel das bringt, wie das alles revolutionieren wird.
16:02Wenn ich gefragt habe, ich hatte das Buch gerade geschrieben,
16:05ich hatte Interesse, wie viele Arbeitsplätze werden denn jetzt wegfallen,
16:07wie wird sich die Arbeitswelt verändern,
16:10hat man gemerkt, die konnten nicht konkret sagen,
16:12wie sie das jetzt anwenden werden.
16:13Okay, wir wissen Large Language Models,
16:15wie ChatGPT, Proplexity und andere.
16:17Kann man einen Kundendienst einsetzen.
16:20Aber was jetzt wirklich, außer Produktions- und Kundendienst,
16:24konnte keiner sagen.
16:252024 konnten sie ein bisschen mehr sagen,
16:28aber auch nicht viel mehr.
16:29Jetzt stellt sich raus,
16:31gerade hat McKinsey eine Studie rausgebracht,
16:34dass 80 Prozent der Unternehmen
16:36keine Produktionsgewinner verzeichnen können,
16:39die KI eingesetzt hatten.
16:41Und MIT, die Elite-Uni,
16:43hat eine, vor allem Tech-Uni,
16:46hat eine Studie rausgebracht,
16:47wo sogar 95 Prozent der Unternehmen,
16:49die KI einsetzen,
16:50keine wesentlichen Produktionsgewinne sehen.
16:52Und nur 5 Prozent sagen konnten,
16:54okay, wir haben mehr Gewinn erwirtschaftet
16:56durch den Einsatz von KI.
16:58Das heißt,
16:59da war eine völlige Falscheinschätzung der Lage,
17:02zumindest bisher.
17:03Und das sind auch so Dinge,
17:05die das ganze System,
17:07das Vertrauen der Menschen
17:08und der Unternehmer erschüttern.
17:09Ist insofern auch ein Problem,
17:12da die KI-Wirtschaft
17:14und vor allem der Ausbau von Datenzentren
17:16für den allergrößten Anteil
17:20des US-Wirtschaftswachstums
17:21aktuell verantwortlich ist.
17:23Würde man das alles rausrechnen,
17:25würde es auch in den USA
17:26eine Stagnation ähnlich wie in Europa geben?
17:29Wir hatten vor kurzem im Podcast
17:31ein Interview mit einem Investor,
17:34einem Tech-Investor und Analysten,
17:35dem Philipp Glöckner,
17:36der uns ganz gut erklärt hat,
17:38warum es zu einer Blasenbildung
17:40aktuell kommt.
17:42Wie gefährlich,
17:43denken Sie denn,
17:43ist denn diese Blase,
17:45die sich hier entwickelt
17:46und auch die Kapitalkonzentration
17:49auf ganz wenige große Unternehmen
17:52wie Google, Amazon etc., Microsoft?
17:56Ja, sehr gefährlich.
17:58Und wenn man hört,
17:59wie sich Sam Altman von OpenAI
18:01und Alex Karp von Palantir
18:03darauf angesprochen,
18:04wie aggressiv die sich geben
18:06und dass Sam Altman gesagt hat,
18:09der Staat soll jetzt
18:10einen Backstop liefern,
18:12also sozusagen ein Subventionsnetz
18:14möglicherweise zur Verfügung stellen,
18:16dann verheißt das alles nichts Gutes.
18:19Mein Background ursprünglich
18:20ist Structured Finance,
18:21das heißt die Finanzprodukte,
18:23die 2008 implodiert sind.
18:25Gegenwärtig erinnert mich ganz viel
18:27an diese Finanzkrise
18:29und an das Formieren der Finanzkrise,
18:31wo ich ja hier in New York
18:34auch mittendrin war,
18:36dieses Zeichnen von paradiesischen
18:40technologischen Entwicklungen,
18:43eine Technikgläubigkeit,
18:45diese Verwendung von Fachlingo,
18:47dann auch dieses,
18:48ihr könnt das gar nicht verstehen,
18:50ihr habt keine Ahnung,
18:51ihr müsst uns vertrauen,
18:52weil wir verstehen das.
