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  • vor 5 Monaten
Steile Berge, türkisfarbene Seen: lange abgeschieden von der Welt, lockt Österreichs Seensuchtsland mit spektakulärer Natur und außergewöhnlichen Geschichten.
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Östlich von Salzburg in Österreich liegt eine kleine Region mit einer außergewöhnlichen Geschichte. Das Salzkammergut war über Jahrhunderte Privatbesitz der Kaiserfamilie von Österreich. Die großen Salzvorkommen nördlich der Berge des mächtigen Dachsteingebirges brachten ihr Reichtum. Besondere Traditionen und eine ganz eigene Mentalität erwuchsen aus dieser langen Abgeschiedenheit und charakterisieren den Landstrich noch heute – genauso wie seine grandiose Natur. Steile Berge und türkisfarbene Seen locken schließlich betuchte Sommerfrischler aus ganz Europa in Österreichs Westen. Ob Traunsee, Altausseer See oder Wolfgangsee - die Region östlich von Salzburg ist ein wahres Seen-Paradies. Die besondere Vergangenheit des Salzkammerguts zu achten, aber die Zukunft im Blick zu haben, das ist eine Aufgabe, der sich viele Menschen hier stellen. Die Familie kaiserlicher Zuckerbäcker, die Rezepte pikanter Herkunft bewahrt. Der junge Spitzenkoch, der dem Geschmack der Region ein Denkmal setzt. Oder der Plättenbauer, der mit den Booten der Salzschifffahrt aus einer Sackgasse seines eigenen Lebens gefahren ist.
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0:00 - 001:32 Intro
01:33 - 10:35 Wolfgangsee
10:36 - 19:19 Traunsee
19:20 - 28:37 Ausseer Land
28:38 - 59:59 Hallstätter See
1:00:00 - 1:14:36 Rund um Bad Ischl
1:14:37 - 1:22:29 Attersee
1:22:30- 1:29:51 Altausseer See
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Die Dokumentation von Gunnar Mergner trägt den Originaltitel „Das Salzkammergut - Berge, Seen und kaiserliches Flair“, Ausstrahlungsdatum: 3.9.2023 im SWR Fernsehen.

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Transkript
00:00:00Mitten in den Bergen von Österreich liegt eine Insel.
00:00:07Einst war sie eine Art Schatzkiste der Habsburger Kaiser.
00:00:14Ein kleiner Landstrich mit großer Geschichte und großartiger Natur.
00:00:20In dem einzigartige Traditionen und recht eigensinnige Menschen zu Hause sind.
00:00:35Das ist das Salzkammergut.
00:00:50Hier treffen wir einen Koch, der die einfachen Genüsse der Region feiert.
00:01:00Einen Bootsbauer, der sein Wissen für die Ewigkeit aufzeichnet.
00:01:05Und einen Keramikkünstler, der es für die Nachwelt in einem Salzstock konserviert.
00:01:12Eine Brennerin, die sich mit Hochprozentigem gerettet hat.
00:01:16Und einen Wirt, dessen abgelegene Hütte ein beliebtes Ausflugsziel ist.
00:01:24Wenn die Welt momentan nirgends mehr in Ordnung ist, aber ich glaube, da herin ist sie schon noch in Ordnung.
00:01:42Kurz nach 6 Uhr morgens am Wolfgangsee.
00:01:45So einsam erleben die Ferienregion im Sommer nur die Frühaufsteher.
00:01:55Zu denen gehören auch Biobauer Sepp Eisel und seine ostfriesischen Milchschafe.
00:02:03Guten Morgen, hat's eine gute Nacht gehabt da, gell? Jawohl!
00:02:06Jawohl!
00:02:06Sepp Eises Familie lebt und arbeitet seit Jahrhunderten auf einer Halbinsel am südlichen Ufer.
00:02:24Der Umgang mit der Schöpfung, der Umgang mit den Tieren, mit der Natur ist was, was einfach extrem viel Kraft gibt.
00:02:35Und das genieße ich schon sehr.
00:02:38Die Sehnsucht ist groß gewesen, zum Schluss wieder richtig Bauer sein zu können.
00:02:53Ja, und diesen Traumberuf, den hab ich mir noch mal erfüllt.
00:02:56Anfang der 80er haben die Eisels noch Kühe, aber die Milch bringt zu wenig Geld ein.
00:03:09Sepp ist damals erst 17, will aber Verantwortung übernehmen.
00:03:12Das ist auch deswegen, weil schon eine gewisse Notsituation am Betrieb da war.
00:03:19Meine Mutter acht Kinder großgezogen hat, der Vater gehbehindert war zum damaligen Zeitpunkt.
00:03:24Und ich hab halt nachgedacht, was man da tun kann und nach Auswegen und nach Lösungen gesucht.
00:03:29Und hab über Umwege dann, bin ich schon dann beim Milchschaf gelandet.
00:03:33Weil dieses Schaf erstens mal ein besonders liebenswertes Tier ist, zum Zweiten wirklich bei uns ins Grünland gut passt.
00:03:42Ich bin oft gefragt worden, ob ich glaub, dass das zu einem Erfolg führt.
00:03:50Ich hab immer gesagt, ich weiß es nicht, ich glaube schon.
00:03:53Dann frag mich in zehn Jahren, dann kann ich's beantworten.
00:04:02Bingo, ist klar. Machst du alles?
00:04:05Sepp kauft von seinem Ersparten kein Moped wie die Gleichaltrigen im Ort, sondern zwei Schafe und einige Lämmer.
00:04:11Natürlich, in der Zeit ist man auch einmal der Dorfspinner, wenn man sowas macht.
00:04:16Aber als Dorfspinner hat man auch eine gewisse Nadenfreiheit und die haben wir auch genützt.
00:04:20Gibt's dann eine, die geht nicht raus, die macht dann, die hast du zu scheuchen werden.
00:04:27Heute haben Sepp und seine Frau Christine sieben Kinder, 120 Milchschafe und eine Manufaktur für Schafprodukte.
00:04:34Da, wo einst Pferde und Kühe untergebracht waren, stellen Eisels zum Beispiel Ölkäse im Glas her.
00:04:50Einige von Sepp's Kindern sind inzwischen ins Familienunternehmen eingestiegen.
00:04:54Es gibt einen Spruch, der heißt Tradition, ist nicht das Verehren der Asche, sondern das Feuer am Lodern halten.
00:05:14Können Sie da noch mit dem Weidewechsel von der Lampe.
00:05:21Dann wächst mittlerweile auch wieder so eine richtige Klemmarten umfällt.
00:05:25Das Familiengut am See stammt von 1492, aber die Energieversorgung ist nachhaltig und modern.
00:05:34Dem Hauptgebäude hat Sepp Solarzellen verpasst.
00:05:39Hätten meine Vorfahren das gesehen, die hätten gesagt, das ist ein Wahnsinniger, der das Haus mit Glasplatten deckt.
00:05:45Weil das kann nur schief gehen.
00:05:46Hätte man denen aber gesagt, aber diese Glasplatten bringen so viel Kraft, als 120 oder 150 Pferde ziehen können,
00:05:53dann hätten sie gesagt, das braucht man sofort.
00:05:55Zum Anwesen gehören auch ein Campingplatz und eine große Badebucht.
00:06:07Die Sommerfrische hat große Tradition im Salzkammergut.
00:06:11Rund um den Eiselstrand mischen sich die Feriengäste mit den Einheimischen, die sich genauso gern im türkisen Wasser abkühlen.
00:06:18Wer keine Lust auf einen Badetag hat, der kann hinauf auf einen der zwei Hausberge des Wolfgangsees.
00:06:31Den Schafberg im Norden oder das Zwölferhorn im Süden.
00:06:35Um diese Heimat zu bewahren, ist Biolandwirtschaft für Sepp Eisel selbstverständlich.
00:06:54Wir sind kein Konzern, sondern wir sind ein Erbhof.
00:07:00Wir sind Bauern und nur wenn es unseren Tieren gut geht, können wir Lebensmittel produzieren, die uns Menschen gut tun.
00:07:07Die 49 Jungschafe der Familie dürfen deswegen in die Sommerfrische.
00:07:14Heute ziehen sie auf eine frische Almwiese um.
00:07:31Das ist natürlich für die Schafe auch ein bisschen Urlaub auf der Alm.
00:07:34Es ist aber schon auch für die Fitness der Tiere sehr gut.
00:07:38Uns ist auch wichtig, dass die Schafe dort lernen, rein mit Grundfutter umzugehen.
00:07:46Das heißt nur mit Gras, dass wir nicht Getreide brauchen, dass wir nicht aus Übersee Futter her transportieren müssen.
00:07:53Gut gegangen. Bravo Leute. Bravo Mädels.
00:08:04Für die Zukunft des Hofs haben Eisels schon eine Lösung.
00:08:08Sohn Josef wird ihn eines Tages weiterführen.
00:08:14Die Herstellung von Eis aus Schafmilch verantwortet er schon und hat inzwischen fast 40 verschiedene Sorten kreiert.
00:08:29Freiwillige, die auch neue Geschmacksrichtungen testen, haben Eisels zur Genüge.
00:08:34Acht von zehn Enkelkindern sind heute zu Gast auf dem Hof.
00:08:38Was mir eigentlich am wichtigsten ist, ist der Friede in der Familie, ein liebevoller Umgang miteinander.
00:09:00Dann sind fast alle Dinge machbar und lösbar.
00:09:05Das Salzkammergut ist ein Landstrich, in dem Menschen tief wurzeln.
00:09:23Eine Region der Schroffengipfel, der ausgedehnten Wälder und tiefen Seen.
00:09:30Mitten in Österreich und doch über Jahrhunderte abgeschieden.
00:09:46Das hatte mit den Salzvorkommen in den Bergen zu tun.
00:09:49Oberhalb des Hallstättersees etwa, bei Bad Ischl oder am Altausseersee.
00:09:54Salz war wertvoll.
00:09:57Der Landstrich von Gmunden bis Hallstatt wurde deswegen ein Kammergut, ein Privatbesitz der österreichischen Kaiser.
