In this video, we speak to Adina Rieckmann, Chairwoman of the Kunstverein Dresden. Dresden (Germany), October 17, 2025. (In German language, translation available via YouTube settings). The interview was conducted ahead of the opening of the exhibition “The Accountant” by Austrian artist Tobias Izsó at the Kunstverein Dresden.
Press text (excerpt):
An independent jury chose the Kunstverein Dresden e.V. as this year’s winner of the Award for Art Associations, endowed with EUR 8,000. It has also been jointly awarded by the Arbeitsgemeinschaft Deutscher Kunstvereine (ADKV) and Art Cologne since 2006. It is the only nationally awarded prize for art associations and honours the exemplary work and engagement of the 308 art associations distributed throughout Germany. This engagement was included in 2021 in the national UNESCO Intangible Cultural Heritage List.
With this year’s award, the jury honours the engagement of the Kunstverein Dresden, founded in 2017, which brings a variety of ambitious artistic positions into a dialogue with current societal themes and promotes values like empathy, cultural diversity, joy in experimentation and ecological responsibility.
The exhibitions of the art association reflect themes like identity, coexistence, the relationship between nature and human beings and political responsibility. The Kunstverein Dresden brings artistic positions often being shown in Germany for the first time into a local context, thus linking international perspectives with regional questions and contexts. This depth of content is complemented by art education going beyond classic guided tours: discussion formats, readings, workshops and participatory projects enable a variety of points of access to art and stimulate involvement and the formation of differentiated opinions. Through cooperation with initiatives on location, platforms for exchange and participation come into being that address a broad audience that is also not always very familiar with art.
The jury emphasises that the association sees itself as a platform for interdisciplinary encounters. Through the close cooperation with artists, activists, curators and academics, sustainable networks are formed that have an impact both locally and nationally. The association clearly positions itself as a force for openness, dialogue and democratic participation and creates spaces for critical thinking and joint action with its engagement. Through the quality of its programme, its societal relevance and its joy in experimentation, the association contributes substantially to the vitality of the German art association landscape and at the same time provides a cultural-political signpost for the future.
01:32Es gibt hier etliche Alternative Vereine und einer davon sind wir. Wir haben uns gegründet 2017, weil wir das Gefühl hatten, es gibt zu wenig internationale Kunst in Dresden.
01:45Es gibt zu wenig Kunst von jungen Künstlern oder von jungen Menschen, die sich gerade ausprobieren, die gerade was für sich gerade entdeckt haben.
01:57Und ich will nicht immer warten, bis William Kentridge nach Dresden kommt, sondern ich freue mich auch, dass Tobias Eschol hier ist.
02:05Also es ist gar nicht so, dass wir Highlights schaffen in einem Jahr sozusagen, sondern wir haben ein Thema.
02:33Dieses Jahr ist das Thema Polarität zum Beispiel. Im nächsten Jahr ist es das Thema Inklusion.
02:41Das Jahr darauf ist es das Thema Herkunft. Also Themen, die wir uns selber als Verein gesetzt haben.
02:48Und dann suchen wir uns die Kuratoren und die Künstler dazu aus.
02:51Das ist nämlich auch noch ein Trick, dass wir uns eigentlich die Kuratoren aussuchen und die bitten uns, einen Künstler vorzustellen.
02:58So läuft es in der Regel ab bei uns.
03:00Wir sind an sich gar kein politischer Verein. Wir sind ein ganz normaler Kunstverein.
03:05Aber das mit der Politik kommst du ganz nebenbei. So unauffällig. Aber dann ist sie deutlich da. Vielleicht mache ich es fest.
03:13Wir haben im letzten Jahr Werner Zellin gezeigt. Werner Zellin mit seiner Serie Ud Oya.
03:21Das ist die Insel, in der die Jugendlichen umgebracht worden sind.
03:27Und er hat hier eine Landschaft aufgezeigt. Er war der erste Künstler, der diese Landschaft, diese Insel wieder betreten durfte.
03:34Es war sehr eindrucksvoll. Wir haben es um den 13. Februar gesetzt. Also diese Ausstellung ganz bewusst.
03:43Und die Leute, die Menschen haben diese Ausstellung wirklich gestürmt.
03:49Ihr seht, es ist ein ganz kleiner Raum. Aber wenn hier 900 Menschen herkommen, um diese Ausstellung zu sehen,
03:55da muss es einen Grund geben. Und das sind nicht die schönen Fotos, sondern es ist die Geschichte dahinter.
04:01Und wir begleiten das, indem wir ganz viele Gespräche dazu gemacht haben.
04:06Also hier vor Ort, aber auch große Podiumsdiskussionen, die sich mit dem Thema auseinandersetzen.
04:12Also das sind sowas wie Highlights, wenn man das Highlights nennen kann.
04:15Aber die Ausstellung von Tobias Ischow ist auch ein Highlight für uns.
04:19Weil die Arbeiten, die man hier sieht, sind eben einfach nicht nur schön.
04:25Das stimmt eben so nicht. Also sie sind auch nicht nur handwerklich perfekt gemacht.
04:31Auch das ist es nicht so. Ich finde das schon spannend, wenn eine junge Generation das Thema Häuslichkeit so verhandelt.