18:53Das war damals auch Technologie,
18:55dass man Finanzprodukte entwickelt hat
18:57auf neuen Computermodellen.
18:58Damals war das die
18:59Monte Carlo Simulation.
19:01Ja, was ist das denn überhaupt?
19:02Ja, da tun wir Zahlen rein,
19:04da können wir Simulationen machen.
19:05Wo kommen die Zahlen her?
19:06Ja, aus der Vergangenheit.
19:07Aber alles total nicht korreliert.
19:09Man hatte Nobelpreisträger
19:11dran gesetzt,
19:12die auch sagen,
19:12es ist keine Korrelation,
19:13es ist alles total sicher,
19:15risikoarm durch diese Streuung,
19:17durch diese Wasserfälle,
19:18durch die Strukturierung.
19:19Da nehmen wir das Risiko
19:20total raus.
19:21Ich habe gefragt,
19:21ja, irgendwo muss es doch landen,
19:23wo geht das Risiko denn hin?
19:24Ja, nee, das diffusiert sich sozusagen
19:26ins Nirgendwo
19:27durch diese Strukturierung.
19:29Wir sehen es jetzt auch,
19:31dass Tech-Firmen auch,
19:32gerade im Hinblick
19:32auf die Datenzentren,
19:34mehr Schulden auf ihre Bilanz nehmen,
19:36das aber nicht demonstrieren wollen
19:37und das auch wieder verpacken
19:39in Finanzkonstrukte,
19:41durch Financial Engineering
19:45und Financial Products,
19:46sodass keiner,
19:47im Grunde genommen,
19:48dienen die immer nur dazu,
19:50zum Auslagern auf außerbilanzielle Vehikel,
19:52zum Intransparenz machen,
19:54zum Täuschen.
19:55Und das sind ganz viele Dinge,
19:56die mich an früher erinnern,
19:59weil wir ja jetzt auch so langsam sehen,
20:01dass zumindest bisher
20:02nicht so viel dahinter steckt,
20:04wie gesagt worden ist.
20:05Und gerade auch bei den Datenzentren
20:08ist ja ein großes Problem.
20:11Man sagt ja auch mal,
20:11ja, das ist Infrastruktur
20:12für die ganzen Entwicklungen,
20:14die ja noch kommen werden.
20:15Nur man kann es nicht vergleichen
20:17mit Infrastruktur aus früheren Zeiten,
20:19industriellen Revolutionen,
20:20wie der Dampfmotor
20:23oder das Eisenbahn-Schienennetz,
20:25das hält für immer.
20:26Das konnte man auch Jahrhunderte
20:27oder Jahrzehnte,
20:29Jahrhunderte auch später noch nutzen.
20:31Während die Datenzentren
20:32veralten sehr, sehr schnell
20:34und der Wert lässt halt sehr schnell nach.
20:38Und das ist ein echtes Problem,
20:40weil die sich auch technologisch überleben,
20:42weil sie sich dann nicht mehr
20:44wahrscheinlich amortisieren werden.
20:45Also da kommt sicherlich
20:48noch einiges auf uns zu.
20:49Ich glaube, das Einzige,
20:50was dafür spricht,
20:51dass diese Unternehmen
20:52nicht alle reihenweise
20:53bankrott gehen werden,
20:54ist, dass sie sehr, sehr gut verdienende
20:56andere Geschäftsmodelle haben.
20:57Aber selbst wenn die Aktienwerte
20:59wahrscheinlich einbrechen würden,
21:00hätte das natürlich massive Konsequenzen.
21:03Unsere ganze Aktienwirtschaft
21:04oder unsere ganzen Aktienmärkte
21:06sind so stark konzentriert
21:08auf diese riesigen Unternehmen,
21:10dass das natürlich Welleneffekte
21:11haben könnte.
