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Der selbsterklärte sozialistische Demokrat Zohran Mamdani hat in der Bürgermeisterwahl von New York triumphiert. Wird er Donald Trumps größter Feind – oder zum nützlichen Feindbild für den Präsidenten?
Credits: DER STANDARD; AFP
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NewsTranskript
00:00Gleich vier Wahlsiege sorgen bei den Demokraten in den USA gestern für Jubelstimmung.
00:05Der wohl prominenteste Sieg, der Bürgermeisterposten von New York City, geht an Soran Mamdani,
00:12der sich selbst ja als Trumps schlimmster Albtraum bezeichnet.
00:16Gelingt es den Demokraten jetzt, das Ruder herumzureißen,
00:19oder ist das Ganze nur ein Tropfen auf den heißen Stein in Trumps Mager-America?
00:24Darüber sprechen wir heute.
00:24Erik Frey, leitzender Redakteur beim Standard, ist heute hier zu Gast im Podcast- und Videostudio.
00:34Grüß dich, Erik.
00:35Hallo, grüß dich.
00:36Erik Ertrutsch sieg gestern für die Demokraten gleich vier Siege.
00:41Welche Posten konnte man denn da für sich erobern?
00:44Ja, also es gab ja sehr viele verschiedene Wahlen auf verschiedenen Ebenen,
00:47wobei die Zahl im Vergleich zu den Zwischenwahlen oder gar dem Präsidentschaftswahljahr viel kleiner ist.
00:53Die beiden wichtigsten Posten waren zwei Gouverneursposten in New Jersey und in Virginia
00:59und der Bürgermeisterposten in New York, der schon besonders viel Aufmerksamkeit erregt hat.
01:06Und daneben gab es noch einen Justizministerposten in Virginia.
01:10Überhaupt wurde dort das Parlament neu gewählt.
01:12Und es war also in zumindest einigen wenigen Bundesstaaten doch ein echter Wahltag.
01:18Was mich interessieren würde an dieser Sache, du hast jetzt schon gesagt, es ist nicht wirklich groß,
01:22also es ist nicht vergleichbar mit den Midterms oder auch gar mit einer Präsidentschaftswahl, das ist schon klar.
01:26Aber wie wichtig ist es denn trotzdem für das Selbstbewusstsein der Demokraten in einer Zeit,
01:30wo man ja eigentlich Donald Trump wenig bis gar nichts entgegensetzen kann?
01:34Also es war ein ganz, ganz wichtiger Stimmungstest und diesen Stimmungstest haben die Demokraten mit fliegenden Fahnen gewonnen.
01:40Das Ergebnis war noch einmal viel besser, als sie es sich überhaupt erhoffen oder träumen konnten.
01:46Und das gibt ihnen einfach jetzt sehr viel Selbstbewusstsein, weil sie gemerken, dass diese schlechten Popularitätswerte,
01:54die Donald Trump in den Umfragen aufweist, sich auch in Wahlergebnissen niederschlagen.
02:01Und wir wissen, in einem Jahr finden die Midterms statt, die Kongresswahlen, wo es vor allem um die Kontrolle des Repräsentantenhauses geht.
02:10Und da hat man das Gefühl, viel besser wird es für Trump möglicher wahrscheinlich nicht werden.
02:15Also die Chancen, dass dann die Demokraten einen sehr starken Tag haben werden, sind hoch.
02:21Was ja üblicherweise passiert in einem Präsidentschaftsjahr, dass die Oppositionspartei bei diesen Midterms dann gut abschneidet.
02:30Und wenn sich die Stimmung von gestern ein Jahr hält, dann könnte man auch dort einen Erdrutschsieg erwarten.
02:40Der vielleicht sogar den Demokraten die Kontrolle nicht nur vom Repräsentantenhaus, sondern auch vom Senat geben könnte, was viel, viel schwieriger sein wird.
02:49Dieser Denkzettel für Präsidenten bei den Midterms, der ist ja, wie du bereits schon gesagt hast, relativ normal.
02:54Das passiert Demokraten, das passiert Republikanern.
02:56Allerdings gab es ja immer wieder die Befürchtung, dass es 2026 schwieriger werden würde, diesen Denkzettel zu verpassen,
03:03weil Donald Trump die Spielregeln quasi so ändert, dass sie ihm nützen.
03:07Jetzt ist eine Wahl, die haben wir noch gar nicht angesprochen, gestern ebenfalls vollzogen worden, nämlich in Kalifornien,
03:13die genau dieses Spiel wieder auf, unter Anführungszeichen, faire Bedingungen bringen soll.
