Zum Player springenZum Hauptinhalt springenZur Fußzeile springen
  • 13.7.2025

Kategorie

🎵
Musik
Transkript
00:00Das war eine unerwartete Einlage, sagte Lysikor, so kühl und trocken wie kryonisches Gas.
00:17Der Neurojäger hatte wenigstens den Verstand bewiesen, diesmal nicht in Oltücks Kopf zu sprechen,
00:22aber dennoch reichte die Andeutung von Belustigung, um die Wut des Primarchen zu vergrößern.
00:27»Ich dachte, dieses Exemplar war für unseren auffällig abwesenden Freund bestimmt.«
00:33»Ich konnte mich nicht mehr bremsen«, murmelte Oltücks, der nun die Necrodermis seine Hände erhitzte,
00:39um die letzten Reste des gotteslästerlichen Drecks des Schlachtfeldes von sich zu brennen.
00:44»In der Tat«, sagte Lysikor, der die Überreste des Warbosses mit ehrlicher Bewunderung studierte, »ich mag dein Werk.«
00:54In seinem Frust über Jenecks andauernde Abwesenheit hatte Oltücks dem Ork keinen sauberen oder schnellen Tod gegönnt.
01:02Es war eine einzige Orgie der Gewalt gewesen.
01:05Ein Ritual, um die beinahe erlittene Erniedrigung des Kampfes vorzuwischen, die er stattdessen einem anderen Wesen zufügte.
01:12Während mehr und mehr Substanz der Bestie seine Gestalt beschmutzt hatte, hatte sich ein Ekel intensiviert und ihn zu immer blutigeren Höhen getrieben.
01:21Vielleicht war er doch zu weit gegangen.
01:27Sie standen nun inmitten der Überreste des gigantischen Körpers, die sich mit den Teilern seiner Leibwache vermischt hatte,
01:34welche nach seinem Tod rachelüstig herangestürmt waren.
01:38Sie hatten ein ebenso unrühmliches Ende gefunden.
01:40Doch die Freude, die er aus diesem Schlachten gewonnen hatte, war bitter und mager gewesen und schnell wieder verschwunden.
01:48Jetzt, da die Freude verraucht war, überkam ihn Abscholl.
01:54»Mein Meister hat mit seinen Händen Fleisch berührt«, heulte seine doktrinelle Superdition ganz wie gewohnt.
02:02Diesmal rügte Oltöks sie nicht, denn er hatte sich diese Schande verdient.
02:06Oltöks war wütend über sich selbst.
02:09Er war wütend über die Arroganz, ohne aktive Kampfpartition zu kämpfen.
02:14Wütend darüber, dass er ohne die Partition so hilflos gewesen war.
02:18Aber noch wütender war er darüber, dass er dieses ganze Schmierentheater überhaupt aufgezogen hatte, um Jenig aufzumuntern.
02:25Es war waghalsig, impulsiv und gefühlsduselig gewesen.
02:30Genau das, was Dioseras von ihm erwartet hätte.
02:34Nach seinen fünf aufregenden Tagen des Kampfes war er tatsächlich leichtsinnig geworden.
02:39Jetzt, da seine Laune umgeschlagen war, bezweifelte er auch die Weisheit der Entscheidung, den Kampf in das Grab zu verlegen.
02:46Vielleicht hatte er doch keinen neuen Weg der Kriegsführung gefunden, sondern hatte lediglich ein Narrativ um seinen eigenen, langsamen Kontrollverlust gesponnen.
02:57Und unvermeidlich fand seine Verstimmung neue Ziele.
03:01Wenn er nicht von Dioseras verdammt worden wäre und Unas in seiner Schwäche nicht einfach zugestimmt hätte, dann würde er diesen verzweifelten Grabenkampf gar nicht führen.
