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  • vor 3 Stunden
Beim 1. FC Köln löste Trainer Lukas Kwasniok Aufbruchstimmung aus. Im Interviewformat "Behind the kicker" spricht der 44-Jährige erfrischend offen wie wenige seiner Amtskollegen. Es geht um Ehrlichkeit, große Veränderungen in großen Klubs wie dem Effzeh und auch um Meinungsfreiheit.

Kategorie

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Sport
Transkript
00:00Lukas Podolski oder Said El Mahler?
00:02Ich glaube, du musst einfach mit deinen Überzeugungen im Fall der Fälle untergehen.
00:07Heißt das übersetzt, ein bisschen flapsig formuliert, die Spieler dürfen auch mal saufen gehen, wenn sie auf dem Platz dann zu 100% da sind?
00:13Die Spieler können grundsätzlich alles machen, was sie wollen. Es besteht einfach die Gefahr, dass man das nicht mehr sagen darf.
00:19Wenn ich diese Meinung kundtue, besteht die Gefahr, dass ich andere Dinge nicht akzeptiere, was natürlich gar nicht der Fall ist.
00:26Dann bin ich in die Schuhschleuse gegangen und da gab es für mich noch keine, aber die vom Friedhelm Funkel, die standen.
00:32Ich habe früher immer besser gelernt, wenn der Chemielehrer trotzdem auch ein cooler Typ war.
00:37Also sind Sie ein cooler Typ?
00:39Das haben Sie jetzt gesagt.
00:42Ja, moin und herzlich willkommen zu einer neuen Folge von Behind the Kicker, unserem Interviewformat, wo wir keine 0815 Interviews führen, sondern wir gehen in die Tiefe, vor allem menschlich.
01:01Und da würde ich mal sagen, passt dieser Mann wirklich sehr gut rein. Trainer des 1. FC Köln ist hier Lukas Quassenjock. Moin.
01:06Ja, moin. Schön, hier zu sein.
01:08Ja, wir haben ja eben oben schon ein bisschen sehr ausführlich gesprochen, das machen wir gleich zusammen auch noch.
01:12Aber um mal kleine Abwechslung reinzubringen, kurze Schnellfragerunde.
01:16Starten wir mit, wenn ich kein Fußballtrainer geworden wäre, wäre ich jetzt?
01:21Entweder Verwaltungsbeamter oder selbstständig auf dem Bau.
01:24Köln in drei Worten.
01:26Kölsch, Karneval, FC.
01:30Lukas Podolski oder Saeed El Mahler?
01:34Gerne beide in einem Team, aber ich bin mit Saeed schon sehr, sehr zufrieden.
01:40Okay, aber Lukas Podolski müssen wir natürlich kurz eine Abstecherung machen. Sie beide sind in Gliwice aufgewachsen. Kennen Sie sich gut?
01:46Gut, wäre übertrieben, aber wir sind ab und zu mal im Austausch und er hat mir auch gratuliert zum neuen Job beim FC und die Hilfe angeboten.
01:54Bisher habe ich sie noch nicht gebraucht und bei ihm läuft es auch sehr gut in Saeed El Mahler.
01:58Und deswegen, ja, wir kennen uns, aber sind jetzt nicht im Tegel.
02:02Da muss ich jetzt aber noch mal kurz rein, inwiefern hat er seine Hilfe angeboten?
02:05Naja, er ist ja FCler durch und durch, das muss man ja sagen und hat schon auch gesagt, wenn ich mal den einen oder anderen Tipp oder Hinweis brauche, ist jederzeit verfügbar.
02:17Aber wie gesagt, bisher braucht er keine Tipps in Samsa und ich keine in Köln.
02:24Was ist im Vergleich zur Bundesliga in der Bezirksliga besser?
02:28Ja, am Ende ist der Fußball dort natürlich purer. Da tränkst du schon auch während des Spiels.
02:40Okay.