21:12Das hatten wir schon
21:13in einem Podcast davor besprochen.
21:14Aber Sie haben etwas angesprochen,
21:16was ich noch gerne vertiefen möchte,
21:17und zwar,
21:18dass diese Datenzentren
21:19zwar Infrastrukturprojekte hergeben,
21:22die zumindest kurzfristig Jobs generieren,
21:24aber langfristig eher wenig,
21:26weil sie zur Betreibung
21:27sehr wenig Personal brauchen
21:29und wie Sie gesagt haben,
21:30dass es auch nicht nachhaltig ist,
21:32was da aufgebaut wird.
21:34Donald Trump hat ja
21:35in seinem Amtsantritt
21:36oder in seinem Wahlkampf versprochen,
21:39Amerika zu reindustrialisieren,
21:42diese Jobs zurückzuholen,
21:43die man ausgeht.
21:44So was hat in ärmere Länder,
21:47China zum Beispiel.
21:48Wie ist es denn,
21:49um diese Pläne bestellt?
21:51Wie erfolgreich ist dieser Versuch,
21:53die Industrien zurück
21:54nach Amerika zu holen?
21:56Nicht sehr erfolgreich.
21:57Und nochmal zu den Datenzentren.
21:59Die Datenzentren-Designer,
22:01ihre Hauptaufgabe ist es,
22:03diese so zu designen,
22:05dass die voll autonom agieren können.
22:08Das heißt,
22:08die sind darauf angelegt,
22:09dass man gar keinen Menschen mehr braucht
22:11im Endeffekt
22:11oder jedenfalls
22:12nur noch einen Minimalstaff,
22:14um die zu betreiben.
22:15Donald Trump wollte,
22:17dass Industrie zurückkommt.
22:19Das wird natürlich auf der einen Seite,
22:20und das hat zum Beispiel
22:21Howard Latnik,
22:22der Handelsminister,
22:23selbst gesagt,
22:24erst sagt er,
22:24ja, nein,
22:25wir machen das jetzt alles hier selber.
22:27Millionen von Menschen
22:28werden kleine Schräubchen,
22:29hat er so von dem Fernseher demonstriert,
22:32kleine Millionen
22:32von kleinen Schrauben festziehen.
22:34drei Sätze später darauf angesprochen,
22:37hat er dann gesagt,
22:37ja, nee,
22:38das wird ja dann alles die KI machen.
22:40Also der ehrliche Plan ist,
22:42dass KI das übernehmen soll.
22:43Und übrigens bei den Arbeitsmarktzahlen,
22:45die sind auch insofern wenig verlässlich,
22:48weil viele Leute entlassen Menschen,
22:51nicht unbedingt,
22:52weil sie das müssen,
22:53aus wirtschaftlichen Gründen,
22:54sondern um zu demonstrieren,
22:56dem Aktienmarkt,
22:57guck mal,
22:57wir setzen schon so aktiv KI ein,
23:00dass wir immer weniger Menschen brauchen,
23:01obwohl das gar nicht der Fall ist,
23:02aber die stehen halt unter Druck.
23:05Ausländische Unternehmen
23:06sollten ja vermehrt zurückkommen.
23:08Jetzt ist es aber so,
23:09durch die Besteuerung
23:11von zum Beispiel Aluminium,
23:14Metalle,
23:15anderen Rohstoffen,
23:16von Bestandteilen,
23:17die zum Beispiel die Autoindustrie hier braucht,
23:20ganz viele verschiedene Einzelteile,
23:23die zum Teil alle besteuert werden.
23:24Jetzt will er ja wieder
23:25einen großen Handelskrieg mit Kanada aufmachen.