04:42Ich finde es spannend, wenn jemand Intimität so verhandelt, weil das, was wir hier sehen, ist sehr intim.
04:48Also die Socke da hinten oder auch diese Aktentasche und diese Geschichten hier.
04:59Schon sehr, sehr persönlich.
05:02Und wie kommt ein junger Mensch dazu, uns solche persönlichen Sachen zu zeigen?
05:06Sowas finde ich spannend.
05:07Die größte Herausforderung ist für uns tatsächlich als Kunstverein die Frage des Geldes.
05:37Also wie kriegen wir die nötigen Summen zusammen, um eine Ausstellung wirklich auch finanzieren zu können?
05:46Wir leben in einer Landeshauptstadt, in der Kultur und Kunst großgeschrieben werden.
05:55Ja, das mag bestimmt für die Museen stimmen.
05:59Da gibt es bestimmt auch den einen oder anderen Dresdner, der das mit großer Begeisterung unterstützt.
06:05Aber wir leben in einer Stadt, in der das Mäzenatentum 1933 beendet wurde, indem man einfach in Deutschland eine Geschichte geschrieben hat, die schrecklich war.
06:16Und das fehlt bis heute. Das Mäzenatentum gibt es in Dresden nicht oder überhaupt in den neuen Bundesländern nicht.
06:22Das betrifft ja nicht nur uns als Dresdner Vereine, sondern das betrifft, denke ich, viele Vereine in Ostdeutschland.
06:29Ich kann also nicht hier irgendwie zu einem Unternehmer hingehen und sagen, hier ist eine super Ausstellung.
06:35Wollt ihr die vielleicht unterstützen und fördern?
06:37Die gucken mich an und denken, was redet die für dummes Zeug?
06:41Und es ist bekannt, dass die staatlichen Förderungen auch sich langsam einfrieren und immer weniger werden.
06:50Die Zeiten sind so, wie sie sind.
06:52Und es ist ganz schön schwierig, kreativ zu sein, wie man trotzdem zu Geld kommt und wie man trotzdem zu Veranstaltungen kommt.
06:58Und für uns ist es ein bisschen bitter, weil unsere Stärke ist wirklich das Begleitprogramm.
07:07Aber wir schaffen es dann gerade noch so die Ausstellungen durchzufinanzieren.
07:14Aber was wir nicht mehr schaffen, sind die Diskussionsforen oder gerade hier die Kreativworkshops, die wir auch noch machen.
07:23Da müssen wir dann Stopp sagen.
07:25Und das ist schon eine Herausforderung, weil wie wollen wir langfristig überleben?
07:30Wie wollen wir hier zu Hause bleiben, wenn die Mittel dazu fehlen?
07:34Und trotzdem, sag ich, sind wir in einer sehr luxuriösen Position.
07:38Die Stadt nimmt uns wahr.
07:40Wir werden zumindest von der Stadt sehr unterstützt, auch der Freistaat.
07:46Also das wissen wir sehr, sehr zu schätzen.
07:49Das muss ich schon so auch sagen.
07:51Das haben wir uns vielleicht erarbeitet, aber wir sind sehr dankbar da.
07:55Wir werden ja verrückt.
08:25Wenn wir nicht auf die Art Cologne schauen würden.
08:29Also die Art Cologne, die älteste Kunstmesse weltweit.
08:33Es ist einfach so.
08:35Und in Deutschland nach wie vor die wichtigste Kunstmesse.
08:38Dass wir als Kunstverein natürlich Jahr für Jahr nach Köln fahren und dort vor Ort uns Kunst anschauen.
08:45Vor Ort aber auch ins Gespräch kommen mit Kuratoren, mit Museumsdirektoren, mit Künstlern.
08:51Das ist doch selbstverständlich.
08:52Also die Art Cologne gibt wesentliche, wichtige Impulse.
08:57Auch für das, was wir hier im Kunstverein verhandeln, natürlich.
09:00Also ja.
09:01Auch für das, was wir hier im Kunstverein verhandeln, mit Künstlern, mit Künstlern, mit Künstlern, mit Künstlern, mit Künstlern, mit Künstlern.
09:07Auch für das, was wir hier im Kunstverein verhandeln, mit Künstlern.
09:37Und der Art Cologne sehr, sehr viel.
09:40Auf der einen Seite fühlen wir uns sehr geehrt.
09:42Auf der anderen Seite aber spüren wir, dass uns damit auch Hausaufgaben mitgegeben werden.
09:50Also macht bitte weiter so, so wie ihr bis jetzt agiert.
09:55Bleibt dran an den jungen Künstlern.
09:57Bleibt dran an den Themen.
09:59Und bleibt dran an der Qualität, in der ihr das umsetzt.
10:02Also es ist schon auch eine Verpflichtung.
10:04Deswegen kann ich jetzt nicht sagen, juhu, wir haben den Preis gewonnen.
10:09Sondern für uns ist es mit aller Ehre auch eine Riesenverpflichtung.
10:14Also das spüren wir schon.
10:17Sie dürfen nicht vergessen, uns gibt es nicht mal zehn Jahre.
10:20Und nach nicht mal zehn Jahren so einen wichtigen Preis zu kriegen.
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