02:42Mein persönliches Trainervorbild ist?
02:46Ja, nicht der eine, aber wenn ich unbedingt einen nennen müsste, dann schon Marcelo Bielsa, der ja immer noch aktiv ist.
02:57Ich glaube, er hat sehr, sehr viele geprägt, aber aus seinen Händen mehr oder weniger sind ja dann auch irgendwie oder durch seine Hände sind so Guardiola und viele andere dann auch gegangen.
03:09Das ist wahrscheinlich so der Guru des modernen Fußballs.
03:12Das Spiel meines Lebens war?
03:14Würde ich schon sagen, das Halbfinale im DFB-Pokal gegen Leverkusen bzw. das Viertelfinale, als wir es gewonnen haben, diese Quali da für das Halbfinale war schon mit Saarbrücken sehr, sehr besonders.
03:28Die Dramaturgie des Spiels hat es in sich gehabt.
03:31Und die letzte der Schnellfragerunde, wenn ich eine Sache im modernen Fußball verändern könnte, dann wäre es?
03:37Den VAR wieder abschaffen.
03:40Ja, das ist tatsächlich genau das, was wir natürlich erwartet haben.
03:44Können wir vielleicht auch noch darauf eingehen.
03:46Jetzt aber gibt uns Jannik Brunner erstmal einen kleinen Einblick in die ersten Monate von Lukas Quasniok beim 1. FC Köln.
03:53Es fühlt sich irgendwie so an, als wäre er schon ewig der Papa-Schlumpf beim 1. FC Köln.
04:00Dabei ist Lukas Quasniok erst seit Sommer da und hat gerade mal seine erste Karnevalserfahrung hinter sich.
04:06Das ist ja einer der Gründe, warum ich ihn in Köln unterzeichnet habe.
04:09Ein anderer könnte sein, dass der gebürtige Pole mit seinem lockeren Mundwerk in der Domstadt unter Gleichgesinnten ist.
04:16Denn bei ihm heißt es auch gerne mal.
04:18Und jetzt geht es darum, die nächsten vier Wochen den Schnabel zu halten, die Arschbacken zusammen zu kneifen.
04:23Ehrlichkeit siegt.
04:24Kein Blatt vor den Mund nehmen.
04:26Schon gar nicht beim Thema VAR.
04:28Ich mag ihn nicht nur, ich hasse ihn.
04:30Quasniok.
04:31Einer, der seinen Beruf mit Leidenschaft ausübt.
04:34Denn Trainer in der Bundesliga zu sein.
04:36Da geht dir nach wie vor einer ab.
04:38Einer, der sich selbst bei den Fans gerne mal einen Spaß erlaubt.
04:42Und einer, der es mag, nicht allen zu gefallen.
04:51Ich bin gerne derjenige, an dem sich so gerieben werden kann.
04:59Warum sind Sie gerne der, an dem sich gerieben werden kann?
05:02Ja, ich habe schon auch das Gefühl, dass in der heutigen Welt sich alle irgendwie so anpassen wollen.
05:10Keiner will mehr anecken, weil es natürlich auch die Gefahr mit sich bringt, gleich einen Shitstorm in den sozialen Medien auch abzubekommen.
05:20Und dadurch, dass ich in den sozialen Medien nicht unterwegs bin, ist mir das relativ egal, was dort passiert.
05:27Ich möchte diesen Beruf so ausüben, wie wenn der eben nicht in der Öffentlichkeit stattfinden würde.
05:36Und deshalb denke ich da nicht so sehr nach, was sich ja richtig für andere anfühlt.
05:43Sondern ich kann nach wie vor das machen, was sich für mich richtig anfühlt.
05:47Da gibt es ja ein passendes Zitat. Sie haben im Interview mal gesagt, wenn die Gefahr besteht, dass ich durch die Fußballwelt eines Tages allglatt werde, dann wäre ich raus.