03:18Was ist da genau in Kalifornien entschieden worden?
03:19Ja, da ging es darum, dass ja auf Drängen von Trump in Texas vor kurzem die Wahlbezirke neu gezeichnet wurden,
03:29auf eine Weise, die den Republikanern höchstwahrscheinlich mehr Sitze geben wird.
03:33Das ist ein Vorgang, der heißt Gerrymandering.
03:36Das passiert üblicherweise alle zehn Jahre nach der großen Volkszählung, nach dem Sensus.
03:40Diesmal würde es mitten in dieser Zehnjahresperiode stattfinden.
03:46Sehr, sehr ungewöhnlich.
03:47Und statt das einfach hinzunehmen und zu sagen, das ist aber gemein,
03:52hat zumindest der Gouverneur von Kalifornien, Gavin Newsom, der auch ein wichtiger Gegenspieler ist,
04:00von Donald Trump gesagt, wir werden das gleiche machen.
04:03Das Problem allerdings ist, in Kalifornien kann das nicht einfach nur der Gouverneur oder auch das Parlament entscheiden.
04:09Dort muss es eine Kommission entscheiden und nur damit das hier stattfinden kann, war eine Abstimmung notwendig.
04:17Eine Volksabstimmung.
04:19Und in dem Newsom, die ausgerufen hat, ist ein gewisses Risiko eingegangen,
04:23weil die Kalifornier eigentlich gesagt haben, sie haben von dieser Manipulation der Wahlbezirke, haben sie genug.
04:28Sie möchten, dass einfach diese Wahlbezirke einfach fair sind.
04:31Und wenn jetzt auch, wenn es anderswo in Texas unfair ist, warum soll man das jetzt in Kalifornien auch verändern?
04:37Eine doch so wichtige Figur wie Arnold Schwarzenegger hat sich dagegen auch massiv ausgesprochen.
04:42Also Newsom ist ein Risiko eingegangen und es hätte auch ins Auge gehen können.
04:47Die Mehrheit hätte es ablehnen können.
04:48Stattdessen ist es eine überwältigende Mehrheit.
04:51Also ich glaube, über 60 Prozent haben dafür gestimmt.
04:55Und es war ganz klar, wir lassen uns das von Donald Trump nicht bieten.
04:59Wir sind der Widerstand gegen diese versuchte Unterwanderung der Demokratie durch die Republikaner und den Präsidenten.
05:07Und das gibt natürlich auch dann Newsom einen Sprungbrett für eine mögliche eigene Präsidentschaftskandidatur.
05:15Und ich glaube, er gilt jetzt nach diesem Wahltag sicher als eines der Favoriten für den demokratischen Kandidaten im Jahre 2028.
05:23Erik, im Vorfeld dieser Wahl in Kalifornien ist ja sehr viel darüber diskutiert worden, ob das wirklich der richtige Weg ist.
05:29Bislang hat es ja so ausgesehen, als würden die Demokraten die andere Wange hinhalten, wenn ihnen Donald Trump auf die eine eine verpasst.
05:36Jetzt hat man sich offensichtlich dafür entschieden, zurückzuschlagen und ebenfalls mit unter Anführungszeichen unfairen Mitteln zu arbeiten.
05:43Ist das der richtige Weg auch für das gesamte Land?
05:45Das ist ja schwer zu sagen, weil das ist fast eine Grundsatzfrage für diese Partei.
05:53Es gibt ja damals den berühmten Spruch von der Michelle Obama, die gesagt hat, wenn die anderen niedrig fliegen, dann gehen wir in die Höhe.
06:01Allerdings, inzwischen ist das Gefühl, das kann man bei Donald Trump nicht tun.
06:05Dieser Mann ist so brutal in seinen Strategien, dass wenn man hier versucht, höflich und sauber und korrekt zu bleiben, kommt man einfach unter die Räder.
06:14Also das ist aber gleichzeitig möchte man natürlich nicht ganz, es ist auch immer die Gefahr, dass man dann wiederum eine gewisse Wählerschaft auch vergrämt.
06:22Und man darf nicht vergessen, in dieser demokratischen Wählerschaft sind heute doch, das ist doch die Ansprüche auch höher.
06:30Das sind auch Menschen mit höherer Bildung und man kann sich nicht alles leisten, was Trump tut.
06:35Aber offenbar diese Neuziehung der Wahlbezirke in Kalifornien war etwas, wo die Kalifornier gesagt haben, angesichts dessen, was die Republikaner tun, ist das in Ordnung.