23:28Da ist die Industrie besonders,
23:30die Autoindustrie besonders verzahnt,
23:32aber auch mit Mexiko,
23:33dass Unternehmen sagen,
23:35okay,
23:36ausländische Unternehmen,
23:37das ist für uns teurer,
23:38wenn wir in den USA produzieren,
23:40weil wir dann auf alles,
23:41was da reinkommt,
23:42mehr oder weniger Steuern bezahlen müssen,
23:44also Zölle bezahlen müssen.
23:46Während,
23:46wenn wir aus Deutschland importieren,
23:49dann sind es nur 15 Prozent.
23:51Das können wir viel besser absehen.
23:53So,
23:53also es hat insofern auch keinen,
23:54überhaupt keinen Sinn gemacht.
23:56Dann kommt hinzu,
23:58zum Beispiel diese HB1-Visa-Geschichte,
24:00und dass man weniger Leute aus dem Ausland überhaupt hier haben will,
24:03dass man auch ausländische Studenten nicht mehr hier haben will.
24:06Das sind ja dann meistens die,
24:07die höher qualifiziert sind,
24:08die auch erst mal dann hier bleiben
24:10und dann für solche Jobs einsetzbar sind.
24:13Also wenn all das zurückgestutzt wird,
24:15ich nicht mal meine eigenen Leute herbringen kann,
24:17ohne für das HB1-Visum 100.000 Dollar zu bezahlen,
24:22wenn ich davon ausgehen muss,
24:23dass der Wettbewerb total verzerrt ist,
24:25weil ein US-Kumpel in meiner vielleicht Wettbewerberindustrie,
24:30Wettbewerberfirma in Mar-a-Lago sitzt
24:32und der bekommt Ausnahme auf Zölle,
24:34der bekommt vielleicht Steuernachlässe,
24:36alle möglichen Ausnahmen,
24:38dann ist es natürlich für ausländische Unternehmen
24:41eine schwierige Risk-Reward-Kalkulation.
24:46Lohnt sich das überhaupt?
24:47Es gibt sicherlich Branchen,
24:50wo das immer noch lohnenswert sein kann,
24:52vielleicht auch gewisse Unternehmensgrößen,
24:55die unter dem Radar fliegen können
24:57und nicht bei Donald Trump irgendwie negativ aufzufallen
25:01und Repressalien zu verspüren.
25:03Also man kann es nicht ganz grob sagen,
25:05aber was dann auch noch hinzukommt,
25:07Hyundai, die Autofirma aus Südkorea,
25:11wollte ja ein Batterieunternehmen aufbauen,
25:14hat damit angefangen, hat Milliarden investiert,
25:17hat 400 Koreaner hergebracht,
25:19die dort das Werk erstellen sollten,
25:21aufbauen sollten
25:22und amerikanische Arbeitskräfte anlernen sollten.
25:25Die waren legal hier,
25:27dann ist die Eispolizei gekommen,
25:29hat die festgenommen,
25:30hat die in Ketten gelegt,
25:32unter unmenschlichen Bedingungen
25:33eine Woche lang inhaftiert.
25:35Das war ein riesenpolitischer Skandal.
25:38Und dann durften die wieder ausreisen.
25:40Aber die Südkoreaner haben gesagt,
25:41ja, warum machen wir das überhaupt,
25:43wenn wir gedemütigt werden,
25:45wenn unsere Menschen da so behandelt werden?
25:47Zum Geld geben sind wir gut genug,
25:49aber wir sind dann kein gleichwertiger Partner.
25:51Das sind alles so Sachen,
25:52wo sich ausländische Firmen das überlegen werden.
25:55Aber man sieht auch nicht,
25:57dass jetzt amerikanische Firmen
25:58deswegen ihre Produktion hochfahren würden.
26:03Sie haben noch etwas erwähnt,
26:06und zwar,
26:06dass Sie diese KI-Bubble,
26:08die da entsteht,
26:09dass Sie die an die Housing-Bubble
26:12von 2007, 2006, 2008 erinnert.