05:55Warum werden denn viele in diesem Business so allglatt? Weil Sie sind es ja nicht, aber Sie sind ja offensichtlich sehr erfolgreich.
06:02Schon überall gewesen.
06:04Ich glaube, dass das überall von den Städten geht. So eine gewisse Anpassung an System.
06:13Ich bin aber kein Systemanpasser. Das war ich noch nie.
06:19Meine Freunde haben alle nicht mit 21 geheiratet und sind auch nicht so jung Papa geworden, sondern haben erst mal Geld verdient und haben studiert.
06:28Und jetzt haben sie kleine Kinder. Meine sind schon erwachsen.
06:33Das heißt, auch in diesem System des Freundeskreises bin ich halt meinen Weg gegangen.
06:39Und das werde ich auch nach wie vor tun.
06:42Und ich glaube einfach, dass der Fußball ist so abwechslungsreich und der hat so viel Platz für unterschiedliche Charaktere.
06:50Und offensichtlich ist da auch ein Platz für mich. Und solange das der Fall ist, mache ich es gerne. Und wenn ich da nicht mehr hinzupasse, dann gehe ich halt.
06:59Also würden Sie sagen, es ist eine falsche Angst, weil offensichtlich ist es ja auch so, dass so eine offene Kommunikation, wie Sie sie pflegen, auch gut ankommt.
07:06Und eine gewisse Nähe herstellt, wieder zwischen dem von vielen vielleicht auch abgehobenen Fußball zu den Fans.
07:12Mag sein. Nochmal, ich mache mir darüber recht wenig Gedanken. Aber wahrscheinlich hat mich einfach die Vergangenheit so sozialisiert und die Erfahrungen, die ich gemacht habe, mich zu dem gemacht, was ich jetzt eben bin.
07:26Und in der Bezirksliga habe ich nicht überlegt, wie ich Dinge angehe.
07:31Und wenn ich anfangen würde, irgendwann mal darüber nachzudenken, ob das sinnig oder unsinnig ist, dann wäre ich nicht mehr authentisch.
07:40Und dann glaube ich auch, würde ich einfach recht viel verlieren. So von meinen Dingen, die mich ausmachen.
07:48Und dadurch, dass ich ein recht normaler Mensch bin, glaube ich, haben die Menschen das Gefühl, okay, da sitzt ein Normalo, der sich irgendwie von unten nach oben gearbeitet hat auf der Bank des 1. FC Köln.
08:03Und das macht mich happy, wenn die Menschen das Gefühl haben.
08:06Hat man vielleicht trotzdem, weil das System eben so ist, wie es ist, die Angst, dass wenn es sportlich vielleicht auch mal nicht mehr läuft, es lief ja eigentlich überwiegend gut in ihrer bisherigen Karriere, dass einem diese offene Art dann vielleicht mal auf die Füße fallen könnte?
08:20Ne, aber was soll denn dann passieren? Also außer, dass ich freigestellt werde, wird ja nichts passieren.
08:26Ich werde mich auch da nicht verbiegen. Das habe ich in Jena nicht gemacht. Das war die Phase, wo es mal nicht gut lief. Und auch da habe ich ja weiterhin Rede und Antwort gestanden und die Dinge voller Überzeugung gemacht.
08:38Und klar ist, ich kann es sowieso nicht jedem recht machen. Und ich glaube, du musst einfach mit deinen Überzeugungen dann auch im Fall der Fälle untergehen.
08:48Das ist so, also wenn du verlierst, nochmal wirst du freigestellt und dann doch lieber mit deinen Überzeugungen, als dass du dich irgendwie so versuchst anzupassen, um anderen zu gefallen. Und wenn du verlierst, wirst du ja sowieso, wie gesagt, entlassen.
