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  • vor 2 Tagen
Transkript
00:00Hallo, kann bitte jemand von der Technik kommen?
00:14Danke.
00:21Na, also bitte, gehen Sie weiter.
00:25Sicher nicht.
00:27Gehen Sie ruhig vor.
00:30Das geht leider nicht wegen seiner Knie.
00:36Im Lessing-Theater läuft Eskalation, ein Double Feature mit Elevation, zwei Einakter, die Wiener Alltagsgeschichten mit der klaustrophobischen Idee aus Sartres-Yklo kreuzen.
00:48Fünf Menschen bleiben auf einer steckengebliebenen Rolltreppe stehen.
00:51Ein Ehepaar, ein Prinzipienmensch, eine ausweichende und ein empfindlicher Herr, während ein rätselhafter Dritter unbeirrt auf- und absteigt.
01:01Aus der Suche nach einer Lösung entspinnt sich zynischer Witz, schräge Hoffnungsschimmer und pastorale Albträume, bis persönliche Schicksale und kleine Geständnisse sichtbar werden.
01:11Die Figuren sind überzeichnete Karikaturen und auch nah an der Realität, gespielt von einem überzeugenden Ensemble.
01:18Sebastian Merkel hat Text und Regie übernommen.
01:21Ein Stück, das in einer Zeit gesellschaftlicher Spannungen besonders nachhalt und die einfache, dringende Frage stellt, warum verweilen wir, statt weiterzugehen?
01:30Hören Sie, das geht aber nicht! Das ist die Rolltreppe nach oben!
01:46Na, ich denke, dass das im Moment doch äußerst irre gut ist. Finden Sie mich auch, Herr Kuber?
01:53Was für eine Rolle spielst du und was geht in einen davor? Also ich bin da manchmal ziemlich angestanden.
01:58Na ja, ich spiele einen älteren Herrn, der das Problem hat, dass wenn er auf der Rolltreppe, die dann steht, dass er nicht weiterkommt, weil ihm die Kniescheibe da und raus springt.
02:08Und wenn das passiert, dann begibt er sich in so einen prophetischen Trance-Zustand, in dem man dann irgendwie ganz pathetisch Dinge hervorhersehen kann.
02:19Becker, wenn's so lieb werden und wir bringen's doch Ihrem Träubchen auch eins mit. Ich fliege!
02:28Es rodet der Wald, die Holzfäller... Nein.
02:36Das ist sowas.
02:40Ich war in Paris.
02:41Ja, und was denn einem vorgeht?
02:46Mhm, einiges. Kann ich gar nicht so genau sagen.
02:49Das heißt, kann man sagen, von der Aufzug zur Rolltreppe, besser gesagt umgekehrt.
02:53Bitte?
02:53Von der Rolltreppe zum Aufzug.
02:55Naja, genau. Und dann wieder retour.
02:57Wieder retour.
02:58Das ist sehr nachhaltig.
03:00Wo waren Sie denn?
03:03Ich kann doch kein Französisch.
03:06Was ist denn passiert?
03:08Ruhe! Ruhe!
03:10Ruh! Ruhig!
03:12Lass Sie doch erstmal zur Ruhe kommen.
03:16Ist das bei Ihrem Mann immer so?
03:19Nur wenn es ganz schlimm ist.
03:21Ich hatte doch keine Ahnung.
03:27Ich bin verloren.
03:30Rechts sitzen!
03:33Ja, Sie haben ja recht.
03:34Die Mann, Fré!
03:36Siehst du denn nicht, wie er leidet?
03:38Nein!
03:43Es war nur Werbung.
03:45Wir sind in Paris, oder?
03:46Ja, der Herr Nummer zwei hatte recht.
03:51Der Nächste.
03:53Soll ich nochmal zum Bäcker ein Wasser holen?
03:57Wasser gibt's dort genug!
04:00Aber laufen Sie nur!
04:05Motorradfahrer!
04:07Ein Spechellecker!
04:08Das reicht!
04:09Eine sehr interessante Rolle.
04:11Ich frage mich, was hat der Helm auf sich?
04:13Welcher Helm?
04:14Der Rotdecker ist er nicht.
04:16Ich weiß nicht, von welchem Helm Sie reden.
04:17Was wird da verkörpert?
04:22Was ist das für eine Person?
04:23Es ist so ein bisschen so ein unsicherer, Mitte-20-jähriger Mann, der denkt, er kann
04:30halt helfen und will sich gut darstellen und will immer der sein, der allen hilft.
04:34Aber er ist halt unsicher und er denkt halt, er ist ein bisschen ein Macho.
04:38Und dann probiert er halt in alle Rollen zu schlüpfen, aber er bringt es halt in keiner
04:42Rolle wirklich hin und dann ist einfach alles zusammen, aber nicht wirklich irgendwas.