26:15Da waren Sie ja selbst mittendrin,
26:17wie Sie gesagt haben.
26:19Jetzt ist es so,
26:19dass die Zinsen und die Kredite
26:22immer teurer werden in den USA,
26:24dass es schwerer wird,
26:25für die jungen Generationen
26:27sich Häuser zu leisten
26:28und auch Wohnungen zu leisten.
26:31Und es gibt noch den Trend,
26:33der durch die Pandemie erzeugt wurde,
26:35das Homeoffice,
26:36das immer weniger Bürofläche gebraucht wird.
26:39Entsteht durch diese Mischung aus,
26:42private Leute können sich kein Eigenheim finanzieren
26:44oder können ihre Kredite auch nicht bedienen
26:46und große Immobilienbetreiber,
26:50die Büroflächen en masse haben,
26:52können sie nicht loswerden?
26:53Entsteht hier eine neue Art von Immobilienblase
26:57oder auch ein mögliches Absturz-Szenario?
27:00Ich glaube,
27:02wir werden keine Immobilienblase sehen,
27:04wie das 2008 der Fall war.
27:06Das kann sein,
27:06dass Immobilien teilweise mit reinspielen.
27:09Auch dieses Feld ist sehr opaque,
27:13schwer zu durchschauen.
27:15Es gab mal eine Weile,
27:16da sah es so aus nach der Pandemie,
27:19als ob die,
27:20und die sind de facto auch unter Druck gekommen,
27:22große Büro-Towers,
27:24Towers hier zum Beispiel in Manhattan.
27:27Das war ein Problem.
27:28Da haben sie gesagt,
27:28okay, man kann die vielleicht anderweitig nutzen,
27:30Apartments draus machen und so weiter.
27:32Was Sie jetzt hier in New York sehen,
27:34das deutet nicht unbedingt auf eine Krise hin,
27:36das hat allerdings vor Donald Trump angefangen,
27:38ist,
27:39dass Sie ganz viele große Baustellen sehen in Midtown,
27:43dass da alte Bürotürme und Immobilien abgerissen wurden.
27:48Bestes Beispiel der J.P. Morgan Tower,
27:51jetzt das dritthöchste Gebäude,
27:53für drei Milliarden Dollar errichtet,
27:55praktisch eine Stadt in der Stadt.
27:58Aber auch an anderen Ecken,
28:00wenn Sie hier rumlaufen,
28:00Sie sehen immer wieder so,
28:02ups, das ist jetzt auch weg,
28:03da werden neue Wolkenkratzer gebaut.
28:05Es ist so,
28:06dass die, die älteren,
28:07mit älteren Lüftungsschächten,
28:09die nicht so schön aufgebaut sind,
28:12die, da besteht weniger Bedarf,
28:14die sind nicht so gefragt,
28:15aber anscheinend besteht genug Bedarf nach neuen,
28:18zumindest bisher,
28:19Donald Trump ist erst zehn Monate,
28:20Sie sehen auch bei Wohnimmobilien,
28:23hier zum Beispiel bei mir auf der Upper East Side,
28:25dass ganz viele von diesen fünfstöckigen Brownstones,
28:28die also Mietwohnungen waren,
28:29aber das Gebäude stand in Einzeleigentum,
28:32dass die aufgekauft werden
28:33und dass da,
28:34also bei mir auch in der Gegend,
28:36ganz viele neue Hochhäuser entstehen
28:38mit 24 Etagen,
28:4035 Etagen,
28:41wo man sich fragt,
28:42wo kommt der ganze Bedarf her?
28:44Donald Trump macht uns ja immer schlecht Manhattan
28:47und sagt,
28:48wir sind auf dem absteigenden Ast,
28:49also unsere Kriminalität ist relativ gering
28:51und es kommen netto mehr Leute pro Tag in die Stadt als wegziehen.