03:10Wenn Jenig, dieser schmollende, im Selbstmitleid versinkende Feigling nur endlich etwas Rückgrat beweisen würde, dann könnten sie jetzt zusammen daran arbeiten, die Orks auf triumphale Weise zurückzuschlagen.
03:24Oltix allein konnte niemals so schwer versagen, wie andere ihm gegenüber versagt hatten.
03:29Ich unterbreche dich nur ungern in deinen Überlegungen, Normarch, sagte Lysikor, der damit einen seiner seltenen und ungeschickten Versuche unternahm, taktvoll aufzutreten.
03:43Aber wir haben noch immer dieses kleine 6432 Orks umfassende Problem, das über die ganze Anlage verteilt ist.
03:54Sollen wir ihnen erlauben, sich neu zu gruppieren und sie noch einmal hierher locken?
04:00Oder?
04:02Das wird nicht nötig sein, sagte Oltix, dessen gereinigter Panzer mit den widersinnigen Mustern purer Bosheit blitzte.
04:09Er hatte den Kampf für Jenig in die Länge gezogen und alles vorbereitet, damit die Klinge von Seed eine glänzende Rückkehr feiern konnte.
04:18Mit dem Warboss war auch der letzte Rest seiner Geduld gestorben.
04:22Diese Farce dauert nun schon zu lange an.
04:25Jetzt, da ihr Anführer tot ist, werden sie sich nach draußen zurückziehen und einen neuen Anführer suchen.
04:32Das werden wir ihnen nicht erlauben.
04:33Doch als er im Heiligtum umherschritt und durch die Sichtungsverbindungen der Skarabäen im Achsenkorridor ging, sah er, dass er falsch lag.
04:45Nachdem sie den Tod ihres Anführers miterlebt hatten, waren die Orks geflohen, allerdings nur bis zum nächsten Heiligtum,
04:51welches der Warboss als eine Art Kommandozentrale und Thronraum missbraucht hatte.
04:57Überall im Beinhaus taten andere Gruppen das Gleiche.
04:59Oltix hatte erwartet, dass panische Massen von Orks auf die Oberfläche zuhalten würden,
05:05doch sie sammelten sich lediglich in zentral gelegenen und gut verteidigten Räumen, in denen sie abwarteten.
05:12Worauf warten sie?
05:14verlangte Oltix von seiner xenologischen Subpartition zu wissen.
05:18Sie warten auf einen neuen Rüpel, hinter dem sie sich sammeln können.
05:22Es werden wohl einige Kämpfe unter ihnen ausbrechen, in denen sie feststellen wollen,
05:28ob es einen solchen Grobian bereits gibt.
05:31Das wird hier vermutlich nicht der Fall sein, aber von draußen wird sicherlich jemand kommen.
05:38Sie haben also keine Thronfolge?
05:41Nun, gewissermaßen, sagte Xenologie.
05:47Glüfen der Zurückhaltung schienen auf, die zeigten, dass es versuchte, beim Wesentlichen zu bleiben.
05:54Aber in ihrem Fall wird alles von Stärke bestimmt.
05:58Sie werden nicht weiter angreifen, ehe sie jemand anführen wird, von dem sie sich alle bedroht fühlen.
06:05In Anbetracht des schlechten Zustands der Horde vor dem Beinhaus könnte es sogar sein,
06:10dass sie warten, bis die nächste Welle auf dem Planet eintrifft und sie mit dieser verschmelzen können.
06:17Ich verstehe, dachte Oltix, der noch kurz einzuschätzen versuchte, was er von dieser Art Regierungsform hielt.
06:26Aber sie werden auch nicht einfach gehen?
06:30Nicht ohne einen Kampf, fürchte ich.
06:36Typisch, dachte Oltix.
06:40Er hatte sich alles nur noch schwerer gemacht, indem er ihren Anführer getötet hatte.
06:44Wenigstens hatte der Warboss dafür gesorgt, dass die Orks beständig versucht hatten vorzurücken,
06:49was es lächerlich einfach gemacht hatte, sie in Fallen zu locken.