00:10:03Rein oder raus ging es nur mit einem Visum.
00:10:20Und so sind die Arbeiter der Salzminen und die Holzknechte in den Wäldern lange unter sich geblieben.
00:10:25Eine besondere Geschichte, die die Menschen hier bis heute beeinflusst.
00:10:36Zum Beispiel den Koch Lukas Nagel, dessen Leidenschaft dem Geschmack des Salzkammerguts gilt.
00:10:44Es ist früh am Morgen.
00:10:45Gemeinsam mit Fischer Benni Meier fährt Lukas raus auf den Traunsee.
00:10:49Seit über zehn Jahren ist er der Chef im Restaurant Bootshaus in Traunkirchen und steht für eine anspruchsvolle, regional geerdete Küche.
00:11:08Die Salzkammergutküche war eigentlich eine arme Leuteküche, also sehr geprägt von dem, was sie hatten, beziehungsweise nicht hatten.
00:11:15Also es ist geprägt von einfachen Arbeiter- und Holzfällergerichten.
00:11:21Man hat einige Sachen importieren müssen und die, was man hatte, hat man halt bestmöglich verarbeitet.
00:11:27Sachen aus dem Wald, Fische aus dem See und Wildkräuter und das führen wir fort.
00:11:34Mit Benni Flussbarsche zu angeln schafft Lukas nur ein paar Mal im Jahr.
00:11:38Du hast ja nicht schon eine vorhanden, David.
00:11:41Die jetzt oben und dann zu oben.
00:11:43Die Lieblingsplätze der Einheimischen am See liegen da, wo keine Straßen hinführen.
00:11:51Aber das ist voll geil da.
00:11:53Kann man da wieder weggehen?
00:11:54Ja, passt.
00:11:56Langsam.
00:12:00Warte mal.
00:12:05Lukas hat auch einiges von der Welt außerhalb des Salzkammerguts gesehen.
00:12:09Und das hat seine Art zu kochen beeinflusst.
00:12:11Da sind so viele Muscheln drinnen.
00:12:17Geiles Platz, oder?
00:12:19Die Art, wie wir Fisch einkaufen, beziehungsweise beziehen, ist eigentlich eine, die ich in Afrika
00:12:25kennengelernt habe.
00:12:26Man muss den gesamten Fang des Fischers kaufen, um eine gewisse Art und Sicherheit für den Fischer
00:12:30auch abzugeben.
00:12:32Und es fordert und fördert einfach die Kreativität von einem Koch.
00:12:38Hey, hey, hey.
00:12:39Lukas.
00:12:41Lukas, schau mal.
00:12:43Kirsche.
00:12:47Super, Lukas.
00:12:49Wenn, hilfst du mir's noch?
00:12:51Sieht so schert.
00:12:53Ein paar kleine Flussbarsche reichen als Tagesfang nicht, obwohl Lukas auch aus ihnen etwas zaubern
00:13:01kann.
00:13:01Vor 100 Jahren hat es am Linzer Fischenmarkt über 70 verschiedene regionale Fischarten gegeben
00:13:07und ich habe mir gedacht, wo sind diese Fischarten?
00:13:10Wo?
00:13:11Bringt sie mir.
00:13:12Und dann haben die Fischer gesagt, ihr braucht das wirklich.
00:13:15Das sind doch alles Katzenfische.
00:13:17Ja, und ja.
00:13:18Haben wir dann probiert und auch gedüftelt und gemacht.
00:13:22Und ja.
00:13:23So sind halt viele Sachen entstanden.
00:13:25Ganz viele tolle Sachen.
00:13:26Also du schaust, dass du die weiße Boje schnappst und ziehst wie ein Berserker.
00:13:35Du ziehst vorne und ich lasse hinten rein.
00:13:40Also du müsst einfach Brückenspannung haben und scheitern.
00:13:43Genau, ja.
00:13:44Roten.
00:13:44Roten.
00:13:44Roten.
00:13:45Ja.
00:13:46Wir Köche müssen wieder mehr mit den Produzenten oder mit den Fischen, Bauern und Jägern im Gespräch
00:13:54ein bisschen mehr Zeit damit verbringen, dass man sieht, was die tun.
00:13:59Da geht es um Wertschätzung.
00:14:00Da geht es um Nachhaltigkeit, natürlich um Freundschaft.
00:14:05Um das, was einen glücklich macht.
00:14:11Ja, klar.
00:14:15Du gehst einfach viel wertschätzender um mit dem Ganzen.
00:14:19Du weißt, was dahinter ist.
00:14:20Es ist wie wenn du jagen gehst.
00:14:21Es ist nicht so, dass das ...
00:14:24Ja, ich glaube, der Bauer ...
00:14:25Äh.
00:14:36Arbeiten in der Natur und mit den Händen.
00:14:39So wie das im Salzkammergut seit frühester Besiedlung gemacht wurde.
00:14:43Das ist auch Benni inzwischen lieber als ein Bürojob.
00:14:47Seit kurzem ist er in Vollzeitfischer auf dem See.
00:14:49Zurück beim Restaurant bereitet Lukas einige Rheinanken zum Räuchern vor.
00:15:17Was gesagt, sagt man bei uns oder was Geräusche, das geht immer.
00:15:25Und auch selbst ein Fisch, muss nicht immer ein Schwein sein.
00:15:27Danach macht sich Lukas auf dem Kalvarienberg hinter dem Restaurant auf die Suche nach Waldhimbeeren.
00:15:50Wir gehen grundsätzlich einmal am Tag auf jeden Fall in den Kräutergarten oder in den Wald
00:15:55und holen uns das, was wir brauchen für den Tag.
00:15:58Also gewisse Produkte sind auch so flüchtig, die man eigentlich nur sammeln und sofort verwerten kann.
00:16:03Zutaten nach Saison und Fisch nach Fang.
00:16:24Im Restaurant stellt Lukas die Menüs dann für jeden Gast individuell zusammen.
00:16:28Er hat gelernt, damit umzugehen, dass mal viel, mal wenig Fisch zur Verfügung steht.
00:16:41Wir legen ein, wir fermentieren, wir machen selbst Matthies aus Rheinanken, wir räuchern, wir beizen, wir böckeln.
00:16:47Ja, also, es gibt unzählige Möglichkeiten.
00:17:01Die kleinen Flussbarsche verwendet Lukas für ein Kindergericht.
00:17:05Statt Fischstäbchen gibt es Barschröllchen in der Schneckenpfanne.
00:17:08Das sind dann die Bäuche sozusagen.
00:17:13Also die schmeißen die meisten dann halt irgendwie weg, aber kann man auch ganz easy was schneiden.
00:17:27Die Sojasauce stellt Lukas selbst her.
00:17:31Und das alte Brot ist ein Verweis auf die karge Küche der früheren Holz- und Salzarbeiter.
00:17:36In Speisen von Einst findet Lukas immer wieder Inspiration.
00:17:41Diese Geschmacksbilder der Kindheit, die einfach die Menschen lieben und die Menschen schöne Momente bereiten,
00:17:49die auch immer danach suchen, die kann man auch ein bisschen flankieren mit einer Raffinesse,
00:17:54ohne dass man jetzt etwas kompliziert gestaltet.
00:17:57Also es muss einfach sein.
00:17:58Meine Großmutter hat immer ein Erdbeer-Dessert gemacht, ganz einfach mit Schlagovarsum, mit spanischem Wind nannte sie das.
00:18:10Also das Baiser bei uns in Österreich.
00:18:12Und ja, es schmeckt jedem Kind, wie auch der älteren Dame, die zum Geburtstag zu uns kommt.
00:18:19So wird Vergangenheit zukunftsweisend.
00:18:28Es werden viele wieder hierherziehen wollen, weil es so schön ist.
00:18:32Und zwar eine kreative Gegend, oder?
00:18:34Wir haben hier Schnitzer gehabt und Künstler und Musiker.
00:18:39Und es wird vielleicht wieder mal so sein, hoffentlich.
00:18:42Eine bunte Gegend.
00:18:43Musik
00:19:13Ende Mai im Ausseherland, im Osten des Salzkammerguts.
00:19:24Den Einheimischen sagt man nach, dass sie ihre Feste zu feiern wissen.
00:19:29Eins der bekanntesten ist das Narzissenfest.
00:19:32Zum Frühlingserwachen werden mit diesen Blumen fantasievolle Riesenfiguren dekoriert.
00:19:43Hier wird so ein vergängliches Kunstwerk heute mit der Hilfe von Freunden und Verwandten vollendet.
00:19:54Auf dem Hof, auf dem Franz Leutzel aufgewachsen ist.
00:20:02Seit 25 Jahren nimmt der Tischler mit seinem Freund Thomas Feldhammer am Wettbewerb des Fests teil,
00:20:09bei dem am Ende die schönsten Figuren prämiert werden.
00:20:13Bis 1996 hat mich das Narzissenfest nicht viel interessiert,
00:20:17aber nachher habe ich irgendwie das Füber bekommen.
00:20:20Jetzt wollen wir mehr und wollen mehr vorne dabei sein.
00:20:24Mit einem 4x2 Meter großen Adler gehen die beiden diesmal ins Rennen.
00:20:35Bis morgen früh müssen 70% der Figurenfläche mit Narzissen besteckt werden.
00:20:43Ich rupfe da einfach auf die Seiten und nicht so viel anzuschmeißen.
00:20:52Ich wüsste es eh, wie viel arbeitet das.
00:20:53Das ist ein bisschen der Brücke.
00:20:59Einen lebensechten Adler zu zeichnen, ist schwierig.
00:21:02Ihn aus Metall, Draht und Materialien wie Rinde, Schilf und Moos zu modellieren, ungleich schwerer.
00:21:10Wir haben auch etliches Mal wieder auseinander geschnitten,
00:21:13weil einfach die Proportionen oder die Rundungen irgendwie nicht gepasst haben.
00:21:18Ist auch heuer wieder gewesen bei Nadler, dass die Füße zu kurz waren.
