Schwarzes Gold im Schwarzen Meer

  • vor 9 Jahren
Rumäniens Petro-Branche kämpft um ihre Zukunft: jetzt wird auch in den tiefsten Wassern des Schwarzen Meeres nach Öl und Gas gesucht. Es geht um Rumäniens und Europas Versorgungssicherheit. Denn zumindest für eine Übergangsperiode werden die fossilen Energieträger noch gebraucht. Rumäniens Entdeckungen im Schwarzen Meer könnten Europas Karten im Energie-Poker neu mischen: Vor zwei Jahren stieß OMV Petrom auf ein riesiges Offshore-Gasvorkommen im Schwarzen Meer. In diesem Sommer landete das Unternehmen erneut einen Glückstreffer, Erdöl, diesmal auf dem Kontinentalschelf, Rumäniens größter Ölfund seit zehn Jahren.

“Wir haben soeben wieder was entdeckt”, freut sich Mariana Gheorghe und zeigt ein kleines Fläschchen. Die internationale Top-Managerin steht an der Spitze von OMV Petrom. “Hier ist eine Probe: Das ist Rohöl aus dem Marina-1-Bohrloch. Jetzt sind wir zuversichtlich, dass das Schwarze Meer tatsächlich Potential hat für Europa. Darüber hinaus hegen wir die Hoffnung, dass durch die Entdeckung und Ausbeutung der Gasvorkommen im Schwarzen Meer Rumänien von Gas-Importen unabhängig wird. Und für den Fall, dass die entdeckten Vorkommen umfangreich genug sein sollten, könnte das dazu führen, dass wir auch einen Teil des europäischen Verbrauchs abdecken könnten.”

Noch ist es zu früh, eine endgültige Offshore-Investitionsentscheidung zu treffen. Zwar sind die zwei jüngsten Entdeckungen – Gas in der Tiefsee, Rohöl im flachen Kontinentalsockel Rumäniens – bestätigt und gesichert. Doch um die massiven Investitionen für ein “Erdgas-Tiefseeabenteuer” im Schwarzen Meer anzustoßen, brauchen die Manager und Ingenieure noch mehr Informationen und – idealiter – noch einen zweiten Tiefsee-Großfund. Die laufende Such- und Bohrphase ist bis 2018 ausgelegt, die Förderung des Tiefseegases könnte also frühestens Ende des Jahrzehnts, um 2020 starten.

Im Flachwasserbereich – und nur im Flachwasserbereich – vor der Schwarzmeerküste Rumäniens läuft die Förderung bereits seit einigen Jahren. Insgesamt betreibt OMV Petrom dort sieben Plattformen. Um auf die zentrale Offshore-Plattform zu fliegen, müssen wir zuvor ein spezielles “Hubschrauber-Absturz-Training” absolvieren. Die Wettervorhersage ist schlecht. Und in der Ukraine nebenan sind die Spannungen immer noch hoch.

Auch die Ukraine hatte auf weitere Öl- und Gasfunde in ihren Hoheitsgewässern im Schwarzen Meer gehofft. Rumänien und Ukraine träumten denselben “Traum” vom Tiefsee-Gas. Doch dann annektierte Russland die Krim. Aus der Traum, zumindest in der Ukraine, denn Moskau will die Grenzen im Schwarzen Meer verschieben.

Stundenlang üben wir mit dem Kopf nach unten, aus einem gesunkenen Helikopter zu entkommen, Vorbereitung auf den Ernstfall. “Du musst körperlich und vor allem psychisch fit sein”, meint Chefausbilder Grosu. “Alle Reflexe und Bewegungsabläufe müssen im Kopf abgespeichert sein. Du musst jeden Handgriff kennen, wenn Du unter Wasser aus dem Hubschrauber herauswillst. Wenn Du vorbereitet bist, überlebst Du.”

Tagelang waren die 120 Männer auf der zentralen Petrom-Platform abgeschnitten vom Festland. Dichter Nebel über dem Schwarzen Meer machte Versorgungsflüge per Hubschrauber unmöglich. Dann endlich dreht der Wind – wir bekommen Flugerlaubnis, auch wenn immer noch schwarze Wolken über dem Schwarzen Meer dräuen.

Sein Erdgas produziert Rumänien selbst, weniger als zwanzig Prozent werden aus Russland importiert. Ganz im Gegensatz zu Rumäniens Nachbarländern Bulgarien, Ungarn und Moldawien, deren Abhängigkeit von russischen Gazprom-Lieferungen ist hoch.

Seit der jüngsten Krim-Krise wächst das Misstrauen gegenüber Moskau. In Bukarest aber auch in vielen anderen EU-Hauptstädten hofft man, dass die neuen rumänischen Offshore-Vorkommen die Versorgungssicherheit der Europäischen Union erhöhen könnte, auch wenn der volle Umfang der Vorkommen heute noch nicht präzise bekannt ist.

OMV-Petrom-Manager Selischi, in der Unternehmensführung für das Such- und Fördergeschäft zuständig, zeigt sich jedenfalls entschlossen optimistisch: “Seit zehn Jahren wollen wir Rumänien im Ölgeschäft neu verankern. Dank neuer Fördertechniken sieht unsere Zukunft rosiger aus. Wir können das Schwarze Meer zu einem Netto-Exporteur von Kohlenwasserstoffen nach Europa machen.”

Die Suche im Schwarzen Meer geht weiter. Doch Ölschwemme und niedrige OPEC-Preise könnten die Investitionsentscheidung zum Anzapfen der Tiefwasser-Gasreserven verzögern. Anders als in der Nordsee, muss eine Tiefsee-Offshore-Industrie am Schwarzen Meer erst noch aufgebaut werden, es fehlt an Dienstleistern, an Spezialausrüstung und Zulieferbetrieben und dann ist da auch noch die Bosporus-Brücke, ein echtes Transportproblem für den Fall, dass eine schwimmende Bohrinsel ins Schwarze Meer transportert werden muss. Durch alle diese Faktoren ist das Offshore-Geschäft im Schwarzen Meer sehr viel kostenintensiver als im Golf von Mexiko oder anderen Offshore-Gebieten. Über all dem schwebt die Frage nach der mittelfristige