04:47Haben Sie einen Kugelschreiber für mich?
04:49Na was?
04:50Ich dachte, Sie sind doch Ingenieur.
04:52Fragen Sie dann keinen Beißen?
04:54Momentan nicht!
04:56Und ich bin ja auch schon in Pension.
04:58Achso.
04:59So einer sind Sie.
05:00Na ja.
05:01Hier, bitteschön.
05:03So, kreuzen Sie an.
05:05Genau, und jetzt einmal hier unterschreiben und fertig.
05:16Also dann, Herr Anton Gruber, wohnhaft in der Anton-Grübinger-Gastung, das gehört
05:20mit dieser Bezirk hier.
05:22Na ja, viel Glück bei der Ziehung und nicht vergessen, die Siebenturk.
05:28Kommt von hier.
05:29Ja, keine Sorge.
05:29Achso, mir geht da noch eine Leuchte auf.
05:37Und diese Welt scheint eine unfruchtbare Wüste.
05:41Es sei denn, es ist ein Geschäft zu machen.
05:47Staubig ist das Land, welches auch mich gebar.
05:50Und staubig sind die Sinken, in die ich steige und in denen ich mich verstecke.
05:58Ein Erfolg.
05:59Ja, jetzt, Herr Bösewicht oder doch keiner?
06:04Nö, ich würde nicht mal sagen Bösewicht.
06:06Ich mache mir einfach nur eine Mordsgaudi mit den ganzen armen, verlorenen Seelen, die
06:10da auf der Rolltreppe gefangen sind oder im Aufzug.
06:13Was eine Rolltreppe ausmacht.
06:14Genau, was jetzt so eine Rolltreppe ausmacht.
06:16Ich laufe da auf und ab, habe meinen Spaß.
06:19Jetzt, bei den Texten, jetzt muss ich fragen, allgemein, aber das ist ja nicht unbedingt
06:24der Text, den man es einfach runterlernt.
06:25Also wenn ich Gedichte auswendig lerne, das geht nach einem Schema.
06:28Das geht ja nicht nach einem Schema.
06:29Nee, geht es nicht.
06:31Aber überraschenderweise bleibt es dann im Dialog doch hängen.
06:34Also ich glaube, so alleine aus dem Salopp finde ich meinen Text jetzt nicht.
06:37Aber also, wenn man das oft genug probt, dann ergibt sich das meistens aus dem Dialog
06:42selbst.
06:43Wie lange lernt man da?
06:44Boah, ich glaube, wir haben jetzt so zwei, eineinhalb Monate Proben gehabt.
06:50Es war schon ein bisschen knapp, aber wir haben genug Proben reinbekommen in die eineinhalb
06:54Monate, dass es sich ausging.
06:55Wunderbar.
06:56Ich bin zwar erst später zu Ihnen gestoßen, aber ich muss Ihnen sagen, ich habe Sie wirklich
07:12sehr lieb.
07:13Bitte?
07:14Bitte?
07:14Bitte?
07:15Bitte?
07:15Bitte?
07:16Bitte?
07:16Nein, es geht immer noch nicht weiter.
07:21Ach, so eine Schinzi.
07:24Also ich verstehe nicht, was Sie verstanden haben sollen.
07:27Ja, das ist, was stellst du da?
07:32Also das ist ja so, kann man schwer sagen, oder?
07:35Ja, ich würde sagen, sie ist eine sehr ambivalente Person, die Frau Rieder.
07:38Ja, also zunächst natürlich, ich sehe sie so als Museumswächterin ein bisschen und
07:44sehr unzufrieden auch in gewisser Art und Weise mit ihrem Dasein und ja, und dann wird
07:50sie ja geholt und kommt dann verändert zurück und dann sieht sie das alles anders, also
07:56was sie ja mehr gesehen hat als alle anderen nachher im Aufzug vor allem.
08:00Ja, genau.
08:01Benutzt du noch Rolltreppen?
08:03Ja, tatsächlich schon.
08:04Aufzug auch?
08:06Aufzug eher weniger.
08:08Ja.
08:11Was haben Sie denn?
08:15Würden Sie mir bitte helfen, meinen Mann hinunterzubekommen?
08:22Ja, aber Frau Schmilvogel, ich glaube, der fühlt sich da oben ganz wohl.
08:26Das ist nicht lustig.
08:30Sehen Sie nicht, wie er leidet?
08:33Mein Herz, Frau Schmilvogel, mein Herz leidet, wenn ich sehe, was Sie für einen Mann haben.
08:39Also, also, solche perversen Anmassung ungefähr, bitte ich mir, Sie, Sie, Sie, Sie.
08:45Herr Schmilvogel, Herr Schmilvogel, wollen Sie nicht wieder zu Ihrer reizenden Gattin herunterkommen?