00:21:22Vor einer Woche haben wir noch einmal auseinander geschnitten und haben höher gebaut,
00:21:26dass er schöne Füße hat, sozusagen.
00:21:36Ungefähr da sind wir.
00:21:41Messen wir geschmeint.
00:21:42Ein Moosbandl halber mit als Tischler.
00:21:44Weit da rein.
00:21:45Genau, da bist du.
00:21:46Passt, gut so.
00:21:54Der erste Teil ist da.
00:21:55Sauber gemacht, Buben.
00:21:57Danke, Mander.
00:21:58Sauber gemacht.
00:21:59Wir sind auch schon einmal in der Nacht ausgerückt,
00:22:02noch Narzissen pflücken mit Stirnlampen und Lampen.
00:22:05Ich bin Gott sei Dank bei der Feuerwehr auch.
00:22:07Da habe ich mir etliche Lampen ausgeliehen.
00:22:11Oft haben wir in der Wiese ausgeleuchtet
00:22:13und dann haben wir noch ungefähr zehn Kübel gepflückt.
00:22:16Zehn Kübel sind ungefähr ein halber, dreiviertel Quadratmeter zum Stecken.
00:22:23Bist du nicht zufrieden?
00:22:25Doch, doch.
00:22:26Immer.
00:22:28Ich bin immer zufrieden.
00:22:30Ich habe noch nie geschimpft.
00:22:32Glaube ich halt.
00:22:33In der Zeit legen wir sehr gut.
00:22:35Ich schätze, so ungefähr auf Mitternacht,
00:22:37wenn wir ungefähr fertig sind, dürfte es ja alles kennen.
00:22:46Wochen der Vorarbeit stecken in dem Adler.
00:22:57Ob er so aussieht, wie er hofft,
00:22:58wird sich erst im Lauf des Abends zeigen.
00:23:00Morgen!
00:23:24Morgen!
00:23:25Morgen!
00:23:25Der nächste Morgen. Acht Uhr in Altaussee. Der Adler ist unterwegs.
00:23:35Die Lande.
00:23:36Die größte Problemzone der letzten Nacht war der Festwagen.
00:23:45Ja, wir haben leider zu wenig Moos gehabt und dann bin ich um halb zwei eben schlafen
00:23:52gegangen und um fünf Uhr wieder relativ eilig rauf und nach in den Wald gefahren.
00:23:57Moos nachholen. Gott sei Dank ist es schon ein Tageslicht gewesen und man hat so seine
00:24:01gewissen Plätze, wo man weiß, da kann man hinfahren jederzeit.
00:24:05Die Narzissenfiguren werden von tausenden BesucherInnen bewundert und von einer Jury bewertet.
00:24:11Das ist Schiff, ein alt Schiff, erfahre ich es.
00:24:19In den letzten Jahren haben Franz und Thomas immer wieder Spitzenplätze belegt.
00:24:33Bewertet werden die Figuren mit einem Zehn-Punkte-System.
00:24:36Die Kreativität, die Größe, die Proportionen, die Dichte von den Narzissen, der Gesamteindruck,
00:24:48wie es rüberkommt. Das ist sehr schön worden, also da hängt nichts runter. Die Ausführung,
00:24:58sehr schön. Am Vormittag setzt der berüchtigte Schnürlregen ein. Trotzdem ist das Narzissenfest ein Besuchermagnet.
00:25:14Das Ausseerland ist die Trachtenhochburg von Österreich. Nicht nur für die Figuren geht es hier ums Gesehenwerden.
00:25:30Gegen Mittag wird das Blumenkunstwerk hinunter zum Altausseersee chauffiert.
00:25:52Das müsste normalerweise passen, von Schwerpunkten.
00:26:11Adler, flieg!
00:26:21So, den größten Vogel haben wir.
00:26:27Dann gehen wir an Bord.
00:26:43Der Höhepunkt jedes Narzissenfests, der Seekorso, erfordert heute eine gewisse Wetterfestigkeit.
00:26:51Schiff war ein. Traumhaft. Ein typisches Säutausseer wieder.
00:26:56Ausseerland ist einfach meine Heimat. Und die Leute sind in gewisser Hinsicht Eigenbrötler.
00:27:11Aber sie sind auch für vieles offen, was Auswärtige oft nicht glauben. Und wir sind gesellig.
00:27:18Inzwischen stehen die Wettbewerbsplatzierungen fest.
00:27:33Zweiter ist geworden. Der Adler der Familie Thomas Feldhahn und Franz Leutzl. Mit 691 Punkten.
00:27:48Ja, und wer natürlich den ersten Platz gemacht hat, ist jetzt schwer zu erraten. Es ist Gustl der Schneemann gewesen. Vielleicht war es ein bisschen wetterbedingt oder auch nicht.
00:28:00Der Adler liegt drei Punkte hinter dem Schneemann. Franz und Thomas haben das Herzschlag-Finale verloren.
00:28:08Also wir sind sehr zufrieden mit der Figur. Mit der Platzierung nicht ganz, aber es geht auch in Ordnung.
00:28:19Vom Ausseerland führt der Pötschenpass hinüber in ein Tal, das der Trauengletscher während der letzten Eiszeit ausgekerbt hat.
00:28:37Hier liegt fjordartig der Hallstätter See. Hall haben die Kelten das Salz genannt, das sie schon vor Jahrtausenden hier abgebaut haben.
00:28:53Salz, das aus versiegten Urzeitmeeren stammt.
00:29:00An die salzhaltigen Berge geschmiegt liegt der kleine Ort Hallstatt am Ufer des Sees.
00:29:06Nur etwa 800 Einwohner leben hier.
00:29:11Trotzdem ist Hallstatt Wild berühmt für seine Silhouette, die einsame Alpenromantik verströmt.
00:29:29Vor einem guten Jahrzehnt wurde eine Hallstatt-Kopie in der chinesischen Provinz Guangdong gebaut.
00:29:34Dem Original im Salzkammergut hat das enormen Zulauf beschert.
00:29:39Vor allem von Fans aus dem asiatischen Raum.
00:29:42Vor allem von Fans aus dem asiatischen Raum.
00:29:55Inzwischen wird die Zahl der Busreisenden, die nach Hallstatt kommen, eingeschränkt.
00:30:10So soll das Dorf ein Stückchen seiner Beschaulichkeit bewahren.
00:30:14Zu viel Idylle und zu viel Tradition können durchaus auch beengend sein.
00:30:23Gerade wenn man jung ist.
00:30:25Da muss man auch mal ordentlich rebellieren natürlich und sehr dagegen sein.
00:30:31Ich war da eine Zeit lang sehr dagegen, also hab natürlich in einer Punkband gespielt, das war klar.
00:30:36Simone Zopf ist Musikwissenschaftlerin und Instrumentenbauerin.
00:30:43Sie ist im Salzkammergut aufgewachsen.
00:30:46Eine Region, in der man keine Subkultur vermutet.
00:30:48Es gab einen Punk im Ausseerland, einen echten.
00:30:53Und dann gab's halt eineinhalb Kruftis und dann ja vier überbliebene Hippies.
00:30:58So irgendwie, dann war zusammenkramt.
00:31:00Und ich hab mir halt die Leute gesucht, die irgendwie komisch angezogen waren, sich komisch verhalten haben.
00:31:05Und ich hab geglaubt, dass die irgendwas mehr wissen oder mehr können.
00:31:08Simone entflieht der Enge ihrer Heimat, als sie in Wien Musikwissenschaft studiert.
00:31:19Und dann gab's eine Exkursion, quasi eine ethnologische.
00:31:23In Salzkammergut zum Fasching nach Aussee und man hat mich als Native Speaker quasi mitgenommen.
00:31:28Und das war so lustig, weil ich plötzlich von dieser Außenposition wahrgenommen habe,
00:31:33was für ein Spaß das ist, wie kreativ die Leute sind.
00:31:36Da gibt's ganz viel Widersprüchliches und da konnte ich wieder andocken.
00:31:41Kreativ, eigensinnig, ein bisschen rebellisch.
00:31:46Diese Eigenschaften kann Simone ausleben, wenn sie außergewöhnliche Instrumente aus Holz baut.
00:31:52Das hat mich immer schon fasziniert und dass man dann auch so was Feinteiliges,
00:31:56wie eben ein Musikinstrument aus Holz schaffen kann, das dann auch noch nicht nur gut riecht,
00:32:02sondern auch noch wunderbare Töne machen kann.
00:32:06Das Holz für diese Töne, Ahorn, Fichte, auch Obstbäume, findet sie oft im Salzkammergut.
00:32:14Hier gibt es die schattigen Höhenlagen, in denen gute Instrumentenhölzer wachsen.
00:32:20Und Simone hält immer nach ihnen Ausschau.
00:32:24Das ist so was Jägersammlerisches.
00:32:27Man sieht einen Baum und fragt, wer gehört dem und so.
00:32:30Also das ist wirklich so ein Jagdfieber, kriegt man dann und denkt man, hoffentlich braucht den niemand anderen.
00:32:36Aber nicht immer bekommt man die Bäume, manchmal wird der einfach auch verbrannt.
00:32:40Simones aktueller Auftrag, eine Viola da Gamba, eine Geige aus der Renaissance und Barockzeit.
00:32:52Da kann ich mich nicht unbedingt festhalten und vorhanden nehmen, sondern muss selber forschen,
00:32:57welche Vorbilder gibt es und dann liest man Bücher, schaut in Museen.
00:33:01Und dann habe ich halt für mich den Anspruch eben nicht zu kopieren, sondern selber zu entwerfen.
00:33:05Und dann ist da noch die Musik selbst.
00:33:10Mit ihren Freundinnen Miriam und Margret ist Simone unter dem Namen Schwesternvolk aktiv.
00:33:16Alle drei spielen selbst gebaute Instrumente.
00:33:22Das ist für mich ganz, ganz wichtig, also Musik machen und auch zu lernen über die Musikwissenschaft,
00:33:27dass es hier auch eine ganz spezielle Volksmusik gibt.
00:33:30Da konnte ich plötzlich dann auf meine Herkunft stolz sein, es war etwas Besonderes.