06:46Und das kann dann für die Wahlen in einem Jahr sehr wohl auch eine Rolle spielen.
06:51Da kann es um fünf Sitze gehen.
06:53Möglicherweise wäre das Repräsentanten auskontrolliert.
06:57Aber ich würde noch was anderes sagen.
06:59Wenn das Wahlergebnis von gestern sich in einem Jahr wiederholt, dann wird es den Republikanern nicht einmal mehr nützen, dass sie irgendwelche Wahlbezirke umdrehen.
07:12Weil dann werden die möglicherweise in manchmal die Mehrheiten so stark werden, dass auch in diesen neuen Wahlbezirken Demokraten gewinnen können.
07:21Es könnte sich sogar als Bumerang erweisen, weil gewisse Wahlbezirke, die vorher solide republikanisch waren, mit ganz großen Mehrheiten, wo man sagt, das sind ja dann verschwendete Stimmen, durch die Verbreiterung, durch die Umzeichnung dann möglicherweise zu wackeln beginnen.
07:38Also wenn ich ein republikanischer Stratege jetzt bin, hatte ich gestern einen schlechten Abend und eine schlechte Nacht und kann mir ziemliche Sorgen machen, wie das weitergehen wird.
07:48Zumindest in Kalifornien und in New York.
07:51Aber was wir jetzt noch gar nicht angesprochen haben, beziehungsweise was wir etwas vertiefen, ist New Jersey und Virginia.
07:57Zwei Gouverneursposten gehen an zwei Demokratinnen in diesem Fall.
08:00Wer sind die beiden? Was hat es mit denen auf sich und warum ist das wichtig?
08:03Ja, es war deshalb wichtig, erstens einmal, es sind zwei Frauen, es sind zwei moderate Politikerinnen, die auch eine militärische Vergangenheit haben und die sehr genau das Zentrum, die unabhängigen Wähler angesprochen haben.
08:17Die Kandidatin in Virginia, die Abigail Spanberger, die galt schon vorher als Favoritin gegenüber einer, ebenfalls einer Frau, aber einer deutlich weniger populären.
08:29Virginia ist ein wirkliches sogenannte Swing State.
08:31Da geht einmal so in die eine, dann in die andere Richtung und der Vorgänger, der nicht mal wieder antreten konnte, war ein Republikaner, der wieder einen Demokraten abgelöst hat.
08:39Und da haben die Umfragen gezeigt, die wir ziemlich stark klar gewinnen.
08:44New Jersey hingegen, das eigentlich traditionell demokratisch ist, galt plötzlich als Wackelkandidat für die Demokraten.
08:52Dort gibt es sehr viele, auch hispanische Wähler, auch schwarze Wähler, die in der letzten, bei der letzten Präsidentschaftswahl in ziemlich großer Zahl zu Trump gewechselt haben.
09:02Und plötzlich galt New Jersey als eher unsicher.
09:05Und die Umfragen haben das auch gezeigt.
09:07Der republikanische Kandidat, den Trump sehr stark unterstützt hat, der war relativ populär, auch charismatisch.
09:16Und die Kandidatin Micky Sherrill war so unsicher.
09:19Wird sie wirklich gewinnen?
09:20Der Vorsprung waren drei, vier, fünf Prozent nur.
09:24Und plötzlich war es ein Vorsprung von deutlich über zehn Prozent.
09:27Also auch wieder ein Erdrutschsieg, den niemand vorausgesagt hat.
09:30Und ich glaube, das ist das wichtigste Ergebnis dieses Abends, dass die Demokraten wirklich auf breiter Front auch Wähler der Mitte,
09:40auch Wähler, die vor einem Jahr noch Trump gewählt haben, wieder ansprechen können.
09:46Und wenn sie dieses Momentum aufrechterhalten können, dann ist diese republikanische Trump-Welle, hat dann möglicherweise bereits ihren Höhepunkt erreicht,
09:57wenn Sachen weiterhin mit rechten Dingen zugehen.
10:00Und wenn nicht die Demokratie auf eine Weise ausgehebelt wird, die es in Zukunft nicht möglich macht, fair Wahlen zu gewinnen.
10:07Aber gestern war es möglich.
10:09Gestern war auch möglich, dass in New York ein neuer Bürgermeister gewählt wird.
10:12Und ein durchaus ungewöhnlicher Kandidat, nämlich Soran Mamdani.
10:17Der hat sich da durchgesetzt gegen einen unabhängigen Kandidaten und einen Republikaner.