28:56Also in New York geht es noch gut,
28:58aber ich frage mich natürlich auch,
28:59wenn die Wirtschaft sich verlangsamt,
29:01wenn die Zinsen jetzt nicht wesentlich geringer werden,
29:05lohnt sich da die ursprüngliche Kalkulation noch?
29:07Ja, unglaublich,
29:09wenn man das alles zusammennimmt,
29:11dass das Leben immer unleistbarer wird,
29:14dass auf der anderen Seite die Wirtschaft
29:15von immer weniger riesigen Konzernen abhängt,
29:20die gerade eine Blase entwickeln,
29:23die platzen könnte,
29:24wenn man den Zollkrieg dazu nimmt
29:27und alles, was an Unmöglichkeiten noch dazu kommt,
29:30was denken Sie denn,
29:31steht den USA ein wirtschaftlicher Absturz bevor?
29:35Also ich glaube,
29:39Donald Trump hat die Stellschrauben so gestellt,
29:42dass wir auf jeden Fall auf eine Krise zulaufen
29:45und die Tech-Industrie tut das ihre
29:48und wenn ich die Finanzkrise von 2008 erwähne
29:51und sehe, wie die Wirtschaft hier betrieben wird,
29:54was wir sehen,
29:55ist immer ein größerer Trend zu einer Casino-Wirtschaft,
29:58wo es nicht mehr auf richtige Arbeit,
30:00auf das Produzieren richtiger Dinge,
30:02auf nachhaltiges Wachstum gesetzt wird,
30:03sondern auf Spekulation.
30:06Großbestes Beispiel ist die Krypto-Industrie,
30:08wo Donald Trump ja auch immer aktiver wird.
30:11Also Leute, ihr braucht nicht mehr Arbeit,
30:13ihr investiert in meinen Meme-Coin,
30:14dann könnt ihr reich werden.
30:16Die Leute investieren in ihre Altersversicherung,
30:18ihre Ersparnisse.
30:19Das, was vorgesehen war für das Studium ihrer Kinder,
30:22Puff, dann ist es weg.
30:23Wir haben es schon gesehen während der Pandemie,
30:25als die ganzen jungen Männer zu Robin Hood
30:27und anderen Apps geeilt sind
30:30und dann ihr privates Vermögen verwettet haben.
30:33Es gab Selbstmorde darüber.
30:36Also dieses,
30:37und das betreibt ja auch die Tech-Industrie,
30:39also es werden Szenarien für die Zukunft ausgemalt,
30:42in die man investiert,
30:43auf die man dann auch praktisch spekuliert,
30:46anstatt auf nachhaltiges Wachstum.
30:48Und das kann halt sehr gefährlich werden.
30:51Es wird immer hier montiert,
30:53die jungen Männer,
30:53die sind so richtungslos
30:55und deswegen fallen die anheim
30:57der Propaganda,
30:58der polarisierenden Populismus,
31:01diese ganzen radikalen,
31:02republikanischen Influencer,
31:05weil die haben keine Jobs
31:06und die haben keine Zukunft.
31:08Ja, weil es wird alles so,
31:10wir sehen es auch bei den jungen Leuten,
31:11das habe ich schon im Buch gesagt,
31:12wenn man früher gefragt hat,
31:13was möchtest du denn mal werden,
31:15dann haben die Teenager gesagt,
31:16ich möchte Arzt werden,
31:17ich möchte Rechtsanwalt werden,
31:18heute sagen die,
31:19ich will YouTube-Star werden,
31:21ich möchte Influencer werden,
31:23ich möchte sowas machen wie Kim Kardashian,
31:26ich möchte eine Kosmetiklinie haben.
31:27Also dieses,
31:28wir wollen möglichst wenig arbeiten
31:30und ganz schnell unser Geld machen
31:32und diese Mentalität
31:33in der amerikanischen Gesellschaft
31:35und die Realität,
31:36dass man sich dann verdingen muss
31:37mit drei Jobs,
31:38indem man Hamburger hin und her jongliert,
31:42wo man möglicherweise dann auch noch
31:43ersetzt wird,
31:44bald durch Roboter,
31:45ist eine sehr toxische,
31:47ungesunde Mischung.