00:33:36Ich dachte, ja, okay, es ist nicht nur eng.
00:33:43An der Bundeslehranstalt in Hallstatt leitet Simone als erste Frau die Instrumentenbauwerkstatt.
00:33:50Heute sind einige Ehemalige mit ihren Abschlussinstrumenten zu Gast.
00:33:54Benjamin und seine 13-körige Barocklaute zum Beispiel.
00:33:58Und wieso hast du das Projekt ausgesucht, genau das?
00:34:01Ich habe vorgehabt, mich handwerklich auch ein bisschen zu fordern.
00:34:14Und so wie bei der Geige sind da halt viele Spielereien, wie jetzt zum Beispiel ein geschnitzter Kopf oben,
00:34:20dann die gestochene Lautenrosette, immer etwas Spezielles und eingelegte Perlmuth-Herzen.
00:34:28Das sind so Spielereien, die das Ganze spannend machen.
00:34:33Aber dafür hast du das wirklich gut hingekriegt, muss man sagen.
00:34:36Fantastisches Ergebnis.
00:34:38Ihr habt dazwischen schon nochmal gezittert, ob sich das alles ausgeht und so?
00:34:40Hier in der Werkstatt hat Simone mit jungen Menschen zu tun, die aus dem gleichen Holz geschnitzt sind wie sie.
00:34:52Die auch nicht immer gerade Wege gegangen sind.
00:34:59In der Hochschule sollen die Studierenden die Grundlagen des Instrumentenbaus verinnerlichen,
00:35:03um dann kreativ mit ihnen umgehen zu können.
00:35:11Innerhalb dieser historischen Beschränkungen geht man ein Riesenfeld auf an wunderbaren Möglichkeiten.
00:35:18Und das ist so beglückend, wenn man merkt, da gibt es ein Gitter dahinter, das zusammenhängt.
00:35:25Das finde ich absolut faszinierend, das lässt mich manchmal nicht schlafen.
00:35:28Dank dieser Leidenschaft hat Simone mit einem Kurs entschlüsselt, wie Antonio Stradivari seine legendären Geigen entworfen hat.
00:35:44Eine sensationelle Entdeckung.
00:35:47Wo müssen wir denn hin?
00:35:49Ich finde es immer noch fantastisch, diese Geschichte, muss ich sagen.
00:35:51Ich habe jedes Jahr wieder Skizzen von Stradivaris den Schülern vorgelegt.
00:35:57Da sieht man Zirkelschläge drauf, man weiß aber nicht genau, was sie bedeuten.
00:36:02Simone setzt eine Gruppe Studierender auf den Sinn dieser Zirkelschläge an.
00:36:08Und die waren einfach die ideale Mischung aus jemandem mathematisch Begabten, einer ganz fantastischen Zeichnerin,
00:36:15einer der immer gezweifelt hat, immer hat er was dagegen gesagt, einer der gerne italienische Quellen im Original gelesen hat.
00:36:23Diese Mischung war es dann irgendwie.
00:36:26Die Gruppe stößt auf ein antikes Architektenmaß.
00:36:30Hat Stradivari beim Geigenbau damit die Lage aller wichtigen Elemente festgelegt?
00:36:35Basieren die rätselhaften Zirkelschläge der Skizzen auf diesem Maß?
00:36:41Und wir legen diese Maske über verschiedene kremoniser Geigen und wir fallen aus allen Wolken,
00:36:48weil jeden Konstruktionspunkt, den wir bisher suchten, lag auf diesen Kreisen.
00:36:52Und mittlerweile geht das in 10 Minuten, kann man eine Geige konstruieren.
00:36:56Eine Weltsensation, möglich geworden dank der Hallstätter Detektivarbeit.
00:37:01Auch wenn das Salzkammergut gerade im Winter eng und bedrückend sein kann, Simone hat ihren eigenen Weg gefunden.
00:37:16Die einzige Rettung ist aus meiner Sicht Kreativität.
00:37:22Solange ich Kunst und Musik habe, kann ich meine Seele irgendwo anders hinbringen und kann diese dunkle Zeit auch überstehen.
00:37:31Der Enge mancher Täler kann man auch oberhalb von Simones Wohnort entfliehen.
00:38:01Auf dem Krippenstein, dem Aussichtsberg des südlichen Salzkammerguts.
00:38:06Der Krippenstein war der erste 2000er der Region, der durch eine Seilbahn auch nicht BergsteigerInnen zugänglich gemacht wurde.
00:38:21Über Flächen aus verwittertem Kalkstein hinweg ist nach Süden der Dachsteingletscher zu sehen.
00:38:32Welts Naturerbeblick wird die Aussicht auch genannt.
00:38:35Nach Norden reicht sie weit hinein ins Salzkammergut.
00:38:42Etliche Berge der Region sind durchzogen von weitläufigen Höhlensystemen.
00:38:59Die wenigsten sind erschlossen und bieten ein so eindrucksvolles Erlebnis wie die Rieseneishöhle am Krippenstein.
00:39:15Das Eis entsteht durch Wasser, das durch Risse in den Felsen einsickert und in der Winterluft zu bizarren Formationen gefriert.
00:39:28Jetzt, im Sommer, herrscht Tauwetter in der Höhle.
00:39:43Wasser im Berginneren. So lässt sich auch Salz aus Gestein lösen.
00:39:59Die sogenannte Sohle leiten Salzarbeiter seit dem Mittelalter ins Tal und verdampfen das Wasser dort wieder.
00:40:06Übrig bleibt das Salz.
00:40:18Transportiert wurde die kostbare Fracht auf den Autobahnen der damaligen Zeit.
00:40:23Den Seen und Flüssen.
00:40:25Einer der Kleintransporter von einst war die Plätte.
00:40:30Sie war schlicht, stabil und man konnte sie überall an Land ziehen.
00:40:36Wolfgang Müllegger ist Bildhauer, Messebauer, manchmal Maler.
00:40:43Und er ist einer der wenigen im Salzkammergut, der noch traditionelle Plätten baut.
00:40:49Vor allem, weil es ihm Spaß macht.
00:40:52Ich bemühe mich schon, dass ich nur Dinge tue, die mich wirklich freuen.
00:40:58Weil das ist mein Leben und man hat nur eins.
00:41:00Es gibt so viele Leute, die so unglücklich sind in dem, was sie tun.
00:41:04Weil sie einfach nur machen, was die Masse macht.
00:41:08Oder was alle rund um ihr tun und sich hinterfragen sie gar nicht.
00:41:11Und dort war ich auch mal und dort war ich aber unglücklich und dort möchte ich nicht mehr hin.
00:41:17Wie man so ein Boot baut, wird immer nur mündlich weitergegeben.
00:41:20Und Wolfgang ist der Job während der Bildhauer-Ausbildung zugeflogen.
00:41:26Da hat es einen Lehrer gegeben, der das nebenbei praktiziert hat, das Plättenbau.
00:41:33Und der hat einen Nachfolger gesucht, weil es mich nicht mehr gefreut hat.
00:41:37Und so bin ich da reingestellt. Da haben sie mich zuerst ein paar Mal gefragt, ob ich das da will.
00:41:41Und ich war eigentlich nie so recht motiviert, weil ich schon so viele Sachen gehabt habe.
00:41:44Und dann habe ich mich da überreden lassen und das ist dann von einem ins andere gegangen bis zu deinem Zeitpunkt jetzt.
00:41:51Beim reinen Traditionserhalt hat er es nicht belassen.
00:41:55Seine Kammergutplätte, gemeinsam entwickelt mit einem Kompagnon, ist eine Freizeitboot-Version des Klassikers.
00:42:01Es ist eine Manövrierfähigkeit, genau. Es ist extrem wendig. Es ist ja lustig zum Fahren mit einem Dengen.
00:42:11Du kannst wirklich unter voller Fahrt die Reise drehen am See.
00:42:15Musik
00:42:16Seit 2021 sind die Plätten im Salzkammergut sogar immaterielles Wildruf.
00:42:45und Kulturerbe der UNESCO. Wolfgang Müllegger ist das nicht wichtig.
00:42:52Tradition ist gut, aber Tradition muss ja weiterentwickeln können.
00:42:56Das darf kein Stillstand sein und das darf ja nicht im Weg sein.
00:43:04Im Gegensatz zum Original ist die Kammergutplätte klein genug, um sie schnell zu transportieren.
00:43:10In Bad Aussee hat Wolfgang seine Werkstatt.
00:43:30Heute wird eine traditionelle Plätte fertig.
00:43:35Weil das eine Menge Arbeit ist, geht Wolfgang hin und wieder Georg Holzmann zur Hand.
00:43:40Ein alter Freund aus Hochschultagen.
00:43:42Als die beiden sich kennenlernen, ist Wolfgang Ende 20.
00:43:47und hat gerade sein altes Leben als Dachdecker, Spengler und Fernfahrer hinter sich gelassen.
00:43:54Jetzt nehmen wir das Zeuglöser hin.
00:43:58Wir kommen halt aus einer Familie, aus einer Gesellschaft raus, wo Tradition eine große Rolle spielt, wo Arbeit eine große Rolle spielt.
00:44:06Ich hab damals das erste Haus fertig gebaut gehabt und hab mir gedacht, das kann jetzt nicht alles gewöhnt sein.
00:44:21Ich möchte mal was für mich da.
00:44:24Dazu gehört inzwischen auch der Plättenbau.
00:44:27Geht da, oder?
00:44:28Nein, ist verkehrt.
00:44:29Das ist die falsche Seite.
00:44:30Gut, dass ich es anscheinend hab.
00:44:31Okay, Chef.
00:44:32Es gibt keinen, Chef.
00:44:33Ich tue auch Falter lesen.
00:44:34Das hat mich so fasziniert, weil einfach die Form so schön ist und die Arbeit schön ist.
00:44:52Und wenn man es über den See fahren sieht, ist es schön.
00:44:55Also es ist eigentlich nur ein gutes Gefühl, wenn man mit dem zu tun hat.
00:45:05So, jetzt ist es komplett.