10:22Ganz kurz vielleicht zur Erklärung, wer ist dieser Mann eigentlich?
10:24Ja, Soran Mamdani ist eine faszinierende Persönlichkeit.
10:27Er ist 34 Jahre alt, er ist besonders jung.
10:30Er ist in Uganda geboren.
10:34Seine Eltern stammen aus Südasien, aus Indien.
10:38Er ist Muslim, aber er ist eigentlich überhaupt nicht religiös.
10:42Also das spielt die geringste Rolle, seine religiöse Zugehörigkeit.
10:48Und er ist ein ausgesprochen dezidierter linker Politiker.
10:52Er bezeichnet sich selbst als demokratischer Sozialist.
10:56Das Wort Sozialismus hat in den USA in der Vergangenheit immer einen ganz schlechten Ruf gehabt.
11:01Trump und andere sagen, er ist sogar ein Kommunist, was er natürlich nicht ist.
11:06Und er kam aus dem Nichts.
11:07Er war ein Abgeordneter im Parlament des Bundesstaats New York.
11:13Es hat ihn vor einem Jahr noch praktisch fast niemand gekannt.
11:17Und auch eine ganz hervorragende Wahlkampf, wo er sehr stark auf soziale Medien gesetzt hat,
11:23wo er sich so wirklich als Mann des Volkes präsentiert hat.
11:26Und indem er die Themen angesprochen hat, die der Masse der New Yorker und New Yorkerinnen heute wirklich belasten,
11:34nämlich die Leistbarkeit des Lebens, die unglaublich hohen Kosten des Wohnens,
11:39aber auch für die Kinderbetreuung und für andere, sogar für Lebensmittel.
11:45Alles ist in New York schrecklich teuer.
11:47Es ist eine Stadt, vor allem in Manhattan, der Reichen.
11:50Und die, die es nicht sind, die haben es sehr schwer.
11:53Und damit hat er schon bei den Vorwahlen, demokratischen Vorwahlen, ganz überraschend, die hat er gewonnen.
12:01Und der Favorit bei diesen Vorwahlen war Eindro Cuomo.
12:06Eindro Cuomo ist der Sohn eines legendären Gouverneurs von New York, der selbst Gouverneur von New York war,
12:13aber dort mit Schimpf und Schande herausgejagt wurde wegen einem sexuellen Missbrauchvorwürfen.
12:18Und der sich in den Jahren, wo er als echter, so als Machtpolitiker agiert hat, sich sehr viele Feinde gemacht hat.
12:25Also er war für viele Menschen ein Feindbild.
12:28Und das hat auch Mamdani die Chance gegeben, hier als so ein bisschen aus der Harry Potter gegen Voldemort hier aufzutreten,
12:36in den Vorwahlen zu gewinnen.
12:37Und dann war es so, dass weil Mamdani so als so links gilt und für von vielen, auch von Vertretern der Finanzelite,
12:50aber auch von jüdischen Kreisen wegen seiner starken Parteinahme für die palästinensische Sache auch angefeindet wurde,
12:58haben die sich hinter Cuomo gestellt und gesagt, na versuch's noch einmal und diesmal als Unabhängiger.
13:03Und das war dann der Wahl, in diesem Wahlkampf war Cuomo der, der eigentlich als ehemaliger Demokrat
13:08hier gegen den offiziellen demokratischen Kandidaten angetreten ist.
13:14Es hätte ein populärerer Mann und ein besserer Wahlkämpfer als Cuomo hätte vielleicht auch gewinnen können,
13:21aber das war er nicht.
13:23Und Mamdani ist es sehr geschickt gelungen, hier die Sorgen, die sich viele machen über seine Politik irgendwie zu besänftigen.
13:30Er hat auch die wichtigen Finanzleute, die Unternehmer, verschiedene Kreise sehr gut angesprochen,
13:39hat sich gemäßigter gezeigt und hat am Ende dann mit über 50 Prozent die Wahl gewonnen.
13:44Also geht hier wirklich als klarer Sieger mit einem echten Mandat aus diesem Wahltag heraus
13:50und wird als ganz, ganz junger Mann ohne irgendeine administrative Erfahrung nun die größte Stadt der USA,
13:58eines der größten Städten der Welt, regieren.
14:03Eric, du hast jetzt schon zwei Gruppierungen angesprochen, die vielleicht keine große Freude mit diesem Wahlsieg haben.
14:08Lass uns das etwas vertiefen.
14:09Du hast auf der einen Seite die Märkte angesprochen, also den Finanzsektor.