09:04Ich würde ganz gerne nochmal auf Ihre Prägung zu sprechen kommen. Sie sind in Polen im Kommunismus aufgewachsen und haben mal gesagt, dass sie erst in Deutschland begriffen haben, was Freiheit überhaupt bedeutet. Inwiefern hat das ihren Charakter geprägt?
09:19Es ist so, dass natürlich dieses Gleichmachen im Kommunismus schon auch dazu geführt hat, dass du das teilen gelernt hast. Also sich auch gegenseitig zu helfen.
09:30Die Menschen hatten wenig. Es war immer so, der eine konnte das Auto reparieren. Ich war sehr, sehr klein. Also es sind auch nur, ja, bruchhafte Erinnerungen. Aber es war schon so, dass man sich gegenseitig sehr, sehr viel geholfen hat.
09:46Und trotzdem hatte ich immer das Gefühl, dass meine Eltern nur in der vorgehaltenen Hand miteinander sprechen konnten. Du konntest die Dinge so nicht sagen, wie du sie gemeint hast.
09:57Und es war in Deutschland einfach anders. Als ich hier als Kind dann aufgewachsen bin, dann hatte ich das Gefühl, sehr, sehr frei zu sein.
10:05Und im Übrigen habe ich jetzt aktuell das Gefühl, dass sich die Dinge gerade wieder ein wenig verändern. Und das ist keine gute Entwicklung.
10:12Und da versuche ich dagegen anzukämpfen und rede nach wie vor so, wie mir mein Schnabel eben gewachsen ist.
10:20Das ist ja interessant. Aber das ist ja dann wahrscheinlich genau so eine Auswirkung, wenn sie so geprägt worden sind, dass man sich da vielleicht eher zurückgehalten hat.
10:26Und jetzt sind sie eher, ja, freiheitsliebend, auch was das Kundtun ihrer Meinung angeht.
10:31Genau. Und gleichzeitig, wie ich eben schon erwähnt habe, sind meine Fühle ausgeschreckt.
10:41Und ich glaube schon, dass wir aktuell eine falsche Tendenz leider hier aktuell mitnehmen.
10:51Denn es ist nicht mehr ganz so frei, wie es vor 20 Jahren gewesen ist.
10:55Ich habe mich vor 20 Jahren in Summe etwas freier gefühlt als jetzt.
11:00Und das wäre schön, wenn wir da wieder ein bisschen zurückkommen könnten in diese Richtung.
11:09Was das Äußern seiner Meinung angeht oder was sprechen Sie da konkret an?
11:14Naja, grundsätzlich, es ist so. Wir sind in einer freien Welt.
11:16Und wenn ich jetzt beispielsweise, und jetzt sage ich das, ein Freund davon bin, dass Mann und Frau und Kinder sozusagen in irgendeiner Form die Basis der Gesellschaft auch für die Zukunft sind,
11:31ohne die anderen Lebensideen zu verteufeln. Ganz im Gegenteil.
11:39Das ist ja die Freiheit, die wir eben in Deutschland haben.
11:43Und das ist auch gut so. Aber eben diese Meinung kundtue, besteht die Gefahr, dass ich andere Dinge nicht akzeptiere, was natürlich gar nicht der Fall ist.
11:51Sondern ich priorisiere eins. Und dann muss man eben auch nicht sagen, okay, alles andere ist für mich genauso wichtig.
12:01Es ist genauso anerkannt. Und das ist auch gut so.
12:06Aber es besteht einfach die Gefahr, dass man das nicht mehr sagen darf.
12:11Oder dass ich sagen darf, okay, ich bevorzuge den Männerfußball im Gegensatz zum Frauenfußball.
12:17Das ist ja überhaupt nichts Schlimmes. Ich akzeptiere den Frauenfußball, ich respektiere ihn, aber ich bevorzuge Männerfußball.
12:26Und ich habe das Gefühl, dass man das so frei nicht mehr sagen darf.
12:30Weil sofort der Vorschlaghammer kommt.