00:45:07Jetzt kannst du heimfahren.
00:45:08Ja, passt.
00:45:09Feierabend, daheim in Obertrauen am Hallstädter See.
00:45:26Mit knapp 50 Jahren ist Wolfgang zufrieden mit den neuen Anstößen, die er seinem Leben gegeben hat.
00:45:37Ein Leben nach den eigenen Bedingungen ist für mich schon leicht.
00:45:50Weil es nicht anders geht.
00:45:52Es ist für die nicht leicht, die mit mir zu tun haben.
00:45:56Ich stelle mir keinen Wecker, weil da kriege ich den frisch am Magen geschwür, wenn ich einen Wecker höre.
00:46:02Und somit habe ich einen natürlichen Tagesrhythmus und ich habe ein Arbeitsbeinsam, was ich für mich erfüllen möchte.
00:46:09Keine Ahnung, ob ich einen Auftrag für Plätten oder für eine Skulptur oder daheim sind, Sachen zu erledigen, das nehme ich mir dann vor.
00:46:16Einsat Wolfgang für heute noch auf der Liste. Das Bauprinzip der klassischen Plätte aufzuzeichnen.
00:46:24Für einen Keramikkünstler vom Traunsee, der Wissen in einem besonderen Archiv bewahrt.
00:46:30Der Martin Kunzel, der brennt Daten auf Keramikfliesen und lagert die im Salzberg ein.
00:46:40Das ist ja eine faszinierende Idee.
00:46:42Der Gedanke, dass man eine Skizzen wo drauf macht, was sich so lange hält und wird dann für irgendwen gefunden.
00:46:51Das schmeichelt ein bisschen dem Ego, das ist so einzigartig, so großartig.
00:47:02Also so einen Baum bringt man zwei Plätten raus.
00:47:06Für die Plätten von einst wurden ganze Bäume verwendet.
00:47:11Die Breitenbretter aus der Baummitte für die Seiten, die schmaleren für den Boden.
00:47:17Selbst die Wurzeln hat man verwendet.
00:47:22Das sind die Gewehrträger, die die Fuhr zusammenhalten.
00:47:25Und zwei, die sind früher gehackt worden aus dem Wurzelansatz von einem Baum.
00:47:32Also wenn das der Wurzelansatz ist, wenn man sich das ein bisschen abstrakt vorstellt,
00:47:36sind diese Teile ausgehockt worden.
00:47:42Wolfgangs Plättenplan ist eher ein Kunstwerk als eine Bauzeichnung.
00:47:46Wenn wir da jetzt eine, zwei, drei, vier, fünf, sechs, zehn Kipfen.
00:47:58Und bei den Vorrichtungen für die Ruder kommen dann sogar noch heimische Nutztiere ins Spiel.
00:48:14Da ist der Ochsenzerm eingehängt. Der Ochsenzerm ist, wenn man den Ochs nimmt, Hörner, Ochs, Füße, Schwanz hinten, Schwanz unten.
00:48:34Und vom Schwanz unten ist das eine Sehne in Wirklichkeit und da wird ein Ring gemacht.
00:48:42Noch ein paar hilfreiche Zahlen, fertig.
00:48:46Die erste Verschriftlichung, ta-da, die kommt in den Berg.
00:48:54Und wenn Sie es dann finden, dann können Sie es nachbauen.
00:48:59Oder auch nicht.
00:49:04Der Plättenplan kommt in die Post und beginnt seine Reise in die Ewigkeit.
00:49:11Wolfgang Mülleggers Haus liegt unweit der historischen Hauptverkehrsader des Salzkammerguts.
00:49:18Der Traun.
00:49:20Der Fluss, auf dem Salz, Holz und Lebensmittel transportiert wurden, fließt durch das Ausseerland.
00:49:26Und durch den Hallstätter See.
00:49:30Verbindet ihn mit dem Traunsee, verlässt dahinter das Salzkammergut und mündet bei Linz in die Donau.
00:49:37Der 12 Meter hohe Traunfall war auf dieser Handelsroute eines der gefährlichsten Hindernisse.
00:49:56Und musste lange Zeit mühsam auf dem Landweg umgangen werden.
00:50:00Hier entspringt einer der drei Quellflüsse der Traun. Am Toplitzsee. Am Fuße des Totengebirges.
00:50:15Von hier wurde Holztraun abwärts geschickt, um den riesigen Bedarf der Salzindustrie zu decken.
00:50:33Andere Schätze sollen hier versteckt worden sein. Hartnäckig hält sich lange das Gerücht, die Nationalsozialisten hätten in dem dunklen Wasser Gold versenkt.
00:50:53Unweit des Toplitzsees liegt der kleine Ort Gössel mit seinen im Stil des Ausseerlands verzierten Bauernhäusern.
00:51:10Dahinter fließt die junge Traun in den Grundelsee. Wegen seiner Größe auch bekannt als das steirische Meer.
00:51:29Und von dort weiter durch das gesamte Salzkammergut.
00:51:52Bis hinein in den Traunsee.
00:51:54Und zur Salzhandelsstadt Gmunden an dessen Nordspitze.
00:52:07Hier am heutigen Marktplatz kamen die Salzlieferungen aus der gesamten Region an.
00:52:24Kein Holz durfte das Salzkammergut verlassen. Das hatte der Kaiser so verfügt.
00:52:37Deswegen wurde in Gmunden aus- und umgeladen und das Salz in die Welt geschickt.
00:52:42Weil in der Handelsstadt viel Geld zu verdienen war, haben sich in Gmunden während der Renaissance Keramik-Spezialisten aus Italien angesiedelt.
00:52:57Ihre Nachfahren haben Gmunden zu einem der wichtigsten Keramikzentren in ganz Europa gemacht.
00:53:04Einer dieser Nachfahren ist Martin Kunze.
00:53:09Ich habe ja Keramik studiert. Ich komme jetzt nicht aus der Keramiktradition, also einer Töpferei oder so. Auf der Kunsthochschule ist dann der Zugang schon ein anderer.
00:53:20Unter anderem lernt man, über den eigenen Teller ranzuschauen.
00:53:25Und so ist Martin auf die Idee mit dem Moom gekommen, dem Memory of Mankind Archiv, für das er Keramik als Wissensspeicher verwendet.
00:53:35Was wird von unserer Zeit bleiben?
00:53:38Wird alles digital niedergeschrieben, ganz wenig, nur noch dauerhaft schriftlich.
00:53:42Und da haben wir gedacht, wenn das so weitergeht, würde man vielleicht in 1000 Jahren allerhöchstens diese Prägungen auf der Unterseite von Edelstahlkochtöpfen finden,
00:53:52als die Schriftartefakte des 21. Jahrhunderts.
00:53:56Made in China, Ikea, als die Schriftstücke unserer Zeit.
00:53:59Während digitale Daten wenig beständig sind, haben Keramiken Jahrtausende überlebt.
00:54:07Und Wissen auf Keramik zu speichern, ist für den Keramiker recht einfach.
00:54:12Diese Technologie existiert, dieser Art keramischen Druck mit Farben auf keramischen Oberflächen kann man das aufbringen und einbrennen,
00:54:21um so die halbbarsten Datenträger herzustellen.
00:54:24Tafel 852.
00:54:26Auch der Plättenplan des Künstlers Wolfgang Müllegger soll so für spätere Generationen bewahrt werden.
00:54:35Martin Kunze digitalisiert das Werk ein und überträgt es dann auf eine Keramikfliese.
00:54:43Keramikfliese.
00:54:48Keramik als Informationsträger zu verwenden, ich meine, so neu ist es nicht.
00:54:53Babylonische Keilschrifttafeln sind 5000 Jahre alt, zumindest der Proof of Concept ist da, dass es Jahrtausende lesbar bleibt.
00:54:59Und jetzt kommt es von diesem Transferpapier auf die Fliesen drauf und dieses Trägerpapier wird ganz vorsichtig drunter weggezogen.
00:55:18Dann wird das aufgepresst, erstmal vorsichtig schauen, dass kleine Blasen drunter sind.
00:55:26Nach dem Brennvorgang sind eine ganze Reihe neuer Wissenstafeln fertig.
00:55:40Das sind sogenannte Steinzeugfliesen, also bessere, qualitative Fliesen, auf die das aufgebrannt wird.
00:55:48Natürlich können die brechen, aber wenn das bricht, ist die Information nicht weg.
00:55:55Also das, was Archäologen heute machen, nämlich Scherben zusammensetzen, kann man im schlimmsten Fall mit diesen Datenträgern auch machen.
00:56:06Inzwischen forscht Martin an immer dünneren Keramikdatenträgern, auf die mittels Laser mehr Informationen gespeichert werden können.
00:56:13Die fertigen Steinzeugtafeln bringt Martin an einen Ort, an dem sie über Jahrtausende sicher sein sollen.
00:56:29Keramische Schatzkarten sollen eines Tages helfen, diesen Ort wiederzufinden.
00:56:34Da sieht man den Umriss vom Hallstattensee, den heutigen Umriss.
00:56:43Der Token verweist auf das Salzbergwerk über dem Hallstättersee.
00:56:51Es ist das älteste Salzbergwerk der Welt.
00:57:177.000 Jahre ununterbrocher Salzabbau, wahrscheinlich die älteste Firma der Welt.
00:57:26Das finde ich einen passenden Platz, um Geschichten die nächsten Jahrtausende weiterzugeben an einem Ort, der schon so viele Jahrtausende Geschichte hat.
00:57:34Salz hat so eine Art Eigenschaft wie eine zähe Flüssigkeit.
00:57:47Das fließt mit ein paar Zentimeter pro Jahr in jeden Hohlraum hinein und versiegelt es dann auch.
00:57:51In wenigen Jahrzehnten ist der Zugang dann zu.
00:57:53Das ist deswegen wichtig, denke ich, um das Archiv vor der größten Gefahr zu schützen, nämlich den Menschen selbst.
00:58:01Musik
00:58:10Untertitelung des ZDF, 2020
00:58:40Vor 200 Jahren hat der Wilhelm von Humboldt ja schon gesagt, nur wer seine Vergangenheit kennt, hat eine Zukunft.