06:53Aber wenn er sie jetzt loswerden wollte, dann müsste er einen Gegenangriff gegen mehrere, leicht zu befestigende Hallen führen.
07:00Es würde Verluste geben.
07:03Zu viele Verluste.
07:05Oltix selbst würde zudem der Ehre wegen verpflichtet sein,
07:09den Angriff gegen die Orks gehaltenen Heiligtümer anzuführen,
07:13auch wenn er nichts von einem weiteren schmutzigen Kampf wissen wollte.
07:16Aber er könnte sie auch nicht hier verweilen lassen,
07:19bis die nächste Horde eintraf.
07:21Dann kam ihm ein Gedanke, von dem er sich sofort wünschte, ihn nie gehabt zu haben.
07:27Neben diesem Einfall würde sein Kampf gegen den Warboss wie eine Sonnenzeremonie auf der Kronwelt wirken,
07:34aber es war zu effizient, um es nicht zu tun.
07:37Er konnte damit die Orks auslöschen, ohne Verlust unter seinen Streitkräften in Kauf nehmen zu müssen.
07:42Nun, es wären zumindest keine Verluste, die irgendjemanden bekümmern würden.
07:48Djoseras hätte es als närrisch gesehen.
07:51Es war wirklich impulsiv.
07:53Aber wie leichtsinnig konnte es schon sein, wenn es risikolos war?
07:58Oltix konnte sich die Antwort des Kühnerts bereits denken.
08:02Wenn man etwas unter der Annahme tat, es wäre ohne Risiko,
08:05dann war diese Tat per Definition leichtsinnig.
08:09Aber Djoseras war nicht hier,
08:11und Oltix war sicherlich nicht geneigt,
08:13ihn auf der Suche nach Alternativen noch einmal aufzusuchen.
08:18Er hatte einen Plan, der perfekt zu seiner finsteren Laune passte.
08:22Sein Wille verlangte, dass das Beinhaus gereinigt wurde,
08:25und die Realität hatte seinem Willen nur noch nachzukommen.
08:30Soll doch Landugor die Orks holen, dachte er bestimmt bei sich.
08:37Selbst die zutiefst säkulare strategische Subpartition
08:40ließ daraufhin wärmende Glyphen aufblitzen.
08:43Dies war immerhin nicht nur ein einfach ausgesprochener Fluch,
08:46sondern eine Eröffnung zu etwas, was in Oltix Macht lag.
08:51Seid ihr euch sicher, dass eine derartige Beschwörung
08:54weise ist?
08:57fragte Strategie,
08:58auch wenn sie bereits alle Möglichkeiten abgewogen
09:01und für ebenso taktisch vorteilhaft wie Oltix befunden hatte.
09:05In der Tat,
09:07stimmte die doktrinelle Subpartition zu,
09:09die zu ihrer Nüchternheit bei Themenos zurückfand.
09:12Ich mag mich bereits an die pausenlose,
09:14umgangssprachliche Blasphemie meines Meisters gewöhnt haben,
09:17doch wenn er Mächte anruft, die sowohl real als auch hungrig sind,
09:21dann eröffnet sich hier eine besondere, hekatische Gefahr.
09:26Ich habe eure Sorgen zur Kenntnis genommen,
09:28dachte Oltix verbittert,
09:30und bin zugleich erfreut,
09:31dass ihr beiden endlich in einem Punkt übereinstimmt.
09:34Aber ich bin nicht in der Laune für ein Streitgespräch.
09:38Das Siegel der Stille rückte wieder an ihren Platz.
09:42Prätornet sprach er über einen Übertragungskanal,
09:45während Lysikors einzelnes Okular aufblitzte
09:48und kühle Faszinationsmuster über seine schlanken Glieder funkelten.
09:52Wie kann ich euch dienen,
09:56o nobler Normach, antwortete Nate.