08:52Herr Schmilvogel, Herr Schmilvogel, es ist dunkelt, der Tag neigt sich dem Ende zu, die Sonne nähert sich dem Horizont.
09:02Aber diese Treppe steht, die Treppe steht.
09:08Ja, alles klar.
09:12So, jetzt greifen wir da einen Schritt drüber, weil sonst decke ich die Kamera ab.
09:15Okay.
09:17Die arme Ehefrage.
09:18Ja, schrecklich.
09:20Mit meinem Mann, ich habe so viel zu tun.
09:22Das Knie.
09:24Und dann hat der Herr Grober, oder wie heißt der Kissen?
09:26Ja, der Herr Grober, der sich da so an mich ranmacht.
09:28Also, bitte.
09:28Also, ja, also bitte.
09:31Ja, also, mein Lebensinhalt ist mein Mann und meine Beschäftigung.
09:36Ja, und auch meine Aufgabe.
09:37Also, wenn man das mitkriegt, kann man dauernd Beschäftigung.
09:39Ja.
09:40Ja, freiwillig oder unfreiwillig.
09:43Mein Mann, Fred, auch für dich.
09:46Margarete.
09:48Wir hatten unseren Frieden.
09:49Wenn du jetzt wieder da anfängst, dann fängst du auf.
09:57Zuerst raussteigen lassen.
09:59Na, ja, bitte.
10:01Na, was bitte?
10:03Na, geh jetzt durch.
10:04Gehen Sie wieder raus.
10:06Margarete.
10:08Also, bitte.
10:09Na, machen Sie Platz.
10:10Margarete.
10:12Ja, was ist denn?
10:13Also, das ist doch...
10:15Ja, was ist denn jetzt?
10:16Aber, das ist das falsche Stockwerk.
10:17So, der Herr Gruber.
10:21Wie ist das so, in Herrn Gruber zu spielen?
10:23Wunderbar.
10:24Bin ich nur in männlich.
10:26Also, das ist meine Herzensrolle.
10:28Ich fühle mich sehr wohl.
10:29Das ist ein Mensch, den muss man lieben, gell?
10:30Ja.
10:32Liebe durch Hass.
10:34So funktioniert das.
10:34Alles klar.
10:36Was, wie würde man denn beschreiben?
10:38Wenn man den beschreibt, ist das so der echte Wiener oder der echte, ungute Wiener?
10:42Der ungute Wiener.
10:44Er ist nämlich ziemlich...
10:45Er ist nur grantlet und er ist ziemlich blöd.
10:46Und er will halt immer seinen Kopf durchsetzen, aber es funktioniert halt nicht immer so.
10:52Na, so eine Nachschau.
10:54Mein Gatte wurde operiert und jetzt müssen wir halt zu einer Nachschau.
10:58Ja, richtig.
11:00Sie hätten ihn auch gleich einschläfern lassen können.
11:02Gute!
11:06Guten Tag!
11:08Guten Tag!
11:08Guten Tag!
11:09Müssen Sie auch hinauf?
11:11Älter Stock?
11:12Nein?
11:14Aha.
11:14So, die Fahrscheine bitte, Fahrscheinkontrolle.
11:26Wenn den müsste meine Frau haben...
11:29Fahrschein in einem Aufzug.
11:31Ja, wo gibt's denn sowas?
11:33Bitte schön.
11:34Ja, wo haben Sie denn den her?
11:36Fahrschein, zwei Blödsinn!
11:38Also, wenn die Herrschaften keinen Fahrschein haben...
11:42Ich brauche doch keinen Fahrschein in einem verdammten Aufzug, bitte!
11:45Also, wenn Sie keinen Fahrschein haben, dann müssen wir aussteigen.
11:50Nein, nein, bitte, bitte nicht.
11:52Wir sind doch schon fast oben.
11:54Steigen Sie auf.
11:56Da oben, beim Bäcker im anderen Stock, da war so ein Automat, vielleicht hat der Fahrscheine
12:00gekauft.
12:00Also, ich hab mir einen gekauft.
12:02Also...
12:02So, aussteigen, bitte.
12:04Mein Mann, der hat's mit seinem Knie.
12:06Ja, ich kann unmöglich zu Fuß in den elften Stock hinauf.
12:10Ja, und wir waren ja auch schon im neunten.
12:12Das geht nicht!
12:14Okay.
12:15Ja, das würde ich auch so sagen.
12:17So.
12:18Das Stück.
12:19Wow.
12:19Was ist dir da im Kopf herumgegangen, wie du das Stück geschrieben hast?
12:26Also, ich hab's zum ersten Mal geschrieben, also den ersten Teil und die erste Hälfte
12:31des ersten Teils 2016 und dann immer ein bisschen noch dran geschraubt.