00:59:00Wer auch immer Martins Archiv eines Tages findet, soll dank seiner Inhalte ins Herz unserer Zeit schauen können.
00:59:07Was den Leuten wichtig ist heute, Visionen, Träume und Befürchtungen und so, das ist eine Geschichte, die von unten erzählt wird, weil jeder mitmachen kann.
00:59:17Das sind Tafeln vom Corona-Tagebuch, wo Jugendliche eingeladen wurden, ihre Corona-Zeit zu dokumentieren.
00:59:27Die waren auch selber hier, um ihre Tafeln einzulagern.
00:59:30Schau, da haben wir jetzt auch die Tafel von der Blätten.
00:59:50Also das finde ich ganz besonders spannend, wie in der Zukunft Leute das finden, wie die das interpretieren, was das sein könnte.
00:59:56Ich könnte mir vorstellen, dass man draufkommt, dass es hier um Bootsbau geht.
01:00:01Und das wird wahrscheinlich wirklich das Rätsel auf der Tafel, was der Ochse mit einem Bootsbau zu tun hat.
01:00:20Am Ufer der Traun, zwischen Hallstätter und Traunsee, liegt Bad Ischl.
01:00:41Weil man mit salzigem Wasser auch Krankheiten heilen kann, ist hier einst ein Kurort entstanden für den royalen Jet Set Europas.
01:01:00Die Kaiservilla am Rand von Bad Ischl. Ein Hochzeitsgeschenk von seiner Mutter an Franz Josef, Kaiser von Österreich und seine Frau Elisabeth, genannt Sissi.
01:01:21Das Salzkammergut ist für Franz Josef der irdische Himmel.
01:01:34Hier hat er die Sommer seiner Kindheit verbracht.
01:01:46Unverkennbar die Jagd lieben gelernt.
01:01:51Und verpasst als Regent deswegen 68 Jahre in Folge keine Sommerfrische in Bad Ischl.
01:02:03Auch die prominente Kurgemeinschaft wird vom Zuckerbäcker Zauner mit Kuchen und Torten versorgt.
01:02:14Das Zauner lebt noch heute von der Kaffeehauskultur alter Schule.
01:02:21Süßspeisen und das Kaiserhaus sind hier direkt miteinander verbacken.
01:02:30Josef Zauner und sein Sohn Philipp, der das Haus inzwischen übernommen hat, sind auf der Suche nach dem Rezept, das diese Verbindung belegt.
01:02:38Das Rezeptbuch stammt aus der Regierungszeit Franz Josefs.
01:02:53Diese alten Rezepte entziffern, ist gar nicht mehr so einfach.
01:02:58Gut, man sieht ja, dass es wirklich im Einsatz war, das Buch.
01:03:00Ja.
01:03:01Creme, Schnitte.
01:03:03Ja.
01:03:04Sacher, da die Zwieback.
01:03:07Marilletascherl.
01:03:10Ja, da haben sie ein bisschen geschmiert.
01:03:12Da ist der Kugelhupf.
01:03:16Ist das der Richtige?
01:03:17Wie viel haben wir da jetzt?
01:03:19Mehl haben wir?
01:03:20Ein Kilo.
01:03:21Zwölf Eiter da.
01:03:24Gewaltig.
01:03:26Früher hat man überall mehr Eier reingegeben.
01:03:31So, ja.
01:03:32Beim Spazieren durch Bad Ischel ist der Kaiser oft von der Schauspielerin Katharina Schratt begleitet worden.
01:03:45Franz Josef ist regelmäßig bei ihr zu Besuch und bekommt einen Gugelhupf aufgetischt.
01:03:51Selbst gebacken.
01:03:52Meistens zumindest.
01:03:54Denn das Rezept hat die Schauspielerin auch dem Zauner verraten.
01:03:58Sicherheitshalber, falls ihrer nichts wird.
01:04:00So hat es sich zugetragen, dass der Kaiser Franz Josef bis an sein Lebensende nie erfahren hat,
01:04:07dass wahrscheinlich jeder Zweite eigentlich vom Zauner war, den er bei der Katharina Schratt genossen hat.
01:04:13Das Originalrezept für den Hefegugelhupf wird sofort ausprobiert.
01:04:19Machen wir ein schönes, weiches Tampfl.
01:04:23Oder auf Hochdeutsch Vorteig.
01:04:27Ich putze noch ein bisschen Zahn.
01:04:30Der wird jetzt warm gestellt, weil der muss jetzt schön aufgehen.
01:04:37Die Zauners haben das Rezept etwas entschärft.
01:04:40Zu Kaisers Zeiten galt noch die Devise, mehr ist mehr.
01:04:44Das waren einfach schwere Torten, da war viel Butter, viel Buttercreme.
01:04:50Im Fachschlag sagt man sehr geile Torten.
01:04:52Mit Butter bestreichen.
01:04:54Vier reichen.
01:04:54Vier Kugelhupfe.
01:04:56Genau.
01:04:57Hupfe.
01:04:57Hupfe.
01:05:00Mit Mandeln.
01:05:02Die hat gewisse Ingredienzien, die man wirklich nur im obersten Stand bekommen hat,
01:05:07weil sie sehr, sehr teuer waren und sehr, sehr rar.
01:05:10Da sind zum Beispiel Rosinen, aber auch die Mandeln.
01:05:13Inzwischen haben sich Süßspeisen verändert.
01:05:17Jetzt ist es so, dass momentan sehr leichte Torten, sehr fruchtige Torten,
01:05:21viel Joghurtcreme zum Beispiel im Trend liegen.
01:05:24Aber auch Alternativen zum Zucker.
01:05:26Also man süßt mehr mit Honig, mit hochwertigen Sachen.
01:05:28Eine Konditorei wie das Zauner muss mit der Zeit gehen,
01:05:33darf das Flair der Kaiserzeit aber nicht verlieren.
01:05:37Das bekannteste Produkt, der Zaunerstollen,
01:05:40ist einst als Resteverwertung entstanden.
01:05:43Aus Oblatenbruch und einer nougatartigen Masse.
01:05:47Diese Rezeptur ist bis heute unverändert.
01:05:51Ich glaube, er hält sich deswegen so beständig,
01:05:53weil die Menschen etwas suchen, das einfach über Generationen hinweg,
01:05:58so war und das genau für diese gewisse Beständigkeit steht.
01:06:08Eintrotter und den Zucker haben wir reduziert.
01:06:14Der Rest ist wie auch noch dazu mal.
01:06:21Dann Zitrone, natürlich ungespritzte.
01:06:24Das Ganze abkneten, bis ein richtiger, seidiger Teiglein steht.
01:06:33Er muss sich halt schön seidig angreifen, dann ist er perfekt.
01:06:39Schön rot welken und wieder rosten lassen.
01:06:4450 Jahre Berufserfahrung.
01:06:55So Junior, auf geht's.
01:06:57Super Teig.
01:07:06Schön glatt.
01:07:09Richtig aufgegangen.
01:07:11Gem-Kugelhüpfe gibt's in verschiedene Variationen.
01:07:16Das Um und Auf beim Kaiser-Kugelhupf ist
01:07:18Zimtzucker und
01:07:20Rosinen.
01:07:21Bei dem Kaiser-Kugelhupf gehören sie einfach dazu.
01:07:24Und zwar unbedingt in Rum eingelegte Rosinen.
01:07:31Schon was Spezielles, gell?
01:07:32Ist was Spezielles.
01:07:33Und dann rollen wir es noch ein.
01:07:36Wir müssen uns halt dessen bewusst sein,
01:07:37dass wir im Salzkammergut
01:07:38in einer sehr traditionsreichen Gegend leben.
01:07:42Und ab in deform.
01:07:43Wo von Handwerk bis zum Kaiser
01:07:45sie wirklich sehr, sehr viel abgespielt hat.
01:07:47Und diese Traditionen halt gepflegt werden.
01:07:50Damit leben wir.
01:07:51Das ist unsere Identität.
01:07:52Und deswegen können wir es, glaube ich,
01:07:54auch sehr ehrlich und authentisch rüberbringen,
01:07:56weil wir halt einfach so sind.
01:08:00Auch wenn er heute kein Luxus-Produkt mehr ist.
01:08:04Der Gugelhupf, wie Kaiser Franz Josef ihn liebte,
01:08:06ist Backwarennostalgie und essbare Geschichte.
01:08:16Die Natur, die Berge und Wälder des Salzkammerguts
01:08:19hatten es Kaiser Franz Josef enorm angetan.
01:08:26Wie alle, die im Gelände unterwegs sind,
01:08:28brauchte auch das Staatsoberhaupt vernünftige Schuhe.
01:08:33Und so wurde Franz Josef zu einem
01:08:35der ersten Werbeträger eines Schuhs,
01:08:37der heute noch unweit von Bad Ischel hergestellt wird.
01:08:44Ja, in Kaisersporhierwe aus,
01:08:45weil das kann eigentlich eh schon keiner mehr hören.
01:08:48Aber tatsächlich Kunden wie der Kaiser
01:08:51haben natürlich auch auf das Schuhhandwerk
01:08:53einen irrsinnigen Wert gelegt.
01:08:55Und es ist für mich eine Ehre,
01:08:56dieses Handwerk mit der speziellen Fertigungstechnik
01:08:58so fortführen zu dürfen.
01:09:00Hier in Bad Gäusern wusste man, einen extra stabilen Maßschuh zu fertigen.
01:09:08Den Gäuserer.
01:09:10Und Philipp Schwarz ist der letzte Schuhmacher im Ort,
01:09:13der Schuhe in dieser Tradition heute noch herstellt.
01:09:16Etwa 50 Paar pro Jahr.
01:09:24Ursprünglich arbeitet Philipp als Marketing-Koordinator
01:09:26bei einem Skihersteller.
01:09:29Mit 24 merkt er,
01:09:30er würde lieber Dinge mit seinen Händen herstellen.
01:09:33Es gibt ja generell nicht mehr viele Schuhmacher.