10:00Zieh die Truppen von all ihren Stellungen ab
10:02und nimm Kontakt mit den Hilfsverlangsen auf.
10:05Sag ihnen, dass ihre Ausgangssperre aufgehoben ist,
10:08solange der Feind noch innerhalb des großen Beinhauses verweilt.
10:11Sag ihnen, sie dürfen speisen.
10:15Er musste eine Welle des Ekels unterdrücken,
10:17um diesen Befehl auszusprechen.
10:19Der Geist seines Prätors mochte wenig mehr
10:21als ein Funken Persönlichkeit sein,
10:24der sich an einen Mühlstein des Gehorsams klammerte,
10:27doch konnte Oltöcks Furcht hören,
10:29als Nate diesen Befehl anerkannte.
10:32Eine w-w-w-weise Entscheidung, mein Herr.
10:37Eine zweckmäßige Entscheidung, dachte Oltöcks bei sich.
10:43Die in ihn eingepflanzten Kerne
10:45der strategischen und doktrinellen Subpartitionen
10:48pulsierten vor Entsetzen.
10:50»Und eine faszinierende«, fügte Lysikor in Oltöcks' Gedankenstimme hinzu.
10:58Der Neurojäger schreckte zurück,
11:00als der Nomarch sich mit der Gläfe in der Hand zu ihm umdrehte.
11:03Es gab schon genug Teilnehmer an seinem inneren Monolog.
11:08Oltöcks brauchte nicht noch Lysikor, der sich einmischte.
11:11»Tu es einfach. Nate«, sagte Oltöcks, der versuchte, mit den Zähnen zu knuschen,
11:20ehe er sich erinnerte, dass seine Gesichtsplatte unbeweglich und ohne Kiefer war.
11:27Ein Schreckenskribbeln durchzuckte ihn.
11:29»Und du, Nehmesor«, fügte er an Lysikor gewandt hinzu und erlaubte dem unbehaglichen Moment,
11:39seinen Zorn anzustacheln.
11:41»Neue Anweisungen für dich!«
11:45Technisch gesehen waren es lediglich Bitten, da sie den gleichen Rang hatten.
11:49Doch Lysikor würde sicherlich keine Wortklaubereien bemühen.
11:53»Nimm dein verdammtes Rudel Phantome, lass sie auf Gaussbewaffnung wechseln
12:00und sieh zu, dass die Hilfstruppen nicht ausbrechen.
12:03Sie können mit den Orks tun und lassen, was sie wollen.
12:06Aber wenn auch nur einer von ihnen an unsere Truppe herankommt,
12:09will ich, dass er atomisiert wird.«
12:12»Mit Vergnügen, Eure Hoheit«, sagte Lysikor mit nur einem Hauch von Unehrlichkeit,
12:19ehe er inmitten photonischen Nebels verschwand.
12:21Das Grab verfiel in eine merkwürdige Stille, so als würde der Stein den Atem anhalten.
12:28Oltix bereitete sich auf seine Abreise vor, denn er hatte keinerlei Verlangen zu sehen,
12:32was als nächstes passieren würde.
12:34Überhaupt hatte er schon genug Zeit an der Front verbracht.
12:38Die Abrechnung mit Jenig war überfällig und er hatte sie nur deswegen unverhältnismäßig
12:42weit nach hinten verschoben, weil er ihre alte Freundschaft nicht belasten wollte.
12:47Aber er hatte einfach keine Geduld mehr.
12:50Er würde sich den Zugang zu dem verkrüppelten alten Schlachtschiff erzwingen
12:54und dann dem Feigling, der sich Meister des Schiffes schimpfte, ein wenig Vernunft einbläuen.
13:01Als Oltix seine Gedanken etwas gründlicher betrachtete,
13:05kam ihm die Vermutung, dass er wohl auch besorgt um seinen alten Freund war.
13:09Er hoffte noch immer, dass Jenig lediglich von einer zeitweiligen Depression geschlagen war.