31:49Die USA sind mal wieder Vorreiter,
31:51wir werden es in anderen Gebieten sehen,
31:53wir es zum Teil schon so.
31:54Aber ich glaube,
31:55dieses Casino,
31:56diese Casino-Wirtschaft
31:57ist sehr gefährlich
31:58und ist auch ganz ähnlich
32:00wie in der Pandemie
32:01und ich erwähnte eben
32:01die Tech-Konzerne,
32:03die jetzt schon sagen,
32:04ja, also das soll,
32:05die Regierung soll jetzt unser Risiko
32:07mal backstoppen
32:08und uns vielleicht dann auch retten,
32:10wenn irgendwas passiert,
32:11ist das Gewinne,
32:12werden privatisiert,
32:14wer am vorderen Ende ist
32:15und mit investiert hat
32:16und abräumt die Gewinne,
32:19der hat die Nase vorn,
32:20wenn nachher irgendwas implodiert,
32:22Nvidia implodiert
32:23oder die Krypto-Bereich,
32:26dann wer muss dann wieder die Hand,
32:28beziehungsweise wer muss dann
32:30wieder einspringen,
32:31der Steuerzahler.
32:32Also die Verluste werden sozialisiert
32:36oder aufgeteilt auf alle,
32:38aber die Gewinne bleiben den Reichen.
32:41Letzte Frage,
32:42wenn die USA
32:43auf einen Wirtschaftsabschwung zusteuert
32:46und es tatsächlich zu einer Korrektur kommen könnte
32:50oder zu einer Rezession sogar,
32:52was würde das für die Weltwirtschaft bedeuten?
32:54Was wären die unmittelbaren Folgen?
32:57Die USA waren immer mit der Wirtschaftsmotor
33:01verheißt nichts Gutes,
33:03vor allen Dingen,
33:04wenn Europa mit sich selbst kämpft.
33:07Ich sage ja immer,
33:08es ist die Chance für Europa,
33:10sich unabhängig zu machen.
33:11Ich sage, das muss es tun,
33:12in vielerlei Hinsicht,
33:13nicht nur wirtschaftlich,
33:14sondern auch finanztechnisch.
33:16Donald Trump kann auch das,
33:18nicht nur die Zölle
33:19und die Wirtschaft versuchen zu manipulieren,
33:21sondern auch das Finanzsystem
33:23kann auch da versuchen,
33:24irgendwelche Kanäle zuzumachen
33:26und dann auch vor allen Dingen technologisch.
33:3070 Prozent der Cloud-Services,
33:32von denen Europa abhängig ist,
33:35kommen von US-Firmen.
33:37Selbst die deutsche Bundeswehr
33:39ist zu einem großen Teil abhängig
33:41von US-Cloud-Services.
33:43Wenn Donald Trump da mal seine Meinung ändert
33:45und sich gegen Europa stellt,
33:47wie er das zum Beispiel schon mal gemacht hat
33:49beim Internationalen Strafgerichtshof
33:51in Den Haag, ICC,
33:53da war er sauer,
33:54dass die zwei israelische Politiker,
33:57Netanyahu und einen anderen,
33:59dass sie gegen die ermittelt haben.
34:01Dann hat er Microsoft befohlen,
34:03diese Abteilung beim Strafgerichtshof,
34:05die dafür zuständig war,
34:06die Dienste abzustellen,
34:07Outlook und Cloud und was auch immer.
34:09Da waren die sofort brachgelegt.
34:10Die konnten nichts mehr machen.
34:11Wenn Donald Trump jetzt zum Beispiel,
34:13wenn Elon Musk sagt,
34:14dieser und jene Autokonzern
34:16ist mir ein Dorn im Auge,
34:17stell denen doch mal die Internetdienste ab.