12:35Das war schon eine spezielle Zeit, auch mit so dem Aufkommen von der postfaktischen Zeit
12:40und Trumps Wahl zum US-Präsidenten etc.
12:47Déjà-vu.
12:48Ja, und ich wollte was schreiben, wo es um diese frustrierte, stillstehende, sich weigernde
12:56irgendetwas zu tun Gesellschaft geht, die ganz normale Menschen sind oder Karikaturen
13:01von normalen Menschen und die einfach sagen, nö, also wenn der nicht geht, geht ja auch
13:06nicht.
13:06Au, mein Knie, ah, ich hab so kleine Wehwehchen und so und nichts an ihrer Situation wirklich
13:11ändern wollen, obwohl sie könnten.
13:13Die sind im Sack gereißversteckt.
13:15Höher oder niedriger.
13:17Sand, Körner, Reis.
13:20Sagen Sie, welchen Stock haben Sie gedrückt?
13:22Ich weiß es nicht.
13:24Ich wollte doch nur zum Arzt.
13:25Niedriger.
13:27Höher.
13:27Richtig.
13:28Das heißt, der Vernunft wegen würde ja jeder die Stiegen rauf gehen, beziehungsweise die
13:33Rolltreppe rauf gehen, so ist es normalerweise üblich.
13:35Aber so umgesetzt ergibt es durchaus Sinn.
13:38Ja, und selbst die Frau Rieder, die dann sagt, dann geht es ja halt rauf, das war doch eh ganz
13:42einfach, wie der dann doch abgewagst, weil sie merkt, das ist doch nicht Wien, sondern
13:45Paris, weil Paris ist die Hölle und ja.
13:49Habe ich nie zugesehen, wie damals dort war.
13:51Ja, ich glaube, da müssen Sie einfach nochmal hinfahren.
13:55Der Aufzug, der Aufzug ist ja dann noch etwas beklemmenderes.
13:59Ja, alle rücken nochmal näher zusammen und merken, ups, die Personen, die kenne ich ja irgendwoher,
14:07das war ja schon mal.
14:09Und dann aus Angst vor der Wiederholung ergibt sich die Wiederholung und sie verfallen wieder
14:12nur in dieselben Muster, dieselben Worte, sie wiederholen wieder dieselben Vorwürfe.
14:17Der Herr Martinelli hat in der Zwischenzeit bei der Volkshochschule ein bisschen sich weitergebildet
14:22und wird trotzdem dafür abgewatscht.
14:24Aber er findet immer noch nicht seinen Helm.
14:26Er findet immer noch nicht seinen Helm.
14:29Na los, alle raus!
14:31Stopp!
14:32Was ist denn?
14:38Schauen Sie doch!
14:39Ich sehe von da nichts.
14:41Da ist nichts.
14:42Wäre besser, wenn er nicht da ist.
14:45Jetzt geht's raus, da ist nichts.
14:46Der ist, das Atrium ist ganz leer.
14:49Das ist das Atrium.
14:52Da ist niemand.
14:54Und ist auch gezwungen dazu nichts zu tun, weil kann ja kaum ausbrechen aus dem Aufzug.
14:58Auf der Rolltreppe kann er nach freiem Willen hin und her, aber der Aufzug schränkt den freien Willen einfach noch mehr ein.
15:05Er gibt der Rolltreppe dann wieder Sinn.
15:07Ja, genau.
15:07Und dann finden Sie die Freiheit in der Rolltreppe, aber vielleicht ist es auch einfach Erlösung.
15:11Man sollte wirklich drüber nachdenken, sich vor allem einmal die Stücke anschauen und dann drüber nachdenken.
15:16Und ich muss gratulieren, also der Text ist nicht ohne.
15:19Und ich meine, ich weiß nicht, ob da irgendwo ein Hänger war, mitgekriegt habe ich nichts.
15:23Es war wirklich fantastisch, muss ich sagen.
15:26Kein Hänger?
15:27Kein Hänger?
15:27Nein, sicher nicht.
15:28Ich habe mir das eh gedacht.
15:29Ja, genau.
15:30Perfekt.
15:30Wunderbar.
15:31Auch die Stürze, gut geprobt.
15:34Ja, das ist gefährlich, aber gut geprobt, aber jede Show ist anders.
15:43Wunderbar.
15:44Ich gratuliere Ihnen einmal.
15:44Es war ein ganz toller Stück, wenn man sich so anschauen und vielleicht drüber ein bisschen nachdenken.
15:48Aber wann?
15:48Morgen und übermorgen und nächstes Wochenende, den 16. und 17. auch hier im Lessing-Theater am Rennweg 89a.
15:58Wunderbar.
15:58Unbedingt vorbei, schon ist Zeit sicher.
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