14:12Ich meine, die Hauptstadt des Kapitalismus hat jetzt einen dezidiert sozialistischen Bürgermeister.
14:18Ich meine, es wirkt ein bisschen strange.
14:20Wie reagieren denn die Märkte auf diesen Wahltag?
14:22Ja, das werden wir jetzt auch sehen, wie sie reagieren.
14:23Ich glaube, das ist die New Yorker Wahl hier weniger wichtig als grundsätzlich die Vorgänge in Washington.
14:32Der Regierungs-Shutdown hat jetzt gerade einen neuen Rekord erreicht.
14:37Das heißt, es gibt hier so viele Probleme auf der Bundesebene, dass jetzt, was jetzt in der Stadt New York passiert,
14:44auf die größeren Finanzmärkte keine so großen Auswirkungen hat.
14:48Die Frage ist eher, Mandat hat große Versprechen gemacht.
14:52Er möchte die Busse gratis machen, er möchte Kinderbetreuung gratis machen,
14:58er möchte in den Wohnungsmarkt ganz massiv eingreifen und dafür braucht er auch viel Geld.
15:04Und das hat er anfangs erklärt, dass wird er sich doch Steuererhöhungen holen.
15:09Das ist möglich.
15:10In den USA gibt es nicht nur Bundessteuern, es gibt auch Landessteuern,
15:15der Bundesstaaten, aber auch die einzelnen Städte können Steuern einheben,
15:21sowohl von Einkommensteuer von den Bürgern oder auch von Unternehmen.
15:26Das Problem ist, die New York hat bereits die höchsten Steuern in den USA.
15:31Also das heißt, wenn man dort als reicher lebt, dann zahlt man schon mehr Steuern als in Kalifornien,
15:36das ist an zweiter Stelle, und deutlich mehr als etwa in Texas oder in anderen oder in südlichen Bundesstaaten.
15:43Und da hat er eigentlich versucht, hier die Reichen der Stadt zu beruhigen,
15:50zu sagen, wenn ich andere Finanzquellen finde, mache ich es nicht,
15:54weil die große Sorge ist, aus einem Land auszuwandern, ist eine recht große Angelegenheit.
16:00Von New York nach Connecticut zu übersiedeln oder irgendwo anders hin, das ist ja leicht.
16:06Viele von den Reichen haben ja ohnehin zweite Wohnsitze, anderswo oder sogar dritte.
16:11Also da war die Angst eines Exodus, dass sie dann tatsächlich am Ende nicht mehr,
16:15sondern sogar weniger Geld einnehmen.
16:16Das heißt, da wird er auch weiterhin auf der Bremse stehen müssen.
16:21Aber New York hat sehr wohl das Problem, dass es einfach als zu teuer geworden ist für die normalen Menschen.
16:31Und da sagen schon viele, nur auf die Finanzmärkte zu schielen, das kann es nicht sein.
16:36Und die Qualität dieser Stadt zu erhalten, auch diesen ganz besonderen Flair, den sie hat,
16:43muss es einfach auch leistbar sein, in New York weiterhin zu leben,
16:47wenn man nicht an der Wall Street in einem Top-Job arbeitet.
16:50Was du so erzählst, klingt ja irgendwie nach etwas, das wir in Österreich sehr gut kennen.
16:54Ich meine, jetzt könnte ein Wiener Bürgermeister eigentlich keine Steuern erhöhen.
16:58Das ist aufgrund unseres politischen Systems nicht möglich.
17:01Aber wenn wir in der Zeit zurückgehen, ins Jahr 1919, genau das hat ja damals die Wiener Politik gemacht.
17:08Steuern erhöht, Shampoos, Hotels etc., um quasi große Sozialprojekte zu gründen
17:13und so das mehr oder weniger Rote Wien bis heute zu prägen.
17:17Ist das das, was Mamdani vorhat?
17:18Also ich weiß jetzt nicht, ob Mamdani sich mit dem sozialen Wohnbau in Wien auseinandergesetzt hat.
17:25Möglicherweise ja, weil das auch in New York für viele immer wieder interessant ist.
17:29Also er kann schon sein, ja, also er schielt schon auf diese europäischen Modelle.
17:37Und das Wichtigste ist, damit Wohnraum in New York wieder leistbar wird, muss mehr gebaut werden.
17:43Das weiß auch Mamdani, das weiß jeder.
17:45Die Gefahr ist, wenn man dann die Mietpreisbremsen einführt, kann es dazu führen, dass weniger gebaut wird,
17:54weil es die Investoren sagen, das zahlt sich dann nicht mehr aus.