34:20Befiehl das mal Microsoft.
34:22Oder Donald Trump passt nicht,
34:24was die deutsche Regierung macht,
34:25dann stellen wir denen mal was ab.
34:27Microsoft nimmt diese Drohungen
34:28jedenfalls so ernst,
34:29dass sie schon gesagt haben,
34:30wenn sie so eine Anweisung bekommen würden
34:32von der Regierung,
34:33dann würden sie klagen.
34:35Was dabei rauskommt,
34:36das kann man sich ausmalen,
34:37zeitlich und überhaupt.
34:39Also deswegen,
34:40ich glaube, Europa hat gute Chancen.
34:43Ich vernehme absoluten Pessimismus,
34:45wenn ich da bin
34:46und mit europäischen Geschäftsleuten spreche.
34:50Die sind alle ziemlich down.
34:51Aber ich glaube,
34:52für Amerika ist es jetzt erst mal zu spät.
34:55Aber Europa hat noch die Chance,
34:56das Ruder rumzureißen
34:58und etwas aus seiner Chance zu machen.
35:01Es ist insgesamt durch die Diversität,
35:03es ist gut aufgestellt.
35:04Es muss halt nur schauen,
35:05dass es politisch nicht kippt,
35:07wie das hier passiert ist.
35:09Denn Demokratie und Wirtschaft
35:10hängen untrennbar miteinander zusammen.
35:13Und wenn die Demokratie fällt,
35:14dann hat das negative Wirkungen
35:16auf die Wirtschaft.
35:18Nicht alle Wirtschaft,
35:19nicht alle Anleger werden hier leiden.
35:21Es wird immer auch noch Unternehmen
35:22und Zweige geben,
35:23die in den USA
35:24auch unter schlechten Bedingungen
35:26performen werden.
35:28Beispielsweise wahrscheinlich
35:29die Energieindustrie.
35:30Und es wird natürlich auch
35:31in der Tech-Industrie Gewinner geben.
35:33Das kommt mir jetzt ein bisschen vor
35:34wie ein Wettrennen,
35:36wo alle noch schnell investieren wollen,
35:38solange die Musik spielt.
35:39Und wenn es zur Implosion kommt,
35:41alle davon ausgehen,
35:43ja, es wird Gewinner geben.
35:44Wir diversifizieren
35:45mit unseren Investments.
35:47Und der, der überlebt,
35:48der kommt dann halt größer raus
35:49und dann haben wir trotzdem gewonnen.
35:51Und die Verlierer,
35:52die im Zweifel
35:53muss dann der Steuerzahler
35:54dafür aufkommen.
35:57Europa muss sich unabhängiger machen,
35:59wenn die US-Wirtschaft
36:00unter Trump zum Casino wird.
36:01Vielen, vielen Dank
36:02für diese Einblicke,
36:03Sandra Navidi.
36:04Sehr gerne, Herr Wilhelm.
36:06Wer sich noch mehr
36:07für die USA interessiert,
36:08dem empfehle ich allen
36:09das Buch von Sandra Navidi,
36:11das jüngste,
36:12Die DNA der USA.
36:14Wenn Sie die Arbeit
36:14vom Standard unterstützen wollen,
36:16dann machen Sie das
36:16über ein Abonnement.
36:17Alle Infos finden Sie
36:18auf abo.derstandard.at.
36:20Abonnieren Sie uns
36:21auf allen Kanälen,
36:22auf denen Sie uns hören
36:23und sehen können,
36:24auch auf YouTube.
36:25Schicken Sie uns gerne
36:26einen netten Kommentar
36:27und eine gute Bewertung.
36:29Ich bin Scholt Wilhelm.
36:30Vielen Dank fürs Zuhören.
36:31Baba und bis zum nächsten Mal.
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