12:31Ja, weil dann Menschen sich irgendwie echauffieren. Aber mein Gott, ganz ehrlich, ich schaue aber lieber, weiß ich jetzt nicht, der eine schaut lieber eine Komödie, der andere lieber einen Thriller.
12:45Das wird doch auch nicht irgendwie gewertet. Und das hat auch nichts irgendwie mit Populismus zu tun, sondern einfach mit einer Meinung.
12:51Und meine Meinung ist halt die, ich schaue auch lieber Tennis als Tischtennis. Und so ist es nun mal.
12:56Und deswegen ist mir das immer so ein bisschen zu überhöht.
13:00Also die Menschen sind zu sensibel geworden?
13:02Absolut. Diese Hypersensibilisierung der Menschheit ist etwas, was einfach nicht gut ist.
13:10Und ich will einfach, wenn ich eine Meinung habe, dann, wir sind ja nicht in Nordkorea, das habe ich bei der Eingangs-PK gesagt.
13:21Und das möchte ich einfach hier unterstreichen, dass ich einfach nur die Freiheit liebe.
13:31Gehen wir mal wieder ein bisschen zurück auf den Sport.
13:35Wir haben hier im Hintergrund einen lachenden Lukas Quasniok und einen, sagen wir mal, aufbrausenden Lukas Quasniok.
13:41Bei Ihnen herrscht ja das Credo, außerhalb des Platzes gibt es relativ wenige Regeln.
13:46Dafür auf dem Platz umso mehr.
13:48Heißt das übersetzt, ein bisschen flapsig formuliert, die Spieler dürfen auch mal saufen gehen, wenn sie auf dem Platz dann zu 100 Prozent da sind?
13:55Die Spieler können grundsätzlich alles machen, was sie wollen.
13:59Sie sind freie Menschen. Da sind wir wieder bei dem Thema.
14:01Ich bin keiner, der sie einkasaniert.
14:04Und auf dem Feld gibt es in allererster Linie eine Regel, und das ist Fleiß, Wille, unabdingbarer Wille.
14:13Und drumherum werde ich ihnen nicht vorgeben, was sie zu machen haben.
14:17Wenn der eine eben früh Papa werden will, dann soll er das machen.
14:22Wenn einer sein Leben genießen will, dann soll er das machen.
14:24Mein Ansinnen ist oder meine Ansicht ist, je freier die Menschen sind, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, erfolgreich sein zu können.
14:32Jetzt sind Sie fast fünf Monate beim FC.
14:35Gibt es so eine Lieblingsanekdote, irgendeine schöne Geschichte, die in dieser Zeit passiert ist?
14:39Einige, ne?
14:43Ja, es gibt einige.
14:44Ich merke, Sie müssen erst mal überlegen, welche ich erzähle.
14:46Einige, und dann bin ich schon wieder in dem Moment so kurz am überlegen, darf ich die erzählen oder nicht?
14:52Sie dürfen ja alles erzählen.
14:54Ja, ja.
14:55Dafür ist das Format da.
14:56Eine lustige Anekdote tatsächlich.
15:02Als ich angefangen habe, habe ich mal sicherheitshalber mir selber Fußballschuhe gekauft, weil ich nicht wusste, gibt es hier in Köln Fußballschuhe, ja oder nein?
15:11Und tatsächlich gab es dann keine.
15:14Also ich war happy, dass ich so ein paar Kopper für mich gekauft hatte.
15:20Aber dann bin ich in die Schuhschleuse gegangen, wo dann eben bei uns die Fußballschuhe dann stehen.
15:28Und da gab es für mich noch keine, aber die vom Friedhelm Funkel, die standen.
15:33Und die haben wahrscheinlich nicht gepasst, oder?
15:34Die haben aber nicht gepasst, deswegen konnte ich sie nicht anziehen.
15:38An dieser Stelle Grüße an Friedhelm.
15:39Vielen Dank nochmal für die Arbeit, die zum Aufstieg geführt hat.