17:57Also er wird irgendwie beides tun müssen.
18:00Einerseits zu schauen, dass dieser Wohnbau angekurbelt wird, aber gleichzeitig muss er einfach,
18:04das dauert ja viele, viele Jahre, bis neue Wohnungen entstehen,
18:08er möchte den Menschen das Gefühl geben, ich tue etwas für euch.
18:12Wie er das machen wird, ohne hier für große Turbulenzen zu sorgen, die ihm dann schaden könnten,
18:19das wird von seinem Geschick abhängen.
18:21Was bei ihm noch sehr wichtig ist, er kommt aus einer absoluten Elite-Familie.
18:26Sein Vater ist ein, also das sind die Top, das sind Einwanderer der höchsten intellektuellen
18:33und inzwischen auch schon finanziellen Kategorien.
18:36Sein Vater ist ein sehr angesehener Professor.
18:39Seine Mutter ist eine sehr bekannte, auch berühmte Filmemacherin.
18:43Also er hat sich leicht getan, mit anderen Vertretern der großen Elite auch zu sprechen.
18:48Er ist rhetorisch sehr gut, er ist elegant und ich glaube, das hat ihm sicher auch geholfen.
18:56Wenn es ihm jetzt gelingt, gute Berater um sich zu scharen, die auch etwas vom Management verstehen,
19:02dann hat er wahrscheinlich eine Chance.
19:04Aber gleichzeitig wird er irgendwann seinen eigenen Anhängerinnen und Anhängern erklären müssen,
19:09warum er so manches, was er versprochen hat, halt nicht so leicht durchsetzen kann.
19:14Erik, ein Kritikpunkt an Mamdani ist aber durchaus oder kommt von der großen jüdischen Gemeinschaft,
19:20die es in New York gibt.
19:21Ich glaube, es sind über zwei Millionen.
19:23Ich habe gelesen, korrigiere mich da, falls das nicht stimmt,
19:25es gibt einige Medien, die davon schreiben, andere nicht,
19:27dass Mamdani unter anderem auch die BDS-Bewegung unterstützt.
19:32Also die Bewegung, die zum Boykott israelischer Waren aufruft,
19:35was ja gerade in Österreich eigentlich einen sehr schalen Beigeschmack hat.
19:41Wie blicken die auf diesen Wahlsieg?
19:42Ja, das Interessante ist, die jüdische Gemeinschaft in New York ist zutiefst gespalten
19:49und auch schon bei den Vorwahlen hat Mamdani sehr, sehr viele jüdische Stimmen bekommen,
19:54weil gerade unter den jüngeren Jüdinnen und Juden,
19:58die waren über die Entwicklung in Israel schon seit vielen, vielen Jahren verzweifelt oder empört.
20:07Und der Gaza-Krieg hat auch sie auf die Seite eigentlich gebracht,
20:10wo sie gesagt haben, dieser Krieg muss enden
20:13und zum Teil auch wirklich die pro-palästinensischen Positionen unterstützt.
20:17Wenn man sich angeschaut hat, wer waren die Aktivistinnen und Aktivisten
20:20auf den Campusen in Kolumbia und anderswo,
20:23das war zu einem guten Teil auch jüdische Studierende.
20:27Also Mamdani, hingegen das jüdische Establishment, wie man es so sagen kann,
20:31die Großteil der jüdischen Organisationen stehen ganz anders,
20:35die sagen, was immer Israel tut, wir müssen Israel verteidigen
20:38und jeder, der es kritisiert, hat gerät in den Geruch des Antisemitismus.
20:43Und die haben Mamdani massiv bekämpft.
20:50Aber dieser Kampf gegen ihn hat dann doch nicht diese Wirkung gezeigt,
20:55weil doch ein guter Teil, und es wird ganz interessant dann zu sehen,
20:59wenn man dann die genauen Details der Wahlbewegungen, Wählerbewegungen und so ansieht
21:07und wie sich verschiedene kleine Stadtviertel, für wen die sich entschieden haben,
21:12könnte es sich zeigen, dass Mamdani sogar eine, vielleicht nicht eine Mehrheit,
21:17aber doch einen ganz bedeutenden Teil der jüdischen Stimmen bekommen hat,
21:20ohne die er diese Wahl möglicherweise nicht gewonnen hat.
21:23Und man muss auch sagen, er hat auch versucht,
21:26er hat in seinem Vorwahlkampf und in seiner Vergangenheit
21:30hat er ziemlich auch radikale Positionen vertreten.
