ICH WEISS NICHT, was Sie am Freitag, dem 7. und Sonntag, dem 9. März gemacht haben. Ich war vor dem Fernseher. Mit Leuten, die ich gern habe und die wie ich Leichtathletik-Fans sind.
An diesem Wochenende gab es nämlich einmal Leichtathletik im TV. Auf Eurosport. Die Hallen-Weltmeisterschaften in Sopot (Pol). Also haben wir uns vor dem Bildschirm versammelt und mitgefiebert. Eigentlich um jemandem ganz bestimmten die Daumen zu drücken. Einer jungen Frau. Einer Schweizerin. Einer 800-m-Läuferin.
Das letzte Mal, als wir sie gesehen haben, war bei der Hallen-SM einige Wochen zuvor. Auch dort war sie alles andere als schlecht. In den Vorläufen lief sie alleine vorne weg, allen davon, in einer euphorischen Halle. Um das Rennen in 2:03 zu beenden! Am nächsten Tag, im Final, war es wieder beeindruckend: Sie liess alle anderen auf der letzten Runde einfach stehen.
Zwei Wochen später waren wir logischerweise sehr aufgeregt, sie wiederzusehen. Diesmal nicht bei der SM, sondern bei der WM. Gegen 17 andere. Um einen der sechs begehrten Finalplätze zu ergattern. Keine leichte Aufgabe… Aber wir glaubten daran. Weil wir sie gern haben, und sie kennen.
Und wir hatten recht. Am Freitag, in den Vorläufen, schlug sie sich besser als irgendjemand zu träumen gewagt hätte. Wirklich. Sie zauberte ein perfektes Rennen auf die Bahn: Mit Lockerheit, taktischem Gespür, Intelligenz und schliesslich Kraft. Um das Ziel vor der Tschechin und der Russin zu erreichen, und auf den letzten Metern sogar noch die Amerikanerin zu überfliegen… Sieg im Vorlauf.
Wahnsinnig! Wir standen ganz perplex vor dem Fernseher, die Hände auf dem Kopf. Dann öffneten wir einen Champagner. Sie selbst bekamen wir nochmals kurz zu sehen, auf dem Hallenboden sitzend, strahlend, mit ungläubigen Augen. Und wir haben es natürlich geliebt, sie so zu sehen.
Gewiss sassen wir am Sonntag wieder zusammen. Beim Final. Diesen hätten wir um nichts auf der Welt verpassen wollen: Der Weltmeisterschaftsfinal über 800 m! Mit unserer Freundin am Start.
Ganz klar, es konnte nicht wieder so gut laufen wie am Freitag. Zu glauben, dass sie mit einer Medaille zurückkäme, wäre doch übertrieben gewesen, oder? Kurz gesagt, nach einem verrückten Rennen, mit etwas weniger Lockerheit, taktischer Intelligenz und schliesslich Kraft, wurde sie… Vierte. Ganz knapp nicht vor der Amerikanerin und zwei anderen, aber dennoch vor der Tschechin und der Ukrainerin, die die glanzvolle Idee hatte, kurz vor der Ziellinie zu stolpern. Das war schlicht wooow!
Wenn wir die Leichtathletik lieben, geht es vor allem darum: uns zu versammeln, mitzufiebern, uns mit und für die Athleten, die wir mögen, zu begeistern. Ohne Arroganz. Ohne Bling-Bling. Unabhängig vom Alter und Niveau. Vom kleinsten Meeting bis hin zu den grössten Meisterschaften, WM, in der Halle, natürlich, aber auch... EM, draussen!