01:09:39Also ganz, ganz wenige nur mehr.
01:09:41Speziell in Österreich.
01:09:42Und gerade in der Gegend bei uns gibt's gar keinen mehr.
01:09:46Und ich hab dann bei meinem Vorgänger
01:09:48angelopft und hab gefragt,
01:09:50darf ich bei dir mal 14 Tage schnuppern?
01:09:54Und die Möglichkeit hab ich gekriegt.
01:09:57Es war von der ersten Minute an super.
01:09:59Es hat mich gepackt.
01:10:01Und ich hab eigentlich nach den ersten Stunden schon gewusst,
01:10:05das ist genau das.
01:10:08Und das hat sich einfach in den Tagen darauf bestätigt.
01:10:16Philipp fängt von vorn an.
01:10:18Tauscht modernen Bürojob gegen Traditionshandwerk.
01:10:22Der Unterschied ist jetzt,
01:10:29wenn ich am Ende von meinem Arbeitstag
01:10:31die Werkstatt verlasse und zusperre
01:10:33und noch mal einen Blick zurückwirfe,
01:10:35sehe ich ganz genau, was ich gemacht hab.
01:10:37Und ich kann in der Hand halten, was ich gemacht hab.
01:10:39Und das hat mir vorher einfach ein bisschen gefühlt.
01:10:45Im Gegensatz zu Schuhen aus der Fabrik
01:10:48beginnt jeder Maßschuh mit dem Ausmessen der Füße.
01:10:54Nach dem Maß nehmen ist das sozusagen der erste Schritt
01:10:57am Schuh selbst, dass wir den Leisten fertigen,
01:11:02also das Leistenpaar.
01:11:04Der Leisten ist der hölzerne Vertreter des Kundenfußes,
01:11:08um den herum der Schuh gefertigt wird.
01:11:10Ohne Leisten gibt's keinen Maßschuh.
01:11:12Bei uns nicht.
01:11:15Zwischen 40 und 60 Arbeitsstunden stecken in jedem Schuh
01:11:19und viel Handwerkstradition.
01:11:23Und da kommt jetzt Hirschkleber drauf,
01:11:24ist ein Kleber mit Kartoffelstärke,
01:11:26genau wie sie es früher noch gemacht haben.
01:11:28Hat den Vorteil, dass das ein bisschen auf die Körperwärme reagiert,
01:11:31dass dann der ganze Schuh und vor allem der Innenschuh
01:11:34auch atmungsaktiv bleibt.
01:11:36Und da sieht man jetzt tatsächlich das Innenleben im Schuch,
01:11:39was man sonst ja nie sieht.
01:11:42Also das ist das Schuh-Oberleder.
01:11:44Klappt man das einmal nach vorne.
01:11:51Anschließend wird der Schuh aufgezwickt,
01:11:53das Leder über den Innenschuh gezogen.
01:11:56Bei dem Schuh ist das ein pflanzlich gegerbtes Rinsleder.
01:12:04Nachhaltigkeit ist mir beim Leder natürlich irrsinnig wichtig.
01:12:08Das heißt, wir importieren die Leder jetzt nicht irgendwo aus Fernost,
01:12:15sondern versuchen eben das Leder wirklich regional zu kaufen.
01:12:19Und nach und nach sieht man immer mehr, dass aus den ganzen Einzelteilen ein Schuch wird.
01:12:38Tatsächlich kann man, wenn man zu fest klopft,
01:12:42oder mit der Kante zum Beispiel jetzt zu stark ins Leder klopfen würde,
01:12:47könnte man natürlich auch das Leder beschädigen.
01:12:53Da geben wir uns natürlich beste Mühe, dass nix passiert.
01:12:58Markenzeichen des Gäuserers ist die handgenähte Zwinath,
01:13:02mit der das Herz des Schuhs mit dem Ober- und Futterleder wasserfest verbunden wird.
01:13:07So ein Schuh hält dann auch eine Weile.
01:13:10Weihnachten letzten Jahres haben wir einen Schuch gekriegt zum Reparieren,
01:13:15den unser Vorvorgänger gemacht hat.
01:13:19Der Kunde hat es relativ genau sagen können,
01:13:21ca. 42, 43 Jahre alt ist.
01:13:24Er trägt ihn relativ viel her, wird ihn sicher wieder zwei Jahre tragen.
01:13:28Aber wenn man dann sagt, jetzt mal grob 45 Jahre,
01:13:31ist das für einen Schuch wirklich eine sehr schöne Lebensdauer.
01:13:37Das nachhaltige Arbeiten ist gleichzeitig traditionell und sehr zeitgemäß.
01:13:43Und es wird wertgeschätzt im Ort.
01:13:45So wie letztens im Wirtshaus.
01:13:48Der älterer Herr hat mir auf die Schultern klopft,
01:13:50und die hat mich dann so untraten.
01:13:51Und dann hat er gesagt,
01:13:53mei, unser Schuster, wir freuen uns, dass wir die haben.
01:13:56Und das war für mich eigentlich der schönste Dank.
01:13:59Und von so einem alten Menschen, der einfach schon so viel mehr erlebt hat als ich,
01:14:03der schon so viel mehr gesehen hat, mit seinen Händen schon so viel mehr gemacht hat,
01:14:06das hat mich total berührt.
01:14:38Auf dem Schatzkammerguts liegt Österreichs größtes Binnengewässer.
01:14:41Der Attersee.
01:14:42Ein Paradies für alle, die gern am Wasser Urlaub machen.
01:14:47Wo einst das Schloss Weyreck stand, wohnt Rosi Huber.
01:15:06Rosi besitzt einige Ferienwohnungen.
01:15:09Aber die Mieteinnahmen halten sie vor knapp 20 Jahren nicht mehr über Wasser.
01:15:16Ich hab mich damals von meinem Partner getrennt,
01:15:19leb von der Vermietung und hab gewusst, ich muss noch Geld dazu verdienen.
01:15:28Auf Rosis Grundstück liegt ein uraltes Brennrecht.
01:15:32Ein alter Kessel ist auch vorhanden.
01:15:39Rosi wählt Hochprozentiges als Retter in der Not.
01:15:43Ich bin gelernte Tischlerin.
01:15:48Ich bin sowieso ein Handwerker.
01:15:51Schnaps ist auch ein Handwerk.
01:15:53Und ich hab dann mit 40 mit null Ahnung begonnen.
01:15:56Rosi ist hier im alten Maierhof aufgewachsen mit dem Geruch von Zwetschgenbrand,
01:16:04den ihre Tante mit Früchten aus dem Garten hergestellt hat.
01:16:07Wir haben das seit vielen Jahren eine reine Weiberwirtschaft.
01:16:14Ich bin die dritte Generation Frau, die brennt.
01:16:17Vor mir haben die zwei Generationen nicht brennt, weil sie lustig waren,
01:16:23sondern weil einfach keine Männer da waren.
01:16:27Heute brennt Rosi einen Salzkammergut-Gin.
01:16:30Mit regionalen Zutaten.
01:16:32Minze und Zitronenverbiene wachsen vor Rosis Haus.
01:16:36Die Kupferschüssel brauch ich für mehr Aroma.
01:16:41Ich hab das Gefühl, die Kräuter geben dann erst richtig das Aroma ab.
01:16:46Dann kommen die Kräuter in den Aromakorb.
01:16:51Die kommen gar nicht mit dem Schnaps in Berührung.
01:16:55Da nimmt nur der Dampf das Aroma der Kräuter mit.
01:17:04Die ersten zwei, drei Jahre waren sehr mühsam.
01:17:07Und ich hab mir schon gedacht, was hab ich mir da anderen.
01:17:10Ich war ja nie ein Schnapstrinker.
01:17:12Ich bin Edelbrann-Sommelier.
01:17:14Und erst als ich die Ausbildung gemacht hab,
01:17:16hab ich dann angefangen zu riechen, zu kosten, Fehler zu erkennen.
01:17:22Jährlich.
01:17:23Jeder Gin braucht ein bisschen Schärfe.
01:17:28Oft nimmt man Pfeffer.
01:17:30Und nur bei dem Kräuter-Gin finde ich,
01:17:32dass es irgendwie einfach besser passt.
01:17:38Die wichtigste Zutat des Gins erntet Rosis Nachbar Christoph Capella
01:17:43am Wacholderbaum, den sein Vater einst gepflanzt hat.
01:17:47Eine Gefahrenzulage wäre angebracht.
01:17:52Das Abstreifen kann manchmal richtig mühsam sein.
01:17:56Die Wacholder, die ist von der Benadelung her so dicht,
01:18:03dass die einzelnen Beeren oft dreimal angegriffen werden müssen,
01:18:08bis sie dann tatsächlich im Gefäß landen.
01:18:11Dann schau ich hinterher manchmal aus wie ein Igel.
01:18:14Am Anfang haben wir das nur als Gewürz für die Küche verwendet.
01:18:17Und irgendwann haben wir es nicht mehr weggebracht.
01:18:18Und dann hat er es verschenkt.
01:18:19Und dann waren solche Mengen da,
01:18:20dass wir gesagt haben, bevor es verkommt,
01:18:21jetzt fragen wir dich einfach einmal.
01:18:22Jetzt brennen wir es.
01:18:23Ist aber auch noch gut.
01:18:24Na sicher ist es noch gut.
01:18:25Na sicher kostet es einfach.
01:18:26Gell?
01:18:27Mhm.
01:18:28Das ist ja auch gut gegen atomare Strafe.
01:18:29Das ist ja auch gut gegen atomare Strahlung, haben sie gesagt.
01:18:32Ja, wirklich.
01:18:33Der Josef Irlmeier hat gesagt.
01:18:34Sie mag den Geschmack so gerne.
01:18:35Es ist auch gesund.
01:18:36Es ist wirklich gesund.
01:18:37Ja, wirklich.
01:18:38Ich höre es gerne.
01:18:39Inzwischen sind Christophs Beeren Standard in Rosis Gin-Variationen.
01:18:44Die Kopfnote muss Wacholder sein, sonst wäre es kein Gin.