15:42Aber trotzdem natürlich auch große Fußstapfen, wenn wir schon da bei dem Thema sind.
15:47Im wahrsten Sinne des Wortes.
15:48Eben, wollte ich gerade sagen.
15:50Bei Ihrer Ankunft in Köln kamen ja viele Vergleiche zu Steffen Baumgart.
15:55Hat Sie das genervt?
15:57Nein, das nervt mich überhaupt nicht.
15:58Das ist von außen betrachtet sicherlich auf der Hand liegend.
16:04Ich glaube dennoch, alle Menschen, die uns beide ein bisschen genauer kennen, werden große Unterschiede feststellen.
16:09Zumindest das, was ich mitbekommen habe.
16:13Ich kann das so gar nicht irgendwie genauer beschreiben, weil ich kenne ihn dafür zu wenig.
16:21Aber die Menschen, wie gesagt, die in Paderborn mit ihm und mir zusammengearbeitet haben, aber auch hier in Köln, sagen, dass es da wohl schon auch Unterschiede gibt.
16:29Worin liegen die?
16:30Wurde Ihnen das gesagt?
16:31Ja, einfach schon auch ein gewisser Umgang, auch der fußballinhaltliche Ansatz.
16:39Wir sind einfach zwei unterschiedliche Menschen, aber von außen, naja, beide emotional und auch, glaube ich, diesbezüglich mit den gleichen Werten ausgestanden.
16:50Dass Hunger und Fleiß das A und O sind und das ist unverhandelbar und ich glaube, das prägt uns beide.
16:59Und was Sie ja auch verbindet, ist Ihre Identifikation mit dem 1. FC Köln nach außen zu tragen.
17:05Das hat Steffen Baumgart recht offensiv auch dann formuliert, hat von Heimat gesprochen.
17:09Sie haben direkt mal bei den Heimspielen das Heimtrikot angezogen.
17:13Haben Sie das auch gemacht, weil Sie wussten, dass es auch gut ankommt?
17:17Ich weiß nicht, ob das so gut angekommen wäre, wenn wir das erste Spiel dann verloren hätten.
17:22Die Idee ist tatsächlich so, das erste Mal entstanden, als das Heimtrikot präsentiert worden ist vor lauter potenziellen oder auch tatsächlichen Sponsoren.
17:36Da wurde das dann vorgestellt, so ein emotionales Video.
17:39Hinzu kam dann eben das schwarze Trikot, welches dann auch nochmal mit einem emotionalen Video dann zwei, drei Wochen später präsentiert worden ist.
17:49Und dann habe ich gesagt, das hat mich so gepackt, dass ich das gerne eben auch so präsentieren wollen würde, mich damit identifizieren wollen würde.
17:58Und so ist die Idee entstanden, nicht, wie das nach außen wirkt, weil das kann ich sowieso nicht beeinflussen.
18:07Und ich glaube, wenn wir dann in Mainz vielleicht 3-0 verloren hätten, hätten die Menschen das anders wahrgenommen.
18:13Aber auch das habe ich voller Überzeugung getan und nicht irgendwie so nach dem Motto, was andere Menschen jetzt über mich denken.
18:22Dass es dann positiv angekommen ist, hat mich gefreut.
18:25Aber jetzt ist es aktuell ein bisschen zu kalt, nur mit dem Trikot da an der Seitenauslinie dann zu stehen.
18:30Warum muss ein Trainer eine Mischung aus Coach und Entertainer sein?
18:34Das muss er nicht, aber das ist meine Überzeugung.
18:36Wir haben es ja gesagt.
18:37Ja, ich kann es gar nicht anders.
18:40Ich glaube, auf der einen Seite musst du halt den Jungs die Wahrheit sagen, auf der anderen Seite ist es so, dass die Welt so schnelllebig ist und du sehr viele Informationen in sehr kurzer Zeit dann auch bekommst.
