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Die Klimabewegung befindet sich im Wandel: Vom Protest auf der Straße hin zu lokalen Initiativen und neuen Aktionsformen.

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Transkript
00:00Seit sieben Jahren steht Fridays for Future im Zentrum der Klimabewegung.
00:06Doch nun verändert sich die Bewegung. Es geht nicht mehr nur um Schulstreiks oder Blockaden.
00:13Neue Initiativen sind entstanden. Gruppen, die versuchen, Menschen direkt zu erreichen und ihre Sorgen ernst zu nehmen.
00:22Eine davon ist Klimaneustart. Statt große Demonstrationen zu organisieren,
00:26gehen junge Aktivisten in Berlin auf die Straße, um mit Bürgern direkt über ihre Anliegen und Wünsche zur Klimakrise zu sprechen.
00:33Um eben auch die Menschen, die sich nicht gehört fühlen, ein Gehör zu verschaffen und eben auch, um gegen diese Politikverdrossenheit vorzugehen.
00:43Die Antworten werden mit einer von der Gruppe entwickelten App gesammelt und ausgewertet,
00:48sodass alltägliche Sorgen in konkrete Daten für die Politik übersetzt werden.
00:51Wir haben dann Diagramme, die genau aufzeigen, wie viele Menschen in welchen Bezirken dieser Meinung sind.
00:58Und dann können wir ganz klar sagen, 80 Prozent als Beispiel haben sich jetzt für die Bauwende ausgesprochen.
01:04Und wir können in der App dann auch noch genauere Punkte und kleinteiliger bestimmen,
01:09was jetzt in der Bauwende gefordert wird, wie zum Beispiel, dass mehr klimaneutral saniert wird.
01:17Diese Methode spiegelt den Trend im Klimaaktivismus wider, die Kluft zwischen Bürgern und Politik zu überbrücken
01:23und der Bevölkerung Mitspracherecht in der Klimapolitik zu geben.
01:28Auch Aktivisten von Fridays for Future begrüßen diesen neuen Ansatz.
01:33Ich glaube, für die Klimabewegung ist es wichtig, Dinge auszuprobieren, zu sehen, was funktioniert und weiterzumachen.
01:40Diese neuen Ansätze im Klimaaktivismus lassen sich durch einen Blick auf den Ursprung besser verstehen.
01:47Die moderne Klimabewegung begann 2018, als die damals 15-jährige Schwedin Greta Thunberg alleine vor dem Parlament protestierte.
01:55Aus dem einsamen Protest entstand Fridays for Future, eine weltweite Jugendbewegung für konsequente Klimapolitik,
02:02der sich bald auch Wissenschaftler anschlossen.
02:04Zu Beginn der Fridays for Future-Bewegung hatte man den Eindruck, dass die Politik die Proteste der Jugendlichen nicht ernst nimmt oder auch verunglimpft.
02:18Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler haben eine Glaubwürdigkeit in der Gesellschaft, das kann man immer wieder auch in Studien sehen.
02:22Insofern ist es tatsächlich wichtig, dass Stimmen aus der Wissenschaft kommen und sagen,
02:28die Anliegen, die wir auf der Straße sehen von Fridays for Future, die sind gerechtfertigt.
02:33Hier tut die Politik zu wenig.
02:362019 erreichte Fridays for Future seinen Höhepunkt, als Millionen Menschen protestierten mit deutlicher Wirkung.
02:42Die Anfängliche Unterstützung für die Klimabewegung nahm bald ab.
03:12Und rückte mit der Covid-19-Pandemie aus dem öffentlichen Blick.
03:15Extinction Rebellion!
03:17Bewegungen wie Extinction Rebellion, die im Vereinten Königreich entstanden,
03:21setzten auf zivilen Ungehorsam als zentrale Strategie, um die Klimakrise wieder auf die politische Agenda zu bringen.
03:27Durch Straßenblockaden, Besetzungen öffentlicher Plätze und medienwirksame Aktionen
03:32zwangen sie Öffentlichkeit und Politik, sich der Dringlichkeit der Klimanotlage zu stellen.
03:36In Deutschland übernahm die letzte Generation ähnliche Taktiken.
03:45Sie klebten sich auf Straßen fest, warfen Farbe auf berühmte Gemälde und setzten andere auffällige Störaktionen ein.
03:53Das wurde zu ihrem Markenzeichen.
03:54Wir haben es geschafft, das Thema Klimakrise in die Medien, in Talkshows und in Politikgespräche zu bringen.
04:04Ziviler Ungehorsam ist eine sehr erfolgreiche Strategie, um bei einem Thema mit großem moralischem Konsens,
04:10wie der Klimakrise, zum Handeln zu bewegen.
04:14Befürworter sagen, ohne Störungen werden die Krisen ignoriert.
04:18Gewöhnliche Proteste zeigen kaum Wirkung.
04:21Doch bewirkt zivile Ungehorsam wirklich etwas?
04:24Das nochmal auf die Tagesordnung zu setzen, nachdem das im Grunde nach Fridays for Future schon wieder abgeflaut war,
04:31Das kann man schon als Erfolg oder zumindest einen Effekt dieser Proteste sehen.
04:39Aber die langfristigen Erfolge sind ausgeblieben.
04:45Es gibt eine organisierte Gegenpositionierung zu bestimmten weitergehenden Klimamaßnahmen.
04:52Und in dieser Phase befinden wir uns jetzt, also im Grunde eine Phase, wo dieser Konflikt deeskaliert, abflaut,
05:00weil die Gegenspieler ziemlich starke Wirkungstreffer gesetzt haben.