13:15Der Zerfall der Klinge schien jedoch entsetzlich unaufhaltsam.
13:20Der Gedanke, Jenig könnte das gleiche Schicksal wie Ned erleiden, war wahrlich grausam.
13:27Vielleicht, nur vielleicht, wollte er sicher gehen, dass dies nicht der Fall war
13:32und es sich nur um vorübergehenden moralischen Verfall handelte,
13:36ehe er Jenig ein paar neue Dellen einprügelte.
13:41Aber er war sich sicher, dass das Prügeln dabei die Hauptsache war.
13:45Oltix bendigte seinen Zorn hinter seiner Fassade königlicher Selbstsicherheit
13:49und begann, die Translation vorzubereiten.
13:53Doch während seine Hand die erste Bewegung vollführte,
13:56die das Protokoll in Gang setzen würde,
13:59begann das Heulen.
14:00Es fuhr wie ein eisiger Schauer Neutrinos bis in seinen Kern.
14:05Die Hilfstruppen waren angekommen.
14:08Es war erst nur ein fernes, einsames Heulen
14:11wie das erbärmliche Schmerzensbrüllen eines Tieres,
14:14das durch beschädigte Maschinerie gefiltert wurde.
14:17Es war ein abgehacktes, halb digital gewordenes Kreischen,
14:21das stotterte, sich in einer Schleife fing
14:23und schließlich zu atonalem Rauschen wurde.
14:26Während das Heulen wieder anhob, kam eine zweite Stimme
14:30irgendwo aus den Tunneln hinzu,
14:32dann eine dritte aus den Untiefen des Heiligtums.
14:36Mit einem Mal waren es Hunderte,
14:38die einen misstönenden, alles überdeckenden Jagdschrei anstimmten,
14:42der so klang, als würde das Grab selbst vor Schmerz und Hunger brüllen.
14:48Was auch in gewisser Weise zutraf,
14:51das war eine Eigenschaft des Beinhauses.
14:54Und überhaupt aller Gräber auf Seed.
14:59Während die Erwachten in ihren Heiligtümern verblieben
15:01und noch ein paar wenige Adlige in ihren Kammern schliefen,
15:05wohl dazu bestimmt, niemals aufzuwachen,
15:09waren sie bei weitem nicht die einzigen Bewohner hier.
15:13Auf Seed waren die Häuser der Toten keinesfalls Orte der Ruhe,
15:18jene, die dem Fluch zum Opfer gefallen waren,
15:20von den beinahe geistlosen Kriegern bis zu den Adligen,
15:24deren Gesichter zum Zeichen ihrer Schande von ihren Monumenten geschlagen worden waren,
15:29waren nicht einfach verschwunden.
15:32Sie hatten sich erst an den lichtlosen Orten unter dem Stein verkrochen
15:36und sich in den Katakomben unter den Hauptgrabkomplexen gesammelt.
15:41Während ihr Wahn sich vertieft hatte,
15:43hatten sie neue Wege gefunden,
15:45wie sie durch die Substanz der Welt gleiten konnten.
15:48Wenn sie sich ohne auch nur ein Flüstern des Zwischenraums
15:51von einem Ort zum anderen bewegten,
15:54war es, als würden sie mit einer Dunkelheit spielen,
15:57die weit jenseits des Lichts der nekronischen Wissenschaft lag.
16:02Dort schwärmten sie nun
16:03und kamen gelegentlich in die Realität zurück,
16:07wie Ungeziefer aus den Wänden eines verfallenen Palastes.
16:10Die schiere Anzahl der Infizierten auf Seed machte es noch schlimmer.
16:15Sie zogen noch mehr ihrer Art aus allen Gebieten der Dynastie an,
16:19wodurch Seed, zusammen mit einer Handvoll anderer,
16:22ähnlich trostloser Orte fern des Lichts von Antikev,
16:25zu einer Art Pestkolonie
16:27und einem Magnet für die Aussätzigen geworden war.