01:18:49Und dann lebt er von den Gewürzen.
01:18:52Zermahlen wären die Beeren zu aromatisch.
01:18:55Deswegen werden sie nur mit dem Gewürz.
01:18:58Die große Anlage hat Rosi vor einigen Jahren gekauft.
01:19:19Der alte Kessel gehörte zu gleichen Teilen ihrer Tante.
01:19:22Und Nachbar Pferdl.
01:19:23Der Nachbar hat gesagt, wenn er einmal stirbt, dann erbe ich seine Hälfte.
01:19:30Und wie ich mich entschieden habe, dass ich zum Schnapsbrennen anfange,
01:19:34ist er gestorben und somit hat er mir gehört.
01:19:37Für mich war das schon ein gutes Zeichen.
01:19:40Ich habe jahrelang das Bild im Brennraum hängen gehabt von ihm.
01:19:44So ein bisschen als Maskottchen.
01:19:46Und hab gesagt, Pferdl, schaust eh runter, wir brennen wieder.
01:19:53Als Rosi dem Geschmack ihrer Brände ausreichend vertraut,
01:19:56reicht sie sie bei internationalen Wettbewerben ein.
01:20:00Die erste Medaille habe ich mit einem Dörr-Zwetschgenlikör gemacht.
01:20:05Das Rezept habe ich vom Pferdl gekriegt,
01:20:08von dem ich im Kessel gekriegt habe.
01:20:10Und das war tatsächlich das erste Produkt,
01:20:12mit dem ich eine Goldmedaille gemacht habe.
01:20:15Selbstlob stinkt, aber der Künstler lebt auch vom Applaus.
01:20:37Am Nachmittag kommen Gäste in den Genuss von Rosis Salzkammergut-Gin.
01:20:41Hallo, danke, ihr Lieben.
01:20:45Wir werden euer Sensoriker ein bisschen testen.
01:20:49Ja.
01:20:51Und jetzt würde ich euch bitten, dass ihr das Glas reinrucht
01:20:55und sagt mir, was ihr rausrichtet.
01:20:59Eine Vielfalt von wunderbaren Düften.
01:21:03Aber auch Zitrus.
01:21:05Die Gäste sind auch schön, wie gesagt.
01:21:07Genau, ich habe die Zitronenverbene vom Garten drinnen.
01:21:10Es ist wirklich ein Salzkammergut-Gin.
01:21:13Also Zitrus ist schon mal ganz gut.
01:21:15Was riecht ihr zwar noch?
01:21:17Kardamon.
01:21:19Kardamon.
01:21:20Kardamon ist ein Hintergrundgewürz.
01:21:22Simmt schön, das wirklich drinnen ist.
01:21:24Müssen wir anstoßen?
01:21:25Würde mich freuen.
01:21:26Dann machen wir es einmal.
01:21:27Genau.
01:21:28Zentrale.
01:21:29Auf eurer Gesundheit.
01:21:30Prost.
01:21:31Gesundheit.
01:21:32Mittlerweile holt sie Schnaps und Ferienwohnungen finanziell die Bank.
01:21:46Also die Rechnung ist aufgegangen.
01:21:49An einem ihrer Kraftplätze über dem Attersee hat Rosi eine Bank gepachtet
01:21:54und darf auf ihr einen Sinnspruch anschrauben.
01:22:00Für mein Leben ist da eigentlich was Schönes passiert.
01:22:04Ich bin viel bewusster geworden.
01:22:11Ich rieche und schmecke mir ins Essen rein, in jedes Trinken.
01:22:16Es ist in jeder Hinsicht bereichernd für mich gewesen.
01:22:30Hochsommer am Altausseersee.
01:22:37An seinem abgelegensten Ufer, umschlossen von steilen Wänden des Totengebirges, liegt die Seewiese.
01:23:02Eine Bucht erreichbar nur zu Fuß, mit dem Rad oder dem Boot.
01:23:07Dort steht das Jagdhaus Seewiese aus dem 19. Jahrhundert.
01:23:12Ich wohne hier im Sommer und am Abend und in der Früh bin ich allein.
01:23:17Und das ist wunderschön.
01:23:19Paul König ist seit 25 Jahren Pächter und Wirt in der Seewiese.
01:23:26Ist auch schön.
01:23:27Wir leben eigentlich da herinnen, kannst du sagen, unter die Berge mitten im Wald.
01:23:34Ist irgendwie sogar ein bissel unheimlich, wie ruhig das da wird.
01:23:40In der Nacht hab ich seit ein paar Jahren Füchse, die ab und zu auch was kriegen von mir.
01:23:46Wenn was überbleibt, auf 5-6 Meter Distanz bleibt er immer.
01:23:51Aber man kann schon reden mit ihm.
01:23:54Man schaut da so, das ist einfach wahnsinnig nett.
01:24:01Auch wenn die Welt momentan nirgends mehr in Ordnung ist.
01:24:04Aber ich glaub, da herinnen ist sie schon noch in Ordnung.
01:24:07Gebaut hat das Haus die deutsche Adelsfamilie Hohenloher Schillingsfürst.
01:24:14Die haben ja das Holz da geschlägert, bearbeitet und damit das Haus gebaut.
01:24:19Darum ist nichts ja gerade.
01:24:21Also rechter Wünsche ist wenig.
01:24:26Bedrohlicher als die Einsamkeit der Nächte ist der Nordwestwind,
01:24:30wenn er über den See in die Bucht drückt.
01:24:33Dann kommt der Wind über den See rein, steht an der Drisselwand an,
01:24:38drückt nach dem Loser, von dem Loser kommt er zurück und da wird so ein Wirbel.
01:24:41Und das verstärkt sich enorm.
01:24:43Also da wackelt das ganze Haus.
01:24:45Aber es steht seit 1853.
01:24:48Also wird es in der nächsten Zeit auch noch stehen bleiben, glaub ich.
01:24:51Die Seewiese war schon Paul Königs Lieblingsplatz, als er noch ein Kind in Altaussee war.
01:25:01Jahrzehnte später hat sie dafür gesorgt, dass er sesshaft wird.
01:25:05Denn davor war Paul Elektriker, Fernfahrer, Arbeiter im Salzbergwerk.
01:25:12Und 17 Jahre mit dem Ski-Weltcup unterwegs.
01:25:15Lange Jahre als Skitechniker von Olympiasieger Markus Wasmeier.
01:25:19Ich war auf alle Kontinente und überall, wo's halt einen Schnee gibt, zum Skifahren.
01:25:24Aber irgendwann hat man schon dann das Gefühl,
01:25:28muss man das bis zu seinem Lebensende machen, also bis zur Pension machen.
01:25:32Ja, grüß dich!
01:25:35Saust du schon wieder um den See?
01:25:38Mein Lieber, mein Lieber.
01:25:41Es war für mich die Entscheidung, weiterhin als Servicemann, was ich gehabt habe,
01:25:45oder zu Hause zu bleiben.
01:25:47Und ich hab mich halt entschlossen, früher aufzuhören.
01:25:50Ein wichtiger Faktor, Mitte der 90er wird das alte Jagdhaus Seewiese für die Bewirtschaftung umgebaut.
01:26:02Dann hat die Gemeinde mit den Bundesforsten zusammen dieses Projekt gestartet und hat das ausgeschrieben.
01:26:09Und die haben mich beworben.
01:26:11Warum sie mich genommen haben, weiß ich nicht.
01:26:13Aber ich glaub, sie haben's bis heute nicht bereut.
01:26:15Und ich schon gar nicht.
01:26:18Wir haben es natürlich zu der Zeit auch nicht geglaubt, dass das wirklich so bunt und so gut geht.
01:26:27Wir haben's ja nicht gewusst. Wir haben ja auch keine Erfahrung gehabt.
01:26:30Das war ja lange Zeit nichts da herin.
01:26:33Und das hat auch langsam angefangen eigentlich.
01:26:35Aber es wurde dann stetig mehr und es war dann schon eine Umstellung.
01:26:49In den vergangenen Jahren hat sich das Jagdhaus eine ganz neue Gruppe von Fans erschlossen.
01:26:54Verantwortlich ist Hollywood.
01:26:57Beziehungsweise ein gewisser Geheimagent.
01:27:01Das ist jetzt der Beginn der Szene in All-Aussee.
01:27:08Schaut's da.
01:27:10Und sie hinten den Dach stellen.
01:27:12Sie führt die Seewiese jetzt.
01:27:17Die Seewiese ist im James-Bond-Film Spectre der gottverlassene Ort, an dem sich Bösewicht Mr. White versteckt hat.
01:27:26Durch den Auftritt im Kino ist das Haus selbst prominent geworden.
01:27:29Die Dreharbeiten haben die Einheimischen schwer beeindruckt, auch wenn sie nicht jeden Aufwand, der betrieben wurde, verstanden haben.
01:27:49Das ist nicht mehr alles original, wie es früher war.
01:27:53Man sieht da, weil im Zuge des James-Bond-Drehs wurden unsere Steine aus Plastik nachgemacht.
01:28:01Warum unsere Steine nicht da haben, weiß ich nicht ganz genau.
01:28:04Aber Geheimagenten und James-Bond überlassen halt nix in Zufall.
01:28:08Und somit haben wir jetzt eine Plastikquant, die wahrscheinlich länger hält wie wir selber.
01:28:14Aber es war schon eine spannende Zeit, wenn man schon so will.
01:28:21Die Geschichten und die restlichen Requisiten gehören jetzt auch dazu, zum Jagdhaus Seewiese.
01:28:27Genauso eigentlich wie Paul König. Aber in ein paar Jahren soll und muss Schluss sein.
01:28:34Ich bin jetzt 67 Jahre alt und es schwingt eigentlich jetzt schon ein bisschen Wehmut in mir, wenn ich gerade denke, da aufhör.
01:28:47Aber man kann nicht eh weggehen, man muss auch loslassen.
01:28:50Das Leben geht weiter und ich hoffe, dass auch nach dem Seewesen noch eine Zeit bleibt, auf das freue ich mich schon.
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01:29:27Untertitelung des ZDF, 2020
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