18:58Und dann ist es, glaube ich, ganz, ganz wichtig, das Spiel mitzugehen, mitzuspielen.
19:05Denn ansonsten verlierst du die Jungs unterwegs.
19:08Und ja, ich habe früher immer besser gelernt, wenn der Chemielehrer trotzdem auch ein cooler Typ war.
19:20Also sind Sie ein cooler Typ.
19:21Das haben Sie jetzt gesagt, aber ich versuche einfach, ja, ich trage mein Herz auf der Zunge und das führt manchmal dazu, dass es mir um die Ohren fliegt.
19:36Aber oftmals habe ich schon auch das Gefühl, dass ich dann Teil der Jungs sein kann, so ein wenig.
19:41Sie nehmen mich dann einfach so mit auf und Sie haben das Gefühl, Sie können sich bei mir frei entfalten.
19:49Also gerade als Person, als Persönlichkeit können Sie so sein, wie Sie sind.
19:53Auf dem Feld gibt es ein paar Vorgaben, aber das ist so.
19:56Und da versuche ich einfach eine gute Mischung zwischen gutem Inhalt, aber eben auch diesem Entertainment zu bewahren.
20:04Denn wir sind ja in einer Showbranche.
20:06Bislang präsentiert sich der 1. FC Köln unter Ihnen ja eigentlich nicht wie ein Aufsteiger, sondern schon eher wie ein etablierter Bundesligist.
20:14Sie stehen sehr solide da.
20:16Was ist denn mit diesem Verein, nicht nur in dieser Saison, sondern vielleicht auch auf Strecke möglich?
20:23Wir spielen um den Klassenerhalt.
20:25Das haben auch die vergangenen Spiele jetzt gezeigt.
20:27Wir hatten einen sehr guten Start.
20:27Das sind unsere Bonuspunkte, die uns erstmal ein gutes Gefühl auch gegeben haben, auch eine gute Überzeugung.
20:38Aber in den letzten Spielen haben wir jetzt nicht mehr ganz so punkten können, denn wir fliegen nicht mehr unter dem Radar.
20:45Ich bin mir recht sicher, dass die Mannschaften, die aktuell hinter uns stehen, eben auch mal zwei, drei Spiele am Stück gewinnen können.
20:50Da ist nämlich alles sehr, sehr eng und wir wollen einfach diesen Puffer, den wir haben, so gut wie möglich verteidigen.
20:59Denn die Mannschaften, die wirklich so vor allem vor uns stehen, so ab Platz sieben, die sind in so einer anderen Liga.
21:08Das merkt man, ich glaube, ab Platz acht aktuell ist alles sehr eng.
21:12Und da gilt es, demütig zu bleiben und in dieser Saison nach Möglichkeit stabil zu bleiben, gar nichts irgendwie mit dem Abstiegskampf zu tun zu haben.
21:24Aber dafür müssen wir in den nächsten Spielen einfach auch wieder ein bisschen besser punkten.
21:29Ich will trotzdem noch auf das Langfristige hinaus.
21:31Sie sind jemand, der auch gerne den Finger in die Wunde legt, intern anspricht, Leute an diesen Stellschrauben müssen wir auch im gesamten Verein noch drehen.
21:38Der FC ist ein Verein mit einer großen Wucht.
21:41Wohin kann es langfristig, wenn diese Stellschrauben so fein justiert werden, dass es auch Lukas Quasenjok gefällt, wo kann es dann hingehen?
21:49Ja, das wissen wir ja alle nicht.
21:52Aber ich glaube, es geht manchmal auch nicht nur um eine Feinjustierung, sondern manchmal musst du wirklich auch die Schrauben komplett austauschen.
22:01Das ist nun mal so, das machen wir im Kader ja auch.
22:05Und ich glaube, dass so ein Verein immer wieder neue externe Reize braucht.