16:30In manchen Fällen geschah das Exil unfreiwillig,
16:33besonders wenn einer der Adligen auf den Kernwelten
16:36bei einer der grausigen Feiern erwischt wurde,
16:38die den Beginn des Fluchs signalisierten.
16:42Seine Gleichgestellten stießen ihn dann sofort aus Angst vor einer Infektion aus,
16:46aber viel öfter war es der Fall,
16:48dass die Verfluchten aus eigenen Stücken
16:50und auf unbekannten Wegen an der Realität vorbei hierher kamen,
16:55um sich ihren Artgenossen über Sternensysteme hinweg anzuschließen.
17:01Manchmal, wenn er seinen Pflichten in den tiefen Gewölben nachkam,
17:06konnte Oltix das hohle Echo ihres Zischens hören,
17:10doch sobald er sich umwandte, verstummten sie
17:12und hinterließen einzig rote Spuren auf dem Stein.
17:16Auch wenn sie still waren, glaubte er stets,
17:20sie spüren zu können,
17:22wie sie in Unmengen dort unten,
17:24in Gefilden des Todes hausten.
17:27Sie wurden von jenen verabscheut und gefürchtet,
17:31die noch bei klarem Verstand waren.
17:34Ihr Wahn, so glaubte man, sei ansteckend.
17:37Mainstep, das sich als Ekramant dem Studium des Geistes verschrieben hatte,
17:42teilte diese Meinung nicht.
17:44Er war nach Seed gekommen, um die Natur des Fluchs zu begreifen
17:47und erzählte jedem, der nur lange genug zuhören wollte,
17:51dass diese Krankheit nicht allein durch Nähe verbreitet werden konnte.
17:55Einem Punkt stimmte er allerdings zu.
17:58Jeder, Necron, konnte dem Fluch zum Opfer fallen.
18:02Mainstep mochte noch immer davon abraten,
18:04sich lange in der Nähe der Verfluchten aufzuhalten,
18:07doch der Kryptech sagte auch,
18:09dass dieser Zustand nur dann zu einem Aktiven werden konnte,
18:12wenn das Opfer es so wollte.
18:15Nun, Mainstep sagte viele Dinge.
18:18Zu Oltücks Erstaunen behauptete der Engramant sogar,
18:22der Fluch sei kein Fluch.
18:25Jeder Necron kannte die Geschichte.
18:28Landugor, der Albtraum, hatte fürchterliche Rache genommen,
18:33nachdem er während der Rebellion nach Zareks großem Krieg
18:36als einziger unter den Parasitengöttern der Necrons vernichtet worden war.
18:41Nachdem er den tödlichen Schlag empfangen hatte,
18:43hatte der Sternenfresser seine Schlechter
18:45mit seiner eigenen, kannibalistischen Existenz beschenkt.
18:49Jene verdammten Fürsten hatten den Fluch auf ihre Dynastien übertragen.
18:54Mainstep glaubte daran, dass Landugor gestorben war,
18:57doch stand er dem Rest der Geschichte skeptisch gegenüber.
19:01In all der Zeit danach
19:03hatte es nie Erzählungen aus erster Hand
19:05über das Erschlagen des Gottes gegeben,
19:07weshalb er dies als einen Mythos betrachtete,
19:10der sich aus den Wirren des Kriegsendes ergeben hatte,
19:12um eine traurige Wahrheit neu einzukleiden.
19:18Zu einer Gelegenheit hatte er Oltöks
19:20nach einer langen und verbitterten Diskussion gefragt,
19:23bei der er darauf bestanden hatte,
19:25den Fluch als Sehnsuchtskrankheit zu bezeichnen.
19:29Warum sollten wir uns unsere Verletzlichkeit eingestehen,
19:33wenn wir unsere Not auf die Bosheit von Göttern schieben können?