05:06Kritiker werfen der letzten Generation vor, mit ihren umstrittenen Aktionen die Öffentlichkeit zu verärgern und der Klimabewegung zu schaden.
05:14Im Vereinten Königreich wurden einige Klimaaktivisten wegen wiederholter Aktionen zivilen Ungehorsams sogar zu Haftstrafen verurteilt.
05:21Was man dabei aber gut sehen kann, ist, dass aktuell durchaus unterschiedliche Maßstäbe gesellschaftlich angelegt werden, wenn wir Proteste haben.
05:34Dieser Vergleich Bauernprotest letzte Generation ist ein sehr gutes Beispiel dafür, wie die Gesellschaft unterschiedlich bewertet,
05:40obwohl es ähnliche Protestformen sind, beziehungsweise die der Bauernproteste tatsächlich noch mal radikaler gewesen sind als die der letzten Generationen.
05:51Und da kann man auch noch mal deutlich sagen, dass diese Gegenpositionierung, diese Gegeneskalation zur Klimabewegung
05:58im Grunde stark darüber funktioniert hat, dass sie eben die Gegenseite als gewalttätig dargestellt hat.
06:07Geopolitische Krisen, wie der russische Krieg gegen die Ukraine, der Krieg im Gazastreifen und US-Handelstarife
06:13haben ebenfalls die politische Aufmerksamkeit von der Klimakrise abgelenkt.
06:18Eine deutsche Umfrage Anfang dieses Jahres zeigte, dass Wähler sich mehr für Themen wie innere und soziale Sicherheit,
06:24Migration und Wirtschaftswachstum interessierten.
06:26Eine andere Umfrage zeigte jedoch, dass die Mehrheit ebenso ehrgeizigere Klimapolitik von ihren Parteien erwartet.
06:33Die Nachricht, dass die Klimakrise ein ernstes Problem ist, das ist in der Gesellschaft angekommen.
06:37Es gibt eine Studie, die ist im letzten Jahr rausgekommen, die sagt, dass weit über 80 Prozent der Menschen global
06:44die Klimakrise als ernstes Problem wahrnehmen und der Meinung sind, dass auf politischer Ebene zu wenig gehandelt wird.
06:51Also da ist es tatsächlich in der Gesellschaft angekommen. In der Politik hat man allerdings nicht das Gefühl.
06:552015 einigten sich die Regierungen im Pariser Abkommen, die Erderwärmung auf höchstens 2 Grad zu begrenzen und
07:01möglichst unter 1,5 Grad zu halten.
07:05Seitdem sind die Durchschnittstemperaturen jedoch gestiegen.
07:09Und weltweit treten immer häufiger und heftigere Extremwetterereignisse auf,
07:13wie Hitzewellen, Dürren, Starkregen mit Überschwemmungen und Waldbrände.
07:18Die Welt hat kürzlich sogar ihren ersten Klimakipppunkt überschritten.
07:23Nun sind enorme Anstrengungen nötig, um das Sterben vieler Korallenriffe zu verhindern.
07:28Wir sind nicht auf dem 1,5 Grad Pfad. Der ist auch nicht mehr zu halten.
07:33Das kann man nicht ernst kommunizieren, dass es da noch Hoffnung gibt.
07:37Nichtsdestotrotz ist es total wichtig, den Klimawandel so schnell wie möglich zu stoppen,
07:44die Emissionen zu reduzieren. Jedes zehnte Grad ist hier entscheidend.
07:48Je mehr wir emittieren, je höher die Konzentration von Treibhausgas in der Atmosphäre wird,
07:52desto mehr wird sich das Klima verändern und verschieben heraus aus diesem für Menschen günstigen Gleichgewicht,
07:58was wir kennen.
07:58Und es wird immer mehr Gegenden in der Welt geben, die einfach nicht mehr bewohnbar sind.
08:05Klimaproteste sind vielfältig geworden.
08:08Ein breites Spektrum an Strategien als Reaktion auf eine globale Krise.
08:13Fridays for Future organisiert weiterhin Massenstreiks,
08:16während disruptive Aktionen Grenzen austesten
08:19und neue Basisinitiativen auf Dialog und Einbindung der Bürger setzen.
08:23Das ist wichtig, um das Thema weiterhin präsent zu halten,
08:29um auch intern einfach eine Struktur zu haben.
08:32Denn grundsätzlich gilt, Protestbewegungen brauchen wirklich einen langen Atem.
08:39Das ist was, was sich über lange Zeit hinzieht.
08:42Das heißt, man braucht auch so eine formalen Strukturen.
08:46Die Bewegung wird weltweit weiterhin von Menschen aus allen gesellschaftlichen Gruppen unterstützt.
08:50Ich treffe 14-jährige Mädchen und Jungs, die wirklich hinterher sind
08:54und da wirklich fünf, sechs Stunden die Woche neben der Schule,
08:58neben ihren Hobbys sich dafür einsetzen.
09:00Ich treffe aber auch den 80-jährigen Opa, der wirklich mit Herz dabei ist und sich dafür einsetzt.
09:06Und darauf bin ich eigentlich stolz, dass die Klimabewegung so eine Gemeinschaft ist.
09:11Und auch wenn wir auf verschiedenen Ebenen agieren,
09:13eben immer uns ein Thema eint und wir eben dieses Thema voranbringen wollen
09:19und eben letztendlich den Planeten zu schützen.
09:22Wir sind ein, was wir sehen uns beim nächsten Mal.
09:29Untertitelung des ZDF, 2020
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