22:11Und das versuche ich einfach jeden Tag vorzuleben.
22:17Und ich glaube, dass es schon auch dazu führen kann, dass wir uns mal in der Bundesliga dauerhaft etablieren und stabilisieren.
22:23Denn die Wahrheit ist, dass der 1. FC Köln seit dem Jahr 92, 93 nur dreimal einstellig in der Bundesliga eingelaufen ist.
22:31Und das Ziel muss ja sein, das einfach etwas öfter zu schaffen in den nächsten zehn Jahren als jetzt nur ein- oder zweimal.
22:44Dafür gilt es, gute Entscheidungen zu treffen und dann aber eben vor allem auch die Kultur innerhalb des Vereins komplett auf Erfolg zu tremmen.
22:53Und da versuche ich, ja, an der einen oder anderen Stelle schon auch den Finger in die Wunde zu legen.
23:01Ja, etablierter Bundesliga heißt in Köln auch schnell schon mal Europa, ne?
23:05Da ist der Unterschied hier nicht so groß.
23:07Alles eine Frage der Perspektive und der Interpretation.
23:11Und ich weiß, dass in Köln die Dinge etwas anders manchmal interpretiert werden.
23:17So, zum Abschluss nochmal zu Ihrer persönlichen Zukunft.
23:19Sie haben ja angekündigt, dass Sie das Ganze nicht ewig machen wollen.
23:22Ich glaube, Sie haben so einen Zeitraum von sechs bis acht Jahren mal abgesteckt.
23:26Was möchten Sie bis zum Ende Ihrer Trainerkarriere noch erreichen?
23:29Ich habe nie mit dem Ziel angefangen als Trainer im Alter von 26, dass ich eines Tages mal in der Bundesliga oder in der Champions League oder wo auch immer trainieren will.
23:41Sondern ich will einfach eine gute gemeinsame Zeit haben und in dem Verein, wo ich bin, etwas auch gestalten können.
23:49Das ist mein Ziel.
23:50Und wenn du, glaube ich, eine gute gemeinsame erfolgreiche Zeit irgendwo hast, dann kannst du eben auch interessant für ein anderes, neues, vielleicht oder vermeintlich besseres Projekt werden.
24:04Und mir geht es immer um Projekte.
24:06Aktuell bin ich hier beim Projekt 1. FC Köln angestellt und das mache ich voller Hingabe, voller Leidenschaft.
24:12Und wir werden sehen, was das nächste Projekt sein wird.
24:15Und ob das in zwei Jahren, in fünf Jahren der Fall sein wird, ob das im In- oder Ausland sein wird, ob in der dritten Liga oder in der Champions League.
24:23Ich habe keine Ahnung.
24:24Ich muss das Gefühl haben, okay, da passe ich hin.
24:26Die haben Bock auf mich.
24:27Ich habe Bock auf dieses Projekt.
24:29Und das muss aber nicht zwangsläufig ein vermeintlich größerer, besserer Verein sein.
24:37Denn so viele bessere Vereine als den 1. FC Köln wird es in der Bundesliga so schnell nicht geben.
24:43Ja, daran merkt man, dass sie ein Profi sind, weil das ist natürlich das perfekte Schlusswort jetzt auch hier für die FC-Fans.
24:49Dann schauen wir mal, wo das Projekt 1. FC Köln und Lukas Quassenjörg hingeht.
24:53Zeigt ja auch, dass sie Interesse daran haben, noch ein bisschen zu bleiben.
24:56Vielen Dank für Ihren Besuch hier in Nürnberg.
24:58Danke für dieses Interview.
25:00Und schreibt ihr doch gerne mal in die Kommentare, wie ihr dieses Interview fandet, wen ihr euch sonst auch wünscht für dieses Format Behind the Kicker.
25:06Und dann sehen wir uns beim nächsten Mal.
25:07Danke euch.
25:07Ciao, ciao.
25:13Ciao, ciao.
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