19:37Der Kryptech sollte glauben, was er glauben wollte.
19:42Für Sehnsnormarch war der Fluch ein Fluch
19:44und noch dazu ansteckend.
19:47Zum Glück konnten seine Opfer auch in ihrem Wahn noch kontrolliert
19:51oder zumindest im Zaum gehalten werden.
19:55Es hatte sich eine Art Pakt entwickelt,
19:57laut dem es den Verfluchten untersagt war,
19:59das Beinhaus oder die größeren Grabstätten zu verlassen.
20:02Zudem war es ihnen unter Androhung des Todes verboten,
20:06sich vor Gesunden zu zeigen.
20:08Im Gegenzug lockerte Oltöks in Kriegszeiten gelegentlich
20:11ihre Einschränkungen, wie er es auch jetzt tat,
20:14und erlaubte ihnen, das zu jagen,
20:17was sie so sehr begehrten.
20:19Die meiste Zeit wurde der Pakt auch eingehalten.
20:22Danach war es normal, dass man gelegentlich
20:24die Kratzspuren an den Mauern der Gräber sah
20:27oder Gestalten in den Schatten erblickte,
20:30die in den Rissen im Mauerwerk verschwanden,
20:33sobald die Lichter auflammten.
20:35Sie waren ein Schrecken,
20:36der einem aus den Augen aber nie ganz aus dem Sinn ging.
20:41Eine ständige Erinnerung daran,
20:43welches Ende die Dynastie unweigerlich finden würde.
20:47Sie waren die Verfluchten,
20:49die Hungernden,
20:50die Gule.
20:52Sie waren die Abkömmlinge von Landugor,
20:54die Albträume.
20:57Und sie wollten spielen.
21:00Sie wollten speisen.
21:02Jedes Mal, wenn Oltex sie zuvor entfesselt hatte,
21:05war es weit von ihm entfernt geschehen.
21:07Mal waren es Rudel,
21:09die in den fernen Gebirgen
21:10glücklose Schatzjäger verfolgten,
21:13oder sie schlichen Feinden auf dem Rückzug
21:15durch die Ruinen der südlichen Ebenen hinterher.
21:18Er hatte noch nie über eine Fernsichtung
21:20und schon gar nicht von Nahem
21:22dabei zugesehen, wie die Albträume jagten,
21:26sich bewegten,
21:28fraßen.
21:30Jetzt, als ihre Hungerschreie
21:32durch das Grab schalten,
21:34wollte, würde
21:35Oltex schon gar nicht zusehen.
21:38Und doch wollte ein kleiner,
21:40verkommener Teil von ihm
21:42genau das tun.
21:44Es war genug,
21:45um Oltex davon abzuhalten,
21:47die Translation zu vervollständigen.
21:49Da war ein Versprechen,
21:51dem kommenden Schlachten zuzusehen,
21:54das ihn zugleich abstieß.
21:56Oltex versuchte sein Bestes,
21:58diesen Gedanken unter eiserner Disziplin
22:00und unverrückbarem Stolz zu versiegeln,
22:03doch waren seine mentalen Reserven
22:04nicht endlos.
22:06Die letzten Tage
22:07hatten sein Heka geschwächt.
22:09Es war nur zu einfach,
22:11die Translation in die Akrops
22:13aufzuhalten.
22:14Außerdem
22:15wollte er nur
22:17kurz
22:18zusehen.
22:21Während er sich daran machte,
22:22eine okulare Sichtung
22:23auf eine der von Orcs
22:24gehaltenen Kammern
22:25im zweiten Heiligtum
22:27einzuleiten,
22:28waren seine Superditionen
22:29vollkommen still geworden.
22:32Sie schirmten sich von
22:34aller sensorischen
22:35Telemetrie ab
22:36und wollten nichts mit
22:37all dem zu tun haben.
22:38Hier
22:40würde allein
22:41Oltex zusehen.