21:33Es ging dann um diesen einen Ausspruch, Globalize, der Intifada,
21:37also die Intifada weltweit irgendwie auszubreiten,
21:40die Intifada, die ja Aufstand bedeutet,
21:44oder wird dann von vielen als eine Art von Aufforderung,
21:48Israel zu zerstören oder Juden zu töten gesehen.
21:53Und davon hat er sich zwar nie ganz distanziert,
21:57aber hat dann versucht, seine ganze Rhetorik ein bisschen zurückzunehmen.
22:01Und das dürfte eben auch gelungen sein,
22:04auch dank der Unterstützung von doch auch prominenten jüdischen Politikern
22:11und anderen Vertretern auch der jüdischen Gemeinde,
22:13sei es von Universitäten, sei es von Organisationen
22:18oder auch aus der Finanzwelt.
22:21Also wenn er jetzt, auch dank des Waffenstillstandes,
22:25der gerade jetzt zwischen Israel und Gaza im Moment noch hält,
22:32dürften sich auch hier ein bisschen die Temperatur auch gesenkt worden sein
22:36und dass dann nicht möglicherweise bei manchen nicht zum entscheidenden Kriterium
22:41für die Wahl geworden sein.
22:43Erik, jetzt können wir durchaus schon, oder man könnte uns die Frage stellen,
22:47wenn man uns jetzt so zuhört und zusieht,
22:49und ich glaube, die Amerikaner würden sagen,
22:51what is all the fuss about?
22:53Wir reden jetzt über eine Stadt, eine sehr wichtige Stadt natürlich,
22:56oder wir reden sehr lang über New York City.
22:58Warum ist das so dermaßen wichtig?
23:00Warum schaltet sich da auch beispielsweise der Präsident ein?
23:02Naja, also erstens einmal, New York ist die Stadt Amerikas.
23:06Ich meine, sie ist anders als der Rest von Amerika,
23:08aber es ist natürlich alles, was in New York passiert,
23:12hat eine viel größere Bedeutung, selbst als ob es in Chicago oder Atlanta oder anderswo ist.
23:22Vergessen wir nicht, Donald Trump ist ein New Yorker.
23:25Er ist dort geboren, aufgewachsen, hat seinen Großteil seines Lebens dort verbracht.
23:30Und für ihn ist eigentlich Mamdani ein Geschenk.
23:35Er könnte sich keinen besseren Gegner wünschen,
23:38als einen dezidiert linken, dunkelhäutigen Politiker,
23:44den er als Kommunisten, den er als Verbrecher desavouieren kann.
23:51Und er hat auch schon angekündigt, was er alles tun wird,
23:54wenn Mamdani die Wahl gewinnt, was man ja auch erwartet hat aufgrund der Umfragen,
23:59dass er New York die massive Förderungen abschneiden wird.
24:04Und das kann der Präsident.
24:05Er hat wirklich Mittel in der Hand, aber Mamdani hat auch klar gesagt,
24:11wir werden uns wehren.
24:12Und wir können jetzt eigentlich erwarten, dass da zwischen Trump und Mamdani,
24:16zwischen Washington und New York, wirklich hier ein Kampf entsteht,
24:21der möglicherweise in den kommenden Monaten auch die ganze USA in den Bann schlagen wird.
24:28Das wird noch sehr, sehr spannend werden.
24:30Und ich glaube auch, die New Yorker wissen das auch, auch die, die ihm und Mamdani gewählt haben.
24:36Sie wissen, dass sie die Rache des Präsidenten spüren werden.
24:39Aber sie dürften bereit sein für diesen Kampf.
24:44Da stelle ich mir schon noch die Frage.
24:45Ich meine, du hast gesagt, das ist ein Geschenk für Donald Trump.
24:48Es könnte ja umgekehrt auch ein Geschenk für die Demokraten sein.
24:51Man hat hier einen bekannten Politiker, der sich jetzt quasi einen öffentlichen Schaukampf mit dem Präsidenten liefert.
24:57Quasi das absolute Gegenteil von dem ist.
24:59Aber, und jetzt kommt das große Aber, Mamdani ist nicht in den USA geboren.
25:02Das heißt, ein möglicher Präsidentschaftskandidat kann er gar nicht sein.
25:05Nein.
25:06Pech gehabt, oder?
25:06Nein.
25:07Also, er käme als Präsidentschaftskandidat ohnehin nicht in Frage.
25:10Oder wenn er es wäre, dann wäre das ein Fiasko.
25:14Weil er hat einen sehr, seine Popularität ist halt funktioniert in New York.
25:21Eine sehr multikulturelle, auch eine sehr progressive Stadt.
25:25Außerhalb von New York kann ein Mann wie der mit solchen Positionen überhaupt nicht ankommen.
25:30Dort waren die beiden Frauen, die die Gouverneursposten gewonnen haben.
25:34Die werden zwar auch, das ist auch wahrscheinlich für die zu früh, aber Typ von diesen Politikerinnen sind es,
25:41die eigentlich eher die bessere Chance haben, im Jahr 2028 dann die Demokraten das Weiße Haus wieder zu geben.
25:51Mamdani ist es nicht.
25:53Und die große, war das eine Sache, die wahrscheinlich die Demokraten aus dieser Wahl gelernt haben sollten,
25:58ist etwas, was jetzt noch vor zwei Tagen Ezra Klein geschrieben hat.
26:02Er hat gesagt, hören wir auf, der bekannte New Yorker, der bekannte Kolumnist in der New York Times hat gesagt,
26:10hören wir auf, uns zu überlegen, welcher eine Botschaft, welcher eine Kandidat ist jetzt der richtige Demokraten.
26:16Die Demokraten müssen sich ausbreiten.
26:19Sie müssen ein möglichst breites Netz auswerfen und das haben sie genau an diesem Wahltag auch gemacht.
26:27Mamdani spricht die progressive, dezidiert linke Wählerschaft an, die sagt, wir müssen etwas grundsätzlich verändern.
26:36Es ist nicht nur Trump, es ist das gesamte System der amerikanischen Wirtschaft, es ist die Ungleichheit und all das.
26:44Und dann braucht es aber auch die Kandidaten und Kandidatinnen, die einfach die unabhängigen Wähler ansprechen,
26:51die jetzt nicht einen großen Umsturz in den USA wollen, aber halt auch einfach eine vernünftige Politik
26:57und vor allem wegkommen von dieser schrecklichen Polarisierung, die von Trump angetrieben wird.
27:07In diesem Zweikampf Trump-Mamdani, den ich irgendwie erwarte, wird es interessant sein,
27:13wenn Mamdani sich dort als der Vernünftigere erweist, was ich ja vermute,
27:18selbst nicht in eine allzu radikale Rhetorik oder so verfällt,
27:22dann ist die große Gefahr für Trump, dass er sich dort übernimmt,
27:25dass er übers Ziel hinaus schießt, dass er eigentlich wieder zeigt,
27:29was für ein brutaler Rüppel er ist, gerade wenn er nach New York dann auch,
27:34sagen wir, inzwischen fast schon seine Privatarmee, die Fremdenpolizei, Eis schickt,
27:39da könnte es auch noch zu dramatischen Szenen kommen.
27:44Und da ist, glaube ich, die größte Chance der Demokraten ist,
27:48dass für Trump, Mamdani, New York ohnehin, und Mamdani jetzt besonders, dieser Bürgermeister,
27:55ein so ein rotes Tuch ist, dass er sich hier wie ein wilder Stier gebären wird,
28:03der das ganze Problem, das die Trumpsche Politik bisher ausgelöst hat,
28:08nämlich diese unglaublichen Brechen aller Normen,
28:12von allen Standards der zivilisierten Demokratie,
28:15dass sich das noch weiter verschärfen wird.
28:18Erik Frey war das leitende Redakteur beim Standard.
28:20Vielen Dank für deine Analyse heute und alles Gute.
28:23Sehr gerne.
28:25Und wenn Ihnen diese Folge gefallen hat
28:27und Sie auch die kritische und unabhängige Berichterstattung des Standard unterstützen möchten,
28:30dann geht das am besten als Abonnentin
28:32oder auch mit einem einmaligen Unterstützungsbeitrag.
28:35Der ist schon ab drei Euro möglich.
28:36Alle Infos dazu unter abo.derstandard.at.
28:39Und an dieser Stelle auch noch ein kleiner Hinweis in eigener Sache.
28:42Die Standard-Podcasts gibt es im November nicht nur zum Hören und auch zum Sehen,
28:47sondern auch zum Live-Dabei-Sein,
28:48nämlich auf der Buch Wien.
28:50Die findet vom 13. bis zum 16. November statt.
28:53Alle Infos dazu unter buchwien.at.
28:56Ich bin Daniel Retschicek.
28:57Vielen Dank fürs Zuhören und fürs Zuschauen heute.
29:00Alles Gute, bis zum nächsten Mal.
29:12Vielen Dank.
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